Libanon Krieg bereitet IRANkrieg vor?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23813/1.html
Israels Desaster = Israels Sieg? Georg Meggle 29.10.2006
Gemessen an den wechselnden offiziellen israelischen Kriegszielen ist
der zur Zeit von einem UN-vermittelten Waffenstillstand unterbrochene
Libanonkrieg f?r Israel schlicht ein Desaster.
Zwar hat Israel in der Tat "halb Libanon zerst?rt" (so Olmert vor der
Knesset) - aber eben nicht die Hisbollah. Gegen deren
Guerrilla-Kriegsf?hrung war auch die st?rkste Milit?rmacht des Mittleren
Ostens letztlich hilflos; und der R?ckhalt in der Bev?lkerung, auf den
sich die Hisbollah - im Libanon und weit dar?ber hinaus - st?tzen kann,
ist heute gr??er als je zuvor.
???
Trotzdem: Dieses weit verbreitete Bild vom Libanonkrieg als einem Fiasko
f?r Israel ist falsch. Richtig ist vielmehr: Genau der Verbreitung
dieses falschen Bildes verdankt sich letztlich der "Sieg Israels"
(Hagalil) - der zugleich, wie der Spiegel online titelte, "ein Sieg f?r
die USA" ist. Israel und die USA haben mit dem Libanon-Krieg (auch dank
dieses Bildes) n?mlich genau das erreicht, was zur Vorbereitung auf den
n?chsten, gr??eren Krieg erreicht werden sollte:
Im Libanonkrieg ging es weder nur um die Hisbollah, noch auch nur um den
Libanon. Dieser Krieg ist eine wesentliche Komponente der von den USA
initiierten Transformation des Gr??eren Mittleren Ostens - und somit
auch des n?chsten Krieges, des Krieges gegen den Iran (Syrien eventuell
inklusive). Aus US-amerikanischer Sicht ist dieser Krieg ?ber kurz oder
lang unvermeidbar. Sowohl aus rein geostrategischen Gr?nden (Stichwort:
Ressourcen-Kontrolle) als auch mit Blick auf den Global War on
Terrorism.
Aus dieser, von Israel naheliegender Weise geteilten Sicht folgt:
(a) Der Irankrieg mu? gef?hrt sein, ehe auch der Iran ?ber Atomwaffen
verf?gt;
und
(b) noch vor Beginn des Krieges m?ssen dem Iran die f?r die Angreifer
(USA und/oder Israel und ...) gef?hrlichsten Reaktionsoptionen genommen
sein.
Der Countdown zu (a) - mit UN-Resolutionen, Sanktionsandrohungen etc. -
l?uft wie gehabt. Israels wichtigster Beitrag zu (b): Der - von den USA
und dessen Verb?ndeten voll unterst?tzte - Libanonkrieg. Die
Hisbollah-Milizen (genauer: deren Raketen mittlerer Reichweite) waren -
vor dem Libanonkrieg - eine der wichtigsten Zweitschlagwaffen des Iran.
Diese Waffe hat Israel weitgehend entsch?rft. Die im Libanon
stationierten (gr??eren) Hisbollah-Raketen sind zerst?rt; wenn auch
deren Nachschub unterbunden werden kann, w?re (b) Gen?ge getan.
Israels Dilemma war: Einerseits mu? (b) vor dem Iran-Krieg erf?llt sein;
andererseits ist Israel selbst - wie auch dessen Strategen seit dem
letzten Libanonkrieg und dem Ende der Besetzung S?dlibanons (2000) mit
Sicherheit gut gewu?t haben werden - zur nachhaltigen Blockade der
Hisbollah-Guerrilla nicht in der Lage. Die L?sung: Diese Aufgabe
?bernehmen andere. Und die geniale L?sung: Diese anderen sind
UN-Truppen; am besten solche, die von NATO-Staaten (und damit letztlich
von den USA) dominiert werden. Diese f?r Israel und die USA (und ... ?)
geniale L?sung wird derzeit implementiert.
Man beachte: F?r den Irankrieg und die weitere Transformation des
Mittleren Ostens erf?llt diese L?sung auch dann ihren Zweck
(Entsch?rfung der Hisbollah als Zweitschlagswaffe, d.h. Minimierung von
deren weiter reichenden Raketen), wenn die Hisbollah nicht (weiter)
entwaffnet wird. Die der Hisbollah verbliebenen kleineren
Katjuscha-Raketen, auch wenn das noch Tausende w?ren, sind keine
Bedrohung der "Existenz" Israels. Insofern konzentriert sich die
derzeitige ?ffentliche Diskussion, wie in Vorkriegszeiten ?blich, auch
diesmal eher auf eine Nebensache: Wie soll die Hisbollah entwaffnet
werden? Wie sollen UN-Truppen etwas schaffen, was nicht einmal Israels
Armee geschafft hat? Darum geht es derzeit nicht. Im ?brigen geh?rt die
Entwaffnung der Hisbollah auch nach der UN-Resolution 1701 selbst nicht
(jedenfalls nicht explizit) zum Mandat der UN-Truppen.
Welchen Zwecken dienen die UN-Resolution 1701 und das darauf aufbauende
Libanon-UN-Kontingent wirklich?
Der Beendigung der Kriegshandlungen Israels und der Hisbollah? Diese
Antwort ist, wenn man sich daran erinnert, wie sehr die US-Regierung,
England und, kaum weniger, Deutschland trotz t?glich neuer Massaker auf
Zeit gespielt hatten, schlicht nicht mehr glaubw?rdig.
Der Entwaffnung der Hisbollah? Siehe oben. Die UN-Truppen werden klug
daran tun, das Unm?gliche erst gar nicht zu versuchen.
Der Durchsetzung der Souver?nit?t Beiruts auch im S?dlibanon und in den
anderen schiitischen Siedlungsgebieten? Wie naiv m??ten die Regierungen
der diversen Truppenteile sein, solche politischen Ziele mithilfe
milit?rischer Mittel auch nur f?r erreichbar zu halten! (Die Geschichte
zeigt freilich, da? solcher Naivit?t keinerlei Grenzen gesetzt sind.)
Der Optimierung der 'westlichen' Vorbereitungen auf den Irankrieg?
Faktisch ja. Und alles deutet darauf hin: auch nach Plan.
Der Kommentar von Georg Meggle erschien zuerst in INAMO
http://www.inamo.de/
(Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten), Heft 47.
Georg Meggle lehrt analytische Philosophie an der Universit?t Leipzig.
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