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10 September 2009

Bundestagswahl - Linke? Bombe! - Oktoberfestattentat


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Michael Backmund: Der Kandidat, die Bombe und der Einzeltäter


Das Oktoberfest-Attentat vom 26. September 1980



Nach dem Oktoberfest-Attentat

Literaturtipps:

Der Münchner Autor und Journalist Ulrich Chaussy hat in einer akribischen Recherche die offizielle Version der Tat und die Arbeit der Ermittler gründlich demontiert: »Oktoberfest-Attentat« heißt seine im September 2000 erschienene Hörbuch-CD (62 Minuten, HörbucHHamburg. Telefon: 040/889 139 46).

»Aufstehen gegen Naziterror, Rassismus und Antisemitismus«: Dokumentation zum 20 Jahrestag des faschistischen Wiesn-Attentats vom 26. September 2000. Herausgegeben vom Bündnis gegen Rassismus mit vielen Redebeiträgen und Texten, 70 Seiten (6 Euro in Briefmarken, Bestellung bei Claus Schreer, Johannvon- Werthstraße 3, 80639 München)



Nach dem Oktoberfest-Attentat

Ein stummer Zeuge hat die Tatzeit genau festgehalten. Die große Uhr mit den schwarzen Zeigern am Taxistand »Brausebad« blieb um 22.19 Uhr stehen: Ein scharfes Zischen, eine gelbrote Feuersäule, eine gewaltige Detonation - für einige Sekunden herrscht Totenstille. Dann beginnt das Stöhnen, Wimmern und Schreien der Verletzten, die verzweifelten Hilferufe von Menschen, die Freunde und Angehörige suchen. »Willkommen zum Oktoberfest« steht über dem Tatort - dem Haupteingang zur Theresienwiese in München.

An diesem Freitagabend war Hochbetrieb auf der »Wiesn«. Der größte faschistische Terroranschlag der deutschen Nachkriegsgeschichte traf am 26. September 1980 eine ahnungslose, ausgelassene Menschenmenge auf ihrem Nachhauseweg. Die Opfer hatten keine Chance: Menschen wurden von der Druckwelle der Bombe durch die Luft geschleudert, andere grauenhaft verstümmelt. Abgerissene Beine und Gliedmaßen lagen in Blutlachen herum. »13 Menschen getötet, 211 zum Teil schwer verletzt« lautet die schreckliche Bilanz in nüchternen Zahlen - viele Opfer leiden bis heute an den Folgen.

Die Toten und Verwundeten waren noch nicht abtransportiert, da begann schon der politische Streit. Es war Wahlkampfzeit. Der »Kandidat« wollte in wenigen Wochen Kanzler werden. Längst hatte Franz Josef Strauß diese Wahl zur »Schicksalsfrage « für Deutschland hochstilisiert: »Freiheit oder Sozialismus« lautete die zentrale Parole des Unions-Kandidaten. Noch am Tatort suchte die CSU-Prominenz die Attentäter in der Linken. Motto: Linke Terroristen bomben unschuldige Oktoberfestbesucher in die Luft. Ein alter Strauß-Bekannter wetterte »das habt ihr von eurer linken Politik«.



Oktoberfest-Attentäter Gundolf Köhler auf dem Titelbild der WSG-Zeitung 'Kommando' (2. von links)


Auch Franz Josef Strauß eilte um 1.00 Uhr nachts mit seiner Tochter zum Tatort. Doch der Kandidat selbst äußerte sich erst am nächsten Tag gegenüber einem Millionenpublikum. In der Bild am Sonntag warf Strauß dem FDP-Innenminister »schwere Schuld« und »Verharmlosung des Ter- rorismus vor«. Gemeint war die RAF. Kurz zuvor hatte bereits der CDUStahlhelm Alfred Dregger in einem Interview darüber spekuliert, dass die RAF in naher Zukunft einen Anschlag mit vielen Toten durchführen könnte. Propaganda in einem Szenario der »Strategie der Spannung« vermischt mit dem Ruf nach einem »starken Mann«, der die Angst vor dem Terrorismus schürte.

Doch der Bombenanschlag auf der Wiesn trug eine ganz andere Handschrift: Unter den Toten befand sich der 21-jährige Geologiestudent Gundolf Köhler aus dem schwäbischen Donaueschingen. Die Münchner Abendzeitung titelte bereits am Samstagabend in einer Sonderausgabe: »Wiesn-Mörder sind Neonazis«.


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Franz Schiele Paul Lux Markus Holzl Axel Hirsch Rober Gmeinwieser Gabriele Deutsch Ognaz Platzer Ilona Platzer Angela Schuttrigkeit Errol Vere-Hodges Ernst Vestner Beate Werner

Damit war der Wahlkampfschlager der CSU zerstört. Statt einen starken Staat gegen die linke Gefahr beschwören zu können, geriet der Kandidat selbst in die Defensive. Hatte die bayerische Staatsregierung mal wieder die Gefahr des Rechtsextremismus verharmlost? Köhler war Mitglied und Anhänger der neonazistischen Wehrsportgruppe von Karl-Heinz-Hoffmann, robbte bei paramilitärischen Übungen durchs Gelände, hatte auch zu anderen faschistischen Organisationen und Personen Kontakt. Die Untersuchungen ergaben: Er hatte die Bombe in den Papierkorb am Eingang zur Wirtsbudenstraße gelegt.



Gundolf Köhler

Als »halbverrückte Spinner, nicht eine gefährliche Organisation im eigentlichen Sinne« hatte Bayerns Innenminister Gerold Tandler noch im Januar 1980 die Wehrsportgruppe Hoffmann bezeichnet. Sein Chef Franz Josef Strauß wetterte bereits im März 1979 im bayerischen Landtag gegen die Opposition: »Machen Sie sich doch nicht lächerlich, wenn sie gewisse Gruppierungen - Sie haben heute die Wehrsportgruppe Hoffmann genannt - durch Ihre ständigen, in der Öffentlichkeit vorgetragenen überdimensionierten Darstellungen überhaupt erst der bayerischen Bevölkerung bekannt gemacht und Ihnen dadurch eine Bedeutung zumessen, die sie nie hatten, nie haben und in Bayern nie bekommen werden.« Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Karl- Heinz Hoffmann über 400 junge Männer auf seinem Schloss im bayerischen Ermreuth zu »Grenadieren Europas« ausgebildet. Die »schwarzen Legionäre« sollten gegen »Bolschewismus und Kapital« und für einen volksgemeinschaftlichen Führerstaat kämpfen. Am 30. Januar 1980 verbot Bundesinnenminister Gerhard Baum (FDP) die Wehrsportgruppe. »Mein Gott, wenn sich ein Mann vergnügen will, indem er am Sonntag auf dem Land mit einem Rucksack und einem mit Koppel geschlossenen 'battledress' spazieren geht, dann sollte man ihn in Ruhe lassen«, witzelte dagegen Franz Josef Strauß noch zwei Monate nach dem Verbot über den fränkischen Wehrsportgruppenführer vor einer laufenden Kamera des französischen Fernsehens. Dem Spiegel hatte der Kandidat einmal erklärt: »Man muss sich der nationalen Kräfte bedienen, auch wenn sie noch so reaktionär sind - mit Hilfstruppen darf man nicht zimperlich sein.« Zimperlich war der Kandidat auch nicht mit der Auswahl seiner Freunde: Ob das rassistische Apartheidregime in Südafrika oder der chilenische Militärdiktator Pinochet, der Kandidat pflegte beste Kontakte, wenn es um den Kampf gegen Subversion und Kommunismus ging.



Walter Behle (rechts) prahlte mit dem Oktoberfest-Anschlag. Links: Uwe Mainka



Bereits zwei Tage nach dem Attentat stand für den bayerischen Innenminister Gerold Tandler von der CSU trotzdem fest: »Köhler war ein Einzeltäter «. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei noch nicht einmal die braunen Kameraden des »mutmaßlichen Alleintäters« in seiner Heimatstadt Donaueschingen vernommen. Acht Monate später legte die Sonderkommission »Theresienwiese« des Bayerischen Landeskriminalamtes ihren 187 seitigen Abschlussbericht vor. Danach soll Köhler die Bombe selbst gebaut, transportiert und gezündet haben. Auf dieser Grundlage stellte Generalbundesanwalt Kurt Rebmann Ende 1982 die Ermittlungen offiziell ein und führte zum Hintergrund des Anschlags aus: Wahrscheinlicher als eine politisch motivierte Tat seien schwere persönliche Krisen. Doch das offizielle Tatszenario ist bis heute umstritten. Die Widersprüche sind offensichtlich: Mehrere Zeugen hatten unabhängig voneinander Gundolf Köhler mit mehreren anderen Personen in grünen Parkas noch kurz vor der Explosion am Tatort miteinander sprechen sehen. So manche Spur, so manche Zeugenaussage findet sich allerdings im Schlussbericht des Generalbundesanwalts überhaupt nicht wieder.

»Ich empfinde es noch heute als Unverschämtheit, dass die Ermittlungen so schnell eingestellt worden sind«, sagte Katharina P. kurz vor der Demonstration »Aufstehen gegen Naziterror, Rassismus und Antisemitismus « aus Anlass des 20. Jahrestages des Oktoberfest-Attentates. Beim Bombenanschlag wurden ihre Kinder Ignaz (6) und Ilona (8) ermordet, sie selbst schwer verletzt. »Die Einzeltäter- Theorie ist falsch. Zeugen, die etwas anderes gesehen haben, wurden einfach als inkompetent oder unglaubwürdig abgetan.«

Auch Werner Dietrich hält die These vom verzweifelten Einzeltäter bis heute für unglaubwürdig. Der Münchner Rechtsanwalt kämpfte im Auftrag von Attentats-Opfern für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen: »Bewusst oder unbewusst wurden alle Spuren und Zeugenaussagen, die der Einzeltätertheorie widersprechen, nicht richtig gewürdigt oder beiseite geschoben.« Die offizielle Version hält Dietrich für ein »politisch erwünschtes Ermittlungsergebnis, damit keine Zusammenarbeit zwischen Köhler und anderen rechtsradikalen Personen und Strukturen nachgewiesen wird.« Denn das hätte die CSU stark in Bedrängnis bringen können und laut Dietrich bestätigt: »Alte und neue Nazis sind gerade in Bayern viel zu lange falsch eingeschätzt oder verharmlost worden.«

Zwei Zeugen hatten Köhler gemeinsam mit vier bis fünf anderen Personen in seinem Auto bereits eine Woche vor dem Anschlag in München gesehen. Eine Generalprobe? Doch ermittelt wurden die Begleiter offiziell nie. Im Oktober 1980 prahlte dafür Walter Behle, der mit seinem Chef Karl-Heinz Hoffmann gerade in Damaskus zu tun hatte, an der Bar des Hotels Byblos: »Das waren wir selbst.« Der Barkeeper wandte sich umgehend an die deutschen Behörden. Doch die Bundesanwaltschaft bezeichnete das Geständnis kurz und knapp als »alkoholbedingte Aufschneidereien«, ein weiteres Geständnis als »nachweislich unwahr«: Am 2. August 1982 läuft der 21-jährige Neonazi Stefan Wagner in Frankfurt Amok. Auf der Flucht vor der Polizei, kurz bevor er sich mit einem Schuss in den Mund selbst tötet, bedroht Wagner einen Mann und sagt: »Ist dir die Wehrsportgruppe Hoffmann ein Begriff?

Die Polizei ist hinter mir her. Lebend bekommen die mich nicht. Wenn die mich greifen, kriege ich mindestens zehn Jahre Zuchthaus. Ich war bei der Aktion gegen das Oktoberfest in München dabei.« Laut Bundesanwaltschaft hatte Wagner ein Alibi. »Es bleibt der Verdacht, dass mit dieser Bluttat eine allgemeine Krisenstimmung und der Ruf nach einem starken Mann herbeigebombt werden sollte, eine autoritäre politische Lösung mit dem bereitstehenden Kandidaten Strauß an der Spitze. Ähnliche Bestrebungen sind für Italien in den 70er und 80er Jahren nachgewiesen, wo es zahlreiche Bombenattentate gegeben hat - zuletzt noch sieben Wochen vor München in Bologna - und wo die Verstrickung von Politik, Armee, Polizei und Geheimdienst in diese Verbrechen nachgewiesen ist«, resümierte Rechtsanwalt Dietrich in seiner Rede zum 20. Jahrestag des Anschlags.

Sein Antrag auf Wiederaufnahme der Ermittlungen wurde vom Generalbundesanwalt in Karlsruhe abgelehnt. Bis heute ist die Forderung der Opfer nach einem neuen Verfahren nicht durchgesetzt worden. So ist bis jetzt offiziell nicht geklärt: Gab es Mittäter, Auftraggeber, Hintermänner? »Die Ermittlungen hätten nie eingestellt werden dürfen«, kritisiert Dietrich und bleibt bei seinem Verdacht: »Einige Mittäter laufen wahrscheinlich noch heute frei herum.«


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Franz Josef Strauss - Geheimdienste, Waffenhandel, BND, CIA, Mossad, Organisation Gehlen, Mafia?







Das Oktoberfestattentat war ein Terroranschlag mit rechtsextremistischem Hintergrund. Am 26. September 1980 starben 13 Menschen bei der Explosion einer Bombe am Haupteingang des Münchener Oktoberfests, 211 wurden zum Teil schwer verletzt. Der Anschlag gilt als schwerster Terrorakt der deutschen Nachkriegsgeschichte. Ob der von den Behörden als Einzeltäter bezeichnete Bombenleger Gundolf Köhler tatsächlich allein verantwortlich war, ist umstritten. Mehrfach wurde von verschiedenen Seiten vergeblich versucht, eine Wiederaufnahme der Ermittlungen zu bewirken, zuletzt im Jahr 2005.

Am 26. September 1980 um 22:19 Uhr explodierte in einem Papierkorb am Haupteingang des Oktoberfests an der Brausebadinsel (im Volksmund auch Tröpferlbad genannt) eine Rohrbombe. Sie bestand aus einer zuvor entleerten britischen Mörsergranate, die mit 1,39 Kilogramm TNT wieder befüllt und in einen mit Schrauben und Nägeln gefüllten Feuerlöscher gesteckt worden war. 13 Menschen kamen ums Leben, 211 wurden verletzt, 68 davon schwer. Mehreren Opfern mussten beide Beine amputiert werden, zahlreiche Menschen trugen schwere Behinderungen davon. Das Oktoberfest wurde trotz anderslautender Überlegungen nicht abgebrochen. Die 1982 eingestellten offiziellen Ermittlungen der Bundesanwaltschaft und des bayerischen Landeskriminalamts ergaben, dass der Rechtsextremist Gundolf Köhler aus Donaueschingen, der selber bei der Explosion starb, als sozial isolierter und verbitterter Einzeltäter handelte. Köhler, der direkt neben der Bombe stand, wurden bei der Explosion beide Arme abgerissen. Er war so stark entstellt, dass er nur anhand seines bei ihm gefundenen Reisepasses identifiziert werden konnte.

Die "Einzeltäterthese" wird von einigen Seiten angezweifelt, u. a. auf Grund der staatsanwaltschaftlich festgestellten Verbindungen Köhlers zur rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann. Bekannte Kritiker sind die SPD-Bundestagsabgeordnete Herta Däubler-Gmelin, das Attentatsopfer Ignaz Platzer, der bei der Explosion zwei Kinder verlor (siehe Zitate), der Journalist Ulrich Chaussy und der Rechtsanwalt Werner Dietrich, der im Auftrag von Attentatsopfern für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen kämpfte. Sein Antrag auf Wiederaufnahme wurde vom Generalbundesanwalt in Karlsruhe 1984 abgelehnt. Ein breites Bündnis aus Organisationen, Gewerkschaften und Einzelpersonen, darunter mehrere Münchner Stadträte sowie Landes- und Bundespolitiker der SPD, setzte sich zum 25. Jahrestag des Anschlags 2005 erneut für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen ein, jedoch ohne Erfolg.

Zu den Hauptkritikpunkten an den Ermittlungen zählt, dass zahlreiche Zeugenaussagen im Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft nicht berücksichtigt wurden, die auf eine Beteiligung weiterer Personen hinwiesen. Unter anderem berichteten mehrere Zeugen übereinstimmend, dass sie Köhler unmittelbar vor der Tat mit zwei Personen in grünen Parkas hätten sprechen sehen und sich kurz vor der Explosion ein weiterer Mann gemeinsam mit Köhler über eine Plastiktüte gebeugt habe. Eine Zeugin hatte kurz nach der Explosion ein Gespräch in der Nähe des Tatorts gehört, in dem einer der Beteiligten rief: "Ich wollt's nicht, ich kann nichts dafür, bringt's mich um.“

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Die letzten Asservate vom Tatort wurden 1997 vernichtet, darunter Splitter der Bombe und Körperteile, die sich keinem der Opfer zuordnen ließen; in geklärten Fällen ist diese Vorgehensweise üblich.

Im Jahr 2004 veröffentlichte Forschungsergebnisse des Historikers und Gladio-Forschers Dr. Daniele Ganser von der ETH Zürich haben der bereits früher von verschiedenen Seiten geäußerten These einer Involvierung der 1990 aufgedeckten Geheimorganisation Gladio neue Nahrung gegeben. Die These wird laut ihren Verfechtern unter anderem durch die zeitliche Nähe des Oktoberfestanschlages zu dem Bombenattentat auf den Hauptbahnhof von Bologna am 2. August desselben Jahres mit 85 Toten und über 200 Verletzten gestützt. Die italienischen Rechtsextremisten Giusva Fioravanti und Francesca Mambro wurden im Jahr 1995 für diese Tat vor Gericht gestellt und verurteilt. Zwei Mitarbeiter des italienischen Militärgeheimdiensts und Licio Gelli, der Leiter der Geheimloge Propaganda Due, wurden wegen Behinderung der Ermittlungen verurteilt.

Tod zweier Zeugen

Die Gladio-These stützt sich auf bekannte Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft, die jedoch keinen Eingang in das offizielle Untersuchungsergebnis fanden. Raymund Hörnle und Sibylle Vorderbrügge waren mit dem Attentäter Gundolf Köhler befreundet und Mitglieder der rechtsextremen terroristischen Vereinigung Deutsche Aktionsgruppen. Sie hatten bereits einen Tag nach dem Oktoberfestattentat ausgesagt, dass der Rechtsextremist Heinz Lembke ihnen Waffen, Sprengstoff und Munition angeboten und von umfangreichen Waffendepots erzählt habe. Diesem Hinweis ging die Staatsanwaltschaft jedoch erst nach, als Waldarbeiter ein knappes Jahr später durch Zufall eines der Depots entdeckten. Lembke offenbarte im Untersuchungsgefängnis die Lage seiner 33 illegalen Waffen- und Sprengstoffdepots, deren Entdeckung bei Uelzen in der Lüneburger Heide 1981 ein breites Medienecho fand: Sie enthielten unter anderem automatische Waffen, 14.000 Schuss Munition, 50 Panzerfäuste, 156 kg Sprengstoff und 258 Handgranaten. Die Menge und Qualität der gefundenen militärischen Ausrüstung deuten laut Dr. Daniele Ganser deutlich auf eine Mitgliedschaft Lembkes in der Geheimorganisation Gladio, für die solche Waffendepots charakteristisch waren. Dies wurde jedoch nicht geklärt, da Lembke am 1. November 1981, einen Tag vor seiner Vernehmung durch einen Staatsanwalt, erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden wurde. Er hatte zuvor angekündigt, umfangreiche Erklärungen über seine Hintermänner abzugeben. Die Ermittlungen in dieser Richtung wurden bald nach seinem Tod eingestellt und Lembke als Einzelgänger dargestellt, der die Waffendepots aufgrund seiner Furcht vor einer sowjetischen Invasion angelegt habe.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Rechtsausschusses Herta Däubler-Gmelin stellte 1981 eine parlamentarische Anfrage, ob die Erkenntnisse aus dem Fall Lembke nicht eine Neubewertung des Oktoberfest-Attentats zur Folge haben müssten. Die Antwort von Andreas von Schoeler, damals Staatssekretär im Bundesinnenministerium, war: "Es besteht keine Verbindung".

Der Zeuge Frank Lauterjung hatte bei seiner Vernehmung angegeben, dass der identifizierte Haupttäter Gundolf Köhler kurz vor der Explosion gegenüber dem Haupteingang auf der Brausebadinsel mit zwei Männern diskutiert habe. Lauterjung wurde anfangs von den Ermittlern als sehr glaubwürdig eingestuft. Er schilderte, wie Köhler mit einem Koffer in der einen und einer Tüte in der anderen Hand auf den Papierkorb zugegangen war, den Koffer abstellte, zu dem Papierkorb trat und die Bombe hineinlegte. Er konnte sogar die Abmessungen der Bombe beschreiben, bevor sie rekonstruiert wurde. Kurz nach dieser Aussage sagte der spätere Hauptzeuge aus Donaueschingen aus. Seine Aussage stützte maßgeblich die Version, nach der Köhler als isolierter Einzeltäter handelte. Nachdem die Ermittler mehrfach versucht hatten, Lauterjung zu einer Änderung seiner Aussage zu bewegen, starb er einige Wochen später im Alter von 36 Jahren an Herzversagen. Eine Untersuchung, ob sein Tod mit dem Attentat in Verbindung stehen könnte, verlief ergebnislos.

Der Bombenanschlag fiel in die letzten Wochen des Bundestagswahlkampfs. Bereits am 27. September griff CDU/CSU-Kanzlerkandidat Franz-Josef Strauß in der Bild am Sonntag die regierende sozialliberale Koalition scharf an. Vor allem Innenminister Gerhart Baum habe durch liberale Vorgaben an die Sicherheitsdienste effektive Ermittlungen behindert und so die ungestörte Vorbereitung des Attentats ermöglicht. Von Regierungsseite wurde der Opposition im Gegenzug eine Unterschätzung der rechtsextremen Gefahr vorgeworfen.

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Zum 25. Jahrestag des Anschlags im Jahr 2005 wurde der Versuch unternommen, neue Ermittlungen der Bayerischen Polizei und BKA anzustoßen. Die Bemühungen fanden allerdings politisch keine Mehrheit und wurden vom BKA zurückgewiesen.

Auf Antrag einzelner Stadträte wurde das Denkmal auf der Theresienwiese im Jahr 2008 umgestaltet und am Jahrestag des Anschlags eingeweiht. Der Bildhauer Friedrich Koller hat eine stählerne Wandschale gestaltet, die in der Oberfläche Zerstörungen wie nach einer Explosion aufweist.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen machte im Juni 2009 das "Oktoberfest-Attentat" zum Thema einer Kleinen Anfrage im Bundestag. Die Abgeordneten beziehen sich insbesondere auf Notizen im Archiv der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Unter anderem stellen sie der Bundesregierung die Frage, ob Erkenntnisse vorliegen, die einen Zusammenhang zwischen diesem Attentat und dem Anschlag von Bologna vom 2. August 1980 nahelegen.

Zitate

"Lange habe ich darum gekämpft, um endlich zu erfahren, wer oder welche Attentäter es wirklich waren. Ich musste jedoch lernen, dass man mir darauf nie eine ehrliche Antwort geben wird. […] Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich nur Ärger einhandelt, wenn man insistiert.“

-- Ignaz Platzer, Vater von zwei kleinen Kindern, die beim Bombenattentat auf das Oktoberfest starben: Süddeutsche Zeitung, München, 27. September 1996, S. 39

"Bewusst oder unbewusst wurden alle Spuren und Zeugenaussagen, die der Einzeltätertheorie widersprechen, nicht richtig gewürdigt oder beiseite geschoben. Die offizielle Version ist ein politisch erwünschtes Ermittlungsergebnis, damit keine Zusammenarbeit zwischen Köhler und anderen rechtsradikalen Personen und Strukturen nachgewiesen wird.“

-- Werner Dietrich, der als Rechtsanwalt mehrerer Attentatsopfer für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen eintrat.


* Tobias von Heymann: Die Oktoberfestbombe: München, 26. September 1980, 592 Seiten, Berlin, Nora Verlag, 2008, Taschenbuch, ISBN 978-3865571717.
* Ulrich Chaussy: "Oktoberfest. Ein Attentat.", 1985, ISBN 3-63088022-3; auch als Hörbuch: 2000, ISBN 3-93412039-3
* o.V.: Wiesn-Attentat: Geheimarmee unter Verdacht. In: Abendzeitung, München, 17. Mai 2005, S. 3., Artikel über das Oktoberfest-Attentat 1980.
* Daniele Ganser: Nato-Geheimarmeen und ihr Terror In: "Der Bund", Bern, 20. Dezember 2004, S. 2
* Daniele Ganser: Nato's Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe. Frank Cass, London 2005, ISBN 0714685003
* Daniele Ganser: Terrorism in Western Europe: An Approach to NATO’s Secret Stay-Behind Armies. In: The Whitehead Journal of Diplomacy and International Relations, South Orange NJ, 2005, Vol. 6, 1, S. 69.
* Karl Hoffmann: Vor 25 Jahren: Bomben-Anschlag im Bahnhof von Bologna. Italien und der Terror von rechts.. In: Deutschlandfunk, 2. August 2005

Weblinks

* Wolfgang Görl: Die falsche Zeit, der falsche Ort. Artikel] in der Süddeutschen Zeitung vom
* Philipp Gessler: Viele offene Fragen. Artikel in der taz vom 7. August 2009
* Michael Backmund: Der Kandidat, die Bombe und der Einzeltäter. Das Oktoberfest-Attentat vom 26. September 1980
* Oktoberfest-Attentat: Starke Zweifel an der Einzeltäter-Theorie
* Tondokument Stimmen von Augenzeugen unmittelbar nach dem Anschlag (aus einer Reportage von Brigitte März)

Einzelnachweise

1. ? 25. Jahrestag des Oktoberfestattentats. Was geschah wirklich am 26.9.1980?. In: hagalil.com. 20. September 2005. Abgerufen 12. Dezember 2008.
2. ? Die Opfer nicht alleine lassen: Attentat in München. In: hagalil.com. 22. September 2005. Abgerufen 12. Dezember 2008.
3. ? Oktoberfest-Attentat: Starke Zweifel an der Einzeltäter-Theorie. In: hagalil.com. 23. September 2005. Abgerufen 12. Dezember 2008.
4. ? Anette Ramelsberger: Die Asservatenkammer ist leer. Bundesanwaltschaft bestätigt Vernichtung der Spuren vom Oktoberfest-Attentat und lehnt neue Ermittlungen ab. In: Süddeutsche Zeitung, 14. Mai 2009, S. 6
5. ? a b c d Daniele Ganser: Terrorism in Western Europe: An Approach to NATO’s Secret Stay-Behind Armies. In: The Whitehead Journal of Diplomacy and International Relations, South Orange NJ, 2005, Vol. 6, 1, S. 69., S. 80ff.
6. ? Johannes Lieberer: Wiesn-Attentat: Geheimarmee unter Verdacht. In: Abendzeitung. München 17. Mai 2005, S. 3 (Ein Artikel über das Oktoberfest-Attentat von 1980, PDF, Abgerufen am 20. Juli 2008).
7. ? Karl Hoffmann: Vor 25 Jahren: Bomben-Anschlag im Bahnhof von Bologna. In: Deutschlandfunk. 2. August 2005. Abgerufen 20. Juli 2008.
8. ? Gunther Latsch: Die dunkle Seite des Westens. Der Spiegel, 15/2005 vom 11. April 2005, S. 48
9. ? Birgit Lutz-Temsch: Vor 25 Jahren. Der nagende Zweifel über die Tat. Interview mit Ulrich Chaussy, Süddeutsche Zeitung, 23. September 2005
10. ? a b c Kleine Anfrage der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Jerzy Montag, Volker Beck (Köln), Monika Lazar, Silke Stokar von Neuforn, Wolfgang Wieland, Josef Philip Winkler und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. In: Bundestags-Drucksache 16/13305. Deutscher Bundestag, 4. Juni 2009.: "Oktoberfest-Attentat -- Stasi-Notizen und Indizien betreffend Beteiligung der "Wehrsportgruppe Hoffmann“ sowie Verbindungen zu "Gladio““. Abgerufen am 23. Juni 2009. (elektronische Vorab-Fassung)

http://www.br-online.de/content/cms/Universalseite/2008/03/05/cumulus/BR-online-Publikation-ab-05-2009--40101-20090513140026.jpg

Wiesn-Attentat Neue Indizien aufgetaucht

26. September 1980: 13 Menschen sterben bei einem Bombenattentat auf dem Oktoberfest, darunter der Attentäter, 211 weitere zum Teil schwer verletzt. Die These vom Alleintäter war aber immer umstritten. Jetzt ist ein Finger aufgetaucht, der keinem Opfer zugeordnet werden kann.

Stand: 12.09.2008

26. September 1980 - ein Tag mit vorbildlichem Wiesn-Wetter geht zu Ende, bald schließen die Zelte. Doch die bierselige Stimmung findet um 22.21 Uhr ein jähes Ende. Mit einem fürchterlichen Knall explodiert beim Haupteingang eine Bombe.

Wo zuvor noch hunderte Wiesn-Gänger die Theresienwiese verließen, liegen jetzt Tote und Verstümmelte, Verletzte schreien um Hilfe. In einem Umkreis von 30 Metern gibt es 211 Verletzte und 13 Tote. Unter ihnen auch der Attentäter selbst: Der 21-jährige Geologie-Student Gundolf Wilfried Köhler aus Donaueschingen, der kurz zuvor durch eine Prüfung gefallen und früher Anhänger der neonazistisch-terroristischen und dann verbotenen "Wehrsportgruppe Hoffmann" gewesen war. Viele Opfer werden mehrfach operiert und bleiben doch für den Rest ihres Lebens gezeichnet.

Die Bombe mit fast 1,5 Kilogramm TNT hatte Köhler in einem Abfalleimer, der an einem Verkehrsschild beim Haupteingang befestigt war, platziert. Grund dafür, dass es seither keine öffentlichen Papierkörbe mehr auf der Wiesn gibt. Das Oktoberfest wurde für einen Tag unterbrochen. Viele Menschen fanden das nicht ausreichend. Am Eingang wurde ein Mahnmal errichtet.

Der damalige Leiter der Mordkommission, Josef Ottowitz, hat bis heute die Eindrücke präsent. Die Schuhe und die Hose, die er während des Einsatzes trug, hat er nie wieder angezogen. Der mittlerweile pensionierte Polizist ging nach dem Attentat ein paar Jahre nicht mehr auf die Wiesn - so sehr hatte ihn das Geschehen mitgenommen: "Da war Blut, nur Blut, das war einfach ein fürchterliches Bild", erinnert er sich. Wenn er heute auf die Wiesn geht, sei er "schon ein bissl traurig", wenn Besucher am Mahnmal "gedankenlos rumhängen oder sich lachend fotografieren lassen".

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Hinterbliebene und Überlebende erheben bis heute Vorwürfe: Die bayerische Polizei habe damals wegen der Bundestagswahl mit Kanzlerkandidat Strauß einen schnellen Erfolg gebraucht und deswegen die Ermittlungen zu schnell abgeschlossen. Dem tritt Ottowitz entgegen: "Wo nichts ist, kann man auch nichts finden", meint er und vertritt damit die These vom Einzeltäter. Der damalige Opfer-Anwalt Werner Dietrich dagegen glaubt fest an Aussagen von Zeugen, die den Attentäter in Begleitung gesehen haben wollen. Dietrich meint, der Anschlag könne in einem größeren Zusammenhang gestanden haben: Köhler könnte das rechtsradikale Attentat zwei Monate zuvor in Bologna zum Vorbild genommen haben, bei dem 85 Menschen starben. Falls sich irgendwann neue Aspekte ergeben, will Dietrich den Fall neu aufrollen lassen.

Wiesnattentat

Bildunterschrift: Erstversorgung von Attentatsopfern




Bis heute hegen viele Zeitzeugen Zweifel, ob Köhler den Anschlag wirklich allein geplant und begangen hat. Die zeitweise 100 Beamte umfassende Sonderkommission zum Wiesn-Attentat befragte 1.800 Zeugen, kam aber zu keinem weiter reichenden Tatverdacht. Die Bundesanwaltschaft legte den Fall nach zwei Jahren zu den Akten: Köhler sei ein von einer Persönlichkeitskrise und Unzufriedenheit mit dem System getriebener Einzeltäter, lautete die Begründung.


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Blutiger Tatort: Notdürftig mit Laken zugedeckte Opfer liegen neben Blutlachen am Tatort des nächtlichen Attentats auf dem Münchner Oktoberfest. Bei dem Anschlag am 26. September 1980 starben 13 Menschen, mehr als 200 wurden zum Teil schwer verletzt.

Ignaz Platzer war sechs Jahre alt, seine Schwester Ilona acht. Vor 25 Jahren starben die beiden am Haupteingang des Oktoberfests. Er könne heute noch nicht allein auf den Friedhof gehen, sagt ihr Vater Ignaz Platzer.

Für manche ist klar, was an diesem Tag geschah, an dem die Bombe 13 Menschen tötete und mehr als 200 verletzte: dass der 21 Jahre alte Gundolf Köhler, Einzelgänger und Waffennarr, seinen einsamen Entschluss, eine Bombe auf dem Oktoberfest zu zünden, in die Tat umsetzte. Und niemand sonst damit zu tun hatte. So lautet das Ermittlungsergebnis.

Für andere ist das nicht so klar. Deshalb geht es bei der diesjährigen Gedenkfeier am Montag neben dem Erinnern an die Toten und Verletzten wieder um die Frage, was wirklich geschah. Der Journalist Ulrich Chaussy, Autor des Buchs „Oktoberfest. Ein Attentat“, wird um 20 Uhr auf dem Marienplatz die Geschehnisse nach dem 26. September rekonstruieren, mit Original-Zeugenaussagen und Tagesschau-Ausschnitten. „Ich nehme nicht in Anspruch, sagen zu können, wer hinter dem Anschlag wirklich steckt“, sagt Chaussy, „aber ich kann sagen: So, wie es offiziell gewesen sein soll, war es nicht.“

Er zeigt Widersprüche in den Zeugenaussagen, er wird belegen, dass Spuren nicht weiter verfolgt wurden und kann Verbindungen zur rechtsextremistischen Wehrsportgruppe Hoffmann nachweisen.

Es sollte ein Täter sein

„Die Ermittlungen sollten nur ein Ergebnis haben: die Einzeltäterversion“, sagt Chaussy. Denn im Herbst 1980 war Wahlkampf, Franz-Josef Strauß wollte Bundeskanzler werden. Er schrieb den Anschlag anfangs Linksterroristen zu. Die Wehrsportgruppe Hoffmann hatte er zuvor als „halbverrückte Spinner“ abgetan.

Chaussy, viele Überlebende und Hinterbliebene wollen seit Jahren, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden. Seine Kinder würde es nicht mehr lebendig machen, sagt Platzer. Aber er möchte wissen, warum sie tot sind.

Und so steht er auch am Montag wieder an dem Denkmal am Haupteingang, auf dessen Podest zurzeit wieder Menschen durch die Blumen trampeln, Leberkässemmeln essen oder ihren Rausch ausschlafen. Neben allem anderem Schlimmen sei auch das schwer zu ertragen, sagt Platzer. Bei anderen Denkmälern würde geschaut, dass immer alles in Ordnung sei, sagt er. Hier nicht. Und er fragt: „Sind die denn nichts wert, sind das denn die letzten der letzten, die da sterben mussten?“


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RAF Anwalt Kurras Stasi+CIA agent provocateur Benno Ohnesorg RAF gesteuert Ulrich Schmuecker

Deutscher Bundestag
Drucksache 16/
16. Wahlperiode
15.05.09
Kleine Anfrage
des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Jerzy Montag, Volker Beck (Köln),
Monika Lazar, Silke Stokar von Neuforn, Wolfgang Wieland, Josef Philip Wink-
ler und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Oktoberfest-Attentat - Stasi-Notizen und Indizien betreffend Beteiligung der
"Wehrsportgruppe Hoffmann" sowie Verbindungen zu "Gladio"
Am 26. September 1980 tötete eine versteckte Bombe auf dem Münchener Oktoberfest 13 Menschen
und verletzte 219 weitere teilweise schwer. Ob der dabei selbst getötete Neonazi Gundolf Köhler die
Tat allein beging oder mit gleichgesinnten Hintermännern, ist bis heute umstritten - trotz langer Er-
mittlungen u.a. des Generalbundesanwalt in diesem Komplex.
Soweit dazu nachstehend Erkenntnisse deutscher Behörden erfragt werden, möge die Bundesregierung
primär eigene Erkenntnisse und Maßnahmen sowie solche ihres nachgeordneten Bereichs mitteilen,
ferner jedoch entsprechend, soweit ihr Erkenntnisse bzw. Maßnahmen von Länderbehörden bekannt
sind.
Wir fragen die Bundesregierung :
1) Oktoberfest-Attentat:
1: In den bei der "Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen
Deutschen Demokratischen Republik", nachfolgend: "BStU") vorliegenden Stasi-Unterlagen findet
sich die interne Einschätzung zweier Staatssekretäre des Bundesministeriums des Inneren zum Okto-
berfest-Attentat, wonach, "der Bombenanschlag durch rechts-extremistische Kreise inszeniert worden
ist." (vergl. von Heymann, "Die Oktoberfest-Bombe", Berlin 2008, S. 64). Die Namen der betreffen-
den Staatssekretäre sind in den Akten anonymisiert.
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Wie lauten die Namen der Staatssekretäre, die zu dieser Einschätzung kamen?
-
Warum sind sie zu dieser Einschätzung gekommen und auf welche Grundlagen stützen sich
ihre Aussagen?
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Welche rechtsextremistischen Kreise sind konkret gemeint?
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Was ist präzise mit der Aussage "inszeniert" gemeint?
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Bedeutet das, dass im Bundesinnenministerium Erkenntnisse vorliegen, dass – anders als spä-
ter offiziell behauptet – mehrere Personen am Attentat auf das Münchner Oktoberfest beteiligt
waren und Gundolf Köhler somit das Attentat nicht als Einzeltäter begangen hat?
2: Sowohl in Presseveröffentlichungen (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe", S. 78) wie auch in den Stasi-
Akten (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe", S. 110) finden sich Hinweise, dass das bayerische LKA kurz
nach dem Anschlag das Angebot des BKA zurückgewiesen hat, zum Unterstützen der Ermittlungen
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vor Ort BKA-Beamte nach München zu entsenden. Später entsandte das BKA jedoch mehrere Mitar-
beiter nach München.
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Warum hat das LKA Bayern das Angebot des BKA zunächst zurückgewiesen?
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Wieviele Beamte entsandte das BKA schließlich doch noch nach München zur "Soko There-
sienwiese" und was waren deren Aufgaben?
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Hat das BKA über seine Mitwirkung an der Soko Theresienwiese weitere, eigene Ermittlun-
gen angestellt und welche waren das?
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Sind die damals beim BKA gewonnenen Erkenntnisse und angelegten Akten bis heute erhal-
ten?
3: Laut Presseveröffentlichungen hat der damalige Generalbundesanwalt Kurt Rebmann am Tag nach
dem Anschlag 24 Mitglieder der "Wehrsportgruppe Hoffmann" vernehmen lassen (vergl. "Die Okto-
berfest-Bombe", S. 78)
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Wer waren diese 24 Personen?
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Was war das Ergebnis dieser Vernehmungen?
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Sind die Vernehmungsprotokolle bis heute erhalten?
4: Laut Presseveröffentlichungen hat die italienische Justiz nach dem Anschlag rund 20 Rechtsextre-
misten in Italien wegen des Verdachts einer Mittäterschaft festgenommen (vergl. "Die Oktoberfest-
Bombe", S. 79)
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Wer waren diese Personen?
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Haben sich hier Verdachtsmomente erhärtet?
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Hat die italienische Justiz den deutschen Behörden in diesem Zusammenhang Ermittlungser-
gebnisse/Vernehmungsprotokolle übermittelt?
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Welchen Inhalts waren diese Informationen?
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Haben auch deutsche Ermittler an Vernehmungen und Ermittlungen in Italien oder in anderen
Staaten teilgenommen?
5: Laut Presseveröffentlichungen hat der damalige bayerische Innenminister Gerold Tandler (CSU) am
Tag nach dem Anschlag folgendes ausgesagt: "Alle Ermittlungen sprechen dafür, dass die Angehöri-
gen der Wehrsportgruppe Hoffmann schuld sind an diesem Massenmord auf der Wies’n." (vergl. "Die
Oktoberfest-Bombe", S.79).
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Auf welche Erkenntnisse aus den Ermittlungen bezog sich hier Herr Tandler konkret?
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Woher stammten diese Erkenntnisse?
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Wie ist Herr Tandler in den Besitz dieser Ermittlungs-Ergebnisse gekommen?
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Von welchen Angehörigen der Wehrsportgruppe Hoffmann ist hier die Rede?
6: Laut Presseveröffentlichungen hat sich am Tag nach dem Attentat eine Frau mit französischem
Akzent anonym telefonisch bei mehreren Zeitungen mit den Worten "Wir sind die Rechten von Bo-
logna" zu dem Anschlag bekannt (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe", S.79).
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Ist den deutschen Behörden heute bekannt, wer diese Frau war?
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Liegen den deutschen Behörden Erkenntnisse vor, die einen Zusammenhang zwischen dem
Anschlag von Bologna vom 2. August 1980 mit dem Oktoberfest-Attentat vom 26. September
1980 nahe legen?
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Haben deutsche Behörden diesbezüglich Ermittlungen angestellt, um dieser Frage nachzuge-
hen?
7: Laut Presseveröffentlichungen hat die Polizei kurz nach dem Anschlag auf das Oktoberfest die
Häuser von 20 bis 30 Angehörigen der "Wehrsportgruppe Hoffmann" in Bayern, Hessen und Baden-
Württemberg durchsucht (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe", S.83). Bis Mitte November 1980 haben
die Behörden nach Aussagen von Generalbundesanwalt Kurt Rebmann rund 90 Zeugen aus dem Um-
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feld von Gundolf Köhler befragt und auch in Österreich, der Schweiz und England ermittelt (vergl.
"Die Oktoberfest-Bombe", S.88f)
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Wer waren diese Personen und Zeugen?
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Was haben die Durchsuchungen bzw. die Vernehmungen dieser Personen ergeben?
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Sind die Vernehmungsprotokolle bis heute erhalten?
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Wo sind sie aufbewahrt?
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Was haben die Ermittlungen in Österreich, der Schweiz und England ergeben?
8: Laut Aussagen von Generalbundesanwalt Kurt Rebmann sind beim Durchsuchen des Wohnhauses
der Eltern des mutmaßlichen Attentäters Gundolf Köhler eine Reihe von Chemikalien gefunden wor-
den (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 84)
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Welche Chemikalien waren das?
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Waren diese zur Herstellung von Sprengstoff geeignet?
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Sind exakt diese Chemikalien im Rahmen polizeilicher Untersuchungen zweifelsfrei und aus-
schließlich als diejenigen festgestellt worden, die zum Bau der Oktoberfest-Bombe benutzt
worden sind?
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Oder haben die polizeilichen Ermittlungen Aussagen von Angehörigen Gundolf Köhlers er-
härtet, dass diese Chemikalien aus der Zeit des Chemiestudiums eines Bruders von Gundolf
Köhler stammten und nicht zum Bau der Oktoberfest-Bombe verwendet wurden?
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Welche Erkenntnisse liegen den deutschen Behörden vor, die zweifelsfrei belegen, dass Gun-
dolf Köhler selbst am Bau der Bombe beteiligt war?
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Beweisen diese Erkenntnisse, dass Gundolf Köhler die Bombe völlig alleine und ohne fremdes
Zutun gebaut hat?
8a: In seinem Roman "Verrat und Treue" beschreibt Karl Heinz Hoffmann sehr detailliert, wie die
Bombe von München elektrisch mittels Fernzündung gezündet worden sein soll (vergl. "Die Oktober-
fest-Bombe" S.324). Tatsächlich soll der Zündmechanismus der echten Bombe bis heute ungeklärt
sein. Des weiteren beschreibt Hoffmann, dass der im Buch "Hunold Koller" genannte Attentäter Gun-
dolf Köhler die Bombe auf einem Waldparkplatz nahe Tübingen von einem "Walter Dressel" entge-
gengenommen haben soll. (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.322ff)
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Haben deutsche Behörden den Roman von Karl Heinz Hoffmann dahin gehend untersucht, ob
hier möglicherweise Täterwissen in Bezug auf das Oktoberfest-Attentat verarbeitet worden
sein könnte oder ob die Schilderungen rein fiktiver Natur sind?
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Haben deutsche Behörden untersucht, ob der Name "Walter Dressel" ein Pseudonym des mili-
tanten Neonazis Walter Kexel darstellen könnte?
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Haben deutsche Behörden Walter Kexel nach dem Anschlag von München vernommen?
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Haben deutsche Behörden untersucht, ob der in Hoffmanns Roman "Bebenburg" genannte Ort
in Wirklichkeit "Bebenhausen" heißen könnte?
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Ist ein tatsächlich bei Bebenhausen bestehender Waldparkplatz auf mögliche Spuren eines
Bombenverstecks hin untersucht worden?
8b: In den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen findet sich ein neunseitiges Papier, in dem die
Wehrsportgruppe die Tatbeteiligung am Oktoberfest-Attentat abstreitet. Das Papier soll im Nahen
Osten kurz nach dem Anschlag von München verfasst worden sein. (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe"
S. 325ff)
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Ist den deutschen Behörden dieses Papier bekannt?
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Haben deutsche Behörden dieses Papier auf mögliches Täterwissen in Bezug auf den Oktober-
fest-Anschlag hin untersucht?
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In dem Schreiben ist auch davon die Rede, dass die WSG Hoffmann Kontakte zu einer im Sü-
den des Iran aktiven Gruppe unterhalten haben soll (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.326ff).
Ist den deutschen Behörden bekannt, ob und zu welcher iranischen Organisation die WSG
Hoffmann Kontakte unterhalten haben will?
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9: Bei einem Mitglied der "Wehrsportgruppe Hoffmann" ist laut Aussagen von Generalbundesanwalt
Kurt Rebmann ein Kilogramm hart gegossenen Sprengstoffs militärischer Herkunft gefunden worden
(vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 84).
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Um welche Art Sprengstoff handelte es sich dabei genau?
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Ist der Sprengstoff identisch mit dem gewesen, der zum Bau der Bombe von München ver-
wendet wurde?
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Woher genau stammte dieser aufgefundene militärische Sprengstoff?
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Wie kam das Mitglied der Wehrsportgruppe in den Besitz dieses Sprengstoffs?
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Musste sich diese Person wegen des Besitzes dieses Sprengstoffs vor Gericht verantworten
und wenn ja, wie hoch war das Strafmaß?
10: Laut Presseveröffentlichungen haben nach dem Anschlag mehrere Schausteller des Oktoberfests
übereinstimmend ausgesagt, dass sie etwa zehn Minuten vor dem Anschlag eine weiße und wenige
Sekunden vor dem Anschlag eine rote Leuchtrakete haben aufsteigen sehen (vergl. "Die Oktoberfest-
Bombe" S. 85f).
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Sind Reste dieser Raketen bei der Spurensuche am Tatort sichergestellt worden?
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Sind die Vernehmungsprotokolle erhalten, in denen die Zeugen diese Raketen beschreiben?
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Hat die Polizei ermittelt, wer diese Raketen abgefeuert hat und warum dies geschah?
11: Laut Presseveröffentlichungen sind bei den Ermittlungen zum Anschlag etwa 1800 Zeugen ver-
nommen, 1500 Beweisstücke sichergestellt und 100 Gutachten erstellt worden. (vergl. "Die Oktober-
fest-Bombe" S. 89)
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Sind die Unterlagen mit den Zeugenaussagen erhalten?
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Wenn ja: Wo sind diese gelagert?
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Sind die 1500 Beweisstücke erhalten? Falls ja: Wo sind diese gelagert? Falls nein: Sind Unter-
lagen erhalten, die diese Beweisstücke auflisten und beschreiben?
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Sind darüber hinaus Fotos der Beweisstücke erhalten?
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Wo sind diese Unterlagen gelagert?
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Zu welchen Aspekten im Zusammenhang des Bombenanschlags von München sind die er-
wähnten 100 Gutachten erstellt worden?
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Sind diese 100 Gutachten erhalten?
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Wo sind sie gelagert?
12: Laut Presseveröffentlichungen hat mindestens ein Zeuge ausgesagt, dass eine zweite Bombe exis-
tiert hatte (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 90).
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Wer ist dieser Zeuge?
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Hat sich seine Aussage als glaubwürdig erwiesen?
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Falls ja: Ist den Behörden der Verbleib der zweiten Bombe sowie deren Herkunft bekannt?
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Ist diese zweite Bombe aufgefunden worden?
13: Medien haben recherchiert, dass eine Reihe von Zeugen Gundolf Köhler am Tattag sowie in der
Zeit davor mit weiteren Personen in München gesehen haben soll (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.
90ff).
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Haben die Behörden diese Zeugenaussagen überprüft?
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Falls die Aussagen zutreffen: Konnten die Behörden die Identität der Personen ermitteln, mit
denen Köhler Kontakt gehabt haben soll?
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Wer waren diese Personen?
-
Waren diese Personen Mitglieder der Wehrsportgruppe Hoffmann?
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Waren diese Personen Mitglieder anderer Organisationen?
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Waren diese Personen deutsche Staatsbürger?
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14: In den bei BStU vorliegenden Stasi-Unterlagen findet sich eine Information der Hauptabteilung
XXII des MfS, in dem ausführlich eine "Aktion Wandervogel" mehrerer deutscher Landesverfas-
sungsschutzämter beschrieben ist. An dieser Aktion sollen demzufolge die LfVs von Bayern, Baden-
Württemberg und Hessen beteiligt gewesen sein. Diese "Aktion Wandervogel" soll 22 Stunden vor
dem Attentat in München begonnen und sich gegen Mitglieder der "Wehrsportgruppe Hoffmann"
gerichtet haben (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 133ff)
- Sind die Informationen des MfS zutreffend?
Falls ja:
- Was war Sinn und Zweck dieser "Aktion Wandervogel"?
- Was war der Hintergrund dieser Aktion?
- Welche möglichen Erkenntnisse über die "WSG Hoffmann" waren ihr Auslöser?
- Woher stammten diese Erkenntnisse und welchen Inhalt hatten sie?
- Gegen welche Personen richtete sich die "Aktion Wandervogel" genau?
- Warum waren drei LfVs daran beteiligt?
- Wie erklärt sich insbesondere der Beginn der "Aktion Wandervogel" ziemlich genau 22 Stun-
den vor dem Anschlag in München?
- Wieviele Mitarbeiter der drei LfVs waren daran beteiligt?
- Laut der polizeilichen Ermittlungen ist Gundolf Köhler am Tattag aus Baden-Württemberg
nach München gefahren. Haben die an der "Aktion Wandervogel" beteiligten Kräfte des LfV
Baden-Württemberg Gundolf Köhler bei seiner Fahrt beschattet?
- Haben die Mitarbeiter des baden-württembergischen LfV möglicherweise noch weitere bzw.
andere Personen aus dem Umfeld der Wehrsportgruppe Hoffmann aus Baden-Württemberg
beschattet?
- Welche Personen waren das?
- In den Stasi-Akten zu dieser Aktion ist davon die Rede, dass die LfVs "möglicherweise
Kenntnis über geplante Handlungen dieser Organisation (der WSG Hoffmann) hatten." Wel-
che Handlungen sind damit gemeint?
- Lagen den drei LfVs möglicherweise Kenntnisse vor, dass die Wehrsportgruppe Hoffmann ei-
nen Anschlag in München planen könnte?
- Stammen diese Informationen möglicherweise vom damaligen Verfassungsschutz-V-Mann
Walter Behle, der am Tattag in einem Auto-Konvoi der Wehrsportgruppe Hoffmann unter-
wegs war?
14 a: Walter Behle hat sich nach dem Attentat mit anderen Mitgliedern der WSG Hoffmann in den
Libanon abgesetzt. Im Oktober 1980 soll er gegenüber einem Angestellten der Bar im Hotel
Byblos in Damaskus ausgesagt haben, am Attentat von München beteiligt gewesen zu sein. Dabei
spricht er auch von einer zweiten Bombe, die auf dem Fest platziert gewesen sein soll. Diese Aus-
sagen des V-Mannes Walter Behle soll das beim bayerischen Landeskriminalamt für Terrorismus
zuständige Dezernat 73 überprüft und für glaubwürdig befunden haben. (vergl. Die Oktoberfest-
Bombe, S. 282 ff). In einem entsprechenden Protokoll findet sich auch der Vermerk: "Hier ist von
anderer Seite bekannt geworden, dass sich Hoffmann selbst im Libanon bei den Palästinensern
damit brüstete, mit seiner Gruppe den Anschlag verübt zu haben." (vergl. Die Oktoberfest-
Bombe, S. 283)
- Liegen den deutschen Behörden Informationen vor, dass am 26.09.1980 eine zweite Bombe auf
dem Oktoberfest platziert gewesen ist?
- Ist diese Bombe aufgefunden worden?
- Aus welcher Quelle stammen die Aussagen, dass sich Karl Heinz Hoffmann gegenüber Palästi-
nensern geäußert haben soll, mit seiner Gruppe den Anschlag von München verübt zu haben?
- Sind die deutschen Behörden diesen Hinweisen nachgegangen?
- Stammen diese Aussagen möglicherweise von dem damaligen Rechtsextremisten Udo Albrecht,
der ausweislich der bei der BStU vorliegenden Unterlagen gegenüber dem MfS ausgesagt haben
soll, nach dem Attentat auf das Oktoberfest bei der Soko Theresienwiese in München gewesen zu
sein, wo er nach eigenen Worten "sehr viel dort erfahren und gehört" (vergl. "Die Oktoberfest-
Bombe" S. 314) haben will?
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- Warum hatte Udo Albrecht Kontakt mit der Soko Theresienwiese?
- War er als Zeuge vorgeladen worden?
- Was hat er dort ausgesagt?
- Was ist den deutschen Behörden über den heutigen Aufenthaltsort von Udo Albrecht bekannt?
- Laut Presseveröffentlichungen soll Udo Albrecht als BND-Agent tätig gewesen sein (vergl. "Die
Oktoberfest-Bombe" S. 295ff). Treffen diese Veröffentlichungen zu, dass Udo Albrecht Agent des
BND gewesen ist?
15. Ausweislich der u.a. durch Presseveröffentlichungen bekannt gewordenen Fakten bestand die Ok-
toberfest-Bombe aus einem Feuerlöscher, in dessen Inneren sich eine Granathülle englischer Herkunft
befand. Der Raum zwischen Feuerlöscher und Granathülle war mit Nägeln, Schrauben, Muttern und
anderen Metallstücken gefüllt, um die Splitterwirkung zu erhöhen. Laut Aussagen von Generalbun-
desanwalt Kurt Rebmann handelte es sich beim verwendeten Sprengstoff um selbst hergestellten
Sprengstoff mit der Wirkung von TNT. Bei der Rekonstruktion der am Tatort sichergestellten Bom-
bensplitter ließen sich auch Stanzzeichen des Feuerlöschers rekonstruieren. Laut der bei der BStU
aufgefundenen Stasi-Akten bestand ein Teil der Stanzzeichen aus den Buchstaben "EER". Ebenso
stellte die Polizei ein Stück Elektrokabel sicher. Neben der in einem Kunststoffbeutel verpackten
Bombe trug Gundolf Köhler laut Zeugenaussagen auch ein kleines Kinderköfferchen bei sich (vergl.
"Die Oktoberfest-Bombe" S. 150ff).
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Feuerlöscher sind amtlich mit einer Nummer registriert. Konnte anhand der rekonstruierten
Stanzzeichen des Feuerlöschers dessen Herkunft zweifelsfrei geklärt werden?
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Was bedeuten die Stanzzeichen "EER"?
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War der Feuerlöscher zuvor gestohlen worden?
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Falls ja: Wann und wo ist er gestohlen worden?
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Ist den Behörden bekannt, wer den Feuerlöscher beschafft hat?
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Kommt Gundolf Köhler als Beschaffer des Feuerlöschers eindeutig in Betracht oder ist das
zeitlich und räumlich zweifelsfrei auszuschließen?
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Was haben die Untersuchungen zum Sprengstoff ergeben?
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Hat es sich dabei tatsächlich um selbst hergestelltes TNT oder einen selbst hergestellten
Sprengstoff ähnlich brisanter Wirkung gehandelt?
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Falls ja: Wo ist dieses TNT oder der vergleichbare Sprengstoff hergestellt worden?
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Sind in der Wohnung von Gundolf Köhler Spuren exakt dieses Sprengstoffs gefunden wor-
den?
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Hat die Polizei ermittelt, wer den Sprengstoff der Bombe von München hergestellt hat?
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Falls der Sprengstoff nicht selbst hergestellt war: Was für Sprengstoff kam beim Bombenbau
zum Einsatz und woher stammte er?
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Woher stammte die englische Granathülle?
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Hat die Polizei klären können, wie die Bombe gezündet wurde?
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Ist die Bombe elektrisch gezündet worden?
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Ist die Bombe durch Fernzündung gezündet worden?
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Sind Reste der Sprengkapsel gefunden worden, mit der der Sprengstoff der Bombe gezündet
worden ist?
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Woher stammte diese Sprengkapsel?
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Sind bei Durchsuchungen weitere baugleiche Sprengkapseln bei Mitgliedern der Wehrsport-
gruppe Hoffmann gefunden worden?
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Was ist der Polizei über das Kinderköfferchen bekannt, das Gundolf Köhler bei sich getragen
haben soll?
16: In den bei der BStU vorliegenden Stasi-Unterlagen findet sich auch ein Sprengversuch, den die
Stasi mit einer von Neonazis in Westberlin beschafften Bombe durchführte. Die Bombe soll aus Be-
ständen der "NSDAP-Ortsgruppe Berlin" stammen und weist einige Ähnlichkeiten mit der Oktober-
fest-Bombe auf. In den Stasi-Papieren ist davon die Rede, dass zur Herstellung dieser Bombe spezielle
Kenntnisse notwenig waren, die auf mögliche Verbindungen von Neonazis zu militärisch ausgebilde-
ten Personen hindeuten. Die Bombe selbst sollte aber auch von einem "Nichtfachmann" gezündet
werden können. (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 170ff).
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Was ist den deutschen Behörden über diesen Sprengversuch der Stasi bekannt?
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Woher stammt die erwähnte Bombe und wer hat sie gebaut?
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Was für ein Sprengstoff befand sich in ihrem Inneren?
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Hat es sich hier um militärischen Sprengstoff gehandelt?
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Woher stammte dieser Sprengstoff?
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Sind den Behörden Verbindungen westdeutscher Neonazis zu Personen mit militärischer Aus-
bildung bekannt?
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Sind den Behörden Neonazis mit militärischer Ausbildung, v.a. einer Ausbildung im Sprengen
bekannt?
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Wer sind diese Personen?
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Ist den deutschen Behörden bekannt, wo diese Personen ihre Sprengkenntnisse erworben ha-
ben?
2) Wehrsportgruppe Hoffmann
1: Laut Presseveröffentlichungen hat Karl-Heinz Hoffmann 1972 den Auftrag erhalten, Schilder für
das Olympiagelände in München für die Olympischen Sommerspiele 1972 in dieser Stadt anzufertigen
(vergl. Oktoberfest-Bombe S. 175).
- Wer hat Hoffmann diesen Auftrag erteilt?
- War Hoffmann hierfür auch auf dem Olympiagelände direkt beschäftigt?
- War Hoffmann zum Zeitpunkt der Geiselnahme israelischer Sportler durch ein palästinensi-
sches Terror-Kommando auf dem Olympiagelände?
- Hatte Hoffmann zu diesem Zeitpunkt bereits Kontakte zu Palästinensern oder mutmaßlichen
deutschen Unterstützern dieser Aktion wie beispielsweise Udo Albrecht (vergl. Die Oktober-
fest-Bombe S. 180, 296ff, 314, 287ff) oder anderen?
2: 1974 hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in einem Urteil gegen Hoffmann festgestellt, dass
Hoffmann "bei ihm günstig erscheinender Gelegenheit seine Truppe einsetzt, dabei selbstverständlich
Waffen verwendet und den offenen Kampf mit politisch Andersdenkenden sucht." (vergl. Oktoberfest-
Bombe S. 175)
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Ist damals auch aufgrund dieses Urteils erwogen worden, die Wehrsportgruppe als terroristi-
sche Vereinigung im Sinne des StGB, § 129a zu verbieten?
3: 1976 hat das mutmaßliche Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann, der damalige Bundeswehrge-
freite Dieter Epplen, einen Sprengstoffanschlag verübt. (vergl. Oktoberfest-Bombe S. 176)
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Ist damals auch aufgrund dieses Anschlags erwogen worden, die Wehrsportgruppe als terroris-
tische Vereinigung gemäß § 129a StGB zu verfolgen?
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Die Wehrsportgruppe Hoffmann ist schließlich am 30. 01.1980 vom Bundesinnenministerium
verboten worden, ist dabei allerdings nicht als terroristische Vereinigung im Sinne des § 129a
eingestuft worden. Hält das Bundesinnenministerium auch heute noch an der Auffassung fest,
dass die WSG Hoffmann keine terroristische Vereinigung im Sinne des § 129a StGB gewesen
ist?
4: Laut Aussagen des damaligen Leiters der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Nürnberg-Fürth,
OStA Brunner, haben 1981 "schlüssige Beweise" vorgelegen, dass die WSG Hoffmann einen Nürn-
berger Staatsanwalt sowie möglicherweise weitere Personen ermorden wollte. Der betreffende Staats-
anwalt soll 141 Haftbefehle gegen WSG-Mitglieder unterschrieben haben. (vergl. Die Oktoberfest-
Bombe, S. 180)
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Wer war der Staatsanwalt, den die WSG mutmaßlich ermorden wollte?
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Welche Beweise hierfür lagen dem Landgericht Fürth hier vor?
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Wer waren die 141 Personen, gegen die Haftbefehle vorlagen?
5: Laut Presseberichten hat Hoffmanns Lebensgefährtin Franziska Birkmann im Jahr 1977 das Schloss
Ermreuth als Hauptquartier der WSG Hoffmann für 60.000 DM erworben, das im Dritten Reich als
Kreisführerschule der NSDAP gedient hatte. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 181)
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Ist bekannt, woher das für den Kauf des Schlosses verwandte Geld stammte?
6: Soweit heute bekannt, unterhielt die WSG Hoffmann Kontakte zu etwa 80 verschiedenen rechtsex-
tremen Organisationen im In- und Ausland. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 183)
-
Welche 80 rechtsextremen Organisationen waren das im Einzelnen?
7: Hoffmann selbst schreibt in seinem Propagandablatt "Kommando", dass die WSG Hoffmann nach
zwei Jahren so genannter "geistiger und organisatorischer Vorarbeit" 1974 gegründet worden sei.
(vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 183)
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Was ist den deutschen Behörden über diese Vorbereitungsphase der WSG bekannt?
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Wer war an dieser Aufbauarbeit beteiligt?
-
Aus welchen Quellen bezog Hoffmann die für den Aufbau seines umfangreichen Fuhrparks
samt paramilitärischer Ausrüstung und Waffen verwendeten Finanzmittel ?
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Ist bekannt, bei welchen Unternehmen die WSG ihre Uniformen und Abzeichen herstellen ließ
und wer diese finanzierte? (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 183ff)
-
Einen Teil seiner Kosten soll Hoffmann durch den Verkauf von ausgemusterten Bundeswehr-
fahrzeugen bestritten haben. Wie ist Hoffmann in den Besitz ausgemusterter Bundeswehrfahr-
zeuge gelangt? Wo hat er sie erworben?
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Einen Teil der Kosten soll Hoffmann über einen so genannten "Freundeskreis der WSG"
bestritten haben (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 189). Ist im Einzelnen bekannt, wer die-
sem Freundeskreis angehörte und wie viel Geld hierüber an Hoffmann geflossen ist?
8: Laut Unterlagen BStU soll der frühere V-Mann des Verfassungsschutzes, Peter Weinmann, mindes-
tens einmal mit Geldern des Bundesamts für Verfassungsschutz einen VW-Bus für die Wehrsport-
gruppe Hoffmann erworben haben. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 191, 494).
- Warum hat das Bundesamt für Verfassungsschutz Peter Weinmann damit beauftragt, mit Geldern des
BfV einen VW-Bus für die WSG Hoffmann zu kaufen?
- Hat das BfV darüber hinaus noch weitere Gelder an die WSG vermittelt? Ggf. wie viel?
- Welches Ziel hat das BfV damit verfolgt?
9: Laut Presseberichten soll die Polizei bei Durchsuchungen in Schloß Ermreuth im Juni 1981 eine
zündfertige TNT-Bombe gefunden haben, einmal auch zwei Kilogramm TNT, der in Ziegelsteinen
versteckt gewesen sein soll. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 189)
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Woher stammte dieses TNT?
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Welcher Bauart war die mutmaßlich zündfertige TNT-Bombe?
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Bestehen Parallelen bei der Bauart dieser aufgefundenen Bombe zu der Bombe, die für das
Oktoberfest-Attentat verwendet wurde?
9: Laut Presseberichten sollen in den Reihen der WSG zahlreiche ausländische Agenten aktiv gewesen
sein. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 192, 198, 200)
- Treffen diese Berichte zu?
- Ist deutschen Behörden bekannt, welche ausländischen Geheimdienste Agenten in der WSG im Ein-
satz hatten?
- Sind deutschen Behörden die Namen dieser Agenten bekannt?
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10: Auf dem Titelbild des WSG-Propagandablatts "Kommando" ist in der Ausgabe vom Juli 1979 der
mutmaßliche Attentäter München, Gundolf Köhler zusammen mit Mitgliedern des WSG-"Sturm 7" zu
sehen. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 201). Am 2. August 1982 begeht Stefan Wagner als Mit-
glied des "Sturm 7" nach einer Flucht mit Geiselnahme in Rodgau (Hessen) Selbstmord. Kurz vor
seinem Tod bezichtigt er sich, am Attentat von München beteiligt gewesen zu sein. Laut Presseveröf-
fentlichungen im Nachrichtenmagazin "Stern" soll Wagner aber nach dem Attentat nicht von der Poli-
zei hierzu vernommen worden sein. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 206). Gundolf Köhler und
Stefan Wagner sollen sich gekannt haben.
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Was ist über die Mitgliedschaft und die Aktivitäten von Gundolf Köhler im "Sturm 7" be-
kannt?
-
Treffen die Recherchen des "Stern" zu, dass Stefan Wagner nach dem Attentat von München
nicht von der Polizei vernommen wurde?
10a: Laut vorliegender Presseberichte sowie den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen soll
Gundolf Köhler nicht nur zu Karl Heinz Hoffmann, sondern darüber hinaus u.a. Kontakt zu Arndt-
Heinz Marx (Anführer "Sturm 7"), Helmut Dieterle ("Gauführer Schwaben" der neonazistischen "Wi-
king-Jugend"), Uwe Behrendt sowie möglicherweise auch Odfried Hepp (u.a. "Wehrsportgruppe
Schlageter") gehabt haben. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 176, 234, 459ff, 464, 469, 476f)
-
Was ist den deutschen Behörden über die zahlreichen Kontakte von Gundolf Köhler zu diesen
führenden Neonazis der 1970er/80er Jahre bekannt?
10b: Inwieweit Odfried Hepp Gundolf Köhler gekannt hat oder nicht, ist bis heute umstritten. Die bei
der BStU vorliegenden Unterlagen ergeben hier ein widersprüchliches Bild (vergl. "Die Oktoberfest-
Bombe" S. 459ff, 464, 469, 474). So nennt Hepp gegenüber dem MfS als Grund für seine Flucht in
den Nahen Osten Ende Juli 1980 "vermutete Repressivmaßnahmen der gegnerischen Kräfte im Zu-
sammenhang mit seinen Kontakten zu dem Attentäter Gundolf Köhler." (vergl. "Die Oktoberfest-
Bombe" S. 461, 469). Dies ist insofern erstaunlich, da Hepp knapp zwei Monate vor dem Anschlag in
den Nahen Osten gereist ist und sich zum Zeitpunkt des Attentats auch dort aufgehalten hat. Ist bei den
deutschen Behörden daher heute zweifelsfrei geklärt, ob Odfried Hepp nun Gundolf Köhler persönlich
gekannt hat oder nicht?
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Liegen den deutschen Behörden Erkenntnisse vor, die den Schluss nahe legen, dass Odfried
Hepp möglicherweise von Anschlagsplänen gegen das Oktoberfest bereits spätestens im Juli
1980 gewusst haben könnte?
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Haben deutsche Behörden in diese Richtung ermittelt und Hepp hierzu befragt?
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Liegen den deutschen Behörden Erkenntnisse vor, inwieweit Hepp möglicherweise Kenntnis-
se über Anschlagspläne gegen das Oktoberfest von Gundolf Köhler oder möglicherweise von
Walter Kexel ("Hepp-Kexel-Gruppe") erhalten haben könnte?
-
Haben deutsche Behörden diesbezüglich Ermittlungen angestellt?
11: Laut den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen soll die WSG Hoffmann nach ihrem Verbot
1980 mindestens noch 1984 mit veränderter Organisationsform im Untergrund fortgewirkt haben.
Auch eine Kommission der deutschen Polizei soll die Mitglieder der WSG nach dem Verbot der
Gruppe weiterhin beobachtet haben. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 210ff, 217, 270, 276).
-
Decken sich diese Erkenntnisse des MfS mit denen deutscher Behörden?
-
Wie lange hat die WSG im Untergrund fortgewirkt?
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In welcher Form hat sie weiter bestanden?
-
Welche strafrechtlich relevanten Aktivitäten hat sie entfaltet?
-
Welche Erkenntnisse hat die deutsche Polizei im Rahmen der Kommission nach dem Verbot
der WSG über die Mitglieder der Gruppe ermittelt?
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12: Laut der bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen sollen das Bundesamt für Verfassungsschutz
sowie das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz in den Tagen vor dem Doppelmord an dem
jüdischen Verleger Shlomo Levin und seiner Lebensgefährtin Frida Poeschke am 19. Dezember 1980
mindestens zwei Observationen gegen Mitglieder der WSG Hoffmann ausgeführt haben. Den Mord
hatte nach bisherigen Erkenntnissen Uwe Behrendt verübt, inwieweit er Mittäter/Mittäterinnen hatte,
ist bis heute unklar. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 225ff)
-
Welchen Zweck hatten diese Observationshandlungen des Verfassungsschutzes wenige Tage
vor dem Doppelmord?
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Welche Ergebnisse haben diese Observationen erbracht?
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Haben die beiden beteiligten Verfassungsschutzämter Hinweise erhalten, wonach Mitglieder
der WSG den Mord an Shlomo Levin und Frida Poeschke oder andere Straftaten geplant ha-
ben?
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Sind hier möglicherweise gewonnene Erkenntnisse über eventuell geplante Straftaten der
WSG nicht an die zuständigen Polizeibehörden weitergegeben worden, die den Mord mögli-
cherweise hätten verhindern können?
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Welcher Grund lag vor, dass einmal das Bundesamt für Verfassungsschutz und einmal das
Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz bei den genannten Observationen tätig wurden?
13: Zum engen Umfeld der WSG Hoffmann gehörte auch der so genannte "Hochschulring Tübinger
Studenten" um Axel Heinzmann. Axel Heinzmann war nicht nur offenbar Mitglied eines CSU-
Freundeskreises im Rahmen der "Aktion 4. Partei" nach dem Kreuther Trennungsbeschluss, sondern
auch ein enger Gefährte von Karl Heinz Hoffmann. Karl Heinz Hoffmann hatte Gundolf Köhler an
Heinzmann verwiesen, als Köhler Hoffmann wegen des Aufbaus einer eigenen Wehrsportgruppe
nachfragte. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 55, 234). Axel Heinzmann ist bis in die jüngste Ver-
gangenheit u.a. für die NPD aktiv (gewesen).
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Welche Details sind über die Kontakte von Gundolf Köhler zu Axel Heinzmann bekannt?
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Wie lange war Axel Heinzmann für die "Aktion 4. Partei" in Tübingen aktiv?
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Wie kam der damals schon als rechtsradikal bekannte Heinzmann mit der "Aktion 4. Partei" in
Kontakt?
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Nach den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen soll sich Heinzmann auch an zahlrei-
chen Aktionen gegen die DDR beteiligt haben (vergl. Oktoberfest-Bombe S. 237ff). Was ist
den deutschen Behörden über Heinzmanns Aktionen in diesen Zusammenhang bekannt?
-
Was ist deutschen Behörden über seine heutigen Aktivitäten im rechtsradikalen Spektrum be-
kannt?
-
Ist den deutschen Behörden bekannt, wie Heinzmann seine Aktivitäten finanziert?
13a: Laut Presseveröffentlichungen hat 1974 ein damals 18jähriger "Christian W." an Übungen der
Wehrsportgruppe Hoffmann teilgenommen. Der heute noch aktive Hamburger Neonazi Christian
Worch hat später dem Magazin "Spiegel-Reporter" in einem Interview bestätigt, dass er offenbar an
Wehrsport-Übungen teilgenommen hat. (vergl. Die Oktoberfest-Bombe, S. 263ff).
- Ist den deutschen Behörden bekannt, ob Christian Worch an Übungen der Wehrsportgruppe Hoff-
mann teilgenommen hat und Kontakte zu ihr unterhielt?
14: Neben dem WSG-Mitglied Uwe Behrendt sollen auch andere Mitglieder der WSG als Söldner im damaligen afrikanischen Rhodesien gekämpft haben. (vergl. Oktoberfest-Bombe S. 94f, 187, 196, 198,
225, 235, 278, 476) Auch hat die WSG mehrfach zusammen mit dem Hochschulring Tübinger Studenten verbotene Söldnerwerbung für Aktivitäten in Rhodesien betrieben. Wie aus den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen hervorgeht, sollen sich im September 1981 deutsche Neonazis in Namibia
und Südafrika sowie in einem militärischen Ausbildungslager nahe der angolanischen Grenze auf-
gehalten haben. Diesen Hinweisen zufolge soll der südafrikanische Geheimdienst Neonazis aus der
Bundesrepublik bei Terroranschlägen gegen Angola miteinbezogen haben (vergl. Oktoberfest-Bombe
S. 278). Gleichzeitig ist im Zusammenhang mit dem "Langemann-Untersuchungsausschuss" des baye-
rischen Landtags durch Berichte im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" bekannt geworden, dass sich
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ein so genannter "Cercle" (auch "Cercle Violet"), zu dem auch Franz Josef Strauss gehört haben soll,
um eine "Beeinflussung der Lage in Rhodesien und in Süd-Afrika in einem europäisch-konservativen
Sinn" bemüht habe.
-
Was ist deutschen Sicherheitsbehörden über die Söldnerwerbung der WSG Hoffmann bzw.
des Hochschulrings Tübinger Studenten für Rhodesien bekannt?
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Wieviele und welche deutschen Neonazis haben in welchem Zeitraum in Afrika als Söldner
gekämpft?
-
Waren den deutschen Sicherheitsbehörden diese Aktivitäten bekannt?
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Was haben die Behörden dagegen unternommen?
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Treffen die Erkenntnisse des MfS zu, wonach der südafrikanische Geheimdienst deutsche
Neonazis in Terroranschläge gegen Angola einbeziehen wollte?
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Was ist den deutschen Behörden darüber bekannt?
-
Stehen die Aktivitäten der deutschen Neonazis in Afrika in einem Zusammenhang mit den be-
kannt gewordenen Aktivitäten des "Cercle", dessen Aktivitäten in Afrika u.a. im Rahmen des
Langemann-Ausschusses bekannt geworden sind?
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Sind deutsche Behörden hier möglichen Zusammenhängen nachgegangen?
11: Nach dem Verbot der WSG Hoffmann ist eine Gruppe deutscher Neonazis aus diesem Umfeld in
den Nahen Osten ausgewichen (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 281ff). Dort ist das WSG-Mitglied
Kay Uwe Bergmann über einen längeren Zeitraum hinweg gefoltert und schließlich ermordet worden.
Wegen der Folter sollen im Dezember 1986 gegen einige WSG-Mitglieder Bewährungsstrafen ergan-
gen sein (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 286). Laut Aussagen des WSG-Mitglieds Arndt-Heinz
Marx soll Bergmann in der Mord-Nacht von Karl Heinz Hoffmann, Uwe Behrendt sowie Klaus Hubel
in einem Auto abgeholt worden sein. (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 286). Bis heute ist niemand
wegen des Mordes bzw. mutmaßlich gemeinschaftlich begangenen Mordes an Kay Uwe Bergmann
verurteilt worden.
- Ist den deutschen Behörden heute bekannt, wer den Mord an Kay Uwe Bergmann begangen hat oder
am Mord beteiligt gewesen ist?
- Sind diesbezüglich Strafverfahren eingeleitet worden?
- Zu welchem Ergebnis haben die Ermittlungen geführt?
- Liegen den deutschen Behörden, namentlich dem Bundeskriminalamt, Aussagen von WSG-
Mitgliedern oder anderen Zeugen vor, die über den Tatablauf der Mordnacht Auskunft geben und den
oder die Täter eindeutig und zweifelsfrei bestimmen können?
3) Gladio
1: Aus den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen geht hervor, dass offenbar unter Mitwirkung
der CIA "im Zeitraum 1966 bis in die 70er Jahre hinein in Norwegen, Dänemark, Schweden und
Finnland Waffenlager angelegt, Pläne für die Sprengung von Verkehrsknotenpunkten und Großbetrie-
ben sowie Putschpläne ausgearbeitet und so genannte Antikommunistische Aktionsgruppen gebildet"
wurden. (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.345)
-
Liegen deutschen Behörden hierüber ähnliche Erkenntnisse vor?
-
Liegen deutschen Behörden Kenntnisse vor, wonach unter Zutun der CIA ähnliche Gruppen
mit vergleichbarer Zielrichtung u.U. auch in der Bundesrepublik gebildet wurden?
-
Falls ja: Wie haben sich diese Gruppen personell zusammengesetzt?
-
Falls ja: Was ist deutschen Behörden über Ausrüstung, Finanzen und Ausbildung solcher
Gruppen bekannt?
-
Hält die Bundesregierung für denkbar oder kann sie ausschließen, dass auch neonazistische
Wehrsportgruppen (z.B. "Wehrsportgruppe Hoffmann", "Deutsche Aktionsgruppen, "Akti-
onsfront Nationaler Sozialisten", "Heimatschutzverein Eifel", "Braunschweiger Gruppe" u.ä.)
in der Bundesrepublik die eingangs beschriebenen Funktionen ausfüllten, wie das Veröffentli-
chungen in der Presse (vergl. z.B. Junge Welt vom 29.09.2008) als hypothetisch denkbare
Möglichkeit beschreiben?
2: Aus den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen geht hervor, dass ab 1974 Untersuchungen in
Italien eine Gruppe um den damaligen italienischen Geheimdienstchef Micheli ein "konspiratives
Zentrum innerhalb des SID, parallel zur offiziellen Abwehrstruktur" aufgebaut haben soll. Diese
Gruppe soll Verbindungen zum NATO-Büro für psychologische Kriegsführung in Verona und zum
EURATOM-Forschungszentrum in Ispra unterhalten haben. Micheli soll Aktionen der "Roten Briga-
den" gesteuert und "beträchtliche Gelder" von der CIA empfangen haben. (vergl. "Die Oktoberfest-
Bombe" S.350)
-
Sind vergleichbare Parallelstrukturen bei den Geheimdiensten auch in der Bundesrepublik be-
kannt? Ggf. welche?
-
Haben deutsche Behörden diesbezüglich Untersuchungen angestellt?
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Inweiweit treffen Aussagen zu, dass italienische Neofaschisten, die in den Anschlag auf die
Mailänder Landwirtschaftsbank vom November 1969 verübt haben, Verbindungen zu Bun-
deswehr-Dienststellen unterhalten haben (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.350)?
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Inwieweit Informationen zu, wonach der frühere SS-Führer Skorzeny in München die Firma
"Merex AG" gegründet hat, die italienische Neofaschisten mit Waffen versorgt haben soll?
(vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.351)
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Inweiweit Informationen der italienischen Zeitschrift Giorno (April/Mai 1978) zu, wonach ita-
lienische Neofaschisten und mögliche Hintermänner Terroraktionen der "Roten Brigaden" or-
ganisiert haben sollen sowie Kontakt zum "extremen Flügel des BND" unterhalten haben sol-
len, der angeblich von Franz Josef Strauss im angeblich "engen Zusammenwirken mit der
CIA" geleitet worden sein soll? (vergl. BStU-Unterlagen, abgedruckt in "Die Oktoberfest-
Bombe" S.351ff)
2a: Aus den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen geht hervor, dass der Mehrfach-Agent Peter
Weinmann gegenüber dem MfS ausgesagt haben soll, dass die in München ansässige Burschenschaft
"Danubia" nach Annahme des italienischen Staatsschutzes UCIGOS als "Mitfinanzier von Foren,
politischen Attentaten in den 60er Jahren" (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.505) aktiv gewesen
sein soll.
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Liegen deutschen Behörden Informationen vor, die diese Aussagen belegen oder widerlegen
können?
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Welche politischen Attentate sind hier gemeint?
3: Den bei der BStU vorliegenden MfS-Notizen zufolge soll die italienische profaschistische Terroror-
ganisation "Kampf gegen den Kommunismus" in einem "geheimen NATO-Stützpunkt auf Sardinien
und in einem Lager in Bayern ausgebildet" worden sein. Auch die Waffen dieser Organisation sollen
aus der Bundesrepublik stammen. (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.357)
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Treffen diese Informationen zu, dass italienische Rechtsextremisten auf einem NATO-
Stützpunkt auf Sardinien und in einem Lager in Bayern ausgebildet worden sind?
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War/ist der erwähnte NATO-Stützpunkt auf Sardinien identisch mit der BND-Residentur in
Sassiri/Sardinien? (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.363, 424)
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Wo genau war dieses oben erwähnte angebliche Ausbildungslager in Bayern eingerichtet?
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Wer hat dieses Ausbildungslager eingerichtet bzw. unterhalten?
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Wer waren die Ausbilder?
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Ist zweifelsfrei auszuschließen, dass mit diesen Ausbildungslagern möglicherweise paramilitä-
rische Ausbildungsaktivitäten der WSG Hoffmann gemeint sein könnten, deren Anführer
Kontakte zu italienischen Neofaschisten unterhalten haben sollen?
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Wieviele italienische Rechtsextremisten sind dort ggf. ausgebildet worden?
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Welchen Zweck hatte diese Ausbildung und worin bestand sie konkret?
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Treffen die Aussagen zu, wonach diese Personen Waffen aus der Bundesrepublik erhalten ha-
ben?
4: Den bei der BStU vorliegenden MfS-Notizen zufolge soll die NATO umfangreiche Spezialkräfte
für den so genannten "subversiven Kampf" unterhalten und ausgebildet haben (vergl. "Die Oktober-
fest-Bombe" S.370ff, 377ff). Diese Spezialkräfte sollen mit Geheimdiensten kooperiert haben.
-
Inwieweit treffen diese Informationen zu?
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Wie lange bestanden diese Spezialkräfte, und wann wurde sie effektiv demobilisiert?
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Sind diese Spezialkräfte mit den "Gladio"- bzw. "Stay Behind"-Strukturen in der Bundesre-
publik identisch bzw. bestanden/ bestehen Querverbindungen zwischen diesen Strukturen?
-
Wer war für diese Strukturen politisch und militärisch verantwortlich?
5: In Bezug auf die Ausrüstung dieser Spezialkräfte ist von so genannten "Himmelshaken", "Tierfuß-
prothesen", Feuerwaffen in Form von Schreibgeräten und Spazierstöcken, kleinkalibrigen, transpor-
tablen Kernminen, Kleinst-U-Booten für drei Mann Besatzung etc. die Rede (vergl. "Die Oktoberfest-
Bombe" S.386f).
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Treffen diese Informationen über die Ausrüstung der Spezialkräfte zu?
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Nutzten die Spezialkräfte derartige Ausrüstungsgegenstände und Waffen?
5: Aus den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen geht hervor, dass der Funkaufklärung des MfS
das Dechiffrieren von Funksprüchen der "Stay-Behind"-Agenten vor allem deshalb möglich wurde,
weil der BND in den 1970er Jahren offenbar versehentlich zweimal die gleichen Chiffrierunterlagen
an seine Agenten ausgegeben haben soll (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.389ff, 410).
-
Treffen diese Erkenntnisse zu, dass das MfS die Funksprüche des BND an jene "Stay-
Behind"-Agenten aufgrund dieses angesprochenen Fehlers entschlüsseln konnte?
6: Aus den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen geht hervor, dass eine als "Nr.2" bezeichnete
Agentengruppe über einen Zeitraum mehrerer Jahre einen durch Personenschützer bewachten Staats-
anwalt aus dem Raum Tübingen ausspähen sollte. Konkret sollen die Agenten den Auftrag gehabt
haben, u.a. den Arbeitsweg, die Wohnung, den Begleitschutz, die Sicherung (durch Hunde) und die
beste Annäherung auszuspionieren. (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.391ff, 415, 417). Die Agenten
"Nr.2" sollten darüber hinaus auch eine Zahnradfabrik in Schwäbisch-Gmünd bzw. Friedrichshafen
sowie ein Umspannwerk in Kirchheim/Teck im Auftrag des BND umfassend ausgespäht haben (vergl.
"Die Oktoberfest-Bombe" S.393f, 415ff)
-
Inweitweit treffen diese Informationen zu?
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Wer waren die Agenten, die die Gruppe "Nr.2" bildeten?
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Warum hat der BND die Überrollagenten "Nr.2" damit beauftragt, den Staatsanwalt aus Tü-
bingen umfassend auszuspähen?
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Wer war dieser Staatsanwalt, der offenbar über einen Begleitschutz verfügte?
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Warum sollten die Agenten "Nr.2" diesen Staatsanwalt offenbar bis in die Privatsphäre hinein
ausspähen?
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Was war der Grund, warum die Agentengruppe "Nr.2" sowohl die erwähnte Zahnradfabrik
wie auch das Umspannwerk ausspähen sollten?
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Kann zweifelsfrei ausgeschlossen werden, dass diese Späh-Aktionen das Ziel gehabt haben
könnten, dass diese Objekte im Kriegsfall möglicherweise Ziel von Sabotageaktionen werden
sollten, wie das aus der allgemeinen Aufgabe der Überrollagenten entsprochen haben soll?
7: In den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen finden sich auch Karten, auf denen die Standorte
von Überrollagenten eingezeichnet worden sind. (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.404f)
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Sind die in den Unterlagen angegebenen Standorte der "Stay-Behind"-Agenten auf den vorlie-
genden Karten zutreffend?
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Sind darüber hinaus weitere Standorte von Überrollagenten bekannt geworden?
8: Aus den bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen geht hervor, dass das MfS mindestens einmal
auch Stay-Behind zugeschriebene Funksignale aus dem Raum Dresden ortete (vergl. "Die Oktoberfest-
Bombe" S. 421)
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Treffen diese Informationen zu?
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Waren Überrollagenten auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR aktiv?
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Welchen Auftrag hatten die Agenten dort auszuführen?
9: Bei der BStU vorliegenden MfS-Unterlagen zufolge sei im Raum Lüneburg eine "Stay-Behind"-
Agentengruppe mit der Nr. 27 aktiv gewesen (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 436ff, 450) Wie die
bei der BStU vorliegenden Karten mit den eingezeichneten Funkstandorten der "Stay-Behind"-
Agenten zeigen, sollen die Standorte dieser "Gruppe 27" räumlich sehr dicht am Wohnort bzw. im
Aktionsraum des Rechtsextremisten Heinz Lembke und der Wehrsportgruppe gelegen haben, deren
Mitglied er zeitweise gewesen sein soll. Lembke unterhielt Kontakte zu den rechtsterroristischen
"Deutschen Aktionsgruppen" und soll diesen auch Waffen bzw. Sprengstoff zur Verfügung gestellt
haben. Lembke hatte laut dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" umfangreiche Waffenlager auf ei-
ner Fläche der Größe von 125 Fußballfeldern angelegt und verstand sich als eine Art "Werwolf" für
den Fall einer sowjetischen Invasion.
Laut den bei der BStU vorliegenden MfS-Aufzeichnungen soll der BND mehrfach diese "Gruppe 27"
per Funk angewiesen haben, Materialverstecke anzulegen (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 452).
Der Aktionsradius von Lembke sei mit dem "Gruppe 27" faktisch identisch.
Lembke ist auch kurz nach dem Oktoberfest-Attentat in Verdacht geraten, möglicherweise den
Sprengstoff o.ä. für den Anschlag geliefert zu haben (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S. 127, 251ff,
255ff, 277, 436ff). Auch soll Lembke selbst u.a. zusammen mit dem Rechtsextremisten Peter Nau-
mann Sprengstoffanschläge verübt haben. (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe" S.445ff, 472, 475). Peter
Naumann hatte offenbar Kenntnisse von Lembkes Waffenlagern, verfügte über eine Ausbildung als
Diplom-Chemiker und zum Sprengmeister der Bundeswehr (vergl. "Die Oktoberfest-Bombe"
S.443ff). Er soll bis 1995 selbst noch weitere Waffenlager unterhalten haben. Naumann soll bis heute
u.a. in der NPD aktiv sein.
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Können deutsche Behörden u.a. aufgrund der genannten räumlichen Nähe zur - angeblich vom
BND angewiesenen - "Gruppe 27" und deren Aufgaben (Anlegen von Verstecken, Partisa-
nenkampf) zweifelsfrei und definitiv ausschließen, dass Heinz Lembke ebenfalls Mitglied des
"Stay-Behind-Netzwerks" war?
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Haben deutsche Behörden heute zweifelsfrei geklärt, ob nun der zum Bau der Münchner
Bombe verwendete Sprengstoff bzw. die zum Bau verwendete britische Granathülle aus Be-
ständen von Heinz Lembkes Waffenlager stammte?
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Haben deutsche Behörden zweifelsfrei geklärt, ob der möglicherweise zum Bau der Münchner
Bombe verwendete Sprengstoff im Umfeld von Heinz Lembke hergestellt worden ist?
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Können deutsche Behörden ausschließen, dass Peter Naumann Mitglied des Stay Behind-
Netzwerks gewesen war bzw. ist?
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Ist Peter Naumann im Zusammenhang mit dem Terror-Anschlag auf das Münchner Oktober-
fest vernommen worden?
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Ist Naumann insbesondere befragt worden, ob er durch Aussagen dazu beitragen kann, die
Herkunft der Bombe, des Sprengstoffs und anderer Bestandteile der Bombe von München zu
klären?
Berlin, den 13. Mai 2009
Renate Künast, Fritz Kuhn und Fraktion


Strategie der Spannung?Der schwerste Terroranschlag in der Bundesrepublik

Nazis verübten auf dem Münchner Oktoberfest den schwersten Terroranschlag in Deutschland seit dem Krieg

Von Nick Brauns, München

Freitag, 26. September 1980, 22 Uhr 20: in wenigen Minuten schließen die Bierzelte auf dem Münchner Oktoberfest. Das Riesenrad dreht seine letzten Runden.

Tausende Menschen, viele von ihnen stark angetrunken, drängen sich Richtung Ausgang. Ein junger Mann hebt ein Packet über einem Müllkübel. Eine meterhohe Stichflamme leuchtet sekundenlang empor, dann folgt eine gewaltige Detonation. Trümmer, Körperteile fliegen umher. Während die Kapellen in den Bierzelten zur letzten Maß aufspielen ringen Dutzende von Menschen um ihr Leben.

13 Menschen starben noch am Ort der Explosion oder kurze Zeit später in den Rettungswagen und Krankenhäusern. 211 Personen erlitten Verletzungen, mehreren mussten beide Beine amputiert werden. Einer der Toten war dermaßen verstümmelt, dass die Ermittler darauf schlossen, er habe die Bombe zum Zeitpunkt der Detonation in der Hand gehalten.
Ein Ausweis identifiziert ihn als den 21 jährigen Geologiestudenten Gundolf Köhler aus Donaueschingen.

Oktoberfest-Attentäter Gundolf Köhler
auf dem Titelbild der WSG-Zeitung 'Kommando'
(2. von links)

Für die Spitzenpolitiker der Unionsparteien war sofort klar, dass es sich nur um die Tat von Linksextremisten handeln konnte. Schließlich hatte CDU-Stahlhelmer Alfred Dregger zuvor in einem Interview spekuliert, die Rote Armee Fraktion würde demnächst einen Anschlag mit vielen Toten durchführen. Das Attentat auf der Wiesn ereignete sich nur eine Woche vor der Bundestagswahl. Franz Josef Strauß war der Kanzlerkandidat der Unionsparteien. Unter seiner berüchtigten Wahlkampfparole "Freiheit statt Sozialismus" trat er zum Sturz der sozialliberalen Koalition unter Kanzler Helmut Schmidt an. Dessen Wahlkampfmotto "Sicherheit für Deutschland" hoffte die Union mit einer Hetzkampagne vor allem gegen den als zu liberal empfundenen Bundesinnenminister Gerhard Baum zu kippen.

Während viele Opfer noch mit dem Tod rangen, nutzten die CSU-Vertreter die Bluttat für ihren Wahlkampf. Der bayerische Finanzminister eilte aus einem Bierzelt herbei und erklärte "Die FDP ist doch mitverantwortlich für das, was hier passiert ist." Und Ministerpräsident Franz Josef Strauß schlug noch in der selben Nacht vor, ein Flugblatt zu verfassen, dass Bundesinnenminister Baum im Gespräch mit dem damaligen Linksterroristen Mahler zeige.

Doch entgegen der Prophezeiungen der CSU meldete der Leiter des Staatsschutzes im bayerischen Innenministerium Hans Langemann bereits am Samstag Vormittag, der Verdächtige Gundolf Köhler sei dem Verfassungsschutz als Anhänger der neofaschistischen Wehrsportgruppe Hoffmann bekannt.

Wehrsportgruppenführer Karl-Heinz Hoffmann gehörte zu den schillerndsten Gestalten der deutschen Neonaziszene. Über 400 junge Männer bildete dieser Provinz-Göring zwischen 1974 und 1980 auf seinem Schloss im bayerischen Ermreuth zu "Grenadieren Europas" aus. Die selbsternannten "schwarzen Legionäre" gaben an, gegen "Bolschewismus und Kapital" und für einen volksgemeinschaftlichen Führerstaat zu kämpfen. Die Gruppe verfügte über mehrere ausgemusterte Militärfahrzeuge inklusive eines allerdings funktionsuntauglichen Panzerwagens. In der fränkischen Schweiz hielten die Jungnazis Geländeübungen in Kampfanzügen mit Gewehrattrappen ab. Dass die Gruppe auch über scharfe Waffen verfügte, zeigt die Anweisung Hoffmans in seiner Postille "Kommando", die Mitglieder sollten illegale Schusswaffen außer Haus aufbewahren. Bei einer dieser Geländeübungen imponierte Gundolf Köhler seinen Kameraden mit einer selbstgebauten Handgranate.

Der bayerische Innenminister Seidl, ein Bekannter des Neonazis Gerhard Frey, hatte ebenso, wie sein Nachfolger Gerold Tandler immer wieder Verbotsforderungen der sozialdemokratischen Landtagsopposition zurückgewiesen und die Aktivitäten der Hoffmanngruppe als "Kasperlespiel" verharmlost.

Der von Strauß so gescholtene Bundesinnenminister Baum verbot die Wehrsportgruppe Hoffmann schließlich am 30.Januar 1980 als gegen die verfassungsmäßige Ordnung gerichtete Organisation. "Mein Gott, wenn sich ein Mann vergnügen will, indem er am Sonntag auf dem Land mit einem Rucksack und einem mit Koppel geschlossenen battledress spazieren geht, dann sollte man ihn in Ruhe lassen", verharmloste FJS dagegen noch zwei Monate nach dem Verbot Naziführer Hoffmann.

Nachdem ausgerechnet ein Mitglieder der von der bayerischen Staatsregierung so gehätschelten Wehrsportgruppe als Täter des Wiesnattentats ausgemacht worden war, spekulierte Strauß, ob die "Braunen" vielleicht von den "Roten", also aus der DDR bezahlt wurden.

Nur acht Monate nach der Tat, Mitte 1981, beendete die "Sonderkommission Theresienwiese" ihre Ermittlungen mit dem Fazit: "Gundolf Köhler dürfte als Alleintäter gehandelt haben. Für eine Mittäterschaft oder auch nur Mitwisserschaft anderer an dem Sprengstoffanschlag auf das Münchner Oktoberfest ließen sich keine konkreten Anhaltspunkte erkennen." Köhler wurde der Öffentlichkeit als ein verwirrter Einzeltäter präsentiert, der aus Frust über sein Versagen im Studium und wegen sexueller Probleme gehandelt haben sollte. Ein politischer Hintergrund wurde ausgeblendet. Bei dieser Darstellung blieb auch Generalbundesanwalt Kurt Rebmann, als er im Dezember 1982 die Ermittlungen einstellte. Um zu dieser politisch opportunen Einzeltäterthese zu gelangen, mussten die Ermittlungsbehörden eine ganze Anzahl gegenläufige Zeugenaussagen unterdrücken.

Da gab es zum einem die Selbstbezichtigungen von Mitgliedern der Wehrsportgruppe Hoffmann. So rühmten sich Anfang Oktober 1980 in Damaskus zwei Männer gegenüber einem Barkeeper, der sie auf das Oktoberfestattentat ansprach: "Das waren wir selbst". Die beiden Männer wurden als Karl-Heinz Hoffmann und sein Vertrauter Walter Behle identifiziert. Als "alkoholbedingte Aufschneiderei" wiegeln die deutschen Behörden dieses Geständnis ab. Am 2. August 1982 dreht der 21 jährige Neonazi Stefan Wagner durch. In schwarzer Uniform mit Hakenkreuz auf der Brust läuft er Amok. Auf der Flucht vor der Polizei ruft er einem Nachbarn zu: "Lebend bekommen die mich nicht. Wenn die mich ergreifen, kriege ich mindestens Zehn Jahre Zuchthaus. Ich war bei der Aktion gegen das Oktoberfest in München dabei." Das ehemalige Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann erschießt sich, ehe die Polizei zugreifen kann. Wieder winken die Ermittlungsbehörden ab. Wagner habe ein Alibi für den 26.9.1980. Dieses Alibi wurde allerdings nie vom Bundeskriminalamt überprüft.

Mehrere Zeugen hatten sich schon kurz nach dem Anschlag gemeldet. Ein Homosexueller, der auf Kontaktsuche an einem Schwulentreffpunkt in der Nähe des Wiesneingangs wartete, hatte Köhler kurz vor der Tat mit zwei kurzgeschorenen Männern in grünen Parkas beobachtet. Er gibt allerdings an, die Männer nicht näher beschreiben zu können. Nur 38 Jahre alt stirbt dieser Zeuge im Jahr 1982. Bekannte berichteten, seit dem Anschlag habe der lebenslustige Mann unter Angstsyndromen gelitten. Hatte er mehr gesehen, als er der Polizei angab und fühlte sich deswegen bedroht?

Eine weitere Zeugin fertigte sogar Zeichnungen von den Begleitern Köhlers an, die sie mit ihm in einem Auto in der Nähe des Oktoberfestes beobachtet hatte. Freunde Köhlers berichteten von Gesprächen, in denen er darüber spekulierte, ob ein Bombenanschlag die Bundestagswahl beeinflussen könnte.

Auf frappierende Weise erinnerte das Oktoberfestattentat an den am 2. August des selben Jahres stattgefundenen Anschlag auf dem Bahnhof von Bologna in Italien. 85 Menschen wurden durch die von italienischen Neofaschisten gelegte Bombe ermordet. Mit der "Strategie der Spannung" versuchten reaktionäre Kreise wie die Geheimloge P2 und der US-amerikanische Geheimdienst CIA, die starke Kommunistische Partei Italiens zu stoppen und in der Bevölkerung den Ruf nach einen starken Mann herbeizubomben.

Auch in Deutschland kandidiert mit FJS ein "starker Mann", der in seinem Wahlkampf gezielt Angst vor dem Terrorismus schürte. "Man muss sich der nationalen Kräfte bedienen, auch wenn sie noch so reaktionär sind - mit Hilfstruppen darf man nicht zimperlich sein" hatte Strauß einmal über im Bezug auf die Neonazis dem SPIEGEL erklärt.

Bis heute gilt für die Ermittlungsbehörden im Falle des Oktoberfestanschlags die Einzeltäterthese. Karl-Heinz Hoffmann befindet sich in Freiheit und renoviert sein Schloss. An die Todesopfer erinnert ein unscheinbares Mahnmal am Wiesneingang. "Zum Gedenken an die Opfer des Bombenanschlags" lautet die Inschrift, die keinen Hinweis auf die neofaschistische Täterschaft gibt.