Stoppt den Überwachungsstaat! Jetzt klicken & handeln Willst du auch an der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien:

04 September 2009

Deutsche dirigieren Luftangriff - Zerfetzte Zivilisten

Verkohlte Zerstückelte, grausam Verwundete. Deutsche Soldaten im Ausland.


http://graphics8.nytimes.com/images/2009/09/04/world/29958726.JPG

Der Nato-Luftangriff in Afghanistan, der eigenen Tanklastern galt, die von Taliban-Kämpfern entführt worden waren, war heute morgen eine Top-Nachricht, die in keinem der großen westlichen Medien fehlte. Mindestens 80 Menschen seien infolge der Explosion ums Leben gekommen, meldete beispielsweise die New York Times. Die Fragen, die der Angriff aufwirft, kennt man von vielen anderen brutalen Vorfällen dieser Art: Wie viele von den Toten sind tatsächlich Taliban-Kämpfer, wie viele Zivilisten?

http://graphics8.nytimes.com/packages/images/photo/2009/09/04/20090904-afghan-slideshow/29962689.JPG

Diesmal bekommen sie aber besondere Schärfe. Zum einen, weil die Nato eine Strategie angekündigt und öffentlichkeitsheischend verbreitet hatte, die sich verpflichtete, Zivilisten besser zu schützen und bei Angriffen darauf zu achten. Zum anderen, weil sich im Laufe des Vormittags herausstellte, was zuvor nur zu ahnen war: Dass die Bundeswehr maßgeblich in die Sache verwickelt ist.

http://graphics8.nytimes.com/images/2009/09/04/world/29958909.JPG

In jüngsten Berichten, z.B. von der Frankfurter Rundschau (FR) heißt es, dass der "örtliche deutsche Isaf-Kommandeur die Luftunterstützung angefordert und den Feuerbefehl erteilt" habe, der 60 Menschen, darunter wahrscheinlich auch Zivilisten, das Leben kostete. Ist das eine Kriegshandlung?

Nicht die einzige Frage, die ungeklärt ist... Gestern abend wurden nach Nato-Angaben, die von der New York Times zitiert werden, zwei Tank-Laster, die auf einer Hauptstraße südlich von Kunduz unterwegs waren, von Taliban entführt. Die Unterbrechung des Nachschubs gehört neben den mörderischen Straßenbomben zu den "erfolgreichsten" Guerilla-Taktiken der Taliban, die hier rücksichtslos und grausam vorgehen, wie die FR berichtet, sollen die Fahrer der Laster geköpft worden sein.

http://graphics8.nytimes.com/packages/images/photo/2009/09/04/20090904-afghan-slideshow/29960895.JPG

Die Laster blieben stecken, auf einer Sandbank im Kundus-Fluss. Ein Bild, das dem Reisenden im pakistanischen Grenzland bzw. in Afghanistan vertraut ist, das auch in vielen Dokumentarfilmen ein Topos ist: schwere Laster, die sich über Steine in einem relativ flachen Gewässer quälen. Zu dem Bild gehören immer wenigstens eine Handvoll Männer, die den Laster an allen vier Rädern auf unterschiedliche Weise unterstützen; passiert das in der Nähe eines Dorfes, so dauerte es nicht lange bis ein ganzer Schwarm das Fahrzeug belagert, hilft oder zusieht. 90 Menschen, die von verschiedenen Medien genannt wurden - manche berichten sogar von über 200 Umstehenden - sind aber eine ganze Menge, noch dazu sollen die Fahrzeuge mitten in der Nacht stecken geblieben sein.

Geht es nach Aussagen des Gouverneurs der Provinz Kundus, Mohammed Omar (dem vom BND nachgesagt wird, dass er problematische Verbindungen zu den Taliban unterhalte), war ein großer Teil derjenigen, welche die Laster umstanden und die bei der Explosion der Tanklastwagen getötet wurden, "bewaffnete Taliban". Dies genau herauszufinden sei aber schwierig, da die "Menschen rund um die Tanklastwagen schwer verbrannt wurden".

Dass auch zivile Opfer unter den getöteten Umstehenden sein könnten, wurde zunächst von Isaf-Seite, z.B. von einem Verantwortlichen mit dem schönen Namen Commander Truelove bestritten. Die offizielle Linie: Der zuständige örtliche Isaf-Kommandeur erteilte den Befehl zum Luftangriff, nachdem festgestellt wurde, dass nur Aufständische in dem Gebiet waren.

http://graphics8.nytimes.com/packages/images/photo/2009/09/04/20090904-afghan-slideshow/29958456.JPG

Ähnliche Aussagen liest man auch anderswo: Die Presseoffizierin der US-Truppen wie der Nato, Lieutenant-Commander Christine Sidenstricker, äußert das gleiche wie Truelove: "After observing that only insurgents were in the area, the local ISAF commander ordered air strikes which destroyed the fuel trucks and killed a large number of insurgents". Aber sie liefert auch eine Antwort auf die Frage, ob die Piloten denn erkennen könnten, ob in der Menschenmenge bei den Lastern nicht auch Zivilisten sein könnten:

http://graphics8.nytimes.com/images/2009/09/05/world/asia/05afghan-2.190.jpg

"Based on information available at the scene, the commanders believed they were insurgents."

Woher aber sollen die Informationen "an Ort und Stelle" stammen, wenn keine Bodentruppen involviert waren, auf die sich der Isaf-Kommandeurs, der als "besonnener" Mann geschildert wird, bei seinem Feuerbefehl verlassen hat?

Äußerungen der Bundeswehr lassen Widersprüche in der Einschätzung erkennen und damit auch, dass die Informationen vor Ort Lücken haben. Aus dem Verteidigungsministerium in Berlin heißt es zum einen fest, dass Unbeteiligte "nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu Schaden gekommen sind", zum anderen "fast": Der Ministeriumssprecher geht davon aus, "dass fast alle gegnerische Kämpfer waren".

http://graphics8.nytimes.com/packages/images/photo/2009/09/04/20090904-afghan-slideshow/29958636.JPG

Auch die afghanischen Repräsentanten, Stammesälteste und Polizeichef, sprechen davon, dass die meisten Toten "wahrscheinlich Taliban-Kämpfer" waren, einer, der Sprecher der Provinzregierung Mahbuhullah Sajedi, wird damit zitiert, dass auch "eine kleine Zahl" von Zivilisten, darunter Kinder, getötet wurden. Nach seiner Beobachtung wollten die Kinder Benzin abzapfen.

Dies wird von einem Stammenältesten aus der Provinz, namens Mohammad Sarwar, bestätigt, allerdings mit einer interessanten Unterstellung: Nach seiner Aussage wurden die Dorfbewohner von den Taliban angesichts des Luftangriffes dazu ermutigt, Benzin von den Lastern zu zapfen. Die Taliban würden demnach Zivilisten nicht mehr nur als menschliche Schilde benutzen, was ihnen immer wieder vorgeworfen wird, sondern auch ganz eindeutig als Blutopfer, um davon im Propanganda- und Medienkrieg zu profitieren. Doch läßt auch das Fragen offen: Waren sich die Taliban sicher, dass ein Luftangriff geschehen wird, so dass sie Zeit genug hatten, um Bevölkerung und Kinder zum Laster zu locken? Oder kamen die ohnehin zu den Lastern?


http://graphics8.nytimes.com/packages/images/photo/2009/09/04/20090904-afghan-slideshow/29958984.JPG

Die UN hat eine Untersuchung gefordert - die Isaf eine angekündigt. Klar ist jetzt schon: So harmlos wie der deutsche Afghanistaneinsatz seit langer Zeit immer wieder aufs Neue verkauft wird, ist er nicht. Auch nicht im Norden. Man darf gespannt sein, wie die neue (alte) Bundesregierung die nächste anstehende Vergrößerung des Engagements am Hindukusch als weitere "Stabilisierungsmaßnahme" verkaufen wird - mit Karsai als in freien demokratischen Wahlen ermittelter Präsident Afghanistans..


KABUL, Afghanistan -- A NATO airstrike before dawn on Friday killed 80 people or more, at least some of them civilians, in a once-calm region of northern Afghanistan that has recently slipped under control of insurgents, Afghan officials said.

NATO officials acknowledged that coalition aircraft had destroyed two hijacked fuel tankers in the tiny village of Omar Kheil, about 10 miles south of Kunduz. They said they were investigating reports of civilian deaths, but stressed that the attack was aimed at Taliban militants.

German forces in northern Afghanistan under NATO command called in the attack, the German defense ministry said. Afghan officials said the strike had killed insurgents as well as civilians who had surrounded the trucks and were siphoning fuel when the bombs struck. There were differing accounts of how many civilians were killed.

The airstrike comes three months after the lead NATO commander in Afghanistan, Gen. Stanley A. McChrystal, tightened the rules governing the use of airstrikes here, in an effort to reduce the civilian deaths that he said were undermining the American-led mission by creating anger and opposition among Afghans.

According to new rules of engagement, NATO airstrikes will in most cases be allowed only to prevent American and other coalition troops from being overrun by enemy fighters. Even in the case of active firefights with Taliban forces, airstrikes will be limited if the combat is taking place in populated areas, Gen. McChrystal said.

From initial accounts of Friday’s airstrike from NATO and Afghan officials, it was unclear whether this strike had met those conditions. NATO promised a full investigation, and Afghan officials expressed anger over the incident.

Participation in the NATO-led Afghanistan mission is deeply unpopular in Germany, and there were concerns that this episode might deepen resistance if a high number of civilian casualties are confirmed. It could also become a big election issue in Germany, just three weeks before the federal ballot in which Chancellor Angela Merkel is seeking a second term.

A statement issued by the office of President Hamid Karzai said that he was "deeply saddened" and that he had sent a delegation to investigate. "Targeting civilian men and women is not acceptable," the statement added.

The episode began late Thursday when a gang of Taliban guerrillas hijacked the two diesel trucks on the main highway south of Kunduz, Afghan and NATO officials said, and drove the trucks to Omar Kheil. But when they came to a river, the trucks could not cross, so they told villagers to siphon off the diesel, and scores turned out, Afghan officials said.

The air attack exploded the tankers, and people close to the trucks were blown to bits. Some of those farther away died from severe burns, said the police chief of Kunduz Province, Gen. Razaq Yaqoobi.

Afghan officials gave varying accounts of the tally of Taliban and civilian deaths. The village, which is on the border of the districts of Ali Abad and Char Dara, is now controlled by Taliban commanders, said the Ali Abad governor, Haji Habibullah, making the distinction more difficult. Putting the toll at "80 to 90," he said, "Some of them were civilians and some of them were Taliban fighters."

The public health officer for Kunduz Province, Dr. Azizullah Safar, said a medical team sent to the village reported that 80 people had been killed, and he said that "most of them were civilians and villagers."

It was also clear that some of the dead were militants, he said, noting that the site was scattered with remnants of ammunition vests and other gear carried by insurgents.

Mahboubullah Sayedi, a spokesman for the Kunduz provincial governor, also said 90 people were killed, but according to him, most were insurgents.

Mr. Sayedi said some civilians had come to get fuel, and other civilians who turned out were sympathetic to the Taliban. In addition, he said, there were reports from the scene that 40 to 50 charred pieces of Kalashnikov rifles were also found, suggesting that many of the dead were insurgents.

At the main hospital in Kunduz, General Yaqoobi said he saw a dozen badly burned men in their twenties and thirties. Local people said that they did not believe the men were from the area.

A spokesman for the Taliban in Afghanistan, Zabihullah Mujahid, took responsibility for the hijackings and claimed that the casualties were all civilians. He said that when the trucks could not cross the river, the Taliban decided to bleed some of the fuel from the tanks, but when local villagers found out, hundreds rushed to collect the fuel.

An I.S.A.F. press officer said that on Thursday night an Afghan command center in Kunduz reported that two fuel trucks had been stolen by insurgents. A few hours later, coalition forces saw the two trucks on the banks of the Kunduz River, said the press officer, Lt. Cmdr. Sam Truelove of the British Royal Navy.

"After assessing that only insurgents were in the area, the local I.S.A.F. commander ordered an airstrike, which destroyed the fuel trucks, and a large number of insurgents were reportedly killed and injured," Commander Truelove said. "I.S.A.F. has received information that civilians were killed and injured in this attack, and in conjunction with Afghan officials are currently conducting an investigation."

The Kunduz area is patrolled mainly by NATO’s 4,000 strong German contingent, which is barred by Berlin from operating in combat zones farther south. The United States has 68,000 troops in Afghanistan, more than any other nation; other countries fighting under NATO command have about 40,000 troops here combined.

Germany confirmed Friday that its commander in the area gave approval for the aircraft to open fire. A Defense Ministry spokesman in Berlin said it believed more than 50 fighters were killed and could give no further details about civilian casualties until it had obtained all the briefings from NATO and its own commanders in Afghanistan.

British Foreign Secretary David Miliband called for a "prompt and urgent investigation," even as Prime Minister Gordon Brown gave a major speech Friday in an effort to rally support for the war effort from a public who, in the face of sharply rising British casualties, largely want their troops home.

"It is a vital time for NATO and Afghanistan’s people to come together," Mr. Miliband told SKY news. "We have a very strong NATO commitment, we need a strong Afghan commitment and obviously incidents like this can only undermine that."

In interviews shortly after he took command in June, General McChrystal specifically singled out the misuse of air power as a threat to the success of the international effort in Afghanistan, due to the tactic’s inability to discriminate between civilian and fighter. "Air power contains the seeds of our own destruction if we do not use it responsibly," General McChrystal told a group of his senior officers during a video conference. "We can lose this fight."