Staatsterror in der jungen Welt
»Gladio« und die Strategie der Spannung
»Gladio« (italienisch für »Schwert«) ist der Name einer paramilitärischen Geheimtruppe der NATO, der CIA und des britischen MI6, die während des Kalten Krieges gegründet wurde. Im Fall einer sowjetischen Invasion Westeuropas sollten sogenannte Stay-Behind-Gruppen den Guerillakampf organisieren und Sabotageakte durchführen. Während die Sowjetunion keinen Anlaß lieferte, wurden einige der antikommunistischen Untergrundkämpfer trotzdem in Westeuropa aktiv. Im Zuge der Aufdeckung von »Gladio« ist 1990 bekanntgeworden, daß Teile der Organisation unter Mitwirkung von staatlichen Organen maßgeblich an Terrorakten und Morden in mehreren europäischen Ländern beteiligt waren. Mit schweren Bombenanschlägen, für die zunächst linke Gruppen verantwortlich gemacht wurden, war zum Beispiel in Italien versucht worden, Wahlentscheidungen zugunsten der Rechten zu manipulieren. Friedensforscher und Geheimdienstexperten bezeichnen das italienische Muster als »Strategie der Spannung«.
Das Europäische Parlament forderte 1990 die EU-Mitgliedsstaaten auf, parlamentarische Untersuchungsausschüsse einzusetzen. Dies geschah jedoch nur in Belgien, Italien und in dem Nicht-EU-Mitgliedsland Schweiz. Eine lückenlose Aufklärung steht bis heute aus.
(cw)
Literaturhinweise: Daniele Ganser: NATO-Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung. Orell Füssli Verlag (Zürich 2008). Tobias von Heymann: Die Oktoberfest-Bombe. München, 26. September 1980. Nora Verlag (München 2009)
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