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31 Juli 2009

Freies WLAN fuer alle - wie HEUTE PR Propaganda funktioniert

Also, als erstes.. freies WLAN fuer alle, da sollte jeder schonmal
selbst mit anfangen. Man kaufe einen DD-WRT wlan router, und
mache einen CHILLISPOT auf und melde den bei WORLDSPOT an, fertig.


31.07.2009

Fernsehtipp. Der Loboist

Lobbyisten haben große Budgets, und ihre Auftraggeber spezielle Anliegen, die sie gern in Gesetzesform gegossen haben wollen. Davon, wie sie sich Zugang zum Bundestag verschaffen, und auf welche Weise sie sich den 612 Abgeordneten versuchen anzunähern, handelt der satirische Dokumentarfilm »Der Loboist«. Sascha Lobo, ein Mann mit Irokesenhaarschnitt, im Anzug und computerverliebt, versucht, sich konsequent in die Lobbyistenszene hineinzudenken, und selber mit Bundestagsabgeordneten Kontakt aufzunehmen. Sein Anliegen ist im Gegensatz zu dem der Großindustriellen, bei dem es sich meist um Profit steigernde Begehrlichkeiten handelt, eher banal: Der drahtlose Zugang zum Internet funktioniert ausgerechnet vorm Bundestag in Berlin nicht. Deshalb fordert Lobo Wireless LAN für alle, überall und kostenlos, und will das sofort als Gesetz verabschiedet sehen. Dieser etwas schräge und naive junge Mann trifft mit seinem Anliegen nicht nur auf Politiker, sondern fragt auch bei hochbezahlten »Lobbyisten-Kollegen« wie Karl Jurka nach, wie man eigene Ideen in Politikerköpfe manövriert.

Auch Jürgen Hochgrefe, Cheflobbyist beim Atomkonzern ENBW Energie Baden-Württemberg steht ihm Rede und Antwort. Freilich gelingt es Sascha Lobo letztendlich ohne Riesenbudget und Mitarbeiterapparat nicht, seine Vorstellungen umzusetzen. Als er endlich auf einen schmunzelnden Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, Bernd Pfaffenbach, trifft, ist dieser vor laufender Kamera für Lobos Vorhaben nicht unmittelbar zu begeistern: Ein Externer will in seinem Büro den Schreibtisch aufstellen und ein konkretes Gesetzesvorhaben realisieren -- so einfach gehe das nicht. Der Film umreißt das Thema auf amüsante Weise. Niemand würde Lobo eine irgendwie geartete politische Absicht unterstellen wollen. Oder etwa doch? (düp)

Der LOBOist. Eine Politsafari auf den Spuren der Strippenzieher. Heute, 9.55 Uhr, Arte

ww.jungewelt.de/2009/07-31/035.php


Sascha Lobo - Vorreiter der "digitalen Bohème" - untersucht das Paralleluniversum der Demokratie Deutschland, den Lobbyismus zur Gesetzgebung in Berlin.
Er versucht sich als Lobbyist in eigener Sache - als Loboist. Von der "Ich-AG" zum "Ich-Lobbyismus" für das Zeitalter nach den Volksvertretern.
Category: News & Politics Tags: Lobbyismus Lobbyisten Berlin Demokratie Ministerien Ministerium Einstein Hinterzimmer Politik Hinterzimmerpolitik Deutschland Sascha Lobo Digitale Boheme Bohème Internet Arbeit Arbeitsstruktur

teil 1 von 5
http://www.youtube.com/watch?v=MGSWQ-XAzsw

teil 2 von 5
http://www.youtube.com/watch?v=31Aa7JkzCug

teil 3 von 5
http://www.youtube.com/watch?v=BI401tf98DI

teil 4 von 5
http://www.youtube.com/watch?v=X2QRjlV7FBQ

teil 5 von 5
http://www.youtube.com/watch?v=PrpdRLMLGWM

http://saschalobo.com/


Direkt im anschluss lief eine andere super sendung:


Sa 25.07 18:05 - 19:00 ARTE

Doku

In Brasiliens Metropole São Paulo herrschen extreme Kriminalität und Gewalt. In der Wohnanlage Alphaville verschanzen sich Wohlsituierte vor der rauen Wirklichkeit. Autorin Luiza Campos testet im Selbstversuch das streng bewachte, abgeschottete Leben im goldenen Käfig.
Entre os médias que vão ser vistos por lá estão Alphaville, de Luiza Campos, Diário de Aquário, de Luis Carlos Lacerda, e O galante, ...

wikipedia info:

Sascha Lobo (* 11. Mai 1975 in Berlin)[1] ist ein deutscher Blogger, Buchautor, Journalist und Werbetexter.[2] Thematisch bewegt sich Lobo meist im Bereich Internet und neue Technologien und beschäftigt sich mit deren Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung.[3]

Sascha Lobo rief Mitte 2000 eine auf New Economy spezialisierte Werbeagentur ins Leben, die Ende 2001 wieder Konkurs anmelden musste.[4][5]

Später war Lobo bei einer Berliner Werbeagentur als Kreativdirektor im Bereich Internet angestellt, entwickelte freiberuflich Werbekampagnen und schrieb als freier Mitarbeiter für die Zeitschrift Blond.[5] Als Werbetexter arbeitete er über die Jahre nach eigener Darstellung "für ein Drittel der DAX-Unternehmen".[6]

Im Jahr 2005 mitbegründete Lobo das unter anderem mit dem Grimme Online Award ausgezeichnete[2] Blog Riesenmaschine und ist als leitender Redakteur bei dem "virtuosen Kuriositätenreservoir rund um neue Erfindungen"[7] tätig.

Gemeinsam mit Holm Friebe veröffentlichte Lobo 2006 das Buch Wir nennen es Arbeit -- die digitale Bohème oder: intelligentes Leben jenseits der Festanstellung. Begleitet wurde die Veröffentlichung in dem von Lobo geschriebenen Blog wirnennenesarbeit.de. In der Zentralen Intelligenz Agentur ist Lobo als Inoffizieller Mitarbeiter tätig.

2007 trat Lobo unter anderem neben Johnny Haeusler von Spreeblick als einer der Gründer von adical (nach einem Rechtsstreit seit Juli 2008: adnation),[8] einem auf die Vermarktung von Blogs spezialisierten Unternehmen, in Erscheinung.[4]

Lobo ist einer der Autoren des offiziellen Blogs zur CeBIT 01 blog. Als Kolumnist schrieb er unter anderem für die Zeitschrift Tomorrow.[9]

Als Koautor veröffentlichte Sascha Lobo zusammen mit Kathrin Passig 2008 das Buch Dinge geregelt kriegen -- ohne einen Funken Selbstdisziplin. Unter prokrastination.com wurde auch hierzu gebloggt.

Anfang 2009 startete Lobo sein privates Blog saschalobo.com, dessen Inhalte großteils unter einer Creative-Commons-Lizenz für nichtkommerzielle Zwecke freigegeben sind.[10]

Ab Juli 2009 war Sascha Lobo Testimonial für die Markenkampagne des Telekommunikationsanbieter Vodafone.[11][12] Die Kampagne wurde in der Blogosphäre äußerst negativ aufgenommen[13] Besonders die Beteiligung Lobos und der ebenfalls als Bloggerin tätigen Autorin Ute Hammelmann wurde als Vereinnahmung des Web 2.0 durch den Telekommunikationskonzern aufgefasst und scharf kritisiert.[14]

Lobo ist Mitglied im Online-Beirat der SPD[15] und Teil der Initiative D21.[16]

Gemeinsam mit dem Journalisten Mario Sixtus ist Sascha Lobo regelmäßig in der Glosse Sixtus vs. Lobo in der Computersendung neues auf 3sat zu sehen.

Bücher

* Holm Friebe, Sascha Lobo: Wir nennen es Arbeit -- die digitale Bohème oder: intelligentes Leben jenseits der Festanstellung. Heyne, München 2006. ISBN 978-3453600560
* Kathrin Passig, Holm Friebe, Aleks Scholz, Sascha Lobo (Hrsg.): Riesenmaschine -- das Beste aus dem brandneuen Universum. Heyne, München 2007. ISBN 978-3453610019
* Kathrin Passig, Sascha Lobo: Dinge geregelt kriegen -- ohne einen Funken Selbstdisziplin. Rowohlt, Berlin 2008. ISBN 978-3871346194

Einzelnachweise

1. ? Berliner Zeitung: "Keine Arbeit für alle", 5. September 2007
2. ? a b saschalobo.com: "Referenzen", 2009
3. ? saschalobo.com: "Vorträge", 2009
4. ? a b "Sascha Lobo" -- Kurzportrait auf den Seiten zur re:publica 2007
5. ? a b wirnennenesarbeit.de: Über das Buch
6. ? Hoffmann und Campe: Sascha Lobo
7. ? Financial Times Deutschland: "In den Fängen der Riesenmaschine", 15. September 2006
8. ? adnation.de: "Neu: adnation", 3. Juli 2008
9. ? Berliner Zeitung: "Das Internet und seine unendlichen Weiten", Februar 2008
10. ? saschalobo.com: "Hier", 2009
11. ? esistdeinezeit.de: Sascha Lobo
12. ? vgl. Dürfen Irokesen werben?, Tagesspiegel vom 14.07.2009, online unter tagesspiegel.de
13. ? Süddeutsche Zeitung: "Hochgeladen, tief gefallen: Vodafone und die Blogger", Juli 2009]
14. ? Horizont: "Vodafone-Marketer Gründgens: Wir wussten, wir werden auch polarisieren", Juli 2009]
15. ? Jungle World: "Man sollte die Einblickstiefe festlegen", Nr. 36/08 vom 4. September 2008
16. ? saschalobo.com: Selbstvorstellung, 2009

Weblinks

* Literatur von und über Sascha Lobo im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Sascha Lobo . PICA-Datensatz . Einträge im Musikarchiv)
* Offizielle Website

15 Juli 2009

ISRAEL 2009 - Ein Bericht ....


JEDES DEUTSCHE Kind kannte die Geschichte vom Hauptmann von Köpenick.

Diese ereignet sich 1906 in Deutschland, als das Zweite Reich seinen Höhepunkt der Macht erlebt und von einem Kaiser regiert wird, der fast immer mit einer herrlichen Militäruniform in Erscheinung tritt.

Ein Schumacher mit Namen Wilhelm Voigt wurde aus dem Gefängnis entlassen, wo er wegen Betrugs einsaß. Er braucht einen Pass, um Arbeit zu bekommen, aber Verbrecher können keinen Ausweis erlangen.

Der Schumacher geht in einen Maskeradeladen und zieht sich die Uniform eines Hauptmanns an. Er kommandiert eine Gruppe Soldaten, die zufällig gerade die Straße entlang kommt. Diese bemerken zwar einiges Ungewöhnliche an seiner Uniform, sie wagen aber nicht, einem Offizier nicht zu gehorchen.

Der „Hauptmann“ lässt die Soldaten in die kleine Stadt Köpenick, einen Vorort von Berlin, marschieren, verhaftet den Bürgermeister und konfisziert die Stadtkasse, die voller Blanko-Pässe war. Für die Polizei ist es nicht schwierig, herauszufinden, wer die Untat begangen hat. Er ist bald danach wieder verhaftet.

Als ein Adjutant diese Nachricht dem Kaiser überbringt, hält der Hof erst einmal den Atem an. Nach einem spannenden Moment oder zweien, bricht der Kaiser in Gelächter aus. Ganz Deutschland lacht mit und mit ihm bald das übrige Europa.

Der Hauptmann von Köpenick wurde zur Legende, weil sein Streich ein Schlaglicht auf das Wesen des Regimes warf: Im militaristischen Deutschland jener Zeit – kurz vor dem Ersten Weltkrieg - bedeutete der militärische Rang Autorität, die nicht hinterfragt wurde.

VIELLEICHT stimmt es, dass jedes Land eine solche Episode hat, die mit einem Schlag die Hauptschwächen seines Regimes aufzeigt. In Israel war es bis letzte Woche die Affäre mit der Ramat-Gan-Lichtbirne.

Im März 1982 verkündete der Wirtschaftsminister Yaakov Meridor, ein führendes Mitglied des Likud, dass ein Wissenschaftler mit Namen Danny Berman eine Erfindung gemacht habe, die weltweit revolutionär sein werde. Mit einem einfachen chemischen Prozess sei er in der Lage, genügend Energie zu schaffen, um ganz Ramat Gan mit einer einzigen Birne zu erleuchten. Ramat Gan ist eine Schwesterstadt Tel Avivs und fast genau so groß.

Yaacov Meridor (kein Verwandter des augenblicklichen Ministers Dan Meridor) war nicht irgendwer. Er war der Kommandeur des Irgun, bevor Menachem Begin kam; und später hat er ein größeres wirtschaftliches Unternehmen in Afrika aufgebaut. Er war die Nummer Zwei als Likudführer, und es war kein Geheimnis, dass Begin ihn als seinen Erben und Nachfolger betrachtete.

Vor Meridors Verkündigung kam ein Reporter meines Nachrichtenmagazins Haolam Hazeh zu mir und erzählte mir atemlos von der wunderbaren Erfindung. Ich antwortete mit einem Wort: Unsinn. Meine Zeit als Herausgeber eines Enthüllungsmagazins hat meine Nase sensibilisiert. Ich kann falsche Geschichten von ferne riechen. Aber das ganze Land war wie aus dem Häuschen.

In den folgenden Tagen stellte sich die Erfindung als einfacher Betrug heraus. Berman, das Genie, der als früherer Luftwaffenoffizier posierte, wurde als Betrüger mit krimineller Vorgeschichte entlarvt. Meridor verlor seine politische Zukunft. Aber eine kleine Gruppe von „wahren Gläubigen“ einschließlich meines Reporters, schworen weiter, Berman sei tatsächlich ein missverstandenes Genie.

Wie konnte nur eine so völlig unsinnige Geschichte ohne irgendeine Grundlage das Interesse eines ganzen Landes erregen und allgemeine Akzeptanz gewinnen – wenigstens anfangs? Sehr einfach: es drückt eine tiefsitzende Überzeugung der israelischen Öffentlichkeit aus: dass Juden das intelligenteste Volk der Erde sei.

Übrigens ist dies eine gemeinsame Überzeugung von Juden und Antisemiten. Das berüchtigte Pamphlet „Die Protokolle der Weisen von Zion“, die eine jüdische Verschwörung zur Übernahme der Weltherrschaft enthüllten, gründet sich auf diesen Glauben.

Es gibt viele Theorien, die vorgeben, die angebliche Überlegenheit des „jüdischen Gehirns“ erklären zu können. Die einen behaupten, dass in den zweitausend Jahren der Verfolgung die Juden gezwungen waren, ihre Intelligenz zu entwickeln, um zu überleben. Eine andere Theorie lautet: im mittelalterlichen katholischen Europa wurden die intelligentesten Männer Priester oder Mönche, deren Zölibat sie hinderte, ihre Gene an Nachkommen weiterzugeben, während es in jüdischen Gemeinden üblich war, dass reiche Eltern ihre Töchter mit den hervorragendsten jungen Schriftgelehrten verheirateten.

IN DIESER Woche wurde die Ramat Gan-Lichtbirne von einer noch großartigeren Erfindung übertrumpft: dem Herzaufkleber.

Die Wirtschaftsbeilage von Haaretz veröffentlichte einen Knüller: eine praktisch unbekannte israelische Firma hat ein Drittel ihrer Anteile an eine Taiwanisch-Britische Gesellschaft für 370 Millionen Dollar verkauft, was bedeutete, dass sie eine Milliarde wert ist. All dies dank einer revolutionären Erfindung: ein kleiner Sticker, der auf die Brust geklebt wird, kann eine entscheidende halbe Stunde im voraus eine Herzattacke anzeigen. Der Sticker sendet über ein Handy und einen Satelliten Warnungen. Dies würde die Möglichkeit geben, unzähligen Menschen das Leben zu retten.

Am Abend erschien einer der Chefs dieser glücklichen Firma im Fernsehen und enthüllte, dass der Wundersticker noch viel mehr kann: er könnte z.B. den Blutzucker messen, ohne in den Körper zu dringen.

Meine Nase begann sofort zu zucken.

Und tatsächlich begannen die Medien einen Tag später, der Sache auf den Grund zu gehen, und enthüllten eine seltsame Sache nach der anderen. Keiner hatte bis jetzt den Wundersticker gesehen. Kein Patent war registriert worden. Kein Kardiologe oder ein anderer Experte hatte ihn geprüft. Keine wissenschaftliche Zeitschrift erwähnte dies. Und anscheinend war noch kein wissenschaftliches Experiment durchgeführt worden.

Die Taiwanisch-Britische Gesellschaft hatte keinen Vertreter nach Israel geschickt, um die Erfindung zu prüfen, für die sie angeblich eine Riesensumme gezahlt hatte. Die Verhandlungen waren alle mit E-Mails erfolgt, ohne persönlichen Kontakt. Die beteiligten Anwälte weigerten sich, das unterzeichnete Abkommen zu zeigen.

Als Reporter die ausländische Gesellschaft kontaktierten, wussten sie überhaupt nichts von der Sache. Es sieht so aus, als habe der „Erfinder“ eine PC-Domäne mit einem ähnlichen Namen registriert und so die Aktien an sich selbst verkauft.

In dieser Phase fiel das Kartenhaus in sich zusammen. Es kam heraus, dass der „Erfinder“ schon zweimal wegen Betrugs im Gefängnis saß. Aber seine Partner bestehen darauf, dass es eine ernst zu nehmende Sache sei und dass innerhalb von Tagen oder gar Stunden der geniale Erfinder alles aufdecken würde. Die Kritiker müssten dann einen Besen fressen.

Die Besen wurden nicht gefressen, und die Partner verließen einer nach dem anderen das Schiff.

WAS DIE Affäre von einer amüsanten „Betrugsaffäre in eine bedeutende nationale Angelegenheit verwandelte, war die Bereitschaft des ganzen Landes, einen ganzen Tag lang die Geschichte als weiteren Beweis des ‚jüdischen Genius’ zu akzeptieren.

Nicht weniger typisch war die Identität ihrer Helden. Nummer eins war der Erfinder selbst, der weiter protestierte, dass er gerade dieses Mal kein Betrüger sei. Nummer zwei war sein Partner, der Geschäftsmann, der ein Komplize des Betruges war oder auch nicht war. Aber die interessanten Charaktere sind die beiden anderen Protagonisten.

Nummer drei ist lange Zeit der engste Freund von Binyamin Netanyahu gewesen, besonders von seiner Frau Sarah (die jedem mit dem kindlichen Diminutiv Sara’le bekannt ist). Auf der Höhe des Skandals trat er vom Job als Generaldirektor zurück, nachdem es ihm nicht gelungen war, eine Kopie des berühmten Kontraktes zu bekommen. Vorausgesetzt, dass dieser Freund Netanyahus tatsächlich unschuldig ist, lässt sein Intelligenzgrad ernsthafte Zweifel aufkommen. Doch mag es nicht die Intelligenz sein, nach der die Netanyahufamilie ihre engen Freunde aussucht.

Dies trifft noch mehr bei Nr.4 zu: Haggai Hadas. Welch genauen Anteil er an der Sache hatte, ist nicht ganz klar. Anfangs verteidigte er die Erfindung rigoros und schien vom Kopf bis Fuß darin verwickelt zu sein; aber als die Sache aufflog, versuchte er verzweifelt, davon wegzukommen.

Warum ist dies außerhalb des allgemeinen Tagesgeschwätzes so wichtig? Haggai Hadas hat, abgesehen davon, dass er Netanyahus Vertrauen genoss und - wie berichtet, - ein persönlicher Freund seiner Frau war, in der Vergangenheit als Chef der Operationsabteilung des Mossad gedient, des dritt- wichtigsten Posten bei der Spionageagentur. Er könnte jetzt der Mossad-Chef gewesen sein, wenn der Amtsinhaber nicht jeden anderen aktiv daran gehindert hätte, dem Job zu nahe zu kommen.

Vor ein paar Wochen berief Netanyahu Hadas für einen sehr sensiblen Posten im Sicherheitsestablishment: die Bemühungen zu koordinieren, um den „gekidnappten“ Soldaten Gilad Shalit frei zu bekommen.


http://www.thepeoplesvoice.org/cgi-bin/blogs/media/obabma_60.JPG


Wenn wir nicht annehmen wollen, dass dieser Mann, ein Vertrauter des Ministerpräsidenten und ein ranghoher Offizier des Mossad ist, der verantwortlich für Entscheidungen über Leben und Tod ist, ein Komplize eines gemeinen Betrugs war, dann kommt man nicht um die Schlussfolgerung herum, dass sein Urteilsvermögen schwer beeinträchtigt ist und dass er in eine Falle getappt ist, die jede Person mit gesundem Menschenverstand von weitem hätte erkennen können.

Wie kann solch eine Person mit solch sensibler Aufgabe wie den Verhandlungen um einen Gefangenenaustausch mit der Hamas betraut werden, an der raffinierte ägyptische Vermittler beteiligt sind?

Und was sagt dies über das Urteilsvermögen von Netanyahu selbst aus, der ihn für diese Aufgabe berief, besonders, wenn seine Frau ihn darum gebeten haben sollte ?

DIESE WOCHE war noch durch einen anderen Meilenstein gezeichnet: das Ende der ersten hundert Tage von Netanyahus zweiter Amtsperiode als Ministerpräsident.

Die Kadimaleute erfanden einen eingängigen Slogan: „Hundert Tage, Null Errungenschaften“.

Als erstes ernannte Netanyahu eine aufgeblähte Regierung, in der ein Drittel aller Knessetmitglieder als Minister oder stellvertretende Minister dienen, viele von ihnen ohne ersichtliche Aufgaben. Zwei der drei wichtigsten Ministerien wurden total ungeeigneten Personen zugewiesen: das Finanzministerium an einen ökonomisch Unbedarften und das Außenministerium an einen Rassisten, der von vielen der prominentesten Regierenden offen gemieden wird.

Dann kam eine Reihe von Gesetzen und Maßnahmen, die mit großen Fanfaren verkündigt wurden, um dann still fallen gelassen zu werden. Das letzte Beispiel: das Belegen von Mehrwertsteuer auf Früchte und Gemüse, was im letzten Augenblick auch fallen gelassen wurde.

Aber der Inbegriff von Ineffektivität war die Unfähigkeit, den Stab des Ministerpräsidenten zusammen zu stellen. Der Berater für nationale Sicherheit, Usi Arad ist nicht an Frieden interessiert - weder mit den Palästinensern noch mit den Syrern und will sich nur mit dem Iran-Problem beschäftigen. ( In dieser Woche verkündete Präsident Barack Obama ein offizielles und eindeutiges Verbot für jeden israelischen Angriff auf den Iran). Der Kabinettschef; der Generaldirektor des Büros des Ministerpräsidenten, der politische Berater und andere Mitglieder des Stabs verachten einander und machen sich nicht einmal die Mühe, dies zu verbergen. Der Presse-Berater ist in dieser Woche schon ausgetauscht worden und eine Freundin von Sarah Netanyahu wurde als Beraterin für „Staatsmarkierung“ (Weiß jemand, was dies bedeutet ?) ernannt.

Unterdessen ist Sara’le wieder ins Rampenlicht zurückgekehrt. Eine frühere Stewardess der Luftlinie, die Netanyahu in einem Flughafen im Duty-free-Laden traf, als er noch mit seiner zweiten Frau verheiratet war. Sie war allgemein unbeliebt und diente während der ersten Amtszeit ihres Mannes als Zielscheibe vieler Witze. Dieses Mal bemühte man sich, sie im Hintergrund zu halten. Als der Ministerpräsident trotzdem darauf bestand, sie mit nach Washington zu nehmen, vermied Michelle Obama, sie zu treffen. Als er verpflichtet war, einige europäische Länder zu besuchen, wurde sie im letzten Augenblick von der Liste gestrichen. Aber anscheinend ist sie im Hintergrund sehr aktiv, besonders so weit es wichtige ranghohe Ernennungen betrifft.

Vielleicht braucht dieses Land wirklich einen Wunderaufkleber.


http://www.rightlivelihood.org/uploads/tx_recipients/S_-_portrait.Gush_Shalom_Uri___Rachel_Avnery_demonstration_1.jpg

Uri Avnery ist Gründer der Bewegung Gush Shalom. Der Publizist und langjährige Knesset-Abgeordnete Avnery, 1923 in Beckum geboren und 1933 nach Palästina ausgewandert, gehört seit Jahrzehnten zu den profiliertesten Gestalten der israelischen Politik.

08 Juli 2009

HARTMUT BERGHOFF hat Ahnung!

MIr gefaellt der Rezensent so gut, man sollte mal unbedingt ein Interview
mit ihm machen...

Finanzgeschichte light

Niall Ferguson verkauft ein TV-Skript als Buch


06. Juli 2009 Dieses Buch hat Mut zu großen Thesen. Für den britischen Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson sind Finanzinnovationen vom Geld bis zu Derivaten entscheidende Motoren des Fortschritts. Sie ständen auf einer Stufe mit den großen technischen Erfindungen der Weltgeschichte. Der "Aufstieg des Geldes", das heißt des Finanzwesens, wurde zwar stets von Krisen unterbrochen, produziere jedoch auf lange Sicht Wohlstand. Länder ohne hochentwickelte Finanzsysteme bleiben arm, während reiche Länder Krisen trotzen, zumindest auf lange Sicht. Wie trostreich das für diejenigen ist, die kurzfristig betroffen sind, sei dahingestellt.

Ferguson nimmt seine Leser auf eine atemberaubende Reise von der Antike bis zum April 2008. Eigentlich beginnt er in den norditalienischen Stadtstaaten des Mittelalters, jenen "großen Kreditlaboratorien", in denen das moderne Bankwesen entstand. In Riesenschritten eilt Ferguson durch die Weltgeschichte von den Inkas bis zu Alan Greenspan. Im 18. Jahrhundert stehen die Anfänge moderner Versicherungen und die Spekulationsblase der Mississippi-Kompanie im Vordergrund, im 19. Jahrhundert die Rothschilds und der Markt für Staatsanleihen. Die Industrialisierung sowie der Aufstieg der Aktienbanken und der Sparkassen scheinen dagegen irrelevant zu sein.

Das 20. Jahrhundert wird eingehend behandelt, insbesondere die Vor- und Frühgeschichte der gegenwärtigen Finanzkrise. Dabei kritisiert Ferguson sehr luzide die verhängnisvolle Politik Washingtons, möglichst jeden Bürger zum Hausbesitzer zu machen. Der "Subprime"-Markt war politisch gewollt und wurde massiv gefördert. Daneben werden die Hedge-Fonds und ihre nobelpreisbekränzten, aber trügerischen Formeln ins Visier genommen. Die Deregulierungsideologie und das Versagen der Aufsichtsbehörden erwähnt Ferguson dagegen kaum, dafür aber ausführlich den Aufstieg Chinas, der ein gefährliches weltwirtschaftliches Ungleichgewicht schuf. Die freigebige Kreditvergabe Chinas ermöglichte es ferner der amerikanischen Zentralbank, mit billigem Geld die entstehende Blase weiter aufzupumpen. Beide Länder seien zudem in eine derartige ökonomische Abhängigkeit geraten, dass ein ernsthafter Konflikt die Weltwirtschaft in den Abgrund reißen könnte.

Aufschlussreich ist die Beobachtung, dass sich Geld im Laufe der Geschichte zunehmend entmaterialisiert und virtualisiert hat. Auch in Zeiten des Goldstandards war Geld in erster Linie eine Gläubiger-Schuldner-Beziehung, die wesentlich auf dem Vertrauen in die Akzeptanz des Tauschmittels beziehungsweise die Begleichung aufgenommener Schulden beruhte. Der für den Handel unentbehrliche Wechsel war ein frühes Beispiel entmaterialisierten Geldes. Ohne die Abkopplung von der metallischen Basis des Geldes hätte das Geldmengenwachstum mit dem Bedarf expandierender Ökonomien schlechterdings nicht mithalten können.

Heute ist die Virtualisierung noch weiter fortgeschritten, denn das Volumen elektronischen Geldes übersteigt dasjenige des gedruckten und geprägten Geldes um ein Vielfaches. Damit ist auch die Umlaufgeschwindigkeit gestiegen, die dem Takt von Mausklicks entspricht, aber auch die Unübersichtlichkeit und Anonymisierung.

Man könnte ein anregendes Sachbuch loben, das ohne technischen Jargon zentrale Themen der Finanzgeschichte einem großen Publikum zugänglich macht. Allerdings sind auch populäre Sachbücher an ihrer Substanz zu messen. Das gleichzeitig als TV-Serie entstandene Buch vermischt nämlich auf ungute Art zwei unterschiedliche Genres. Es ist hastig geschrieben und hat seinen Charakter als TV-Skript behalten. Sämtliche Thesen werden kurz angerissen, aber niemals gründlich belegt. Die Darstellung ist sprunghaft und mit persönlichen Anekdoten und durchsichtigen Effekten garniert.

Die ideengeschichtliche Dimension des Themas blendet Ferguson völlig aus. Geldtheorie und Ökonomie kommen praktisch nicht vor. Die Darstellung ist zwar angenehm allgemeinverständlich, gleitet aber zuweilen ins Melodramatische ab: "Hinter jeder großen historischen Erscheinung verbirgt sich ein finanzielles Geheimnis." Wie ein Magier entschlüsselt der Autor die Rätsel der Medici, um eine Seite später die Kredithaie in Glasgower Sozialsiedlungen vorzustellen. Wie unterhaltsam!

So spannend manche Thesen auch sein mögen, so wenig vermögen sie zu überzeugen. Die an sich soliden Ausführungen zur gegenwärtigen Krise und der veränderten globalen Finanzarchitektur lassen eigentlich Schlimmstes ahnen und passen nicht zu der naiven Behauptung, dass alle Finanzinnovationen letztlich dem Fortschritt dienen. Wer solche optimistischen Botschaften verkündet, sollte sie mit Sachargumenten untermauern und nicht die Gegenposition stärken. Schließlich irritiert, wie zynisch das Buch Opfer von Finanzkrisen zum Kollateralschaden des Fortschritts degradiert.

HARTMUT BERGHOFF

Der Rezensent leitet das Deutsche Historische Institut in Washington und lehrt Wirtschaftsgeschichte an der Universität Göttingen.

Buchtitel: Der Aufstieg des Geldes - Die Währung der Geschichte

Buchautor: Ferguson, Niall

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.07.2009, Nr. 153 / Seite 12

07 Juli 2009

USA Haeftlingsfolter

Das Spiel mit dem Tod
Das Häftlingsrodeo von Louisiana
Sie werden durch die Luft geschleudert und von riesigen Bullen niedergetrampelt. Der größte Nervenkitzel für die Zuschauer: Die Teilnehmer am Häftlingsrodeo von Louisiana sind völlig wehr- und schutzlos. Sie selbst bezeichnen sich als die letzten Gladiatoren unserer Tage.

Die Gefangenen werden für das Rodeo in alte schwarz-weiß gestreifte Häftlingskleidung gesteckt. Im normalen Strafvollzug wurden diese Uniformen schon in den 50er Jahren abgeschafft. "So wollen die da oben klar machen, dass wir keine Menschen sind, dass wir außerhalb der Gesellschaft stehen," sagt einer der Häftlinge.
Sendetermine

Fr, 29.05.09, 20.15 Uhr

Sa, 30.05.09, 08.15 Uhr

Angola heißt das Staatsgefängnis von Louisiana. Fast 90 Prozent der Insassen sind zu lebenslang verurteilt. Louisiana ist der einzige Bundesstaat der USA, der kein Recht auf Bewährung kennt. In der Regel sterben die Häftlinge auch im Knast. Nach einem Jahr Verhandlungen mit der Gefängnisleitung erhielt das Team der ARD die Drehgenehmigung im größten Hochsicherheitsgefängnis der USA. Hier sitzen mehr als 5.000 Mörder, Vergewaltiger und Drogenhändler ihre Strafe ab.

Teilnehmer am Häftlingsrodeo aus dem Staatsgefängnis in Lousiana

Die Teilnehmer am Häftlingsrodeo aus dem Staatsgefängnis in Lousiana sind völlig wehr-und schutzlos. (Quelle: WDR)

Reporter Thomas Berbner begleitet Häftlinge mit der Kamera auch in ihrem Gefängnisalltag. Zwei Cent pro Stunde gibt es für die Arbeit auf den Feldern der ehemaligen Sklavenplantage. Beim Rodeo können die Gefangenen bis zu 1.000 Dollar pro Wettbewerb gewinnen. An Freiwilligen für die Veranstaltung gibt es keinen Mangel. "Ich habe zweimal lebenslänglich, warum sollte ich nicht mitmachen?", sagt einer der Teilnehmer. Ein begeisterter Zuschauer meint: "Genau darum komme ich, diese Jungs haben absolut nichts zu verlieren, ich würde sogar das Doppelte bezahlen, um das zu sehen."

Die "wildeste Show der Südstaaten" ist bewusst so angelegt, dass die untrainierten Häftlinge kaum eine Chance haben, mit heiler Haut davonzukommen. In Angola kommt es regelmäßig zu schweren Verletzungen.

Die Reportage des Teams aus dem ARD-Studio Washington zeigt, warum die Gefangenen dennoch jedes Jahr an dem fragwürdigen Schauspiel teil nehmen. "Wir tun es für Geld," sagt einer der Häftlinge und fügt hinzu: "Das Rodeo ist für uns so etwas wie ein Tag in Freiheit."

Film von Thomas Bebner

Date Station Title Genre
09/07/2009: 14:45 to 15:30 ARD EINSFESTIVAL Das Spiel mit dem Tod SHOW SPIELE
16/07/2009: 09:45 to 10:30 ARD EINSFESTIVAL Das Spiel mit dem Tod SHOW SPIELE
23/07/2009: 06:15 to 07:00 ARD EINSFESTIVAL Das Spiel mit dem Tod

06 Juli 2009

umsonst telefonieren !!

Marco Di Filippo, Daniel Bachfeld
Kanalgeflüster
Lauschangriff in VoIP-Netzen

Ein Angerufener kann auch ohne das Telefon abzuheben . also schon während es noch klingelt . aufzeichnen, was der Anrufer sagt. Das kann recht peinlich werden, etwa wenn der sich noch schnell über den "dämlichen Kunden" auslässt, den er gerade anrufen will. Mit ein wenig Bastelei kann man das selbst ausprobieren.

Das Early-Media-Merkmal ermöglicht es, Angerufenen bereits während des Aufbaus der Verbindung Audioinformationen zu übermitteln. Es ist eigentlich dafür gedacht, individuelle Besetztzeichen, Ansagen wie "Kein Anschluss unter dieser Nummer", "Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar", aber auch Preisansagen von CallByCall-Anbietern zu senden. Dies hat für den Nutzer den Vorteil, dass ihn diese Informationen nichts kosten . denn allein der Versuch, eine Telefonverbindung aufzubauen, wird üblicherweise nicht berechnet. Der Zähler tickt erst ab dem Moment, zu dem beide Teilnehmer aktiv verbunden werden.
Anzeige

In den meisten Fällen wird Early Media nur in Richtung des Anrufers eingesetzt, jedoch werden auch bereits die Sprachdaten vom Anrufer zur angerufenen Anlage übertragen. Damit kann der Anrufer Sprachbefehle oder MFV-Töne (Mehrfrequenzverfahren) zur Aktivierung von Systemen oder für interaktive Sprachantworten (Interactive Voice Response, IVR) senden. Mit Asterisk kann man diese Daten hörbar machen. So können dann während der Rufphase geäußerte Bemerkungen, etwa zu einem Kollegen über den "dämlichen Kunden, der sich über den Tisch ziehen lässt", aufgezeichnet werden, ohne das Telefon abzuheben. Weitere Informationen zu dieser Schwachstelle sind im Artikel "Vorgespräch" in c't 11/09 auf Seite 166 zu finden.
Aufbau

Für eine Testinstallation benötigt man ein Nutzerkonto bei einem SIP-Anbieter, der ein PSTN/VoIP-Gateway betreibt, das Early Media in beide Richtungen erlaubt, beispielsweise Sipgate. Ein Konto dort ist kostenlos, lässt sich online einrichten und verwalten und man bekommt eine Festnetznummer aus dem eigenen Ortsnetz zugeteilt . auf Wunsch sogar aus einem fremden Ortsnetz. Für Anrufe von Außen fallen keine weitere Telefonkosten an; nur für Gespräche nach Draußen berechnet Sipgate Gebühren.

Für die Installation haben wir Ubuntu 8.10 verwendet. Die Hardwareansprüche von Asterisk selbst sind minimal, sodass es sich ohne Probleme auf einem bereits bestehenden Server parallel betreiben lässt. Um die Schwachstelle in Early Media nachzuvollziehen, benötigt man Asterisk ab Version 1.4.1, da erst seit dieser Version die Funktion "Chanspy" mit der Option "Whisper" zur Verfügung steht. In den Ubuntu-Repositories steht Version 1.4.17 bereit. Für die Installation genügt folglich sudo apt-get install asterisk, alle erforderlichen Bibliotheken und Codecs werden vom Paketmanager nachgeladen. Anschließend startet Asterisk automatisch.

Damit der Asterisk-Server hinter einem NAT-Router aus dem Internet beziehungsweise von Sipgate erreichbar ist, ist eine Forwarding-Regel für den SIP-Port 5060 erforderlich. Da einige DSL-Router wie der W701V der T-Com eigene VoIP-Software enthalten, ist dieser Port bereits belegt und lässt sich auch nicht weiterleiten. In diesem Fall muss man seine SIP-Kommunikation auf einen anderen Port verschieben, beispielsweise Port 5061. Steht der Server zu Hause, ist es zudem sinnvoll, die öffentliche IP-Adresse des Anschlusses einem Domain-Namen eines dynamsichen DNS-Anbieters zuzuordnen, etwa dyndns.org.
Konfiguration

Die folgenden Konfigurationsbeispiele sollen nur das Problem demonstrieren. Sie führen nicht zu einer funktionierenden Telefonanlage mit der man auf normalen Wege Gespräche von Außen entgegennehmen kann. Dreh und Angelpunkt der Asterisk-Konfiguration sind die Dateien /etc/asterisk/sip.conf und /etc/asterisk.extensions.conf. sip.conf regelt alles rund um die Netzwerkkonfiguration und die verwendeten Codecs:

[general]
context=default
allowoverlap=no
bindport=5061
bindaddr=0.0.0.0
srvlookup=yes
qualify=no
disallow=all
allow=ulaw
allow=ilbc
allow=alaw
allow=g729
allow=gsm
allow=slinear
register => Sipgate-ID:Passwort@sipgate.de/Sipgate-ID
externhost=meinedomain.dyndns.org

nat=yes

Die Option bindport ist standardmäßig auf Port 5060 gesetzt. Wenn der DSL-Router mit diesem Port Probleme hat (s.o), muss man ihn wie im Beispiel auf Port 5061 setzen. Mit den Angaben in register meldet sich der Asterisk-Server am Sipgate-Server an. Die Sipgate-ID ist dabei die zugewiesene siebenstellige Nummer und das dazugehörige Passwort (nicht zu verwechseln mit den bei der Anmeldung vergebenen Daten). ID und Passwort sind im Sipgate-Konto des Anbieters einsehbar. Als [externhost] trägt man seine beim dynamischen DNS-Provider angelegte Domain an. Durch das Setzen der Option nat=yes weiß Asterisk, dass auf dem Weg zum SIP-Gateway ein NAT-Router steht.

Zusätzlich enthält sip.conf Angaben zu den Nutzer-Konten, mit denen sich sowohl die Nebenstellen als auch der SIP-Provider an der Asterisk-Anlage anmelden können. Ohne eine Anmeldung des Sipgate-Gateways wären nur abgehende Gespräche möglich. Für abgehende Gespräche muss man ein Gebührenkonto bei Sipgate einrichten und aufladen, andernfalls teilt einem eine Ansage mit, dass dieser Dienst nicht verfügbar ist.

[sipgate]
type=friend
insecure=invite
nat=yes
username=Sipgate-ID
fromuser=Sipgate-ID
fromdomain=sipgate.de
secret=Passwort
host=sipgate.de
qualify=yes
canreinvite=no
dtmfmode=rfc2833
context=default


[100]
type=peer
username=100
secret=test
host=dynamic
disallow=all
allow=ulaw
allow=alaw
dtmfmode=rfc2833
context=default

[200]
type=peer
username=200
secret=test
host=dynamic
disallow=all
allow=ulaw
allow=alaw
dtmfmode=rfc2833
context=default

Nebenstellen

Nun ergänzt man die Datei /etc/asterisk/extensions.conf um folgende Einträge:

[default]
exten => Sipgate-ID,1,Playback(soundfile,noanswer)
exten => Sipgate-ID,2,Congestion
exten => Sipgate-ID,102,Busy

exten => 100,1,Dial(SIP/${EXTEN},60)
exten => 100,2,Congestion
exten => 100,102,Busy

exten => 200,1,Chanspy(all,w)
exten => 200,102,Busy

exten => _X.,1,Set(CALLERID(num)=Sipgate-ID)
exten => _0[1-9].,1,Dial(SIP/${EXTEN}@sipgate)

Diese Konfiguration sorgt dafür, dass ankommende Anrufe auf die Ortsnetznummer an den Asterisk-Server geleitet werden. Da in diesem Beispiel kein normales Telefongespräch geführt werden soll, darf man den Anruf nicht auf herkömmlichem Weg an ein Telefon/Softphone vermitteln. Stattdessen wird er auf die interne Playback-Funktion umgeleitet, sodass der Anrufer die Sounddatei zu hören bekommt. Wichtig ist dabei der Parameter noanswer, der verhindert, dass Asterisk den Anruf vor dem Playback beantwortet und somit eine gebührenpflichtige Verbindung zustande kommt. Mit einer genügend langen Sounddatei hat man ausreichend Spielraum, die Early-Media-Funktion auszuprobieren. Wenn die Spieldauer des Sounds länger als das Timeout der Rufphase ist, wird die Verbindung durch den Netzbetreiber automatisch beendet.

Damit man während der Rufphase das vom Anrufer Gesagte hören kann, wird für die Nebenstelle 200 die Chanspy-Funktion aktiviert. Damit kann sich die Nebenstelle 100 durch Anruf bei der Nebenstelle 200 auf die bestehende VoIP-Verbindung aufschalten und sowohl die Sounddatei als auch den Anrufer hören. Da es beim einem Anruf aufgrund der Konfiguration nirgendwo klingelt, muss der Teilnehmer von dem Anruf wissen, um sich aufzuschalten. Die letzten beiden Einträge der extensions.conf definieren für die Nebenstellen, wie man nicht nur untereinander, sondern auch nach "Draußen" telefonieren kann.

Um die neue Konfiguration wirksam zu machen, kann man den Asterisk-Server mittels sudo /etc/init.d/asterisk restart neu starten oder die Asterisk-Konsole via sudo asterisk -r aufrufen und dort den Befehl reload eingeben. Mit dem Befehl sip debug lässt sich verfolgen, ob eine Verbindung zwischen Gateway und eigenen Server zustande kommt.

Um eine eigene Sounddatei in Asterisk einzubinden, muss man sie zunächst in das .gsm-Format konvertieren. Dazu bietet sich das Audio-Universalwerkzeug sox an, das man in einer Standard-Ubuntu-Installation zunächst mit diversen Codecs nachinstallieren muss: sudo apt-get install sox libsox-fmt-all. Anschließend wandelt sox -V sound.mp3 -r 8000 -c 1 -w sound.gsm eine im MP3-Format vorliegende Datei ins GSM-Format um. Damit Asterisk die neue Datei beim Start respektive beim Einlesen der Konfiguration findet, muss man sie ins Verzeichnis /usr/share/asterisk/sounds verschieben.
Als SIP-Phone haben wir das kostenlose X-Lite unter Windows (Version 3.0) und Linux (Version 2.0) verwendet. Unter Ubuntu muss man vor dem Start des Softphones noch die libstdc++5 nachinstallieren. In die Konfiguration unter System-Settings ist als SIP-Proxy und als Realm der eigene Asterisk-Server mit seiner lokalen IP-Adresse einzutragen. Als Username und Authorization User definiert man den in der sip.conf festgelegten User, also 100 und 200. Gleiches gilt für das Passwort.

Nach der Eingabe der Daten registriert sich X-Lite am Server. Wählt ein externer Anrufer die von Sipgate vergebene Ortsnetznummer, bekommt er die Soundatei zu hören. Wählt man von der internen Nebenstelle 100 die Nebenstelle 200 an, so hat man nach einer kurzen Hinweisansage des Asterisk-Servers "Hörzugriff" auf die Verbindung. Durch die Angabe des Parameters w in der Chanspy-Funktion ist zusätzlich die Whisper-Funktion für diesen Kanal aktiv. Damit kann man nicht nur dem Anrufer zuhören, sondern auch mit ihm sprechen. Prinzipiell lassen sich so kostenlos Telefongespräche führen, deren Länge nur durch das automatische Timeout des Netzbetreibers nach rund zwei Minuten beschränkt sind.
Ausblick

In den AGBs der Netzbetreiber wird in der Regel die Nutzung des Telefonnetzes ohne die Absicht, eine kostenpflichtige Verbindung aufzubauen, ausgeschlossen. Somit bewegt man sich bei derartigen Versuchen zumindest in einer Grauzone. Auch das Abhören von Anrufern kann rechtliche Probleme mit sich bringen. Anrufer sollten sich künftig jedoch überlegen, was sie etwa während des Klingelns oder in einer Warteschleife von sich geben.

Für weitere Asterisk-Experimente, Fragen zur Konfiguration und Details der einzelnen Optionen lohnt es sich, einen Blick in das online verfügbare "Asterisk Buch von Stefan Wintermeyer zu werfen. Vielleicht bekommt man ja nach den ersten Versuchen Appetit, Asterisk als produktive Telefonanlage zu Hause einzusetzen.(dab)

http://www.counterpath.net/X-Lite-Download.html

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It will allow me to see and understand about you better. I also shall tell to you more about myself in the following letter.
I send you the photos. I hope that my letter will not stop you. But if you are not interested in acquaintance to me please inform me,

it is very important for me. I shall wait your letter and your photo with the big impatience. Have good day! Marina!
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