Interview mit Andreas Hauß, Mitautor des Bestsellers "Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9" 19.10.2004 Andreas Hauß (Jahrgang 1955) ist Germanist und Historiker. Nach seinem Studium an der FU Berlin, nach kaufmännischer Arbeit und dem 2. Staatsexamen sowie vielen Jahren als Vertriebsbeauftragter im EDV-Bereich (IT-Organisation mittelständischer Firmen) arbeitet er seit einigen Jahren freiberuflich. | Andreas Hauß | Dazu gehört seit 1999 das Institut für Medienanalyse und Friedensforschung, außerdem Artikel zu verschiedenen politischen Themen und (Mit-)Arbeit an Sachbüchern (u.a. dem Besteller: "Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9". Hauß legt besonderen Wert auf Quellenkritik, damit verbunden auf den leichten Zugang der Leser zu den angegebenen Quellen. Den Mangel an Wissensdemokratie bezeichnet er als stabilen Pfeiler derzeitiger Herrschaftsverhältnisse. Weitere stabile Pfeiler sind laut Hauß die "Volksverblödung durch die Einübung unlogischen Denkens, der Meinungsjournalismus, die Bilderflut und permanente Ohranästhesie. Hauß engagiert sich seit einem halben Jahr politisch in der Gründung einer wählbaren Alternative zu den derzeit im Bundestag vertretenen Parteien. Hauß ist ledig und lebt seit fast 20 Jahren in dem beschaulichen Dorf Holzhausen nahe dem südbadischen Freiburg. | MM: Herr Hauß, Sie betreiben das Internetportal "Internationales Institut für Medienanalyse und Friedensforschung". Was hat es mit dem Institut auf sich und was war die Motivation für das Internetportal? Hauß: Im März 1999 begann der erste Krieg Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg, wieder ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, wieder - auch- gegen Jugoslawien. Jamie Shea, der ewiggrinsende NATO-Sprecher, bezeichnete damals die Medien als Soldaten an der Heimatfront. Darin konnte ich ihm voll zustimmen. TV, Radio und Zeitungen hatten die Deutschen langfristig vorbereitet. Da waren nicht nur die Lügen über angebliche Massaker (z.B. Racak (nicht zu verwechseln mit den Greueln einige Jahre zuvor im benachbarten Bosnien), angeblicher Vertreibung der Kosovoalbaner usw.. Es fehlte auch jede kritische Distanz zur Regierungspolitik. Zu vermerken blieb eine verbrecherische Unterdrückung grundlegenden Wissens über Prinzipien des Völkerrechts, des Grundgesetzes, deutscher Verträge und deutscher Geschichte. Die allermeisten Medien hatten als 4. Gewalt nicht nur versagt. Sie waren Teil der Exekutive geworden - und beeinflussten sogar die Parlamentsarbeit im Sinne der rotgrünen Regierung. Die Lügen aufzudecken, die Wirkmechanismen zu entschleiern, Gegeninformationen und Basiswissen zu vermitteln - das waren die Ziele des Instituts. Im Ausland (USA, Großbritannien) fanden sich Freunde, die schnell verdeutlichten, daß manche Ungeheuerlichkeiten rein deutsche Geburten waren. Der "Hufeisenplan" war eine Erfindung Scharpings, ausgestaltet durch die sog. "Gräueltruppe" in Scharpings Ministerium. Etwas Derartiges hatte Clinton ebenso wenig nötig wie Blair. Von Kalifornien über Princeton, von Russen bis zu Deutschen: eMails, Bilder, Videos, Links, rund um den Erdball versendet, konnte ich auf der Webseite verarbeiten. Kriegsanlasslügen, Propaganda usw. fanden in den Folgejahren immer wieder statt und folgen in Deutschland mittlerweile primitiven, gleichwohl wirksamen, Schemata. Die Arbeit geht nicht aus ... MM: Bei Ihren detaillierten Darstellungen zum 11. September, auch als Autor, werden Sie von den etablierten Medien als "Verschwörungstheoretiker" eingestuft, obwohl Ihre Darstellungen sachlich begründet sind. Wie erklären Sie sich den unglaublichen Widerstand der etablierten Medien und welche Hoffnung haben Sie, dass eines Tages die Wahrheit herauskommt? Hauß: Reden wir nicht über Verschwörungstheoretiker. Reden wir über Verschwörungspraktiker. Wenn der 11.9.2001 nicht ein aberwitziger Verkehrsunfall war, haben sich Menschen verschworen, dieses Verbrechen zu begehen. Die große offene Frage ist doch nur: WER ? Als "Theoretiker" bezeichnet man gemeinhin diejenigen, die Theorien über Zusammenhänge herstellen, also z.B. über den 11.9.. Ich bin es nicht. Die Theorieproduktion findet im Weißen Haus, im Pentagon, in Langley, beim PNAC statt: Osama und seine 19 Banditen seien es gewesen. Beweise ? Keine. Belege ? Keine. Bin Ladens behauptete Verbindung zu Saddam Hussein wurde mittlerweile sogar von Rumsfeld dementiert. Der "unglaubliche Widerstand der etablierten Medien" hängt damit zusammen, daß die gesamte Begründung für den "Krieg gegen den Terror" in ein NICHTS zusammenfällt, wenn die Urheber des 11.9. nicht mehr weltweit gesucht werden dürfen, sondern nur noch an den Ufern des Potomac. Machen Sie sich bewusst, was dieser Umstand für die transatlantischen Beziehungen bedeutet. Das greift ja die gesamte EU-Außenpolitik an, sogar die Innenpolitik. Und die eigene Glaubwürdigkeit der Medien. Meine Hoffnung, nach der Sie fragen, auf Wahrheitsfindung ist dennoch groß, aber sie ist und bleibt zunächst Emotion. Gestützt wird sie durch die Demokratie des Internets, durch die kollektive weltweite Vernunft, der Aufhebung des Völkerrechts entgegenzutreten, durch die bisher schon entlarvten Lügen und die dadurch gewachsene Skepsis nicht nur rund um den Irakkrieg. Dagegen steht die mit dem 11.9. und seiner "Story" verbundene Machtfrage. Osama ist der ideale Allzweckterrorist, der medial über jedem interessanten Ölfeld anzusiedeln ist, das man gerne in Besitz nehmen möchte. Wahlweise bleiben nur noch "humanitäre Katastrophen" in den Staaten über dem schwarzen Saft. Die Herren haben nicht viele Möglichkeiten, ihr Tun zu bemänteln. Nimmt man ihnen Osama, wird es eng für Legitimierer. Er, Osama, hält die US-geprägte Weltordnung zusammen .... MM: Nero und Hitler, die sich jeweils selbst angegriffen haben, um dann Christen bzw. Polen zu massakrieren, hätten viel weniger Unheil anrichten können, wenn die betroffenen Völker rechtzeitig geeignete Maßnahmen gegen die Unterdrücker unernommen hätten. Welche Maßnahmen schlagen Sie im Rahmen des erlaubten und möglichen vor, um eine ähnliche Katastrophe für unsere Generation zu vermeiden? Hauß: Die Antwort fiele leichter, gäbe es in dieser historischen Parallele auch ein gemeinsames Motiv und vergleichbare Ziele der handelnden Personen. Die Parallele erschöpft sich jedoch in "bekannter Diktator, der künftige Opfer als Täter darstellt". Maßnahmen gegen das "Opfer-Sein" gibt es viele, für Einzelpersonen wie für Staaten, Kulturkreise usw.. Die wichtigste ist die, Handelnder zu sein, Subjekt der Geschichte, und sein Schicksal tatkräftig selbst in die Hand zu nehmen. Bevor es andere tun. Erstaunlich war für mich übrigens die Passivität des arabischen Kulturkreises angesichts der kollektiven Verdächtigung zum 11.9. und auch im Rahmen des "Kampfes der Kulturen". Da haben sich manche Muslime die bereitgestellten falschen Schuhe angezogen, andere haben es dabei bewenden lassen, "wir waren es nicht" zu sagen. Mit fünfmaligem individuellem Beten am Tag und baut man gegen die Rumsfelds und Cheneys aber keine Gegenposition auf. Das eigene Handeln im legalen, sittlichen und vernünftigen Rahmen ("erlaubt und möglich") zur kollektiven Macht werden zu lassen, hat schon Philosophen von Kant über Marx bis hin zu den Väter der UNO und des Grundgesetzes bewegt. Ich will daher nicht auch noch Ratschläge zur Neuerfindung des Rades von mir geben. Wer sich das Grundgesetz nicht zu eigen macht und nicht einfach mal die UN-Charta liest, hat verloren. Da hatten sich 1948 im Parlamentarischen Rat kluge Köpfe völlig unterschiedlicher Herkunft zusammengetan, um Maßnahmen gegen die Wiederholung der Katastrophe des 2. Weltkriegs zu treffen. Konsequenz des 2 Weltkrieges war auch die Gründung der UNO. Aus der Sicht der Väter und Mütter dieser Nachkriegsordnung sind Mörder, Terroristen und Angriffskrieger keine Freiheitshelden, Staatsmänner oder Verhandlungspartner, sondern nur Verbrecher, die zur Zeit noch nicht hinter Gittern sitzen. Der Rest ist entweder Kriminalistik oder (stillschweigende) Billigung. MM: Wir geben Ihnen Recht, dass die Öffentlichkeitsarbeit der Muslime ausbaufähig ist. Aber inzwischen werden im Wochenrhythmus Distanzierungen verlangt, so dass es gar nicht leicht ist, dem nachzukommen. Und wenn man selbst den Nichtmuslimen schon nicht glaubt, dass die ganze Geschichte mit dem Islam nichts zu tun hat, warum sollte man es dann Muslimen glauben? Hauß: Es geht nicht um Glauben. Es geht um Beweise und Taten. Da kann man durchaus mehr tun. Attas Vater, ein angesehener Rechtsanwalt in Kairo, könnte mehr zur Ehre seines Sohnes tun als in der Pressekonferenz, die er damals einberief, unmotiviert über Israel zu schimpfen. Er hätte über die Telefongesellschaft beweisen können, daß er nach dem 11.9. von seinem Sohn angerufen wurde. Die Familie Ziad Jarrahs (Jarrah war angeblich der Terrorpilot der UAL93, die in Pennsylvania abgestürzt wurde), angesehene Leute im Bekaa-Tal im Libanon, könnte von der US-Regierung Beweise verlangen. Und zwar insbesondere die Leiche ihres Sohnes, die ja angeblich auf Eis liegt. Zahnärzte könnten dann das Gebiss vergleichen, Genetiker die Genproben, Kriminalisten die Fingerabdrücke von den Bordkarten und Pathologen die Todesursache ermitteln. Wenn diese familiären Anliegen von den jeweiligen Staatsregierungen lautstark unterstützt würden, wären wir viel weiter. "Muslimen zu glauben" fiele leichter, wenn in verschiedenen Staaten Terroristen konsequent verfolgt würden, was leider derzeit nicht der Fall ist. Wenn offensiv klargestellt würde, daß mit dem CIA-Agenten Osama Bin Laden keine klammheimliche Sympathie bestünde. Aber ich gebe auch zu, daß wir Deutsche bzw. die Christen ebenfalls ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Ich nenne hier mal etwas anderes als die politischen Prozesse in Hamburg und die Unterstützung von Kosovo-Terroristen, von Separatisten in Südsudan und Tschetschenien. Wussten Sie, daß in der deutschen Hauptstadt ein Denkmal für einen Selbstmordattentäter steht? Ja, so ein junger Mann, der sich Sprengstoff umgebunden hat und sich selbst in die Luft jagte, um seinen deutschen Landsleuten zum Sieg zu verhelfen? Der Mann hieß Karl Klinke, und das ist keine 150 Jahre her. Wussten Sie, daß in Münster die verdorrte, mumifizierte Hand wahrscheinlich als Relikte einer deutschen mittelalterlichen "Scharia" (Urteil im Rahmen der sog. Werverfassung), im Rathaus ausgestellt wird, und daß die Leichen-Käfige für die Wiedertäufer (ketzerische Sekte) noch heute als Denkmal an der Lambertikirche hängen ? Dass noch Ende des 19. Jahrhunderts ägyptische Mumien in deutschen Apotheken zu Arznei zerstoßen wurden? Die "Kriegerehrenmale" sind hier keine Trauerstätten, und Synagogen müssen noch immer bewacht werden. Es geht um Haltungen, um eine Wertedebatte, in der wir selbst nicht gerade glänzend dastehen. Eine Ansicht, die ich hier mit zugegebenermaßen etwas exotischen Beispielen unterfüttere. Deshalb halte ich mich mit Ratschlägen - wie bisher - zurück. Ich habe nur auf Ihre Frage geantwortet. Mubarak hat übrigens in zwei Interviews nach dem 11.9. ganz cool auf die fliegerische Problematik hingewiesen. Als ehemaligem Piloten fiel ihm auf, dass ungeübte Piloten derartige Kampfkurven wie am 11.9. nicht fliegen konnten. Schade, daß das dann alles war an Einsprüchen. Das Außenministerium Saudi-Arabiens widerspricht sich, wie Bröckers und ich nachgewiesen haben, in eklatanter Art und Weise. Ob uns Nichtmuslimen kein Glauben geschenkt wird, ist demgegenüber zweitrangig - und es stimmt übrigens auch nicht. Bisher hat mir noch niemand gesagt, er "glaube" dies oder das nicht. Die deutschen Medienvertreter wissen, daß sie Handfesteres bieten müssten als ihren Unglauben. MM: In Ihren Veröffentlichungen - insbesondere im Internet - fällt eine besonders kritische Haltung gegenüber dem "Spiegel" auf. Immer wieder werden "Spiegel"-Artikel förmlich in der Luft zerfetzt. Dabei wäre doch anzunehmen, dass ganz andre Kriegstreiber in diesem Land und deren Medien viel mehr Unheil anrichten. Ist das ein missverständlicher Eindruck, oder haben sie eine besondere Beziehung zum "Spiegel"? Hauß: Ihr Eindruck täuscht nicht. Der Grund ist aber ganz simpel: der "Spiegel" ist nicht nur das Flaggschiff des angeblich kritischen Journalismus, er ist auch in Papierform und online das meistgelesene Magazin, angenehm aufgemacht und seit der "Spiegelaffäre" vor 40 Jahren aus unerfindlichen Gründen mit dem Nimbus "links" versehen. Also weit eher zur Regierungspolitik passend als z.B. die FAZ. Außerdem -siehe z.B. die Hamburger Prozesse gegen Motassadeq und Mzoudi- räumlich näher an der Front als z.B. die "Süddeutsche". Zudem ein kleines Medienimperium mit "Spiegel-TV". MM: Einverstanden, aber ist nicht das Springer-Imperium diesbezüglich nicht viel gefährlicher? Hauß: Gefährlicher? Für wen oder was? Die Leser der "Bild" wissen, was sie erwartet. Der Wahrheitsgehalt der Meldungen wird umgekehrt proportional zur Größe der abgebildeten Brüste wertgeschätzt. Die Leser des "Spiegel" halten hingegen das, was sie in der Hand halten, für seriös, für bildend, für unabhängig. Man glaubt es kaum, aber so ist es. MM: Der "Kampf der Kulturen" ist ja ein schon lange vorbereiteter Plan, dessen Grundlagen in einem Buch zu finden ist, nach dem sich die US-Imperialpolitik und damit auch der gesamte "Westen" richtet. Gibt es denn in den Führungsetagen des gesamten deutschen Geheimdienstapparates, auf der Ebene der Politik, in der Armee oder unter einflussreichen Wissenschaftlern oder Wirtschaftseliten keine Stimme, die das erkennt? Wie kann solch eine an "Gleichschaltung" erinnernde Lag entstehen? Hauß: Erstens: Der "Kampf der Kulturen" ist kein Plan, sondern eine vorgeschobene Begründung (mit dem Status angeblicher Unausweichlichkeit) für eigene Interessenspolitik. Er ist eins der Mittel u.a. der PNAC-Leute (Project for the New American Century), die Welt und damit den Sprit in den Griff zu bekommen, oder umgekehrt: das Öl und damit die Welt. Was keine Frage von Jux, Freude und purer Machtgier ist, sondern etwas mit Kapitalnotwendigkeiten zu tun hat, schnöder gesagt: mit Geld. Nicht mit Kultur. Wenn mit der Unterscheidung von Hautfarben oder Fußgrößen Geld zu machen wäre, würden Hautfarben oder Schuhpassformen wichtig werden. Zweitens ist das kein Erkenntnisproblem, sondern eins von Interessenslagen. Wissen über die eigenen Interessen ist bei den Eliten natürlich vorhanden und abgesprochen. Und deshalb wissen fast alle in den Führungsetagen Bescheid. Und drittens: Aber natürlich doch gibt es Gegenstimmen! Man muss nur bereit sein, sie wahrzunehmen und als solche wertzuschätzen. Auch wenn sie völlig fremd klingen. Ich nenne den Papst. Ich nenne Mahner und Warner in Deutschland wie MdB Wimmer, General a.D. Loquai. Bei den Wirtschaftseliten schauen wir natürlich selten in deren Strategiepapiere, aber die EU und der Euro sind Zeugnisse für den Wunsch nach einer multipolaren Welt. MM: Sie kritisieren den Mangel an Wissensdemokratie? Was wäre das in Ihrer Idealvorstellung? Hauß: Weit bessere PISA-Noten. Das Thema ist unerschöpflich. Angesichts der schnoddrigen Dummheit, die über unsere Medien verblasen wird, sind HIV, BSE, Pest Cholera und die spanische Grippe von 1918 vergleichsweise harmlos. Verglichen mit der arabisch/muslimischen Kultur früherer Zeiten könnte man sich fast schämen, wären die Phänomene nicht weltweit zu beobachten: Es wird eine Unterschicht für einfache Dienstleistungsarbeiten herangezogen, die gerade mal lesen und schreiben kann. MM: Kann man solche Unterdrückungsmechanismen immer ausschließlich auf die Unterdrücker zurückführen? Trägt nicht in einem gewissen Maß jeder einzelne eine Mitverantwortung, oder anders gefragt: Haben wir nicht die Regierung und das System, welches wir verdienen? Hauß: Jeder, also auch ein Milliardär, hat die Freiheit, unter Brücken schlafen zu dürfen. Jeder, also selbst der Bundeskanzler, darf Teller waschen. Jeder, auch der Uni-Professor, darf frei entscheiden, ob er sich lieber Gottschalk oder den Musikantenstadl anschaut. Die Mitverantwortung in Fragen des Geldes, der Macht und des Wissens ist also begrenzt durch die Umstände, in denen Verantwortung überhaupt wahrgenommen werden kann. Tellerwäscher, Brückenpenner und Analphabeten haben ihren Status selten aus freien Stücken angenommen, sind wohl kaum genetisch zum Brückenpennen vorbestimmt. Auch Lernen will gelernt werden, Lernen ist ein sozialer Akt, gesellschaftliche Umstände sind prägend und nicht individuelles Wollen. Fragen Sie Lehrer ... Sie haben Recht: "in einem gewissen Maß" trägt "jeder einzelne eine Mitverantwortung". Wo ist das Maß? Als Demokrat verlange ich Wahrhaftigkeit bei der Darstellung der Tatsachen, bevor über die Tatsachen entschieden wird. Wie schon zuvor gesagt: Ein Parlament, das systematisch belogen wird über z.B. die Situation in Jugoslawien, ist seiner Rechte beraubt. Scharping lag die objektive Lagebeurteilung des Amts für Nachrichtenwesen am 22.3.1999, zwei Tage vor Kriegsbeginn vor ("Tendenzen zu ethnischen Säuberungen sind weiterhin nicht zu erkennen.") - dem Parlament nicht. Oder ein halbes Jahr zuvor: bei den Kabinettsakten liegt der Protest Edzard Schmidt-Jorzigs gegen den sog. Vorratsbeschluss vom 16.10.1998. Da liegt er gut. Der Bundestag wusste nicht, daß er, der der zuständige Fachminister die zur Abstimmung stehende Beschlussvorlage für verfassungs- und völkerrechtswidrig hielt. Oder das Rambouillet-Papier: Der Bundestag wusste nicht, daß dieser sog. "Vertragsentwurf" für Jugoslawien objektiv unannehmbar war. Sein Annex B beinhaltete die faktische Besetzung Gesamt-Jugoslawiens - das kann kein Staatspräsident unterschreiben, das waren keine fairen Verhandlungen. Der Bundestag nahm nur wahr: Der Milosevic will keine Vertragslösung - aber so war es nicht. Das geht so weiter ! Da wird gelogen und getrickst, und es kommen Entscheidungen heraus, wie sie von der Regierung gebraucht werden. Um wieviel mehr gilt das für die Gesamtbevölkerung, wenn schon der Bundestag derartig desinformiert werden kann. Das haben wir NICHT verdient, um auf Ihre Frage zurückzukommen. MM: Kommen wir zum Schluss zurück zu Ihrem Buch mit Mathias Bröckers: "Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9.". Was hat Ihnen das Buch gebracht außer eine Menge Geld? Hauß: Ich bin erstaunt über Ihre Wertung einer "Menge". Und interessanter ist für mich, was das Buch Ihnen und anderen Lesern gebracht hat. Für mich ist die Befriedigung darüber wichtig, ein Standardwerk mitverfasst zu haben, das auch noch lange dann Gültigkeit haben wird, wenn so manche "Schnellschüsse" vergessen sein werden. Bedenken Sie, wie Historiker in wenigen Jahren schon über den Irakkrieg und seine erlogenen Begründungen schreiben werden. In den Neuauflagen der Schulbücher - wird da etwa stehen: Bush führte einen Krieg gegen den Irak, um ihm seine Massenvernichtungswaffen zu entreißen ? Und nun frage ich ernsthaft: was wird in den Schulbüchern in einigen Jahren stehen vom 11.9. ? Dass ein bin Laden aus einer Höhle heraus die USA angriff, weil er sie nicht mochte? Und dass in -zig Prozessen gegen seine Mitverschwörer diese Tat eindeutig juristisch geklärt und bewiesen wurde? Das kann da nicht stehen. Das wird da nicht stehen. Denn: Nicht ein Beweis, nicht ein einziger Prozess, nichts Gerichtsverwertbares weltweit liegt vor . Aber unsere Belege und Fragen und Hinweise auf die Abfangjäger usw.. Zum immerhin größten Verbrechen dieses Jahrzehnts, das Anlass für eine Wende in der Weltpolitik war. MM: Bei der gesamten Entwicklung seit dem 11.9. spielen eine Reihe von Menschen eine Rolle im sogenannten Anti-Terror-Kampf, die einstmals auf einer ganz anderen Seite standen. Derjenige, der Terroristen in diesem Land mit den abenteuerlichsten Verteidigungsreden versucht hat zu rechtfertigen, versucht jetzt alle möglichen Rechte einzuschränken, und derjenigen der einstmals Polizisten mit Steinen beworfen hat, unterstützt faktisch eine Politik, die Unschuldige mit Bomben tötet. Glauben Sie daran, dass ein Idealist zum Verantwortungsträger in diesem System werden kann, ohne seine Ideale zu verraten (ohne dass wir genannte Personen als Idealisten bezeichnen möchten)? Hauß: Schön, daß Sie Probleme beim Wort "Idealist" haben. Ich auch. In unserem Fall hier haben "Idealisten" ihren Idealismus vorgetäuscht. Sie waren nie Idealisten. Sie waren von Jahr zu Jahr erfolgreichere und ausgefuchstere Rattenfänger mit erheblichem Schauspieltalent. Halten wir doch die Fakten fest: | Der ehemalige Steinewerfer wurde zum Mitbefehlshaber der Bombenwerfer in Jugoslawien. | | Der ehemalige Anwalt von Terroristen hat "Probleme", die NPD zu verbieten, schafft es nicht, in Hamburg trotz jahrelanger Beobachtung und Abhörerei die angeblichen 9/11-Vorbereitungen zu unterbinden, tschetschenische Terroristen in Dresden festzusetzen. | | Sein Chef, ehemals Verteidiger von Mahler und zumindest damals dessen Duzfreund, besuchte gerade Herrn Gaddafi | | Alle zusammen legen sie Wert auf die Freundschaft zu Herrn Bush. Den Irakkrieg bezeichnen sie wortgewaltig als "Abenteuer" - nicht etwa als "völkerrechtswidrig". | Ich sehe hier nicht Idealisten am Werk, sondern Leute, die fein säuberlich zwischen Worten wie "legal" und "legitim" zu unterscheiden wissen - und seit Jahrzehnten Illegales zu legitimieren wissen, Ich sehe eine Kontinuität in ihrem Handeln und keine Brüche. MM: Abschließende Frage; Jeder Widerstand gegen Unrecht kostet Kraft. Was ist Ihre Kraftquelle? Hauß: Das Recht. Schwarz auf weiß, kodifiziert. Goethe sagte: "das ich getrost nach Hause tragen kann." Auf unser Grundgesetz kann ich getrost bauen. Das ist beruhigend. Das Vertrauen auf die kollektive Weisheit der Menschen. Das Wissen über absehbare notwendige Entwicklungen. Was historische Sprünge und Verwerfungen nicht ausschließt. Die Freude über alle diejenigen, die mitmachen, in all ihrer Unterschiedlichkeit, über kulturelle und Religionsgrenzen hinweg. Und die Ehrfurcht vor Natur und Kultur, die wie auch die Justiz einen weit längeren Atem haben als die, die sich derzeit für wichtig halten. MM: Herr Hauß, wir danken ihnen für das Gespräch |
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