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19 November 2006

Hitlers willige Vollstrecker -- (Zionisten opfern Juden für Israel?

The willing executioners -- EVERYONE (even fellow jews)


Einem erbarmungslosen Vernichtungswillen ausgeliefert
Saul Friedländer: "Die Jahre der Vernichtung"
Rezensiert von Margarete Limberg

Mit seinem neuen Buch zeigt Saul Friedländer, wie sehr die Durchsetzung des nationalsozialistischen Vernichtungsprogramms von der Unterstützung und Beteiligung der Bevölkerung abhing. Auf bedrückende Weise legt der Historiker dar, dass Hitler sich nicht nur auf eine antisemitische Kultur, sondern auch auf das völlige Fehlen von Solidarität verlassen konnte.

Saul Friedländer gelingt mit seinem Werk eine wissenschaftliche Analyse auf höchstem Niveau, und dennoch verliert er nie das einzelne Opfer aus den Augen. Was es bedeutet, die Opfer zu einem konstitutiven Element der Erzählung über den Massenmord an den Juden zu machen, beschreibt der Freiburger Historiker Ulrich Herbert:

"Das Geschehen verlagert sich für den Leser auf diese Weise, und er kann dieser Verlagerung gewissermaßen nicht entrinnen. Er ist gezwungen, vom Schreibtisch Eichmanns und den Amtsstuben des örtlichen Gestapochefs in das Innere der Güterwagen mit hinein zusteigen und zu erleben, was dort geschah und sich nicht auf die Akten der Täter zu reduzieren."

Nur indem man die Stimmen der Opfer zu Gehör bringe, entgehe man der Gefahr einer domestizierten Erinnerung, sagt der Autor selbst:

"Bald vertrauten Hunderte, ja Tausende von Zeugen ihre Beobachtungen der Verschwiegenheit ihrer privaten Aufzeichnungen an. Diese Quellen schildern in allen Einzelheiten die Initiativen und die alltägliche Brutalität der Täter, die Reaktionen der Bevölkerung, das Leben und die Vernichtung ihrer eigenen Gemeinschaften, aber sie halten auch die Welt ihres Alltags fest, eine Welt voller Verzweiflung, Gerüchten, Illusionen und Hoffnungen, die einander unablässig ablösen."

Die besondere Qualität des Buches ergibt sich aber auch daraus, dass der Autor sich nicht allein auf das Dritte Reich und seine Machthaber konzentriert, sondern gleichzeitig das Geschehen in den besetzten und verbündeten Ländern Europas, aber auch in den USA und Palästina schildert und analysiert. Was angesichts des erbarmungslosen Vernichtungswillens, mit dem die Deutschen vorgehen, besonders erschüttert, ist die völlige Verlassenheit der Verfolgten, das Fehlen jeglicher Solidarität und zwar überall:

"Nicht eine einzige gesellschaftliche Gruppe, keine Religionsgemeinschaft, keine Forschungsinstitution oder Berufsvereinigung in Deutschland und in ganz Europa erklärte ihre Solidarität mit den Juden… Im Gegenteil: Viele Gesellschaftsgruppen, viele Machtgruppen waren unmittelbar in die Enteignung der Juden verwickelt und, sei es auch aus Gier, stark an ihrem völligen Verschwinden interessiert. Somit konnten sich nationalsozialistische und mit ihnen verwandte antijüdische politische Strategien bis zu ihren extremsten Konsequenzen entfalten, ohne dass irgendwelche nennenswerten Gegenkräfte sie hieran gehindert hätten."

Auf wen auch immer die Juden ihre Hoffnung setzten, sie wurden enttäuscht. Selbst für Politiker wie Ben Gurion in Palästina stand die Gründung des Staates Israel an erster Stelle, nicht das Schicksal der europäischen Juden.

Aryeh Klonicki, der sich mit seiner Frau Malwina und ihrem einjährigen Kind im Sommer 1943 aus Buczacz vor den Deutschen ins Umland retten konnte, beschreibt die Stimmung der polnischen Bevölkerung. Er weist darauf hin, dass jedem die Todesstrafe drohte, der einen Juden versteckte und fährt dann fort:

"Wenn da nicht der Hass der ortsansässigen Bevölkerung wäre, könnte man immer noch eine Möglichkeit finden, um sich zu verstecken. Jeder Hirte, jedes christliche Kind, das einen Juden sieht, meldet ihn sofort den Behörden, die keine Zeit verlieren, diesen Berichten nachzugehen. Da ist ein achtjähriger Junge (ein Christ natürlich), der den ganzen Tag in jüdischen Häusern herumlungert und der schon manches Versteck entdeckt hat."

Aryeh und Malwina lassen schließlich ihren Sohn Adam bei Nonnen zurück, die ihn bei sich behalten und taufen lassen. Sie selbst werden im Januar 1944 entdeckt und von den Deutschen ermordet. Von ihrem Sohn fehlt jede Spur.

Kaum jemand hat die Kollaboration in Europa so schonungslos offen gelegt wie Friedländer. Er hebt hervor, wie sehr die Durchsetzung des nationalsozialistischen Vernichtungsprogramms von der Unterstützung und Beteiligung, auch der bloßen Hinnahme der Verbrechen durch die einheimische Bevölkerung abhing:

"Ohne die Beteiligung der französischen beziehungsweise der niederländischen Polizei wäre die Verhaftung der Juden in Paris und Amsterdam schwierig gewesen. Ohne die mit Begeisterung durchgeführten und ausschließlich von Ungarn getragenen Festnahmeaktionen wäre es unmöglich gewesen, etwa 400.000 ungarische Juden in den Tod zu deportieren."

Hitler konnte sich auf eine antisemitische Kultur verlassen, die in Deutschland selbst Widerstandskreise erfasst hatte. Er fand überall willige Helfer, vor allem in Ost - und Mitteleuropa erfindungsreiche Folterer und Mörder.

Besonders hart geht Friedländer mit den Kirchen, vor allem mit der Beschwichtigungspolitik des Vatikans und Papst Pius XII ins Gericht. Er, der selbst von Katholiken vor dem Transport in ein Vernichtungslager gerettet wurde, verschweigt nicht mutige Rettungsaktionen kirchlicher und anderer Kreise, aber sein Fazit ist bitter, und er belegt dies mit einer Fülle an Belegen für das Versagen beider christlicher Kirchen angesichts des absolut Bösen . Als der Berliner Bischof Preysing einen öffentlichen Protest der katholischen Kirche gegen die Judenverfolgung fordert, erwidert ihm der päpstliche Nuntius in Berlin , Nächstenliebe sei ja gut und schön, aber die größte Nächstenliebe bestehe darin, der Kirche keine Schwierigkeiten zu machen:

"In Deutschland hat mit Ausnahme einzelner, von denen keiner den höheren Rängen der evangelischen oder der katholischen Kirche angehörte, kein protestantischer Bischof, kein katholischer Prälat öffentlich gegen die Vernichtung der Juden protestiert. Als Männer guten Willens wie Bischof Preysing aus Berlin oder der württembergische Bischof Theophil Wurm, die Stimme der Bekennenden Kirche, angewiesen wurden, ihre Bemühungen um vertrauliche Proteste einzustellen, fügten sie sich."

Die Kollaboration ist ein schändliches Kapitel europäischer Geschichte, aber es entlastet die Deutschen nicht, von denen die heimtückische und unerbittliche Mordmaschinerie organisiert und bis zur fast völligen Vernichtung des europäischen Judentums vorangetrieben wurde.

Für Friedländer ist Hitler die zentrale Figur, sein obsessiver Judenhass ist entscheidend. Der Historiker widerspricht damit der These, die so genannte Endlösung der Judenfrage, also die Vernichtung der Juden Europas, sei die Folge anderer nationalsozialistischer Ziele gewesen, etwa der Sicherung des Lebensstandards der Deutschen durch die Ausplünderung der Juden.

Ein zentrales Thema des Buches ist das Fehlen jeglicher Solidarität mit der verfolgten Minderheit, das selbst mutigste, ja heldenhafte Rettungs- und Widerstandsaktionen einzelner nicht kompensieren konnten. Friedländer zeigt aber auch den tragischen Prozess der Entsolidarisierung auf, den die tödliche Bedrohung unter den Juden auslöst, die in eine Situation geraten sind, in der sich der einzelne manchmal nur zu Lasten anderer retten kann. Etty Hillesum, die eine Stelle beim Judenrat in Amsterdam sucht, um der unmittelbaren Gefahr der Deportation zu entkommen, schreibt am 14. Juli 1942 in tiefer Verzweiflung in ihr Tagebuch:

"Das Bewerbungsschreiben an den Jüdischen Rat … hat mich heute aus meinem heiteren und doch wieder sehr ernsten Gleichgewicht gebracht. Als ob es gewissermaßen eine unwürdige Handlung wäre. Sich nach dem Schiffbruch um das eine Stück Treibholz im unendlichen Ozean zu drängeln. Und dann rette sich wer kann, den anderen beiseite stoßen und ihn ertrinken lassen, das ist alles so unwürdig, und drängeln mag ich auch nicht."

Die meisten Tagebuchschreiber ahnen das Ende, das ihnen und ihren Glaubensgenossen bevorsteht. Auch in Deutschland wusste ein Großteil der Bevölkerung seit Ende 1941 von den Vernichtungsaktionen. Friedländer zeigt an vielen Beispielen, wie auf vielfältigen Wegen Informationen über die Massenmorde in den Gaskammern ins Reich gelangten, ohne die Gleichgültigkeit der überwiegenden Mehrheit der Deutschen indessen zu erschüttern.

Saul Friedländer, der selbst als Zehnjähriger den NS-Mördern entkommen ist, hat ein Buch geschrieben, das aus der Fülle der Literatur zu diesem Thema weit herausragt, weil ihm eine bisher einzigartige Zusammenschau gelungen ist. Selbst derjenige, der glaubt, alles über den Holocaust zu wissen, wird dieses Werk mit großer Erschütterung lesen.

Saul Friedländer: Die Jahre der Vernichtung
Das Dritte Reich und die Juden 1939 - 1945
Aus dem Englischen von Martin Pfeiffer

C. H. Beck Verlag, München 2006

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesbuch/553020/




Sehr geehrter Kollege Brumlik,

der Anlass, deswegen ich Ihnen schreibe, liegt schon etwas zurück. Aber es hat einige Zeit und Mühe gekostet, mir das Buch zu besorgen, welches der Suhrkamp-Verlag auf Grund Ihrer Intervention vom Markt genommen hat. Inzwischen habe ich es gelesen und möchte es nicht wieder weglegen, ohne ihren Vorwurf des Antisemitismus noch einmal aufzugreifen. Denn dieser hat sich allmählich wie ein Virus in die Palästinadebatte eingenistet, der jede kritische Auseinandersetzung mit dem, was sich in Palästina und Israel inzwischen zur Katastrophe entwickelt hat, deformiert und zersetzt. Mit der Indizierung des Buches von Ted Honderich erlebt der Vorwurf nun einen seltsamen Exzess.

Ich habe mit fortschreitender Lektüre von „Nach dem Terror“ immer mehr Zweifel bekommen, ob Sie das Buch überhaupt ganz gelesen haben. Die sofort applaudierenden Medien – offenbar nicht minder ahnungslos und unbelesen - und die Reaktion des Suhrkamp-Verlages haben Ihnen aber hoffentlich die weitere Lektüre nicht als überflüssig erscheinen lassen.

Zentraler Fixpunkt Ihres ja nur aus drei Zitaten bestehenden Angriffs auf Honderichs Buch ist sein Fazit kurz vor Schluss auf Seite 236: „Ich für meinen Teil habe keinen ernsthaften Zweifel, ... dass die Palästinenser mit ihrem Terrorismus gegen die Israelis ein moralisches Recht ausgeübt haben.“ Ein Satz in der Tat von erheblicher Problematik. Doch bekommt er seinen genauen Stellenwert im Buch erst durch den folgenden Satz, den Sie nicht zitieren: „Sie hatten ein moralisches Recht, das dem moralischen Recht etwa der afrikanischen Menschen in Südafrika gegenüber ihren weißen Sklavenhaltern und dem Apartheidstaat in nichts nachsteht.“ Sie werden Honderich doch nicht auch noch Rassismus vorwerfen wollen. Oder stört Sie der Vergleich von Israel mit dem Apartheidstaat? Dann sollten Sie sich an die enge Zusammenarbeit beider Staaten nicht nur bei der Entwicklung ihrer Nuklearkapazitäten, sondern auch bei Konzepten zur Eindämmung ihrer schwarzen bzw. arabischen Bevölkerung erinnern.

Auf Seite 160 wird der Satz bereits vorbereitet durch die Feststellung: „Unsere Definition des Terrorismus behält sich die Möglichkeit vor, dass so mancher Terrorismus als eine Reaktion auf das, was andere strukturelle Gewalt nennen, gerechtfertigt werden könnte.“ Als Beispiele nennt Honderich den „Terrorismus, der zur Gründung Israels führte, zum neuen Südafrika nach der Apartheid, zu einer Gesellschaft, die fairer mit den Katholiken in Nordirland umgeht, und, um weiter zurückzuschauen, zu den Vereinigten Staaten selbst...“

Es geht in diesem Buch überhaupt nicht um Juden, Israelis oder Palästinenser, sondern allein um Terrorismus in allen seinen Varianten: von den Selbstmordattentaten, Sprengstoffanschlägen bis zum Staatsterrorismus. Der Terror in Palästina wird lediglich als Beispiel herangezogen. So z.B. auf Seite 158, wenn Honderich seine Definition des Terrorismus erläutert: „Sie lässt die Möglichkeit offen, dass es etwa eine Rechtfertigung für den besonderen Terrorismus gab, der zur Existenz des Staates Israel führte.“ An dieser Passage haben Sie keinen Anstoß genommen. In dieser Weise hatte bereits Yitzak Schamir 1991 argumentiert, als er unter Anspielung auf die eigenen Kämpfe vor der Gründung des Staates Israels den Terrorismus als „ein Mittel des Kampfes, das unter bestimmten Bedingungen akzeptabel ist“ verteidigte: „Der bewaffnete Kampf ist im allgemeinen nicht gerechtfertigt, außer er dient politischen, nationalen oder sozialen Zielen ... wenn diese Ziele und Mittel, um sie zu erreichen, gerecht sind, dann ist auch der bewaffnete Kampf gerecht.“ (FR v. 7. 9. 1991) Er mag dabei an den 22. Juli 1946 gedacht haben, als die von seinem Amtsvorgänger Menachim Begin befehligte Widerstandsbewegung Etzel den Südflügel des Luxushotels „King David“ in Jerusalem, in dem das Hauptquartier der britischen Mandatsverwaltung untergebracht worden war, in die Luft sprengte und 91 Menschen tötete.

Honderich spricht also von der Rechtfertigung jüdischen wie palästinensischen Terrors, was Ihnen offensichtlich entgangen ist. Diese Rechtfertigung ist allerdings nach juristischen Kriterien genauso inakzeptabel wie die jedes anderen Terrors, mag er auch aus bestimmten Gründen politisch verständlich sein. Das Völkerrecht - in diesen Fragen der einzige Maßstab mit universaler Gültigkeit - liefert zumindest in der Beurteilung des Terrors eine relativ sichere Basis: danach ist er in allen seinen hier zur Diskussion stehenden Varianten verbrecherisch und nicht zu legitimieren. Dies gilt auch für den von Honderich ganz allgemein legitimierten „Befreiungsterrorismus, also einen Terrorismus, der um der Freiheit und der Macht eines Volkes willen betrieben wird, und zwar dann, wenn klar ist, dass nichts anderes ihm diese Freiheit und Macht verschaffen wird.“(S. 236).

Obwohl Honderich den „Terrorismus für Humanität“ rundheraus ablehnt, da es „in unserer heutigen Welt keine vernünftige Hoffnung für den Terrorismus im Namen der Menschlichkeit“ gibt, rächt sich hier seine begriffliche Unschärfe, indem er zwei so unterschiedliche Kategorien wie Moral und Recht im „moralischen Recht“ aufweicht und den völkerrechtlich legalen Befreiungskampf mit dem illegalen Terrorismus zum „Befreiungsterrorismus“ koppelt. Und hier liegt das zentrale Problem der Honderich`schen Moralphilosphie. Terror ist niemals zu legitimieren aber er ist streng vom legalen Befreiungskampf zu trennen.

Dieser militärische Befreiungskampf wurde Mitte der siebziger Jahre von der UNO als legitime Form des Widerstandes gegen koloniale und rassistische Unterdrückung anerkannt, ausdrücklich auch der bewaffnete Kampf der PLO. Davon war jedoch jede Form des Terrors, d.h. der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung und zivile Einrichtungen ausgeschlossen. Der unglückliche Begriff des „Befreiungsterrorismus“ transportiert den gleichen Widerspruch wie das „moralische Recht“. Was als Befreiungskampf (der Palästinenser, Angolaner, Mozambikaner, Südafrikaner, der Saharouis oder Kurden etc.) Recht ist, bedarf kaum einer partikularen moralischen Rechtfertigung und wird einer wahrhaft universalistischen Moralkonzeption, so es sie gibt, entsprechen. Was aber als Terrorismus rechtlich ein Verbrechen ist, kann m. E. auch moralisch nicht gerechtfertigt werden. Auf dem Gebiet von Krieg und Frieden geht heute jeder Widerspruch zwischen Moral und Recht zu Lasten der Moral. Allenfalls kann man darüber streiten, ob ein bewaffneter Kampf als Befreiungskampf anerkannt werden kann - in jedem Fall aber ist ein Angriff auf zivile Einrichtungen und Zivilisten verboten. Dies galt für Juden vor Gründung des Staates Israel, bei denen Honderich wohl an der Seite Begins und Schamirs gestanden hat, wie er in einem Interview bekennt, wie später für Israelis nach 1948 und die Palästinenser gleichfalls. Deren Recht zum gewaltsamen Widerstand darf sich nach internationalem Recht nur gegen militärische Einrichtungen und Personal richten. Dazu gehören offensichtlich auch die jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten, die von dem
Obersten Gericht in Jerusalem schon Ende der siebziger Jahre als temporäre militärische Außenposten definiert worden sind.

Das alles hat aber überhaupt nichts mit Antisemitismus zu tun und bedarf dringend der offenen wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Dies gilt auch für die Daten und Fakten, die Honderich auf S. 48 – 53 über jüdische Siedlungsgeschichte und den gegenseitigen arabisch-israelischen Terror mitteilt und in keiner Weise für Israel sprechen. Sie sind aber kaum anfechtbar. Gegen Ende des Abschnitts (S. 53) rührt er wieder an das Tabu: „So wie die Dinge liegen, wurde der Zionismus zu Recht von den Vereinten Nationen als rassistisch verurteilt.“ Ein Satz, den Sie ebenfalls als Beleg für Antisemitismus zitieren. Andere stoßen sich an dem vorangehenden Satz: „Als Hauptopfer von Rassismus in der Geschichte scheinen die Juden nun von ihren Peinigern gelernt zu haben“. Sätze, deren letzter sich für uns angesichts der Anspielung an den deutschen Genozid und der Weckung falscher Assoziationen verbieten mag. Sätze jedoch, deren Aussage auf Grund der permanenten Verurteilungen Israels wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen durch die UNO und der rassistischen Ausgrenzung der Palästinenser beiderseits der grünen Linie vor allem auch Wahrheiten benennt, die nicht mit einem Denkverbot belegt werden dürfen, wie Sie es tun.

Einige Tage nach der Zionismus-Resolution der UNO vom November 1975 schrieb die New York Times: „Der schmerzvolle Punkt bei der UNO-Resolution über die Gleichsetzung von Zionismus und Rassismus ist, dass sie ein Element der Wahrheit für sich hat.“ Das ist es, was Benjamin Beit-Hallahmi 1992, zwei Jahre vor der Rücknahme der Resolution durch die UNO, in seinen „Reflexionen über die Geschichte des Zionismus und Israel“ im Grunde bestätigte: „Die zionistischen Siedler fühlten sich als Herren in der neuen alten Welt... Sie waren eine winzige Minderheit in Palästina, wie eine Diaspora; aber ungleich der Diaspora-Situation war hier die Mehrheitsbevölkerung nicht dominant... Bevor die Jüdischen Siedler nach Palästina kamen, waren sie in Europa Außenseiter gewesen. Hier waren sie Europäer und Herren, die die technologische Überlegenheit über die Eingeborenen genossen, die schwach, passiv und arm waren.“ Sendungsbewusstsein, Siedlungsaktivitäten und Staatsgründung führten zwangsläufig zu den Widersprüchen, die laut Maxime Rodinson Rassismus und Krieg hervorbringen mussten: „Der Wunsch, einen rein jüdischen oder vorwiegend jüdischen Staat in einem arabischen Palästina im zwanzigsten Jahrhundert zu schaffen, konnte zu nichts anderem als zu einer kolonial-typischen Situation und der ... Entwicklung eines rassistischen Bewusstseins und in letzter Konsequenz zu einer militärischen Konfrontation führen.“

Rodinson sagt zwar nicht, dass der Zionismus eine Form des Rassismus sei, aber er sagt, dass er ihn notwendig hervorbringe – und damit steht er im Urteil über die israelische Gesellschaft wahrlich nicht auf Seiten von Neonazis. Er befördert damit auch kein antisemitisches Ressentiment, denn dieses bedarf bekanntlich keiner wissenschaftlichen Quellen. Die Indizierung derartiger Aussagen mit dem Vorwurf des Antisemitismus erzeugt jedoch ein Denkverbot, welches die Verknüpfung der israelischen Staatsideologie mit Rassismus und Gewalt als denkunmöglich tabuisiert und undiskutierbar macht und letztlich nur die Politik der gegenwärtigen Regierung Israels immunisiert. Diejenigen jedoch, „die dieses Tabu missbrauchen, um Israels rassistische und genozidale Politik gegenüber Palästinensern zu unterstützen, tun nichts anderes, als die Erinnerung an jene jüdischen Opfer zu schänden, deren Tod aus humanistischer Perspektive nur insofern Sinn hat, als er eine ewige Warnung an die Menschheit ist vor aller Diskriminierung, Rassismus und Genozid.“ Letzterer Satz wird Ihnen wiederum als ein Beweis für den überall grassierenden und vor allem den linken Antisemitismus gelten. Er stammt jedoch von Ran HaCohen von der Universität Tel Aviv, Literaturkritiker der Zeitung Yedioth Ahronoth.

Ich frage mich, was Sie dazu bewogen hat, mit dem Hammer dreinzuschlagen. Stört Sie vielleicht Honderich’s unverblümte und bei uns ebenfalls tabuisierte Ansicht, dass sich neben Milosevic, Reagan und Thatcher auch Ariel Sharon vor einem echten Gerichtshof für Verbrechen gegen die Menschlichkeit einfinden müsste? (S.198) Sie beschneiden eine wissenschaftliche Diskussion, die angesichts des weltweiten Ausgreifens des Terrorismus kontrovers und deshalb ohne Tabus geführt werden muss. Ist Ihnen einmal der Gedanke gekommen, dass eine derart exekutivische Gedankenzensur dem Antisemitismus, der in unserer Gesellschaft ja unleugbar besteht, neuen Auftrieb geben könnte? Ihre Intervention führt in die Irre und ist zutiefst antiaufklärerisch. Ich begrüße es deshalb, dass ein anderer Verlag eine neue Übersetzung und Veröffentlichung des Buches vorbereitet, um diese für eine demokratische Wissenschaftskultur unerträgliche Situation zu beenden.

Angesichts der großen öffentlichen Bedeutung dieser Diskussion behandele ich dieses Schreiben als offenen Brief.

Mit freundlichen Grüßen

Norman Paech

http://www.ucl.ac.uk/~uctytho/BrumlikPaechGerman.html



intressant ist auch folgendens:

FARIS YAHYA --- DIE ZIONISTEN UND NAZI-DEUTSCHLAND

DER AUTOR Faris Glubb (der auch unter dem Namen Faris Yahya schreibt) ist ein britischer Schriftsteller und Historiker. Er wurde 1939 in Jerusalem geboren und verbrachte den größten Teil seiner frühen Jahre in Jordanien. Seit 1970 lebt er im Libanon.

Faris Glubb ist ebenfalls der Autor zweier anderer Bücher: Die Palästina-Frage und Internationales Recht (1970 vom PLO Research Centre publiziert) und Zionismus = Rassismus? 1975 veröffentlicht.

Januar 1978 Palestine Research Centre, Beirut/Libanon, Palestine Essays No. 47
Bearbeitung und Übersetzung: Palästinensischer Studentenverein In der BRD und West-Berlin

EINLEITUNG

Obwohl viele Bücher über die barbarische Behandlung der europäischen Juden durch Nazideutschland erschienen sind, ist ein wichtiger Aspekt dieser Frage in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt: die Beziehung zwischen der zionistischen Bewegung und Nazideutschland. Informationen über dieses Thema sind zugänglich, doch bisher nicht in einer einzigen umfassenden Studie zusammengetragen worden. Diese Untersuchung soll diese Lücke zumindest teilweise schließen.

Wegen der heiklen Natur dieses Gegenstandes und der zionistischen Tendenz, jeden nicht-zionistischen oder anti-zionistischen Standpunkt als "anti-semitisch" zu denunzieren, ist alles Material in dieser Studie ausschließlich jüdischen Quellen entnommen. Die zitierten Autoren vertreten ein breites Spektrum von Ansichten, von extrem zionistischen bis hin zu antizionistischen mit allen möglichen Abstufungen dazwischen. Der Leser wird sich so eine genaue, objektive Meinung auf der Grundlage von Beweismaterial bilden können, das von führenden jüdischen Historikern vorgelegt worden ist.


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I DIE FRÜHE ZIONISTISCHE HALTUNG ZUM ANTISEMITISMUS
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Die zentrale These des Zionismus lautet, daß die Juden eine "Nation" gesondert von allen anderen Nationen darstellen, und daß sie von allen Teilen der Welt nach Palästina "geführt" werden müßten, um dort ihren eigenen Nationalstaat zu bilden. Das europäische Phänomen, das unter dem Namen "Antisemitismus" bekannt ist, besagt, daß die Juden ein unassimilierbares, fremdes Element in der europäischen Gesellschaft sind, das aus Europa entfernt werden sollte.

Der Gründer des politischen Zionismus, Theodor Herzl, war sich der gemeinsamen philosophischen Grundlage des Zionismus und Antisemitismus bewußt. Er schrieb: "Die Regierungen aller von Antisemitismus geschlagenen Länder werden lebhaft daran interessiert sein, uns bei der Erlangung der Souveränität, die wir wünschen, behilflich zu sein." [1]

Herzl versicherte häufig in aller Unschuld, daß die Antisemiten die besten Freunde der Juden und die antisemitischen Regierungen ihre besten Verbündeten sein würden. Doch dieses Vertrauen auf Antisemiten drückte auch sehr beredt, ja erschütternd aus, wie nahe seine eigene Geistesauffassung der seiner feindseligen Umgebung war und wie eng er mit dieser "fremden" Welt verbunden war...

"Der Antisemitismus besaß eine überwältigende Kraft, die die Juden entweder nutzen können oder von der sie verschlungen werden würden." In seinen eigenen Worten war der Antisemitismus "die treibende Kraft", die für alles jüdische Leiden seit der Tempelzerstörung verantwortlich war, und sie würde die Juden weiter leiden machen, bis sie lernten, wie sie sie zu ihrem eigenen Vorteil nutzen könnten. In den richtigen Händen würde diese "treibende Kraft sich als der heilende Faktor des jüdischen Lebens erweisen; sie würde in der gleichen Weise genutzt werden wie kochendes Wasser zur Erzeugung von Dampfkraft." [2]

Herzl handelte nach seinen Worten. Die Methoden, die er bei seinen diplomatischen Bemühungen zur Förderung der zionistischen Sache anwendete, standen im Einklang mit den von ihm verkündeten Prinzipien. Das kommt klar in seinen Annäherungsversuchen an das zaristische Rußland zum Ausdruck, das die fanatischste und grausamste Politik der Judenmassakrierung, Vertreibung und Diskriminierung verfolgte.

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Eichmann war keineswegs "der einzige, der diesen 'Pro-Zionismus' ernst nahm"; die deutschen Juden selbst dachten, es würde reichen, "Assimilation" durch einen neuen Prozeß der "Dissimilation" zu ersetzen, und strömten in die Reihen der zionistischen Bewegung. (Es gibt keine verläßlichen Statistiken für diese Entwicklung, doch wird geschätzt, daß die Auflage der zionistischen Wochenzeitung DIE JÜDISCHE RUNDSCHAU in den ersten Monaten des Hitlerregimes von etwa 5-7000 auf fast 40.000 stieg und es ist bekannt, daß die zionistischen Finanzierungsorganisationen in den Jahren 1935-36 von einer stark reduzierten und verarmten Bevölkerung dreimal soviel Geld wie in den Jahren 1931/32 empfingen).

Das hieß nicht unbedingt, daß die Juden nach Palästina auswandern wollten; es war mehr eine Frage des Stolzes: "Trag den gelben Stern mit Stolz", der populärste Slogan dieser Jahre, geprägt von Robert Welsch, dem Chefredakteur der JÜDISCHEN RUNDSCHAU, drückte die allgemeine emotionale Haltung aus. Der polemische Punkt des Slogans, der als Antwort auf den Boykott-Tag am 1. April 1933 formuliert worden war - mehr als sechs Jahre, bevor die Nazis die Juden tats ächlich zum Tragen eines Abzeichens zwangen, einen sechszackigen Stern auf weißem Grund - richtete sich gegen die "Assimiliationisten" und alle Leute, die sich weigerten, sich mit den neuen 'revolution ären` Konzepten anzufreunden, gegen jene, "die immer hinter ihrer Zeit her sind." [15]

.....


Die Bemühungen antinazistischer jüdischer Kreise einen Boykott Nazideutschlands zu organisieren, entstanden als Gegenmaßnahme zu dem Boykott der Nazibehörden vom 1. April 1933. Das war "ein allgemeiner Boykott ... aller jüdischen Handelsunternehmen und aller jüdischen Ärzte, Anwälte und anderer freiberuflich Tätigen. Von diesem Tag an gab es für die nächsten 6 1/2 Jahre eine Folge von Gesetzen der zunehmenden Unmenschlichkeit, bis der Kriegsausbruch eine Epoche beispielloser Barbarei einleitete. Der Boykott war lediglich ein Vorspiel zu einem System der Verfolgung, das die Juden jeder Quelle des Lebensunterhalts beraubte." [22]

Juden in vielen Teilen der Welt hofften, durch die Revanche mit einem Boykott deutscher Waren Solidarität mit ihren unterdrückten Religionsgenossen zeigen und das Naziregime vielleicht zu einer Milderung der Verfolgung drängen zu können. Die Unterschrift der Zionisten unter das Ha´avara-Abkommen machte diese Hoffnung zunichte. "Das Resultat war, daß in den dreißiger Jahren, als die amerikanischen Juden große Anstrengungen machten, einen Boykott gegen den deutschen Export zu organisieren, ausgerechnet Palästina mit allen Arten von Waren 'Made in Germany' überschwemmt war." [23]

Einige Zeit vor dem 18. Zionistenkongreß machte die zionistische Bewegung ihren Willen klar, den Anti-Nazi-Boykott zu sabotieren. Die Zionistenvereinigung für Deutschland ging so weit, einem führenden Nazi zu versichern, daß "die Propaganda, die nach einem Boykott Deutschlands schreit, in der heute oft geäußerten Form ihrem Wesen nach völlig unzionistisch ist." [24]

Damit war der unglückliche Präzedenzfall geschaffen, die Interessen der jüdischen Massen in Europa den politischen Ambitionen der Zionisten zu opfern. Die Nützlichkeit dieser Strategie blieb den Nazis nicht verborgen.

"Mit der Unterzeichnung des Ha´avara-Abkommens ... verfolgten die Nazibehörden gleichzeitig zwei Ziele: den von den Juden in mehreren Ländern organisierten antideutschen Boykott zu brechen und die Ausreise von Juden aus dem Reich nach Palästina zu fördern."

"Doch allmählich wurde das zweite Ziel in Berlin als das wichtigere angesehen. Einerseits hatten die Auswirkungen des jüdischen Boykotts erheblich nachgelassen, während andererseits die Expatriierung der Juden eines der Hauptziele der nationalsozialistischen Innenpolitik geworden war. Jetzt waren die Zionisten die einzigen, unter Juden und Nicht-Juden, die eine konstruktive Lösung für das jüdische Problem in Deutschland vorschlugen und vor allem in der Lage waren, sie zu verwirklichen. Das Ha´avara-Abkommen hatte sie mit den Mitteln dafür ausgestattet. Die deutsche Regierung konnte darüber nicht hinwegsehen. Deshalb konnte man beobachten, wie das Innen­- und Wirtschaftsministerium miteinander wetteiferten, das Ha´avara­Abkommen zustandezubringen und die Aktivitäten der Zionistenorganisation in Deutschland zu fördern."

"Die Organe des Ha´avara-Abkommens spielten eine immer dominantere oder sogar privilegiertere Rolle im deutsch-palästinensischen Handel ... Von den zionistischen Führern in Deutschland gedrängt, beschloß der 19. Zionistenkongreß, der vom 20. August bis 3. September 1935 in Luzern stattfand, das gesamte Ha`avara-System der direkten Kontrolle dem zionistischen Exekutivkomitee zu unterstellen, dessen Aktien, die bisher von der Anglo-Palestine Bank gehalten wurden, entsprechend transferiert wurden. Im Jahre 1933 betrug der Wert der von der Ha´avara durchgeführten Transferoperationen 1.254.856 Mark. Im Jahre 1937 erreichten sie das Volumen von 31.407.501 Mark." [25]

....

Jedoch waren die bisher mit dem Zionismus erreichten Abkommen den Zwecken der Nazis nicht angemessen, und das Tempo der Emigration wurde als zu langsam angesehen, wie dieser Bericht zeigt: "Die zentrale jüdische Organisation, unter dem Namen 'Zentralausschuß der Deutschen Juden für Hilfe und Aufbau' ... wurde im Jahre 1933 im Reich gegründet. Diese Organisation hatte drei Hauptabteilungen, die sich mit Emigration, Wirtschaftshilfe und Unterstützung beschäftigten, und es war die besondere Funktion des Büros für Wirtschaftshilfe, bei der Berufsänderung und der Ausbildung der Jugendlichen behilflich zu sein... Zur Berichtszeit (Oktober 1935) gibt es zehn Ausbildungslager mit Insgesamt 2.700 jungen Männern und Frauen. Der größte Teil wird in Landwirtschaft unterrichtet. Die deutsche Regierung macht ständig Schwierigkeiten und droht mit der völligen Auflösung der Lager, unter dem Vorwand, daß Juden nicht dabei unterstützt werden sollten, sich auf handwerkliche Berufe in Deutschland vorzubereiten. Wir hoffen, deshalb die Judenauswanderung nach Palästina zu steigern, so daß in jedem Jahr Tausende gehen können." [32]

Wir haben bereits oben festgestellt, daß die Nazis den Zionisten gestattet hatten, besondere Trainingslager für die Emigranten zur Vorbereitung auf das Leben im Nahen Osten einzurichten. Was die gemeinsamen Interessen beider Parteien nun erforderten, war eine Beschleunigung der Emigration, und Maßnahmen, das Trainingsprogramm einer stärkeren Zionisten-Nazi-Kontrolle zu unterstellen. Die Zionisten schickten Sonderdelegierte, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, während die Nazis ständig Sitzungen abhielten, um ihre Strategie für die Vertreibung der Juden zu planen.


....

Die neue Situation konfrontierte den Zionismus mit einer kritischen Entscheidung zwischen zwei Handlungsmöglichkeiten. Die erste war, dem Nazismus den Krieg zu erklären, die Abkommen von 1938 völlig aufzuheben und die Fahne des jüdischen Aufstandes gegen den Nazismus in ganz Europa zu hissen. Das hätte natürlich bedeutet, ein für allemal jede Möglichkeit einer noch so begrenzten "legalen" Emigration zionistischer Arbeitskräfte aus Europa durch Kooperation mit den Nazis in Zukunft aufzugeben, selbst wenn die logistische Situation dafür später eine solche Änderung erlaubte. Die Entscheidung zum Widerstand würde auch bedeuten, daß die Zionisten den Kampf gegen Unterdrückung und Antisemitismus in Europa zusammen mit den Nichtjuden und Assimilationisten oder progressiven Juden aufnehmen. Für die Zionisten hätte dies nicht nur ein ernsthaftes Aufgeben ihrer tiefsten Überzeugungen, sondern auch, noch ernsthafter, das Eingestehen einer Niederlage ihrer ganzen Philosophie bedeutet.

Die zweite Aktionsmöglichkeit für die Zionisten war die Einsicht. daß die Situation sich zumindest vorübergehend in einer für sie ungünstigen Richtung verändert hatte, und zu versuchen, neue, aber begrenzte Vereinbarungen zu treffen. Das würde natürlich heißen, zu dem Tod einer großen Anzahl ihrer Religionsgenossen zu schweigen. Es würde aber den Vorteil haben, die Tür zu einer Kommunikation mit Nazideutschland offenzuhalten, die benutzt werden könnte, sobald die Lage sich wieder zu ihren Gunsten veränderte. Darüber hinaus würde es keine grundsätzliche Verwässerung oder eine Niederlage der zionistischen Ideologie bedeuten.

Die Zionistenbewegung wurde vor diese unvermeidliche Alternative durch ihre Unterschrift unter die früheren Abkommen mit Nazideutschland gestellt. Einige Apologeten haben argumentiert, daß die Zionisten in dieser Hinsicht nicht aus eigentlich finsteren Motiven handelten und sich nicht darüber im klären waren, zu welchem grausamen Ende es führen könnte. Abgesehen von der moralischen Gefahr des blinden Festhaltens an der Überzeugung, daß das Ziel die Mittel heilige, ist es überaus zweifelhaft, daß die zionistischen Führer mit ihrer bemerkenswerten Fähigkeit zu langfristiger Planung sich des wahren Charakters oder des möglichen Kurses der Nazipolitik nicht bewußt waren, der den meisten normalen Europäern gegen Ende der Mittdreißiger Jahre klar war. In diesem Zusammenhang machte der Staatsanwalt im Eichmann-Prozeß, Gideon Hausner, einige sehr wichtige Kommentare und Bemerkungen. Über Hitler sagte er: "Als er dem Judenhaß freie Bahn ließ, hatte er auch, den steilen Pfad betreten, der zu dem 'Tag des Boykotts' am 1. April 1933, zu der Kristallnacht des 9./10. November 1938, und zu der Entscheidung über die 'physische Ausrottung' am 31. Juli 1941 führte. Das war die Logik der Ereignisse, dessen jedes sich aus dem vorhergehenden ergab und unvermeidlich zu dem nächsten leitete. Der Weg des Antisemitismus führte nach Ausschwitz." [43]

Die Logik des steilen Pfades galt nicht nur für die Nazis. Durch die Akzeptierung des verhängnisvollen Prinzips gemeinsamer Interessen und der daraus folgenden Kooperation mit dem Nazismus, wie beschränkt diese auch immer in den dreißiger Jahren war, machten sich die Zionisten selbst auf ihren eigenen parallelen Pfad nach unten. Die beiden Phänomene Antisemitismus und zionistische Zweckallianz damit - in der Hoffnung, ihn als die von ihnen benötigte "Triebkraft" zu benutzen - können nicht völlig voneinander getrennt werden. Sie reagierten aufeinander, wie es notwendig immer bei zwei politischen Kräften passiert, deren Beziehung die des engen Kontakts ist, ob nun in Konfrontation oder in Kooperation.

Jedenfalls können Entschuldigungen für die Abkommen des Zionismus mit den Nazis in den 30er Jahren, welcher Art sie auch sein mögen, nicht für die Fortsetzung irgendwelcher Zusammenarbeit gelten, nachdem die Nazis ihre umfassende Durchsetzung des Genozids Mitte 1941 in Gang gesetzt hatten. Im Zeitraum 1941 - 1944 brach eine Reihe von Zionisten in den von den Nazis besetzten ost­europäischen Ländern, wie Morchedai Anielewicz, mit der traditionellen Politik des Zionismus und beteiligte sich an Revolten gegen den Nazismus. Doch diese Revolten waren alle lokal organisiert, von Juden in Warschau, Wilna, Bialystock und in anderen Gegenden, oft innerhalb der besetzten Gebiete miteinander koordiniert, doch ohne die Kooperation der zionistischen Bewegung auf internationaler Ebene.

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http://www.nadeshda.org/foren/cl.regionen.nahost/p989s995a20.html


Faris Glubb was killed in Kuwait.

Faris Glubb

Journalist, poet and political activist with a deep Islamic faith

Peter Clark
Monday May 17, 2004
The Guardian

Faris Glubb, who has died as a result of a road accident in Kuwait at the age of 64, was a journalist, poet, political activist, Muslim and translator. The only blood-child of Sir John Bagot Glubb (Glubb Pasha) and Lady Glubb, he was born in Jerusalem. His father was commander of the Arab Legion, the army recruited from the bedouin in the service of the amir of Transjordan, Abdullah, later King Abdullah I of Jordan.

His parents were evangelical Christians and he was christened Godfrey after the first sovereign of the 1099 crusader state. Faris, however, did not adopt his parents' faith. He spent his childhood with the bedouin soldiers in Amman, absorbing both Arabic and the Islamic faith. He said he never felt he was anything other than a Muslim and declared his faith as soon as he was, in accordance with Islamic precept, mature enough to do so. Thereafter, outside the family, the name Faris replaced Godfrey.

Sent to England to be educated at his father's old school, Wellington, he was deeply unhappy. He ran away, not to any British relations, but to the office of the military attaché at the Jordanian embassy in London. He went on to the School of Oriental and African Studies to read Arabic and became involved in political activism in the 1960s with the Bertrand Russell Foundation and the Popular Front for the Liberation of Oman and the Arabian Gulf (PFLOAG), working with the Omani opposition at the United Nations in New York.

After teaching and broadcasting in Tunisia, he moved, with his wife, Sharon, and young son, Mubarak, in 1967 to Amman, just 11 years after his father had been dismissed by King Hussein. He taught at a school for Palestinian refugees and then worked with the Hashemite Broadcasting Service and became a stringer for CBS News.

As a young Muslim friend of revolutionaries, he was a contrast to his father, the conservative Christian apologist for the British Empire. But there was much in common between father and son. Each lived a life that was faith-driven. Both had humility and an intense sense of justice, especially for Palestinians. Both had a message that had to be communicated to others, the Pasha through his many books and Faris through his journalism.

Faris moved to Beirut and during the 1970s covered the Lebanese civil war, first for CBS, then, as "Michael O'Sullivan" for the Daily Mail and also Arab news agencies. His Islam, his Arabic and instinctive rapport with Arab politics, his close relations with the Popular Front for the Liberation of Palestine and its representative in Beirut, the writer Ghasan Kanafani, as well as a total fearlessness gave him access and insight denied to most other western journalists.

In addition to journalism, he also developed an alternative career as translator of Palestinian stories and poetry. He also wrote his own poetry, both in Arabic and in English.

With the Israeli expulsion of the Palestinian leadership from Lebanon, Faris also left, moving with his second wife, a Palestinian, Salwa, to Cyprus, from where he covered the Middle East. In 1994 he moved to Kuwait and worked as translator, then senior editor, for Kuna, the Kuwait News Agency.

At the time of his death he had almost completed a PhD at SOAS on relations between Saladin and King Richard the Lionheart, based on documents at the Vatican. He was active in Islamic human rights organisations and was in demand as an eloquent commentator on Islam and the Arab world. He had a firm faith and his earnestness was tempered with an anarchic sense of humour.

He is survived by his mother, his son Mubarak, otherwise Mark, from his first marriage, and by his daughters Sarah and Darina from his second marriage.

Faris (Godfrey Peter Manley) Glubb, born October 19 1939; died April 3 2004

http://www.guardian.co.uk/obituaries/story/0,3604,1218158,00.html