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10 Juni 2011

Aurélie Trouvé für IMF Directorat

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Aurélie Trouvé

Das Eliten Blatt FRANKFURTER RUNDSCHAU berichtet hämish und zynisch über eine IMF Kandidatin.

Obwohl die FR-ONLINE nicht per se ein Heuschrecken-Blatt ist, sind die Journalisten mit dem Gedankengut der Herrscher und Eigentümer eins.

Paris –  

Man könnte die junge Französin leicht unterschätzen, wenn sie im Blumenkleid auf die Bühne steigt, die modische Sonnenbrille in die Haare schiebt und ihr charmantes Starlächeln aufsetzt.

Doch anders als etwa Kinostar Audrey Tautou, die ihr so ähnlich sieht, steigt Aurélie Trouvé nicht die Treppen des Filmfestivals von Cannes hoch. Die 31-jährige Französin nimmt lieber an einem Podiumsgespräch über die weltweite Agrarmisere oder die komplexen Zusammenhänge der Weltwirtschaft teil. Und wenn sie dann über die "Brutalität" des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu reden beginnt, verschwindet ihr Lächeln ganz schnell.

Der IWF ist eine Hauptzielscheibe Trouvés. Nur logisch, dass die Agaringenieurin nun dort für den Vorsitz kandidiert, nachdem IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn zurückgetreten ist. Das nötige Rüstzeug bringt die Französin mühelos mit: Die Doktorin der Wirtschaftswissenschaften – ihr Disserationsthema war die europäische Landwirtschaftspolitik – unterrichtet heute an der Hochschule von Dijon Agrarökonomie. Vor fünf Jahren wurde Aurélie zur Ko-Präsidentin des globalisierungskritischen Netzwerks Attac gewählt. Und jetzt will sie die Stimme der "altermondialistes", wie man in Frankreich sagt, bis in das Herz des internationalen Kapitalismus tragen.

Würde sie zur IWF-Chefin gewählt, müsste sie nicht lange überlegen, was zu tun ist. Erste Maßnahme: "Die Austeritätspläne des Währungsfonds stoppen." Die seien ebenso wirkungslos wie ungerecht, da arme Bürger für die Verfehlungen der finanziellen Deregulation die Zeche zahlen müssten. Stattdessen müssten die Gläubigerstaaten zusammen mit den Schuldnern dafür einstehen, da die Schuld – nicht die finanzielle! – auch bei den Industrienationen liege: Deutschland und China drückten die Löhne, die USA beherrsche die Weltfinanz über den Dollar. "Schon Keynes schlug ein mitverantwortliches Schuldenmanagement durch Gläubiger und Schuldnern im Rahmen des IWF vor."

Trouvés Maßnahmen zwei bis fünf: strikte Finanzregulation zur Vermeidung weiterer Krisen; den Einbezug ökologischer Kriterien bei allen IWF-Entscheidungen; Anpassung sozialer Regeln an die Gesetzgebung der fortschrittlichsten Länder.

Trouvé weiß, dass sie keine Chance hat. Sie scheitert schon daran, dass Kandidaturen nur durch andere IWF-Gouverneure lanciert werden können. Trotzdem schlägt ihre "wilde Kandidatur" über Frankreich hinaus Wellen. Dass Aurélie Trouvés Ideen am Washingtoner IWF-Sitz beachtet werden: Diese Chance besteht immerhin.


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Weltweite Stabilität der Finanzmärkte muss Vorrang haben

Die Co-Präsidentin von Attac Frankreich, Aurélie Trouvé, kandidiert für das Amt der Geschäftsführenden Direktorin des Internationalen Währungsfonds IWF. Die 31-jährige Ökonomin und Hochschuldozentin strebt eine grundlegende Neuorientierung des IWF an – hin zu einem internationalen demokratischen Gremium, für das die weltweite Stabilität der Finanzmärkte als öffentliches Gut Vorrang hat vor den Profitinteressen einiger weniger.

Attac Deutschland begrüßt die Kandidatur der französischen Globalisierungskritikerin als starkes Zeichen gegen die bisherige undemokratische, unsoziale und ökonomisch falsche Politik des IWF. Seien es die Länder des globalen Südens, seien es die durch die Finanzkrise in eine Schuldenkrise gerutschten europäischen Staaten: Wenn es darum geht, eine brutale Sparpolitik durchzusetzen, die die Armen ärmer und die Reichen reicher macht, ist der IWF stets vorne dabei. Der Fonds hat nicht nur in den vergangenen Jahrzehnten eine zentrale Rolle bei der Deregulierung der internationalen Finanzmärkte gespielt, sondern nach der jüngsten Finanzkrise auch ihre effektive Re-Regulierung durch Untätigkeit verhindert. Und indem der IWF Entwicklungsländer mit Strukturanpassungsmaßnahmen gezwungen hat, ihre gesamte Landwirtschaft auf den Export auszurichten und für billige Importe zu öffnen, ist er maßgeblich mit verantwortlich für die Vernichtung kleinbäuerlicher Existenzen und zunehmenden Hunger in diesen Ländern.

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Aurélie Trouvé hat ihre Bewerbung als IWF-Chefin Anfang des Monats offiziell abgegeben. Alle Kandidaturen müssen durch einen der Gouverneure und Vorstandsmitglieder des IWF präsentiert werden. Attac Frankreich erwartet dabei Fair Play von Christine Lagarde, der derzeitigen IWF-Gouverneurin für Frankreich und selbst Kandidatin für den Chefposten.

Das Programm von Aurélie Trouvé für den IWF-Vositz umfasst unter anderem folgende Punkte:

  • Stopp der Sparpläne und die Einführung einer Finanztransaktionssteuer sowie eine strenge Regulierung des Derivatehandels.
  • Koordinierung der Wirtschaftspolitik auf internationaler Ebene und Ausgleich zwischen Überschuss- und Defizitländern.
  • Entwicklung einer internationalen Währung aus einem Korb der wichtigsten Weltwährungen als Alternative zum Dollar.
  • Die Ausgabe von Sonderziehungsrechten an Länder, die unter den globalen Ungleichgewichten oder unerwarteten wirtschaftlichen Schocks leiden.
  • Demokratisierung des IWF durch den Ausbau des Board of Directors, seine Öffnung für alle Länder der Welt und die Integration des IWF in das UN-System, mit je einer Stimme für jedes der 187 IWF-Mitgliedsländer.