Marcel hat uns darauf hingewiesen, woher der INSM-Slogan Sozial ist, was Arbeit schafft ursprünglich kommt: Slogan aus der Nazizeit von Hitlers Wegbereiter Alfred Hugenberg:
Der Nationalist warb im Februar 1933 in Zeitungsanzeigen für seine Kampffront mit der Parole: “Sozial ist, wer Arbeit schafft.” Diese Ähnlichkeit schlüsselte der Vorsitzende der Geschichtswerkstatt München-Neuhausen, Günther Baumann, in einem taz-Gespräch auf.
Dies wiederum passt doch geradezu hervorragend zu der Neigung des Arbeitgeber- Lagers, das die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ja vertritt, auch heute wieder Zwangsarbeiter auf Staatskosten zu fordern.
Mich überkommt gerade ein gewisser Ekel.
Neoliberalismus ist Faschismus Mai 17th, 2007 by insmwatchblog
Ein Beweis dafür? Vielfach zu finden in der Newsgroup de.soc.arbeitslos. Hier ein sehr schönes Exemplar:
Es ist leider Fakt, daß Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger wiederrum arbeitslosen und die Sozialkassen belastenden Nachwuchs produzieren.
Es gibt mittlerweile ganze Sozialhilfeempfängerdynastien, wo bereits die nächste Generation in die Arbeitslosigkeit hinein geboren wird.
Ein Teufelskreis. Dieser kann nur durchbrochen werden, wenn Arbeitslose, die im Leben keiner geregelten Arbeit nachgehen werden frühzeitig kastriert werden. Wenn die Eier erst mal ab sind, dann können sie vögeln, bis sie schwarz werden, es wird keine neuen Arbeitslosen geben.
Durch die Kastration besonders der jungen Arbeitslosen wird der Teufelskreis “Arbeitslosen/Sozialhilfeempfängerdynastien” durchbrochen und das Problem erübrigt sich in einigen Jahren.
Das ist eine wichtige Vorbeugungsmaßnahme, um eine Heerschar ungebildeter Arbeitsloser erst garnicht entstehen zu lassen.
Also, Eier ab bei notorischen Arbeitslosen und das Problem wird sich in 50 Jahren erübrigt haben. Lieber jetzt ein paar Eunuchen durchfüttern, als ein Millionenheer arbeitsloser Rammler!
Dr. Eierab
P.S. : Selbverständlich müssen auch arbeitslose Weiber sterilisiert werden, damit sie keine arbeitslose Brut auf die Welt bringen können. Die paar Euro für diese Operation spart der Staat sehr schnell ein, wenn arbeitsscheuer Nachwuchs ausbleibt. Diese Arbeit übernimmt mein Kollege Dr. Eier-Stock-Ab.
Von dort ist es zu einem “Steckt sie in Arbeitslager und vergast sie!” nicht mehr weit.
| Chappatte in "International Herald Tribune" | May 23, 2007 | |
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Andreas, Du immer mit Deinen popeligen Konspirativen Wohnungen. Mein Bausparvertrag wird faellig, lass uns ein schnuckeliges konspiratives Haus bauen.
Ich knall dich ab du bloede Sau.
Peer Gynt, Stuetzen der Gesellschaft, Ein Puppenheim (Nora), Gespenster, Ein Volksfeind, Die Wildente, Rosmersholm, Die Frau vom Meer, Hedda Gabler, Baumeister Solness, Klein Eyolf, John Gabriel Borkman, Wenn wir Toten erwachen.
IBSEN, Henrik, norwegischer Dramatiker, * 20.3. 1828 in Skien als Sohn des Kaufmanns Knud I. und seiner Ehefrau Marichen, geb. Altenburg, † 23.5. 1906 in Oslo. - Die ersten sechs Jahre seiner Kindheit verlebte I. in seinem Geburtsort, einer kleinen Handelsstadt an der norwegischen Südküste. Als sein Vater als Grossist Konkurs anmelden mußte, zog die Familie 1835 mit den vier Kindern auf den Hof Venstøp, nördlich von Skien. H.s Mutter versuchte den sozialen Abstieg in ihrer melancholischen Frömmigkeit zu überwinden, während der Vater nun täglich um das materielle Überleben kämpfen mußte. Geprägt von den Folgen der Deklassierung, war I. ein sehr introvertiertes Kind, das sich am liebsten zum Lesen - besonders der Bibel - zurückzog und davon träumte, Maler zu werden. Nach Abschluß der Bürgerschule in Skien kam I. auf eine kleine Privatschule, da der Vater kein Geld für die weiterführende Lateinschule besaß. Anfang der 40er Jahre vermittelte ihm eine dänische Gastspielgruppe die ersten Eindrücke vom Theater. Nach Beendigung der Schule im Frühjahr, wurde I. am 1.10.1843 konfirmiert. Am 3. Januar 1844 trat I., der nun selbst für sich sorgen mußte, seinen Dienst als Apothekerlehrling in Grimstad an. Aus der Liebe zu einem Dienstmädchen ging ein Kind hervor, für das I. 14 Jahre Unterhalt zahlen mußte. Die enge Bürgerlichkeit in Grimstad motivierte ihn aber, sich aus eigenen Kräften den Weg in eine bessere Zukunft zu bahnen. Nach Dienstschluß las er medizinische Examensliteratur und nebenbei Schriftsteller wie Scott, Voltaire und Kierkegaard. Als 20jähriger verfaßte I. seinen ersten dichterischen Versuch, das Drama "Catilina", das 1850 unter dem Pseudonym Brynjolf Bjarme veröffentlicht wurde und die seelischen Spannungen und Widersprüche behandelt. Im selben Jahr ließ sich I. in Christiania, dem heutigen Oslo, nieder, um sich auf sein Examen vorzubereiten. Hier wurde sogleich sein zweites Stück "Das Hünengrab" vom Christiania-Theater aufgeführt. Im Abitur erlangte er im Fach Deutsch "Sehr gut", während er sich in Arithmetik und Griechisch Nachprüfungen zu stellen hatte, die er jedoch nie ablegte. Die Jahre 1851-57 sahen I. als Theaterdichter, Bühnendirektor und Regisseur am norwegischen Nationaltheater in Bergen. Es waren I.s Lehrjahre, denn hier gewann er die Erfahrungen und das Handwerkszeug, die die Grundlage seines späteren Werkes und seines Weltruhms werden sollten. Aus seiner vertraglichen Verpflichtung, Stücke zu verfassen, entstanden "Frau Inger auf Östrot" (1854), "Das Fest auf Solhaug" (1855) und "Olaf Liljekrans" (1856), also die frühen Werke I.s, die von der Kritik völlig abgelehnt wurden. Im Sommer 1857 wechselte er als künstlerischer Leiter ans Norwegische Theater nach Christiania. Am 18. Juni 1858 heiratete er in Bergen Suzannah Thoresen, die theaterbegeisterte, emotionale und weltoffene Tochter eines Domprobstes, die viele seiner Frauengestalten beeinflussen und prägen sollte, und ihm am 23.12. 1859 den Sohn Sigurd gebar. Das 1858 abgeschlossene Stück "Die Helden auf Helgeland" (Nordische Heerfahrt) bezeichnete eine Zäsur in I.s Schaffen. Einerseits wurde diese psychologische Deutung des Nibelungenthemas sein erster Achtungserfolg, und formal war die retrospektive Dramaturgie hier erstmals konsequent durchgeführt. Andererseits geriet der Dichter in eine tiefe Identitätskrise, der er indem Gedichtzyklus "Auf den Höhen" (1859) Ausdruck verlieh. Wie der dänische Theologe Sören Kierkegaard erkannte I., daß alles Ästhetische mit dem Ethischen unvereinbar wäre. In der 1862 vollendeten, von allen Seiten verworfenen "Komödie der Liebe" bezweifelte er die Beständigkeit von Gefühlen, während die 1864 von ihm selbst inszenierten "Kronprätendenten" die Legitimität der Berufung in Frage stellten. Als der Dichter im selben Jahr die finanziellen Mittel für einen Auslandsaufenthalt bewilligt bekam, sollte diese Reise, die ihn über Kopenhagen und Berlin nach Italien führte, der 27 Jahre währende Abschied von Norwegen sein. Wenn I. auch emotional mit seinem Heimatland verbunden blieb, so hatte ihn sein Publikum doch schon zu lange eingeengt, enttäuscht und mißverstanden. Daß er hier im Süden endlich die Luft der Freiheit, die er zum Leben und Arbeiten brauchte, atmete, zeigte sich sogleich an dem dramatischen Gedicht "Brand" (1865): Die konsequente Ethik der Hauptfigur, des Priesters Brand, besiegt alles Ästhetische und Persönliche, scheitert aber ihrerseits am unrealistisch-irrationalen Rigorismus. Mit "Peer Gynt" (1867) erreichte I. die sozialpsychologische Phase in seinem Schaffen und sprengte auch in formaler Hinsicht alle Fesseln des traditionellen Theaters: Der wirtschaftliche Bankrott des Vaters in einer ökonomischen Umbruchszeit bewirkt den ödipalen Komplex des Titelhelden, der als Poet vor der Wirklichkeit flieht und erst durch die den christlichen Liebesgedanken repräsentierende Solvejg den Wunsch nach Umkehr verspürt. Die "Mitte der Ibsenschen Dramenproduktion" (G. E. Rieger) bildete das 1873 erschienene Schauspiel "Kaiser und Galiläer", in dem der Kaiser Julian Apostata an dem Versuch einer Synthese zwischen Antike und Christentum scheitert. Inzwischen nach München übergesiedelt - 1868-75 hatte I. in Dresden gewohnt-, beschrieb er in dem Gegenwartsdrama "Die Stützen der Gesellschaft" (1877) die Bindung einer Gemeinschaft in einer geschichtlichen Übergangsphase an überkommene Konventionen und Traditionen, die jeglichen Fortschritt verhindern. Bezeichnenderweise begann gerade mit diesem Stück I.s Bühnenerfolg in Deutschland. Seinen Weltruhm aber begründete er mit "Ein Puppenheim" (1879), dem in Deutschland unter dem Titel "Nora" bekanntgewordenen Schauspiel, das den Rollenkonflikt und die Emanzipation zum Thema hat. Die Jahre 1880-85 verbrachte die Familie I. in Rom. Hier entstand das Stück "Gespenster" (1881), das einerseits zum Skandal wurde, weil I. tabuisierte Themen wie Syphilis, Euthanasie und Inzest berührte, andererseits aber wie kein anderes Stück den deutschen Naturalismus beeinflußte. Nach "Ein Volksfeind" (1882) schrieb der Dichter das Familiendrama "Die Wildente" (1884), das die darwinistischen Tendenzen der Gesellschaft offenbart. Nach dem Seelendrama "Rosmersholm" (1886) und dem tiefenpsychologischen Stück "Die Frau vom Meere" (1888) behandelt das 1890 abgeschlossene Drama "Hedda Gabler" die Macht der Konventionen und das Scheitern der Selbstverwirklichung. 1891 kehrte I. ins heimatliche Norwegen zurück. In seinen letzten Stücken "Baumeister Solness" (1892), "Klein Eyolf" (1894) und "John Gabriel Borkman" (1896) kehrte I. thematisch zu dem Problem der Spannung zwischen Berufung und sozialer Selbstverwirklichung zurück. Nach dem von ihm selbst so bezeichneten "Epilog", dem Drama "Wenn wir Toten erwachen" (1899), erkrankte I. und starb schließlich nach zwei weiteren Schlaganfällen am 23. Mai 1906 in Oslo. Norwegen ehrte einen seiner größten Söhne, der aber nicht nur im eigenen Land teils mißverstanden, teils verkannt worden war, mit einem Staatsbegräbnis. - I. war der Wegbereiter besonders des deutschen Naturalismus (G. Hauptmann, A. Holz, L. Anzengruber) und der "Ahnvater des modernen Dramas". In formaler Hinsicht war seine analytische Dramaturgie - die gegenwärtige Handlung ist das Ergebnis einer Vorgeschichte, die langsam aufgedeckt wird - bahnbrechend und revolutionär. Aus dem traditionellen historischen Drama entwickelte er das prosaisch-analytische Gegenwartsdrama, die Tragödie der Idee, die am Ende keine fertigen Antworten anbietet, sondern zumeist mit einem Fragezeichen schließt. Für den Zuschauer beginnt das eigentliche Drama erst dann, wenn auf der Bühne der letzte Vorhang gefallen ist. Inhaltlich sprach I. als erster tabuisierte Themen wie die sogenannte soziale Frage, Frauenemanzipation, Darwinismus und die gesellschaftlichen Aporien des Bürgertums an. Das eine große Thema seines Werkes ist der Widerspruch zwischen Ethik und Ästhetik, die Spannung zwischen Wille und Möglichkeit, zwischen individueller Freiheit und den gesellschaftlichen Pflichten und Zwängen. Seine Stücke tragen stets stark autobiographische Züge, sie sind aus einer konkreten geschichtlichen Situation entstanden und erweisen sich immer im Sinne Hegels als Beispiele übergeschichtlicher, sozialpsychologischer Konflikte und Ideen. I.s Gesamtwerk, das sich durch einen bis ins Detail reichenden Symbolismus auszeichnet, weist in seiner Konzentration auf das eine reformatorische Thema - nämlich das entfremdete, unfreie, von äußeren Mächten gefangene Ich - den großen norwegischen Dichter als tief religiösen und genuin christlichen Schriftsteller aus.
Henrik Ibsens Stücke sind klassisch gewordene Modelle solcher Versuchsanordnungen. Das ist der Grund, warum wir sie manchmal als zu "durchsichtig" empfinden. Er scheint uns genau an den Stellen treffen zu wollen, an denen wir - nicht zuletzt durch seine Arbeit - uns inzwischen besonders gut verpanzert haben. Aber vielleicht täuschen wir uns. Vielleicht sollten wir ihn mal wieder lesen, statt ihn uns nur vorspielen zu lassen
Es gibt bei Ibsen immer wieder den Moment, da man nicht weiterlesen kann, weil man ahnt, jetzt kommt noch eine weitere, noch schlimmere Wendung. Gleichzeitig aber liest man die Stücke gerade darum so begeistert, weil sie noch wirklich Dramen sind. Sie sind dramatisch, auf jeder Seite passiert etwas Neues, noch Schrecklicheres, noch Gemeineres. Keine Misere, die nicht noch getoppt werden könnte.
Das ist der Grund, warum Ibsen so viele Gebildete unter seinen Verächtern hat. Sie verachten die Knalleffekte, die Schauder, die er ihnen über die Rücken jagt. Sie lieben, um einen Namen zu nennen, ja sie lieben Tschechow. Bei ihm stehen die Damen und Herren - es sind Gutsbesitzer, Studenten, Rechtsanwälte, Ärzte wie bei Ibsen - scheinbar ruhig auf der Bühne, und das Schreckliche zeigt sich im Zurückhalten eines Nebensatzes, im Vibrieren einer Stimme, in einem beiläufig beginnenden, dann immer schwerer werdenden Schweigen. Das ist wunderschön und tief verstörend, aber es ist kein Argument gegen Ibsens Brutalität. Die Diskretion ist eine Kunst, die Agitation nicht weniger. Ein Autor wird sich für das eine oder das andere entscheiden müssen. Nein, er wird sich nicht entscheiden können. Es wird ihm nur das eine oder das andere zu tun bleiben. Wir glückliche Leser aber müssen uns nicht entscheiden.
Wenn das Ehepaar Rosmer - in "Rosmersholm" aus dem Jahre 1886 -, nachdem es sich zwei Akte lang Gemeinheiten - unterbrochen von wunderbar zarten Sätzen - gesagt hat, am Ende gemeinsam ins Meer geht, um so seinem darin ertrunkenen Sohn zu folgen, dann ist das ganz sicher Melodram, also exakt das, wogegen eine über sich selbst unaufgeklärte Moderne Sturm läuft, aber wer richtig liest, der liest die Hysterie darin, die Entschlossenheit eines Autors, nicht nur an die Grenzen zu gehen, sondern darüber hinaus. Es ist eine Versuchsanordnung, die uns unser Verhalten in einer Schärfe vorführt, wie wir sie im Leben fast nie zu sehen bekommen.
Wir sind die mehr oder weniger teilnehmenden Beobachter seiner Experimente. Ibsen ist kein Realist. Ibsen ist
Physiker. Er jagt seine Figuren durch die Apparate seines Labors. Ehefrau, Kind, Kollege, Freund, Gesinnungsgenossen, Konkurrenten, Gegner - das sind Menschen, die den Helden deutlich machen, was sie tun, es sind aber auch Geräte, die registrieren, was mit Ideen geschieht, wenn die Massen sie ergreifen.
Ibsen stellt, das erfährt überwältigend, wer einfach ein Stück nach dem anderen liest, immer wieder dieselben Fragen. Wer bin Ich? Wie werde ich Ich? Was ist Freiheit? Was Verantwortung? Was Wahrheit? In allen hier gesammelten Stücken geht es darum. Manchmal scheint es so, als wären Wahrheit, Freiheit, Ich ein und dasselbe und als müssten sie sich nur durchsetzen gegen eine vermiefte,
mafiös verklumpte Gesellschaft, dann wieder stellt er sie gegeneinander. Mal ist die Wahrheit auf der Seite des Volkes gegen die
"Stützen der Gesellschaft", dann wieder entpuppt sich das Volk als gewalttätigster Feind der Wahrheit. Man wird beobachten, dass Ibsen in den späteren Stücken ganz ablässt von der Vorstellung, es gäbe eine natürliche Verbindung der freien Entfaltung des Einzelnen und der der Gesellschaft. Aber wer bei der Lektüre von
"Wenn wir Toten erwachen" aus dem Jahre 1900 zurückblickt auf die 1.300 Seiten, der wird sich erinnern, dass schon Peer Gynt erst zum Volksheld wurde, als das Volk ihn für tot hielt.
Lassen wir uns nicht einreden, Ibsen wäre altmodisch. Keine der Fragen, die Ibsen durch immer neue Konstellationen jagte, ist überholt. Über keine von ihnen haben wir heute eine klarere Vorstellung, als Ibsen sie hatte. Es gibt keinen Grund, uns lustig zu machen über ihn. Wenn wir uns mokieren über die großen Fragen, so tun wir das, weil wir uns nicht trauen, sie zu stellen. Aber wir entkommen ihnen nicht. Wir entkommen Ibsen nicht.
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Was wäre, wenn Iran Mexiko eingenommen hätte?
Die Iran-Krise im Zusammenhang sehen
von Noam Chomsky
TomDispatch / ZNet 05.04.2007
Es überrascht nicht, dass George W. Bush die Truppenverstärkung im Irak trotz der eindeutigen Ablehnung durch die AmerikanerInnen und dem noch deutlicheren Widerstand der (vollständig bedeutungslosen) IrakerInnen ankündigte. Diese Ankündigung wurde von ominösen Informationslecks und Stellungsnahmen - aus Washington und Bagdad - begleitet, wie iranische Eingriffe im Irak darauf abzielten, unser Ziel zu verhindern, den Sieg zu erringen. Ein Ziel, das (definitionsgemäss) über alle Zweifel erhaben ist. Darauf folgte eine ernsthafte Diskussion, ob Seriennummern von Bomben am Strassenrand auf eine iranische Herkunft hindeuteten; und falls ja, ob Verbindungen zu den Revolutionären Garden oder sogar einer höheren Instanz dieses Landes vorlägen.
Diese „Diskussion“ liefert ein typisches Beispiel für ein Grundprinzip ausgeklügelter Propaganda. In rohen und brutalen Gesellschaften wird die Parteilinie öffentlich bekannt gemacht und muss befolgt werden. Was du darüber denkst ist dein Bier und nicht allzu wichtig. In Gesellschaften, in denen der Staat nicht mehr die Fähigkeit hat, gewaltsam zu kontrollieren, wird die Parteilinie einfach vorausgesetzt; dann wird eine energische Diskussion innerhalb der Grenzen angeregt, die durch die nicht bekannt gemachte doktrinäre Orthodoxie festgelegt werden. Das rohe System führt natürlich dazu, dass die Leute nicht daran glauben; die ausgeklügelte Variante erzeugt einen Eindruck von Freiheit und Offenheit und eignet sich daher viel besser, die Parteilinie in den Köpfen zu verankern. Sie steht dann ausser Frage, ausserhalb des Denkens, wie die Luft, die wir atmen.
Die Diskussion über iranische Eingriffe im Irak wird allen Ernstes auf der Basis der Idee geführt, dass die Welt den USA gehört. Wir führten zum Beispiel in den 1980er Jahren keine ähnliche Diskussion darüber, ob die USA in das durch die Sowjetunion besetzte Afghanistan eingreifen, und ich bezweifle, dass die Prawda, die wohl die Absurdität der Situation erkannte, sich über diese Tatsache (die offizielle Vertreter der USA und unsere Medien überhaupt nicht zu verschleiern versuchten) grob und ausfällig äusserte. Vielleicht führte damals auch die offizielle Nazi-Presse ernsthafte Diskussionen über die Eingriffe der Alliierten im souveränen Vichy-Frankreich, aber dafür hätten vernünftige Menschen nur Spott übrig gehabt.
Im vorliegenden Fall würde aber nicht einmal der - auffällig abwesende - Spott viel bewirken, denn die Vorwürfe gegen Iran sind Teil eines Trommelfeuers von Ankündigungen, um Unterstützung für eine Eskalation im Irak und einen Angriff auf den Iran, auf „die Ursache des Problems“, zu gewinnen. Die Welt starrt entsetzt auf diese Möglichkeit. Selbst in den sunnitischen Nachbarländern, die keineswegs Freunde des Irans sind, ziehen die Bevölkerungsmehrheiten (wenn sie gefragt werden) einen Iran mit Nuklearwaffen jeder militärischen Aktion gegen dieses Land vor. Laut unseren begrenzten Informationen lehnen grosse Teile der Militärs und der Geheimdienste in den USA einen solchen Angriff ab, so wie die gesamte Welt, mehr noch als bei der Invasion des Iraks durch die Bush-Administration und Tony Blairs Grossbritannien, als ein enormer weltweiter Widerstand herausgefordert wurde.
Der „Iran-Effekt“Die Auswirkungen eines Angriffs auf Iran könnten fürchterlich sein. Immerhin hat bereits die Invasion des Iraks laut einer aktuellen Studie der Terrorismusspezialisten Peter Bergen und Paul Cruickshank über den „Irak-Effekt“, die sich auf Daten der Regierung und der Rand Corporation stützt, zu einem siebenfachen Anstieg des Terrors geführt. Der „Iran-Effekt“ wäre vermutlich viel stärker und würde länger dauern. Der britische Militärhistoriker Corelli Barnett sagt, was viele denken, wenn er davor warnt, „ein Angriff auf Iran würde wirklich den 3. Weltkrieg auslösen“.
Was sind die Pläne der zunehmend verzweifelten Clique, die auf engstirnige Weise die politische Macht in den USA ausübt? Wir können es nicht wissen. Die staatliche Planung wird natürlich im Interesse der „Sicherheit“ geheim gehalten. Ein Blick auf zugänglich gemachte frühere Staatsdokumente unterstützt diese Behauptung - aber nur, wenn wir „Sicherheit“ als Schutz der Bush-Administration vor dem inneren Feind verstehen: vor der Bevölkerung, in deren Namen sie handelt.
Selbst wenn die Clique im Weissen Haus keinen Krieg plant, können die Präsenz von Kriegsschiffen, die Unterstützung von separatistischen Bewegungen und Terrorakten in Iran und weitere Provokationen nebenbei einen Krieg auslösen. Die Resolutionen des Kongresses würden da kaum etwas verhindern. Sie lassen immer Ausnahmen im Namen der „nationalen Sicherheit“ zu, womit Löcher geschaffen werden, die gross genug sind, dass mehrere Flugzeugträger-Kampftruppen bald schon im Persischen Golf sein werden - so lange eine skrupellose Führung die Angst schürt (wie es Condoleezza Rice mit ihrem Gerede von pilzförmigen Wolken über amerikanischen Städten bereits 2002 tat). Und das Aushecken von Zwischenfällen, die einen Angriff „rechtfertigen“ können, ist eine alt bekannte Vorgehensweise. Sogar die schlimmsten Monster spüren die Notwendigkeit solcher Rechtfertigungen und gehen nach diesem Muster vor: Hitlers Verteidigung des unschuldigen Deutschlands 1939 gegen den „wilden Terror“ der Polen, die seine weisen und grosszügigen Friedensvorschläge abgelehnt hatten, ist nur ein Beispiel dafür.
Das wirksamste Hindernis für eine Kriegsentscheidung des Weissen Hauses ist die Art von organisiertem politischem Widerstand der Bevölkerung, der die politische und militärische Führung 1968 so einschüchterte, dass sie zögerte, mehr Truppen nach Vietnam zu schicken - aus Angst, sie gegen den zivilen Ungehorsam einsetzen zu müssen, wie wir aus den Pentagon Papers wissen.
Zweifellos hat Irans Regierung eine harsche Verurteilung verdient, auch für ihre jüngsten Aktionen, welche die Krise verschärft haben. Es ist allerdings nützlich zu fragen, wie wir uns verhalten würden, wenn Iran Mexiko und Kanada eingenommen hätte und besetzt hielte und Vertreter der US-Regierung festnehmen würde, weil sie der iranischen Besetzung (die natürlich „Befreiung“ genannt würde) zuwiderhandeln. Stellen wir uns zudem vor, Iran würde Kriegsschiffe in der Karibik auffahren und glaubhafte Drohungen aussprechen, eine Reihe von Angriffen auf verschiedene - nukleare und andere - Ziele in den USA auszuführen, wenn die US-Regierung nicht sofort alle nuklearen Energieprogramme stoppt (und natürlich sämtliche Atomwaffen abrüstet). Stellen wir uns weiter vor, all dies würde geschehen, nachdem Iran die US-Regierung gestürzt und einen hinterhältigen Tyrannen an die Macht gebracht hätte (wie die USA es 1953 in Iran taten), und später eine russische Invasion der USA unterstützt hätte, der Millionen Menschen zum Opfer fielen (so wie die USA 1980 Saddam Husseins Invasion des Irans unterstützten, die den Tod Hunderttausender IranerInnen herbeiführte, was sich mit Millionen von AmerikanerInnen vergleichen lässt). Würden wir ruhig zuschauen?
Es ist nicht schwer, eine Beobachtung von einem führenden Militärhistoriker in Israel, Martin van Crefeld, zu verstehen. Nachdem die USA den Irak angegriffen hatten, von dem sie wussten, dass er sich nicht verteidigen kann, hielt er fest: „Die Iraner wären verrückt, würden sie nicht versuchen, Atomwaffen zu bauen.“ Selbstverständlich will keine vernünftige Person, dass der Iran (oder irgendein Land) Atomwaffen entwickelt. Eine intelligente Lösung der Krise würde es Iran ermöglichen, im Einklang mit dem Atomwaffensperrvertrag Atomenergie zu entwickeln, aber keine Atomwaffen. Ist eine solche Lösung möglich? Unter einer Bedingung: USA und Iran müssten funktionierende demokratische Gesellschaften sein, in denen die öffentliche Meinung einen starken Einfluss auf die öffentliche Politik hat.
Diese Lösung wird sogar mit überwältigender Mehrheit durch die IranerInnen und die AmerikanerInnen unterstützt, die in Nuklearfragen meistens gleicher Meinung sind. Der iranisch-amerikanische Konsens schliesst die vollständige Abschaffung aller Atomwaffen weltweit mit ein (82% der AmerikanerInnen); falls dies auf Grund des Widerstands der Eliten vorerst nicht umgesetzt werden kann, dann immerhin eine „Zone ohne Atomwaffen im Nahen Osten, der sowohl die islamischen Staaten als auch Israel angehören“ (71% der AmerikanerInnen). 75% der AmerikanerInnen wollen die Beziehungen zu Iran verbessern, statt Gewalt anzudrohen. Kurz gesagt: Falls die öffentliche Meinung einen bedeutenden Einfluss auf die staatliche Politik in den USA und in Iran hätte, läge eine Krisenlösung im Bereich des Möglichen, ebenso wie viel weiterreichende Lösungen für das globale Atomwaffenproblem.
Demokratie verbreiten - zu HauseDiese Fakten zeigen einen möglichen Weg auf, um den offenen Ausbruch der Krise zu verhindern, aus der vielleicht sogar ein 3. Weltkrieg droht. Dieser fürchterlichen Gefahr könnte mit einem bekannten Vorschlag entgegengewirkt werden: Verbreitung der Demokratie - dieses Mal zu Hause, wo es bitter nötig ist. Die Unterstützung der Demokratie zu Hause ist sicher machbar, und selbst wenn wir ein solches Projekt nicht direkt in Iran ausführen können, könnten wir doch handeln, um die Erfolgsaussichten der mutigen Reformer und Oppositionellen zu verbessern, die dieses Ziel anstreben. Unter ihnen gibt es Personen, die bekannt sind (oder sein sollten), wie Saeed Hajjarian, Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi und Akbar Ganji, sowie all jene, die wie üblich unbekannt bleiben, darunter GewerkschaftsaktivistInnen, von denen wir kaum jemals etwas erfahren; zum Beispiel die, die das Iranian Workers Bulletin herausgeben.
Am besten können wir die Aussichten für die Verbreitung der Demokratie in Iran verbessern, wenn wir die staatliche Politik hier drastisch verändern, damit sie die öffentliche Meinung zum Ausdruck bringt. Dazu würde ein Verzicht auf die üblichen Drohungen gehören, die ein Geschenk für die iranischen Hardliner sind und durch die wirklich für die Demokratie engagierten IranerInnen bitter verurteilt werden (im Gegensatz zu den „Unterstützern“, die demokratische Slogans im Westen verbreiten und als grosse „Idealisten“ gelobt werden, obwohl aus ihren Taten bekannt ist, wie sehr sie die Demokratie hassen).
Die Verbreitung der Demokratie in den Vereinigten Staaten könnte noch viel weiterreichende Auswirkungen haben. In Irak würde sofort oder bald ein Zeitplan für den Truppenabzug umgesetzt, in Übereinstimmung mit der überwältigenden Mehrheit der IrakerInnen und einer bedeutenden Mehrheit der AmerikanerInnen. Die Budgetprioritäten des Bundes würden regelrecht umgekehrt. Wo die Ausgaben heute steigen, wie auf Grund zusätzlicher Kredite für die Kriege in Irak und Afghanistan, würden sie drastisch sinken. Wo die Ausgaben stagnieren oder sinken (Gesundheit, Bildung, Berufsbildung, Förderung von nachhaltigem Energieverbrauch und erneuerbaren Energien, Finanzierung der UNO und deren Friedensmissionen, usw.), würden sie stark steigen. Bushs Steuersenkungen für Personen mit 200'000 Dollar Einkommen oder mehr würden unverzüglich rückgängig gemacht. Die USA hätten schon lange ein nationales Gesundheitssystem eingeführt und das privatisierte System abgelehnt, das pro Kopf doppelt so viel kostet wie die Systeme ähnlicher Länder und eines der schlechtesten Ergebnisse in der industriellen Welt hervorbringt. Sie hätten ein Steuersystem abgelehnt, das vielen Personen, die es aufmerksam betrachten, als ein gerade „entgleisender Steuerzug“ erscheint. Die USA hätten das Kyoto-Protokoll zur Reduktion der Kohlenstoffdioxydemissionen ratifiziert und noch stärkere Massnahmen für den Umweltschutz vorangetrieben. Sie würden der UNO die Führerschaft bei der Lösung internationaler Krisen zugestehen, auch in Irak. Immerhin wollte laut Meinungsumfragen bereits kurz nach der Invasion von 2003 eine breite Mehrheit der AmerikanerInnen, dass sich die UNO um die politische Transformation, den wirtschaftlichen Wiederaufbau und die zivile Ordnung dieses Landes kümmert.
Wenn die öffentliche Meinung zählte, würden die USA die in der UNO-Charta formulierten Grenzen der Gewaltanwendung akzeptieren, im Gegensatz zu dem von beiden Parteien geteilten Konsens, dieses Land habe als einziges das Recht, bei - realen oder imaginären - Bedrohungen Gewalt einzusetzen, auch wenn es sich um Gefahren für Märkte und Ressourcen handelt. Die USA (und andere Staaten) würden das Veto des Sicherheitsrats aufgeben und die Mehrheitsmeinung akzeptieren, auch wenn es nicht ihre eigene ist. Die UNO erhielte die Möglichkeit, Waffengeschäfte zu regulieren; die USA würden ihre Waffengeschäfte reduzieren und andere Staaten dazu drängen, dies ebenfalls zu tun, was ein bedeutender Beitrag zur Verminderung von gross angelegter Gewalt auf der ganzen Welt wäre. Beim Umgang mit Terror würden diplomatische und wirtschaftliche Massnahmen im Zentrum stehen, nicht Gewalt, was der Einschätzung der meisten Spezialisten auf dem Gebiet entspricht, aber der heutigen Politik diametral widerspricht.
Zudem unterhielten die USA, wenn die öffentliche Meinung die Politik beeinflussen würde, diplomatische Beziehungen mit Kuba, die den Menschen in beiden Ländern zu Gute kämen (sowie, nebenbei, auch dem Agribusiness, den Energiekonzernen, usw. in den USA), anstatt mit dem Embargo praktisch allein auf der Welt zu stehen (es wird nur durch Israel, die Republik Palau und die Marshallinseln unterstützt). Washington würde den breiten internationalen Konsens zu Gunsten einer Zwei-Staaten-Lösung in Palästina/Israel unterstützen, den es (zusammen mit Israel) seit 30 Jahren - abgesehen von einigen konfusen und vorübergehenden Ausnahmen - blockiert hat, und den es heute in Wort und vor allem in Tat weiterhin blockiert, trotz den verlogenen Behauptungen, auf Diplomatie zu vertrauen. Die USA würden Israel und Palästina in gleichem Ausmass unterstützen und jeweils der Seite die Hilfe entziehen, die sich nicht an den internationalen Konsens hält.
Beweismaterial zu solchen Fragen wird in meinem Buch „Failed States“ besprochen, sowie in „The Foreign Policy Disconnect“ von Benjamin Page (und Marshall Bouton), das auch ausführlich zeigt, dass die öffentliche Meinung zu aussenpolitischen (und vermutlich auch innenpolitischen) Fragen dazu neigt, über längere Zeiträume kohärent und stabil zu sein. Meinungsumfragen müssen mit Vorsicht behandelt werden, aber sie sind sicherlich viel sagend.
Die Verbreitung der Demokratie zu Hause ist keine Lösung für alle Probleme. Sie wäre aber nützlich, um unserem Land zu helfen, ein verantwortungsvoller Akteur auf der internationalen Ebene zu werden (ein „responsible stakeholder“, wie das jeweils bei den Feinden gesagt wird), anstatt in weiten Teilen der Welt gefürchtet und gehasst zu sein. Eine funktionierende Demokratie zu Hause ist nicht nur ein Wert für sich selbst, sondern verspricht reale Möglichkeiten eines konstruktiven Umgangs mit vielen Problemen der Gegenwart, auf internationaler und nationaler Ebene; auch mit den Problemen, die im wahrsten Sinne des Wortes das Überleben der Menschheit bedrohen.
Nett. Bekannt. Nur leider trifft es heute niemanden mehr. Was ist mit Holtzbrink und INSM. Was mit Siemens, Brokat und INSM. Was ist mit Mohn/Bertelsmann.
Die toten Feinde von gestern zu schlagen, ist keine Kunst. Die quicklebendigen von heute anzugreifen, eine Tugend.
Malte, ein Ritterschlag! In einem direkten, und nur indem, Vergleich erscheint die jetzige Post-RAF-Debatte, zynischer als der Typ, der im New Yorker Hafen die Freiheitsstatue aufgestellt hat. (Frei nach George Bernard Shaw)
Bitter. Und umso bitterer, dass man sich mit grosser Wahrscheinlichkeit noch in tausenden weiteren, aehnlich stinkenden Suempfen aalen koennte, verfolgte man die Wege eines Grossteils der heutigen Entscheider aus Politik und Industrie zurueck. Ob in Deutschland oder im Rest der Welt. ..
in malte steckt ja ein kleiner upton sinclair und will raus.
gut das es menschen gibt die solchen themen die rechtlich leider notwendige zurückhaltung angedeihen lassen können.
mir geht beim thema repräsentative plutokratie immer eine jahresproduktion solinger stahlwaren in der tasche auf und zwar nicht zum äpfel schälen.
der einschlägige liebermann ist einfach schon zu abgedroschen um anwendung zu finden.
[ Manueller Trackback ]
…noch ein Kommentar zum Thema “christlich”-demokratisch (von Andreas Malessa):
CDU
Wörtlich: Christlich Demokratische Union. Deutsche Partei, die auf der Grundlage des Evangeliums Politik betreibt. Nämlich Arme nährt, Gefangene besucht, Obdachlose aufnimmt, die Schöpfung bewahrt, Mächtige vom Thron stürzt, dafür Niedrige erhöht, Hungernde beschenkt und Reiche leer ausgehen lässt (Lukas 1,51-53; Matthäus 25,35-36).
[…] ernsthaft zu verabscheuen, schreibt Malte bei Spreeblick. Falls ihrs noch nicht getan habt: LEST ES. Von Batz am 4, 5, 2007 um 18:12 in NetMondo […]
[…] Warum man Helmut Kohl, den Menschen ohne politische und historische Bildung immer noch für den »Zumindest hat er die Einheit gebracht«-Kanzler halten (er soll von diesen Menschen übrigens heute noch Dankesbriefe erhalten, das muss man sich mal vorstellen), fernab jeglicher Parteienpräferenz verabscheuen muss: Die Erfinder von Helmut Kohl. […]
Danke, Malte.
Wer von Euch währe wohl Heute ein Mitglied in der NSDAP - Jeder der eine Karriere im Kopf hat - Aus der Rückschau zu Urteilen ist Flach - aber wer ganz Hoch will braucht etwas im Keller - Eine Laiche - wer die nicht nicht hat ist nicht erpressbar - und schafft es deshalb nie.
Was die intelligent doofen von der RAF noch in der Presse suchen das verstehe wer will - da lese ich eher den Unabomber!
Danke Malte (für einen bewegenden Text und nicht so sehr dafür, dass ich jetzt wieder Tage damit beschäftigt bin, die verlinkten Quellen zu studieren ;o).
@ winfried aus chemnitz
Ach so einfach ist das. Wer was in der Birne hat, war Nazi. Wer dumm ist, war bei der RAF. Welch bestechende Logik, weist sie doch auf ein Denken hin, dass über Jahre hinweg in den Köpfen mancher vermutet, aber nie zu Tage gefördert werden konnte.
Sag mal: Ist das jetzt eigentlich dein Ernst?
Du magst ja Recht haben, dass Menschen so zu Ruhm und Ehre und natürlich Kohle in einer verseuchten Zeit gelangt sind. Aber dafür haben sie Schuld auf sich geladen. Schuld an den schlimmsten Verbrechen die in der Geschichte unserer Menschheit je begangen wurden. Und sie haben Dummheit bewiesen, unendliche Dummheit, weil sie Menschen folgten, die unser Land in einen Krieg führten, der unser Land in Schutt und Asche legte. Mal abgesehen von den vielen Toten.
Und überdies spricht man nicht immer nur davon, dass Menschen “einfach nur Mitglied” waren, sondern dass sie begeistert von einer solch kaputten Politik waren, die sie unsere Freunde und Nachbarn zu Opfern Ihrer eigenen Landsmänner machte.
Bist du dir wirklich sicher, dass du in den Männern die der NSDAP angehörten Intelligenz nachsagen willst? Denn das wäre schade, weil du den Dümmsten unter den Dummen noch im Nachhinein eine Legitimation für Ihre Dummheit liefern würdest.
danke malte. beim quellenlesen sitze ich auch schon die ganze zeit so da wie die dame da oben.
huch. hab mich gerade schon dabei erwischt, wie ich auf winfrieds argumentation eingehen wollte…
@ heidrun
Heh.. wenn ich deine Aussage so lese, dann glaub ich fast, dass man heutzutage verrückt ist, wenn man gegen Argumente, wie die von winfried, angeht. Habe mich im Nachhinein, nachdem ich geposted habe, gefragt ob das überhaupt einen Sinn hat.
Denn die Diskussionen in dieser Richtung verlaufen ja doch immer und immer wieder auf die selbe Art und Weise und enden wie sie begannen. ;-(
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Lieber Winfried aus Chemnitz
Es ist ziemlich traurig anzusehen daß tatsächlich immer mehr Menschen es für aufgeklärt und progressiv halten, die deutsche Erbschuld zu leugnen und unter dem Vorwand der Unvoreingenommenheit oder des Pazifismus ihrem schlecht verhohlenem Antisemitismus frönen. Schließlich haben die ungestraft davongekommenen Eliten der Diktatur die Bundesrepublik wieder aufgebaut. Das macht mich sehr traurig…
Aber “Laiche”,das ist wirklich lustig!
Frau Merkel ist übrigens Kohls politische Ziehtochter.
Ich wusste schon immer, dass Kohl keine gute Erfindung war.
anonym – Frau Merkel hat ihre eigene Herkunft und Vergangenheit, und distanziert sich teilweise auffallend deutlich von Kohl (z.B. Thema Friedensnobelpreis). Sicher hat sie auch ihre Leichen im Keller (wie jeder), aber ich würde sie nicht aufgrund anderer Leute Leichen beurteilen.
Weißt Du, ob es noch mehr zu dem Gerichtsurteil gibt? Also, was da genau drinstand?
Noch schwieriger als die Tatsache, daß Engelmann selbst als IM geführt wurde, finde ich, daß er sich auf Informationen der HVA stützt. Diese hat an anderer Stelle gezielt mit Falschinformationen in die westdeutsche Debatte eingegriffen.
Ich traue Helmut Kohl da jede Schlechtigkeit zu — das hat er sowohl in der Flick-Affäre als auch in der Spendenaffäre bewiesen. Es wäre aber gut zu wissen, welche Informationen vertrauenswürdig sind und welche nicht.
Insofern würde mich der Inhalt des Gerichtsurteils sehr interessieren.
@12 Thor
Was du für traurig hältst ist gar nicht traurig. Denn ich kann nichts leugnen was es nicht gibt - “Die” “Erbschuld” - Schulden sind immer Einlösbar sonst sind es keine Schulden!
Im Gegenteil - Schuld generiert nichts Gutes sondern dessen Gegenteil.
Was du als Vorwand unterstellst - Pazifismus - ist eine Unterstellung Deinerseits - ich wette das du Pazifismus nicht in deinem Herzen trägst!
Ich lasse mir auch keinen Kunstwörtlichen Antisemitismus vorwerfen von Leuten die die Augen kneifen wenn sie Denken könnten - im Gegenteil der Vorwurf trifft ist eine Meinungstotmache - das machen die kleinen linken Faschisti als auch gut bezahlte Schreibheinis - ich weis was Meinungsfreiheit ist - du schwätzt darüber - du hast Angst das die Leute Silvio Gesell verstehen - du fürchtest Dich vor der Tatsache!
Deine Nonsenbehauptung das die Eliten im Auftrag der Amerikaner das Land wieder aufgebaut haben - ist Richtig - im Osten waren es die Blöden - war auch nicht Besser.
Lieber Thor von Nirgendwo - wenn ich ich Dich als eine geistige Laiche
betrachte - dann gebe ich dir sogar noch Gelegenheit über das Fehlerchen zu lachen - na und - dafür stimmt der Inhalt von Blog - die Klugen merken das - wer Inhaltslose Steine wirft - ist für mich der Depp und nicht der - der Rechtschreibfehler macht - da gibt es Leute die sind sogar Legastiniker - sind übrigens oft besonders Kreativ.
Du kannst deinem Schuldkult frönen - nachdem die christlich Jüdische - Erbsünde gerade vergessen wurde - Das aber die Opfer gerade zu Tätern werden - vor unseren Augen - wirst du sicherlich Leugnen.
Ich werde meinem Kind keine Schuld aufladen - mag ich dann in deinen Auge ein schlechter Vater sein. Ach Gottchen nee’!
MalteMalteMalteMalte!
@ 9 Patrick
Wer was in der Birne hat und in schlechten Systemen hoch will - der wird immer dabei schmutzig - ja - das ist keine Theorie - das ist Praxis!
War auch in der DDR so - und wenn die Taschen dann schon voller Dreck sind - das ist die Leiche - dann machen die Leute weiter -so ist das!
Ja die Intelligenz waren die Wähler von Herrn H - ganz besonders - denn es geht nicht um Intelligenz sondern um Egoismus - man erinnere an die Ärzteschaft.
Die Dialektiker waren übrigens immer die Schlimmsten.
Ich verteidige nicht die Masse der Mitläufer und Ignoranten - aber schön wenn man glaubt der moralisch Richtige zu sein wenn man nur Moralisiert.
Ich weis wie viele mich einst Verraten haben - ich habe seit dieser Zeit keine Illusionen dazu mehr. Täusche dich nicht zu sehr!
Außerdem gibt es zu diesem Thema gute Soziologische Experimente - !
“Wer was in der Birne hat und in schlechten Systemen hoch will - der wird immer dabei schmutzig - ja - das ist keine Theorie - das ist Praxis!”
Diese pauschalisierte Aussage halte ich für Blödsinn, weil du damit zum Ausdruck bringst, dass nur Dumme Menschen noch Moral im Auge behalten, was ich für Blödsinn halte.
“Wer was in der Birne hat und in schlechten Systemen hoch will - der wird immer dabei schmutzig - ja - das ist keine Theorie - das ist Praxis!”
Ja, es stimmt. Menschen, die zum Mitläufer geboren sind, vielleicht - vielleicht aber auch nicht - etwas in der Birne haben und Karriere machen wollen, dazu noch ein bißchen skrupellos sind, ziehen immer mit. Aber lass dir eins gesagt sein:
Man muss nicht intelligent sein um den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Im Gegenteil, das ist der Weg der Blinden und der Tauben (im übertragenen und nicht im wörtlichen Sinne).
Auf den restlichen Unsinn geh ich erst gar nicht ein.
“Auf den restlichen Unsinn geh’ ich erst gar nicht ein.”
Ich kann der Argumentation Winfrieds inhaltlich gar nicht folgen. Es ist mir egal, als wie inhaltsleer diese Kritik bewertet wird, aber der Text ist so kaum noch zu erfassen.
Danke, Malte, für die Hintergrundinformationen. Ich wurde in die “Ära Kohl” hineingeboren, hatte aber selbst 1998 als Elfjähriger noch kein politisches Interesse entwickelt. Ohne Texte wie diese würde ich mich vermutlich noch seltener mit solchen Themen auseinandersetzen.
@ 20 Patrick
” … zum Mitläufer geboren” - so so - du bist wohl ein Auserwählter?
Das glauben übrigens fast Alle!
Wer nicht “Eingehen will” der kann es vielleicht auch gar nicht - Du gehörst somit zur Mehrheit der Ignoranten - der perfekte Mitläufer also!
Ende!
winfried, das hat mit Auserwählter nichts zu tun. Denn man kann sein Leben selbst in die Hand nehmen. Aber mitlaufen, immer nur Anschluss suchen und machen was auf keinen Widerstand stößt ist die einfachste der menschlichen Fähigkeiten, die wir bereits bei unserer Geburt mit uns bringen.
Und ich gehöre eben gerade nicht zu den Ignoranten. DU bist ignorant, weil du ernsthaft als Verteidiger von Mördern auftrittst, als Verteidiger für Mörder - ob sie nun selbst an der Waffe standen, oder ob sie durch ihr Reden und ihr Geld unterstützend gewirkt haben, spielt doch wirklich keine Rolle. Sie sind Mörder, weil die Politik, die Menschen, die sie unterstützt haben Hunderttausende von Menschen auf dem Gewissen haben. Aber klar, nachdem Hitler weg vom Fenster war, waren all diese Menschen rehabilitiert. Sie haben ja nur, weil sie Angst hatten.
Weil es Feiglinge waren. Feige sein ist aber nicht intelligent. Denn nicht wer feige ist, ist intelligent, genau wie nicht jeder der mutig ist dumm ist, sondern dumm ist wer Dummes tut. Sie waren es die Dummes taten. Und du verteidigst sie.
Als der Außenminister Fischer einmal seine Leiche vergaß - zeigte die Bildzeitung ein getürktes Bild - Fischer mit Schlagstock - die zogen das dann ein Paar Tage später zurück - die “Pazifistenpartei” führte Deutschland anschließend in einen Angriffskrieg!
So brauchte man die echten Bilder nicht verbrennen!
Die Politiker die ganz hoch kommen - haben die Leichen im Keller sonst kommen sie nicht ganz hoch - die Amerikaner haben das nach dem Krieg mit den “Altnazis” vorgeführt.
Deshalb werden wir einen Bundeskanzler nie selbst wählen!
Wer nicht merkt das die Leute andere Interessen vertreten und nicht die des Landes - dem ist auch nicht mehr zu helfen.
In wenigen Fällen sind die Leichen dann sogar noch Falsch - man denke an den “schwulen” General.
@ stralau
genaueres zum gerichtsurteil sollte sich in späteren auflagen des buches “großes verdienstkreuz” finden. nagel mich da bitte nicht fest.
### Denn man kann sein Leben selbst in die Hand nehmen.###
Zu einem kleineren Teil als du denkst aber im Prinzip gehe ich da mit.
###ist die einfachste der menschlichen Fähigkeiten, die wir bereits bei unserer Geburt mit uns bringen.###
Stimmt und ist Effektiv.
###Und ich gehöre eben gerade nicht zu den Ignoranten.###
Ich auch nicht!
###weil du ernsthaft als Verteidiger von Mördern auftrittst, als Verteidiger für Mörder - ob sie nun selbst an der Waffe standen, oder ob sie durch ihr Reden und ihr Geld unterstützend gewirkt haben, spielt doch wirklich keine Rolle.###
Ich verteidige keine Mörder - bitte belege das oder nimm es zurück - mich interessieren die Ursachen - also wie funktioniert das Spiel das aus meist friedlichen Menschen Mördern macht. Da gibt es nicht die Guten und die Schlechten oder die Dummen und die Schlauen. Ich will nicht das wir uns schmierig Überheben um dann zu spät zu bemerken das man gerade zu einem Mörder geworden ist. Es geht auch nicht nur um Feiglinge sondern um die - die solche Quasi Herstellen - die Ursache ist die Angst und die Angst ist die Quelle des Bösen - Wer Dir Angst macht ist Böse - eine starke Verkürzung aber nicht ganz Unwahr.
Es spielt aber eine große Rolle - das Geld - Herr H wurde massiv unterstützt aus dem Ausland - von seinen eigenen Leuten.
###Sie sind Mörder, weil die Politik, die Menschen, die sie unterstützt haben Hunderttausende von Menschen auf dem Gewissen haben.###
Ja doch aber man betrachte bitte auch das System!
###Aber klar, nachdem Hitler weg vom Fenster war, waren all diese Menschen rehabilitiert.###
Ja doch - weil es so gewollt war von den Besatzern.
###Sie haben ja nur, weil sie Angst hatten.###
Da hatten sie auch Recht - ich weis im Gegensatz zu Dir wie es sich anfühlt wenn der Staat dich durch den Wolf dreht - ich kenne die Diktatur - ich rede nicht aus dem Kopf.
###Weil es Feiglinge waren. Feige sein ist aber nicht intelligent.###
Oh welch gewagtes Wort - glaubst Du wirklich das eine Frau Merkel eine Systemkritikerin in der DDR war? Du kamst einfach nie zum Studium - so einfach war das - Punkt!
###Denn nicht wer feige ist, ist intelligent, genau wie nicht jeder der mutig ist dumm ist, sondern dumm ist wer Dummes tut. Sie waren es die Dummes taten.###
Feige Menschen können Dumm sein oder Inteligent.
Mutige können Intelligent sein aber meist nicht in dem Moment wo sie ihren Mut beweisen. Ich schätze aber den Mut - der hat viel mit meinem Leben zu tun!
###Und du verteidigst sie.###
Nein mach ich nicht denn es waren immer meine schärfsten Feinde aber ich wehre mich gegen moralisierende Überheblichkeit. Wer ist auf die Straße gegangen weil unsere Freunde - Morden - Foltern - Konzentrationslager bauen - die paar Leute - in einer Zeit wo es fast nichts kostet!
Neologismen, wie sie einem nur Samstagmorgen einfallenWorte, wie man sie am Samstagmorgen schön beim Kaffee hören darf:Assoziationskettenmassaker
Seit ich den Post gestern gelesen habe, grübele ich, wie ich ihn kommentieren soll. Wie verpacke ich den Apllaus für die (von mir nicht überprüfte, muss man ja sagen) Zusammenfassung? Wie die Übelkeit darüber, dass es mir auch ohne diese Zusammenfassung doch schon klar war und ist? Den Zynismus, der dem dem Revoluzzer sagt: ändert eh nix, an der Macht sind immer die gleichen, mit den gleichen Methoden, mit den gleichen Zielen? Die Hoffnung, weil nicht alle nur blind folgen, die Vergangenheit ruhen lassen, das Vergessen nahezu zur Disziplin erheben?
Ach, fuck: Danke, Malte.
gehaltserhöhung für malte, jetzt!
Das Thema ist schon recht alt. Gibt es einen Bezug zur Gegenwart?
Alte Nazis werden von führenden Politikern in Widerstandskämpfer umgelogen.
Rechte Schulungszentren werden toleriert.
Das Erbe der 68er wird von bestimmten Politikerkreisen massiv bekämpft.
Die Rechte der Bürger werden unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung ausgehöhlt.
Pro Tag verhungern vier Mal so viele Menschen, wie es Opfer des Terrorismus im Jahr gibt (Irak eingeschlossen, sonst wären es zwanzig Mal so viele Menschen).
Geschichtsklitterung wird durch Klagen mit der Begründung von Persönlichkeitsrechten erleichtert.
Durch Hartz IV und Ein-Euro-Jobber gibt es wieder moderne Sklaven - entstanden auf Druck der gleichen Kreise, die sich vor geraumer Zeit an Zwangsarbeitern bedient haben.
Deutsche Soldaten ziehen wieder in den Krieg.
Aber das ist nur eine düstere Illusion. In Wirklichkeit haben wir ein JobWunder, WirtschaftsWunder, SommerMärchen, die Sonne scheint und Angela versteht sich blendend mit George.
ich schließe mich vielen an, danke Malte.
Ich denke, jeder zieht seine eigenen Lehren aus dem Text.
Die spannende Frage wäre allerdings, ob man Macht auch anders, nicht schmutzig erhalten kann, viel Macht, meine ich.
Ich denke nein.
“### Denn man kann sein Leben selbst in die Hand nehmen.###
Zu einem kleineren Teil als du denkst aber im Prinzip gehe ich da mit.”
Nee, das siehst du falsch. ICH weiß ganz gut, wo die Stolperfallen liegen, auf die man selbst keinen Einfluß hat. Ich habe all zu viele davon übersehen und bin drüber gefallen. Und habe auf vieles den Einfluß verloren. Und trotzdem bin ich der Meinung, dass man die grundsätzliche Richtung selbst festlegen kann.
Und zumindest kann ich von mir behaupten, nie blind hinter den falschen Menschen aus den falschen Motiven her gerannt zu sein.
“###ist die einfachste der menschlichen Fähigkeiten, die wir bereits bei unserer Geburt mit uns bringen.###
Stimmt und ist Effektiv.”
Da widerspreche ich gar nicht. Sie ist zu Teilen sogar notwendig (denn sie ist dafür verantwortlich, dass wir erst einmal Mitläufer unserer Eltern sind, was mangels eigener Erfahrungen, eigener Meinung, Verbalisierungsmöglichkeiten und Behauptungsmöglichkeit sicherlich erst mal richtig ist). Aber ich denke nicht, dass Intelligenz dazu gehört.
“###weil du ernsthaft als Verteidiger von Mördern auftrittst, als Verteidiger für Mörder - ob sie nun selbst an der Waffe standen, oder ob sie durch ihr Reden und ihr Geld unterstützend gewirkt haben, spielt doch wirklich keine Rolle.###
Ich verteidige keine Mörder - bitte belege das oder nimm es zurück - mich interessieren die Ursachen - also wie funktioniert das Spiel das aus meist friedlichen Menschen Mördern macht.”
Nun, wie soll ich deine ganze Argumentation bitte sonst verstehen?
Ja, mich interessiert die Frage, warum friedliche Menschen zu Mördern werden auch. Aber deine ganze Argumentation läuft auf etwas anderes raus. Nämlich, dass du den Menschen, die an und für sich nur Opfer ihrer Instinkte sind, eine Intelligenz zu sprichst, die ihnen nicht gerecht wird. Und Motive zum Mörder zu werden, gibt es viele. Da wäre der Überlebensinstinkt, der sicherlich auf die Nazi-Mitläufer zutrifft. Aber wie gesagt, es ist nur ein Instinkt und hat mit Intelligenz nichts zu tun. Da wäre der Instinkt sich gegen Unterdrückung zur Wehr zu setzen, oder für seine Rechte einzutreten, der aber nur bei wenigen Menschen wirklich vorhanden und ausgeprägt ist. Solche Instinkte machen auch nicht intelligent, begründen dann aber die andere Seite. Den Widerstand. Die Wenigen die nicht mit rannten. Intelligent sind diese Menschen aber deshalb, weil sie wissen und wussten, dass Massenmord nicht richtig, nicht unterstützenswert ist.
“Da gibt es nicht die Guten und die Schlechten oder die Dummen und die Schlauen.”
Ja, das stimmt. Aber genau das versuchst du mir doch vorzumachen. Deine Worte sagen mir: Die von der RAF waren dumm und die Nazi-Mitläufer schlau. Yuchhee, wir haben den Stein der Weisen gefunden!
“Ich will nicht das wir uns schmierig Überheben um dann zu spät zu bemerken das man gerade zu einem Mörder geworden ist. Es geht auch nicht nur um Feiglinge sondern um die - die solche Quasi Herstellen - die Ursache ist die Angst und die Angst ist die Quelle des Bösen - Wer Dir Angst macht ist Böse - eine starke Verkürzung aber nicht ganz Unwahr.”
Soweit stimme ich dir zu.
“###Sie sind Mörder, weil die Politik, die Menschen, die sie unterstützt haben Hunderttausende von Menschen auf dem Gewissen haben.###
Ja doch aber man betrachte bitte auch das System!”
Nein, das betrachte man nicht. Denn es macht es nicht besser!
Natürlich erklärt es das Verhalten. Ich erkläre auch nicht, dass ich es nicht nachvollziehen kann. Aber ich behaupte, dass es das falsche Verhalten ist.
Geradezu bestialisch, weil von Urinstinkten geprägt, statt sich mit unserer Aufgeklärtheit, unserem Vorsprung vor den Tieren, dem Falschen entgegen zu stellen und den Widerstand zu bilden. Es ist wie bei der RAF. Ich bin in den letzten Wochen immer als einer aufgetreten, der versuchte die Menschen davon zu überzeugen, dass die Taten der RAF in gewisser Weise verständlich waren. Und trotzdem rechtfertige ich ihre Taten nicht, weil sie trotz eventueller guter Motive nicht richtig sind. Egal, in welchem System.
“###Aber klar, nachdem Hitler weg vom Fenster war, waren all diese Menschen rehabilitiert.###
Ja doch - weil es so gewollt war von den Besatzern.”
Klar, aber ändert nichts an der Tatsache, dass genau diese Situation falsch war.
Es führte dazu, dass auch Menschen in Amt und Würde gelangten, die nicht nur mit rannten, sondern auch begeistert von dem Schmach waren. Und genau diese Frage stellt sich nämlich für alle so genannten Mitläufer: Waren sie wirklich nur Mitläufer oder gefiel ihnen das System? Wobei es hier trotzdem um moralische Aspekte und nicht um Intelligenz geht.
“###Sie haben ja nur, weil sie Angst hatten.###
Da hatten sie auch Recht - ich weis im Gegensatz zu Dir wie es sich anfühlt wenn der Staat dich durch den Wolf dreht - ich kenne die Diktatur - ich rede nicht aus dem Kopf.”
Es tut mir leid für dich, wenn du die Erfahrung gemacht hast. Aber es ändert nichts. Ich habe in meinem Leben auch oft genug Erfahrung mit Menschen gemacht, die mir nicht wohlgesonnen waren, habe Prügel eingesteckt und fortwährendes Mobbing. Und trotzdem lief ich nicht zu diesen Menschen über und trotzdem bediente ich mich nicht plötzlich ihrer Methoden um genauso zu werden wie sie.
Weil es falsch ist und man auch wenn man Angst hat - und die hatte ich mehr als genug - man immer noch die Wahl hat.
“###Weil es Feiglinge waren. Feige sein ist aber nicht intelligent.###
Oh welch gewagtes Wort - glaubst Du wirklich das eine Frau Merkel eine Systemkritikerin in der DDR war? Du kamst einfach nie zum Studium - so einfach war das - Punkt!”
Na und? Dann kam man halt nicht zum Studium. Oder man hat es sich erkämpft,
aber man kann wenigstens noch in den Spiegel blicken! Davon abgesehen ist es noch was anderes, ob man sich einfach passiv verhält, oder ob man sich begeistert der Stasi anschließt. Ob man sich zum Werkzeug einer Diktatur umbiegen lässt und Todesurteile für ein Regime spricht, oder sich einfach nur unauffällig verhält und hoffend wartet, bis es vorüber ist. Letzteres ist nicht weniger feige, aber zumindest spricht es für die Moral dieser Menschen.
###Denn nicht wer feige ist, ist intelligent, genau wie nicht jeder der mutig ist dumm ist, sondern dumm ist wer Dummes tut. Sie waren es die Dummes taten.###
Feige Menschen können Dumm sein oder Inteligent.
Mutige können Intelligent sein aber meist nicht in dem Moment wo sie ihren Mut beweisen. Ich schätze aber den Mut - der hat viel mit meinem Leben zu tun!
“###Und du verteidigst sie.###
Nein mach ich nicht denn es waren immer meine schärfsten Feinde aber ich wehre mich gegen moralisierende Überheblichkeit. Wer ist auf die Straße gegangen weil unsere Freunde - Morden - Foltern - Konzentrationslager bauen - die paar Leute - in einer Zeit wo es fast nichts kostet!”
Es kommt aber so rüber. Und ich bin auch nicht moralisierend überheblich. Ich klage die Mitläufer nicht einmal an, aber mir entgeht jeglicher Respekt an ihnen. Ich kann keinen Respekt für sie aufbringen, weil sie ihn sich nicht verdient haben! Sie verdienen es nicht, weil sie sich haben Instrumentalisieren lassen. Anklagen tu ich aber die, die mir daher kommen mit irgendwelchen Argumenten, die diese Menschen plötzlich im positiven Licht stehen lässt. Nicht, dass sie feige waren. Nein, sie sollen auch noch intelligent gewesen sein. Oder sogar entschiedene Gegner! Und *das* ist inakzeptabel.
@ Patrick
Ich glaube Dir menschlich gesehen aber das Du nicht verstehen kannst das es es eine Logik dafür gibt die nur aus dem Geldwesen selbst verstanden werden kann
und der Rest eine übliche Routine ist. Wir sind nicht gefeit dagegen und das Spiel läuft nach dem gleichen Muster. Weg von der Moral und hin zum Systemblick - passt zu Spreeblick.
Sehr anregender und gut geschriebener Artikel, der keinen Zweifel an Kohls niederträchtiger Art lässt, die aber auch schon zu Regierungszeiten weithin bekannt waren, trotzdem ist er ja bekanntlich immer wieder gewählt worden.
Die Deutschen wählen sich halt immer den/die KanzlerIn, den sie verdienen!
Wie steht es eigentlich mit der Integrität der derzeitigen führenden PolitikerInnen? Die Nazizeit ist ja nun schon ein wenig rum, auch wenn die guten alten RAFler sie dankenswerter Weise immer mal wieder aufwärmen helfen, nicht zu vergessen Guido Knopp mit seinen enervierenden Dritte Reich-Dokus.
[…] Spreeblick: Die Erfinder von Helmut Kohl An astonishingly well researched and informative article on Spreeblick. Wow. Who could have suspected that anyone else still knows of Engelmann. (tags: weblog spreeblick kohl politics) […]
[…] muss sich heute mit größen wie Helmut Kohl messen, auch wenn jener in seinen jungen Jahren von einschlägigen Nazigrößen protegiert wurde, die ja bekanntlich ganz klitzeklitzekleine haben, auch wenn sie heute Tarnkappen und andere […]
Mich wundert immer, daß sich Leute wundern, daß man auch vor Xing schon Netzwerke aufzubauen in der Lage war. Hättet Ihr gern Politiker, die ganz und gar beziehungslos durch den Reinraum schweben, damit Ihr ihnen einwandfreie Moralzeugnisse ausstellen könnt?
Es ist die Bürde eines jeden Menschen, daß er schuldhaft in seine eigene Vergangenheit verstrickt ist. Auf uns selbst bezogen streiten wir das ja gern ab, aber mit Blick auf “die da oben” führen wir diese triviale Erkenntnis gern als schönste Standarte unserer Entrüstungskultur ins Feld.
daniel, hier gehts gar nicht um “netzwerke” an sich, hier gehts um menschen, für die eine nazi-vergangenheit und millionen, die durch sklavenhaltung verdient wurden, nur ein kleiner fauxpas sind.
ich würde mir sicher von einigen leuten helfen lassen, wenn ich eine karriere im auge hätte, das ist ja auch normal, aber von solchen menschen sollte man mit einem halbwegs gesunden moralverständnis doch abstand nehmen. ein sex- oder ikea-skandal kann einen politiker schon mal zu fall bringen, da wird die moralische vorbildfunktion gerne mal strapaziert.
der artikel hat mich persönlich auch dazu gebracht, mich über mich selbst zu schämen, soviel zur entrüstungskultur.
“Mich wundert immer, daß sich Leute wundern, daß man auch vor Xing schon Netzwerke aufzubauen in der Lage war.”
Es wundert sich garniemand darüber, dass Netzwerke schon aufgebaut werden konnten, bevor es Xing gab. Bitte noch einmal lesen, was hier so geschrieben wurde.
“Hättet Ihr gern Politiker, die ganz und gar beziehungslos durch den Reinraum schweben, damit Ihr ihnen einwandfreie Moralzeugnisse ausstellen könnt?”
Nein.
“Es ist die Bürde eines jeden Menschen, daß er schuldhaft in seine eigene Vergangenheit verstrickt ist. Auf uns selbst bezogen streiten wir das ja gern ab, aber mit Blick auf “die da oben” führen wir diese triviale Erkenntnis gern als schönste Standarte unserer Entrüstungskultur ins Feld.”
Nee, wir streiten nichts auf uns selbst bezogen ab. Natürlich nutze ich Netzwerke, wenn es mir möglich ist, zu meinen eigenen Zwecken. Daran an sich finde ich auch nichts verwerfliches. Verwerflich ist aber wenn man dabei entweder seine eigenen Moralvorstellungen aufgibt oder aber die Netzwerke nutzt um allgemein gültige Moralvorstellungen über Bord zu werfen, mit Füßen zu treten und zu ignorieren.
Davon abgesehen ist der Blick auf “die da oben” durchaus gerechtfertigt. Schließlich haben die Menschen da oben nicht nur eine besondere Pflicht, sondern auch besondere Privilegien, die ihnen zuteil werden, weil wir ihnen das Recht dazu durch unsere Wahlen eingeräumt haben. Sie sind, was sie sind, weil wir sie dahin gewählt haben. Also haben sie, verdammt noch mal, auch Werte und Moralvorstellungen zu vertreten, die für die, die sie gewählt haben, akzeptabel sind. Tun sie das nicht, ist es unser gutes Recht das anzuprangern. Und zum Teufel mit all dem menschlichen Verständnis. Wenn ich für Politiker menschliches Verständnis aufbringen muss, statt zu erwarten, dass Sie einfach machen wofür ich sie gewählt habe, wofür ich sie (durch meine Steuern) bezahle, dann sollten wir vielleicht darüber nachdenken ob wir mit der Volksvertreter-Nummer wirklich richtig fahren, oder ob wir unsere Demokratie nicht anders realisieren sollten.
Vorgestern ist auf dieser Seite der Kommentar "Nachrichten von gestern" zu den Stasi-Vorwürfen der Welt gegen Günter Wallraff erschienen. Darin heißt es, dass die Stasi "Dokumente über die Nazi-Vergangenheit von Westpolitikern fälschte - berühmt wurde etwa die Legende, dass Heinrich Lübke KZs entworfen hatte". Das ist so nicht richtig. Die Stasi hat zwar in der Tat versucht, belastende Dokumente gegen Lübke zu lancieren - doch es ist keineswegs eine Legende, dass Lübke am Bau von KZs beteiligt war.
Lübke war Bauleiter in Peenemünde, wo die Nazis unter anderem verschleppte Arbeiter aus dem Osten und KZ-Häftlinge zwangen, unter unmenschlichen Bedingungen an der Produktion der V2-Rakete mitzuwirken. Heinrich Lübke arbeitete als oberster Bauleiter in Peenemünde und verantwortete von 1943 bis 1945 den Einsatz von KZ-Häftlingen. Außerdem wurden unter seiner Leitung in Neu-Stassfurt Baracken errichtet, in denen später KZ-Gefangene lebten. Daher stammt der Begriff vom KZ-Bauleiter Lübke. Exakt nachgewiesen hat all dies der Historiker Jens-Christian Wagner 2001 in dem Buch "Produktion des Todes - Das KZ Mittelbau-Dora".
Die Stasi versuchte in den 60ern mit dem Material aus Neu-Stassfurt eine Kampagne gegen den CDU-Politiker anzuzetteln, der damals Bundespräsident im Staat des Klassenfeindes war. Weil in den Akten von KZ nicht die Rede war, fälschte die Stasi zwei Aktendeckel, schrieb "Konzentrationslager" darauf, damit auch begriffsstutzige Westjournalisten merkten, worum es ging.
Als der Schwindel ruchbar wurde, brach die Kampagne zusammen. Damals entstand offenbar die Version, dass die Stasi Lübke fälschlicherweise eine Nazivergangenheit angedichtet hatte. Die Stasi hatte echte Dokumente gefakt - und damit das Gerücht befördert, dass Lübke Opfer kommunistischer Machenschaften geworden war.
Diese Geschichte zeigt, wie die Stasi versuchte, Journalisten im Westen zu instrumentalisieren - und wie ineffektiv sie dabei war. Vor allem aber zeigt sie, wie schwer es im konkreten Fall sein konnte, die Wahrheit über die Nazizeit zu ergründen, die zu einem ideologischen Kampfinstrument im Kalten Krieg geworden war.
In deutschen Zeitungen wird der Begriff "KZ-Baumeister Lübke" heute manchmal in Anführungsstrichen gesetzt, offenbar um Distanz zu dem Versuch der DDR zu markieren, Lübke zu denunzieren. Doch die amateurhafte Stasi-Fälschung ist nur die Randepisode: Die Hauptgeschichte handelt von der Kontinuität der NS-Eliten in der Bundesrepublik nach 1945. SR