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11 Juni 2009

Solarkraftwerk Rendite ca. 8 % - 57 cent pro kWh

Wirtschaftlichkeitsvorschau Solarkraftwerk 6kW
- Obere Ertragsannahme: 950 kWh pro installiertem kW
- Inbetriebnahme bis 31.12.2004
- Einspeisevergütung 57,4 cent pro kWh
- Finanziert über ein Bauspardarlehen der Volksbank Konstanz-Radolfzell

Die Wirtschaftlichkeit im Überblick
(1) Der Netto-Kaufpreis von 31.000 Euro kann vollständig finanziert werden, die MwSt. muß kurzfristig mit eigenem Kapital vorfinanziert werden, wird aber vom Finanzamt wegen gewerblichem Betrieb erstattet Einzahlung Euro (2004 - 2016)
(2) Jährlicher Stromertrag bei oberer Annahme: 950 kWh pro kW, multpliziert mit Einspeisevergütung 57,4 cent/kWh nach 5 Jahren Ertragsrückgang um ca. 1% pro Jahr durch Alterung der Module Ausschüttung Euro (2017 - 2024)
(3) Das Bauspardarlehen wird in gleichen Monatsraten zurückbezahlt, Angebot der Volksbank anbei
(4) 10 Jahre Garantie auf den Wechselrichter, danach werden kalkulatorisch 300 Euro pro Jahr veranschlagt Überschuss Euro z.B. für den Austausch des Wechselrichters
(5) solarcomplex-Servicepaket: Elementarschaden- u. Haftpflichtversicherung + Fernüberwachung für 180 Euro / Jahr Mittlere Kapitalbindung 10 Jahre
(6) Die Zählergebühr der Elektrizitätsunternehmen liegt in der Regel bei rund 30 Euro pro Jahr
(7) Der Dacheigentümer erhält gemäß Dachnutzungsvertrag 100 Euro pro Solarkraftwerk und Jahr

Einzahlung Euro (2004 - 2016) 7.330 Euro
Ausschüttung Euro (2017 - 2024) 16.109 Euro
Überschuss Euro 8.778
Mittlere Kapitalbindung 10 Jahre
Rendite ca. 8 %

Start am Samstag früh 8:30 Uhr: Erstes Leipziger Bürgersolarkraftwerk arbeitet schon

Ralf Julke
Seit Samstag speist die Solaranlage Strom ins Netz der Stadtwerke Leipzig.
Seit Samstag speist die Solaranlage Strom ins Netz der Stadtwerke Leipzig.
Foto: Ralf Julke
Das hätte Leipzig schon fünf Jahre früher haben können, was da am Samstag, 25. April, früh um 8:30 Uhr geschah: Das erste Bürgersolarkraftwerk Leipzigs ging ans Netz. Nicht auf einem Dach der Stadt, sondern auf einem der LWB. Das hat Gründe: bürokratische.


Davon erzählte auch der jüngste Vorstoß des Umweltbürgermeisters Heiko Rosenthal, der den Muster-Gestattungsvertrag von 2006 endlich ersetzen will, der mit einem Euro Mietpreis pro Quadratmeter alles andere war als eine Einladung für investitionsfreudige Bürger. Nun sollen es 10 Cent werden, rein symbolisch, wie Rosenthal erklärt. Ein anderer Hinkefuß steckt noch immer im Detail: Die Stadt behält sich ein Sonderkündigungsrecht vor, mit dem der Vertrag jederzeit beendet werden kann – auch lange vor Ablauf der 20-jährigen Vertragszeit.

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„Da wird natürlich niemand auf einem städtischen Dach eine Solaranlage bauen, wenn die Stadt kündigen kann, wann immer so will. Das macht wirtschaftlich keinen Sinn", sagt Alexander John, Sprecher der Solarallianz Leipzig, die mit Konstanze Krehl (SPD) und Gisela Kallenbach (Bündnis 90/Die Grünen) prominente Unterstützung durch zwei EU-Parlamentarierinnen hat. Gisela Kallenbach geht in der Kritik an der Stadtverwaltung sogar noch weiter: „Ich finde, dass die Stadt Leipzig sich nicht mit Ruhm bekleckert hat, was die Klimapolitik betrifft. Ob Arena oder Bildermuseum – jedesmal wollte man eine Solaranlage mit installieren, und jedesmal ist diese als allererstes gestrichen worden – aus Kostengründen."

Für sie ist ziemlich klar: „Alternative Energiegewinnung hat die Stadt immer mehr verhindert als gefördert." Und das kurzfristige Aus der ersten Bürgersolaranlage, 2004 durch die Solarallianz initiiert, sei ebenfalls an der Nichtkooperation der Stadt gescheitert. Auch damals hatte man die 110.000 Euro beisammen und hätte loslegen können. Doch das finale Aus stand dann eher in der Zeitung, als die Initiatoren reagieren konnten.

Am Samstag ging die Anlage in der Carlebachstraße in Betrieb.
Am Samstag ging die Anlage in der Carlebachstraße in Betrieb.
Foto: Ralf Julke
So dass Leipzig mit fünf Jahren Verspätung seine erste Bürgersolaranlage bekam, wie er auf die Beine gestellt von der Solarallianz Leipzig, die innerhalb acht Wochen schaffte, wieder 110.000 Euro zu sammeln. Aber diesmal darauf verzichtete, die schwerfällige Stadtverwaltung zum Partner zu machen. Stattdessen kooperiert man mit zwei Partnern, die vor der Nutzung der Sonnenenergie keine Scheu haben: der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB), die schon zwei große Solaranlagen in Betrieb hat und der Klimaallianz zwei Dächer in der Carlebachstraße in Mockau-Nord zur Verfügung stellte.

Zweiter Partner sind die Stadtwerke Leipzig (SWL), die die Nutzung erneuerbarer Energien durch Leipziger Bürger nach wie vor fördern. Zusätzlich zu den Vergütungen nach dem Erneuerbare Energien-Gesetz, das Bürgersolaranlagen sogar zur gewinnträchtigen Investition macht. Denn Strom, der aus Solaranlagen ins Netz eingespeist wird, wird von der ersten Kilowattstunde an honoriert. Damit fließt das von immerhin 85 Leipzigern aufgebrachte Kapital als Rendite zurück an die Anteils-Erwerber.

Man tut etwas Gutes und verliert nicht einmal Geld dabei, freut sich Christopher Zenker, Stadtrat der SPD, der die bürokratischen Fußangeln im Nutzungsvertrag genauso kontraproduktiv findet wie sein Stadtratskollege Roland Quester aus der Grünen-Fraktion.

Für 250 Euro hat sich Zenker an der Anlage beteiligt. Sowohl Zenker als auch Quester möchten mit Änderungsanträgen die bürokratischen Fallstricke aus der Vorlage von Heiko Rosenthal entfernen. Im Mai soll der Stadtrat entscheiden. Bleiben die Wildwüchse im Vertragstext, haben wieder jene Federfuchser gewonnen, die mit allen Mitteln ein echte Klima-Engagement der Stadt Leipzig verhindern wollen. In diesem Fall: Solaranlagen auf Schulen, Kindergärten, Verwaltungs- und Hallengebäuden.

Die Anteilseigner kletterten zu Betriebsbeginn aufs Dach des Fünfstöckers.
Die Anteilseigner kletterten zu Betriebsbeginn aufs Dach des Fünfstöckers.
Foto: Ralf Julke
Dass schon fünf Jahre verspielt wurden, bedeutet auch: Leipzig konnte von den hohen Einspeisevergütungen aus der Anfangszeit des EEG-Gesetzes nicht profitieren. Mit dem 1. Januar 2009 sind diese Vergütungen deutlich gesunken. „Anders als andere Subventionen", kritisiert Gisela Kallenbach. Trotzdem rechnet sich die 420 Quadratmeter große Solaranlage mit 30kW-Maximalleistung. Immerhin ist Leipzig mit durchschnittlich 1.600 Sonnenstunden im Jahr eine der sonnenreichsten Gegenden Deutschlands. Allein die Anlage in Mockau soll in den nächsten 20 Jahren 28.500 kWh Strom erzeugen. Das entspricht – dem Energiemix der Stadtwerke entsprechend – einer CO2-Ersparnis von 230 Tonnen.

Ein mutiges Häuflein der 85 Anteilserwerber wagten am Samstag Morgen den Aufstieg auf das fünfstöckige Gebäude de LWB in der Carlebachstraße und konnte einen Blick auf die eigene, nun schon fleißig arbeitende Anlage werfen. Selbst die letzten Regentage hatten den Abnahmetermin der SWL am Ende nicht gefährden können.

Wie es jetzt weitergeht, will die Soliarallianz erst einmal in den eigenen Reihen klären. Anfragen, nach einem ähnlichen Modell noch weitere Anlagen zu bauen, gibt es einige – die Feinkost-Genossenschaft hat genauso schon angefragt wie die Kirchgemeinde Schönefeld und die Betreibergesellschaft einer Sporthalle in Grünau.

85 Leipziger haben die Anlage in Mockau kurzfristig finanziert.
85 Leipziger haben die Anlage in Mockau kurzfristig finanziert.
Foto: Ralf Julke

Hauptproblem – wie so oft bei bürgerlichem Engagement: Man betreibt so ambitionierte Projekte schlicht "nebenbei". Im Fall der beiden Geschäftsführer Ferdinand Dürr und Alexander John neben dem Studium. Ferdinand ist sein Studium in Leipzig mittlerweile abgeschlossen, Alexander hat die Regelstudienzeit überzogen und will endlich seine Diplomarbeit schreiben.

„Da brauchen wir echt ein paar neue Leute", sagt er.

Zumindest haben Gisela Kallenbach und Constanze Krehl signalisiert, dass sie auch das nächste Projekt nach Kräften unterstützen wollen. Und sollte die Stadt weiterhin Mauern, hat Heiko Sander, Geschäftsführer der LWB-Tochter WSL schon gesagt: „Wir haben genug geeignete Dächer. Daran soll es nicht liegen."

„Wichtig ist, dass wir mit diesem ersten Projekt anderen Mut machen", sagt Constanze Krehl. „Gerade deshalb hab ich mich doch im Europäischen Parlament für die Förderung Erneuerbarer Energieen eingesetzt. Und wir haben es im Parlament durchgesetzt – gegen den Willen des Ministerrates." Die Fördergelder seien da – man müsse sie nur nutzen.

www.solarallianz-leipzig.de