USA Geheimsdienste machtvolle esoterik spinner
Militärhellseher im Kalten Krieg: Projekt "Star Gate"
Markus Kompa 12.03.2007
Die bizarre Geschichte der "remote viewers"
Militärhellseher im Kalten Krieg: Projekt "Star Gate"
John Mulholland und die CIA
Projekt Star Gate
Sommer 1983. Ein Mann geht auf eine Wand zu, als wäre sie nur ein Hologramm - und stößt sich die Nase. Er ist frustriert, weiß er doch, dass Atome zu 99,9% aus leerem Raum bestehen. Zwischen den Wandatomen und seinen eigenen hätte doch ausreichend Platz bestanden, sodass die Materien sich gegenseitig locker hätten durchdringen können. Und wieder hat es nicht geklappt, obwohl es doch anderen gelingt! Auch beim Schweben blieb ihm der Erfolg versagt. Und so sehr er sich auch bemühte, er wurde einfach nicht unsichtbar.
Diese Szene spielte sich nicht in einer Nervenheilanstalt ab. Auch nicht in einem Douglas Adams-Roman oder einem Monty Python-Film. Den Mann gab es wirklich, er meinte es ernst, und er bekleidete eine Position, in der man ihm die Entscheidung über Leben und Tod übertragen hatte. Es handelte sich um
Er glaubte auch an psychokinetisches Heilen, das er für das Militär nutzbar machen wollte. Bei einem Vortrag vor Kommandeuren von Spezialeinheiten reichte er zum Beweis für die Existenz psychokinetischer Techniken verbogenes Besteck herum. Er wollte die Spezialeinheiten darin unterrichten lassen, wie man durch Konzentration das Herz des Feindes zum Stillstand bringen könne. Stubblebine meinte zu spüren, dass die Militärs ihn wohl nicht ernst nahmen.
Mit seinen Vorschlägen über Astralleibprojektionen fing er daher gar nicht erst an. Nachdem man die Stubblebine-Jahre lange totgeschwiegen hatte, wurden inzwischen die kuriosen Akten offiziell freigegeben. Als ihn der Journalist
|
Die Folgen, welche esoterische Forschung im Bereich des Übersinnlichen bei den US-Geheimdiensten anrichteten, gehören zu den bizarrsten Geschichten des so genannten Kalten Kriegs überhaupt. In diesem Beitrag soll nur die Rede von den friedlichen Hellseh-Spionen sein. Wer sich für die
Bereits 1952 interessierte sich das US-Verteidigungsministerium für die okkulten Aktivitäten der Nazis, die mit Astrologen und Hellsehern experimentiert hatten. Wohl wegen
Der neue CIA-Chef Allen Dulles war Derartigem ebenfalls aufgeschlossen und wollte 1954 entsprechende Hellseher testen lassen. Hierzu beauftragte er den Zauberkünstler
|
Trickspezialist Mulholland, der in Tradition zum Spiritismuskritiker
SRI: New Age meets CIA
Den gesamten Kalten Krieg über verstanden es Militärs und Geheimdienste, durch Verweis auf angebliche Aktivitäten des "Empire of Evil" Genehmigung und Finanzierung von "Gegenmaßnahmen" zu erwirtschaften. Als man mit Gerüchten aufwarten konnte, denen zufolge die Sowjets jährlich 60 Millionen Rubel in die Forschung mit Hellsehern investierten, bewährte sich dieser Mechanismus aufs Neue. Eigene Hellseher hätte die CIA bestens brauchen können, denn hinter dem "eisernen Vorhang" war sie nahezu blind.
Andererseits wären russische Geheimdiensthellseher wohl auch eine willkommene Erklärung dafür gewesen, dass die Gegenseite über die US- und NATO-Geheimnisse umfassend im Bilde war (nämlich aufgrund von Verrätern in höchsten Positionen). Die CIA suchte Anfang der 70er Jahre geeignete Wissenschaftler und stieß dabei auf den Parapsychologen Harold "Hal" Puthoff, der praktischerweise ein ehemaliger Geheimdienstler der NSA (s.u.) gewesen war, dem für Abhören und Dechiffrieren zuständigen US-Geheimdienst.
Puthoff arbeitete als Laserspezialist am renommierten
Eine der (im wahrsten Sinne des Wortes) vielversprechendsten Testpersonen war der bekannte Hellseher
Ein weiterer szenebekannter Kandidat war der Ex-Streifenpolizist Pat Price. CIA-Direktor Stansfield Turner persönlich rühmte die angeblich überzeugenden Ergebnisse nach Price überraschendem Tod später sogar öffentlich. Derartiges Lob ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, neigen doch Geheimdienstchefs ähnlich wie gewöhnliche Politiker dazu, ihre naturgemäß nur bedingt nachprüfbare Arbeit zu glorifizieren und Niederlagen zu bagatellisieren. Der 1996 freigegebene
Prominentester Proband der CIA-finanzierten SRI-Forschung war 1973 ein gewisser Uri Geller, dessen übersinnliche Kräfte Scientologe Puthoff bis heute für authentisch hält. 1975 stellte die CIA die Finanzierung ein. Die während des "MK Ultra"-Projekts begonnene Zusammenarbeit mit Hellsehern wurde 1976 im Zuge der Watergate-Affäre erstmals der Öffentlichkeit bekannt. Targs und Puthoffs esoterische Forschung mit Swann, Price und Geller hat Parapsychologiekritiker
Als Sponsor für die parapsychologische Grundlagenforschung am SRI sprang die Air Force ein, die für Feindaufklärung per coordinate viewing zu haben war, und Puthoff, Targ und letztlich wieder Swann blieben beschäftigt.
Alarm bei der Army
Als Targ und Puthoff ihren reichlich unwissenschaftlichen Klassiker "Mind Research: Scientists Look at Psychic Abilities" (1977, dt.: "Jeder hat den 6. Sinn" (1977)) veröffentlichten, beunruhigte dies den Abwehrspezialisten Lieutenant Fred Holmes Atwater vom "Army's Missile Research and Development Command", der das Buch in einer Sitzung vorwurfsvoll auf den Tisch knallte.
Wenn es also "remote viewing" gab, wie sollte der bedauernswerte Atwater künftig nun die Militärgeheimnisse der USA schützen?!? Obwohl der Sicherheitsspezialist gerade zu der ehrenvollen Aufgabe abkommandiert worden war, für die Sicherheit des Pentagon zu sorgen, wurde er kurzfristig zurückgepfiffen: Für den weitsichtigen Soldaten hatte man eine wichtigere Verwendung.
Psychic Spies: Code "Center Lane"
Mit dem Lesen fremder Gedanken - wenn auch vorzugsweise mittels Elektrotechnik - befasste sich seit 1952 die von der CIA organisatorisch getrennte "National Security Agency" (NSA), der gigantische Abhör- und Dechiffrierungsgeheimdienst der USA (
INSCOM betraute 1977 Atwater mit der Koordination parapsychologischer Forschung in der damals geheimen NSA-Stadt "Crypto City" am Stützpunkt Fort Maede, Maryland. Zur Einschätzung des potentiellen Schadens durch russische Hellseher beschloss Atwater, ein halbes Dutzend eigene "remote viewers" trainieren zu lassen. Unter der Codebezeichnung "Center Lane" ließ er Targ und Puthoff in Fort Maede geeignete Militärs auswählen. Atwaters "Remote Viewing Unit" bemühte sich, meditativ alle aktuellen Krisenherde abzutasten, etwa die Botschaft in Teheran, sowjetische Aktivitäten auf Kuba und verdächtige Gebäude in Ostberlin. Die Ergebnisse hielten sich in Grenzen, und selbst die remote viewer räumten ein, dass ihre Arbeit zumindest keinen konkreten Nutzen stiftete.
Die Geheimdienstgemeinde spaltete sich in Spötter und Schwärmer. Bürokraten, die sich nicht für Esoterik erwärmen konnten oder gar aus konservativ-christlicher Überzeugung das Treiben der remote viewer für ein Werk des Teufels hielten, strichen immer wieder Mittel für entsprechende Forschungsprogramme, jedoch waren die Mitglieder der Einheit wegen tadelloser Karrieren unkündbar. Nachdem die Militärhellseher lange laviert hatten, fanden sie schließlich 1982 im INSCOM-Kommandanten Major General Stubblebine einen mächtigen Esoterik-Enthusiasten, der trickreich Kontrolle und Finanzierung der staatlichen Zauberer organisierte.
Stubblebine glaubte, wie Uri Geller psychokinetisch Löffel verbogen zu haben, die er zu verschiedenen Anlässen stolz präsentierte. (Auf entsprechenden Seminaren, die in den USA ähnlich wie etwa Kurse fürs "Feuerlaufen" angeboten werden, verbiegen die Teilnehmer Löffel mit ihren Händen, wobei sie glauben, dies gelänge nur aufgrund besonderer Kräfte.)
Insbesondere Joe McMoneagle sollen erstaunliche Sichtungen gelungen sein: So erkannte er den damals hochgeheimen US-Abrams-Panzer, sagte ein riesiges russisches U-Boot voraus usw. Ob man McMoneagles Fähigkeiten bei INSCOM jemals mit wissenschaftlichen Methoden verifiziert hatte, darüber schweigen sich die Berichte jedoch aus.
Vizepräsident George Bush, der bereits während seiner Zeit als CIA-Direktor ein Dossier über die KGB-Hellseher in Auftrag gegeben hatte, wurde von der Existenz der coordinate remote viewer unterrichtet und soll sich interessiert gezeigt haben. Neue Mitglieder der Einheit wie den späteren Stargate-Chronisten
Die Psi-Spione erhielten von vielen US-Geheimdiensten Aufträge, die sich Informationen in aktuellen Fällen erhofften. Aus Gründen der Geheimhaltungen erhielten sie jedoch kein Feedback, erfuhren also tragischerweise nie, ob sie mit ihren Einschätzungen richtig lagen.
Esoterische Lehrpläne
Starhellseher Swann unterrichtete die remote viewers am SRI mit pseudowissenschaftlichen science fiction-Ausdrücken und coolen Abkürzungen. Auf dem Lehrplan der Militärgeheimdienstler stand auch theosophisches und anthroposophisches Gedankengut. Swann lehrte die "akashic records", das himmlische Gedächtnis, das sich bereits Madame Blavatsky offenbart hatte. Dass Madame Blavatsky bei Täuschungsversuchen erwischt worden war, etwa bei der Verwendung von Handattrappen, um die Kontrolle ihrer Hände durch ihre Sitznachbarn während Dunkel-Séancen vorzugaukeln, erwähnte der Hellseher nicht. Auch indianisches Geheimwissen wurde den Geheimdienstlern vermittelt.
Nachdem der Guru Swann wieder nach New York übergesiedelt war, folgten ihm die Mitglieder der Hellsehereinheit. Diese verstanden sich so gut, dass sie ihre Freizeit gemeinsam verbrachten und gemeinsam vor allem Science Fiction-Filme ansahen. Von der Parapsychologiekomödie "Ghost Busters" waren die esoterischen Spione so begeistert, dass sie sich T-Shirts mit dem durchgestrichenen Geisteremblem kauften und voller Stolz trugen. Einige interessierten sich auch für UFOs, die Prophezeiungen des Nostradamus und Weltuntergangsszenarien. Viele Mitglieder waren ausgesprochen religiös. So gehörten dem Team mehrere Mormonen an sowie ein "wiedergeborener Christ", der an einem Buch über die heilige Jungfrau Maria arbeitete. Mit dem Widerspruch, eigentlich Teufelswerk zu beforschen, konnte man sich jedoch arrangieren.
Zu der Gruppe stieß der Psi-begabte
Duell der Magiere: General Noriegas Abwehrzauberer
Subblebine setzte seine Psi-Spione in Panama auf den EX-CIA-Partner General Manuel Noriega an, nachdem normale Agenten beim Versuch, Wanzen zu legen, ertappt worden waren. Doch Noriega war nicht beizukommen, vielleicht weil ihm sein Voodoo-Zauberer ein Amulett mit einem magischen Stein gegeben hatte, das allgemein vor Geheimagenten zu schützen versprach.
Stubblebine entsandte Hunderte von INSCOM-Militärs zu offiziell als Führungs-Seminare deklarierten Kursen in das obskure Monroe-Institut, die dort in der Kunst der Out-of-body-experiences unterrichtet wurden. Einer der INSCOM-Wahrsager begann eines Tages, eine Kollegin unter Drohgebärden als Doppelagentin zu beschuldigen und wurde daraufhin in die Psychiatrie eingeliefert. Als der Patient dort erzählte, er sei Teilnehmer eines Hellseh-Lehrgangs für Geheimagenten, wirkte sich das auf seine psychiatrische Diagnose nicht allzu positiv aus. Wie in jedem Großbetrieb funktioniert auch im Geheimdienst nichts so zuverlässig wie der "Flurfunk", sodass der Vorfall zu einer Legende wurde und den Kritikern des Spökenkieker-Programms in die Hände spielte.
Mitte der 80er Jahre bekam der legendäre Enthüllungsjournalist
Zu den ersten Amtshandlungen seines Nachfolgers gehörte die Beendigung von "Center Lane". Doch die psychic spies hatten sich in der US-Geheimdienstgemeinde zahlreiche Freunde geschaffen. Mehrere Dienste inklusive der CIA boten an, die Einheit zu übernehmen. Die
Während des Golfkrieges von 1989 wurden die Hellseher in Saudi-Arabien stationiert, wo sie aus relativ kurzer Distanz zu Bagdad den Aufenthaltsort von Saddam Hussein ermitteln sollten - vergeblich. Die DIA-Oberen waren mit den Ergebnissen unzufrieden, abermals meldete sich Enthüllungsjournalist Anderson zu Wort und wieder stand die Einheit zur Disposition.
Ein Gremium von Senatoren, das mit Geheimdienstangelegenheiten befasst war, hatte jedoch einen Narren an dem Projekt gefressen. Nach organisatorischen Änderungen wurde es unter dem Namen "Star Gate" weitergeführt (die Bezeichnung hat nichts mit dem gleichnamigen späteren Kinofilm zu tun). Smith wurde unter anderem von der Drogenfahndung konsultiert, für die er mittels Wünschelrute Container mit versteckten Drogen gefunden haben will. (Schon der Varieté-Hellseher Erik Jan Hanussen hatte in Österreich im 1.Weltkrieg das Militär im
Aus unerfindlichen Gründen wollten die Militärbürokraten noch immer nicht die Leistungen der tüchtigen esoterischen Feindaufklärer anerkennen. Inzwischen hatten ausgeschiedene Mitglieder eine private Firma namens
|
Nach 18 Jahren, welche die amerikanischen Steuerzahler 20 Millionen Dollars gekostet hatten, beauftragte man eine Statistikerin vom "American Institute of Research" mit der Evaluation der Daten. Diese attestierte den Hellsehern einen
Esoterischer Fehlalarm
Man könnte geneigt sein, die Bemühungen der Zauber-sehnsüchtigen Geheimdienstler als harmloses Sandkastenspiel anzusehen, wäre da nicht das Risiko esoterisch gewonnener Desinformation gewesen, die eine Eigendynamik hätte entwickeln können. Welche Brisanz derartiges gewinnen kann wird deutlich am peinlichsten Skandal des Star Gate-Programms: Die remote viewers hatten sich an Weihnachten mit dem UFO-Fan aus dem Team, Ed Dames, einen Scherz erlaubt und von einem sich vom Nordpol her nähernden fliegenden Objekt orakelt - traditionell vermeldet auch NORAD als Pressegag jährlich die Ankunft des Weihnachtsmanns in seinem fliegenden Schlitten von ebendort. Der gefoppte remote viewer deutete diese Sichtung jedoch als sich im Anflug befindliche Atomraketen und versuchte, den höchsten Sicherheitsalarm auszulösen.
Jener unglückliche Ex-Agent
Auch die anderen Psi-Veteranen veröffentlichten ihre Heldentaten in einer Reihe seltsamer
Dass es der Gruppe gelungen war, zwei Jahrzehnte im Biotop "Geheimdienst" zuzubringen, ohne auch nur den geringsten Beweis für den Sinn ihrer Tätigkeit zu erbringen, mag Außenstehenden erstaunlich vorkommen. In Militär und Geheimdienst scheint das Festhalten an Sinnlosem jedoch der Normalfall zu sein, solange nur die Form gewahrt und die patriotische Gesinnung hinreichend zelebriert wird. Was geheim ist, das kann auch niemanden stören.
2003 wurden 99 % der Akten, welche interessante Innenansichten erlauben,
2005 erschien eine umfassende Dokumentation mit dem spektakulären Titel "Reading the Enemynd. Inside Star Gate - Americaychic Espionage Program" (2005), in dem Veteran Paul H. Smith auf über 500 Seiten nicht eine einzige wirklich interessante Information bietet. Anders, als man vom Titel her vermuten könnte, bemühten sich die remote viewers nicht um das Lesen feindlicher Gedanken, sondern um Informationsgewinnung durch Meditation.
Ausgerechnet Enthüllungsjournalist Jack Anderson steuerte ein erstaunlich wohlwollendes Vorwort bei. Die Erklärung hierfür mag darin zu suchen sein, dass Anderson wie Autor Smith ein gläubiger Anhänger der Mormonen ist, zu deren Weltbild ohnehin allerhand Wundersames um den umstrittenen Gründer Joseph Smith Jr. aus dem 18. Jahrhundert gehört.
Return of the remote viewers
Dem investigativen Journalisten Jon Ronson zufolge wurden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sämtliche psychic spies wieder vom Geheimdienst kontaktiert, der sie dazu aufgefordert habe, jegliche Vision zu melden. Selbst Uri Geller behauptete Ronson gegenüber, von US-Behörden reaktiviert worden zu sein. Auch Großbritannien soll ein entsprechendes Programm aufgebaut haben, um
Es ist jedoch anzunehmen, dass die Legende von hellsehenden Militärs bewusst als Desinformation zur psychologischen Kriegsführung im Irak eingesetzt werden sollte. Ein weiterer Informant wusste Ronson zu berichten, die Beendigung von "Star Gate" sei nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, um eine zweite ultrageheime Einheit zu tarnen. Deren Mitglieder seien nicht nur remote viewers, sondern - nach Art des Militärs - auch
Was im ersten Moment nach einem Trashfilm klingt, hat jedoch einen durchaus plausiblen Hintergrund: Der New Age-begeisterte Colonel
Politische Hellseher Während der Glanzzeit der remote viewers wurde tatsächlich die Politik auf höchster Ebene esoterisch beeinflusst: Präsident Ronald Reagans "chief of staff" Donald Regan schildert in seinen Memoiren, dass alle wichtigen Schritte und Entscheidungen mit der Astrologin Joan Quigley abgesprochen wurden, die unter anderem den Termin zur Unterzeichnung des Abkommens über die nukleare Abrüstung von 1987 bestimmte. Der amtierende italienische Staatschef Romano Prodi hatte 1978 versucht, die Herkunft einer brisanten Information übersinnlich zu erklären: Als Industrieminister der Regierung Andreotti hatte Prodi an einer spiritistischen Sitzung teilgenommen, bei der ihm der Aufenthaltsort des damals entführten Politikers Aldo Moro in "Gredoli" bekannt gegeben worden sei. Eine Suche im Ort "Gredoli" verlief erfolglos, jedoch befand sich das Versteck tatsächlich in einer "Via Gredoli". Eine Erklärung für die dürftig lancierte unvollständige Information vermuten manche in der inzwischen bewiesenen Tatsache, dass seinerzeit italienische Geheimdienstkreise in den Entführungsfall verwickelt waren und insoweit Prodi eine Indiskretion zugespielt worden sein dürfte. Prodi hält bis heute ausdrücklich an seiner Version mit der Geisterbeschwörung fest. Der britische Premierminister Tony Blair, der in anderem Zusammenhang von UN-Waffeninspektor Hans Blix 2004 als "Geisterbeschwörer" beschimpft wurde, steht okkultem tatsächlich nicht fern: Blairs Gattin veranstaltet regelmäßig Séancen, konsultiert prominente Hellseher und lässt sich von Uri Geller persönlich die Löffel biegen. Bundeskanzlerin Angela Merkel erzählte der BILD-Zeitung, Horoskope zu lesen, sich aber nicht danach zu richten. Ob sich auch der Bundesnachrichtendienst bei seiner Informationsbeschaffung esoterischer Quellen bedient, wird von Experten für unwahrscheinlich gehalten. Nationalsozialistische Geheimdienstler hatten mit Hanussens Prophezeiungen genug schlechte Erfahrungen gesammelt, sodass man hierzulande ausschließlich traditionelle Spionagemethoden bemüht. |
0 Comments:
Kommentar veröffentlichen
<< Home