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17 Mai 2011

Bernard Leitaer - finanzcrash kommt

http://schweinehaus.de/wp-content/uploads/2011/03/derscheintruegt.jpg
1000 euro schein  one thousand euro banknote

Der Schein trügt


MUSS MAN GESEHN HABEN!!!

http://www.phoenix.de/content/der_schein_truegt/374543

Bezahlt man eine Rechnung, veranlasst eine Überweisung oder zahlt Zinsen, scheint Geld eine einfache Funktion zu haben. Aber der Schein trügt.

Nur etwa zwei Prozent der Billionen Dollar, die die Finanzmärkte täglich virtuell um den Erdball pumpen, werden zum Austausch von Waren- oder Dienstleistungen benutzt. Wozu der Rest dient, dringt kaum ins öffentliche Bewusstsein. Man fragt sich, woher die Milliarden kommen, wenn man von immer unvorstellbareren staatlichen Stützungskrediten für Banken und Industriekonzerne hört. Während die kleinen Leute mit Zins und Zinseszins ihre Kredite abstottern und Angst haben, ihr Geld könnte plötzlich nichts mehr wert sein, pokern die Reichen und Mächtigen weiter um Milliardenbeträge, von denen nicht klar ist, wodurch sie eigentlich gedeckt sind. Dokumentarfilmer Claus Strigel unternimmt für "Der Schein trügt" eine Forschungsreise in die Welt des Geldes. Die folgenreichste Erfindung der Menschheit erweist sich dabei als ebenso genial wie zerstörerisch: Ob Kartoffeln, Häuser, Waffen, Sex oder Krankenpflege, für Geld kann man alles kaufen - außer Verantwortungsbewusstsein und Liebe. Der Finanzexperte, Währungshändler und Geldforscher Bernard Lietaer erzählt unter anderem, wie mit der Einführung von Geld der Jahrtausende alte Gemeinschaftssinn einer afrikanischen Stammesgesellschaft zerstört wurde. Was weder Kriege, noch Religionen oder kulturelle Einflüsse vermochten - Geld hat es in weniger als zehn Jahren geschafft.

Mit: Bernard Lietaer, Jochen Hörisch, Warren Buffet, Paul Singer, Joaquin de Melo, The Naked Cowboy, Alexis Eisenhofer, Gerhard Spannbauer, Bodo Schäfer , uva.

Die Crew: Julia Furch, Waldemar Hauschild, Wolfgang Neumann, Zoltan Ravasz, Oliver Bromme, Marcus Gruber, Anita Cosic, Katharina Woll, Carolin von Fritsch, Natalia Kukielko, Christian Deutschmann, Jürgen Pertack, Michael Sänger, Joachim Bauer, Eva Behrmann, Gabi Fischer, Werner Eckl

Redaktion Renate Stegmüller,   Eine DENKmal-film Produktion BR, fff, 3sat


HINTERGRUND MUSS LESEN

Seite 11:

http://www.neweconomictheory.org/files/Journal%20Future%20Studies%20final.pdf


http://www.welt.de/multimedia/archive/00768/chiemgauer_DW_Wirts_768678p.jpg

Regionale Währungen und private Kreditplattformen erfreuen sich in der Krise zunehmender Beliebtheit. WELT ONLINE stellt erfolgreiche Projekte wie die Chiemgauer Währung vor. Einige Menschen gehen noch einen Schritt weiter und wollen ganz auf ein Bezahlmittel verzichten.

Warum brechen die meisten Geldsysteme nach 70 Jahren zusammen? Diese Frage stellte sich Christian Gelleri aus Rosenheim nicht erst in den vergangenen Tagen oder Wochen. Schon 2003, als von einer Finanzkrise noch niemand sprach, trieb den Waldorf-Pädagogen dieses Thema um. Er startete ein Schülerprojekt: die Einführung einer eigenen Währung. Heute, sechs Jahre später, ist der "Chiemgauer" eines der erfolgreichsten regionalen Zahlungsmittel. Gelleri hat den Lehrerjob an den Nagel gehängt. Er kümmert sich hauptamtlich um die Verbreitung des Geldes.

In vielen anderen Landstrichen gibt es ähnliche Regionalwährungen. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Stärkeren Zulauf finden aber auch Kreditplattformen im Internet, auf denen sich Privatpersonen gegenseitig Geld leihen. Daneben existieren auch noch Tauschringe, wo Ware gegen Ware den Besitzer wechselt – ohne Bezahlsystem, ohne Girokonto. Die parallele Geldwelt gewinnt Anhänger.

"Mir gefällt Smava, da ich es für eine gute Idee halte, den Menschen mehr Unabhängigkeit von Banken und Sparkassen zu ermöglichen", schreibt ein 40-Jähriger aus Niedersachsen auf der Internetseite der Kreditplattform. Smava bringt wie die Tauschbörse Ebay Menschen zusammen, die dringend einen Kredit brauchen, und solche, die gern etwas Geld anlegen wollen – zu Zinssätzen bis zu 15 Prozent.

So bittet derzeit ein Mann aus Nordrhein-Westfalen um 9750 Euro, um seinen nassen Keller zu sanieren. Ein anderer möchte einen Kredit in Höhe von 4000 Euro für die Erstkommunion. Ein Dritter wurde vor wenigen Tagen schon fündig. Er brauchte 1000 Euro für ein neues Kameraobjektiv, um seinem Hobby, der "Pferdefotografie", nachgehen zu können, wie er schreibt. Eine 56-jährige Niedersächsin, die sich hinter dem Namen "Biggy2000" versteckt, hat ihm das Geld gegeben - gegen 11,4 Prozent Zins, Laufzeit drei Jahre.

"Das Volumen der von uns vermittelten Kredite erhöht sich zurzeit monatlich um bis zu 30 Prozent", sagt Smava-Geschäftsführer Alexander Artopé. Seit dem Start vor zwei Jahren haben 1300 Menschen Geld erhalten, im Schnitt rund 5000 Euro. Insgesamt 7,4 Millionen Euro wechselten den Besitzer - nur vorübergehend natürlich. "99 Prozent haben ihr Geld vollständig wiedergesehen", sagt Artopé. Den kompletten Einsatz hat bei Smava noch niemand verloren. Fällt ein Kredit aus, teilen sich Anleger den Verlust. Keine Risikobegrenzung gibt es beim Konkurrenten Auxmoney. "Will einer 5000 Euro an Kredit vergeben, sollte er bei uns das Geld in 100 Projekte zu je 50 Euro investieren", rät Auxmoney-Mitarbeiter Philip Kamp.

Grundsätzlich gehören Einkommensnachweis und Schufa-Auskunft bei Kreditplattformen dazu. Je mehr Informationen der Kreditsuchende von sich preisgibt, desto eher kann er auf Geldgeber hoffen. Dabei suchen im Internet längst nicht mehr nur Menschen Hilfe, die bei ihrer Bank abgeblitzt sind. "Seit Jahresanfang hat die Zahl der Kreditsuchenden mit guter Bonität massiv zugenommen", sagt Kamp

Einigen Menschen ähneln selbst die Kreditplattformen noch zu sehr einer Bank. Sie gehen einen Schritt weiter und versuchen ein Leben ganz ohne Geld. Zumindest ist dies das Ziel sogenannter Tauschkreise oder Tauschringe. Sie wollen eine "neue Kultur des Gebens und Nehmens" aufbauen. Soziale Netze und Nachbarschaften fördern, unabhängig vom Geld- und Arbeitsmarkt sein - so ein Positionspapier.

In der Praxis besitzt jedes Mitglied ein Tauschkonto, das von einer Zentrale verwaltet wird. Erbringt ein Mitglied eine Leistung, so erhält es dafür Guthaben auf seinem Konto, das es dann gegen andere Leistungen eintauschen kann. Die Angebote umfassen meist Arbeiten wie Kinderbetreuung, Nachhilfeunterricht oder Reparaturen.

"Der Erfolg dieser Initiativen ist recht begrenzt", sagt Helena Schmidt, die sich im vergangenen Jahr in einer Diplomarbeit an der Rheinischen Fachhochschule Köln mit derartigen Projekten befasst hat. Die gravierende Schwäche sei gerade in der Gründungsphase der Mangel an Transaktionen. Wachsen die Projekte, werde es zunehmend schwierig, Angebot und Nachfrage noch zu koordinieren.

Diese Probleme versuchen Regionalwährungen wie der Chiemgauer auszuschalten, indem sie eigenes Geld ausgeben. Damit ist ein echter Markt möglich, eine zwischengeschaltete Tauschzentrale nicht notwendig. Worin liegt dann allerdings noch der Reiz, mit eigenem Geld statt mit dem Euro zu bezahlen? Christian Gelleri sieht die Regionalwährungen nicht nur als Protest gegen das bestehende Finanzsystem, sondern auch als Gegenbewegung zur Globalisierung: "Unser Ziel ist es, den regionalen Wirtschaftskreislauf zu stärken." Jedes Jahr exportiere Deutschland über eine Million Tonnen Schweinefleisch ins Ausland und gleichzeitig importiere es fast die gleiche Menge. Ein "solcher Unsinn" müsse verhindert werden.

Rund 3000 Mitglieder hat der Verein schon, der den Chiemgauer verwaltet. 600 Unternehmen machen mit und akzeptieren die Parallelwährung als Zahlungsmittel. Einige zahlen sogar einen Teil des Gehalts an ihre Mitarbeiter in Chiemgauern. 313.000 Chiemgauer sind derzeit in Umlauf, die Banknoten sind ausgestattet mit diversen Sicherheitsmerkmalen, um sie fälschungssicher zu machen. Das Geld kann bei den regionalen Genossenschaftsbanken und den Sparkassen sogar eins zu eins in Euro umgetauscht werden, allerdings wird dann eine Gebühr von fünf Prozent fällig. Und ein zweiter Mechanismus ist beim Chiemgauer gewöhnungsbedürftig: Wer Geld länger als 30 Tage auf einem Chiemgauer-Konto liegen lässt, muss einen Negativzins bezahlen, das Ersparte verliert also dann an Wert.

Hintergrund dafür ist eine ideologische Komponente, die fast allen Regionalwährungen gemein ist. Der Geldtheoretiker Silvio Gesell nannte in seinen Schriften zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts den Entzug von Geld aus dem Kreislauf als einen wesentlichen Mangel des bestehenden Systems. Das Horten von Geld verursache letztlich Blasen und Krisen. Zu beseitigen sei dies durch einen Negativzins. Dadurch werde sichergestellt, dass das Geld im Kreislauf verbleibe und produktiv eingesetzt werde. Wie man so beispielsweise Eigenkapital für einen Hauskauf sammeln soll, beantwortet die Theorie allerdings nicht.

Die Nutzer des Chiemgauers haben ein ganz anderes Interesse: "Die meisten Firmen machen mit, weil sie sich dadurch zusätzliche Kunden erhoffen", sagt Gelleri. Der Anreiz für die Privatpersonen liegt zusätzlich darin, dass ein Teil der Gebühren für den Euro-Umtausch Förderprojekten zufließt.

Diplomandin Helena Schmidt stellte fest, dass die Parallelwährungen ihren Zweck erfüllen. "Das Ziel, die durch die Konkurrenz der globalen Märkte geschwächten klein- und mittelständischen Unternehmen zu unterstützen, wird erreicht." Und vielleicht wirkt eine Bündelung der Kräfte künftig zusätzlich. Immerhin können auf Smava inzwischen auch Kredite in Chiemgauern vergeben werden.