Stoppt den Überwachungsstaat! Jetzt klicken & handeln Willst du auch an der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien:

28 April 2007

Verwirr-Terror auf der Buehne

Autsch? Hier ein autsch der Anderen Art....


Sinnsuche im Königinnen-Kampf
Jelineks "Ulrike Maria Stuart" in Hannover
Trockene Vorstellung: Martina Struppek in der Rolle der Ulrike/Maria.

Von Tanja Festor

hannover. Vergangenheit und Gegenwart, Herrscherzeiten und
Revolutionszeiten, Machtkampf und Kampfesmüdigkeit. In Elfriede Jelineks
"Ulrike Maria Stuart" fügen sich viele Dimensionen und Themen zu einem
dichten Textgeflecht. Manchmal schwer zu entwirren, doch von den
Darstellern bemerkenswert klar formuliert, präsentieren sich die
Wortketten den Zuschauern des Staatstheaters Hannover. Felicitas Brucker
hat das Stück der Literatur-Nobelpreisträgerin inszeniert, das vor sechs
Monaten am Hamburger Thalia Theater uraufgeführt wurde.

Im Mittelpunkt stehen die beiden Mischwesen Ulrike Meinhof/Maria Stuart
und Gudrun Ensslin/Elisabeth Tudor. Ihr Hoffen und Wirken, ihr Streben
nach Macht werden im Gespräch mit Ulrikes Kindern (Holger Bülow, Svenja
Wasser) und Andreas Baader (Wolfgang Michalek) beleuchtet. Aus Zitaten,
Fragmenten und Gedankenspielen setzen sich ihre Diskussionen zusammen.

Auf der Treppe der Cumberlandschen Galerie, zwischen schmiedeeisernen
Geländern und Rundbogennischen, erklimmen die Figuren stets aufs Neue
die Stufen der Macht. Springen hinab, rasen hinauf, rasten erhaben auf
dem lila Thron oder kauern sich auf einen der Kinderstühle. Keine
Position ist sicher. Niemand der Sieger.

Besonders lebensecht wirkt Martina Struppek in der Rolle der
Ulrike/Maria. Trocken und authentisch gibt sie Sätze der gestürzten
Königin und RAF-Terroristin zum Besten. Die Aneinanderreihung
theoretischer Gedanken wird bei ihr leicht verständlich. Ursina Lardi
als Gudrun/Elisabeth dagegen zeigt vor allem emotionale Stärke, wenn sie
wütet oder schmerzgepeinigt die "Schwester" anklagt.

Wählt Ulrike/Maria schließlich zuckend den Freitod, scheint das Ende
gekommen. "Die Revolution frisst ihr Kind - wohl bekomm.s." Doch die
Sinnsuche findet danach erst ihren Höhepunkt. Ein absurd schillernder
Engel (Wolfgang Michalek) kündet aus dem Jenseits die Ungleichheit der
menschlichen Umstände. Und im Finale stehen die beiden Frauen einander
nochmals gegenüber. Emotional, entblößt, ohne Illusionen. Viel Applaus
für ein vielschichtiges Stück.

Nächste Termine: 1. Mai, 27. Mai, jeweils 20.15 Uhr, Cumberlandsche
Galerie, Prinzenstraße 9, Hannover. www.staatstheater-hannover.de