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31 März 2011

Libyenkrieg = schwere Niederlage für Friedensbewegung

Die Vorgänge des Libyenkriegs bedeuten eine neue schwere Niederlage der Friedensbewegung.

Gekennzeichnet ist sie insbesondere durch die Massivität der Propaganda für den Krieg, der eine Gegenwehr fast unmöglich macht. Nahezu alle Medien verteilen Breitseiten gegen alle, die Zurückhaltung befürworten, in Deutschland etwa die Moderatoren der ARD-Nachrichten, große Medien, wie der SPIEGEL usw..


http://static.guim.co.uk/sys-images/Guardian/Pix/pictures/2011/3/29/1301356663239/29.03.11-Steve-Bell-on-th-006.jpg

Plötzlich stehen Friedensbewegte zusammen mit seltsamen Verbündeten, wie Guido Westerwelle oder der FAZ, die zu den wenigen deutschen Medien gehört, die sich dem Kriegsrausch nicht hemmungslos angeschlossen haben.

http://www.americancitizenstogether.org/ACT/Pictures/DemocracyBombs.jpg

Die Tatsache, dass der Kriegseinsatz der NATO weitgehend völkerrechtlich illegal ist - die Bombardierungen z.b. von Sirte und Tripolis sind in keiner Weise dadurch zu rechtfertigen - wird fast komplett ausgeblendet.

Die Friedensbewegung ist effektiv deaktiviert, da sie nicht in der Lage ist, die weitgehend gleichgeschaltete Propaganda der großen Medien zu konfrontieren, der nötigen Kritik zu unterziehen.

Wenn sie nun ungeachtet dessen aktiv wird, kann sie davon ausgehen, umgehend gebrandmarkt zu werden als "Freunde von Diktatoren", Feinde der Freiheit, unverbesserlich / lernresistent usw..

http://nachrichten.t-online.de/b/45/33/58/12/id_45335812/tid_da/die-usa-setzen-im-libyen-krieg-jetzt-erdkampfflugzeuge-wie-die-ac130-schreckgespenst-ein-foto-dpa-.jpg

Die NATO, die Freunde der Rüstungsindustrie in Frankreich und ihre Propagandatruppen in den großen Medien haben ganze Arbeit geleistet (die französischen Medien befinden sich weitgehend in der Hand der Rüstungsindustrie und es ist dort gelungen, Scharen von Intellektuellen, inklusive bundesdeutscher Grüner, wie Cohn-Bendit, Joschka Fischer usw. zu begeistern für die moderne Kolonisation durch "humanitaere Kriege".


http://www.americancitizenstogether.org/ACT/Pictures/USAMickeyMouseInvasion.jpg

Die Friedensbewegung hat auf diese Entwicklung bisher keine Antwort gefunden.

29 März 2011

ZENSUR Nakba Austellung Düsseldorf - zionist. Israel-staats-juden lobby hat solche Macht?

Termine

     18.01. - 28.01.2011 Darmstadt, Offenenes Haus (Evangelisches Forum) in der Rheinstraße 31 [Flyer]
     10.02. - 27.03.2011 Osnabrück, Erich-Remarque-Friedenszentrum [Flyer]
ZENSIERT   16.03. - 31.03.2011 Düsseldorf, Volkshochschule [Flyer]

Proteste an die Düsseldorfer Stadtspitze wegen Kündigung der Ausstellungsräume (in der VHS).
Die Ausstellungsinitiative wehrt sich auch schon juristisch und versucht eine Einstweilige Anordnung beim Verwaltungsgericht zu erwirken.

http://www.arendt-art.de/deutsch/palestina/bilder-1/AlNakbaExpulsion2.jpg
Nakba
                                                               Duisburg, den 28.03.2011

Werter Herr Oberbürgermeister,

... ich frage mich, was die Düsseldorfer Stadtverwaltung zu der Entscheidung bewegt hat, die bereits in vielen Städten gezeigte hervorragende Ausstellung über die palästinensische Nakba nach 8 Tagen in städtischen Räumen zu untersagen. Diese Entscheidung ist nicht nur der Sache nach eine Schande für die Stadt Heinrich Heines, sie ist verfassungswidrige Zensur!

Begreifen Sie doch endlich, dass zur ganzen historischen Wahrheit nicht nur die Vernichtung der europäischen Juden durch das Nazisystem gehört, sondern auch die koloniale Eroberung Palästinas, die Vertreibung von über 700.000 Bewohnern, die Zerstörung von über 500 Dörfern und die systematische Auslöschung aller Spuren arabischen Kulturlebens im Namen "biblischer" Ansprüche durch die zionistische Siedlerbewegung. Begreifen Sie doch endlich, dass es feige und verwerflich ist, aus deutscher Sicht die Palästinenser für die Verbrechen unserer unsäglichen Geschichte büssen zu lassen!

http://sabbah.biz/mt/wp-content/nakba_48_Nahr_Al_Barid_Refugee_Camp.jpg

Sie machen sich zu Komplizen eines Staatswesens und einer Staatsdoktrin, die alles daran setzen, dem palästinensischen Volk seine Lebensgrundlagen, Würde und Geschichte, seine Selbstbestimmung und staatliche Eigenständigkeit auf Dauer zu nehmen. Per Gesetz wird derzeit durch die israelische Knesseth auf Betreiben des rechten und rechtsradikalen Flügels das Gedenken an die Nakba verboten und unter Strafe gestellt. Und Sie spielen den verlängerten Arm! Welche eine reife Leistung, welch ein demokratischer Einsatz, meine Herren! Doch auch diese Politik wird letztendlich scheitern, genauso wie derzeit die arabischen Diktaturen - von Deutschland und dem Westen jahrzehntelang als "Stabilitätsfaktor" ausgehalten, derzeit der Reihe nach scheitern. Ich selbst habe gute Freunde in Israel und in Palästina. Jenseits des israelischen Mainstreams mit seiner völker- und menschenrechtswidrigen Politik gibt es ein anderes Israel, das auf gerechten Ausgleich und Versöhnung aus ist. Und genau das ist auch die einzig richtige Konsequenz, die Deutsche aus dem Holocaust ziehen müssen. Menschen- und Völkerrecht sind universale Werte. Sie gelten für alle oder gar nicht.

Ich fordere Sie auf, das faktische Ausstellungszensur umgehend rückgängig zu machen und sich für Ihr Fehlverhalten öffentlich zu entschuldigen!

http://www.palestinemonitor.org/spip/local/cache-vignettes/L450xH325/nakba_3-b304e.jpg

Vom 16. bis 31.3 prä­sen­tiert die Düs­sel­dor­fer Volks­hoch­schu­le in ihren Räum­lich­kei­ten die Wan­der­aus­stel­lung „Die Nakba – Flucht und Ver­trei­bung der Pa­läs­ti­nen­ser 1948".

Der Verein Flüchtlingskinder im Libanon e.V. hat eine Ausstellung zur Nakba erarbeitet. Sie besteht aus 14 PVC-Folien der Größe 90x150 cm, die an der Wand oder an Stellwänden aufgehängt werden können. Eine Begleitbroschüre mit den Texten, Karten und Fotos der Folien sowie allen Quellenangaben ergänzt die Ausstellung. Unten auf dieser Seite finden Sie die Ausstellungsplakate und die Broschüre als PDF zum Download. Die Broschüre kostet im hochwertigen Druck 3 Euro je Exemplar, 2,50 Euro ab Abnahme von 100 Exemplaren. Sie kann auch erworben werden, ohne dass die Ausstellung ausgeliehen wird. Einzelheiten zum Verleih der Ausstellung bitte mit den unten stehenden Kontaktpersonen absprechen.

http://www.lib-hilfe.de/jpgs/ausstellung-ka/Nakba-Plakat-KA.jpg

Die Ausstellung ist in zweifacher Ausfertigung verfügbar
Warum machen wir diese Ausstellung?

Seit Anfang 1996 unterstützt unser Verein soziale, humanitäre, Freizeit- und Bildungsprojekte in den palästinensischen Flüchtlingslagern des Libanon. Diese kommen vor allem Kindern, Jugendlichen und Frauen zugute. Wir wollen mit unserer Arbeit die größte Not der Flüchtlinge vor Ort lindern helfen. Darüber hinaus halten wir es für unsere Aufgabe, bei der Öffentlichkeit in Deutschland Verständnis zu wecken für die Anliegen und berechtigten Erwartungen dieser Menschen, für ihre Hoffnung auf eine selbstbestimmte und gerechte Zukunft. Doch Verständnis erfordert zuallererst Wissen, in diesem Fall das Wissen um die Nakba, die Katastrophe, wie die Palästinenser ihre Flucht und Vertreibung von 1948 nennen.

In Israel werden die Ereignisse um 1948, die mit der Ausrufung des israelischen Staates verbunden waren, als Wiedergeburt nach zweitausendjährigem Exil und nach Jahrhunderte langer Verfolgung gefeiert. Den überwiegenden Teil der Palästinenser haben diese Ereignisse dagegen zu einem Volk von Flüchtlingen gemacht, die sich ihrer Heimat und ihres Besitzes beraubt sehen, ohne Aussicht auf nationale Selbstbestimmung, geschweige denn auf Entschädigung oder gar Rückkehr. Die aus der Ermordung von Millionen Juden im Nationalsozialismus erwachsene deutsche Schuld hat dazu geführt, dass Gesellschaft, Politik und Medien ganz überwiegend das israelische Verständnis dieses Zeitabschnitts verinnerlicht haben. Dadurch wurde der Blick auf das Leid des palästinensischen Volkes verstellt. Die Thematisierung der Flucht und Vertreibung dieser Menschen, erst recht ihrer Forderungen nach Rückkehr und Entschädigung, gilt bis heute vielfach als Tabubruch. Wir sind aber überzeugt, dass ohne die Kenntnis und ohne eine gebührende Anerkennung dieser Seite des Konflikts Aussöhnung, Gerechtigkeit und Frieden im Nahen Osten keine Chance haben werden. Mit unserer Ausstellung wollen wir hierzu einen Beitrag leisten.

Termine

     18.01. - 28.01.2011 Darmstadt, Offenenes Haus (Evangelisches Forum) in der Rheinstraße 31 [Flyer]
     10.02. - 27.03.2011 Osnabrück, Erich-Remarque-Friedenszentrum [Flyer]
     16.03. - 31.03.2011 Düsseldorf, Volkshochschule [Flyer]

Libyien - geplanter Krieg - Gadafi Regime change (illegal unter Voelkerrecht)

BEDENKENSWERT, ALTERNATIVE INFORMATIONEN:

Liebe Leute,

seit gestern berichten italienische Zeitungen darüber, daß sich
Deutschland, USA, Frankreich und Großbritannien zur Videokonferenz
zusammengeschlossen haben, um über das weitere Schicksal Libyens zu entscheiden  und zwar
haben sich unterhalten: Nicolas Sarkozy, Barack Obama, David  Cameron und Angela
Merkel. Das hat auch die französiche Regierung  bekanntgegeben. Bis heute
Abend Mitternacht haben weder die ARD noch das ZDF  darüber in den
Haupt-Nacht-Nachrichten berichtet. Dazu paßt, daß im Internet die  offizielle libysche
Nachrichtenagentur JANA nicht erreichbar ist. Im Internet  sind dagegen
endlose Webseiten - oft immer die gleichen -der libyschen  Opposition.
Ebenfalls hatte der deutsche Sender RTL, mit der für mich  unsäglichen Antonia
Rados, vor ein paar Tagen ein 40-minütiges  Exklusiv-Interview mit Muammar
Gaddafi bekommen und groß angekündigt, aber nicht  gesendet; alles was sie
sendeten waren knapp 3 Minuten. Derweil hat Libyen laut  italienischen Zeitungen
schon zweimal einen Waffenstillstand von der UNO  gefordert, was aber
abgelehnt wurde.
Für mich persönlich ist es völlig klar, daß in Libyen ausländische Söldner
(wie im Irak) auf Seiten der Aufständischen operieren. Denn wie wäre es
sonst  möglich, daß halb Libyen -sprich die Hauptölfelder - eingenommen  und
GEHALTEN würden? Schlichtweg unglaubhaft sind die von hiesigen Zeitungen
verbreiteten Kommentare, daß die Aufständischen nur Gewehre hätten und diese
auch noch nicht richtig bedienen könnten!
Auch in Libyen wird ein sehr kleines Land, wie damals der Irak, durch große
 Militärmächte zusammengebombt. Für Deutschland hat das den Vorteil, daß
dann  unbesorgt das sehr gut ausgebaute libysche Netz von Tankstellen
übernommen werden kann plus die dazugehörende Raffinerie. Zudem  ist das
eingefrorene libysche Geld ja schon hier.

Der US Botschafter in Libyen Gene Cretz, der schon im Dezember(!) abgezogen
 wurde, berichtet, daß er während seiner Zeit in Libyen schon mit den
oppositionellen Gruppen Kontakt hatte. Es ging um Waffenforderungen, wie auch
jetzt wieder. (Corriere della Sera 27.3.2011)

Angeblich soll ein Korridor von der NATO von Ägypten aus nach Benghazi
eingerichtet werden

Viele Grüße, Sylvia Weiss, Bayreuth

27 März 2011

Gesamtkunstwerk Gaddafi - nett zu lesen

PROLOG - Im Jahr 1986 besetzten Punks die libysche Botschaft in London. Das prächtige Haus am Hyde Park stand seit zwei Jahren leer, nachdem von dort aus eine englische Polizistin erschossen worden war*** und die diplomatischen Beziehungen abgebrochen wurden. Die schlauen Besetzer nutzten den Umstand, dass die Immobilie weiterhin einen exterritorialen Status besaß und folglich von der britischen Polizei ohne offizielle Genehmigung Libyens nicht betreten werden durfte. Als die Besetzer dann in Tripolis anriefen, wurden sie herzlich beglückwünscht, man freute sich ja, dem Vereinigten Königreich ein weiteres Ärgernis zu bereiten. So durfte monatelang ein skurriles Happening stattfinden, in einem gemischten Ambiente aus Londoner Subkultur und arabisch-revolutionärem Kitsch. Dort, zwischen zwei heißen Partys, wurde ich auf Gaddafis „grüne Buch", das kistenweise herum lag, aufmerksam.

THEATRALITÄT- Fast in jedem Bericht über Gaddafi werden Metaphern aus dem Theater bemüht. Das hängt primär mit seiner äußeren Erscheinungsform zusammen: mit den (möglicherweise selbstironischen) operettenhaften Uniformen und sonstigen Kleidungsstücken, die aus dem Requisitenfundus hergeholt scheinen, auch mit seinen unberechenbaren Auftritten, seiner sexy Leibgarde, die wie ein Frauenchor regelmäßig seine Monologe mit Losungen unterbricht. Offensichtlich hat Gaddafi Spaß an die Selbstinszenierung. Laut WikiLeaks beschreibt ihn der ehemalige US-Botschafter als "sprunghafte und exzentrische Figur, die unter schwerwiegenden Zwängen leidet, den Flamenco-Tanz sowie Pferderennen liebt, sich von Marotten leiten lässt und Freunde wie Feinde gleichermaßen aus der Fassung zu bringen pflegt." Doch ist er nicht nur ein launiger Komödiant, sondern auch eine dramatische Gestalt irgendwo zwischen König Ubu und Macbeth (was nicht als verklärendes Lob verstanden werden sollte, schließlich sind die meisten Tragödienhelden keine erbauliche Figuren). Im übrigen hat auch das Theater spätestens seit „Gaddafi rockt" von Oliver Czeslik das Potential des Charakters entdeckt. Aber das Verhältnis zwischen Gaddafi und dem Drama geht noch tiefer. Weit davon entfernt, ein rückständiger Exot zu sein, hat der Mann aus Tripolis die Theatralisierung der Politik auf die Spitze getrieben, was wiederum die alte Frage der Politisierung des Theaters in ein neues Licht stellt.

WERKTREUES DEBÜT – Muammar al Gaddafi ist so alt wie Mick Jagger, beide haben ihre Karriere als revolutionäre Ikone angefangen und sie als unausstehliche Altdiva ewig andauern lassen. Auf ihre alten Tage wurde gar eine gewisse physische Ähnlichkeit auffällig, noch dadurch verstärkt, dass sie dieselben Sonnenbrillen tragen. Überdies heißt ein Spätwerk des Libyers „Escape to hell", möglicherweise eine Reminiszenz aus „Sympathy for the devil". Doch als Gaddafi sein viel beachtetes Debüt machte, hatte Jaggers Band bereits das Beste von sich gegeben - gerade war Brian Jones im Swimmingpool ertrunken. Übernacht wurde der damals gut aussehende 27jährige Beduine weltberühmt, als er die Rolle seines Jugendhelds Gamaal Abdel Nasser blendend nachspielte. Ein gelungenes Remake: Wie sein Vorbild setzt er sich an die Spitze eines „Bund der freien Offiziere", schasst den alten König und erklärt die Ankunft der sozialistischen Revolution. Die Aufnahmen von damals zeigen, wie der massiv umjubelte Putschist seine Restschüchternheit hinter einem ständigen Lachen verbirgt. Ehe er im darauf folgenden Jahr starb, erklärte Nasser, sein junger Nacheiferer würde die Vision verwirklichen, an der er selbst gescheitert war: Die Vereinigung der gesamten arabischen Nation über alle bestehende Landesgrenzen. Dieses ehrgeizige Ziel nahm sich Gaddafi zu Herzen. Als er später selbst daran scheiterte, versuchte er ebenfalls vergeblich die „Vereinigten Staaten von Afrika" auszurufen. Übrigens geben sogar seine erbittertsten Gegner zu, dass die Anfänge seiner Ära für Libyen trotz Unterdrückung der politischen Opposition eine Zeit des Aufschwungs war, es fand eine tatsächliche Umverteilung statt, für die libyschen Verhältnisse war die Stellung der Frauen fortschrittlich. Doch war die Aufgabe, seinem Vorbild treu zu sein, eine Herausforderung. Da Nasser seine Rolle selbst entwickelt hatte, wäre dessen bloße Imitation ein Verrat gewesen. Der Libyer musste seinen eigenen Charakter kreieren, dafür einen Schritt weiter in die Extreme gehen. Diese Triebfeder mag seinen exotischen Auftritt auf der Weltbühne erklären.

DER EINZIGE STAATSMANN DER WELT, DER OFFENSICHTLICH VERRÜCKT IST – So lautet jetzt das einstimmige Urteil der Weltöffentlichkeit über Gaddafi, wobei der Akzent auf „offensichtlich" gesetzt werden sollte. Über den geistigen Zustand der politischen Eliten weltweit und ungeachtet des Regierungssystems wären einige Fragen berechtigt. Wie viel Größenwahn steckt in der „Durchsetzungsfähigkeit", die nötig ist, um an die Spitze eines Landes zu gelangen? Wie viel Rücksichtslosigkeit, um die Konkurrenz zu beseitigen? Wie viel Selbstverleugnung, um die „bedauernswerte Kluft zwischen Ideal und Realpolitik" auszuhalten? Wie viel Verachtung, um täglich tausende Hände mit einem Lächeln zu schütteln? Wie viel Realitätsferne, um die konkreten Sorgen der Menschen systematisch zu ignorieren? Ein Psychogramm des homo politicus würde wenig ruhmreiche Charaktereigenschaften zu Tage bringen. Vielleicht besteht der Vorteil westlicher Demokratien einzig darin, dass sie ihren Regierenden nicht die Zeit lassen, die entwickelten Stadien ihres Wahns zu manifestieren. Was Diktatoren betrifft: Es ist anzumerken, dass weder Ben Ali noch Mubarak für wahnsinnig gehalten werden. Da weiss man wohl, weshalb sie an der Macht festhielten: Take the money and run. Sobald die regelrechte Plünderung des Landes nicht mehr möglich war, traten sie zurück, um ihren Reichtum in Ruhe zu genießen. Diese Motivation ist für westliche Politiker durchaus verständlich, die ihre Amtsperiode als Vorstufe der Bereicherung managen. Wir leben ja in einer Welt, die Gier als Kern der Rationalität erklärt. Wenn Geld das Tatmotiv ist, ist ein Mord noch nicht vergeben, doch immerhin nachvollziehbar. Wahnsinn wird dann diagnostiziert, wenn kein Geldinteresse feststellbar ist. Obwohl er genug Vermögen ergattert hatte, ist Gaddafi nicht diskret abgehauen, sondern scheint bereit, seine Rolle bis zum Tode spielen zu wollen. Das ist doch das Verrückte in den Augen aller Nihilisten, die sich nicht vorstellen können, für etwas anderes als das eigene Bankkonto kämpfen zu können. Gerade interessant an Gaddafi ist, dass er ein überflüssiges Drama entwickelte. Für die normale Usurpation hätte er es nicht nötig gehabt.

DER GRÜNE STOFF – Sehen wir kurz von dem Kontext ab, um nur den Text zu betrachten. Mit minimalen Veränderungen hätte „Das grüne Buch" heute noch seinen Platz in jeder linken oder (deutsch)grünen Buchhandlung. Es enthält alle Elemente, um radikale Staatskritiker und Anhänger des "dritten Wegs" zu begeistern. Der Gedankenrahmen schwebt zwischen zwei vertrauten Polen: der Rousseau'schen Beschwörung eines „Naturzustands", als es noch keine Ausbeutung und kein Eigentum gab (hier das nomadische Leben in der Wüste), und zugleich der Vervollkommnung der modernen Zivilisation, welche eine Beseitigung „überholter" Gesellschaftsstrukturen voraussetzt. Die Vorstellung ist universalistisch, sie gibt keiner Nation, Klasse oder Kultur den Vorrang. Die Gleichberechtigung der Frauen und Minderheiten wird hervorgehoben. Die politische Auffassung erinnert an die der Rätekommunisten von 1918: Abschaffung der Parteien und Parlamente, Einführung der direkten Demokratie auf allen Ebenen. Die ganze Macht wird von den Volkskomitees ausgeübt, das Gewaltmonopol durch die Volksbewaffnung ersetzt. Ökonomisch wird die „Lohnsklaverei" zugunsten der freien Assoziation freier Produzenten abgeschafft.
Hier wird nicht wie bei Lenin oder Mao die (vorübergehende) Notwendigkeit des omnipotenten Staates behauptet, sondern dessen absolute Abwesenheit. Es ist die alte anarcho-kommunistische Utopie wie sie in allen revolutionären Bewegungen des 20. Jahrhunderts mit Gewalt unterdrückt wurde. Ob diese machbar und gar wünschenswert ist, steht auf einem anderen Blatt, immerhin findet sich in ihr keine Rechtfertigung von Terror und Diktatur. Alles Frieden, Freude und Basisdemokratie. Das ist schon für ein Staatsprogramm sonderbar, sonderbarer noch die Behauptung, die Utopie sei bereits Realität.

IM JAHR DES PUNK 1977 inszeniert Gaddafi die Ankunft der Jamahiriya (Anarchy in Lybia). „Das Grüne Buch" wird sofort umgesetzt, die Macht an das Libysche Volk komplett übergeben. Gaddafi selbst verzichtet auf sämtliche politische Funktionen, um nur noch als „Symbol" bzw. „Revolutionsführer" zu fungieren (daher sagt er jetzt, er könne nicht zurücktreten, nominell habe er ja keine Macht). Wo ein gewöhnlicher Diktator sich zum Marschall oder Kaiser aufbläst, rühmt sich der Oberst der Selbstauflösung ins Volke. Von nun an setzt ein wahrer schizophrener Zustand im Land ein. Selbstverständlich fand keine Revolution statt, sondern ein (wenn auch weitgehend unblutiger) Militärputsch. Intakt bleibt der Staatsapparat inklusive Gefängnisse, Polizei, Armee, sowie die zentrale Verwaltung der Ressourcen. Es ist der Antistaatsstaat. Eine solche Dissoziation der Ideologie und der Wirklichkeit kann nur durch eine permanente Inszenierung fortbestehen. Das war im Faschismus nicht anders. Walter Benjamin erklärte den Erfolg Hitlers mit der „Ästhetisierung der Politik" die ihm erlaubte, die Gewalt über die Massen zu behalten. Doch gibt es einen wesentlichen Unterschied. In Libyen wurden die Massen nicht durch die Zurschaustellung des Staates, sondern durch seine organisierte Unsichtbarkeit glorifiziert.

STAATSSITUATIONISMUS – „Das grüne Buch" zeichnet sich von  antiquierten Machtergreifungsfibeln dadurch aus, dass es sich nicht nur auf Politik und Wirtschaft konzentriert. Im dritten Teil wird eine fundamentale Kulturkritik erläutert, die durchaus auf der Höhe ihrer Zeit ist, eine Kritik der Trennung zwischen Akteuren und Zuschauern wie sie archetypisch in Theatern herrscht:

„Menschen, die kein heroisches Leben führen können, Menschen, die von der Geschichte nichts wissen und der Zukunft nicht entgegensehen, Menschen, die die eigene Existenz nicht ernst genug nehmen, solche Menschen sitzen in Theater- und Kinosälen, um Ereignisse zu beschauen in der Hoffnung, daraus etwas lernen zu können. Sie sind wie noch unwissende Schulkinder im Klassenzimmer.
Wer ein wirklich selbstbestimmtes Leben führt, der hat kein Bedürfnis, zuzuschauen, wie Schauspieler auf Bühnen oder Leinwänden das Leben vorführen. So wenig hat der Reiter, der den Zügel des eigenen Pferdes hält, das Bedürfnis, auf Pferderennbahntribünen zu sitzen. Hätte jeder Mensch ein Pferd, würde keiner zuschauen und klatschen. Sitzende Zuschauer sind einfach zu hilflos, um selbst aktiv werden zu können. Man geht auch nicht in ein Restaurant, einfach um Essende zu beschauen. Beduinen haben kein Interesse an Theater oder Shows, dafür sind sie zu ernst und arbeitsam. Weil sie das Leben ernst nehmen, verpönen sie die Schauspielerei. Sie sind keine Zuschauer, sie spielen selbst und nehmen an fröhlichen Feste teil, weil sie die natürliche Notwendigkeit solcher spontanen Aktivitäten anerkennen."

Das erinnert stark an ein Kultbuch der 68er Generation, Guy Debords „Gesellschaft des Spektakels" in dem behauptet wird: „Alles, was unmittelbar erlebt wurde, hat sich in einer Repräsentation entfernt" - da spielt Debord auf die Polysemie des Wortes „Repräsentation", das auf französisch sowohl (politische) Vertretung, als auch (Theater) Vorstellung und (künstlerische) Abbildung bedeutet. Parlamentarische Demokratie, Konsumgesellschaft, entfremdete Arbeit, das sind bloß Phänomene. Grundlegend ist das allgemeine passive Verhältnis, das die Zuschauer von der Macht über das eigene Leben trennt. Diese Kritik der Entfremdung stammt aus den künstlerischen Avantgarden. Demnach geht es nicht nur darum, die Politik demokratischer und die Arbeit gerechter zu gestalten. Das Leben soll zum Kunstwerk und alle Menschen zu Künstlern werden. Es gibt nur ein revolutionäres Ziel: die Selbstabschaffung des Zuschauers. Wie im Theater die „vierte Wand" müssen alle Trennungen zwischen spezialisierten Bereichen, alle institutionelle Vermittlungen abgerissen werden, um an das unmittelbare Leben kommen zu können.

SELBSTDARSTELLUNG – Darin liegt die Besonderheit des Gaddafi-Spektakels: Inszeniert wird nicht nur (wie in staatssozialistischen Ländern) die Macht des Volkes, sondern die Abschaffung der Inszenierung. Im Grunde beschäftigt sich der „Revolutionsführer" mit einer Frage, die antikapitalistisch gestimmte Regisseure und Dramaturgen sehr gut kennen: Wie führe ich den Aufstand vor? Oder anders gesagt: Wie schaffe ich das Theater ab mit den Mitteln des Theaters? Für die gute Sache sind kleine Tricks unvermeidlich. Unauffällig werden die tatsächlichen Rahmen (Bühne, Kulissen, Zuschauerraum bzw. Gefängnisse, Kasernen, Fabriken) ausgeblendet. Der Regisseur lässt seine Schauspieler improvisieren, wobei diese Improvisationen unter sorgfältigen Anweisungen geprobt worden sind. Der Chor (die Revolutionskomitees) ist die Stimme der Zuschauer (des Volkes), die nun Zuschauer der eigenen Nichtexistenz sind. Wie in einer berühmten Szene aus Monty Pythons „Life of Brian" ruft der Revolutionsführer: „Ihr seid alle selbständige Individuen!" Das Volk: „Wir sind alle selbständige Individuen!" Ein Einzelner: „Ich nicht" (er wird von den Anderen zusammengehauen).

Eine konsequente Umsetzung des Stoffes würde heißen, der Regisseur schafft sich selber ab bzw. verschwindet in die Wüste, doch ist die Inszenierung allein in seinem Kopf geboren, ohne ihn würde sie sich sofort in dem formlosen, reaktionären Alltag auflösen. Und darin liegt die Tragik dieser Position: Ganz gleich, wie genuin sein Wille ist, die bestehenden Verhältnisse umzuwälzen, der Revolutions(vor)führer handelt primär aus dem Impetus, selbst ein „heroisches" Leben zu führen. Er kämpft um Anerkennung, doch kann diese Anerkennung nicht von dem imaginierten „Volk" gewonnen werden, sondern von der real existierenden Zuschauermasse, die er wiederum zutiefst verachtet. Theoretisch sollte die Vorführung die Zuschauer dazu bringen, selbst Spieler zu werden. Faktisch können sie höchstens Statisten in einem Spiel sein, das sie nicht selbst definiert haben. Dieser extreme Widerspruch lässt sich nur durch einen Fluchtweg aushalten: Die Selbstdarstellung. Gaddafi wird die Rolle personifizieren, die er seinen Untertanen zuschreibt und zugleich verbietet - die Rolle des heroischen Spielers. Er verweist auf die Möglichkeit, souverän zu handeln, und macht dabei diese Möglichkeit zunichte. Insofern sind die bizarren, gekünstelten Erscheinungen Gaddafis kein Produkt seiner launigen Willkür, sie folgen einer zwingenden Logik.

TOTALE KUNST - Der bildende Künstler Gaddafi hat die monochrome Flagge kreiert. Der Designer Gaddafi entwarf ein ziemlich schickes Automodell, „The Rocket", mit libyschen Teppichen ausgekleidet. Im Musikbereich wurde er erst nach diesjährigem Aufstand berühmt, mit dem Videoclip „Zenga Zenga" (das auch noch von einem Israeli montiert wurde!). Der Dichter Gaddafi hat u.a. einen Essayband mit dem Titel verfasst: "Das Dorf, das Dorf, die Erde, die Erde und der Selbstmord des Astronauten". Von der literarischen Qualität des Werkes waren die Kritiker nicht ganz begeistert, immerhin kann man als prophetisch eine Stelle nennen, wo sich der Autor über die Tyrannei der Massen beklagt, die dazu neigen, ihre Führer in die Wüste zu schicken.
Doch zweifelsohne ist Gaddafi vorerst Aktionskünstler gewesen. Jahrelang kursierten unter schmunzelnden Arabern die jüngsten Einfälle des Politprovokateurs. Einmal kommt die algerische Fußballmannschaft nach Tripolis für ein Freundschaftsspiel. Vor dem Anpfiff steht Gaddafi auf und erklärt „aus Freundschaft zu unseren algerischen Brüdern" diese kurzerhand zum Sieger. Die von dem Spiel frustrierten Fans randalieren im Stadion (stand doch in seinem „grünen Buch": „nur Idioten sitzen im Stadion um Sportlern zu applaudieren anstatt selber Sport zu praktizieren"). Ein anderes Mal bestellt er Journalisten vor das Tor eines Gefängnisses, wo politische Opponenten (natürlich ohne Urteil) sitzen. Dann erscheint der Revolutionsführer höchst persönlich am Steuer eines Baggers, rammt die Mauer ein und lässt großzügig die Insassen durch die zerstörte Umwallung fliehen – ein klarer Fall der stellvertretenden Befriedigung unser aller Zerstörungsphantasien, wie es auch jene Rockbands der 60er taten, die genüsslich ihre Gitarren und Hotelzimmer kaputt machten. Manche Einfälle lehnen sich eher an die Kyniker an. Bei einem afrikanischen Gipfeltreffen geht Gaddafi demonstrativ zur Toilette, wartet, bis man ihn dort aufsucht und behauptet, er sei davon ausgegangen, dies wäre der eigentliche Verhandlungsraum gewesen. Noch vor kurzem bei einem Italienbesuch bestellt er unweit vom Vatikan 200 hübsche Callgirls, hält ihnen einen Predigt über die Vorteile des Islams, woraufhin sich zwei von ihnen auf der Stelle bekehren lassen. Gaddafi, ein schlechter Künstler? Schlingensief hat es nicht besser gemacht. Der Unterschied ist nur: In der Regel wird man Künstler, um das tun zu dürfen, was sonst nur Diktatoren können. Umgekehrt wurde Gaddafi Diktator, um Dinge zu tun, die sich sonst nur Künstler gönnen.

OUT OF TIME - Irgendwann in den neunziger Jahren soll es dem „Revolutionsführer" klar geworden sein, dass er in all seinen Zielen völlig gescheitert ist: militärisch im Tschad, politisch in seinen Beziehung zu anderen Staaten der Region, historisch mit dem weltweiten Sieg des liberalen Kapitalismus über selbsternannte Befreiungsbewegungen. Vor allem ist er zu Hause gescheitert, als sich seine Familie und sein Klan wie die üblichen Despotensippen nur noch für die schnellstmögliche Bereicherung und die Plünderung der Ressourcen interessierten. Schlimmer noch: sein Sohn war Fußballfreak geworden und erkaufte sich eine Mannschaft. Aus der ursprünglichen Ambition des „grünen Buches" blieb nur noch ein Scherbenhaufen. Der tragische Kern, der Konflikt zwischen revolutionärem Anspruch und diktatorischer Wirklichkeit, war längst zu einer schlechten Farce geworden. Selbstverständlich betraf auch dieser Verfall Gaddafi selbst, der zu lange Zeit die Gelegenheit hatte, aus seiner Position außerordentliche Privilegien zu ziehen. Die Macht korrumpiert, die absolute Macht korrumpiert absolut, die als nicht-existent erklärte Macht ermöglicht, die Korruption unsichtbar zu machen. In seinem Buch hat Gaddafi seinen Hass auf die Großstadt und seine Liebe zur Wüste besungen, die er auch demonstrativ vorführte, als er sich mit Kamelen und Beduinenzelt in den Hauptstädten Europas aufhielt. Aber in der Heimat haust er in luxuriösen Palästen – die natürlich „Geschenke des Volkes" sind. Das Zelt war nur ein Traum der Kindheit. Der Palast hat gesiegt, die Korruption des Alters.

FALLENDE HANDLUNG - Von nun an verbündet sich Gaddafi mit dem Feind, den er nicht zu besiegen vermochte. Und er wird herzlich aufgenommen. Ruckzuck wird das Embargo aufgehoben, der Staatsterrorist zum salonfähigem Ansprechpartner und der „Schurkenstaat" zum vollberechtigten Mitglied der internationalen Gemeinschaft. Bemerkenswert ist: Gerade zu diesem Zeitpunkt, wohlwissend, dass die westliche Öffentlichkeit wegschauen wird, entwickelt sich das absurde Theater in ein absolutes Theater der Grausamkeit. Der neue Akt fängt im Gefängnis von Abu Selim an, als die 1200 Gefangenen bis zum letzten abgeschlachtet werden. Der Fall löst keine internationale Empörung aus. Der Grund dafür ist bekannt. Von nun an weiss der Mann aus Tripolis, mit den zwei größten Ängsten zu spielen, die Europa aus dem satten Schlaf bringen: Die Einwanderung von Millionen aushungernden Afrikanern und die Ölknappheit an den Tankstellen. Um beide Drohungen zu vermeiden, ist den Europäern kein Verbrechen zu grausam, vorausgesetzt, es wird von anderen begangen. Es sind Italien, Frankreich und Deutschland, die Gaddafi mit Waffen reichlich beliefert haben (zu welchem Zweck denn?), es ist die EU, die ihm jährlich 50 Millionen Euro überwies, um Flüchtlings-KZs in der Wüste zu errichten, es ist die deutsche Polizei, die seine Sicherheitskräfte ausbildete, es sind deutsche Ingenieure, die seine Giftgasfabrik bauten. Heute wettern all diese feinen Seelen gegen den bösen, bösen Diktator.

Wenn man so will, ist es ein Verdienst Gaddafis, nachgewiesen zu haben, wie korrupt, heuchlerisch und zynisch die ach so demokratischen Regierungen Europas sind. Auch das tat er gekonnt mit großem Gespür für das Theatralische. In einem letzten Hauch von Antiimperialismus ließ er genüsslich die Vertreter des Westens, allen voran Bonga-bonga-Burlesconi, sich im Schlamm suhlen und ihm zu Füßen kriechen. Eine gelungene Erniedrigungsshow.

KRISIS – Und dann kommt die unerwartete Wendung. Auf einmal hören die Araber auf, Zuschauer von Palastrevolutionen zu sein und übernehmen die Regie. Die Rebellion fängt bei den Westnachbarn an, geht bei den Ostnachbarn weiter, schließlich steckt sie die Massen in Bengazi und Tripolis perkolativ an. Diese fangen an, das zu werden, was von ihnen immer behauptet wurde. Es werden tatsächliche Volkskomitees gegründet, Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen, Waffen zu Selbstverteidigungszwecken ergattert. Jetzt wird Gaddafis Vision real umgesetzt, aber gegen Gaddafi selbst. Somit wird die als-ob-Inszenierung abrupt abgebrochen. Die Fiktion platzt wie eine Thermoskanne. In der Logik des „Revolutionsführers" kann dieser Einbruch der Wirklichkeit nur einer kollektiven Halluzination zugeschrieben werden, wahrscheinlich unter Drogeneinfluss der Teilnehmer. Die Störer der fortdauernden Komödie werden als „Komödianten" beschimpft, sie seien Statisten einer Inszenierung unter der gemeinsamen Regie von Al Qaida und Al Jazeera.

Plötzlich gibt es keine Zuschauermasse mehr, sondern ein Volk. Im Alltag existiert das Volk nicht, nirgends. Das Volk gibt es nur dann, wenn (und solange) es sich auf der Straße sichtbar macht und sich als solche behauptet. Sobald es „Wir sind das Volk" sagt, ist es eine reale Kraft. Und dieser Moment ist gewöhnlich kurz. Hingegen ist das Volk des „grünen Buchs" eine Chimäre, nicht mehr und nicht weniger als das Volk der Bundesverfassung. Im Berliner Hauptbahnhof steht auf einem Riesenplakat: „400 Meter von hier regiert das Volk" - unausgesprochen: doch hier pendelt ein Humankapital, das gar nicht so aussieht, als ob es irgend eine Macht über das eigene Leben hätte.
In dem Moment, als die libysche Menge das „grüne Buch" öffentlich verbrennt, realisiert sie das Programm des „grünen Buches". Doch wahrscheinlich ist es ihr nicht bewusst. Die Parolen sind längst vergiftet, die Begriffe entleert, die Utopie disqualifiziert. Und was dieses Vacuum jetzt füllen mag, ist nicht unbedingt aussichtsreich. Es kann ein fortdauernder Stammeskrieg sein, oder ein neokoloniales Protektorat (1)
Noch ist der Vorhang nicht gefallen. Gaddafi wird lieber die Szenerie mit Blut  (leider kein Theaterblut) übergießen und heldenhaft sterben, als seine Fiktion aufgeben. Derzeit wird er häufig mit Nero verglichen, wieder eine Figur, die Theater mit Politik vermischte.
Welcher Schluss auch immer kommen mag, es ist anzunehmen, dass die Bevölkerung nunmehr einer eher unspektakulären, postheroischen Form der Repräsentation den Vorzug geben würde.  In Zeiten der  „Facebook-Aufstände" ist die Romantik der Unmittelbarkeit definitiv vorüber. Nicht mehr Kunst und Theatralik beflügeln die Revolte,  sondern die Generierung und Regulierung von  Informationsströmen.  Propaganda.

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(1) „My own impression, partly as a result of visiting Tripoli four years ago, is that the current rebellion is a much more mixed bag, with serious potential internal contradictions. Unlike Egypt, Libya is not a populous historic state with thousands of years of history, a strong sense of national identity and a long political culture.  Half a century ago, it was one of the poorest countries in the world, and still has not fully emerged from its clan structure. Qaddafi, in his own eccentric way, has been a modernizing factor, using oil revenues to raise the standard of living to one of the highest on the African continent.  The opposition to him comes, paradoxically, both from reactionary traditional Islamists on the one hand, who consider him a heretic for his relatively progressive views, and Westernized beneficiaries of modernization on the other hand, who are embarrassed by the Qaddafi image and want still more modernization.  And there are other tensions that may lead to civil war and even a breakup of the country along geographic lines.

Guillaume Paoli schauspiel-leipzig.de

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/4/4a/YvonneFletcher.jpg

*** English policewoman shot....1984 In 1984, Zionist Jews staged a protest outside the Libyan embassy in London. Approximately 25 English Bobbies were used for crowd control. During the middle of the demonstration, a shot rang out and a female Bobby named Yvonne Fletcher was hit and killed. The shot came from a building used by the Mossad to spy on the Libyan embassy, but the newspapers overlooked that and blamed Libya. Israel used this false flag murder of Policewoman Fletcher, to turn world opinion against Libya. Kann das sein? Unglaublich, oder? Siehe: http://www.whale.to/b/mossad_black_ops.html

Heute in den Nachrichten:  Seized Libyan denies link to Yvonne Fletcher killing
The man suspected of murdering PC Yvonne Fletcher has denied firing the shot ... Omar Ahmed Sodani, who was working at the Libyan embassy in London at the ....

Journalisten dürfen mit verhafteten Gaddafi-Anhängern reden

Die Sicherheitskräfte legen offenbar einstudierte Geständnisse ab. Auch Söldner sind dabei ...

Omar al-Sudani. "Ich bin ein Mitglied des Revolutionskomitees, aber nicht der internen Sicherheitspolizei." Al-Sudani ist ein gutmütig aussehender Mann mit einem Zwinkern in den Augen, eine Großvaterfigur, der leichte Ähnlichkeit mit Morgan Freeman aufweist. Gerüchten zufolge ist er aber einer der gefürchtetsten Männer Gaddafis und wird verdächtigt, 1984 die britische Polizistin Yvonne Fletcher ermordet zu haben.


At 10:18 on the morning of 17 April 1984, shots were fired into the group of protestors, striking eleven people, including WPC Fletcher. The unarmed officer died of a stomach wound approximately an hour after arriving at hospital. Meanwhile, Libyan radio reported that the embassy was stormed and that those in the building fired back in self-defense against "a most horrible terrorist action".

The subsequent inquest into her death was told that WPC Fletcher was killed by shots from two Sterling submachine guns from the first floor of the Libyan embassy.

The official and generally accepted view that WPC Fletcher was fired upon and killed by someone on the second floor of the Libyan embassy has been disputed by a number of experts, including army ballistics officer Lt-Col George Styles and Home Office pathologist, Hugh Thomas. (aber die "offizielle Version" muss, wie beim Oktoberfestattentat und sooo vielen anderen, die einzige bleiben, denn der Staat selbst ist in Gefahr.  Die Geheimdienste sind staattragend. google: GLADIO und staune.)

Nobody has ever been convicted of her murder, though after 15 years the Libyan government finally accepted responsibility for her death and agreed to pay compensation to her family.


26 März 2011

Rossi Fusionsreaktor - ENDLOSE ENERGIE

http://peswiki.com/images/9/94/Aparatus_closeup_3_300.jpg

Der Rossi Energiekatalysator (auch „E-cat" oder „Rossi energy amplifier") ist eine Erfindung des italienischen Geschäftsmanns und Erfinders Andrea Rossi zur Erzeugung von Wärme aus einer angeblichen „Kalte Fusion" von Nickel und Wasserstoff. Entsprechende „E-kat-Reaktoren" will Rossi im Laufe des Jahres 2011 auf den Markt bringen. Einige internationale Medien griffen eine öffentliche Vorführung des Rossi Energiekatalysators im Januar 2011 auf. Wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema sind bislang nicht bekannt geworden, ebenso sind wenige unabhängige Replikationsversuche nicht erfolgreich gewesen. Eine Rezeption seitens renommierter Physiker oder von Fachgesellschaften ist ausgeblieben. Vielmehr sind Veröffentlichungen aus einem Internetblog namens Journal of nuclear physics des Erfinders bekannt, sowie aus einer Zeitschrift namens Nuovo cimento, die 1989 einen Bericht über kalte-Fusions Versuche von Martin Fleischmann und Stanley Pons aus dem Jahre 1989 veröffentlichte.

Beachtung fanden die Behauptungen und Versuche in der italienischen Tagespresse (La Repubblica und Corriere della Sera) sowie Fox News Channel[1]. Auch die, der Sun Myung Moon und der Vereinigungskirche nahestehende konservative Washington Times berichtete, genauso wie der deutschsprachige Heise-Telepolis Blog[2].

Der Versuch des Erfinders Rossi, sein Prinzip patentieren zu lassen, scheiterte. Eine Unterstüzung für seine Bemühungen fand Rossi beim emeritierten italienischen Physiker Sergio Focardi der Universität Bologna. Die physikalische Fakultät dieser Universität erhielt von Rossi eine finanzielle Zuwendung und war bei der Durchführung einer öffentlichen Vorführung behilflich und beteiligte sich mit eigenen Messungen am Experiment. Aus dieser Zusammenarbeit haben sich bislang jedoch keine Veröffentlichungen ergeben.

http://www.pureenergysystems.com/news/2011/02/08/9501758_Black_Light_Power_and_Rossis_Cold_Fusion_related/Rossi_catalyst_v_Blacklight_300.jpg

The "Energy Catalyzer" is an apparatus built by Andrea Rossi[1], with support from his scientific consultant Sergio Focardi. It is claimed by the two that the device works like a reactor and transforms energy stored in the reactor fuel into heat by means of nuclear fusion of hydrogen and nickel.[2]

http://peswiki.com/images/9/94/Aparatus_closeup_3_300.jpg


Behauptetes Funktionsprinzip

Nach Angaben des Erfinders Rossi sei ein von ihm konstruierter Prototyp seines Energiekatalysators in der Lage eine Wärmemenge im Bereich von etwa 12 kW (th.) über einen Zeitraum von mehreren Monaten freizusetzen, dies unter Vebrauch von Nickel und Wasserstoffgas. Im Inneren des auf einem Tisch Platz findenden „Reaktors" würde dabei nach anfänglicher elektrischer Aufheizung Nickelpulver in Anwesenheit von Wasserstoffgas auf eine dem Erfinder selbst unbekannte Weise und bei Anwesenheit eines geheimen Katalysators sich zu Kupfer umwandeln können, was zur Wärmeentwicklung führe. Auch wurde behauptet, dass der Prozess ionisierende Strahlung freisetze. Messungen der Universität Bologna konnten jedoch keine derartige Strahlung nachweisen.

Die im Jahr 2005 eingeführte Widom-Larsen-Theorie mit dem Titel "Theoretical Standard Model Rates of Proton to Neutron Conversions Near Metallic Hydride Surfaces" von den Forschern Allan Widom und Lewis Larsen spricht auch von einem Mechanismus der Gammastrahlen unterdrücken kann, allerdings soll es sich in diesem Fall nicht um Fusionsreaktionen handeln, sondern um schwache Wechselwirkungen.[3][4]

Auch Pam Mosier-Boss, Doktor der Analytischen Chemie am Space and Naval Warfare Systems Center in San Diego, Kalifornien berichtete von der Produktion hochenergetischer Teilchen. Hier wurden allerdings Deuterium, ein Isotop des Wasserstoffs, und das Metall Palladium genutzt.[5][3]

Das Prinzip des „E-cat" ähnelt dem bereits zuvor bekannten Prinzip des italienischen Biophysikers Francesco Piantelli, der dazu 2010 ein Patent erhielt.[6]

Piantelli wollte bei Hydrierungsvorgängen, bei denen er Nickel als Katalysator einsetzte, unerklärliche Wärmeentwicklungen festgestellt haben, worüber er publizierte.

Literatur und Presseartikel

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.foxnews.com/scitech/2011/01/24/italian-scientists-claim-cold-fusion-breakthrough/#ixzz1HFDdqNuC Clay Dillow: Italian Scientists Claim (Dubious) Cold Fusion Breakthrough, Fox News, 24. Januar 2011]
  2. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34400/1.html
  3. a b Matthias Gräbner: Die Kernfusion, die keine ist. Magazin Telepolis des Heise Verlags, 2. April 2007, abgerufen am 26. März 2011.
  4. Steven B. Krivit: Rossi and Focardi LENR Device: Probably Real, With Credit to Piantelli. New Energy Times Blog (Low-Energy Nuclear Reaction (LENSR) Research and next Generation Nuclear Power), 19. Januar 2011, abgerufen am 26. März 2011.
  5. 'Cold fusion' rebirth? Symposium explores low energy nuclear reactions. 29. März 2007, abgerufen am 26. März 2011.
  6. WO 2010058288 A1: method for producing energy and apparatus therefor