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29 April 2011

JUDEN HASS - Palestina Vernichtung Atomstaat Drohnen Terror

Palästinenser-Ausstellung: Attacken gegen evangelische Kirche

Von Gerald Eimer 14.04.2011, 20:12

Aachen. Der jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen, Nathan Warszawski, hat die
evangelische Kirche in die Nähe von Nazis gerückt. Anlass ist die im
Haus der evangelischen Kirche geplante Ausstellung «Nakba - Flucht und
Vertreibung der Palästinenser 1948».

Wörtlich heißt es in einem von Warszawski verbreiteten Schreiben: «In
Aachen sind NPD und die 'Freiheit für Palästina'-Kämpfer eine heilige
Koalition des Israelhasses miteinander eingegangen. Und was macht das
Haus der Evangelischen Kirche in Aachen? Sie tritt dieser Koalition
bei!» Vertreter der evangelischen Kirche zeigen sich entsetzt über die
Äußerungen und sprechen von einer Rufmordkampagne.

In seiner Kritik an der umstrittenen Ausstellung, die vom 7. bis 21.
Mai in Aachen gezeigt wird, stellt Warszawski, der sich gerne auch in
rechtslastigen und islamfeindlichen Blogs bewegt, zugleich einen
Zusammenhang zu den jüngsten Hakenkreuzschmierereien an der Synagoge
her. Sollte die evangelische Kirche «diese Propagandaveranstaltung»
nicht noch absagen, trage sie Mitschuld, «wenn weitere Anschläge auf
jüdische Einrichtungen in Aachen unternommen werden». Warszawskis
Kritik richtet sich auch gegen den mitveranstaltenden Aachener
Friedenspreis - einen Verein, der aus seiner Sicht «schlechten
Einfluss hat und die Moral verdirbt». Friedenspreis und Kirche würden
zwar nicht selbst Hakenkreuze sprayen, schreibt er, fügt aber
vielsagend hinzu: «Die Farbe liefern...»

Trotz oder gerade wegen dieser kruden Angriffe ist Hans-Peter
Bruckhoff, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises, bemüht,
den Flurschaden nicht weiter zu vergrößern. Die «Entgleisungen» wolle
er nicht weiter kommentieren. Stattdessen würde er lieber das
Augenmerk auf die Ausstellung selbst richten.

Doch auch er weiß, dass in den nächsten Wochen harte Debatten und auch
verschärfte Proteste drohen könnten - erst recht, wenn weitere
Scharfmacher Öl ins Feuer gießen. Die seit mehreren Jahren in vielen
deutschen Städten gezeigte Ausstellung über einen Ausschnitt der
palästinensischen Geschichte ist vor allem rechten Zionisten ein Dorn
im Auge.

Die Bilder über das Leid der Palästinenser aus den Gründungsjahren
Israels erzeugten eine einseitige Stimmung gegen Israel und damit auch
gegen Juden, so ihr Vorwurf. Die Auseinandersetzung ist spätestens
seit der vorzeitigen Schließung der Ausstellung am 24. März in
Düsseldorf eskaliert.

Von der emotionalen Brisanz ist sie vergleichbar mit der
Wehrmachtsausstellung. «Es wäre sicher bequemer, sie nicht zu zeigen»,
sagt Bruckhoff. Das aber würde seinen Grundüberzeugungen
widersprechen. «Menschen und Völker müssen die Gelegenheit haben, ihre
Geschichte zu erzählen», sagt er. «Das wird immer auch einseitig sein»
- zumal es um viel menschliches Leid und traumatisierende Geschehnisse
gehe. Man müsse aber zeigen können, dass Palästinenser nicht nur
Täter, sondern auch Opfer seien, ohne gleich als Antisemit beschimpft
zu werden, wehrt sich Bruckhoff gegen die Angriffe Warszawskis.

Der würde die aus seiner Sicht «tendenziöse» Ausstellung am liebsten
auch in Aachen verbieten. Seit wenigen Tagen in der
Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Aachen aktiv, hat Warszawski
im Vorsitzenden Axel Holst einen Fürsprecher gefunden. Es sei
«unverständlich, dass sich die evangelische Kirche für so etwas
hergibt», sagt Holst. Er würde sich zwar «diplomatischer» ausdrücken
als Warszawski, fürchtet aber ebenfalls, dass die Ausstellung dem
«Antisemitismus und Israelfeindlichkeit Vorschub» leiste.

Begleitprogramm geplant

Derweil betont Bürgermeisterin Hilde Scheidt, ebenfalls DIG-Mitglied,
dass Warszawski keinesfalls für den ganzen Verein spreche. «Solche
diffamierenden Unterstellungen sind in unserer Stadt nicht erwünscht»,
sagt sie. Die Ausstellung hält sie wegen ihrer einseitigen Ausrichtung
zwar auch für «eine Gratwanderung», sie setzt aber auf ein erklärendes
und sachliches Begleitprogramm.

Das ist bereits geplant. Am Montag werden sich die
Ausstellungsverantwortlichen erneut zusammensetzen und dann auch auf
die Kritiker eingehen. Er habe eine «nachdenkliche und stille
Ausstellung» gewünscht, sagt Bruckhoff. Nun hofft er vor allem, dass
sie friedlich vonstatten geht.

Zur Wanderausstellung «Nakba - Flucht und Vertreibung der
Palästinenser 1948» schreibt Superintendent Hans-Peter Bruckhoff unter
anderem:

«Mit großer Sorge beobachten wir, wie spätestens seit Mitte 2010 sich
um die Ausstellung herum wiederholt an verschiedenen Orten eine auch
emotional aufgeheizte und verbittert geführte öffentliche Diskussion
entwickelt hat. Wir haben uns dazu entschlossen, die Ausstellung trotz
des jüngsten Abbruchs in Düsseldorf zu zeigen.

Die Nakba-Ausstellung wirft Fragen auf, die unsere Perspektive
verändern und erweitern können. Das palästinensische Volk ist nicht
nur als Täter, sondern eben auch als Opfer in den Blick zu nehmen. Die
Ausstellung zwingt uns, einen Moment länger wirklich beim
palästinensischen Volk und dem, was Menschen hier erlebt und erlitten
haben, zu bleiben und hinzuschauen ohne sofort in eine politische
Grundsatzdebatte über die Instrumentalisierung dieses Elends durch die
arabischen Nachbarstaaten etc. auszuweichen. Indem wir diese
Ausstellung zeigen, wollen wir dieser Erfahrung von Leid und Ohnmacht
Raum geben.»

Zu sehen ist die Ausstellung vom 7. bis 21. Mai im Haus der
Evangelischen Kirche, Frère-Roger-Straße 8-10.


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Die Christlich-Jüdische hat die nächste Krise

Von Gerald Eimer 15.04.2011, 19:56

Aachen. Der Versuch, den monatelangen Streit in der Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen beizulegen und eine neue
Vertrauensbasis zu finden, ist offenbar schon wieder gescheitert.

Die harte Attacke des erst kürzlich gewählten jüdischen Vorsitzenden
Nathan Warszawski gegen die evangelische Kirche hat den zaghaften
Neuaufbau offenbar gleich wieder zerstört. Freitagnachmittag
versuchten die Beteiligten zu retten, was zu retten ist.

Warszawski hat die evangelische Kirche in die Nähe von Nazis gerückt,
weil sie in ihren Räumen an der Frère-Roger-Straße vom 7. bis 21. Mai
die Ausstellung «Die Nakba: Flucht und Vertreibung der Palästinenser
1948» zeigen will. Die seit 2008 durch Deutschland tourende
Wanderausstellung thematisiert einen Abschnitt aus den Gründungsjahren
Israels und widmet sich ganz dem Leid der Palästinenser.

Kritiker werfen ihr eine einseitige Ausrichtung vor. So glaubt auch
Axel Holst, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Aachen,
dass die Bilder dem Antisemitismus und der Israelfeindlichkeit
Vorschub leisten könnten.

Warszawski, der sich in rechtslastigen und teils islamfeindlichen
Blogs als glühender Zionist zeigt, ging härter zur Sache und wirft der
evangelischen Kirche «eine heilige Koalition des Israelhasses» mit NPD
und Palästinenserkämpfern vor. Er fordert die Verhinderung der
Ausstellung, andernfalls mache sich die Kirche an Anschlägen auf
jüdische Einrichtungen in Aachen mitschuldig.

Sein evangelisches Gegenüber in der Christlich-Jüdischen, Pfarrer Jens
Peter Bentzin, äußerte sich Freitag wenige Stunden vor einer
gemeinsamen Vorstandssitzung «entsetzt und maßlos enttäuscht» über
Warszawski. «Stil und Inhalt» weist Bentzin «sehr deutlich» zurück.
«Auf diesem Niveau will ich nicht in die Diskussion einsteigen.»

«Meinungsäußerung»

Zwar sei auch er nicht mit allem einverstanden, was die Ausstellung
zeige - sie sei jedoch «als Meinungsäußerung zu würdigen». Niemand,
der sich intensiv mit dem Nahost-Konflikt befasst, würde eine neutrale
Position finden, sagt Bentzin. In diesem Fall werde ein Ausschnitt der
palästinensischen Geschichte gezeigt. Superintendent Hans-Peter
Bruckhoff hatte bereits am Donnerstag erklärt: Es müsse möglich sein
zu zeigen, dass Palästinenser nicht nur Täter, sondern auch Opfer
seien, «ohne gleich als Antisemit beschimpft zu werden».

Bruckhoff wird am Montag mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde,
Robert Neugröschel, zusammentreffen. Beide sind spürbar bemüht, die
Debatte zu versachlichen. «Wenn die Ausstellung einseitig sein sollte,
muss man dafür sorgen, dass sie es nicht mehr ist», sagt Neugröschel.

Er setze auf «vernünftige und qualifizierte Gespräche». Warszawskis
Ausfälle will er nicht bewerten, bevor er nicht mit ihm selbst
gesprochen hat. Zugleich betont Neugröschel, dass ihm der
christlich-jüdische Dialog sehr am Herzen liege. «Keinem normalen
Menschen kann daran gelegen sein, weiter Porzellan zu zerdeppern.»

Welcher Zukunft die Christlich-Jüdische mit Warszawski entgegengeht,
ist ungewiss. Bürgermeisterin Hilde Scheidt - wie Warszawski Mitglied
in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft - hat bereits erklärt, dessen
«diffamierende Unterstellungen sind in unserer Stadt unerwünscht».

Friedenspreis: «Eine Absage wäre Zensur»

Die Ausstellung «Nakba - Flucht und Vertreibung der Palästinenser
1948» zeigt das Evangelische Erwachsenenbildungswerk in Zusammenarbeit
mit dem Verein zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina vom
7. bis 21. Mai.

Weil das Projekt auch vom Aachener Friedenspreis unterstützt wird,
wirft Warszawski auch diesem Verein vor, Nazi-Gesinnung zu befördern.
Karl-Heinz Otten, Vorsitzender des Friedenspreises, würde «diesen
Unfug» am liebsten durch Nichtbeachtung strafen. An der Ausstellung
hält er fest: «Es ist ein heißes Eisen, aber deswegen können wir es
nicht fallen lassen. Eine Absage wäre Zensur.

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28. April 2011, Neue Züricher Zeitung


Unerwünschte Palästina-Ausstellung


Systematische Diskreditierung durch jüdisch-deutsche Interessengruppen


/Eine Wanderausstellung über Flucht und Vertreibung der
Palästinenser im Jahr 1948 hat in Deutschland zu Spannungen
zwischen Christen, Juden, Israeli und Palästinensern geführt. Der
Disput ist in der Öffentlichkeit weitgehend verborgen geblieben./

Gerd Kolbe

Eine Welle der Empörung erfasst Deutschland, und sie wirkt inzwischen
nicht mehr spontan, sondern gut organisiert. Überall, wo die
Wanderausstellung «Nakba -- Flucht und Vertreibung der Palästinenser
1948» gezeigt wird oder gezeigt werden soll, werden die Veranstalter
und die kommunalen Behörden von jüdischen und deutsch-israelischen
Organisationen unter Druck gesetzt. Ziel ist nicht etwa der Diskurs
über dieses fragwürdige Kapitel der Geschichte des Staates Israel. Mit
dem Argument, die Ausstellung sei einseitig und tendenziös, wird deren
Verbot gefordert und bisweilen auch durchgesetzt.


Merkwürdige Interventionen

In Aachen droht jetzt sogar die Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit auseinanderzufallen. Deren jüdischer Vorsitzender
Nathan Warszawski griff die evangelische Kirche scharf an, weil sie es
wagen will, die Palästinenser-Ausstellung im Mai in ihren Räumen zu
zeigen. Er machte die Kirche nachträglich sogar für die jüngsten
Hakenkreuz-Schmierereien an der Synagoge der Kaiserstadt
verantwortlich. Die Kirche sei eine «Koalition des Israel-Hasses» mit
der rechtsradikalen NPD und den «Freiheit-für-Palästina»-Kämpfern
eingegangen, äusserte er und sorgte auf der Gegenseite für helles
Entsetzen. Superintendent Hans-Peter Bruckhoff verteidigte die
Ausstellung. Es müsse möglich sein zu zeigen, dass Palästinenser nicht
nur Täter, sondern auch Opfer seien, ohne deswegen sogleich als
Antisemit beschimpft zu werden. Denn genau darauf läuft die
öffentliche Auseinandersetzung immer wieder heraus.

Es empfiehlt sich in diesen Tagen die Lektüre der Lokalseiten
deutscher Regionalzeitungen. Nur dort, nicht aber in der
überregionalen Presse, finden sich Hinweise auf die permanenten
Versuche, der Ausstellung den Garaus zu machen. Doch das Beispiel der
Stadt Düsseldorf, welche die drittgrösste jüdische Gemeinde in
Deutschland beherbergt, könnte bald schon für Aufsehen sorgen. Die
Deutsch-Palästinensische Gesellschaft, die dort die Nakba-Ausstellung
organisierte, hat sich entschieden, für ihre Sache vor das
Verwaltungsgericht zu ziehen und das Ausstellungsverbot anzufechten.


Die Antisemitismus-Keule

Merkwürdiges hatte sich nämlich zugetragen. Acht Tage bereits war die
Nakba-Ausstellung in der Volkshochschule zu sehen. Doch dann kam es
plötzlich zur Begehung mit einem Vertreter der jüdischen Gemeinde.
Schon nach dem Anblick der 4. von 13 Plakattafeln stand dessen Urteil
offensichtlich fest. Drei Stunden später waren die Plakattafeln
weggeräumt, die Ausstellung wurde geschlossen. Die
Deutsch-Palästinensische Gesellschaft ist überzeugt, dass die jüdische
Gemeinde ihren Einfluss geltend machte. Die Stadtverwaltung hingegen
beteuert, die Entscheidung, die Ausstellung zu schliessen, sei vorher
schon gefallen, der Gemeindevertreter Szentei-Heise sei nur als
Gutachter hinzugezogen worden.

Wie so oft hatte das Argument, die Ausstellung fördere Antisemitismus
und Israelfeindlichkeit, auch die Stadtverwaltung Düsseldorfs
beeindruckt. Der Entscheid war gefallen, noch bevor das Stadtparlament
sich eine Meinung bilden konnte. Auch ein Protestbrief, den der
Vorsitzende der «Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost»,
der Frankfurter Verleger Abraham Melzer, an den Oberbürgermeister Dirk
Elbers richtete, änderte daran nichts mehr. Melzers Kritik, das
Ausstellungsverbot schade nicht nur dem Ziel eines friedlichen
Ausgleichs in Palästina, sondern auch den Interessen der Juden in
Deutschland, lief ins Leere. Eine Antwort hat Melzer bis jetzt nicht
bekommen.


Goliath gegen David

Deutsche Politiker orientieren sich vorzugsweise am Zentralrat der
Juden in Deutschland, der mittlerweile 104 jüdische Gemeinden mit über
107 000 Mitgliedern repräsentiert. Die «Jüdische Stimme» hingegen, die
der Regierung in Jerusalem kritisch gegenübersteht, zählt gerade
einmal ein paar Dutzend Mitstreiter; sie ist die deutsche Sektion von
«European Jews for a Just Peace» und vertritt Ideen, für die sich in
Israel «Peace Now» einsetzt. Ihre Mitglieder sind Künstler,
Schriftsteller und Wissenschafter.

Einer aus ihren Reihen, der frühere Vorsitzende Rolf Verleger, hielt
unlängst bei der Verleihung der Otto-Hahn-Friedensmedaille 2011 der
Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen an den Berliner
Staatsoperndirektor, Dirigenten und Pianisten Daniel Barenboim die
Laudatio. Denn der prominente Musiker macht mit seinem West-Eastern
Divan Orchestra aus jungen arabischen und israelischen Musikern vor,
wie Versöhnung aussehen könnte. Die «Jüdische Stimme» unterstützt die
Nakba-Ausstellung. Ihr Vorsitzender Melzer ist nämlich überzeugt, dass
es Frieden im Nahen Osten nur geben kann, wenn sich beide Seiten
aufeinander zubewegen und jede Seite die Sichtweise der anderen Seite
als legitim akzeptiert.


Druck aus Israel?

Auch der Verein «Flüchtlingskinder in Libanon», dessen Vorsitzende
Ingrid Rumpf die von der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit des
Landes Baden-Württemberg und dem Evangelischen Entwicklungsdienst
geförderte Palästina-Ausstellung zusammenstellte, ist auf Ausgleich
bedacht. Der Zusammenschluss entstand aus einem «Freundeskreis Asyl»
heraus, der sich in Reutlingen und Umgebung libanesischer
Bürgerkriegsflüchtlinge annahm und bei dieser Gelegenheit mit den
katastrophalen Zuständen in den Flüchtlingslagern des Zedernlandes
konfrontiert wurde. Wenigstens den Kindern dort wollte man Hilfe
zukommen lassen, was dann auch geschah.

Die Ausstellung war der nächste Schritt. Sie schildert nicht nur das
Leid der Palästinenser, sondern gerafft und verkürzt auch die
Vorgeschichte des Nahostkonflikts. Neben Dokumenten und Fotos mangelt
es nicht an Literaturhinweisen. Äusserungen des Staatsgründers Ben
Gurion und des ehemaligen Milizenchefs und späteren
Ministerpräsidenten Menachem Begin dienen als Belege dafür, dass die
Vertreibung der arabischen Bevölkerung aus Palästina von langer Hand
vorbereitet war. Von Massakern ist die Rede.


Vorauseilender Gehorsam

Für Israel und für viele Juden wird ein Tabuthema angesprochen. Doch
statt sich der Diskussion zu stellen, Korrekturen anzubringen und
Fakten ins rechte Licht zu rücken, zeigen sich viele jüdische
Institutionen nur daran interessiert, zu verhindern, dass die
Ausstellung gezeigt wird. Es entsteht der Eindruck, das vom
israelischen Aussenminister Lieberman und dessen Partei Israel
Beiteinu in der Knesset angestrebte Verbot des öffentlichen Gedenkens
der Nakba solle auch in Deutschland gelten. Den jüdischen Gemeinden
jedenfalls wirft Abraham Melzer vor, sich als verlängerter Arm Israels
zu betätigen.

Anfangs gab es mit der Ausstellung keine Probleme. Seit 2008 waren die
Plakattafeln an 64 Orten zu sehen, zweimal schon in Berlin und in
München, übrigens auch in Basel und Bern. Erst vor einem Jahr war der
Ton der Kritiker immer aggressiver und unnachgiebiger geworden.
Zunächst riefen Vereinigungen, deren Namen bis dahin niemand kannte,
zu Demonstrationen auf. Doch dann intervenierten immer häufiger
Vertreter der jüdischen Gemeinden und der örtlichen
Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Osnabrück bildete im Februar die
rühmliche Ausnahme. Zur Eröffnung im
Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum war der Vorsitzende der
regionalen Deutsch-Israelischen Gesellschaft erschienen; der ehemalige
Präsident des Europaparlaments, der CDU-Politiker Hans-Gert Pöttering,
sprach ein Grusswort.

Gisela Siebourg, die stellvertretende Vorsitzende der
Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft auf Bundesebene, sieht das
Motiv für die verstärkten Aktivitäten jüdischer Organisationen in der
wachsenden Kritik an der israelischen Politik in den
Autonomiegebieten. Die deutsche Seite, meint Siebourg, sei im Übrigen
zu schnell bereit nachzugeben. Ingrid Rumpf spricht sogar von dem
«vorauseilenden Gehorsam», der die kommunalen Behörden zum Einlenken
veranlasse, und eben nicht nur diese. Der Deutsche Gewerkschaftsbund
in Frankfurt zog eine ursprüngliche Zusage zurück. Die evangelische
Kirche stellte wie so oft in letzter Zeit Ersatzräume zur Verfügung.
Im badischen Besigheim wird zurzeit versucht, dem Düsseldorfer
Beispiel zu folgen und die laufende Nakba-Ausstellung vorzeitig
schliessen zu lassen.


Ein Freiburger Richterspruch

Für die Stadt Düsseldorf übrigens hätten die Vorgänge in Freiburg
lehrreich sein können. Die Stadtbibliothek dort stand plötzlich nicht
mehr zu ihrem Wort. Doch die Verwaltungsrichter schrieben der
Stadtverwaltung ins Stammbuch, die Ausstellung verstosse inhaltlich
nicht gegen Strafgesetze und sei «von der Meinungsfreiheit getragen».
Wenn die Stadt meine, Flucht und Vertreibung im Jahr 1948 seien eher
einseitig dargestellt, dann hätte sie in ihren Räumen doch deutlich
machen können, dass auch andere Darstellungen denkbar und möglich
wären. Die Ausstellung jedenfalls durfte stattfinden.

Für George Hodali, den Vorsitzenden der Deutsch-Palästinensischen
Gesellschaft in Düsseldorf, ist die momentane Debatte nur schwer zu
ertragen. Er wisse schliesslich, worüber er rede, gibt er zu bedenken.
Er ist einer von noch wenigen Zeitzeugen jener Ereignisse. Als
13-Jähriger musste er sein Heimatdorf Beit Jalla nahe Bethlehem
verlassen. Jetzt hofft er auf einen Erfolg vor Gericht und die
Rücknahme der Zensur, der die Nakba-Ausstellung in Düsseldorf zum
Opfer fiel.