Der Baader Meinhof Komplex
Früher war die Jugend politisch, und Deutschland hat mehr Spaß gemacht!
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YouTube - Der Baader Meinhof Komplex
Der Baader Meinhof Komplex ist ein deutsches Filmdrama aus dem Jahr 2008. Regie führte Uli Edel, produziert wurde der Film von Bernd Eichinger, der auch das Drehbuch schrieb. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Sachbuchbestseller von Stefan Aust und kommt am 25. September 2008 in die deutschen Kinos. Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden zeichnete ihn mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ aus.
Der Film zeigt die Geschichte der Roten Armee Fraktion von den Wurzeln in der Studentenbewegung und dem Tod Benno Ohnesorgs im Sommer 1967 bis zum Staats-Mord von Ensslin, Baader und Raspe in Stammheim und der Ermordung Schleyers im Herbst 1977.
(Irmgard Möller sticht sich selber 4 mal in die Brust? Haha!)
Andreas Baader Kopfschuss -- Ensslin erhängt
„Edel und Eichinger haben […] gut daran getan, einer Methode zu vertrauen, die sich so nah wie möglich an die historischen Ereignisse heranpirscht, die Kulissen genau rekonstruiert und sich bis in die Dialoge weitgehend von faktischen Überlieferungen inspirieren lässt […] Sie haben sich […] getraut, die Ereignisse unverkrampft und nicht moralisierend zu erzählen. […] Das Tempo, das der Film dabei einschlägt, die Rasanz der Szenen-, Schauplatz- und Schusswechsel entspricht der damals so beschleunigten Entwicklung. […] Es ist eine der großen Leistungen dieses Films, dass er sein Starensemble die Protagonisten auf beiden Seiten als Menschen mit Gefühlen und Intelligenz darstellen lässt […]“
– Andreas Fanizadeh, die tageszeitung, 20./21. September 2008
„Der Baader Meinhof Komplex, [...] ist gut gemacht, mit hervorragenden Schauspielern und kraftvollen Bildern.[...] Er bietet keinerlei neue Erkenntnisse, und er gibt keinerlei Anlass, die Geschichte des deutschen Terrorismus neu zu schreiben. [...] Durch die Action-Dramaturgie entsteht die Gefahr, in den Aktivitäten der RAF nur eine Serie von Gemetzeln zu sehen.[...] Ohne das politische Umfeld ist die RAF nicht vor- oder darstellbar. [...] Der Baader Meinhof Komplex geht durchaus auf Zeitumstände ein, doch geraten sie in den zweieinhalb Stunden immer wieder aus dem Blick. [...] Es wird viel geschossen in diesem Film. Mitunter entsteht der irrige Eindruck, die Republik habe sich tatsächlich im Kriegszustand mit etwa 30 Terroristen befunden. Kein Wort darüber, wie die Politik den Terror missbraucht. [...] Wichtige Zeitumstände bleiben leider ausgeblendet – so der zeitweilig von Teilen der öffentlichen Meinung und der Politik aufgeheizte Taumel in Panik und Hysterie.[...] Es wäre gut gewesen, wenn der Film auch den im Ausnahmezustand der Angst ins Wanken geratenen Rechtsstaat thematisiert hätte. Denn das ist das Thema von heute, das mit der innenpolitischen Aufrüstung in der RAF-Zeit begann: Unsere Grundrechte werden im Kampf gegen den Terror beschädigt – damals wie heute.[...] Die RAF-Zeit ist in Wahrheit ein komplexes und schwer vermittelbares Stück Zeitgeschichte, das unterschiedlichste Deutungen erfährt. Sie ist nach wie vor eine offene Wunde.[...] Bedauerlich wäre auch, wenn sich die Debatte, befördert durch das filmische Action-Event, zu sehr auf die RAF fixierte. Denn die RAF darf keinesfalls zur Übergröße aufgeblasen werden. Das wichtigste Ereignis der damaligen Zeit ist nicht der Terror. Es sind die Reformen, die unsere Demokratie vertieft haben und bis heute fortwirken.[...] Wenn wir eines aus dem Umgang mit dem RAF-Terrorismus lernen können, dann ist es dies: Angst darf unser Denken nicht vergiften. Wir müssen uns auch heute dagegen wehren, dass uns Bedrohungen wie der Dschihad-Terrorismus mental beherrschen und zu Sicherheitsmaßnahmen verleiten, die die Freiheit ohne Not beschädigen. Wenn der Film zu dieser kritischen Diskussion beitragen würde, dann wäre das ein Ergebnis – weit über einen Kinoabend hinaus. “
MARCH 1968 MY LAI MASSACRE
– Gerhart Baum, Bundesinnenminister a. D. Zeit Online, 18. September 2008
„Eventkino ohne Impetus: Bernd Eichingers Großproduktion "Der Baader-Meinhof-Komplex" besticht durch gute Darsteller und eine detailgetreue Rekonstruktion des deutschen RAF-Traumas. Doch hinter Action und Filmfinesse verbirgt sich eine Historienlektion ohne Haltung. [...] Zu Beginn des Films löst Edel diese Aufgabe mit Bravour. Erst als Ulrike Meinhof sich in Stammheim umbringt, isoliert von Öffentlichkeit und Kampfgenossen, und damit auch der Film seine einzige Protagonistin verliert, beschränkt sich die Erzählung des "Baader-Meinhof-Komplexes" nur noch darauf, historische Haltestellen hastig abzuklappern, mit teils drastischen Szenen zu bebildern, aber ohne großen Effekt hinter sich zu lassen. Gerade der junge Zuschauer, der Austs Buch nicht kennt und zu jung war, um die Zeit zu erleben, wird hier viele Dinge, die nur angedeutet werden, nicht mehr nachvollziehen können.[...]. Ohne Geschichtsbuch auf dem Schoß verliert man da schon mal den Überblick. Wie schon beim "Untergang" scheut sich das Eichinger-Team auch hier, eine Haltung zu vertreten. [...] beim "Baader-Meinhof-Komplex" fehlt am Ende schlicht die moralische Einordnung, ein Urteil über den deutschen Herbst und seine Akteure. “
– Andreas Borcholte, Spiegel Online, 18. September 2008
Brigitte Mohnhaupt
Seit August 2007 produzierte Bernd Eichinger die Verfilmung des Buchs Der Baader Meinhof Komplex. Der Film wurde u. a. in Berlin, München, Stuttgart-Stammheim (Justizvollzugsanstalt Stuttgart), Rom und Marokko gedreht. Gefördert wurde die Verfilmung mit rund 6,5 Millionen Euro aus verschiedenen Filmförderungsprogrammen.[1]
Bereits im Vorfeld der Premiere sorgte die ungewöhnlich restriktive Pressepolitik des Verleihers Constantin Film für Aufsehen. Journalisten, die Mitte August 2008 an einer „Work-in-Progress“-Sondervorführung in der Münchener Constantin-Zentrale teilnehmen durften, mussten eine mit einer Konventionalstrafe von 100.000 Euro bewehrte Vereinbarung unterschreiben, bis zur offiziellen Premiere am 16. September nicht über Inhalte des Films zu berichten. Auch fanden vor der Filmpremiere keine regulären Presseaufführungen statt; nur ausgewählte Medienpartner wie Der Spiegel erhielten das Recht zur frühzeitigen Berichterstattung. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) protestierte gegen das branchenunübliche Vorgehen der Constantin.[1]
2008 konnte sich der Film gegen Tom Schreibers Dr. Alemán, Doris Dörries Kirschblüten – Hanami, Dennis Gansels Die Welle und Andreas Dresens Wolke Neun durchsetzen und wurde von der Organisation German Films als deutscher Bewerber für den Auslands-Oscar bekannt gegeben. Die Entscheidung durch eine neunköpfige Fachjury erfolgte am 16. September 2008
* Eichinger, Katja: Der Baader Meinhof Komplex Das Buch zum Film; Hoffmann und Campe Verlag 2008. ISBN 978-3-455-50096-7
* Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex. Hoffmann und Campe, Hamburg 1985, 667 Seiten, ISBN 3-455-08253-X (erweitert und aktualisiert: 1997, ISBN 3-455-11230-7; Taschenbuchausgabe 1998, ISBN 3-442-12953-2; völlig überarbeitete und ergänzte Neuausgabe 2008, ISBN 978-3-455-50029-5)
Am 18. Oktober 1977 wurden die drei Gefangenen aus der RAF Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe tot und Irmgard Möller durch Messerstiche schwer verletzt in ihren Zellen im Hochsicherheitstrakt in Stuttgart-Stammheim aufgefunden. Bis heute sprechen in allen Fällen zahlreiche Indizien gegen die offiziellen Selbstmordversionen (ausführliche Fakten dazu in den unten verlinkten Texten und im Buch "Stammheim" von Pieter Bakker-Schutt).
In Mogadischu stürmte zuvor die GSG9 ein Flugzeug, das zur Erzielung der Freilassung der RAF-Gefangenen von palästinensischen AktivistInnen entführt worden war.
Das RAF-Kommando Siegfried Hausner erschoss am 19. Oktober, nach Bekanntwerden des Todes der drei RAF Gefangenen, den ehemaligen SS-Untersturmführer und damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer. Er war zuvor entführt worden, um die Gefangenen aus der RAF im Austausch zu befreien.
Zum 30. Jahrestag dieses sogenannten Deutschen Herbstes werden momentan unzählige entpolitisierende Bücher, Filme und Zeitungsartikel veröffentlicht. In der Bild-Zeitung und im Spiegel, auf Veranstaltungen mit den Schreibtischtätern von damals und heute, in Talkshows und Spielfilmen - bis hinein ins Theater nutzt das Bürgertum momentan jede zur Verfügung stehende Bühne um seine Sicht auf den revolutionären Widerstand im allgemeinen und auf die RAF im besonderen zu vermitteln. Kaum eine Lüge ist ihnen dabei zu peinlich, keine These zu absurd. Während es sich laut den einen schlicht um "unpolitische Kriminelle" handelte, ziehen andere gar Vergleiche die bis hin zur Gleichsetzung mit den Nazis reichen (etwa der "RAF-Experte" Aust). Nicht der barbarische Krieg der USA und ihrer deutschen Unterstützer in Vietnam, auch nicht die Repression gegen die kommunistische linke Bewegung in der BRD sollen Gründe für die RAF gewesen sein, den bewaffneten revolutionären Kampf aufzunehmen. Höchstens zweitrangig soll auch die Tatsache gewesen sein, dass die alte Nazi-Elite längst wieder hohe Posten innehatte und mit Duldung, wenn nicht mit Hilfe, der Sozialdemokratie ihre faschistischen Methoden nach Lateinamerika und Asien zur Niederschlagung von Befreiungsbewegungen und sozialen Protesten exportierte. Nicht Aufrüstung und politische Prozesse, nicht Gleichschaltung der Medien und Einschränkung der Freiheitsrechte und schon gar nicht die Perspektive einer Welt ohne Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung… Stattdessen werden die Familienverhältnisse der RAF-AktivistInnen und ihre "Mordlust" aufgeführt - wenn überhaupt nach Gründen "gesucht" und nicht ausschließlich die Wahrnehmung der Herrschenden dargestellt wird. So erfahren wir, dass Baader in einem Frauenhaushalt aufwuchs und sich eigentlich (bis hin zu seinem Tod in Stammheim!) nur selbstdarstellen wollte. Wir erfahren, wie schwer es die Schreibtischtäter, Kriegstreiber und tatsächlichen Mörder hatten und dass die kapitalistischen Verhältnisse ganz allgemein, vielleicht nicht perfekt, aber doch das Bestmögliche sind.
Es bleibt die Frage, wer von denjenigen, die uns aktuell mit all den Weisheiten zur RAF überfluten, deren Politik nicht begriffen hat oder sich mit ihr nicht auseinandersetzte - und bei wem die Hetze gar Methode hat. Fest steht, dass sie sich ganz offensichtlich nicht auf den Boden einer sachlichen Debatte wagen. Es geht seit jeher dabei um nichts als eine Verteufelung der RAF und eine Positionierung auf Seite des Staates - nicht um eine sachliche politische Auseinandersetzung. Doch wer kann ihnen schon übel nehmen, dass sie sich nicht auf dieses Glatteis begeben, auf dem sie nur zu Fall kommen können: Man muss kein Kommunist sein um zu begreifen, dass die Anschläge der RAF auf US-Stützpunkte nicht vergleichbar sind mit den hunderttausenden Toten durch die Kriege der westlichen Staaten, die Angriffe auf führende Repräsentanten aus Wirtschaft und Politik in der BRD nicht mit den Folgen von deren Politik in der ganzen Welt, die Anschläge auf die Repressionsbehörden nicht vergleichbar sind mit deren systematischen Angriffen und Morden an linken AktivistInnen.
Wir sind also nicht verwundert über die aktuelle hysterische Hetze, die pseudopsychologischen Deutungen, die möchtegern-moralischen Selbstdarstellungen, die aufgebauschten Banalitäten und die Lügengeschichten. Sie sind der Ausdruck der bürgerlichen Ideologie, der Weltanschauung derjeniger, deren politisches System seine wahre Fratze längst gezeigt hat und das sich durch die penetrante Verbreitung ebensolcher Darstellungen auf der einen und durch direkte Gewalt wie Kriege und Repression auf der anderen Seite aufrechterhält.
BAADER IM O-TON vor seiner Ermordung.
Regie
Uli Edel
drehbuch
Stefan Aust (Buch)
Bernd Eichinger (Drehbuch)
Musik
Peter Hinderthür
Florian Tessloff
Kamera
Rainer Klausmann
Schnitt
Alexander Berner
Produktion
Bernd Eichinger (Producer)
Darsteller
Martina Gedeck - Ulrike Meinhof
Moritz Bleibtreu - Andreas Baader
Johanna Wokalek - Gudrun Ensslin
Bruno Ganz - Horst Herold
Simon Licht - Horst Mahler
Jan Josef Liefers - Peter Homann
Alexandra Maria Lara - Petra Schelm
Heino Ferch - Horst Herold Assistent
Nadja Uhl - Brigitte Mohnhaupt
Hannah Herzsprung - Susanne Albrecht
Niels-Bruno Schmidt - Jan Carl Raspe
Stipe Erceg - Holger Meins
Daniel Lommatzsch - Christian Klar
Vinzenz Kiefer - Peter-Jürgen Boock
Volker Bruch - Stefan
Eckhard Dilssner - Horst Bubeck
Bernd Stegemann - Hanns Martin Schleyer
Die Story
Alles nimmt seinen Anfang im Juni 1967, als in West-Berlin der Besuch des Schah von Persien und seiner Frau ansteht. Die Starkolumnistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) schreibt in der linken Zeitschrift “konkret” - die ihr damaliger Mann Klaus Rainer Röhl (Hans-Werner Meyer) herausgibt - einen offenen Brief an die Frau des Schahs und hat auch tausende Flugblätter vorbereitet, die an den Unis verteilt werden sollen.
Beim eigentlichen Staatsbesuch des Schah in West-Berlin kommt es zu der gewaltsamen Auflösung einer Demonstration, im Zuge dessen auch der Student Benno Ohnesorg unter ungeklärten Umständen von einem Kriminalobermeister erschossen wird.
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Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) mit
ihrem Ehemann Klaus (Hans-Werner Meyer)
Nach einem Seitensprung ihres Mannes zerbricht die Ehe von Ulrike Meinhof und sie zieht mit ihren beiden Zwillingstöchtern von Hamburg nach Berlin. Hier setzt sie sich nun öffentlich für die Studentenbewegung ein, die sich insbesondere nach dem Tod von Benno Ohnesorg ausweitet und auch immer radikaler wird. Als am 11. April 1968 der Studentenführer Rudi Dutschke (Sebastian Blomberg) auf offener Straße vom jungen Hilfsarbeiter Josef Bachmann (Tom Schilling) angeschossen und schwer verletzt wird, nimmt auch Meinhof an den gewalttätigen Protesten gegen den Axel-Springer-Verlag teil, dessen Zeitungen zuvor monatelang gegen Rudi Dutschke agitiert hat und daher von den Studenten für das Attentat verantwortlich gemacht wird. Die “Bild” hatte z. B. Tage zuvor zum “Ergreifen” der “Rädelsführer” aufgerufen.
Während des “Frankfurter Kaufhaus-Brandstifterprozess”, über den Ulrike Meinhof schreibt, lernt sie die vier dort angeklagten Studenten Thorwald Proll, Horst Söhnlein, Andreas Baader (Moritz Bleibtreu) und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) kennen. Die vier hatten aus Protest gegen den “Völkermord in Vietnam” am 2. April 1968 in den beiden Frankfurter Kaufhäusern Schneider und Kaufhof Brandbomben gelegt. Im Oktober 1968 beginnt gegen die vier der Prozess, worauf sie zu drei Jahren Haft verurteilt wurden - aber schon im Juni 1969 werden sie wieder entlassen, bis das Gericht über die Revision ihrer Urteile entscheidet.
Als im November 1969 ihre Revision abgelehnt wird, tauchen Andreas Baader und Gudrun Ensslin in Frankreich und später Italien in den Untergrund ab. Doch schon im Februar des Folgejahres kehren sie wieder nach Berlin zurück und suchen Unterschlupf bei Ulrike Meinhof, die zu dieser Zeit mit Peter Homann (Jan Josef Liefers) und ihren beiden Kindern dort lebt.
Während einer Fahrzeugkontrolle wird Andreas Baader im April 1970 festgenommen und inhaftiert, doch schon einen Monat später im Deutschen Zentralinstitut in Berlin durch Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin wieder befreit.
Während dieser Aktion wird ein Angestellter des Instituts angeschossen und schwerverletzt. Diese Befreiung gilt im Übrigen heute als die Geburtsstunde der Roten Armee Fraktion (RAF).
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Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) und
Horst Mahler (Simon Licht) im
Palästinenser-Camp (Jordanien)
Zwischen Juni und August 1970 absolvieren einige RAF-Mitglieder, darunter Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Horst Mahler in einem Lager der palästinensischen Befreiungsorganisation Al-Fatah in Jordanien eine Militärausbildung.
Zurück in West-Berlin verübt die RAF Ende September des gleichen Jahres drei Banküberfälle, die zeitgleich über die Bühne gehen und bei denen insgesamt über 200.000,- DM erbeutet werden.
In den Folgemonaten kommt es zu weiteren Banküberfällen, aber auch zu Verhaftungen seitens der RAF, unter anderem wird ihr Anwalt Horst Mahler und auch Astrid Proll - die Schwester von Thorwald Proll, der bei den Brandanschlägen in Frankfurt dabei war - in Gewahrsam genommen. Im Juli 1971 gibt es nach einer Großfahndung in Hamburg mit Petra Schelm (Alexandra Maria Lara) seitens der RAF die erste Tote, die von der Polizei in einem Hinterhof erschossen wird - anfänglich dachten die Beamten sogar, es handele sich bei der Toten um Ulrike Meinhof. Die DPA meldet dementsprechend um 16:16 Uhr den Tod Meinhofs, um 16:28 Uhr dementiert sie jedoch ihre Meldung wieder.
Am 1. September wurde Horst Herold (Bruno Ganz) zum neuen BKA-Präsident und revolutionierte durch den Einsatz modernster Technik die Fandungsmethoden - unter anderem wird unter ihm, im Zuge des innenpolitischen Kampfes gegen den Terror der Rote Armee Fraktion, die Rasterfahndung eingeführt.
Im Mai 1972 kommt es durch die RAF zu insgesamt sechs Bombenanschlägen, die vier Tote und zahlreiche Verletzte fordern. Den Anfang macht am 11. Mai ein Anschlag auf das V. US-Korps in Frankfurt / Main, der 13 Verletzte und einen Toten fordert. Nur einen Tag später folgt ein Bombenanschlag auf die Polizeidirektion Augsburg mit fünf Verletzten und am gleichen Tag geht vor dem LKA München eine Autobombe hoch, die aber zum Glück nur Sachschaden verursacht.
Am 15. Mai erfolgt ein Anschlag auf den Wagen des Bundesrichters Buddenberg, bei dem dessen Frau schwer verletzt wird. Vier Tage später explodiert im Axel-Springer-Gebäude eine Bombe, die insgesamt 17 Verletzte fordert. Am 24. Mai explodieren schließlich einige Autobomben vor dem Europaquartier der US-Armee in Heidelberg - dieser Anschlag fordert drei Tote und fünf Verletzte.
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Die Verhaftung des Holger
Meins (Stipe Erceg) in Frankfurt
Am 31. Mai 1972 startet mit “Aktion Wasserschlag” die größte Fahndung in der Geschichte der BRD. Diese Aktion stellt sich schnell als sehr erfolgreich heraus, denn nur einen Tag später wird nach einem Schusswechsel mit der Polizei Andreas Baader, Holger Meins und Jan-Carl Raspe in Frankfurt / Main verhaftet. Eine Woche danach auch Gudrun Ensslin in einer Boutique in Hamburg festgenommen, am 9. Juni erfolgt die Verhaftung von Brigitte Mohnhaupt (Nadja Uhl) und Bernhard Braun und am 15. Juni 1972 kommen auch Ulrike Meinhof und Gerhard Müller endlich hinter Schloss und Riegel.
Nachdem die Gründungsmitglieder der RAF allesamt verhaftet wurden, betrachtet die deutsche Regierung das Terrorismusproblem als gelöst - doch dies stellt sich sehr schnell als Irrtum heraus. Erst im Gefängnis entwickeln die Gründer der Rote Armee Fraktion ihre tatsächliche politische Macht. Dadurch wird nicht nur ihr Sympathisantenkreis vergrößert, sondern es treten auch immer mehr Mitglieder in die RAF ein und dadurch kommt es zur zweiten und dritten Generation, die auch brutaler und kaltblütiger agiert als die erste Generation.
Zwischen Januar und Februar 1973 erfolgt der 1. Hungerstreik der RAF-Gefangenen um damit zum einen gegen die langanhaltende Isolationshaft zu rebellieren und zum anderen den Status von Kriegsgefangenen einzufordern, für die eigene Regeln im Vollzug gelten. Von Anfang Mai bis Ende Juni kommt es zum zweiten Hungerstreik und zwischen Ende August 1974 und Anfang Februar 1975 folgt der dritte.
Am 9. November 1974 stirbt Holger Meins (Stipe Erceg) in der Haftanstalt Wittlich an den Folgen des Hungerstreikes. Er wog bei seinem Tod bei einer Größe von 1,86m nur noch 39 Kilogramm - Holger Meins ist somit nach Petra Schelm, die am 15. Juli 1971 erschossen wurde, das zweite Opfer auf Seiten der RAF-Terroristen.
Auf seine Beerdigung am 18. November in Hamburg-Stellingen kommen über 5.000 Menschen, unter ihnen auch Rudi Dutschke, der direkt vor dem Grab und vor laufenden Kamera mit erhobener Faust ruft: “Holger, der Kampf geht weiter!”.
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Im Gerichtssaal von Stammheim:
Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) und
Andreas Baader (Moritz Bleibtreu)
Infolge des Todes von Holger Meins wird einen Tag danach im Zuge eines Racheakts, Berlins Oberster Richter Günter von Drenkmann in seinem Haus in Berlin angeschossen und verstirbt wenig später im Krankenhaus an der schweren Verletzung. Zu dieser Tat bekennen sich die Mitglieder der “Bewegung 2. Juni”.
Im April 1975 besetzt das “Kommando Holger Meins” - zu dem unter anderem Karl-Heinz Dellwo, Bernhard Rössner und Siegfried Hausner gehören - die deutsche Botschaft in Stockholm. In ihrer Gewalt befinden sich zwölf Geiseln. Ziel ihrer Aktion ist es insgesamt 26 Gesinnungsgenossen, darunter natürlich Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl-Raspe freizupressen, die sich für ihren Prozess schon in der JVA Stuttgart-Stammheim befinden.
Während dieser Aktion sterben mit Militärattaché Oberstleutnant Andreas von Mirbach und Wirtschaftsattaché Heinz Hillegaart zwei Geiseln - letzterer wird, nachdem der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt seinen Beschluss verkündete, dass auf die Forderung der Geiseln nicht eingegangen wird, von den Terroristen erschossen.
Jedoch kurz bevor die schwedischen Sicherheitskräfte das Gebäude mit Betäubungsgas angreifen können, explodiert aus bislang ungeklärten Gründen eine von den RAF-Terroristen angebrachte Sprengladung. Durch diese Explosion erleiden alle sechs Kommandomitglieder und auch die Geiseln Verbrennungen. Ulrich Wessel stirbt noch in der gleichen Nacht an den erlittenen Verletzungen, Siegfried Hausner zehn Tage später in der JVA Stuttgart.
Am 21. Mai 1975 beginnt in der JVA Stuttgart-Stammheim der Prozess gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof und Jan-Carl-Raspe. Für diesen medienwirksamen Prozess wird eigens eine gepanzerte Mehrzweckhalle auf dem Gelände der JVA Stuttgart erbaut. Aus Furcht vor etwaigen Befreiungsversuchen mit Hubschraubern wird diese Halle - ebenso wie der Hofgang - großflächig mit Stahlnetzen überspannt. Die Baukosten für die Erweiterung betrugen damals 12 Mio. DM.
Am Morgen des 9. Mai 1976 findet man Ulrike Meinhof mit einem in Streifen gerissenen und verknoteten Handtuch erhängt am Zellenfenster - lange Zeit kursiert bei den Sympathisanten und RAF-Mitgliedern das Gerücht von einem geplanten Mord durch den Staat.
Kurz danach wird auch Brigitte Mohnhaupt nach Stuttgart-Stammheim verlegt und sagt dort am 22. Juli 1976 als Zeugin gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe aus. Die letzten Monate ihrer Haft verbringt sie oben im Hochsicherheitstrakt der JVA Stammheim und hat dort jeden Tag mehrere Stunden direkten Kontakt zu den drei RAF-Leuten. Mit diesen kommt sie überein, die RAF nach ihrer Haftentlassung am 27. Januar 1977 neu zu organisieren.
Am 7. April 1977 wird Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seine Begleiter in Karlsruhe ermordet. Zu diesem Anschlag bekennt sich wenig später das “Kommando Ulrike Meinhof”, dem Knut Folkerts, Christian Klar, Brigitte Mohnhaupt und Günter Sonnenberg angehören.
Drei Wochen später, am 28. April 1977 - nach 192 Prozesstagen im Stammheimer Prozess - werden Baader, Ensslin und Raspe unter anderem wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
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Die Entführung von Hanns Martin Schleyers.
Vorne Peter-Jürgen Book (Vinzenz Kiefer),auf
dem Auto Willy Peter Stoll (Hannes Wegener)
Am 30. Juli 1977 wird Jürgen Ponto - Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG - in seinem Haus in Oberursel bei einem Entführungsversuch durch Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar (Daniel Lommatzsch) erschossen. Zu dem verabredeten Treffen kam es durch Susanne Albrecht (Hannah Herzsprung), der Tochter von Pontos ehemaligem Studienfreund. Dem Bankier war zwar bekannt, dass Susanne Albrecht politisch sehr weit links eingestellt war, er ahnte jedoch nichts von ihren Kontakten zur RAF.
Am 5. September 1977 erfolgt in Köln die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer (Bernd Stegemann), bei dem vier seiner Begleiter ermordet werden - Rädelsführerin auch diesmal: Brigitte Mohnhaupt. Mit dieser Entführung sollten insgesamt elf inhaftierte RAF-Gefangene herausgepresst werden.
Ulrike Meinhof.
Ulrike Meinhof.
Am 22. September 1977 wird Knut Folkerts - der an der Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback beteiligt war - im niederländischen Utrecht festgenommen, dabei erschießt er einen Polizisten.
Im Oktober 1977 passiert das Kontaktsperregesetz den Bundestag, das die Möglichkeit zum Verbot von Gesprächen zwischen Inhaftierten und ihren Anwälten ermöglicht. Außerdem wurde im Schnellverfahren die Strafprozessordnung dahingehend geändert, dass ein Angeklagter in einem Strafverfahren höchstens drei Rechtsanwälte benennen darf. Andreas Baader und andere hatten sich zuvor von bis zu 15 Wahlverteidigern gleichzeitig vertreten lassen. Beide Gesetze wurden bereits im Oktober 1977 gegen die RAF-Häftlinge angewandt.
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Die Entführung Hanns Martin
Schleyers (Bernd Stegemann)
Da die Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt, nicht auf die Forderung der Entführer von Hanns Martin Schleyer eingeht, wird am 13. Oktober 1977 die Lufthansa-Maschine “Landshut” - die auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt am Main war - von einem vierköpfigen palästinensischen Terrorkommando der PFLP namens Martyr Halimeh entführt, um palästinensische Gefangene und elf in Deutschland inhaftierte RAF-Terroristen freizupressen.
Nach einem mehrtägigen Irrflug über Rom, Zypern, Bahrein und Dubai wird am 16. Oktober der Pilot der “Landshut” in Aden, Südjemen, von den Entführern erschossen.
Am darauffolgenden Tag werden die Geiseln von der GSG 9 im somalischen Mogadischu befreit.
Nach dem Scheitern der Geiselnahme durch die zweite RAF-Generation, erschießen sich in der sogenannten Todesnacht von Stammheim, in der Nacht zum 18. Oktober 1977 Andreas Baader und Jan-Carl Raspe mit Pistolen, die zuvor von Rechtsanwalt Arndt Müller eingeschmuggelt wurden. Gudrun Ensslin erhängt sich mittels eines Kabels und Irmgard Möller - die nach dem Tod von Ulrike Meinhof gemeinsam mit Brigitte Mohnhaupt nach Stammheim verlegt wurde - fügt sich mit einem Besteckmesser mehrere Stichverletzungen in der Herzgegend zu, die allerdings nicht tödlich sind.
Am 18. Oktober 1977 wird Hanns Martin Schleyer durch drei Kopfschüsse hingerichtet und am darauffolgenden Tag im französischen Mulhouse im Kofferraum eines Audi 100 tot aufgefunden. Die Identität des Mörders wird von den noch lebenden Beteiligten der Entführung bis heute geheim gehalten - in einer TV-Doku behauptete das Ex-RAF-Mitglied Peter-Jürgen Boock im September 2007, dass Rolf Heißler und Stefan Wisniewski die Täter gewesen seien…
Brigitte Mohnhaupt: “Hört auf, sie so zu sehen, wie sie nicht waren.”
Background
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Der “2. Juni 1967? vor der deutschen
Oper, West-Berlin
Die Geschichte der RAF sollte im Großen und Ganze eigentlich jedem bekannt sein, egal ob man sich nun mehr oder weniger mit diesem Thema beschäftigt hat. Denn diese Thematik ist im Grunde immer noch regelmäßig in der Presse und den Medien präsent.
Ende 2006 / Anfang 2007 war z.B. das Thema RAF wieder vermehrt in aller Munde, da zu dieser Zeit Brigitte Mohnhaupts gerichtlich festgelegte Mindesthaftzeit von 24 Jahren zu Ende war - sie wurde am 25. März 2007 auf Bewährung entlassen. Parallel dazu kämpften die beiden noch inhaftierten ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar und Birgit Hogefeld um ihre Gnadengesuche, die aber beide am 7. Mai 2007 von Bundespräsident Horst Köhler abgelehnt wurde.
Im Herbst 2007 - zum 30-jährigen Jahrestag des “Deutschen Herbst” erschien z.B. im Spiegel eine sehr interessante und umfangreiche Serie zu dem Thema und zu dieser Zeit gab es natürlich mehrere TV-Dokumentationen, die sich allesamt mit der RAF beschäftigt haben.
Der Film Movie “Der Baader Meinhof Komplex” basiert auf Stefan Austs gleichnamigen Standardwerk, das der ehemaligen Chefredakteur des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel im Jahre 1985 veröffentlichte. Regie führt Uli Edel, zu dessen bekanntesten Film zweifelsohne Movie “Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” und Movie “Letzte Ausfahrt Brooklyn” gehören. Das Drehbuch stammt von Bernd Eichinger, der hier auch als Produzent tätig war.
Die Dreharbeiten zu dieser Verfilmung begannen Anfang August 2007, gedreht wurde dabei in Berlin, in der JVA Stuttgart-Stammheim, im Studio in München, in Rom und auch in Marokko. Am 28. November 2007 fiel die letzte Klappe, wobei sich die Post-Produktions-Phase noch bis Ende Juli 2008 hinzog. Movie “Der Baader Meinhof Komplex” wurde mit rund 6,5 Mio Euro aus verschiedenen Filmförderungsprogrammen unterstützt.
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Kommunarde (Christian Näthe) während
der Schah-Demo in West-Berlin
Noch ehe der Film einem ausgewählten Publikum gezeigt wurde, sorgte die ungewöhnliche Pressepolitik des Verleihers Constantin Film schon für große Aufregung in der Medienwelt.
Der “Work-in-progress!”-Sondervorführung am 14. August 2008 sollte nur derjenige beiwohnen können, der eine Vereinbarung unterschreibt, dass bei einer etwaigen Veröffentlichung über Inhalte des Films vor dem 17. September eine saftige Konventionalstrafe fällig wird. Die Rede war dabei nicht von ein paar wenigen hundert Euro, sondern von gleich satten 50.000 Euro Strafe für den entsprechenden Journalisten und dem Medium, bei dem es veröffentlicht wird - also zusammen 100.000 Euro! Das der Deutsche Journalisten-Verband dagegen lauthals protestierte, dürfte ja jeden klar sein.
Der 17. September war als Deadline deswegen gesetzt, da am 16. September der Film in München seine ´Weltpremiere´ feierte und einen Tag darauf auch in Berlin mit viel Tamtam und Getröte einem ausgewählten Publikum gezeigt wurde. Parallel dazu wurde der Film am 16. September in München, einen Tag darauf in Hamburg, Berlin und Köln und am 18. September auch in Frankfurt und Stuttgart der Presse vorgeführt - natürlich ohne dass man irgendeine Vereinbarung bzw. Knebelvertrag unterschreiben musste.
Offiziell startet Movie “Der Baader Meinhof Komplex” am 25. September 2008 in den deutschen Kinos - einen Tag später wird der Film auch in den österreichischen Lichtspielhäusern zu sehen sein. Ab Oktober und November wird das Werk dann auch schrittweise im Ausland gezeigt.
Wie man in den letzten Tagen der Presse und den Medien entnehmen konnte, wird Movie “Der Baader Meinhof Komplex” für Deutschland ins Oscar-Rennen geschickt - ob er letztendlich für die Kategorie “Bester fremdsprachiger Film” nominiert wird - stellt sich erst im Januar 2009 heraus, wenn sämtliche Oscar-Nominierungen bekanntgegeben werden - vorher sollte man seine Euphorie über den nächsten ´gewonnenen´ Oscar für Deutschland erstmal etwas dämpfen - denn wie sagt man so schön: “Andere Väter haben auch schöne Töchter”.
Regisseur // Drehbuchautor // Produzent // Der Autor
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Produzent und Drehbuchautor:
Bernd Eichinger bei den Dreharbeiten
Bernd Eichinger, der hier nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch als Produzent tätig war, wollte eigentlich schon 1978 einen Film über Ulrike Meinhof drehen. Doch damals war das Thema deutscher Terrorismus noch nicht genügend recherchiert und zu vielschichtig und komplex für einen jungen Filmemacher.
Anfang der 70er Jahre lernte er auf der Hochschule für Fernsehen und Film in München den zwei Jahre älteren Uli Edel kennen. Sie arbeiteten zu dieser Zeit an diversen Übungsfilmen und teilten sich die Faszination, sowohl an der Nouvelle Vague und dem Neo-Realismus, als auch an amerikanischen Mainstream-Kinofilmen.
1974 gründete Eichinger seine eigene Filmproduktionsgesellschaft Solaris Film, mit der er einige Autorenfilme von Regisseuren wie Wim Wenders (1975 Movie “Falsche Bewegung”), Edgar Reitz (1977 Movie “Stunde Null”) oder Hans-Jürgen Syberberg (1977 Movie “Hitler - ein Film aus Deutschland”) produzierte.
1978 kaufte er nach dem Zusammenbruch von Constantin Film 25% der Anteile und wurde geschäftsführender Gesellschafter der Neue Constantin Film GmbH. Zwei Jahre später erwarb er die Mehrheitsanteile dieser Firma.
Den ersten großen und auch internationalen Erfolg feierte er 1981 mit dem Film Movie “Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” - bei dem natürlich Uli Edel Regie führte. Danach folgten so großartige Filme wie z.B. Movie “Die unendliche Geschichte” (1984 Wolfgang Petersen), Movie “Der Name der Rose” (1986 Jean-Jacques Annaud), Movie “Werner - Beinhart!” (1990 Gerhard Hahn + Michael Schaack) und natürlich Movie “Der bewegte Mann” (1994 Sönke Wortmann), bei denen er jeweils als Produzent tätig war.
Ab 2000 folgten dann unter anderem die Produktionen zu Movie “Resident Evil” (2002 Paul W.S. Anderson), Movie “Der Untergang” (2004 Oliver Hirschbiegel), Movie “Fantastic Four” (2005 Tim Story) und natürlich auch Movie “Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders” (2006 Tom Tykwer).
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Regisseur Uli Edel mit Benno
Ohnesorg (Martin Glade)
Uli Edel´s Durchbruch kam 1981 mit dem oben schon angesprochenen Drama Movie “Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” - der Film wurde ein Welterfolg und heimste einige Preise ein.
1989 drehte er in New York das Drama Movie “Letzte Ausfahrt Brooklyn” - eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Autor Hubert Selby (u.a. auch Autor der Vorlage zum Film Movie “Requiem for a Dream” - 2000 von Darren Aronofsky verfilmt). Produziert wurde dieser Film - der 1990 u.a. den Deutschen Filmpreis als bester Film gewann - natürlich von Bernd Eichinger.
Seit 1990 lebt Uli Edel in Los Angeles, wo er mit großem Erfolg als Regisseur von TV-Filmen und Serien für das amerikanische Fernsehen gearbeitet hat. So führte er unter anderem bei einer Folge von David Lynch´s Mystery-Serie Movie “Twin Peaks” Regie.
2004 drehte er den knapp 3-stündigen TV-Film Movie “Die Nibelungen” mit Benno Fürmann und Kristana Loken in den Hauptrollen - laut den Einschaltquoten von Sat1 war Movie “Die Nibelungen” die erfolgreichste Mini-TV-Serie des Jahres 2004.
Stefan Aust brach sein Soziologie-Studium ohne Abschluss ab und war von 1967 - 69 Redakteur der “St. Pauli Nachrichten” und der Zeitung “konkret” - die 1955 von Klaus Rainer Röhl gegründet wurde. Röhl war zwischen 1961 und 1968 mit der Journalistin Ulrike Meinhof (!!!) verheiratet und hat mir ihr Zwillingstöchter.
1970 befreite Stefan Aust auf eigene Faust und mit Hilfe des RAF-Aussteigers Peter Homann die beiden damals 8-jährigen Zwillinge Bettina und Regine Röhl - Töchter von Klaus Rainer Röhl und Ulrike Meinhof. Diese waren von Mitgliedern der RAF nach Sizilien verschleppt worden, da sich Ulrike Meinhof zu dieser Zeit im Ausbildungscamp in Jordanien aufhielt.
Aust arbeitete ab 1970 für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) und zwischen 1972 und 1986 für das Fernsehmagazin “Panorama”. Im Mai 1988 übernahm er die Funktion des Chefredakteurs für die Fernsehausgabe “Spiegel TV Magazin”.
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Autor Stefan Aust + Produzent
und Drehbuchautor Bernd Eichinger
1985 veröffentlichte er sein Buch “Der Baader Meinhof Komplex”, das inzwischen als das Standardwerk zum Thema RAF-Terrorismus gilt - 1997 erfolgte eine Aktualisierung des Buches und parallel zum Kinostart der Verfilmung soll eine neue überarbeitete und erweiterte Ausgabe erscheinen, die erstmal Fotos und über 100 Seiten mit neuen Informationen aus bislang unzugänglichen Quellen enthält.
In den 80ern erschienen von ihm auch einige Dokumentationen, wie z.B. Movie “Der Kandidat” (1980 Regie + Drehbuch) und Movie “Krieg und Frieden” (1982 Regie + Drehbuch). Außerdem schrieb er 1986 unter anderem das Drehbuch zu Reinhard Hauff´s Krimi-Drama Movie “Stammheim - Die Baader-Meinhof-Gruppe vor Gericht”, das auf der Berlinale 1986 mit dem Goldene Bären ausgezeichnet wurde. 2007 war er auch maßgeblich an der zweiteiligen und sehr interessanten Dokumentation Movie “Die RAF” beteiligt, die im Herbst 2007 in der ARD ausgestrahlt wurde.
Am 16. Dezember 1994 wurde er zum Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel und knapp ein halbes Jahr danach auch zum Geschäftsführer der Spiegel TV GmbH und moderierte diese Fernsehsendung regelmäßig.
Im November 2007 wurde bekannt, dass die Gesellschafter des Spiegel-Verlages einvernehmlich und auch auf Initiative der Mitarbeiter-KG beschlossen hatten, Stefan Austs Chefredakteurs-Vertrag nicht über den 31. Dezember 2008 hinaus zu verlängern.
Darsteller // Crew
Für die Darsteller in Movie “Der Baader Meinhof Komplex” wurden selbst für die kleinsten Nebenrollen zahlreiche bekannte deutsche Darsteller rekrutiert.
Die Hauptrollen übernehmen Moritz Bleibtreu (Andreas Baader), Martina Gedeck (Ulrike Meinhof), Johanna Wokalek (Gudrun Ensslin), Nadja Uhl (Brigitte Mohnhaupt) und Bruno Ganz (BKA Präsident Horst Herold).
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Regisseur Uli Edel
Auch hinter der Kamera fungierten einige namhafte deutsche Filmleute: Rainer Klausmann hat als Kameramann in den Bereichen Kinofilm, Fernsehspiel und Dokumentarfilm mit vielen bedeutenden Regisseuren des europäischen Kinos zusammengearbeitet. Unter anderem mit Werner Herzog (1991 Movie “Schrei aus Stein”, 1992 Movie “Lektionen der Finsternis”), Oliver Hirschbiegel (2001 Movie “Das Experiment”, 2004 Movie “Der Untergang”) und Fatih Akin (2002 Movie “Solino”, 2004 Movie “Gegen die Wand”).
Auch Szenenbildner Bernd Lebel kann auf eine lange Tätigkeit beim Film zurückblicken. 1979 hatte er so unter anderem mit Volker Schlöndorff bei Movie “Die Blechtrommel” und 2004 auch bei Oliver Hirschbiegels Movie “Der Untergang” mitgewirkt.
Der Münchner Alexander Berner hat unter anderem 1995 bei Joseph Vilsmaier´s Movie “Schlafes Bruder”, 2002 bei Movie “Resident Evil”, 2004 bei Movie “Alien Vs. Predator”, 2006 bei Movie “Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders” und 2008 bei Roland Emmerich´s Movie “10.000 BC” für den richtigen Schnitt gesorgt.
Filme + Bücher über das Thema RAF
Über das Thema RAF gibt es zahlreiche Bücher, aber leider nicht wirklich viele Filme, die sich direkt mit den Ereignissen zwischen 1967 und 1977 befassen.
Ein absolut empfehlenswertes Buch ist natürlich das Standardwerk zum Thema RAF-Terrorismus: “Der Baader Meinhof Komplex” von Stefan Aust, auf dem dieser Film auch basiert. Das Buch wurde 1985 veröffentlicht und aktuell am 5. September 2008 erschien eine völlig aktualisierte und erweiterte 1000-seitige Ausgabe, die erstmal Fotos und über 100 Seiten mit neuen Informationen aus bislang unzugänglichen Quellen enthält.
Ebenfalls parallel zur Verfilmung erschien am 17. September 2008 von Katja Eichinger - Ehefrau des Produzenten Bernd Eichinger - das Buch zum Film “Der Baader Meinhof Komplex”. Auf 224 Seiten beschreibt die Autorin darin den Werdegang des Films. Neben Buchautor Stefan Aust kommen auch der Regisseur Uli Edel und zahlreiche Teammitglieder zu Wort und auch die Schauspieler schildern, wie sie ihre Rollen als Terroristen sehen. In der zweiten Hälfte des Buches ist zudem das Drehbuch von Bernd Eichinger abgedruckt.
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Stefan Austs Standardwerk
“Der Baader Meinhof Komplex”
als Neuauflage
Im Juni 2005 erschien im Heyne-Verlag von Autor Kurt Oesterle das Buch “Stammheim”, das auf Erzählungen von Horst Bubeck basiert, der zwischen 1964 und 1991 Vollzugsbeamter in der JVA Stammheim und jahrelang für die Baader-Meinhof-Gruppe zuständig war.
Passend zum 30. Jahrestag des Deutschen Herbstes erschien im Mai 2007 - ebenfalls im Heyne Verlag - das Sachbuch “Terrorjahr 1977: Wie die RAF Deutschland veränderte”, das die beiden stern-Reporter Martin Knobbe und Stefan Schmitz schrieben. Für dieses Buch haben die Autoren mit vielen Zeitzeugen gesprochen und in Archiven bislang unveröffentlichte Dokumente aufgespürt.
Neben diesen vier angesprochenen Büchern gibt es natürlich zahlreiche, sicher nicht minder interessante Werke, die sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema RAF und dem “Deutschen Herbst 1977? beschäftigen.
Einige der ehemaligen RAF-Terroristen haben natürlich auch in den letzten Jahren Bücher veröffentlicht und darin ihre Sicht der Dinge niedergeschrieben. So gibt es z.B. von Stefan Wisniewski das Buch “Wir waren so unheimlich konsequent: Ein Gespräch zur Geschichte der RAF mit Stefan Wisniewski”, von Astrid Proll “Hans und Grete: Bilder der RAF 1967-1977?, von Gudrun Ensslin “Zieht den Trennungsstrich, jede Minute” in dem Briefe an ihre beiden Geschwister Christiane und Gottfried veröffentlicht sind, von Karl-Heinz Dellwo “Das Projektil sind wir: Der Aufbruch einer Generation, die RAF und die Kritik der Waffen”, von Inge Viett “Nie war ich furchtloser: Autobiographie” und sicher viele andere mehr.
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DVD-Sammlung:
“Deutscher Herbst”
Bei den Filmen sieht es leider nicht ganz so umfangreich aus. Insbesondere Ende der 70er und den 80ern folgten einige wenige Filme, die sich indirekt mit dem Thema Rote Armee Fraktion und den Terrorjahren in Deutschland beschäftigten:
Kinowelt Home Entertainment und Arthaus hatten am 20. März 2008 mit “Deutscher Herbst” eine sehr schöne und interessante Sammlung von sechs bewegenden und mehrfach ausgezeichneten Filmen der Regisseure Volker Schlöndorff (Movie “Die verlorene Ehre der Katharina Blum” 1975), Margarethe von Trotta (Movie “Die bleierne Zeit” 1981), Rainer Werner Fassbinder (Movie “Die dritte Generation” 1979) und Reinhard Hauff (Movie “Messer im Kopf” 1978 + Movie “Stammheim” 1985) über die Terrorjahre in Deutschland in einem DigiPak mit Schuber veröffentlicht. Neben den fünf schon genannten Filmen gibt es auch das einmalige Zeitdokument Movie “Deutschland im Herbst” (1977-78) an dem zahlreiche bekannte deutsche Regisseure wie Schlöndorff, Fassbinder, Kluge und Reitz beteiligt waren.
2000 entstand die TV-Produktion Movie “Das Phantom” von Regisseur Dennis Gansel (u.a. Movie “Die Welle”). Dieser Politthriller basiert auf der Grundlage des Buches “Das RAF-Phantom” - geschrieben von den Journalisten Gerhard Wisnewski, Wolfgang Landgraeber und Ekkehard Sieker -, der die verbreitete Verschwörungstheorie zum Attentat auf Alfred Herrhausen in Szene setzt.
Im August 2002 erschien im X-Verleih die DVD zum Dokumentarfilm Movie “Black Box BRD” von Regisseur Andres Veiel. Diese Doku beschäftigt sich mit dem RAF-Aktivisten Wolfgang Grams - der im Juni 1993 auf dem Bahnhof in Bad Kleinen (Mecklenburg-Vorpommern) von GSG-9-Beamten festgenommen werden sollte und dabei unter bis heute ungeklärten Umständen erschossen wurde - und mit Top-Manager und Vorstandssprecher der Deutschen Bank Alfred Herrhausen, der am 30. November 1989 bei einem Bombenattentat ums Leben kam - am 2. Dezember 1989 fand man dazu ein Bekennerschreiben der Rote Armee Fraktion.
Mein Fazit
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Studentenunruhen beim Schah-Besuch
in West-Berlin 1967
Es ist schon sehr verwunderlich, dass wirklich SO viele Jahre ins Land gezogen sind, bis sich endlich mal jemand getraut hat die Geschichte der RAF, die 1977 beim “Deutschen Herbst” ihren Höhepunkt hatte, zu verfilmen. Zwar gibt es einige Filme zum Thema Terror in Deutschland, nur befassen die sich teilweise nur indirekt mit der RAF.
Selbst Stefan Aust, der 1985 sein Buch “Der Baader Meinhof Komplex” veröffentlicht hatte, wunderte sich in einem Interview darüber, dass nicht schon viel früher jemand zwecks einer Verfilmung bei ihm angefragt wurde. Vielleicht hat man sich all die Jahre gescheut dieses heiße Eisen anzufassen, weil man befürchten musste, das Ganze nicht objektiv genug in Szene zu setzen.
Das einfachste und beste ist natürlich all die Fakten - die z.B. im Buch “Der Baader Meinhof Komplex” zu finden sind - zu nehmen und daraus einen Film zu machen - was Bernd Eichinger, den man weitestgehend nur als Produzent kennt, auch endlich gemacht hat.
In seinem - ich nenne es mit Absicht so - 150-minütigen Spielfilm handelt er sämtliche uns schon bekannte Tatsachen ab, die sich zwischen 1967 und 1977 abgespielt haben: Angefangen vom Tod des Studenten Benno Ohnesorg, der für eine radikale Revolution unter den Studenten gesorgt hatte, über die ersten Bombenanschläge und Toten durch die RAF bis hin zur Entführung von Hanns Martin Schleyer und der Lufthansa-Maschine und natürlich dem daraus resultierenden kollektive Selbstmord der RAF-Riege der ersten Generation.
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Andreas Baader (Moritz Bleibtreu)
und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek)
Der Film bietet zwar Spannung von der ersten bis zur letzten Minute - was bei einem 150 Minuten-Film nicht einfach ist -, bietet aber im Grunde nichts Neues zum Thema. Regisseur Uli Edel hatte zwar vor kurzen in einem Interview behauptet, er wüsste wer Hanns Martin Schleyer umgebracht hat - was bis heute ja noch nicht wirklich eindeutig bewiesen ist - aber da er es nicht beweisen kann, sondern sein Wissen nur die Aussagen der Ex-RAF-Terroristen zugrunde liegen - mit denen er im Zuge der Dreharbeiten gesprochen hatte - habe er diese neuen Erkenntnisse nicht verwenden können.
Sorry, als ich dies gelesen hatte, konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Denn solche Aussagen lesen sich für mich eher wie ein schlechter PR-Scherz um das Ganze auch schön im Kino ab dem 25. August 2008 ordentlich in die Höhe zu puschen. Und solche Art von PR hat der Film absolut nicht nötig!!!
Ich persönlich bin Jahrgang 1975 und habe mich auch erst ab Mitte der 90er Jahre langsam und stetig mit dem Thema RAF befasst - denn irgendwie hatte mich dieser Teil der deutschen Geschichte sehr fasziniert. In den letzten Jahren habe ich diverse Bücher mit großem Interesse gelesen, wie z.B. “Der Baader Meinhof Komplex”, “Stammheim” und “Terrorjahr 1977: Wie die RAF Deutschland veränderte” - alle drei habe ich weiter oben schon erwähnt und kann ich ausnahmslos empfehlen. Dazu kamen natürlich noch die mehrteilige Serie, die Der Spiegel im September / Oktober letzten Jahres veröffentlicht hatte und diverse Dokumentationen, die insbesondere im vergangenen Jahr permanent im deutschen Fernsehen liefen.
Aus diesem Grund habe ich mich auch ganz arg auf die Verfilmung gefreut und dem deutschen Kinostart am 25. September 2008 regelrecht entgegengefiebert. Zum Glück konnte ich am Donnerstag, dem 18. September - also eine Woche vorher - der Einladung zur Pressevorführung in Stuttgart nachkommen.
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Andreas Baader (Moritz Bleibtreu)
vor seiner Verhaftung
Wie weiter oben geschrieben, bietet Movie “Der Baader Meinhof Komplex” 150 Minuten Spannung pur und gönnt dem Zuschauer kaum eine Atempause - selbst für diejenigen, die sich etwas mit dem Thema auskennen und wissen was und wie es damals abgelaufen ist. Die Inszenierung des Films ist im chronologischen Stil aufgebaut und wird durch ´echte´ Nachrichtenberichte und Medienaufnahmen etwas im dokumentarischen Stil aufgelockert.
Für Regisseur Uli Edel stand in erster Linie auch die Authentizität im Vordergrund und nicht das Genrekino, was man dem Film auch jederzeit ansieht. Er verzichtete bewusst auf ´Kinolicht´, gezirkelte Kamerafahrten oder ausgefallene Kamerapositionen - alles wurde aus einer Hand gedreht, was den Schauspielern die größtmögliche Freiheit gibt. Obendrein wurde Movie “Der Baader Meinhof Komplex” natürlich an Originalschauplätzen in Berlin und auch Stuttgart-Stammheim gedreht.
Gerade diese Authentizität wird einige Zuschauer schocken, insbesondere natürlich die Angehörigen der Beteiligten und natürlich der Opfer. Im Film wird nix beschönigt oder überdramatisiert - was im Grunde auch Quatsch wäre, denn die Terrorjahre der RAF bieten interessanten Filmstoff für mehr als einen Film. Bernd Eichinger und Uli Edel haben sich so wenige Freiheiten wie nur möglich genommen und sich strikt an die Buchvorlage gehalten. Einzig die Figur von Horst Herold´s Assistenten Dietrich Koch - der hier im Film von Heino Ferch dargestellt wird - ist erfunden.
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Brigitte Mohnhaupt (Nadja Uhl)
und Christian Klar (Daniel Lommatzsch)
Gerade die enorme Anzahl der verschiedene Darsteller, egal ob nun in größeren oder ganz kleinen Rollen, wird einige Zuschauer vielleicht etwas strapazieren. Laut Presseheft gibt es in Movie “Der Baader Meinhof Komplex” satte 123 Sprechrollen, 52 kleine Rollen und 6.300 Komparsen! Viele Darsteller bleiben namenlos, tauchen kurz auf und tauchen - insofern sie für den weiteren Verlauf nicht ´nötig´ sind - auch namenlos wieder ab.
Kommen wir nun zu den Darstellern: Der Film ist - anhand der enormen Anzahl an Rollen - natürlich bis in die kleinste Nebenrolle mit bekannten deutschen Darstellern besetzt. Im Großen und Ganzen agieren die jeweiligen Schauspieler auch sehr gut und überzeugend, dennoch bleiben mir viele Besetzungen ein Rätsel und lassen mich vermuten, dass es zu diesem Film gar kein großes Casting gegeben hat. Es sieht für mich so aus, als hätte man einfach alle bekannten deutschen Darsteller zusammengetrommelt um diese für den Film zu verpflichten.
Moritz Bleibtreu - im Grunde ein toller Schauspieler, den ich in vielen seiner Rollen, wie z.B. Movie “Das Experiment”, sehr schätze - hat nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit Andreas Baader - am besten mal dessen Name bei der Bildersuche von Google eingeben, dann wisst ihr was ich meine - und bei seiner Darstellung hab ich irgendwie immer seinen “Abdul” aus Movie “Knockin’ on Heaven’s Door” vor meinen Augen.
Ebenso Bruno Ganz - ohne jeden Zweifel ein großartiger Darsteller - der hier seine Rolle als BKA-Präsident Horst Herold gut spielt - aber mit seiner Mimik und Gestik erinnert er mich irgendwie eher an seine Rolle in Movie “Der Untergang” - und wenn er dort gespielt hat, muss ich sicher nicht extra erwähnen. Sorry!
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Ruth (Sandra Borgmann) bei
der Schleyer Entführung
Keine Angst, das ist kein typisches Problem der deutschen Darsteller, sowas passiert mir auch immer wieder bei diversen US-Darstellern. Ich erinnere da nur an den Typ in Movie “American Pie”, der auf dem Küchentisch einen Apfelkuchen vögelt - egal welche Rolle Jason Biggs in seinem Leben noch spielen wird, ich werde ihn IMMER in dieser einen Rolle vor Augen haben!
Aber es gibt auch positive Beispiele. Martina Gedeck kann als Ulrike Meinhof schon überzeugen, aber die beste Leistung liefert - meiner Meinung nach - Johanna Wokalek als Gudrun Ensslin und auch Nadja Uhl als Brigitte Mohnhaupt ab. Die beiden Frauen spielen ihre Rolle dermaßen überzeugend, dass es einen teilweise eiskalt den Rücken runter läuft.
Unterm Strich gesehen ist Movie “Der Baader Meinhof Komplex” ein sehr guter Film und absolut empfehlenswerter Film, der auf schonungslose Art und Weise den Zuschauer 10 Jahre des Terrors in Deutschland nochmal vor Augen führt. Die 150 Minuten sind keinesfalls zu lang, eher sogar viel zu kurz für all die verschiedenen Personen und die komplexe Handlung. Ich denke mal hier wird es wieder im TV und auch auf DVD eine längere - sogenannte TV-Fassung - geben. Zumindest lese ich das aus der Stellungsnahme heraus, die Constantin Film Mitte Juli letzten Jahres veröffentlicht hatte (Infos siehe News vom 17. Juli 2007).
Ich hätte mir ein besseres Händchen beim Casting, bzw. der daraus resultierenden Auswahl an Darstellern gewünscht. Weniger ist manchmal halt doch mehr, und meiner Meinung nach muss ein wirklich guter Film nicht immer mit der gesamten deutschen Darstellerriege ´vollgestopft´ werden - es gibt genügend talentierte und weniger bekannte Schauspieler in Deutschland, die auf eine Chance hoffen!
Irmgard Maria Elisabeth Möller (* 13. Mai 1947 in Bielefeld) ist ein ehemaliges Mitglied der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF)
Die Tochter eines Oberstudienrats studierte Germanistik. 1971 wurde sie Mitglied der Rote Armee Fraktion. Sie soll die Aktionen der Gruppe im Raum Stuttgart koordiniert und organisiert haben. Im Juli 1972 nahm die Polizei sie fest. 1976 verurteilte man sie wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Nach dem Tod Ulrike Meinhofs 1976 wurde sie in das Gefängnis Stuttgart-Stammheim verlegt und war mit anderen Gefangenen aus der RAF zusammengelegt.
Als einzige der RAF-Gefangenen in Stammheim überlebte sie die so genannte Todesnacht von Stammheim. Am 18. Oktober 1977 waren Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Hochsicherheitstrakt der JVA Stuttgart tot aufgefunden worden, Irmgard Möller wurde mit zahlreichen Messerstichen in die Chirurgische Klinik Tübingen geflogen und notoperiert.
Sie bestreitet bis heute die offizielle Version eines kollektiven Suizids und spricht von staatlich angeordneten Morden. Unabhängige Untersuchungen konnten diese Vorwürfe weder bestätigen noch endgültig aus der Welt schaffen.
Im Mai 1979 wurde sie wegen zwei Bombenanschlägen und Schüssen auf Polizeibeamte während ihrer Festnahme unter anderem wegen dreifachen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Nach dem Urteil wurde sie nach Lübeck verlegt und hatte jahrelang täglichen Umschluss mit der ebenfalls dort inhaftierten RAF-Gefangenen Hanna Krabbe. In der Nachfolge dieser Ereignisse bildete sich aus verschiedenen Frauengruppen ein Solidaritätskomitee für Möller. Möller verbüßte 23 Jahre Haft und wurde 1995 aus der Justizvollzugsanstalt Lübeck entlassen. Seit 2006 lebt sie in Hamburg und äußert sich hin und wieder in Interviews.
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