Stoppt den Überwachungsstaat! Jetzt klicken & handeln Willst du auch an der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien:

29 Mai 2010

EINJAEHRIGE AUSBILDUNG Fritten buden BELGIEN

Ein Königreich für die Fritte
Variationen über ein belgisches Nationalgericht
Von Doris Simon; Redakteurin am Mikrofon: Barbara Schmidt-Mattern

Mehr noch als Bier und Pralinen sind Pommes Frites eine typisch belgische Spezialität: Über alle Sprach- und Regionalgrenzen hinweg lieben Flamen und Wallonen, Deutschbelgier und Brüsseler ihre Fritten. Sie sind aus Kartoffeln geschnitten, nicht zu dünn und nicht zu lang, und werden in Rinderfett gebacken. Die belgischen Frites sind vielleicht das einzige gemeinsame Symbol des nationalen Stolzes in einem Land, das ansonsten ganz und gar uneitel ist.

An der Frittenbude ist die Welt für den Belgier noch in Ordnung. Dort lernt man seine Frau kennen, verdaut dort in der Mittagspause den Ärger mit dem Chef. oder isst zu Abend an der fritkot, weil der Kühlschrank zuhause wieder mal leer ist. Für den Belgier ist die Frittenbude Kneipe ums Eck, Schnellimbiss, und Straßenwohnzimmer. Außen cross und innen weich - so zieht die Fritte jeden an, den Anzugträger im Brüsseler Europaviertel genauso wie den Klempner in Antwerpen. Flamen, Wallonen, Brüsseler - , wenn es um die Fritte geht, sind sie plötzlich alle nur eins, nämlich Belgier.

Eine der besten Frittenbuden steht an der Place St. Josse, in einem der ärmeren Viertel von Brüssel. Seit 45 Jahren steht hier Martin Apers hinterm Tresen. Die kleine Portion gibt es bei ihm für 1,75, die große für 2 Euro 25; Saucen kosten extra. Die belgische Stiftung Warentest hat Martin Apers' Friture letztes Jahr zur besten von Brüssel gewählt. Martins Kunden wussten das auch so schon:

"Man sollte kein maulfauler Eigenbrötler sein": Einkehren bei Brüssels beliebtestem Frittenbäcker

Aaah, sie ist außen knusprig und innen zart, sie ist wirklich außergewöhnlich. Ja, ganz ehrlich: von außen sieht diese Frittenbude nach nicht viel aus, aber der Geschmack der Pommes Frites hier, der ist wirklich gut.

Es ist noch nicht mal 12 Uhr mittags, aber über den Platz vor der Kirche im Brüsseler Viertel St. Josse wabert bereits der Duft von Pommes Frites. Stephane, ein zierlicher Mann, Hose und Hemd in gedeckten Beige, Brille mit Metallgestell, hat schon vor der Frittenbude gewartet, bevor Martin Apers überhaupt die Blechtüren aufgeklappt hatte.

Inzwischen steht Stephane nicht mehr allein vor der Frittenbude. Als Friturist Martin die frisch vorgebackenen Fritten zum zweiten Mal ins heiße Fett schüttet, hat sich bereits eine Schlange vor dem Ausgabefenster gebildet. Es ist heiß, 30 Grad sollen es mittags werden, aber das scheint die Stammkunden nicht abzuhalten. Es dauert hier immer ein bisschen, sagt Stephane, und er lächelt glücklich, denn gleich ist er dran. Seit ein paar Monaten kommt er jeden Tag:

Ich hatte schon gehört, dass das der Drei-Sterne-Frittentempel der Stadt ist. Aber ich hatte nie die Gelegenheit, hier mal zu essen, bis das Unternehmen, in dem ich arbeite, ganz in die Nähe gezogen ist. Jetzt esse ich dauernd hier, ja, wirklich gerne.

Drinnen in der Frittenbude ist es ein gutes Stück wärmer als draußen. Daran ändert auch die Kühlung nichts, die über den zwei Fritteusen röhrt. Martin Apers, der mit seinen blonden Haaren, den Jeans und dem weißem T-Shirt deutlich jünger aussieht als 63, ist mitten drin im Frittenbacken: Nach dem pochage, dem Vorbacken, holt er die Fritten mit einer großen Kelle raus aus der linken Fritteuse, wirft sie auf die Stahlblechablage, und kippt sie dann in die rechte Fritteuse. Die fertigen Pommes Frites kommen in eine Blechschüssel, werden einmal kräftig gemischt. Mit zwei Handgriffen rollt Martin Apers aus grauem Papier eine Tüte, füllt Fritten ein, wickelt noch ein paar Lagen Papier herum. Dann hält er die Tüte unter den blechernen Salzstreuer, der an der Wand hängt, klopft zweimal gegen das Blech. Das Salz rieselt, Martin redet mit Stéphane.

Das Reden ist wichtig, sagt Martin, während er aus einem hohen Glas selbstgemachte Mayonnaise in eine kleine Plastikschachtel füllt. Reden ist mindestens so wichtig wie gutes Essen.

Ja, unbedingt, man sollte kein maulfauler Eigenbrötler sein. Man muss das schon mögen, mit den Leuten reden, ihnen zuzuhören. Viele Leute, die hierher kommen, die haben Probleme. Die wollen hier essen, aber auch von ihren Problemen erzählen. Sie hoffen, dass ich ihnen vielleicht einen guten Rat geben kann. Das sind Eltern, die Probleme mit ihren Kindern haben oder Kinder, die Krach mit den Eltern haben. Und weil sie seit eh und je zu mir kommen, da erzählen sie es mir halt eher als anderen.

Seit 45 Jahren steht Martin Apers sechs Tage die Woche in St. Josse und backt Fritten. So wie vor ihm sein Onkel und sein Vater. Vor ein paar Jahren ist er offiziell in Rente gegangen, aber er will nicht aufhören, es macht einfach Spaß, sagt er.

Viele Leute denken zuerst ans Geld, dass man mit einer Frittenbude richtig viel Geld verdienen kann. Das stimmt nicht. Man verdient schon, aber nicht schnell. Und viel arbeiten muss man auch. Wer seinen Beruf liebt, da läuft auch das Geschäft. Nur so geht's.

Und so arbeitet Martin noch ein bisschen weiter, so, wie er immer gearbeitet hat. Seine Fritten schneidet er selber, mit dem 13er Traditionsmesser: das ist die belgische Größe, schön dick, nicht so dünne Stengelchen wie die Tiefkühlfrites oder das, was es im Restaurant auf dem Teller gibt. An einem durchschnittlichen Tag wirft er 70 Kilo Bintje-Kartoffeln in die Friteuse, immer nur in frischem Rinderfett, das er jeden Tag wechselt. Auch wenn sein Lieferant meint, das Fett täte es doch noch ein paar Tage.

Rinderfett verstärkt den Geschmack der Kartoffel. Öle dagegen nehmen der Kartoffel den Geschmack. Öle dominieren zu sehr. Die Deutschen müssten das eigentlich wissen, wo sie die Kartoffeln doch ebenso schätzen wie wir Belgier.

Seine Fleischspieße und Fricandelles bereitet ein Metzger täglich frisch nach Martins Rezept. Die Saucen macht Martin selber, die Feinheiten hat er sich als junger Mann bei einem gelernten Saucier abgeschaut. Martins Kühlschrank hat kein Tiefkühlfach, von den Produkten der großen Marken, die es in fast allen anderen Frittenbuden gibt, hält der 63jährige nichts.

Die Ardenner Spießchen, die die zwei Bauarbeiter wollen, die gibt's bei Martin nicht. Er erklärt es ihnen, und bietet ihnen statt dessen seine hausgemachten Fricandelles an. Die Arbeiter sind zufrieden. Die Schlange vor der Martins Bude wird immer länger: Anzugträger, Studenten, zwei alte Frauen und ein alter Mann, ein Polizist.

Meine Kundschaft ist bunt zusammengewürfelt. Ein paar belgische Senatoren essen hier regelmäßig, und Botschafter kommen auch vorbei. Wobei die öfter den Chauffeur schicken, der muss die Portion dann holen. Ja klar, warum nicht? Die mögen doch auch Fritten!

Jetzt sind Jeannine und Francis dran, langjährige Stammkunden von Martin. Sie ist eine kräftige Frau Mitte achtzig in einem geblümten Sommerkleid, die große Handtasche fest unter den Arm geklemmt. Ihr Mann Francis hat ein weiches Gesicht und ist etwas jünger. Spätestens bei der Bestellung der Saucen wird klar, wer in dieser Ehe das Sagen hat:

Zwei Saucen! - Eine, das reicht doch. - Nein, zwei, sonst nimmst du dir wieder von meiner. Du brauchst mich gar nicht so anzusehen!

Jeannine und Francis kommen schon seit 35 Jahren an die Frittenbude von Martin Apers. Jeannine, selber Tochter von Kartoffelbauern, schwört auf seine Fritten:

Ich sage Ihnen, solche einfachen Frittenbuden machen die besten Fritten. Selbst wenn Sie zuhause Pommes Frites backen, das schmeckt nie so gut wie hier. Die benutzen besondere Fette, aber ich darf das nicht weitersagen, das ist ein Geheimnis.

Martin Apers lächelt, als das alte Ehepaar laut diskutierend mit seinem grauen Päckchen abzieht. Zwei Portionen Fritten und zwei Saucen, so, wie Jeannine es wollte.

Fastfoodketten sind die natürlichen Feinde der belgischen Frittenbude, obwohl die eine viel längere Tradition hat. Im 19. Jahrhundert entstanden, waren die fritkots zuerst auf Jahrmärkten zu finden. International machten die Fritten später Karriere als "French Fries" - also französische Pommes. Diese Bezeichnung ist vermutlich während des Ersten Weltkriegs entstanden, als Soldaten aus Übersee in West-Flandern landeten, und dort auf eine belgische Armee trafen, die damals ausschließlich französisch sprach. Also erklärten die Amerikaner die Pommes kurzerhand zur französischen Fritte. Ihr eigentlicher Siegeszug begann aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis heute ist der Belgier beim Thema Fritten konservativ. Als Behältnis am besten eine Papiertüte, als Esshilfe am besten Holzgäbelchen, und im übrigen sollte keine Fritte dicker als zehn Millimeter sein. Neumodisch gesägte oder gar dreieckige Fritten haben sich am Markt jedenfalls nicht durchsetzen können.

Weil die Fritte nun einmal ihre eigene Kulturgeschichte hat, interessiert sich Paul Ilegems für sie. Eigentlich ist Ilegems Dozent für zeitgenössische Kunst an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen - vor allem aber ist er seit bald einem Vierteljahrhundert Belgiens "Frittenpapst".

Die Frittenbude als Einheit stiftendes Nationalsymbol: Besuch bei Paul Ilegems, Kunstdozent und Belgiens "Frittenpapst"

12 mittags, Hochbetrieb in Antwerpens beliebter Frittenbude Frietkot Max, die im Erdgeschoss eines dreihundert Jahre alten Hauses am Groeiplaats untergebracht ist.

Anfangs fanden das viele total verrückt. Ich war eigentlich ein wandelnder Belgierwitz, weil ich mich für Fritten interessierte. Jeder fand das lächerlich.
Es war 1981, da wurde die Sache mit den Pommes Frites auffällig. Paul Ilegems war gerade Dozent an der Kunsthochschule geworden, Fachgebiet Zeitgenössische Kunst, die Freunde gratulierten, schöne Aufgabe. Aber ihn trieb ganz anderes um: Er hatte gerade sein erstes Buch veröffentlicht. Es war ein Gedichtband, und der Titel lautete: "Frieten bakken". Es sollte nicht sein letztes Buch zum Thema bleiben, denn noch im selben Jahr rief Paul Ilegems eine Sammlung ins Leben, die den Ruf des Kunstprofessors als Belgiens Frittenpapst begründete: Das Frietkotmuseum oder: Frittenbudenmuseum.

Aber als ich mit dem Sammeln anfing und eine Ausstellung aufbaute, die in mehreren Städten gezeigt wurde und die sehr erfolgreich war, da brachte man mir doch etwas mehr Respekt entgegen. Dann habe ich mit dem Bücherschreiben begonnen, vier habe ich inzwischen über die Frittenkultur veröffentlicht. Ich finde, es sind ganz unterhaltsame Bücher geworden, auch weil viele schöne Fotos von Frittenbuden aus meinem Archiv darin abgebildet sind....

Paul Ilegems schaut in die Sonne und streckt seine langen Beine unter dem grünen Plastiktischchen aus. Neben und vor dem großen, schlanken Mann mit den grauen Haaren sitzen Leute jeden Alters und essen Pommes Frites, Frikadellen und Würstchen. Hinter ihm stehen ein gutes Dutzend Männer und Frauen an der Theke, die auch etwas zu essen wollen. Frietkot Max ist eine traditionsreiche Frittenbude direkt am Antwerpener Groeiplatz, und, dem Andrang nach zu urteilen, eine ziemliche Goldgrube. Paul Ilegems nickt:

Frittenbuden sind eine kleine Maßeinheit in der belgischen Wirtschaft, sehr klein, man muss nicht groß investieren, um eine Frittenbude aufzumachen. Mit einem bescheidenen Budget kann man hier selbstständiger Unternehmer werden und vielleicht auch sehr viel Geld verdienen - wenn man sich anstrengt, gute Fritten macht und einen guten Standort hat, dann kann so eine Bude sehr rentabel werden, unbedingt. Da wird gutes Geld verdient.

Im Stockwerk über den Friteusen und der Mikrowelle ist Paul Ilegems ganzer Stolz untergekommen: Sein Frittenbudenmuseum. Vier mal vier Meter hat der Raum: Dort kann jeder an einem Tischchen seine mitgebrachten Frites essen und dabei die jüngste Ausstellung an den Wänden bewundern. Derzeit hängen dort Hüllen von Platten und CDs, die sich alle mit Pommes Frites beschäftigen: französische Chansons über das seltsame Nachbarland Belgien, wo es die Fritten gibt, oder vollbusige niederländische Schlagersängerinnen, die laut Plattenhülle jeden Tag Friet met Mayonnaise essen, bis hin zu gesungenen Belgierwitzen auf LP.

Tja, es ist eine kuriose Sammlung von Plattenhüllen, auf denen Pommes Frites thematisiert werden. Deshalb heißt die Ausstellung auch "Die singende Fritte".

Weil das Museum so klein ist, liegen die meisten Bestände in Kisten zuhause bei Ilegems oder sind unterwegs in Wanderausstellungen. Im Ausland sind seine Frittenausstellungen fast so beliebt wie das Produkt selber, erzählt Paul Ilegems stolz:

Belgien gilt als DAS Frittenland, dort, so heißt es, sind die Fritten am leckersten. Es ist auch das Land, wo man am meisten Frittenbuden findet: In den Dörfern, entlang der Straßen, oft sieht man an völlig unerwarteter Stelle plötzlich eine Frittenbude. Das ist typisch belgisch, diese Verbreitung der Frittenbuden entlang der Straßen bis ins kleinste Dorf. Und das ist seit langem so, denn Belgien hat eine lange Frittenbudenkultur: Die ersten entstanden bereits um 1830, da war das Königreich Belgien gerade gegründet worden. Die Frittenbude ist also genauso alt wie Belgien.

Belgien als das erste Land der Welt, das gleich mit einer Frittenbude zur Welt kam - das könnte von Paul Ilegems stammen. Wenn er anfängt, über sein Lieblingsthema zu sprechen, dann hört er so schnell nicht mehr auf. Links und rechts von ihm essen die Leute im raschen Wechsel und gehen, die Tische sind rasend begehrt. Paul Ilegems ist die Ruhe selbst, er hängt sein Jacket über die Stuhllehne und erzählt weiter. Er ist übrigens der einzige, der keine Pommes Frites isst. Vielleicht später, sagt er. Jetzt geht es ihm um die nationale Dimension der belgischen Frittenbude:

Die Frittenbude ist ein Symbol der Einheit unseres Landes, ein Symbol Belgiens- das einzige Symbol der Einheit Belgiens. Denn unser Land ist ja ein zersplittertes Land, ein föderaler Staat mit der Flämischen und der französischen Gemeinschaft und Brüssel, das ein eigenes Statut hat. Das Einzige, das Flamen, Wallonen und auch deutschsprachige Belgier wirklich verbindet, das ist die Frittenbude.

Sechs Bücher hat Paul Ilegems den belgischen Fritten gewidmet und ihrer einzig wahren Heimat, der Frittenbude. Er hat als Erster belgische Frittenbuden als Kunstobjekte untersucht, und sie nach ihrer Architektur geordnet:

Früher war die Frittenbude viel improvisierter, anarchistischer. Es gab keine Vorschriften, jeder tat, wozu er Lust hatte, echt belgisch, wirklich hundertprozentig belgisch. In der Folge wurden Fritten gebacken in alten Bussen, die mit ein paar Handgriffen umgebaut wurden, oder in alten Campingwagen, manchmal baute sich der Besitzer seine Bude auch selber, aus irgendwelchem billigen Material , das waren dann die Baracken: Nicht fest, nicht stabil und nicht wirklich hygienisch- das alles gabs eben früher. Diese anarchistische Atmosphäre findet man immer seltener, die Frittenbude ist sozusagen luxuriöser geworden.

Der Belgier liebt nur Regeln, die er bei Bedarf neu erfinden kann - hat ein Zeitungsreporter einmal festgehalten. So gelten früher oft ohne Baugenehmigung aufgestellte Frittenbuden zwar einerseits noch immer als Hort der Anarchie - beim Frittenbacken selbst gibt es indes ein strenges Reglement. Fritte ist nicht gleich Fritte. Das geht los mit der Kartoffelsorte - besonders gut eignen sich zum Beispiel "Desirée" oder "Bintje". Wichtig außerdem: Die belgische Fritte wird nicht ein-, sondern zweimal gebacken. Das verhindert das Austrocknen von innen, und das Anbrennen von außen. Beim ersten Fritiervorgang bleiben die Streifen so lange im Fett, bis sie anfangen zu "singen", das heißt, an der Oberfläche zu brodeln.

Über 5000 Frittenbuden gibt es in dem kleinen Land Belgien, stellte man sie alle nebeneinander, würden sie 3052 Fußballfelder bedecken. Außen gerne fettbesprenkelt, innen eher karg, ist in den Frittenbuden gerade mal genug Platz, um sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, nämlich gute Fritten zu backen. Alle Vorarbeit übernehmen Leute wie Vincent Despriet. Sein Betrieb steht in Seraing, einer kleinen Nachbarstadt von Lüttich. Im Hauptbetrieb mit zwei weiteren Niederlassungen und 35 Angestellten macht Despriet aus Bintjes-Kartoffeln rohe Pommes Frites, sechs Tage in der Woche, und jeder Tag beginnt für seine Leute schon zu nachtschlafender Zeit:

Alles rund um die Fritte: Im Kartoffelschälbetrieb von Vincent Despriet

Drei Uhr nachts in Seraing. Hinter einer meterhohen Mauer breitet sich ein endloses Gewirr von Türmen, Leitungen und Hallen aus. Das ist Cockerill, ein Dinosaurier, das heruntergekommene Stahlwerk von Seraing. Genau gegenüber liegt die schlichte Halle mit der Kartoffelverarbeitung von Vincent Despriet. Sie wirkt vor der Kulisse des sterbenden Stahlgiganten beinah unanständig frisch und modern. Nur der Lärm ist hier fast so laut wie gegenüber.

Die Kartoffelschälmaschine dröhnt bis in die hinterste Ecke der langgestreckten Fabrikhalle. Aber Angelo trägt keine Ohrschützer. Der untersetzte 44jährige mit dem kräftigen Bäuchlein unterm Hemd winkt auf Nachfrage nur ab. Angelo ist Fahrer. Er bereitet gerade die Lieferung für eine Frittenbude in Lüttich vor: Er wickelt von unten nach oben große Bahnen Plastikfolie um eine Palette, auf der Pommes Frites in zehn Kilo-Säcken liegen- frisch geschält und geschnitten vom Krachmacher neben ihm und dann automatisch vakuumverpackt. Auf einer anderen Palette stellt Angelo Eimer und Flaschen mit Fritierfett zusammen, Plastiktöpfe- und Kanister mit Pommes-Frites-Saucen, Aufbackbrötchen und Getränke.

Jetzt warte ich darauf, dass die Magazin-Arbeiter das Tiefkühlabteil meines Lasters auffüllen, dann belade ich den Rest.

Angelo stammt wie viele Belgier in der Lütticher Gegend aus einer italienischstämmigen Familie. Doch mit Fritten kennt er sich besser aus als mit Nudeln:

Ich hab' als Junge angefangen in der Frittenbude meines späteren Schwiegervaters, ohne Vorkenntnisse, da habe ich jahrelang gearbeitet. Also richtig von der Pike auf gelernt, nicht nur auf dem Papier!

Im Frittengewerbe hat sich in den letzten vierzig Jahren einiges verändert, erzählt Firmenchef Vincent Despriet. Er ist ein großer, jungenhafter Mann in Jeans und Turnschuhen. Während er die Schneidemaschine für die Pommes Frites kontrolliert, reibt er sich immer wieder die leicht geröteten Augen. Wie seine Arbeiter ist auch Despriet jeden Morgen um drei Uhr im Betrieb:

Als mein Vater vor vierzig Jahren hier anfing, da schälten wir keine Kartoffeln. Wir kauften damals Kartoffeln beim Bauern und verkauften sie dann in 3 oder 5 Kilo-Säcken an die Frittenbudenbesitzer weiter. Das mit dem Schälen der Kartoffeln ging erst Ende der Siebziger langsam los, damals schnitt noch jeder seine Kartoffeln selber. Heutzutage macht eigentlich kein Frittenbudenbesitzer seine Pommes Frites noch selber aus Kartoffeln, alle kaufen frittierfertige Fritten. Eine ganz andere Mentalität!

Darauf hat sich Vincent Despriet eingestellt. Als er den Betrieb von seinen Eltern übernahm, hat er sich erst mal verschuldet und kräftig in moderne Maschinen investiert: Unter anderem in die vollautomatische Anlage, die Kartoffeln schält, wäscht, in Pommes Frites schneidet und sie anschließend vakuumverpackt.

Es liegt aber nicht nur an den Investitionen, dass aus dem braven Kartoffelan- und verkauf der Eltern Despriet inzwischen ein Grossist in Sachen Pommes Frites geworden ist, der sich erfolgreich zwischen den großen Marktführern hält. Wir machen das, was unsere Kunden wollen, so lautet Vincent Despriets Mantra.

Unser Ziel ist es, alles rund um die Fritte zu bieten. Jede Frittenbude muss mit jeglicher Ware, die sie braucht, von uns beliefert werden können. Das ist unser Geschäftsprinzip, und danach richtet sich unser Lager, alles von A bis Z muss lieferbar sein. Wir haben selbst Heftpflaster und Alleskleber, falls jemand das will. Wir müssen unseren Kunden alles bieten können. .

Dementsprechend groß ist das Sortiment im Magazin und im Tiefkühlraum: Hier lagern Tausende von Fleischsnacks, Regale mit Dutzenden verschiedener Sorten Fritierfett, 150 bis 200 Sorten Saucen - das weiß der Chef selber nicht genau- und ein ganzer Gang voller Getränke, von der Sojamilch bis zum Wein. Kartons mit Servietten reihen sich an Plastikverpackungen mit Bechern, Pappgeschirr und Kaffeeplätzchen - alles doppelt und dreifach, von verschiedenen Herstellern. Der Kunde will es so.

In einer Ecke liegen ein paar braune Plastikbeutel: Tiefkühlfrites, aus Kartoffelmehl gepresst. Wie kommen die in einen Betrieb, der von frischen Kartoffel-Fritten lebt? Fahrer Angelo verdreht die Augen:

Das ist niederländische Ware, Tiefkühlfritten, vorgebacken- einfach ungenießbar. Am liebsten würde ich die wegwerfen, aber es gibt einen Kunden, der will die, da ist nichts zu machen, da müssen wir liefern.

Es zählt, was der Kunde will. Deshalb können Frittenbudenbesitzer bis morgens um zwei ihre Bestellung für den Tag abgeben. Ehefrau und Schwester des Chefs tippen die Bestellungen und geben sie dann an die Fahrer weiter.

Inzwischen sind auch die Arbeiter mit den Bestellungen aus dem Tiefkühlabteil in die Halle gekommen. Mit dem Gabelstapler fahren sie die Paletten zum Laster: Für jede Frittenbude eine eigene Palette, damit es beim Ausladen schneller geht.

Es ist vier Uhr morgens geworden. Fahrer Angelo wird sich gleich in die Fahrerkabine seines weißen Lasters schwingen. Die nächsten sechs Stunden ist er dann von Frittenbude zu Frittenbude unterwegs. Ein ziemlich einsamer Job:

Die Besitzer sind um diese Zeit nicht da. Also schließe ich auf und räume die Ware ein, die Tiefkühlsachen gleich in die Kühltruhe, die empfindlichen Produkte in den Kühlschrank und den Rest in die Regale. Wenn der Besitzer um 10 Uhr morgens kommt, ist er zufrieden, denn seine Bestellung ist eingeräumt und er kann loslegen. Wenn ich jetzt fahre, dann habe ich sicher 30 Schlüssel dabei.

Ja, ich weiß schon, dass das ein Vermögen wert ist. Aber so ist das halt. Wir wollen früh anfangen, damit wir früh fertig sind und niemanden bei der Arbeit stören. Da gibt's auch keine Probleme mit dem Verkehr, aber dafür brauchen wir die Schlüssel. Das erklären wir in aller Ruhe unseren Kunden, und die geben uns dann auch die Schlüssel. So ist jeder zufrieden und es ist für alle besser so!

16 Jahre arbeitet Angelo schon für die Despriets, und die Arbeit macht ihm immer noch Spaß. Dass er früh aufstehen muss, stört ihn nicht, im Gegenteil. So kann er tagsüber miterleben, wie seine Kinder groß werden. Wenn sein Rücken mitmacht, dann möchte Angelo bis zur Rente weiter Fritten ausfahren. Und dabei nach jeder Tour irgendwo schnell noch eine Portion mit Sauce Andalouse und Frikadelle essen. Gute Adressen kennt er ja genug:

Auf unsere Fritten sind wir Belgier stolz. Hier gibt es wirklich gute Fritten. Ob man nach Frankreich kommt oder anderswohin, wenn von Fritten die Rede ist, dann meinen sie: belgische Fritten.

Unsere Stadt soll schöner werden - dieser Ehrgeiz hat auch belgische Städteplaner erfasst. So genanntes City-Marketing soll mehr Besucher in die Städte locken, und vertreibt doch die eigenen Bürger. Denn die kommen wegen der Fritten. Nun gilt aber die klassische Frittenbude nicht unbedingt als ästhetisch, und so herrscht seit einiger Zeit Alarmstimmung hinter manchen Friteusen. Was nicht schön ist, soll weg, weshalb viele Frittenbuden dran glauben mussten in den letzten Jahren. Entweder zu hässlich, zu unhygienisch, oder zu verkehrsbehindernd - die Ordnungshüter haben der Anarchie des belgischen Frittenwesens den Kampf angesagt: Von einem Feldzug gegen die Frittenbuden ist schon die Rede. Dabei ist gerade das individuell und manchmal schief in die Gegend gebaute Büdchen oder Haus irgendwie ein Teil belgischen Kulturguts. Anders gesagt: An der Frittenbude fühlt der Belgier sich zu Hause.

27 Mai 2010

GAZA HILFE news

Gaza-Hilfe verspätet sich Print E-mail
Published by junge Welt
Wednesday, 26 May 2010

Karin Leukefeld
Schiffe sollen Freitag Palästinenser erreichen
Schriftsteller Mankell beteiligt sich an Solidaritätsaktion

Rund 600 Passagiere aus 50 Ländern sind seit dem Wochenende mit acht Schiffen unterwegs, um tonnenweise Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Doch die Fahrt der »Freiheitsflotte« der internationalen Kampagne »Free Gaza« verzögert sich. Die Schiffe werden wohl erst am Freitag vor der palästinensischen Küste eintreffen. »Die (israelische) Marine soll sich bereits intensiv auf unser Kommen vorbereiten, um uns den Zugang nach Gaza zu versperren«, schreiben der emeritierte Völkerrechtsprofessor Norman Paech und Matthias Jochheim, Vertreter der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), in einem gemeinsamen Internettagebuch. Beide gehören zu einer kleinen Gruppe aus Deutschland, die an der Schiffsreise nach Gaza teilnimmt.

Im Team der schwedischen Organisation »Ship to Gaza« reist auch der Schriftsteller Henning Mankell mit. Er sehe »erschreckend viele Parallelen« zwischen Südafrika unter der Apartheid und dem Konflikt im Mittleren Osten. »Solidarität«, so Mankell in einem Interview, »bedeutet handeln, nicht nur Worte.« Für ihn sei es »eine Selbstverständlichkeit«, den Einwohnern von Gaza zu zeigen, daß sie nicht vergessen sind. Seit 2007 wird der Gazastreifen von Israel abgeriegelt, nach dem Krieg 2008/2009 verhinderte Israel auch die Lieferung notwendiger Baumaterialien.

»Wünscht uns alles Gute!« Dieser Bitte von »Free Gaza« auf der Internetseite www.witnessgaza.com ist u.a. der UN-Beauftragte für die Menschenrechte der Palästinenser in den besetzten Gebieten, Richard Falk, nachgekommen. Er bringt seine »größte Bewunderung« für die »mutigen Bürger der Welt« zum Ausdruck, die gegen die »verbrecherische Blockade« vorgehen. »Nicht Regierungen oder die Vereinten Nationen« hätten bisher etwas gegen die Blockade unternommen, »sondern Menschen mit Verantwortungsgefühl«. John Ging, Leiter der UN-Hilfe für palästinensische Flüchtlinge erklärt, es sei Zeit, daß »die internationale Gemeinschaft Hilfe auf dem Seeweg (für Gaza) unterstützt, so wie sie es in Haiti getan hat«.

Die israelische Friedensorganisation »Gush Shalom« fordert derweil ihre Regierung auf, die Schiffe mit der humanitären Hilfe passieren zu lassen. Es sei Zeit, »die Belagerung aufzuheben und den Einwohnern von Gaza den Kontakt mit dem Rest der Welt zu ermöglichen«.

24 Mai 2010

Bio Tomaten OK - Neue Gifte KOBINATIONEN

12. Mai 2010, 13:03 Uhr

Untersuchung von Greenpeace: Pestizid-Belastung von Tomaten sinkt

Die gute Nachricht: Die gesetzlichen Höchstwerte für Pestizide werden bei Tomaten offenbar eingehalten - ein positiver Trend, meint Greenpeace nach einer eigenen Untersuchung. Die schlechte: Im Gemüse finden sich immer mehr verschiedene Pflanzenschutzmittel.

Greenpeace, Pestizide, Pflanzenschutzmittel, Tomaten, Pestizid, Strauchtomaten, Cherrytomaten, Pestizid-Belastung, Lebensmittel, Gemüse

Fast jede getestete Tomate enthielt Pestizide - aber das immerhin innerhalb der Grenzwerte© Colourbox

Cherry- und Strauchtomaten sind laut einer Greenpeace-Untersuchung weniger mit Pestiziden belastet als in den Vorjahren. Keine der 52 Proben aus konventionellem Anbau habe die gesetzlichen Höchstwerte überschritten, teilt die Umweltschutzorganisation mit. Seit 2009 sei damit ein positiver Trend erkennbar. Die Tomaten stammten aus Supermärkten und Discountern.

"Die Belastung mit Pestiziden lässt sich offenbar deutlich stärker senken, als Industrie und Produzenten noch vor fünf Jahren behaupteten", sagt Greenpeace Chemie-Experte Manfred Santen.

Allerdings sei die Zahl der konventionellen Tomaten gesunken, die gänzlich unbelastet sind. Das beauftragte Labor habe in fast allen Proben Rückstände gefunden, wenn auch meist in geringer Konzentration, betont Santen. In den Vorjahren hätten 30 Prozent der Tomaten keine Pestizide enthalten, jetzt seien es nur 3,4 Prozent.


Bio-Tomaten kaum belastet

Besorgniserregend sei die Vielzahl verschiedener Pestizide pro Tomatenprobe. Zunehmend würden mehrere Pestizide eingesetzt, um die Höchstmenge bei einem einzigen Stoff nicht zu überschreiten. Eine einzige Tomate enthalte zum Teil bis zu elf verschiedene Pestiziden. "Das sind zu viele. Hier müssen die Hersteller noch einiges tun", fordert Santen. Bio-Tomaten seien dagegen kaum belastet.

Greenpeace-Mitarbeiter kauften für die Studie im März in Berlin, Hamburg, im Raum Bonn, in der Region Frankfurt am Main, in Leipzig und München ingesamt 61 Tomatenproben. Eingekauft wurden diese in Supermärkten von Aldi, Edeka, Lidl, Metro, Rewe und Tengelmann/Kaiser's. Die Proben überprüfte ein für die Untersuchung von Pestizidrückständen in Lebensmitteln zertifiziertes Labor auf über 350 verschiedene Rückstände. Auffällige Befunde überprüfte ein zweites Labor.

TOBIN TAX - Frankfurter Rundschau

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?em_cnt=2634702&em_src=931490&em_ivw=fr_wirstart

Rettung des Euro

Neue Chance für Finanztransaktionssteuer

Von Markus Sievers

Berlin. Durch das große Euro-Rettungspaket bekommt die Finanztransaktionssteuer eine neue Chance. Führende Unionspolitiker sprachen sich am Dienstag für eine solche Tobin-Tax aus. Es wäre die nächste Kehrtwende, nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dieses Instrument erst gefordert und dann verworfen hatte. Doch am Sonntag beschloss der EU-Ministerrat, eine globale Einführung dieser Steuer zu prüfen.

In jedem Fall wollen alle Fraktionen in den parlamentarischen Beratungen durchsetzen, dass sich die Finanzbranche in der ein oder anderen Form stärker an den Kosten der Krise beteiligen muss. Am Vormittag hatte das Bundeskabinett den Gesetzesentwurf gebilligt, der die deutsche Beteiligung an dem 750 Milliarden Euro teuren Schutzschirm für kränkelnde Euro-Länder regelt. Am Nachmittag wurde nach Angaben von Teilnehmern sowohl in den Fraktionssitzungen von Union als auch der FDP deutliche Kritik daran laut, dass wieder allein die Steuerzahler haften sollen.

Erst kippen Banken - dann wackelt die Wirtschaft. Nun muss der Staat helfen. Reden Sie mit über Wege aus der Krise

"Wir wollen ganz klar eine Beteiligung der Finanzmärkte und auch derjenigen, die Verantwortung tragen", sagte Unions-Fraktionschef Volker Kauder. Seine Fraktion wolle über eine Finanztransaktionssteuer debattieren, die Merkel vergangene Woche in ihrer Regierungserklärung abgelehnt hatte. Noch deutlicher wurde die CSU. "Wir glauben, dass eine Finanzmarkt-Transaktionssteuer eine der Möglichkeiten ist, den Risikohunger der internationalen Spekulanten zu hemmen", sagte CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich. Auch CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt äußerte sich positiv über diese Steuer. Allerdings ist dies keineswegs Konsens in der Union. So wies Fraktionsvize Michael Meister auf die Bedenken des Internationalen Währungsfonds hin. Die FDP bekräftigte ihr Nein.

Dennoch gewinnt das Thema an Fahrt. Denn diese Steuer auf kurzfristige Finanzgeschäfte könnte nicht nur dazu dienen, Spekulanten zu stoppen und dem Staat Einnahmen zu verschaffen. Ein solcher Vorstoß böte der Koalition auch politische Vorteile. Denn dann könnte beziehungsweise müsste die SPD anders als beim Griechenland-Paket im Bundestag dem unpopulären Gesetz zustimmen. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann deutete an, dass seine Fraktion das schwarz-gelbe Gesetz mittragen könne. Voraussetzung sei allerdings, dass die Transaktionssteuer komme.

Laut Kabinettsbeschluss wird Deutschland Garantien bis zu 147,6 Milliarden Euro für Kredite an strauchelnde Euro-Länder wie Spanien oder Portugal übernehmen. Zunächst einmal liegt der Deckel zwar bei 123 Milliarden Euro. Doch da viele Euro-Staaten selbst in großen Schwierigkeiten stecken, können sich nicht alle an einer möglichen Unterstützung für die besonders Schwachen beteiligen. Für den wahrscheinlichen Fall, dass einzelne Nationen ausscheren, sieht das Gesetz eine Ausweitung des deutschen Beitrages vor.

Neue Nahrung bekamen die Spekulationen über eine bevorstehende Ablösung von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Wieder fehlte er gestern aus gesundheitlichen Gründen und verpasste auch diese wichtige Kabinettssitzung. Regierungssprecher beteuerten, Schäuble werde weitermachen und nächste Woche ins Amt zurückkehren.


============

Berlin/Frankfurt - Die Euphorie hielt nur 24 Stunden: So lange durften sich Anleger, Banker und europäische Finanzminister über das Kursfeuerwerk nach Bekanntgabe des 500-Milliarden-Euro-Pakets der Euro-Länder und angebliche 250 Milliarden Euro des Internationalen Währungsfonds für in Not geratende Euro-Länder freuen.

Am Dienstag kehrte die Ernüchterung zurück: Die Börse in Tokio fiel um gut ein Prozent, Singapur um fast zwei, und in Frankfurt gab der Dax zeitweise gut ein Prozent nach. Auch an der Wall Street ging es erst mal wieder nach unten - nicht nur für Aktien, sondern auch für den Euro. Europas Währung fiel um fast ein Prozent und wurde mit unter 1,27 zum Dollar niedriger gehandelt als vor Bekanntgabe des Hilfspakets.

Auch wenn sich die Kurse wieder etwas erholten - eine Rolle für die zurückgekehrte Nervosität an den Märkten spielte, dass der Internationale Währungsfonds Luft aus der Ankündigung der Europäer ließ, er werde Euro-Ländern mit 250 Mrd. Euro beispringen. "Wir haben nie 250 gesagt ... Wir sind keinerlei pauschale Verpflichtung eingegangen", sagte in Washington IWF-Vizedirektor John Lipsky bei einer Konferenzschaltung mit Journalisten. Stattdessen werde der IWF über Hilfen für jedes Land im Rahmen seines normalen Vorgehens entscheiden. Und in Brüssel bekräftigte der für die Griechenland-Rettung und andere Feuerwehreinsätze in Europa zuständige Direktor der Europa-Abteilung des IWF, Marek Belka, der von den Euro-Ländern verkündete Kreditrahmen allein sei "keine Langzeitlösung".

Und so kehrten nicht nur fallende Kurse zurück, sondern auch die Frage, was Europa tun muss, um seine Finanzen dauerhaft wieder auf eine solide Grundlage zu stellen und den Euro zu stabilisieren.

Die wichtigsten Maßnahmen zur Sanierung der Euro-Zone bestehen dem Internationalen Währungsfonds zufolge in glaubwürdigen Schritten zur Verringerung von Haushaltsdefiziten und folgendem Schuldenabbau, der Schaffung wirksamer Kriseninstrumente und Sanktionsmechanismen und überfälligen Reformen: von einer Bankenreform bis zu Einschnitten bei immer kostspieligeren Renten- und Gesundheitssystemen.

Am wichtigsten sei der Schuldenabbau, urteilt der IWF in seinem am Dienstag veröffentlichten Wirtschaftsausblick für Europa. "Die Alarmsignale zu öffentlichen Schulden blinken." Bereits angekündigte Sparmaßnahmen blieben oft hinter den notwendigen Einschnitten zurück. "Für Länder mit niedriger fiskalischer Glaubwürdigkeit ist unverzügliche Konsolidierung ein Muss." Das gilt natürlich in erster Linie für Griechenland. Doch auch die ebenfalls hoch verschuldeten Euro-Länder "Irland, Portugal und Spanien ... müssen bestehende Konsolidierungspläne auch durchsetzen". Generell müssten allerdings alle Euro-Länder "ein glaubwürdiges Engagement zu fiskalischer Konsolidierung eingehen" - im Klartext heißt das: sparen.

Dass zunächst Madrids und Lissabons künftiger Wille zum Sparen so in den Mittelpunkt rückt, liegt auch daran, dass er dort bisher kaum vorhanden war. Noch in der vergangenen Woche versicherte Spaniens Premier José Luis Zapatero nach einem Treffen mit Oppositionsführer Mariano Rajoy, es werde in Spanien keine "drastischen" Ausgabenkürzungen geben, um die zarte wirtschaftliche Erholung nicht zu gefährden. Spanien plante für dieses Jahr mit einem Haushaltsdefizit von 9,3 Prozent, für 2011 mit 6,5 Prozent. Spätestens bis zum Wochenende müssen Spanien und Portugal den Finanzministerkollegen der Euro-Länder detailliert berichten. Nicht nur beider Defizitwerte sind immer noch sehr hoch - die Annahmen beruhen auch noch auf überaus rosigen Prognosen zum Wirtschaftswachstum.

Schuldenberge gar nicht erst entstehen zu lassen, war einst das Ziel des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Er schrieb ein maximales Haushaltsdefizit von drei Prozent vor, die Gesamtverschuldung sollte nicht 60 Prozent der Wirtschaftsleistung übersteigen. Doch Deutschland und Frankreich höhlten die Regel 2003 aus, kein Schuldensünder musste jemals die im Vertrag festgelegten Strafen zahlen. Nun steht Europa blank da - und noch viel schlechter als vorher: "Die Euro-Länder haben jetzt noch weniger Druck als zuvor, das eigene Haus in Ordnung zu bringen. Denn jetzt weiß jedes Land, dass es einen Rettungsschirm gibt, der aufgespannt wird, wenn es schiefgeht", sagt Dennis Snower, der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel. "Deshalb ist es jetzt noch wichtiger als zuvor, einen Mechanismus zu schaffen, mit dem der Wachstums- und Stabilitätspakt durchgesetzt werden kann."

Vorschläge gibt es dazu reichlich. Snower fordert beispielsweise eine Schuldenkommission, die auf europäischer Ebene darüber wacht, dass die nationalen Regierungen ihre Konsolidierungsziele einhalten. Thomas Mayer, der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, fordert gar ein europäisches Pendant zum IWF: "Die EU muss einen Europäischen Währungsfonds (EWF) schaffen - mit dem man Krisen managen und eine mögliche staatliche Insolvenz geordnet abwickeln kann." Er soll die finanzpolitische Stabilität der Euro-Staaten überwachen und angeschlagenen Ländern im Notfall finanziell helfen können - die dafür im Gegenzug harte Sparbedingungen erfüllen müssten. Die Kritik an dem Modell: Er könnte Euro-Staaten verführen, unsolide zu wirtschaften - im Notfall hilft ja der EWF. Mayer hält dagegen, dass genau deshalb ein Konkurs möglich sein muss, bei dem die Gläubiger auf einen Teil ihres Geldes verzichten müssen.

Auch verlangen Ökonomen und Politiker, dass der Währungsraum einen bankrotten Staat abwickeln kann, ohne dass es im Bankensystem und an den Märkten zu großen Verwerfungen kommt. "Wir brauchen ein geordnetes Insolvenzverfahren", sagt Clemens Fuest, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Bundesfinanzministeriums. Ein Land, das Schwierigkeiten habe, könne einmal geholfen werden - aber kein zweites Mal. Dann müsse es in die Insolvenz.

Finanzminister Wolfgang Schäuble kann sich auch einen verschärften Stabilitätspakt vorstellen. Mitgliedsländer, die gegen Regeln verstoßen, sollen für eine bestimmte Zeit keine Zahlungen aus den EU-Töpfen für strukturschwache Regionen bekommen. Schäubles Ansicht zufolge ist zudem der vorübergehende Verzicht hilfebedürftiger Länder auf ihr Stimmrecht in Gremien der Europäischen Union eine wirksame Maßnahme, um diese zu etwas mehr Haushaltsdisziplin anzuspornen. Fuest jedoch hält von einem verschärften Stabilitätspakt nichts. "Von einer Verschärfung der Sanktionen im Stabilitätspakt verspreche ich mir wenig. Die Sanktionen, die bereits heute möglich sind, hat man nie ausgeschöpft", sagt er. Diese Gefahr drohe in Zukunft auch bei einem verschärften Pakt wieder.

Neben einer stärkeren Finanzdisziplin der Euro-Länder und einem strengen Stabilitätsmechanismus auf der Ebene der Euro-Zone fordern Ökonomen Korrekturen an den Strukturen des Finanzsystems, um es stabiler zu machen. Das gilt besonders für die Banken, die in der aktuellen Krise billiges Geld der Europäischen Zentralbank zum Kauf hochverzinster Regierungsanleihen genutzt haben.

Deshalb fordern nicht nur Ökonomen, sondern sogar Banker Regeln, die sicherstellen, dass künftig jede Bank pleitegehen kann. "Too big to fail - das darf es nicht mehr geben", sagt selbst Jamie Dimon, der Chef der größten US-Bank JP Morgan Chase. Nur so könne auch tatsächlich sichergestellt sein, dass die Politik nicht wieder erpressbar wird. "Wir brauchen eine Insolvenzordnung für Banken und Regeln dafür, wie Banken abgewickelt werden können", so Roland Döhrn, Konjunkturchef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung. "Wenn wir Insolvenzregeln für Banken haben, können Banken künftig nicht mehr ungeprüft behaupten, dass sie systemrelevant sind, und so erzwingen, dass sie von der Politik herausgehauen werden."

Deshalb arbeiten die Regulierer weltweit gerade an Insolvenzverfahren für große Finanzinstitute. Regeln sollen festlegen, wie bankrotte Institute temporär unter staatlicher Aufsicht weiterbetrieben werden können, sodass die Finanzmärkte nicht ins Stocken geraten wie nach der Lehman-Pleite. Dazu gehört auch, dass angeschlagene Banken während eines solchen Verfahrens weiter finanziert werden.

2014 geld crash - unvermeidbar - WEG MIT DEM GELD


Die Finanzkrise ist eine Systemkrise des Geldes
Geldvermehrung ohne Wertschöpfung

Das heutige Finanzsystem agiert global, ist extrem vernetzt und hoch komplex.
Kurz und knapp kann es nicht vollständig und umfassend dargestellt werden.
Im Folgenden wird weitestgehend auf Text verzichtet.
Stabstriche reduzieren die Komplexität (leider auch die Realität).
Ein Bild sagt oft mehr, als 1000 Worte.

Was ist die Aufgabe des Finanzsystems?

Das Finanzsystem besitzt mindestens folgende Funktionen:

  • Grundlage des Finanzsystems ist das Versprechen: Geld ist durch Sachwerte gedeckt.
  • Vergabe von Krediten gegen Zinsen.
  • Handel mit Finanzprodukten.
  • Bereitstellung von Finanzdienstleistungen.
  • Kontrolle und Stabilisierung der Währungssysteme.

Entscheidend wichtig: Das Finanzsystem ist vorwiegend privatwirtschaftlich organisiert!
Motivation und Antrieb: Erwirtschaftung einer möglichst grossen Rendite.

Systemimmanente Schwachstellen

Das Finanzsystem basiert auf Geld und dem Kredit- und Zinsprinzip und es ist privatwirtschaftlich organisiert.
Daraus resultieren entscheidende und systemimmanente Schwachstellen:

  • Das Zins- und Kreditsystem entspricht passgenau dem Gattungswesen des Menschen:
    Es bedient in optimaler Weise die Gier nach Eigentum, Ansehen und Macht.
  • Deshalb verführt das Kreditprinzip auch dazu, gedankenlos das zu verbrauchen,
    was erst die Enkel (vielleicht) erwirtschaften können.
  • Durch Zins- und Spekulationsgeschäfte wird Geld ohne Wertschöpfung "produziert".
  • Dadurch stehen der Geldmenge keine äquivalenten Sachwerte mehr gegenüber.
  • Zinsgewinne und Zinslasten wachsen exponentiell und ...
    Geldvermögen und Verschuldung wachsen damit auch exponentiell (s. Bild unten)
  • Durch die permanent wachsende Geldmenge gehört die Inflation zum System.
  • Banken spekulieren mit riesigen Geldmengen, die ihnen nicht gehören.
  • Das Einkommen von Bankern/Managern steht in keinem Verhältnis zu ihrer (Wirtschafts-) Leistung.
  • Geld wird zu virtuellem Giralgeld (auf der Bank) und ist nicht mehr durch reale Sachwerte gedeckt.
  • Wirtschaftsleistung und Geldmenge entkoppeln sich, weil die Finanzwirtschaft viel effektiver Geld "produziert" als die "Real-Wirtschaft".

Diese Schwachstellen wurden erst mit der Globalisierung hoch brisant und existenzgefährdend für die gesamte Zivilisation!

Es gibt Alternativen zu diesem Zins- und Kreditsystem, die diese Schwachstellen beseitigen (Beispiel: Das mittelalterliche Zinsverbot und die Brakteaten-Währung). Bei den gegenwärtigen Machtverhältnissen sind aber Alternativen chancenlos.

Finanzkrise

Das Prinzip: Zinsgewinne, Geldvermögen, Zinslasten und Schulden wachsen exponentiell

Geldvermögen und Schulden in Deutschland

Die Realität: Zinsgewinne, Geldvermögen, Zinslasten und Schulden wachsen exponentiell

Geldentwertung Dollar

Geld ist nicht mehr durch reale Werte gedeckt

Bald ist Dein Geld futsch ...!

Unausweichliche Folgen
der systemimmanenten Schwachstellen für die Gesellschaft:

  • Das Versprechen ist gebrochen: Geld ist nicht mehr durch reale Sachwerte gedeckt und
    Das Vertrauen in das Finanzsystem, die Banken und die Politik ist zerstört.
  • Der grösste Konstruktionsfehler dieses Finanzsystems:
    Geld und Schulden vermehren sich exponentiell und ohne Wertschöpfung.
  • Wirtschaftsleistung und Geldmenge haben sich entkoppelt.
  • Staat und Politik verlieren in dem Masse Einfluss auf das private Finanzsystem,
    wie die Geldmenge wächst.
  • Alle Staaten haben sich stark verschuldet und leben über ihre Verhältnisse.
  • Die weltweite Verschuldung ist bereits so hoch,
    dass sie nicht mehr durch Tilgung rückgängig gemacht werden kann!
  • Geld wird durch private Banken fast beliebig vermehrt.
  • Geld existiert nur noch digital, als fiktives Giralgeld.
    Mit virtuellem Giralgeld kann man aber reale Sachwerte kaufen ...
  • Damit wird aus der Verschuldung praktisch eine Enteignung zu Gunsten des privaten Kapitals.
  • Die exponentielle Vermehrung und Akkumulation von privatem Eigentum
    führt zur Diktatur des Kapitals unter dem Deckmantel der Demokratie (Oligarchie),
    zur Schere zwischen Arm und Reich, zu sozialen "Unruhen", zu Terrorismus und Krieg.
  • Wegen der exponentiellen Tendenzen des Finanzsystems ist sein Crash ausweichlich,
    er ist systemimmanent.
  • Da dieses Finanzsystem die extreme Akkumulation von Sachwerten in den Händen Weniger bewirkt,
    wird der Crash von den wenigen Profiteuren bewusst in Kauf genommen.
  • Bei einem geordneten Crash erleben wir nur eine Geldentwertung.
  • Wird der Crash nicht gesteuert, geht das Licht aus und nicht wieder an:
    Der Kollaps der globalen Wirtschaft mit unabsehbaren sozialen Konsequenzen.
  • Übrig bleiben nach dem Crash reale, stark akkumulierte Sachwerte
    in den Händen weniger Eigentümer die damit versuchen werden,
    das alte Finanzsystem wieder neu zu starten.

Bald ist Dein Geld futsch, weil Du so gierig bist ...!

Absolut seltsam ist, dass kaum jemand bereit ist, sich ernsthaft mit den existentiellen Problemen des Finanzsystems zu befassen. Die Politiker schweigen seit Jahrzehnten beharrlich und aus gutem Grund zu den vorhandenen Risiken. Für die offiziellen Medien sind die Risiken des globalen Finanzsystems ein Tabu-Thema, oder die Situation wird verharmlost. Viele Bürger fühlen sich durch mangelnde Aufklärung und die angeblich schwierige Materie überfordert. Dabei sind viele Zusammenhänge einfach und logisch: Beispielsweise kann jeder ganz leicht ausrechnen, wie viel es kosten und wie lange es dauern würde, Deutschlands Staatsschulden zu tilgen. Trotzdem wird sogar bei diesem Satz niemand hellhörig: "Die Verschuldung ist bereits so hoch, dass sie nicht mehr durch Tilgung rückgängig gemacht werden kann." Nicht zu fassen ...!

Warum will niemand den bevorstehenden Crash sehen? Warum vermeiden die meisten Leute, sich mit den Grundlagen und Risiken des Finanzsystems zu befassen: Der Grund liegt nicht im Desinteresse oder der komplizierten Materie. Es ist ein psychologisches Problem: Es liegt an der Natur des Menschen: Die Gier treibt uns an, die Gier nach Eigentum, Ansehen und Macht. Gleichzeitig wird alles verdrängt, was dieser Gier entgegensteht. Vor allen Dingen die Vernunft. Wieder einmal siegen die Emotionen über unseren Verstand!

Tilgen Sie Deuschlands Staatsschulden !
Staatsverschuldung Deutschland - 28. Februar 2010

Tilgungsrechner

Anmerkung: In diesem Beispiel einer minimalen Tilgung wären 12 X 6,43 = 77 Milliarden Euro jährlich aufzubringen, um Deutschlands gegenwärtigen Schulden von 1.677,68 Milliarden Euro innerhalb von 42,5 Jahren zu tilgen. Wo sollen nur 10 Prozent dieser jährlichen Tilgungssummer herkommen und welcher Politiker denkt an das Jahr 2052 ...?! Ausserdem sieht man, was die Banken auch bei der Tilgung verdienen: Die Summe der Zinskosten stimmt fast mit dem Darlehensbetrag überein!

Doppelklick auf das linke Bild: Aktualisierung der Staatsverschuldung.
Doppelklick auf das rechte Bild und Sie können selber versuchen,
Deutschland aus seiner Schuldenfalle zu befreien!

Krise und Kollaps sind vorprogrammiert

Die Widersprüche zwischen
Gesellschaft, Geld, Politik und Wirtschaft
werden sich in den nächsten Jahren immer mehr zuspitzen.

Banker und Manager sind inzwischen gefährlicher
geworden, als Terroristen und die Atombombe:
Ihr unverantwortliches Handeln gefährdet die Existenz der technischen Zivilisation.

Eine vernünftige Lösung ist nicht in Sicht.
Alternativen zum Zins- und Kreditsystem haben keine Chance,
weil Gier und privates Kapital längst über den Verstand gesiegt haben.

Man kann nur noch Vorsorge treffen.
Dazu sollte man informiert sein, denn -
Dieser Crash rollt unaufhaltsam auf uns zu ...

Die einzige Privat-Strategie:
Weg mit dem Geld !

Geld umgehend von der Bank holen
und in Sachwerte umtauschen,
solange das noch möglich ist!

Statistische Daten: Staatsverschuldung

Staatsverschuldung Deutschland 2010

Der Verlauf der Staatsverschuldung Deutschlands von 1950 bis 2010
Quellen : Statistisches Bundesamt, deutsche Bundesbank

Dieses Bild ist der Beweis:
Mindestens seit 1970 hat keine Bundesregierung Schulden getilgt!
Seit 40 Jahren wird jedes Jahr mehr verbraucht, als vorhanden ist ...
Mit eindeutig exponentieller Tendenz!

Globale Staatsverschuldung 2010

Staatsdefizit USA EU

Staatsschulden EU 2010

Staatsverschuldung EU

Staatsverschuldung in der EU

Dieses Bild ist relativ harmlos, denn es zeigt nur die prozentuale Verschuldung
der Haushalte im Jahr 2010 ...!
Die absolute Gesamtverschuldung sieht wesentlich schlimmer aus.
Dafür schreibt die EU auch keine Grenzwerte vor !!
Beispiele:

Staatsverschuldung

... und natürlich auch Deutschland:

Staatsverschuldung Deutschland - 28. Februar 2010

Verschuldung der Gemeinden

Für 2010 rechnet die US-Regierung bis Ende September noch mit einem Fehlbetrag von 1,56 Billionen Dollar. Das entspricht 10,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und wäre ein neuer Schuldenrekord seit dem Zweiten Weltkrieg. 2009 lag das Defizit bei 1,4 Billionen Dollar, ebenfalls ein Rekord. Für 2012 wird eine Neuverschuldung um nur noch fünf Prozent angepeilt. Grundlage ist eine optimistische Konjunkturprognose: Die Regierung erwartet für 2011 ein Wirtschaftswachstum von 3,8 Prozent und für 2012 von 4,3 Prozent. Mehr ...

Schuldenrekord in den USA

Staatsverschuldung Grossbritannien

Zum Auftakt der diesjährigen Plenarsitzung des Volkskongresses in Peking gab Regierungschef Wen Jiabao acht Prozent als Ziel für das wirtschaftliche Wachstum vor. Das Haushaltsdefizit soll wegen erwarteter geringerer Einnahmen auf 1,05 Billionen Yuan, umgerecht 100 Milliarden Euro, ansteigen. Das ist der höchste Stand seit Gründung der Volksrepublik vor 60 Jahren. Das Defizit liegt bei 2,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und damit aber unter der kritischen Schwelle von drei Prozent. Mehr ...

Schuldenrekord in China

Schulden USA

Macht des Kapitals

Bilanzsumme Banken USA

reicher Reichtum 2010

Statistische Daten: Spekulation

Zitat Spíegel

Spekulation auf den Euro

Statistische Daten: Börsenkurse

Börsenkurse am 22. März 2010

Dax

Euro

GBP

Statistische Daten: Verteilung des Vermögens

Verteilung Vermögen

Verteilung Vermögen USA 2001

Kreditwürdig Solvent

Beispiele: Exponentielle Entwicklungen

Diese Bilder demonstrieren, was "exponentiell" bedeutet: Kein linearer Anstieg, sondern in Form einer Exponentialfunktion:

Blattwachstum

Exponentielles Blattwachstum

Bevölkerungswachstum

Benzinsteuer USA

Schallausbreitung

Nilmodell

Abb. 12: Nilmodell mit Geldmengenwachstum bei vollständigem Überblick

Satire: Konnopke hat keine Finanzprobleme

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat den Haushaltsentwurf 2010 in den Bundestag eingebracht, der bei einem Ausgabenvolumen von 325 Milliarden Euro auch die größte Neuverschuldung von knapp 100 Milliarden Euro in der Geschichte der Bundesrepublik vorsieht. Die Opposition warf der Koalition in der hitzigen Debatte vor, käuflich zu sein und mit ihren Plänen für weitere Steuersenkungen eine unsolide und unsoziale Politik zu betreiben. Mehr ...

Konnopkes Currystation

Das hört Konnopke und wundert sich. Wo ist das Problem? Das ist doch alles ganz normal, so wie im wahren Leben, wie in seinem Leben: Konnopke ist der Besitzer der Currystation unter der U-Bahn in der Schönhauser Allee und er hat ein Einkommen von 32.500 Euro jährlich. Das hört sich gut an: 2.700 Euro pro Monat netto, mit denen man (als Single ...) ganz gut über die Runden kommen kann. Konnopke ist solvent, vertrauenswürdig, ein angesehener Geschäftsmann und er kann ruhig und gelassen einer sicheren Zukunft entgegen sehen. Currywurst geht immer.

So jedenfalls könnte man meinen, wenn man Konnopke auf der Strasse trifft. Aber alle Nachbarn wissen, es ist was faul mit Konnopke's Finanzen. Er lebt auf zu grossem Fusse, will immer mehr ausgeben, als er Geld in der Tasche hat. Das funktioniert nur dank seiner sorglosen Bank, die ihm jährlich einen Wunschkredit in jeder Höhe gewährt. Unbedenklich und grosszügig, weil eigennützig. Dieses Jahr stockt sie sein tatsächliches Einkommen von 22.500 Euro mit einem Kredit von 10.000 Euro auf, damit Konnopke ein dickes Auto fahren, Hummer essen und auf den Malediven Urlaub machen kann. Die Geschäftsprinzipien von Konnopke und seiner Bank sind seltsam bis befremdlich und wer Bescheid weiss, fasst sich an den Kopf: Konnopke hat in den letzten 30 Jahren immer schon über seine Verhältnisse gelebt, sodass inzwischen bei der Bank Schulden in Höhe von 166.244 Euro (heutiger Stand ...) aufgelaufen sind. Von seinen 2.700 Euro monatlich muss Konnopke im Jahr 2010 fast jeden fünften Euro für die Zinsen seiner Schulden ausgeben!

An Tilgung denkt Konnopke seit den 80-er Jahren nicht mehr. Bei diesem Gedanken bekommt er regelmässig Alpträume und Bauchschmerzen. Das muss man sich ja nicht antun. Als er im letzten Jahr von seiner Bank auf die Tilgung angesprochen wurde stellte sich heraus: Konnopke müsste jährlich 7.500 Euro tilgen, um nach 43 Jahren seine Schulden los zu sein. Auch das würde nur dank der besonders guten Konditionen seiner Bank funktionieren. Kulanz für einen ihrer besten Kunden. Denn eigentlich verdient die Bank viel mehr, wenn Konnopke jährlich immer weiter und immer mehr Zinsen zahlt. "43 Jahre!? Das ist ja wunderbar!" meint Konnopke, "Da lebe ich ja längst nicht mehr! Warum tilgen, wenn ich unbegrenzt Kredit habe?! Und ausserdem: 7.500 Euro jährlich, das sind ja monatlich mehr als 600 Euro! Die gleiche Summe geht ja jetzt schon für die Zinsen drauf! Undiskutabel!" Tilgung hat Konnopke aus seinem Wortschatz gestrichen, denn nur der Gedanke daran macht ihn immer gleich so depressiv. Das aber ist gar nicht gut für das Betriebsklima in seiner Currystation. Seinen Mitarbeitern und Freunden, besonders aber seiner Familie, hat Konnopke deshalb strikt verboten, dieses schlimme Wort in seiner Gegenwart in den Mund zu nehmen. Immer zu Weihnachten aber geht Konnopke in sich und nimmt sich für das nächste Jahr vor, seine Neuverschuldung zu verringern, also weniger Kredite als im laufenden Jahr aufzunehmen. Auch wenn er das bisher nur selten geschafft hat, "Verringerung der Neuverschuldung" hört sich doch richtig gut an ... fast wie Tilgung!

Konnopke sucht gerade einen Geschäftspartner. Er will eine zweite Currystation in Kreuzberg aufmachen. Wegen der Globalisierung, der Finanzkrise und überhaupt ... Wachstum muss sein! Sagen doch alle. Wie wäre es: Möchten Sie nicht Ihr Geld in seine Currystation investieren, mit Konnopke Geschäfte machen? Ist doch alles ganz normal, oder ...?!

Übrigens: Die Ähnlichkeit der Zahlen mit denen des Bundeshaushalts 2010 ist nicht beabsichtigt und rein zufällig. Das sieht man ja alleine schon an der Stellung der Kommata!

20.01.2010 11:27

Nachrichten, unkommentiert

EZB: Maastricht-Kriterien werden in einigen Euro-Ländern erst in 20 Jahren wieder eingehalten
Der Abbau der Staatsverschuldung auf das vom Stabilitätspakt vorgegebene Niveau könnte in etlichen Euro-Ländern bis zu 20 Jahre dauern. Wie die Europäische Zentralbank in ihrem Monatsbericht weiter schreibt, müssten die betroffenen Regierungen ihre Sparanstrengungen deshalb verstärken. Besonders gefährdet seien Griechenland sowie Staaten, die bereits vor der Krise hoch verschuldet gewesen seien. Aber auch Länder wie Deutschland müssten gehörige Anstrengungen unternehmen, um in absehbarer Zeit die Maastricht-Kriterien wieder einzuhalten. Infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise sind die Staatsschulden in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bis Ende vergangenen Jahres auf die Rekordsumme von 1,69 Billionen Euro gewachsen. Im Vergleich zu 2008 habe der Anstieg knapp 113 Milliarden Euro oder 7,1 Prozent betragen. Am stärksten nahmen demnach die Verbindlichkeiten der Länder zu, nämlich um 8,5 Prozent. Quelle: DLF...

11.03.2010 13:06

Staatsverschuldung der USA fast 12,5 Billionen Dollar
Die Regierung von Barack Obama rechnet nun für das laufende Jahr mit einem Defizit von 1,56 Billionen Dollar. Das sind noch deutlich mehr, als die 1,4 Billionen im Vorjahr, als es fast 10 % der Wirtschaftsleistung ausgemacht hat und eigentlich sollte es 2010 leicht gesenkt werden. 2009 wurde ein abgeschlagener Rekord erreicht, denn das Defizit fiel dreimal so hoch aus wie im Vorjahr, ebenfalls schon ein Rekord. Nach offiziellen Angaben beläuft sich Staatsverschuldung der USA nun schon fast 12,5 Billionen Dollar und nähert sich der mit großen Schritten der Marke von 100 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), die als kritisch angesehen wird.

In der EU haben bisher nur Griechenland und Italien die Grenze überschritten und Belgien wird sie wohl 2010 Jahr reißen. Portugal und Spanien sind dagegen noch davon entfernt, obwohl sie gerne als Pleitekandidaten gehandelt werden. Quelle: Telepolis ...

12.03.2010 23:52

Bankenrettung USA Bonus

Greatest Depression
Der US-Ökonom und Analytiker Gerald Celente, der wegen seiner bisher auf den Punkt genauen Voraussagen der Hypothekenkrise, der Bankenkrise und des Börsencrashs inzwischen einen Guru-Status errungen hat, geht in seiner jüngsten Analyse davon aus, daß in Kürze restlos der Boden aus den Finanzmärkten fällt und dies den Anfang der »Greatest Depresssion«, der größten Depression der Weltgeschichte, einleiten wird. »Das globale Finanzsystem, das auf einem unendlichen Angebot billigen Geldes, wilder Spekulation, Betrug, Gier und Selbsttäuschung aufgebaut ist, ist unheilbar krank, und es kann durch nichts zu einem Neustart bewegt werden, weder durch Konjunkturpakete noch durch Bankenhilfen.« Die ersten Zeichen der Panik seinen bereits erkennbar, so Celente. Zugleich prophezeit er »drakonische Maßnahmen, die Regierungen ergreifen werden, um den vollkommenen wirtschaftlichen Kollaps und Chaos in der Bevölkerung zu verhindern«. Quelle ...

13.03.2010 15:49

Keine Regulierung für Hedgefonds
Die EU-Finanzminister sind im Streit über die geplante Regulierung von Hedgefonds noch zu keiner Einigung gekommen. Wie EU-Diplomaten am Dienstag in Brüssel erklärten, setzte die spanische EU-Ratspräsidentschaft den geplanten Beschluss über eine gemeinsame Verhandlungsposition der EU-Länder ab. Hintergrund ist der Widerstand Großbritanniens gegen die Regeln, die Hedgefonds und Beteiligungsgesellschaften erstmals der Finanzaufsicht unterstellen würden. Großbritannien, in dem die meisten in Europa tätigen Hedgefonds ihren Sitz haben, sind die geplanten Vorschriften zu strikt. Quelle ...

Massive Schuldenprobleme ab 2012 in den USA
Droht der US-Finanzbranche ein "Tag der Abrechnung"? Dieses Szenario entwirft die "New York Times": Demnach stehen insbesondere Private-Equity-Unternehmen, die sogenannten Heuschrecken, und Firmen mit schwacher Bonität vor einem massiven Schuldenproblem. Droht der US-Finanzbranche ein "Tag der Abrechnung"? Dieses Szenario entwirft die "New York Times": Demnach stehen insbesondere Private-Equity-Unternehmen, die sogenannten Heuschrecken, und Firmen mit schwacher Bonität vor einem massiven Schuldenproblem.

In den Jahren 2012 bis 2014 werden laut der US-Zeitung 700 Milliarden Dollar an hochverzinslichen Risikoanleihen ("junk bonds") fällig. Die Unternehmen müssen entsprechend neue Kredite aufnehmen oder Anleihen an den Märkten platzieren. Unklar sei, ob die Märkte diese immense Menge von Refinanzierungswünschen überhaupt erfüllen werden. Das bedeutet: Zahlreichen Firmen können gezwungen sein, höhere Zinsen zu zahlen. Im schlimmsten Fall droht ihnen die Pleite. Das Schuldenproblem wird noch durch zwei weitere Faktoren verschlimmert: Auch die US-Regierung müsse 2012 1,8 Billionen Dollar für neue und fällig werdende Schulden finanzieren. Unternehmen mit guter Bonität ("investment grade") würden 2012 526 Milliarden Dollar an neuen Schulden aufnehmen müssen. Die Folge könne ein "finanzieller Tag des jüngsten Gerichts" sein, bei dem die Gläubiger mit der schlechtesten Bonität auf der Strecke bleiben. Quelle ...

16.03.2010 17:48

Inflationsangst treibt Aktienkurse in die Höhe
Euro-Krise, faule Kredite, Immobilienblase in China: Anlegern scheint all das nichts auszumachen. Weltweit kaufen sie Aktien, als stünde der nächste Boom kurz bevor. Doch nicht Optimismus treibt die Märkte, sondern die Furcht vor einer kalten Enteignung durch Geldentwertung. Viele Anleger dürfte derzeit weniger die Aussicht auf sprudelnde Unternehmensgewinne zum Aktienkauf bewegen, sondern eher die blanke Not. Auf dem Zinskonto tut sich nichts, die Kurse von Anleihen fallen - auf dem Aktienmarkt geht es dagegen dank staatlicher Geldschwemme aufwärts. Warum nicht noch eine Weile auf Risiko spielen, wenn in einigen Jahren doch Geldentwertung droht und Sparguthaben zu schmelzen drohen?

Mit Schwung hat der Dax in dieser Woche die Marke von 6000 Zählern überschritten. Mehr als 60 Prozent Kursplus in zwölf Monaten, das Niveau vor dem Lehman-Kollaps im Herbst 2008 ist fast wieder erreicht. An der Wall Street erreichte der Dow Jones den höchsten Stand seit 18 Monaten. Wenn Bewertungen so unbeirrt nach oben klettern, sollte die Krise überstanden sein - doch die aktuelle Lage passt so gar nicht zum Sorglos-Szenario. Im Gegenteil.

Der drohende Staatsbankrott Griechenlands könnte die Währungsunion zerreißen. In China fließt immer mehr Geld in den überhitzten Immobilienmarkt. Großbanken wie HSBC müssen ihre Abschreibungen auf faule Kredite sowie die Risikovorsorge drastisch erhöhen - vor allem in Spanien dürften Großbanken unter Druck geraten, wenn die Hauspreise noch tiefer fallen. In den USA und in Japan bleiben die Zentralbanken im Notfallmodus. Die Bank of Japan hat die Leitzinsen bei 0,1 Prozent belassen und ihr Kreditprogramm verdoppelt, um Banken in Bedrängnis zu stützen. Auch die US-Notenbank verleiht weiterhin Geld praktisch zum Nulltarif ... Mehr ...

21.03.2010 22:37

Die USA versinken in Schulden.
Nach Berechnungen des Congressional Budget Office (CBO) werden die Schulden sich in den nächsten 10 Jahren noch höher auftürmen, als bislang angenommen.

Im Budgetentwurf für 2011 geht das Office of Management and Budget (OMB) davon aus, dass sich bis 2020 Schulden von mehr als 8,5 Billionen US-Dollar aufhäufen werden. 2010 ist ein Rekorddefizit von 1,5 Billionen, für 2011 von 1,3 Billionen vorgesehen, 10,3 bzw. 8,9 Prozent des BIP. Dann wird das Haushaltsdefizit erst einmal fallen, auf 4 Prozent im Jahr 2014, dann aber wieder kontinuierlich ansteigen und 2020 wieder auf 5,6 Prozent des BIP ansteigen.

Bis 2020 würden, so rechnete das CBO aus, die Gesamtschulden von jetzt 7,5 Billionen (2009) auf dann mehr als 20 Billionen US-Dollar ansteigen. Das entspräche 90 Prozent der BIP und läge noch einmal 1,2 Billionen US-Dollar über den Schätzungen des OMB. Das CBO geht davon aus, dass die Steuereinnahmen geringer als angenommen ausfallen werden, während die Ausgaben, u.a. für die Gesundheitsreform, größer seien. Viel hängt freilich davon ab, welche wirtschaftlichen Grundannahmen gemacht werden – und die sind auf Jahre im voraus kaum realistisch abzuschätzen, worauf die Finanzkrise erneut aufmerksam gemacht hat. Quelle ...

29.03.2010

Deutschlands Schuldenberg
Der deutsche Schuldenberg ist im Krisenjahr 2009 kräftig gewachsen. Die Staatsschulden kletterten nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank zum Jahresende 2009 auf 1,762 Billionen Euro. Die deutsche Schuldenlast stieg von 65,9 Prozent im Vorjahr auf das Rekordniveau von 73,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Quote liegt damit deutlich über der Marke von 60 Prozent, die nach den EU-Regeln erlaubt sind.

Die Verschuldung von Kommunen, Kreisen, Ländern und Bund sowie der Sozialversicherungen steigt seit Gründung der Bundesrepublik an, davon dreimal sprunghaft: In Folge des Ölpreisschocks 1973, nach der Wiedervereinigung und nun seit 2008 wegen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise.

Ohne namentlich auf Griechenland einzugehen, warnte die Bundesbank vor den «gravierenden Konsequenzen», falls das Vertrauen in die Tragfähigkeit öffentlicher Finanzen auch in Deutschland schwinden sollte: Dies führe zu höheren Finanzierungskosten infolge steigender Risikopr ämien, zu gesamtwirtschaftlichen Belastungen durch einen allgemeinen Zinsanstieg und gefährde die Preisstabilität. Mehr ...

Staatsverschuldung

Kommentar Al: Nicht einmal die exakte Höhe der Verschuldung ist offensichtlich bekannt! Aber es geht ja nur um eine Differenz von 66 Milliarden Euro - Peanuts!

19.04.2010 15:59

Global Financial Stability Report
In seinem neuen Report warnt der Weltwährungsfonds, dass gegenwärtig die steigende Staatsverschuldung die Hauptgefahr für das globale Finanzsystem darstellt. Zwar würde sich die Wirtschaft langsam auch wegen der Konjunktur- und Bankenrettungsprogramme erholen, die viele Staaten beschlossen haben, die Kehrseite sei aber nun, dass die neuen Schulden das "souvereign risk" erhöhen, also dass die Staaten bankrott gehen, weil sie das Geld zur Begleichung der Schulden nicht mehr aufbringen können.

Die anschwellenden Schuldenberge führen dazu, dass die Staaten für neue Kredite höhere Zinsen bezahlen müssen, was wiederum eine Dämpfung des Wirtschaftswachstums bewirken kann und die Regierungen handlungsunfähig macht. Griechenland wird vom IWF als alarmierendes Beispiel genannt

Die Gefahren seien daher vom privaten Sektor auf den staatlichen gewandert. Beruhigend wird versichert, dass es zumindest bislang noch keine Anzeichen für neue Blasen in den Schwellenländern wie China gebe. Die wichtigste Aufgabe sei nun die Konsolidierung der Haushalte durch Steuererhöhungen, Ausgabenkürzungen und andere Maßnahmen sowie die Regulierung des Finanz- und Bankensystems. "Das Zeitfenster für eine wirkliche Reform schließt sich schnell", mahnt der IWF. Mehr bei www.heise.de ...

20.04.2010 20:55

G-20-Finanzministertreffen - Kein Ergebnis
Kein Wort von Bankenabgabe in der Abschlusserklärung: Bei ihrem Treffen in Washington fanden die G-20-Finanzminister und Notenbankchefs keine gemeinsame Linie. Wichtige Finanzmarktreformen drohen steckenzubleiben. Es geht darum, die tiefste Finanzkrise der letzten Jahrzehnte zu überwinden. Mit mehr Regulierung, Aufsicht und Risikoabsicherung in den Finanzunternehmen sollen Wiederholungen vermieden werden.

Die Griechenland-Krise war nach Angaben von Teilnehmern bei dem Treffen ein Thema, ohne dass sie sich aber im Kommunique der G20 wiederfand. Zielsetzung der Zusammenkunft war vor allem, den sich abzeichnenden, aber ungleichmäßigen Wirtschaftsaufschwung in der Welt durch Fortschritte bei den Finanzmarktreformen und durch einen neuen wirtschaftspolitischen Abstimmungsprozess für ein ausgewogeneres Wachstum abzusichern. Es geht darum, die tiefste Finanzkrise der letzten Jahrzehnte zu überwinden. Mit mehr Regulierung, Aufsicht und Risikoabsicherung in den Finanzunternehmen sollen Wiederholungen vermieden werden

Ihre eingeleiteten Finanzreformen mit neuen Kapitalstandards für Banken im Zentrum will die G20 vorantreiben. Bis Ende des Jahres sollen international verabschiedete neue Regeln für eine bessere Qualität als auch die Quantität des Bankenkapitals stehen. Eingeführt werden sollen sie dann bis Ende 2012. Mehr bei www.faz.net ... und Details bei www.ftd.de ...

Kommentar Al: Schöne Worte. Tatsächlich ist zur Regelung der Banken und des globalen Finanzsystems in den letzten zwei Jahren NICHTS international (und fast nichts national) vereinbart worden.

24.04.2010 23:33

Nicht Griechenland, sondern die extreme Staatsverschuldung ist die eigentliche Krise
Tomasz Konicz: Athens Schuldenkrise ist nicht Ursache, sondern lediglich Auslöser der neuesten Etappe einer seit Jahrzehnten schwelenden Krise. Im Folgenden soll dargelegt werden, dass die Schuldenkrise Griechenlands nicht die Ursache, sondern lediglich das auslösende Moment für das jüngste Stadium der Weltwirtschaftskrise bildete. Zudem sollen die Ursachen dieses Krisenverlaufs erhellt werden. Diese Krise durchlief bereits einen spezifischen Formwandel. Der Krisenprozess, der sich zuerst als eine Krise der Finanzmärkte äußerte, um später in einen beispiellosen Wirtschaftseinbruch überzugehen, scheint nun zu einer Krise der Staatsfinanzen mutiert zu sein.

Der Zusammenbruch von Lehman Brothers ließ den jahrelangen – ja jahrzehntelangen! – spekulativen Turmbau zu Babel auf dem amerikanischen Immobilienmarkt und den Weltfinanzmärkten zusammenbrechen. Die griechische Schuldenkrise wiederum lässt die global im Gefolge der Weltwirtschaftskrise rasant zunehmende Staatsverschuldung in ein akutes Stadium treten. Seit Krisenausbruch lassen einbrechende Einnahmen und steigende Ausgaben die Staatsschulden geradezu explodieren.
Interessanter Artikel mit vielen statistischen Daten bei www.heise.de ...

Griechenland Schulden Falle

05.05.2010 11:55

Der Euro schliddert in Existenzkrise
Der Absturz des Euro ist ein erschreckendes Signal: Die Finanzmärkte bezweifeln, dass Griechenland seine Probleme in den kommenden Jahren lösen kann. Die Europäische Zentralbank fürchtet nun einen Flächenbrand - es geht um nicht weniger als die Existenz der Gemeinschaftswährung.

Mittlerweile wird über einen noch weitergehenden Schritt spekuliert: Demnach könnte der EZB-Rat am Donnerstag bei seiner turnusmäßigen Zinssitzung den Ankauf griechischer Staatsanleihen in Erwägung ziehen - ein Schritt, der noch vor wenigen Wochen undenkbar schien. Sollte es tatsächlich zu diesem Schritt kommen, dann blieben nicht mehr viele Optionen, um den Euro zu retten. Der Ankauf von Staatsanleihen ist eine der letzten Karten, die die EZB überhaupt spielen kann, um Griechenland vor dem Bankrott zu retten. Sollte der Plan nicht aufgehen, sieht es für den Euro schlecht aus. Mehr bei www.spiegel.de ...

Kurs Euro

06.05.2010 10:40

Damit ist alles gesagt:

Das Primat der Politik existiert nicht mehr
Die Bundeskanzlerin, Frau Angela Merkel, in ihrer gestrigen Regierungserklärung: Das "Primat der Politik gegenüber den Finanzmärkten muss wiederhergestellt werden", fordert sie und kommentiert die freiwillige Aktion der Institute misstrauisch: "Wenn sich die Banken von einem solchen freiwilligen Beitrag erhoffen sollten, dass wir sie gleichsam als Gegenleistung bei einer Bankenabgabe oder anderen Maßnahmen entlasten, dann haben sie sich gründlich getäuscht!" Hier ist die Quelle www.welt.de ...

Kommentar Al: Das ist neu! So deutlich hat es noch niemand öffentlich gesagt: Das Primat der Politik existiert nicht mehr. Die Banken, das Geld, die Spekulanten mit ihrem Kapital bestimmen das Geschehen. Die Finanzwelt hat Griechenland an die Wand gefahren und sie ist dabei, die EU als Staatengemeinschaft und den Euro als Gemeinschaftswährung auszuhebeln.
Die Finanzhilfe für Griechenland ist angeblich alternativlos. Das ist falsch. Bundesbank-Vorstand Sarrazin rechnet vor, dass Griechenland trotz der geplanten Hilfsmilliarden in seinen Schulden untergehen wird. Der Finanzexperte der FDP, Hermann-Otto Solms, Koalitionspartner von Merkel, plädierte für eine geordnete Insolvenz Griechenlands. Das ist die logische Alternative zu der sinnlosen Milliardenhilfe. Die Insolvenz ist politisch nicht durchsetzbar, weil bei einer Insolvenz auch die Banken Milliarden verlieren würden, die sie spekulativ in Griechenland investiert haben. Die freiwillige "Beteiligung" der Banken an der Stützung Griechenlands ist in Wahrheit ein Witz, ein Affront des Finanzministers (s.u.). Warum ist bisher nach der Lehman-Pleite (2008) keine einzige Massnahme zur Regulierung des global agierenden Finanzsystems durchgesetzt worden? Weil das Primat der Politik längst nicht mehr existiert.

Was ist das anderes als die Diktatur des Kapitals ..-?!

Otto Pöhl Griechenland, Schulden, Rettung

06.05.2010 10:53 / 19.05.2010 16:41

Links zu Finanzkrise & Co

Markus Priebe Offener Brief zur Finanz - und Wirtschaftskrise

Helmut Creutz Woran auch diese Regierung scheitern wird

Bernd Senf Zur Zinsproblematik

Miriam Bunjes Wozu brauchen wir eigentlich Zinsen

Günter Hannich Staatsbankrott – wann kommt die nächste Währungsreform

Günter Hannich Die kommende Euro-Katastrophe. Ein Finanzsystem vor dem Bankrott?
ISBN 3-89879-509-8; 205 S.; 1. Auflage, 2009; Preis 24,90 Euro

Günter Hannich Geldcrash - So retten Sie Ihr Vermögen - Der Krisenwegweiser
ISBN 3-9808522-1-0 Paperback; 160 S. 8. Auflage, 2008; 15,90 Euro

Markus Priebe Struktur und Funktion der FED

Wikipedia Finanzsystem

Wikipedia Zins

Wikipedia Geld

Wikipedia Inflation

Wolfgang Berger Geld regiert die Welt – Warum eigentlich?

NZ Netzeitung GmbH Virtuelles Geld, reale Banken – und umgekehrt

sachwert-rente.de Verteilung des Geldvermögens in Deutschland

www.kiwifo.de Die Weltwirtschaftskrise verstehen und ihr begegnen

brainworker.ch Brakteaten im Mittelalter

MindMap Finanzsystem

Stichworte zu Finanzkrise

Jürgen Albrecht, 01. März 2010
update: 06.05.2010

23 Mai 2010

Rueckblende FINANZTRANSAKTIONSSTEUER

rtr BERLIN. Auch wenn diese Steuer gravierende Schwächen habe, müsse sie in die Debatte einbezogen werden, sagte Schröder am Dienstag in einer Grundsatzrede in Berlin. Die Steuer könne aber nur eines von mehreren Instrumenten sein, über die er mit Frankreich und anderen europäischen Partnern sprechen wolle. Die von dem US-Ökonomen James Tobin in den 70er-Jahren angeregte Steuer sieht Abgaben auf alle Devisentransaktionen vor.

Das Welt-Finanzsystem habe eine Reihe von Schwachstellen, die es zu beheben gelte, sagte Schröder. Notwendig sei daher eine gemeinsame Diskussion in Europa über bestimmte Entwicklungen im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr.

Man müsse die vielen Aktiven ernst nehmen, die eine unkontrollierte Herrschaft der internationalen Finanzmärkte und Großkonzerne befürchteten und für globale Gerechtigkeit und Solidarität einträten, sagte Schröder auf einem Wirtschaftstag der SPD. "Das sind eben keine Spinner, sondern vielleicht diejenigen, die übermorgen in Verantwortung für die Länder eintreten." Der Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO), Michael Moore, habe gesagt, er teile bis zu 80 % der Argumente der Globalisierungs-Kritiker. So weit wolle er, Schröder, aber nicht gehen. "Aber mit ihrer Kritik an ungleichen Handelsbeziehungen und Finanzspekulationen, die ganze Volkswirtschaften an den Rand des Ruins bringen, sind sie durchaus in guter, in etablierter Gesellschaft." Damit meine er nicht jene Randalierer, die internationale Gipfeltreffen für Krawalle nutzten, sagte der Kanzler.

Auch wenn die eingängige Formel "Spekulation finanziert Entwicklung" zu kurz greife, stünden alle in der Verantwortung, mit den europäischen und besonders französischen Partnern darüber zu reden, "wie wir auf die relative Verselbstständigung der Finanzströme reagieren sollen". Und da sei die Tobin-Steuer ein Instrument. "Natürlich weiß ich um die gravierenden Einwände gegen die so genannte Tobin-Steuer", sagte der Kanzler. "Es gibt inhaltliche und rechtliche Bedenken, aber es gibt auch politisch-praktische Probleme der Umsetzung."

Wie auch Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) warnte der Kanzler davor, die Diskussion allein auf die vorgeschlagene Tobin-Steuer zu verengen. Die Fixierung auf nur ein Instrument würde zu kurz greifen. "Aber die Debatte, wie wir mehr Transparenz, die Einbeziehung auch des privaten Sektors bei der politischen Gestaltung der weltweiten Finanzströme hinbekommen, ist allemal notwendig."

Viele Nicht-Regierungsorgansiationen fordern die Einführung der Tobin-Steuer, um dadurch Spekulation zu unterbinden und mit den Einnahmen Entwicklungsländer zu unterstützen. Die Bundesregierung, namentlich Bundesfinanzminister Eichel (SPD), hatte sich wiederholt gegen eine solche Steuer ausgesprochen.

Frankreichs Ministerpräsident Lionel Jospin hatte vergangene Woche erklärt, sein Land wolle die EU-Partner auffordern, bei den internationalen Organisationen auf eine Einführung der Tobin-Steuer zu drängen. Das Thema soll auch beim informellen Trefffen von Bundeskanzler Schröder mit Frankreichs Präsident Jacques Chirac und Jospin am Mittwochabend in Berlin erörtert werden. Zudem wollen sich die EU-Finanzminister auf ihrem nächsten informellen Treffen in Lüttich mit der Thematik befassen.

21 Mai 2010

Firmen verdienen an Pfandschlupf

UMWELTGESETZGEBUNG

Weniger Müll und ein wenig Umweltschutz

Pfand auf Einwegverpackungen lenkt weniger als gedacht

Jan Osterkamp

Das Einwegflaschenpfand hat den Müll auf den Straßen
reduziert und das Recycling gefördert. Die ökologisch
vorteilhaften Mehrwegsysteme profitierten weniger als
gehofft.

Seit mehr als sieben Jahren unterliegen Einwegverpackungen
einer Pfandabgabe, die vor allem die ökologisch vorteilhaften
Mehrwegsysteme stärken sollte - und das möglichst, ohne die
Wirtschaft und die Verbraucher dabei unnötig zu stören. Ob
dies gelungen ist, haben jetzt Wissenschaftler des
bifa-Umweltinstituts im Auftrag des Bundesumweltamts
untersucht. Sie bewerteten die ökologischen und ökonomischen
Folgen der Entscheidung. Ihr Fazit: Der Gesamtnutzen der
Pfandpflicht ist noch schwer zu bewerten - immerhin aber
würde es sicher schaden, sie wieder abzuschaffen. Der
Umweltschutz könnte indes stärker profitieren, wenn einem
insgesamt transparenteren System ein wenig unter die Arme
gegriffen würde.

Mehrweg ist gut - und PET besser als Glas

Bereits seit Anfang der 1990er Jahre hatte die bundesweite
Verpackungsverordnung Mehrweggetränkeverpackungen wegen ihrer
ökologischen Vorteile zu fördern gesucht. Seit 2003
unterlagen Einweggetränkeverpackungen dann auch einer
Pfandpflicht, mit der die Gesetzgeber die Marktteilnehmer in
eine ökologisch wünschenswerte Richtung lenken wollten: So
sollten Getränke nicht nur in größerer Zahl zur Verringerung
der Umweltbelastung in Mehrweg- oder "ökologisch
vorteilhaften Einweggetränkeverpackungen" abgefüllt werden -
angedacht war zudem, durch die Pfandpflicht dafür zu sorgen,
dass die wieder eingesammelten Einweggetränkeverpackungen
möglichst sortiert erfasst und deshalb auch möglichst
kostengünstig und effizient recycelt werden können.
Insgesamt, so die Idee, dürfte dies zudem dazu führen, dass
deutlich weniger Verpackungsmüll die Umwelt verschmutzt.

Letzteres scheint gelungen, konstatieren nun die
Wissenschaftler des bifa-Instituts. Sie hatten zuvor eine
Vielzahl verschiedener Einzelstudien zusammenfassend
ausgewertet und Fachgespräche und Interviews geführt - etwa
mit Vertretern der Getränkeindustrie, Packmittelherstellern,
Entsorgungsunternehmen, Umwelt- und
Verbraucherschutzverbänden oder den für die Abfallwirtschaft
zuständigen Landes- und Bundesministerien. Die Erhebung
zeige, so die Studienleiter, dass die Pfandpflicht auf
Einwegverpackungen eindeutig zu weniger Müll auf Straßen und
Plätzen geführt hat. Außerdem würden sich die Einwegbehälter
aus Plastik oder Aluminium nun besser verwerten lassen, da
sie mehr und sortenrein gesammelt werden.

Noch schwer zu bewerten, so die Forscher, seien
Sekundäreffekte, die die Pfandpflicht nach sich gezogen haben
könnte: etwa die Bedeutung des Pfands als Zusatzeinkommen für
sozial Benachteiligte. Insgesamt aber sei das Einwegpfand
ökonomisch gesehen für die vor Jahren grundsätzlich kritisch
eingestellten Unternehmen mittlerweile lohnend - vor allem,
nachdem die Investitionen für den Aufbau einer
funktionierenden Rücknahme-Infrastruktur ja nun geleistet
sind. Handel und Abfüller streben sogar vermehrt
Einwegsysteme an, weil sie zum Beispiel durch die so
genannten Pfandschlupf-Erträge oder den Verkauf der
Sekundärrohstoffe unter dem Strich Geld einnehmen. Genau dies
war aber nicht im Sinne der Erfinder des Systems: Eigentlich
sollte das Pfand auf Einwegverpackungen ja die ökologisch
vorteilhaften Mehrwegsysteme stärken.

"Nach wie vor ist Mehrweg die richtige Entscheidung für die
Umwelt"

(Jochen Flasbarth)

Gelungen ist dies nur beim Verkauf von Bier, wo sich die
Mehrwegquote oberhalb des auch vor dem Einwegpfand schon
hohen Niveaus stabilisiert hat. Schlechter sieht es bei den
nach neuen Umweltbilanzen unschlagbaren
Plastik-Mehrwegflaschen aus: Mehrweg-PET-Flaschen verbrauchen
bei der Produktion und beim Transport noch weniger Energie
als Mehrwegglasflaschen; leider setzten sie sich aber im
Handel nicht so durch wie erwünscht. Der Präsident des
Bundesumweltamts, Jochen Flasbarth, hofft hier weiter auf die
Verbraucher: "Nach wie vor ist Mehrweg die richtige
Entscheidung für die Umwelt."

Die Studie liefert auch mehrere Vorschläge, um das jetzige
Pfandsystem zu verbessern. So soll Transparenz helfen: Alle
Verpackungen sollten mit einem klaren "EINWEG" oder "MEHRWEG"
gekennzeichnet werden, um die informierte Verbraucherwahl zu
erleichtern. Eine Werbe- und Aufklärungskampagne soll
gleichzeitig möglichst viele Menschen noch einmal über die
Vorzüge von Mehrwegsystemen informieren. Als weniger viel
versprechend bewertet die Studie einige in der Diskussion
stehenden Alternativen zum derzeit praktizierten Pfandsystem.
So könnten zum Beispiel handelbare Zertifikate für
Einwegverpackungen das Pfand zwar ergänzen oder ersetzen.
Dies würde aber womöglich größeren Marktteilnehmern mehr
nützen - und am Ende dem Wettbewerb um ökologische und
ökonomische Effizienz dann eher schaden.

Eine zurückhaltende Absage erteilen die Studienleiter
übrigens einem weiteren Alternativvorschlag, den der
Naturschutzbund NABU in die Debatte geworfen hatte: Die
ökologisch nachteiligen Einwegverpackungen mit einer
Zusatzsteuer zu belasten. Dieser Weg einer Steuererhöhung sei
in der Öffentlichkeit einfach zu schwer vermittelbar -
zumindest sollte abgewartet werden, wie ein den
NABU-Vorstellungen ähnliches Vorgehen, das in den
Niederlanden nun umgesetzt wird, sich in der Praxis bewährt.
(jo)