Stoppt den Überwachungsstaat! Jetzt klicken & handeln Willst du auch an der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien:

29 Dezember 2007

Hitler hat Krieg gewonnen (Film: Zahnschmerzen)

Kennt jemand den Fernsehfilm ZAHNSCHMERZEN in dem dir Fantasie, dass
Hitler den Krieg gewonnen hat, gespielt wird?

ich finde NICHTS im web..
> Blitzkrieg. Die Nazi Invasion in Amerika. Klassischer Science- Fiction-Roman.

Danke, wie schoen, gibts auf Emule:
ed2k://|file|Allhoff,.Fred.-.Blitzkrieg.-.Die.Nazi-
Invasion.in.Amerika.pdf|966970|BD4FDA5C414D0FA50F6F881FB94F6975|/
Werd ich mal ueberfliegen.

Aber was ich meinte ist ein deutscher Fernsehfilm (WDR?), gemacht ca
1980, indem ganz sanft die Situation nach Hitlers Sieg gezeigt
wird... Waffenstillstand, Frieden mit England, Buerger werden in 1.
2. und 3. klasse eingeteilt... alles ist prima geregelt.

Ich erinnere mich, dass es ziemlich intelligent gemacht war.

Mit englischen Untertiteln waere der Film eine gute Unterhaltung fuer
Englische Gaaeste... hehe.

Kann jemand mal ne email an der WDR schreiben?
Es gibt einen Film namens "Zahnschmerzen" aber der ist von 2001

http://german-films.de/app/nextgeneration/film_person_view.php?film_person_id=8757

Sieht so aus als waere der Regisseur Steffen Blechschmidt viel zu
jung, und der Film viel zu kurz.
http://www.emitt.de/video_e.html

15 Dezember 2007

Bernd Graff schreibt Elitenunsinn

Der Süddeutschen wird das Internet zuviel

Florian Rötzer 12.12.2007

Zuerst ließ man einen Redakteur eine Breitseite gegen den Internetpöbel feuern, dann schließt man das Forum über Nacht und am Wochenende vor den Barbaren aus der Tiefe des virtuellen Raums

Am Wochenende veröffentliche die Süddeutsche Zeitung einen leidenschaftlichen Verriss des Internet. Bernd Graff blickte unter dem Titel Web 0.0 aus dem Printmedium herab auf die Tiefen des Internet, in dem die Amateure, Bürgerreporter und das Volk sich tummeln, unter aller Qualität selbstverständlich. "Das Internet", so Graff, "verkommt zu einem Debattierklub von Anonymen, Ahnungslosen und Denunzianten."

Irgendwie scheinen die alten Vertreter der Printmedien, die bislang zurückgezogen, höchstens ereilt von wenigen Leserbriefen und ansonsten fern der ungeliebten Öffentlichkeit lebten, bislang nicht gewusst zu haben, was "da draußen" in der unreglementierten Öffentlichkeit und damit auch der herrschenden Wirklichkeit vor sich geht. Früher ließ sich das als Stammtischgerede verleugnen, mit dem Internet stehen die sich gerne im elitären Elfenbeinturm Wähnenden nun plötzlich nicht mehr als belehrende Wissensvermittler und Kommentatoren über und neben den Massen, sondern finden sich auf gleicher Höhe mit diesen.

Graff solidarisiert sich gegenüber all der Dummheit und Rüpelhaftigkeit, früher hätte man gesagt: gegenüber den Proleten, mit FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher. Dieser hatte jüngst in seiner auch in der SZ veröffentlichten Dankesrede für den Preis der Deutschen Sprache den "seelischen Extremismus" beschworen, mit dem die Kinder durch das Internet programmiert würden. Er sprach von "ikonographischem Extremismus" . eigentlich nur ein anderes Wort für Terrorismus -, dem die Kinder durch das Internet . offenbar nicht durch Fernsehen und Kino . ausgesetzt seien. Dem Angriff auf die Gehirne können nach Schirrmacher nur die Tageszeitungen mit ihrem Qualitätsjournalismus . also neben FAZ auch Bild und Co. . Paroli bieten. "Fast alles, was im Netz auf Dauer ernst genommen wird", so lobt Schirrmacher sich und seine Branche, "hat seine Urquelle in den Zeitungen." Besonders wichtig sei sie deswegen, weil sie ein "verzögerndes Moment in der gesellschaftlichen Komunikation" darstelle und "eine Haltbarkeit von mindestens 24 Stunden" biete . "und in ihren Kommentaren, Rezensionen und Kritiken will sie sogar vor der Nachwelt bestehen".

Graff . und Schirrmacher vor ihm . erregte sich über die Erregung, die nach dem Selbstlob des Zeitungsherausgebers und Zeitungsautors über die eigene Zunft und Branche hereinbrach. Hal Faber legte das Seine auf heise.de auch noch dazu und sprach von einem "grobmotorischen Angriff" des SZ-Autors oder von dessen "Blähungen". Das ist nicht fein und würde von Graff womöglich, obgleich von einem journalistischen, obzwar keiner Tageszeitung angehörende Kollegen stammend, dem alles überwuchernden "Loser Generated Content" zugeordnet werden. Hal Faber hat aber auch auf den Zusammenhang zwischen der rhetorisch hochgeschraubten, argumentativ allerdings nicht gerade besonders herausragenden Polemik der Süddeutschen gegen die Niederungen des Internetpöbels hingewiesen.

Als nämlich Graffs Artikel erschien, veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung am selben Tag eine Mitteilung der Chefredaktion, in der exekutiert wurde, was der Polemiker als Kennzeichen der nicht näher benannten "etablierten Medien" ausführte: "Die etablierten Medien verfügen über rigide Aufnahmeverfahren und praktizieren bei journalistischem Fehlverhalten im besten Fall Sanktionierungen." Im Web 2.0 mitschwimmend, um die winkenden Profite sich nicht entgehen zu lassen, hatte die SZ ihre lange Zeit vernachlässigte Internetpräsenz ausgebaut - und dabei auch die Mitmachmöglichkeiten für die Leser.

Dass das Probleme mit sich zieht und man sich damit einem scharfen, mitunter hässlichen und jedenfalls unangenehmen Wind "da draußen" im Internet aussetzt, scheint man nicht bedacht zu haben. Man wähnte vielleicht, dass die Leser der SZ ebenso elitär seien, wie man sich selbst als Vertreter des "Qualitätsjournalismus" fühlte, vielleicht dachte man ja auch, es kämen nur Kommentare der Art, wie einst Leserbriefe hereintröpfelten. Aber allmählich kam es anders, das "Web 0.0" drängte durch die offene Tür in die hehren Hallen und konfrontierte die Qualitätszeitung mit dem Pöbel der Straße. Zuerst wurde versucht, das Forum strenger zu moderieren, aber die Äußerungen in Foren können nicht nur rechtliche Folgen nach sich ziehen, die Moderation verlangt auch Zeit und Geld. Das aber will man nicht aufbringen und bricht daher vorerst nur zeitweise das Experiment der virtuellen Agora ab:

In jüngster Zeit mussten wir allerdings feststellen, dass diese zurückhaltende Moderation nicht mehr genügt. Insbesondere nachts und am Wochenende gehen zuweilen Kommentare online, die mit einer sinnvollen Form von Meinungsäußerung nichts mehr zu tun haben. Wir haben uns deshalb entschlossen, in Zukunft stärker moderierend einzugreifen.

Stärker moderieren heißt für die Chefredaktion: die Tore dicht machen. Schließlich möchte man in der Nacht und am Wochenende . ganz im retardierenden Takt der Qualitätsmedien . seine Ruhe haben und gleichzeitig Kosten sparen. Das zu sagen, ist man sich allerdings zu fein, auch wenn die Qualitätszeitung gerne und kostenlos "rege Diskussionen, interessante Gedanken, konstruktive Kritik und gute Ideen" aufnimmt, was nicht zuletzt die Quote in Form der PageViews steigert. Aber jetzt geht es erstmal um die Qualität:

Eine solche intensivere Betreuung erfordert die ständige Präsenz aktiver Moderatoren. Deshalb werden wir die Kommentarfunktion ab sofort zwischen 19 Uhr abends und 8 Uhr morgens einfrieren. Das bedeutet, dass in dieser Zeit auf sueddeutsche.de keine Kommentare publiziert werden können. Dieser "Freeze" gilt auch für die Zeit am Wochenende - zwischen Freitag, 19 Uhr, und Montag, 8 Uhr - sowie für Feiertage.

Und hier der Artikel von einem embedded journalist
der um seinen Job fuerchtet und dem mobbing ausgesetzt ist.
Bernd Graff muss nach dem Mund seines Bosses schreiben,
sonst fliegt er.

Ressort: Computer

Die neuen Idiotae

Web 0.0

Das Internet verkommt zu einem Debattierklub von Anonymen, Ahnungslosen und Denunzianten. Ein Plädoyer für eine Wissensgesellschaft mit Verantwortung.

Von Bernd Graff

Anmerkung der Redaktion im Internet: Als Schueler im Couven (Couvengymnasium, Aachen) dachten andere immer er haette mit Minderwertigkeitskomplexen zu kaempfen weil er einen Kopf kleiner als seine Mitschueler war.


Eigensinniges Wissen oder Narren im Netz?

Seit fast einem halben Jahrzehnt gibt es das "partizipative Web". Das klingt nach Leistungskurs, meint aber neue Formen der Beteiligung und der Berichterstattung im Internet. Diese Formen werden von engagierten Zeitgenossen genutzt, weil sie - sei es aus Idealismus, sei es, weil sie sonst keine Beschäftigung haben - eine Rolle in der allgemeinen Informationsbildung übernehmen wollen. Man spricht auch schon von "Bürger-Reportern" und "Graswurzeljournalisten".

Eine Art: Vierte Digitalgewalt? Schlaue Menschen werden darauf hinweisen, dass das Internet immer schon ein Beteiligungsnetz war, und dass die Ansätze zu dieser Berichterstattung wesentlich älter sind als fünf Jahre. Leider nun sind jene Schlauen, die wir aus unserem gut gewärmten Mainstreammedia-Bett heraus und hinein in ihr debattenknisterndes Web grüßen: das Problem.

Sie zerfleddern - wie es gerne auch wir Zeitungsmenschen tun - jedes Thema. Sie tun dies aber oft anonym und noch öfter von keiner Sachkenntnis getrübt. Sie zetteln Debattenquickies an, pöbeln nach Gutsherrenart und rauschen dann zeternd weiter. Sie erschaffen wenig und machen vieles runter. Diese Diskutanten des Netzes sind der Diskurstod, getrieben von der Lust an Entrüstung.

Haben wir Entrüstung gesagt? Setzen Sie dafür bitte beliebig ein: Sabotage, Verschwörung, Häme, Denunziation, Verächtlichmachung, Hohn, Spott. Ja, wir müssen uns die Kräfte des freien Meinungsmarktes als äußerst destruktiv vorstellen.

Querulanten und Freizeitaktivisten

Nun könnte man sagen: diese Inquisitoren in eigener Sache, das sind halt Querulanten und Leute mit seltsamen Präferenzen. Freizeitaktivisten mit ein bisschen Schaum vor dem Mund. Die gibt es eben. Das könnte man so sehen. Man sollte es aber nicht.

Das von US-Visionären importierte Problem ist, dass man dem unter dem Mantel des Web 2.0 rumorenden Plebiszit die Zukunft anvertrauen möchte.

So zimmert sich der Wired-Autor Kevin Kelly in "We are The Web" daraus bereits das Internet als globale Hirnmaschine zurecht, die ihre überragende Intelligenz noch entwickeln wird. Kelly tut das mit einem Pathos, das man nur magengestärkt erträgt: "Es gibt nur eine einzige Epoche in der Geschichte jedes Planeten, in der seine Bewohner ungezählte Einzelteile zu einer einzigen großen Maschine zusammenbauen. Diese Maschine wird immer weiter laufen, aber es gibt nur eine Zeit, in der sie geboren wird. Du und ich dürfen dies gerade erleben."


Man schwärmt von "SchwarmIntelligenz" und attestiert, wie der Autor James Surowiecki, eine Weisheit der Vielen. Strikt selbstorganisierend - womit vornehm umschrieben ist, dass Geschwätz keine Organisation benötigt. Genauso gut könnte man allerdings einem Fliegenschwarm guten Geschmack unterstellen. Helmut Schmidts zeitloser Rat, dass derjenige, der Visionen hat, besser einen Arzt aufsucht, scheint nicht mehr viel zu gelten.

Auch hierzulande kippen sich Visionäre immer öfter öffentlich einen hinter die Binde. "Prosumenten" nannte man die Netz-Diskurs-Hopper auf den letzten Münchner Medientagen. Das Wort bezeichnet Menschen, die Informationen zugleich produzieren wie konsumieren. "Prosumenten" klingt nach Proselyten, also nach Hinzugekommenen, die zwar alles ein wenig zu ernst nehmen, aber nicht so genau verstehen, was dieses Alles eigentlich ist.

Bis tief hinein in eine erschütternd arglose Öffentlichkeit herrscht indes Konsens darüber, dass das basisdemokratisch breiig getretene Wissen erstens in der gesichts- und charakterlosen "many-to-many"-Kommunikation des Web gut aufgehoben ist, und dass das zweitens nicht nur Okay ist, sondern auch die Zukunft. Der Kommunikationswissenschaftler Norbert Bolz spricht sogar "sozialpsychologisch" von einer "großen Befreiung".

Auswüchse des Absurditätenstadls

Bolz hat dem Spiegel ein Interview gegeben, in dem er die Auswüchse dieses Absurditätenstadls notiert. Man möchte sich beim Lesen dieses Interviews mit dem Mauskabel strangulieren: "Die einfache Orientierung an klassischen Autoritäten bricht zusammen. Man nimmt Politikern ihr Besser-Wissen nicht länger ab. Auch bei Anwälten und Medizinern ist die Erosion ihrer Autorität unendlich weit fortgeschritten. Für Ärzte ist das eine Katastrophe: Ihre Patienten sind auf einmal bestens informiert, fragen und fordern. Überhaupt sind alle, die mit Wissen umgehen, diesem Erosionsprozess ausgesetzt. An die Stelle von Autorität tritt dieses eigentümliche, breitgestreute, selbstkontrollierte Netzwerkwissen."

Nun, dieses Wissen ist gewiss eigentümlich und breitgestreut, aber es ist selten kontrolliert, auch nicht selbstkontrolliert, und ein Wissen ist es oftmals sogar gar nicht. Gemeint ist ja nicht nur die flirrende Suchmaschinenbildung, mit der man seinen Hausarzt demütigt. Gemeint ist auch pures Meinungswissen: unüberprüfbar, kühn, behauptend, flatterhaft, und vor allem: anonym in die Welt gesetzt, was Spaßvögeln und aber auch Denunzianten besonders entgegenkommt.

Die Opferseite internetvictims.de listet im Netz-Rauschen ein Panoptikum an Rufschädigungen, Beleidigungen, Verleumdungen und übler Nachrede auf. Da wird man fast wieder zum Fan von Eliten und auf jeden Fall zum Lobsänger der Differenz zwischen verantwortetem und - im mehrfachen Sinne des Wortes - verantwortungslosem Wissen.

So wie Larry Sanger, der Mitgründer der Web-Enzyklopädie Wikipedia, der den Verein früh wieder verließ. Sanger geißelt frustriert die gewollt "anti-elitäre Haltung" der Wikipedianer: "Als eine Gemeinschaft, die sich nicht als elitär begreift (was bedeuten würde, dass man die ungewaschenen Massen draußen lassen müsste), ist sie sogar ausdrücklich anti-elitär (was hier bedeutet, das man den Experten gar keinen Respekt zollt und unflätige Beschimpfung ausdrücklich toleriert.)" Prätentiöse Mittelmäßigkeit regiere das Projekt, getragen "von Leuten, die nicht kooperieren könnten und - noch schlimmer - nicht einmal kapierten, dass ihnen das Wissen fehlt."

Der andere Wikipedia-Gründer, Jimmy Wales, der noch bei der Sache ist, hat im letzten Jahr eine Rede vor College-Studenten an der University of Pennsylvania gehalten. Es drängte ihn, seine Zuhörer von Wikipedia abzuhalten. Er bekomme dauernd E-Mails von Studenten, die sich darüber beschwerten, dass sie in Prüfungen mit falschem Wikipedia-Wissen durchgefallen seien. Er, Wales, kenne da kein Mitleid: "Um Himmels willen! Ihr seid doch auf dem College. Wie könnt ihr da diese Enzyklopädie für eure Studien nutzen!"

Das "Pew Research Center" in Washington hat im Sommer untersucht, welche Themen auf User-News-Sites wie Digg, Reddit und Del.icio.us für wichtig erachtet werden, mit dem Ergebnis: Als Ersatz für herkömmliche Medien kann sich der "citizen journalism" des Netzes nicht bewähren, vielleicht aber als Ergänzung. So versöhnlich muss man nicht sein: In der Nutzer-Hierarchie von del.icio.us gelangen nur drei Prozent der Nachrichten, die das Weltgeschehen bestimmen, auf die Plätze. Wesentlich wertiger werden hier Stücke über Kaffeekochen in Japan und die Beschaffenheit von Flugzeugsitzen empfunden.

Siamesische Zwilinge Internet und Beliebigkeit

Zugegeben: Klage darüber zu führen, dass Internet und Beliebigkeit siamesische Zwillinge sind, ist so sinnvoll, wie gegen den Wind zu pusten. Denn das Internet gibt es nicht - es ist alles, es ist nichts. Und, ja, es gibt hervorragende Expertenzirkel und phantastische Communities mit hoher Sachkenntnis. Niemand bestreitet den Wert, den die zum Weltarchiv gewordene Video-Abspielplattform Youtube bereits jetzt hat. Und, ja, es gibt diese schöne Open-Source-Bewegung, die so wunderbare Dinge wie Linux über uns gebracht hat. Hier werden Werte geschaffen. Kein Mensch würde das ernsthaft in Zweifel ziehen. Genausowenig wie die Tatsache, dass in Wikipedia viel brauchbares Wissen zu finden ist, wie gerade wieder eine vom Stern in Auftrag gegebene Studie belegt.

Aber wieso all das grundsätzliche Hallelujah auf den "User Generated Content", der nicht selten ein "Loser Generated Content" ist? Wollen wir uns nur über die paar Gala-Vorstellungen freuen, wenn Fehlinformation, Denunziation und Selbstdarstellung das Tagesgeschäft der Laufkundschaft im Netz ist?

Man sollte sich darum vergegenwärtigen, was diese angebliche Web 2.0-Gegenöffentlichkeit neben der Wikipedia als Erfolge preist: Das ist zumeist praktizierter Warentest, gefolgt von einem Aufschrei der Vielen. Es geht um knackbare Fahrradschlösser, Kopierschutz auf DVDs und gefilmte Ratten in einer Fastfoodfiliale. Wollen wir diesen Aufstand der Konsumenten mit der Aufdeckung des Watergate-Skandals vergleichen?

Nein, die 2.0-Alternative muss man nicht so toll finden wie der immer so seltsam optimistische Zukunftsforscher Matthias Horx. Er will Rückstrahleffekte dieses Webs auf klassische Medienhäuser erkannt haben, jedenfalls fabuliert er das in der aktuellen Ausgabe von Cicero: "Das Innere wird nach außen gestülpt, produziert wird wandelbare soziale Identität, die sich zunehmend hochproduktiv vernetzt. Die Me-Volution ist in vollem Gange, und ( . . . ) sie greift langsam, aber sicher auf die Produktionsbedingungen (der etablierten Medien) über."

Me-Volution ist ganz großartig, vor allem für die Me-Volutionäre selbst. Weniger allerdings für jene, die dieses "Wissen" dann ergoogeln und für bare Münze nehmen.

Ich blogge, also lebe ich

Warum aber sollten Menschen, die lediglich neue technische Möglichkeiten nutzen, etwa um ihre Poesie-Alben zu veröffentlichen oder um ihrer Trauer über kaputte Computer Ausdruck zu verleihen, warum sollten diese Menschen Produktionsbedingungen für Medien diktieren und Meinungsführerschaft beanspruchen? Ist die produktive Vernetzung von wandelbaren sozialen Identitäten schon deswegen gegeben, weil jemand ein Chatprogramm anschmeißen kann oder sich in einem Blog wenigstens selbst beweist, dass er ja bloggt, also irgendwie noch lebt?

Von einem "Kult der Amateure" spricht Nicholas Carr. Der Journalist hat versucht, die Professionalität gegen die Me-Volution zu verteidigen: "Die ekstatischen Visionen des Web 2.0 setzen die Hegemonie des Amateurs voraus. Ich kann mir nichts vorstellen, was furchterregender wäre", schreibt er: "Das Internet vermindert unsere Wahlmöglichkeiten, anstatt sie zu erweitern. Die Wikipedia mag neben der Encyclopaedia Britannica verblassen, aber weil sie von Amateuren gemacht wird und nicht von Profis, ist sie gratis. Und gratis siegt stets über Qualität."


Obwohl etablierte Formen der Informationsbildung, zum Beispiel aus Tageszeitungen und Magazinen, als "Mainstream Media" verspottet werden (sie gelten als korrumpiert, hierarchisch, hirngewaschen, langsam und überaltert), obwohl der Schwarmgeist also triumphieren möchte, darf erinnert werden: Es macht immer noch den Unterschied, wer etwas sagt. Und wo er es tut.

Die etablierten Medien verfügen über rigide Aufnahmeverfahren und praktizieren bei journalistischem Fehlverhalten im besten Fall Sanktionierungen. Es darf also eben nicht jeder überall mitschreiben - und der, der schreibt, macht dies nie unbeobachtet und zum Beispiel auf der freien und anonymen Wildbahn der Wikipedia, die so einfach anzuklicken ist und wohl auch deshalb vor Fehlern strotzt. Was aber wiegt dann mehr? Dass das immer elitäre Denken der Mainstream-Medien im Zweifel undemokratisch ist? Oder, dass daraus Qualität entsteht?

Der Unterschied besteht

"Die Mainstream-Medien", schreibt Nicholas Carr, "können Dinge tun, die anders sind als die Dinge, die Blogs tun können - und, ja, sie sind auch bedeutender." Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat kürzlich einen Preis für Deutsche Sprache erhalten. In seiner Dankesrede hat er die Qualitätszeitung als retardierendes Moment in der gesellschaftlichen Kommunikation bezeichnet und sie dafür gelobt, dass sie zwar langsamer als das Internet auf Ereignisse reagieren kann, dafür aber fundierter. Das mag man im Echtzeit-Informationszeitalter rührend finden. Zumal Schirrmacher konstatiert, dass "Zeitung und Internet konstitutiv sind für den, der ein aufgeklärtes Leben führen will".

Diese Rede ist von Spiegel Online auf eine Art und Weise zusammengefasst worden, die dem Netzaffen Zucker geben musste. Im Diskussionsforum des Nachrichtenportals gab es denn auch die erwartbare Ereiferung: "Schirrmacher ist gefährlicher als Rolliban Schäuble", "schon immer etwas rückständiger", "gleichgeschaltete Mainstreammedien", "typisch deutscher Manager", "jämmerlich altersschwach", "dummes Reaktionsschema" - und so weiter.

Schirrmacher hat auf die Polemik und die Eskalation im Netz reagiert und bei Spiegel Online eine Art kommentierter Lesehilfe nachgereicht. Auch diese Gebrauchsanweisung wurde natürlich wieder kommentiert. Unter anderem so: "Was soll man denn davon halten, wenn Schirrmacher . . . die Vorteile der Tageszeitungen quasi als Gegenmittel gegen die negativen Momente und Folgen des Internets anpreist? Hier wird natürlich ein Qualitätsgegensatz zwischen beiden Medien herbeigeredet."

Nein, ihr Lieben, der wird nicht herbeigeredet. Der besteht.

"Die Menschen", schreibt Norbert Bolz, "werden immer mehr zu - wie man im Mittelalter sagte - idiotae: also zu eigensinnig Wissenden. Die neuen Idiotae lassen sich ihr Wissen, ihre Interessen und Leidenschaften nicht mehr ausreden." Mag sein. Verlangt ja auch keiner. Aber sollen wir uns deshalb von jeder Idiotie in die Zukunft führen lassen?


(SZ vom 08.12.2007)

Die SZ kann leider nicht die Wahrheiten drucken....
Ihr CIA boss wuerde sonst den Laden dichtmachen oder an FOX news
verkaufen.

14 Dezember 2007

Secret tv - BRD CIA MOSSAD

stichworte: 911 11. september wtc new york terroristen atta
pentagon dia oni fbi nro ngo nsa cia nao homeland security
national security documents northwoods herrhausen rohwedder gladio
r.a.f. raf grams meinhof bader enslin raspe ddr arafat paletsina
jerusalem haifa palestina gaza hebron beirut hamburg massenmord


Der Internet-Sender Secret.TV startet mit "Gegen den Strom" eine
ambitionierte Talkshow mit dem Dokumentarfilmer und TV-Journalisten
Michael Vogt.

Sein bekannter WDR-Dokumentarfilm "Geheimakte Hess" über Alliierte
Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg sorgte in Deutschland und Europa
für hitzige Diskussionen in der Medienöffentlichkeit. Ab Dezember ist
Michael Vogt nun einmal im Monat im Internet auf Sendung, teilte
Secret.TV am Dienstag mit. Vogt besucht für das Format angesehene
Menschen aus Politik und Gesellschaft, die nach kritischen Äußerungen zu
brisanten Themen in Ungnade geraten sind und diffamiert oder beschwiegen
werden.

Zum Auftakt am 12. Dezember zeigt der Sender ein Gespräch mit dem
Journalisten und Autoren Wolfram Baentsch. Thema der Sendung: Der
Doppelmord an Uwe Barschel. In der nächsten Folge am 12. Januar geht es
dann um "Die Lügen um 9/11 in Deutschland". Michael Vogt spricht mit dem
Minister a.D. Andreas von Bülow.

Secret.TV ist Deutschlands erster Sender für Hintergrundpolitik und
Grenzwissenschaften. Gegründet wurde der Internet-TV-Channel im Januar
2007 durch den Buchautor Jan Udo Holey, auch bekannt unter seinem
Pseudonym "Jan van Helsing". Über 300 Filme und Talk-Sendungen, davon
100 Eigenproduktionen, stehen derzeit auf dem Portal im
On-Demand-Verfahren zum Abruf bereit.

http://www.secret.tv/artikel4622948/Andreas_von_Buelow

Andreas von Bülow
Michael Vogt ist nicht nur Hochschullehrer und Historiker, sondern vor
allem ein erfahrener TV-Journalist. Sein bekannter Dokumentarfilm
"Geheimakte Hess" sorgte in Deutschland und Europa für aufgeregte
Diskussionen in der Medienöffentlichkeit. Ab Dezember 2007 sehen Sie
Michael Vogt regelmäßig einmal im Monat bei secret.TV mit seiner Sendung
"Gegen den Strom". Eine der ersten Aufzeichnungen fand...
am 8.11.2007 bei Andreas von Bülow (Minister a.D. und ehemaliges
Mitglied des Deutschen Bundestages) statt.

Er berichtete sachlich und auf Basis von fundiertem Hintergrundwissen
von Lügen rund um den 11. September 2001 und beleuchtet die Rolle der
Geheimdienste, allen voran der CIA.

Online ab 12.01.2008:
Die Lügen um 9/11 (in Deutschland)
Gespräch mit dem Minister a.D. Andreas von Bülow


Mord an Uwe Barschel. Wolfram Baentsch war Redakteur beim
Nachrichtenmagazin »Der Spiegel«, war Chefredakteur u.a. bei...
der »Wirtschaftswoche« und erhielt für seinen Einsatz beim Aufbau
journalistischer Strukturen in den neuen Bundesländern das
Bundesverdienstkreuz. Erst kürzlich erschien sein Buch "Der Doppelmord
an Uwe Barschel" in dem er stichhaltig erklärt, dass Uwe Barschel nicht
Selbstmord begangen hatte.

Im Interview mit Michael Vogt legt er die wichtigsten Fakten kurz und
schlüssig dar und berichtet, wie es ihm seit der Veröffentlichung des
Buches ergangen ist.

online ab 12.12.2007:
Der Doppelmord an Uwe Barschel
Gespräch mit Journalist und Autor Wolfram Baentsch


Justus Frantz, der mit Barschel zusammen das Schleswig-Holstein Musik
Festival ins Leben gerufen hatte, erinnert sich laut Baentsch daran,
dass Barschel plante, sich Mitte der 1987 beginnenden Legislaturperiode
von der Politik zurückzuziehen und in die Wissenschaft zu gehen. Er
hatte seine Habilitationsschrift bereits fast fertig gestellt.[1]

Uwe Barschel war seit dem 7. Juli 1973 mit Freya von Bismarck
verheiratet und hatte vier Kinder.


Uwe Barschel musste sterben, weil er von einem Waffengeschäft zwischen
Israel und dem Iran erfahren hatte. So sieht es Buchautor Wolfram
Baentsch, der in der Netzeitung erläutert, wieso die Tat bis heute
vertuscht wurde.

Netzeitung: Herr Baentsch, was hat Sie eigentlich dazu gebracht, mehrere
Jahre Ihres Lebens zu investieren, um die Barschel-Affäre wieder
aufzurollen? Die liegt doch nun schon fast zwei Jahrzehnte zurück.

Wolfram Baentsch: Das große Rätsel, das dieser Affäre, die man
Barschel-Affäre nennt, anhaftet, hat mich damals schon gepackt. Von
vornherein hatte ich große Zweifel insbesondere an der offiziellen
Darstellung von Barschels Todesursache im Genfer Hotel Beau Rivage. Ich
habe mich dann schließlich entschlossen, dieses Buch zu schreiben und
über drei Jahre dafür recherchiert.

Netzeitung: Jeder erinnert sich an das Bild des toten Uwe Barschel in
der Badewanne. Sie sprechen im Titel Ihres Buches von einem Doppelmord.
Wie darf man das verstehen?

Baentsch: Zum einen ist Uwe Barschel in Genf physisch ermordet worden.
Zum anderen gab es aber auch einen Rufmord an ihm, der schon vor seinem
Tod eingesetzt hatte, und über viele Jahre, im Grunde bis heute
angehalten hat. Barschel ist diffamiert worden, als einer, der im
schleswig-holsteinischen Landtagswahlkampf von 1987 große Schuld auf
sich geladen hätte.

Netzeitung: Uwe Barschel, so schreiben Sie, musste sterben, weil er zu
einem untragbaren Risiko für die Geheimdienste geworden war. Sein Tod
habe den gleichen Hintergrund wie der Mord an Olof Palme.

Baentsch: In der Tat. Olof Palme ist im Februar 1986 auf offener Straße
erschossen worden, weil er Waffenlieferungen aus Schweden in
Kriegsgebiete verhindern wollte. Uwe Barschel ist aus dem gleichen Grund
aus dem Weg geschafft worden. Auch er hatte von Waffengeschäften
zwischen Israel und dem Iran erfahren, die über Schleswig-Holstein
abgewickelt worden waren. Der Ministerpräsident Barschel wusste davon
aber nur durch eigene Recherchen und durch die Informationen seiner
engsten Mitarbeiter.

Die Politiker, die damals die Waffenlieferungen betrieben haben, hatten
Barschel nicht informiert. Es gab deshalb im schleswig-holsteinischen
Parlament einen heftigen Zusammenstoß zwischen Uwe Barschel und seinem
Amtsvorgänger, dem damaligen Finanzminister Stoltenberg. Barschel
entrüstete sich da über die Waffengeschäfte hinter seinem Rücken. Diese
waren in der Regel mit tatkräftiger Mitwirkung und dem vollen Wissen der
Geheimdienste, also dem BND, dem Mossad und der CIA vonstatten gegangen.

Netzeitung: Waffengeschäfte zwischen Israel und dem Iran? Das liegt ja
zunächst einmal nicht auf der Hand.

Baentsch: Israel und die USA hatten ein gemeinsames Interesse daran, den
Krieg zwischen Iran und Irak mit Waffen zu füttern. Je länger und
verlustreicher er würde, desto besser. Gleichzeitig hatten sie natürlich
ein Interesse daran, nicht selbst als die Förderer dieses Krieges in
Erscheinung zu treten. Seit langem ist ja bekannt, dass Saddam Hussein
lange Zeit von Amerika mit Waffen beliefert worden ist. Hätte man nicht
nun auch den Iran mit Waffen versorgt, wäre der Krieg schnell zu Ende
gewesen.

Diese Aufgabe übernahm Israel und brauchte dazu Deutschland als
Vorposten. Die Waffen wurden in Lastwagen über Italien nach Deutschland
transportiert, zunächst nach Hamburg und dann nach Schleswig-Holstein.
Die ursprüngliche Route verlief über Dänemark . dort hatten sich aber
die Gewerkschaften geweigert, diese illegalen Transaktionen weiter zu
dulden. All diese Vorgänge hat ein ehemaliger Mossad-Agent namens Victor
Ostrovsky in aller Breite beschrieben, und er ist bis heute unwiderlegt
geblieben.

Netzeitung: Ostrovsky, dessen Buch «Geheimakte . Mossad» 1994 erschienen
ist, hatte ja auch die Erklärung für den Tod Uwe Barschels parat.

Baentsch: Er spricht von einem Mord und beschreibt ihn in den
allermeisten Punkten so, wie es die medizinischen, toxikologischen und
kriminalistischen Recherchen hinterher auch bestätigt haben. Ein
Killerkommando des Mossad, so sagt Ostrovsky, habe Uwe Barschel in Genf
ermordet.

Netzeitung: Dem stimmen Sie zu?

Baentsch: Ich finde das plausibel. Barschel ist von mehreren Personen
ermordet worden, das war nicht einer alleine. Dieser Mord lässt sich auf
verschiedene Arten beweisen. Die Beweise aber, und das ist das
erschreckende, sind zwar erbracht worden und sie liegen auch vor,
durften aber nie veröffentlicht werden. So hat zum Beispiel der Zürcher
Toxikologe Professor Brandenberger in einem Gutachten akribisch
nachgewiesen, dass das tödliche Gift Barschel erst verabfolgt worden
ist, als er schon bewusstlos war. Er hat es also gar nicht selbst
aufnehmen können.

Und schon gar nicht, wäre er danach in der Lage gewesen, die Spuren zu
beseitigen. Die Flasche Wein, die er am Abend zuvor bestellt hatte, fand
sich in dem Zimmer nicht mehr. Auch wäre er nicht mehr in der Lage
gewesen, die Verpackungen der vielen Medikamente, die in seinem Körper
gefunden wurden, zu beseitigen.

Barschel starb an einem Gift, Cyklobarbital, das dem bereits
Bewusstlosen in großer Menge verabreicht worden war. Während sich das
Cyklobarbital noch im Magen befand, waren drei andere Gifte bereits in
der Ausscheidungsphase begriffen. Diese Gifte hatten zuvor die
Bewusstlosigkeit bewirkt. So der toxikologische Befund von Professor
Brandenberger. Ich habe sein Gutachten nun übrigens über die Website
meines Verlages öffentlich gemacht.

Aus weiteren Indizien lässt sich etwa folgender Tathergang
rekonstruieren: Uwe Barschel ist unter dem Vorwand, man wolle ihm dort
Beweismaterial überreichen, das ihn in der Pfeiffer-Angelegenheit
entlasten würde, nach Genf gelockt worden. Dort traf er sich im
Hotelzimmer mit seinen Mördern.

Die haben ihn zunächst pharmazeutisch betäubt, aber auch körperliche
Gewalt angewendet, wovon Kopfverletzungen zeugen, die zunächst unbemerkt
geblieben sind. Das tödliche Gift ist dem Bewusstlosen schließlich mit
einem Schlauch durch die Nasenlöcher inturbiert worden. Auch das wird
durch Verletzungen der Nasenschleimhäute bewiesen.

Netzeitung: Die allgemeine Erinnerung führt Uwe Barschel aber bis heute
nicht als Opfer, sondern gemeinhin als skrupellosen Machtpolitiker, dem
seine kriminellen Machenschaften schließlich bis zum Tod in der
Badewanne über den Kopf gewachsen sind. Sein Kontrahent Björn Engholm
gilt hingegen als integerer Politiker, und kaum jemand vermag noch zu
sagen, warum er eigentlich am Ende zurücktreten musste. Wie kommt es zu
dieser Erinnerung?

Baentsch: Durch eine riesige und bis heute andauernde
Desinformationskampagne. Führen wir uns die Fakten vor Augen: Der erste
parlamentarische Untersuchungsausschuss, den der gerade ermordete
Barschel ja nicht mehr miterleben konnte, hat Barschel in allen Punkten
schuldig gesprochen.

Es ging, wie sie sich erinnern, um die Bespitzelungen und Intrigen, die
der Journalist Reiner Pfeifer im Auftrag Barschels gegen den politischen
Konkurrenten Björn Engholm gerichtet haben sollte. Dann aber gab es
einen weiteren parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Es war nämlich
herausgekommen, dass Pfeiffer von der anderen Seite, also von Engholms
SPD finanziert worden war.

Netzeitung: Die sogenannte Schubladenaffäre.

Baentsch: Genau. In dieser Schublade will der Parteivorsitzende der SPD
zweimal 25.000 Mark angespart haben, die dann Pfeiffer in zwei Tranchen
nächtens auf der Autobahn übergeben worden sind. Das kam damals durch
einen Zufall heraus. Eine zeitweilige Lebensgefährtin Pfeiffers hatte es
offenbart, und so gelangte die Geschichte in den Stern.

Der zweite Untersuchungsausschuss kam also zu einem ganz anderen
Ergebnis. Dass nämlich die SPD sehr frühzeitig mit Pfeiffer
zusammengearbeitet hatte und Barschel nicht der Auftraggeber von
Pfeiffer war. Heute ist sicher, dass Pfeiffer von den Geheimdiensten
instrumentalisiert worden ist, dass Engholm aber dann mit ihm
zusammengearbeitet hat, weil er dachte, Pfeiffer hätte auf Geheiß
Barschels gehandelt. Als der «Spiegel» diese Geschichte am Vorabend der
Wahl herausgebracht und das Ergebnis damit wohl maßgeblich zu Engholms
Gunsten beeinflusst hat, ist er beiden . Pfeiffer und Engholm . auf den
Leim gegangen.

Netzeitung: All das entschuldigt Uwe Barschel.

Baentsch: Im Grunde war das das Resultat des zweiten
Untersuchungsausschusses: Barschel hatte nicht die Schuld auf sich
geladen, unter deren Last er hätte zusammenbrechen und Selbstmord
begehen können. Schließlich war das Hauptmotiv für Barschels
vermeintlichen Suizid vom Tisch. Immer nur war nämlich zuvor von seiner
großen Schuld die Rede gewesen und von seiner Karriereversessenheit, die
ein Leben ohne politische Macht ihm sinnlos hätte erscheinen lassen.

Das ist aber blanker Unsinn. Freunde von Uwe Barschel wissen es übrigens
auch besser. Justus Frantz, der mit ihm zusammen das
Schleswig-Holstein-Festival ins Leben gerufen hatte, erinnert sich
daran, dass Barschel ohnehin plante, sich Mitte der 1987 beginnenden
Legislaturperiode von der Politik zurückzuziehen und in die Wissenschaft
zu gehen. Er hatte seine Habilitationsschrift bereits fast fertig
gestellt. Barschel war von der Politik maßlos enttäuscht.

Als er von den heimlichen Waffengeschäften, die hinter seinem Rücken
gelaufen waren, erfahren hatte, wollte er nicht weiter mitmachen. Das
Metier insgesamt war ihm suspekt geworden. Als er sich aber weigerte,
Grundgesetzbrüche auf seine Kappe zu nehmen, bekam er zunehmend große
Angst und fühlte sich bedroht. Das hat er auch wiederholt geäußert.

Netzeitung: Hatte Barschel auch objektive Anhaltspunkte für eine solche
Bedrohung?

Baentsch: Ganz sicher. Ich sehe es etwa durch viele Indizien als
erwiesen an, dass der Flugzeugabsturz, den Barschel am 31. Mai 1987 in
einer Cessna als einziger und schwerverletzt überlebt hatte, kein Unfall
war, wie damals behauptet wurde, sondern ein Attentat. Außerdem ist
erwiesen, dass zwischenzeitlich ein holländischer Killer auf Barschel
angesetzt worden war, der aber kurz darauf einen Herzinfarkt erlitt. Er
kommt also für den Mord in Genf nicht in Frage.

Der Mordauftrag ist zwar aktenkundig, wurde aber niemals öffentlich.
Überhaupt ist eine ganze Reihe kriminalistischer Ergebnisse der
Öffentlichkeit kategorisch vorenthalten worden.

Netzeitung: Mit Recht kann man sagen: Ihr Buch liest sich spannend wie
ein Krimi. Setzen Sie sich damit aber nicht auch einer Gefahr aus? Je
spektakulärer die politische Verstrickung, je finsterer ein
geheimdienstlicher Masterplan erscheint, desto eher werden Sie sich den
Vorwurf einhandeln, eine typische Verschwörungstheorie in die Welt zu
setzen.

Baentsch: Ich rechne schon damit, dass man mich als
Verschwörungstheoretiker bezeichnen wird. Doch fürchte ich diesen
Vorwurf nicht. Er wird in sich zusammen fallen, sobald man die Fakten
zur Kenntnis nimmt, die das Buch liefert. Ich habe ja keine
Spekulationen angestellt, sondern eine umfangreiche Faktenrecherche
dokumentiert.

Netzeitung: Besonders schnell wird von Verschwörungstheorien gesprochen,
wenn Israel oder der Mossad ins Spiel kommt. Zuletzt musste sich
ausgerechnet der Regisseur Steven Spielberg vorwerfen lassen, sein Film
«München» schlage antisemitische Töne an.

Baentsch: Wenn Sie schon Spielberg ansprechen: Es gibt doch so viele
Juden, die in beispielloser Hinsicht an Aufklärung und der Wahrheit
interessiert sind. Dazu zähle ich Victor Ostrovsky, über den wir
sprachen, oder etwa Uri Avnery, den ich voll und ganz bewundere und als
Vorbild verehre.

Mord, gezielte Erschießungen, also Staatsterrorismus . das sind doch
Dinge, die Israel in Verruf bringen. Und Leute wie Ostrovsky und Avnery
zeigen darauf, um das abzustellen. Das liefert auch uns einen Grund, mit
Israel ehrlich umzugehen und zu sagen, wo es nach unseren Überzeugungen
zu weit geht oder Dinge tut, die unserem Grundgesetz widersprechen. Wer
so etwas kritisiert, ist noch lange kein Antisemit.

Netzeitung: Sie richten Ihre Kritik ja auch gegen die deutschen
Verhältnisse.

Baentsch: Wir haben allen Grund unsere schöne Demokratie zu reparieren,
wo sie reparaturbedürftig ist. Und da gibt es zwei Ansatzpunkte. Zum
einen müssen die Geheimdienste kontrolliert werden: durch die Justiz und
durch die Parlamente. Das geschieht aber nicht.

Die Dienste können in Deutschland, wie sie wollen, abhören und
Verfassungsbrüche begehen, ohne dass sie dadurch irgendetwas zu
befürchten hätten. Ihre Abhängigkeit von ausländischen Geheimdiensten
ist ein völlig unkontrollierbares Feld und öffnet Tür und Tor für
Willkür und Verbrechen.

Das muss abgestellt werden. Dazu müssen aber auch unsere
Staatsanwaltschaften endlich frei ermitteln dürfen. Hierzulande sind die
Staatsanwälte ja weisungsgebunden, und je brisanter ein Fall in
politischer Hinsicht ist, desto massiver greift die Politik in die
Arbeit der Staatsanwaltschaft ein. Das ist illegitim.

Die Barschel-Affäre zeigt das mustergültig. Die Lübecker
Staatsanwaltschaft hat akribisch und genau ermittelt und äußerst
aufschlussreiche Ergebnisse erzielt. Sie wurde aber dann daran
gehindert, diese Ergebnisse auch öffentlich zu machen. Wenn mein Buch
mithelfen könnte, an diesen Zuständen etwas zu ändern . ich wäre stolz
darauf.

Netzeitung: Sie beleuchten die Barschel-Affäre als prototypisches
Resultat des Kalten Krieges. Welche Lehren kann man aus ihr für die
Gegenwart ziehen?

Baentsch: Der Kalte Krieg ist damals so kalt und so kriegerisch schon
gar nicht mehr gewesen. Tatsächlich haben die Geheimdienste glänzend
zusammengearbeitet. Oft wurde der Kalte Krieg einfach vorgeschoben, um
eine massive Aufrüstung zu legitimieren. Heute haben wir ja stattdessen
den Krieg gegen den Terrorismus.

Auch hier glaube ich, dass eine Gefahr systematisch übertrieben wird, um
ganz andere Zwecke zu erreichen. Geopolitik, Rüstungsgeschäfte . wo sich
gut verdienen lässt, haben vorgeschobene Feindbilder mitunter große
Vorteile. Täuschungsmanöver, wie das, was ich in meinem Buch beschreibe,
halte ich daher durchaus noch immer für möglich.

Mit Wolfram Baentsch sprach Ronald Düker.