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19 Mai 2008

Der Phallus

aus DIETRICH SCHWANITZ -- MAENNER eine spezies wird besichtigt

Der Phallus ist manisch-depressiv
Wer sonst an die Gleichheit der Geschlechter glaubt - spätestens mit Bezug auf den Sex
muß er diesen Glauben aufgeben. Hier ist der Mann ganz Mann - oder auch nicht. Hier
wenigstens sollte er es sein. Und hier ist das Feld der Bewährung. Hier wird enthüllt, wenn
er kein richtiger Mann ist. Mit den alten Römern muß er dann sagen: »Hic Rhodos, hic
salta!« »Nun bist du in Rhodos, nun spring auch!« Denn hier erfüllt sich das Wort von der
nackten Wahrheit.
Im Sex also wird das zerbrechliche Ego des Mannes zur Anschauung gebracht. Die Frau ist,
wie sie ist; das Szenario des Sex führt ihrem Wesen nichts hinzu und nimmt ihm nichts weg.
Sie bleibt, was sie war: feminin. Der Mann dagegen ist nicht nur Mann. Er muß sich als
solcher beweisen. Und hier kann er nicht mehr simulieren. Alle Hochstapelei wäre vergebens.
Er ist nackt. Und sein Körper wird zum Meßinstrument, an dem der Zeiger den Stand der
Virilität anzeigt.
Dieses Meßinstrument ist unbestechlich. Der Mann hat keine Möglichkeit, es zu beeinflussen.
Mit deutlich markierter Leuchtfärbung kündet der Phallus von der sexuellen Gespanntheit des
Körpers. Dabei wird er selbst zum Symbol: Wie prächtig ist er im Zustand des
Selbstbewußtseins! Bis zur Lächerlichkeit stolz und berstend vor Kraft. Ein Triumph der
Energie! Ein Baumstamm, der aus dem Unterholz hinauf in den Himmel ragt. Und eine
Widerlegung der Schwerkraft! Ein Fanal des Optimismus und eine Allegorie des
Selbstvertrauens. Aber, o weh, wie traurig im Zustand der Niedergeschlagenheit! Es gibt
nichts jämmerlicheres auf dieser Welt! Dann wird er zum Abbild der Verelendung, zum
Inbegriff der Entkräftung und zum Urbild der Melancholie. Unter allen Bildern der Schlaffheit
ist er die ultimative Hinfälligkeit. Tiefer als ein verwelkter Penis kann man nicht sinken!
Elender nicht aussehen. Und hoffnungsloser nicht wirken. Er ist die fleischgewordene
Depression. Und so ist denn der Stolz des Mannes von seinem Wesen her manisch-
depressiv. Mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt.
Im Extremismus zwischen Größenwahn und Verelendung demonstriert der Phallus, daß er ein
Eigenleben führt. Dabei ist er unberechenbar und degradiert dadurch seinen Besitzer zum
bloßen Zuschauer. Hilflos muß er mitansehen, wie der Repräsentant seiner Männlichkeit
macht, was er will. Er kann ihn nicht restlos beherrschen. DerVersuch würde ihn höchstens
behindern. Jede Kontrolle würde das Gegenteil bewirken. So ist der Phallus ein Symbol der
Spontaneität. Und das wiederum treibt seinen Träger in die Mutter aller Beziehungsfallen.
Das ist der Befehl: »Sei spontan!« Gibt er diesen Befehl an ihn weiter, verdammt er ihn erst
recht zur Verelendung. Der Phallus läßt sich nicht befehlen! Und spontan sein auf Befehl ist
unmöglich. So stellt gerade der Ausweis der männlichen Prächtigkeit eine ständige
Demonstration der männlichen Hilflosigkeit dar.
Die Gespenster der Eifersucht
Als exponiertes Organ ist der Phallus gefährdet. Freud hat daraus auf die Kastrationsangst
geschlossen. Sie ist ein weiterer Ausdruck der Angst, den Status des Mannes zu verlieren.
Angeblich löst deshalb der erste Anblick einer unbekleideten Frau eine Panik aus. Zum ersten
Mal sieht der Knabe einen menschlichen Körper ohne Phallus. Und der weibliche Schoß sieht
aus wie eine Wunde, zurückgeblieben von der gewaltsamen Kastration.
So wie ein Mann nie wissen kann, ob er auch der Vater seiner Kinder ist, so kann er auch
nie sicher sein, daß er seine Lebensabschnittsgefährtin sexuell zufriedenstellt. Und wieder ist
das Arrangement asymmetrisch. Ist er impotent, gibt es nichts mehr zu deuteln. Das negative
Ergebnis ist eindeutig genug. Im Positiven aber ist die Sache nie ganz klar. Da bleibt der
Verdacht, daß sie simuliert. Ob sich jede Frau der Folgen bewußt ist? Sie wähnt sich in der
Regel allein mit ihrem Partner im Bett. Oder im Fahrstuhl, im Eisenbahnabteil, im Beichtstuhl,
in der Flugzeugtoilette, oder wo immer der Film sich vorstellt, daß die modernen Pärchen es
treiben. Aber das gilt nur für sie! Der Mann ist es nicht. Er sieht sich umgeben von einer
Meute virtueller Rivalen. Das Lager ist bevölkert von den Gespenstern ihrer ehemaligen
Liebhaber, von denen sie ihm unvorsichtigerweise erzählt hat. Und während er den Nektar
der Liebe trinkt, schmeckt er zugleich von den bitteren Tropfen der Rivalität.
Jede Phantasie ist eine Qual. Jeder Gedanke an einen anderen Mann verwandelt sich sofort in
eine Zwangsidee, die ihn fortan nicht mehr losläßt: die Vorstellung, wie sie mit ihm schläft.
Gerade seine eigene Erfahrung beliefert ihn da mit Anschauungsmaterial: Weil er weiß, wie
sie sich in der Entrückung des Orgasmus verwandelt, kann er sie sich gut in den Armen des
Rivalen vorstellen. Weil er sieht, wie sie in Ekstase aussieht, bebildert er damit seine
obsessiven Phantasien. Und diese untergraben sein Selbstbewußtsein. Sie lösen das nagende
Gefühl des Selbstzweifels aus, und es zeigen sich die ersten Anzeichen einer Paranoia. Er
fühlt sich verhöhnt. Sie lächelt über ihn. Ja, mit dem anderen Liebhaber zusammen lacht sie
hinter seinem Rücken.
Niemals ist eine Frau mit ihrem Partner also allein im Bett. Auch wenn sie nach
wiederholtem Nachzählen immer zum selben Ergebnis kommen sollte - daß nur ein Mann
im Zimmer ist -, für ihren Liebhaber sind sie alle dabei, nämlich seine Rivalen. Sie sitzen
auf der Bettkante. Sie winken höhnisch aus dem Spiegel. Sie stimmen ihr lautloses Gelächter
an, und sie wispern ihm ins Ohr: »Du Versager!« Und wenn ihre Lustschreie noch nicht
verklungen sind und sich nach seinem Orgasmus die Traurigkeit über ihn senkt, sind sie
schon da und flüstern: »Alles simuliert aus Mitleid mit deiner Jämmerlichkeit!«
Dieser Zweifel ist durch Gegenbeweise nicht widerlegbar. Und macht er sich eine Weile
unsichtbar, ist er doch nie weit. Schauen wir zu, wie er Othello, dem Erzeifersüchtigen, aus
dem Nichts entgegentritt. Dieses Nichts ist ein Besuch von Cassio bei seiner Frau,
Desdemona, die er in Gesellschaft mit Jago heimlich beobachtet.
Jago: Hat Cassio, als Ihr warbt um Eure Gattin, von Eurer Liebe gewußt?
Othello: Vom Anfang bis zum Ende: Warum fragst du?
Jago: Nur um eine Idee zu überprüfen, die mir kam, nichts sonst.
Othello: Was hast du denn geglaubt, Jago?
Jago: Ich dachte, er hätte sie nicht gekannt.
Othello: Doch. Er ging von einem oft zum anderen.
Jago: Wirklich?
Othello: Wirklich? Ja, wirklich - findest du was dabei? Ist er nicht ehrlich?
Jago: Ehrlich, gnäd'ger Herr?
Othello: Ehrlich, ja, ehrlich!
Jago: Soviel ich weiß, General ...
Othello: Und was denkst du?
Jago: Denken, gnäd'ger Herr?
Othello: Denken, gnäd'ger Herr? Bei Gott, mein Echo! Als läg' ein Ungeheuer ihm im Sinn, zu
gräßlich, es zu zeigen.
Das Ungeheuer liegt in Wirklichkeit Othello im Sinn. Es ist die Vision von Desdemona in den
Armen von Cassio. Und Jago bringt sie ans Licht.
Othello: Was sagt er?
Jago: - daß er bei ihr - ich weiß nicht, wie er's sagte.
Othello: Oh, was, was?
Jago: Gelegen -
Othello: Bei ihr?
Jago: Bei ihr, auf ihr, wie Ihr wollt.
Othello: Bei ihr? Gelegen? Auf ihr...?
Wenig später fällt er in Ohnmacht. Der Zweifel an der Treue der Frau ist also Selbstzweifel.
Dieser Selbstzweifel war - neben der Sicherung der Vaterschaft - die zweite Quelle für
das Motiv, die Sexualität der Frau zu kontrollieren. Daß es sich hier um ein Sondermotiv
handelt, zeigt sich schon an der Vorschrift, daß eine Frau als Jungfrau und unberührt in die
Ehe gehen sollte. Sie sollte nicht vergleichen können.
Diese Norm der Jungfräulichkeit wird zwar in der modernen Gesellschaft von niemandem
mehr ernsthaft verteidigt. Trotzdem besteht die sogenannte »Doppelmoral« fort. Dem Mann
wird eine größere Promiskuität gestattet als ihr. Das wird häufig mit der biologischen
Arbeitsteilung der Geschlechter in der Evolution begründet. Seine Funktion ist es, seine
egoistischen Gene so weit zu streuen, wie er eben kann. Denn das bereichert den Genpool der
Gattung. Ihre Funktion ist es dagegen, aus dem Angebot das beste auszuwählen (vielleicht
sind deshalb Frauen die kritischeren Käufer und müssen mit Sonderangeboten übertölpelt
werden), um dann, im Dienste der Nachkommen, den Mann an sich zu binden. Das hat für
beide Geschlechter verschiedene Konsequenzen: In ihrem Interesse liegt es, für die Treue
beider zu sorgen. Er dagegen muß, wie der Schmetterling, an vielen Blüten naschen.
Aber es gibt noch einen anderen, näherliegenden Grund für diese Asymmetrie. Um ihn zu
verstehen, müssen wir nicht über Sex, sondern über unser Verhältnis zum Körper reden.
Der Körper in der symbolischen Ordnung
Unser Körper - so müssen wir nun einmal zugeben - ist ein Ding unter anderen Dingen.
Es gehorcht den Gesetzen der Schwerkraft. Stößt man ihn, fällt er um. Er ist ausgedehnt,
verdrängt Wasser und hat ein - manchmal zu hohes - Gewicht. Er kann bewegt werden,
und am Beginn unseres Lebens erlernen wir die Kunst, eben das zu tun. Wir müssen ihn
beherrschen lernen. Der Körper ist etwas, das wir haben und das wir erobern und uns
unterwerfen. Wir haben ihn dann unter Kontrolle.
Aber damit haben wir nur die Hälfte gesagt. Denn der Körper ist ausgezeichnet unter den
Dingen. Er ist der Sitz unseres Selbst. Das wird offenbar, wenn wir nicht mit einem
Laternenpfahl, sondern mit einem anderen Menschen zusammenstoßen. Dann reiben wir uns
nicht nur die verbeulte Stirn, sondern wir sagen »Entschuldigung«. Wir haben dann nicht nur
unseren Kopf oder den Laternenpfahl beschädigt, sondern das Territorium eines anderen
Menschen verletzt.
Dieses Territorium ist symbolisch markiert. Es sagt uns: »Achtung! Betreten nur mit Erlaubnis
des Besitzers!« Den Körper des anderen umgibt eine Sicherheitszone wie eine Bannmeile ein
Parlament. Sie wird begrenzt von einem unsichtbaren Maschendrahtzaun. Hinter diesem Zaun
ist der Besitzer der absolute Souverän. Und so wie er sein Territorium als eine unverletzliche
Zone für sich beansprucht, beanspruche auch ich mein persönliches Reservat. Wie ein Altar
befindet sich mein Körper inmitten eines Sakralraums, den ich mit mir nehme, wenn ich
gehe. Andere Menschen dürfen ihn nur mit meiner Genehmigung betreten. Ich habe nicht nur
einen Körper, ich bin auch ein Körper. Gerade weil dieser Körper tatsächlich ein Ding unter
Dingen ist, muß sein personaler Status durch symbolische Markierungen eigens betont
werden: dadurch, daß man ihm sein persönliches Reservat zuerkennt. Das erst verschafft
jedem Individuum die Anerkennung als eines sozialen Selbst und begründet das, was wir
Menschenwürde nennen.
Der Körper gehört also zwei verschiedenen Ordnungen an: der mechanischen Ordnung der
Dinge und der symbolischen Ordnung der Kultur. Beide Ordnungen werden im Körper
überblendet. Das macht seinen heiklen Status aus. Und paradoxerweise macht ihn das zu
einem Schlachtfeld der Kultur.
Behandle ich nämlich den Körper bloß als Ding, verletze ich die kulturelle Ordnung. Denn
jede unerlaubte Grenzüberschreitung ist ein Angriff auf die Würde der Person. Die extremste
Form der Entwürdigung ist die physische Gewalt. Der Gewalttäter führt der Person ihre
Machtlosigkeit vor Augen und bezieht aus ihrer Erniedrigung wiederum die Berechtigung, sie
weiter zu erniedrigen. Denn er macht ihr klar, daß sie nicht mutig oder kräftig genug ist,
ihre eigene Souveränität zu verteidigen. Und daß sie deshalb auch nicht verdiene, daß man
sie respektiere. Durch diese kreisförmige Begründung verweigert man einer Person den
Respekt, weil sie den Respekt nicht zu erzwingen in der Lage ist. Früher nannte man das
Ehre. Je höher der soziale Status, desto verletzlicher die Ehre, und desto größer waren die
Ansprüche einer Person auf Respekt. Dementsprechend aufwendiger mußten die zeremoniellen
Vorkehrungen sein, wollte man in ihr Territorium vordringen. Bei Göttern, Königen oder
anderen hochgestellten Personen mußte man Weihrauchfässer schwingen,
Unterwürfigkeitsformeln murmeln, den Rücken beugen und andere Entschuldigungsrituale
durchführen, wollte man sich ihnen nähern.
Im Zeitalter der Gleichheit wird dagegen jedem ein annähernd gleiches Reservat zuerkannt.
Wir unterstellen jedem die Empfindlichkeit, die wir selbst empfinden, und wie erwarten vom
anderen dasselbe. Wir fühlen uns gestört, wenn uns jemand zu nahe tritt. Wir denken an
Flucht, wenn jemand aufdringlich wird. Berührungen werden als Übergriffe empfunden. Das
gilt jedenfalls für alle Fremden. Deshalb hat das Leben in der modernen Stadt die
Zugehörigkeit des Körpers zu den zwei Ordnungen der Dinge und der Kultur zu einem
Dauerproblem werden lassen. Die Stadt vereinigt nämlich physische Nähe mit sozialer Ferne.
Im Fahrstuhl, in der U-Bahn und in der Käuferschlange stehen die Menschen eng
aneinandergepreßt. Sie müssen dann deutlich machen, daß sie diese Enge nur als dinglich
verstehen und nicht als Ausdruck einer sozialen Beziehung. Denn so eine Nähe kennt man
sonst nur in einer Beziehung: in der Intimität. Also versuchen die Menschen, ihre Mienen mit
einem Schleier der Ausdruckslosigkeit zu überziehen. In solchen Fällen sucht man deutlich zu
machen, daß der Körper nur aus technischen Gründen als Ding behandelt wird. Ähnliches gilt
für das Verhalten beim Arzt, beim Friseur und bei der Gymnastik. In allen anderen
Situationen hält man zum anderen einen Sicherheitsabstand ein.
Das Bedürfnis nach Körperdistanz ist je nach Kultur verschieden. In der westlichen Kultur ist
es hochentwickelt. Das illustriert eine zunächst rätselhafte Serie von Unfällen im Hotel Sugar
Loaf Palace in Rio de Janeiro. Da gab es in einem Zwischenstock über der Eingangshalle eine
Bar mit einer Galerie, von der aus man in die Hotellobby hinunterblicken konnte. Die Galerie
war durch ein normales Geländer abgegrenzt. Trotzdem fielen immer wieder Gäste über das
Geländer in die Lobby. Man konnte sich das zunächst nicht erklären und heuerte schließlich
einen Detektiv an. Dieser stellte nach kürzerer Zeit fest, daß es sich bei den Fallsüchtigen
ausschließlich um Amerikaner und Europäer handelte. Und er fand folgendes heraus: In der
Unterhaltung unterschritten die brasilianischen Gesprächspartner immer wieder die
Körperdistanz der Euro-Amerikaner. Darauf wichen diese zurück, um die ursprüngliche
Distanz wieder herzustellen, bis sie an das Geländer der Galerie stießen. Da die Brasilianer
ihnen nun näherrückten, ohne daß sie weiter ausweichen konnten, beugten sie sich rücklings
so weit über das Geländer, daß sie das Gleichgewicht verloren und abstürzten.
Die Affaire hat nichts zu bedeuten
Die radikalste Herausforderung an die symbolische Plazierung der Körper in der Kultur
stellen aber sexuelle Beziehungen dar. Dabei geben zwei Menschen ihre Hoheitsrechte auf
und eröffnen dem anderen eine generelle Zugangsberechtigung zu ihrem Körper. Deshalb ist
der erste sexuelle Kontakt immer ein besonderes Ereignis. In ihm vollzieht sich die
Auslieferung an einen bisher Fremden. Jeder der beiden erhält ein Privileg. Aber: Die
Beziehung der Geschlechter in diesem Punkt ist ebenfalls wieder asymmetrisch. Das
symbolisch wertvollere Territorium war und ist immer noch der Körper der Frauen. Hier
entscheidet sich der Liebeskrieg. Daß der Mann bei der Eroberung seinen Körper miteinsetzt
und zur Verfügung stellt, versteht sich von selbst. Weil er nicht als gefährdet gilt, ist er
auch nicht schützenswert.
Zwar ist weibliche Keuschheit heute keine Tugend mehr. Aber die Asymmetrie bleibt
trotzdem erhalten: Ein Mann, der auf sexuelle Avancen nicht eingeht, bringt sich in den
Verdacht der Unmännlichkeit. Und verteidigt er gar seine Keuschheit, ist er kein Mann,
sondern ein Trottel. Bei der Frau ist zwar die moralische Begründung weggefallen, aber bei
aller Promiskuität bewirtschaftet sie den Zugang zu ihrem Körper nach wie vor als knappes
Gut. Sonst kann sie ihn nicht als Privileg vergeben. Würde sie ihn jedem anbieten, wäre ihre
Sexualität nichts mehr wert. Das aber hieße, sie würde auf die Anerkennung als Person
verzichten und sich in der Sexualität als Ding behandeln lassen.
Beim Sex wird nämlich die Dinghaftigkeit des Körpers unübersehbar. Man gebraucht den
Körper des anderen, um ihn zu genießen. Aber nur, weil der andere das erlaubt, ist er,
obwohl er als Ding behandelt wird, in der Sexualität doch als Person gemeint. Dies wird
dann als Paradox erlebt: man spürt den Körper des anderen und erlebt ihn gerade darin als
Person. Denn es ist die Person allein, die einem die Zugangsberechtigung zu ihrem Körper
einräumt. Und nur eine Person kann handeln. Die Exklusivität sorgt dafür, daß dieser Bezug
auf die Person deutlich gemacht wird. Und so ist die Exklusivität also das Mittel, mit dem
die Sexualität in die kulturelle Ordnung integriert wird.
Darum bedarf es im Verhältnis von Mann und Frau einer grundsätzlichen Asymmetrie. Sie
begründet die für Frauen so schwer verständliche Leichtfertigkeit der Männer in puncto
Treue. Nach einem Seitensprung erklären die meisten der Ertappten, der Ausrutscher »bedeute
gar nichts«. Sie liebten ihre Ehegefährtinnen weiterhin tief, innig und aufrichtig. Die ganze
Sache habe mit ihnen gar nichts zu tun. Und sie erwarten, daß ihnen das geglaubt wird. Die
Frauen aber halten diese Erklärungen für den Gipfel der Heuchelei. Und sie wundern sich
über die Dreistigkeit, mit der sie vorgebracht werden. Sie übersetzen das männliche
Verhalten nämlich in ihren eigenen Treuecode, und da hat die Erlaubnis, das Grundstück
ihrer Intimzone zu betreten, eine erhebliche Bedeutung.
Für den Mann dagegen bedeutet die Preisgabe seiner Intimregionen sehr wenig. Geht er
fremd, bleibt sein Körper unbetroffen. Die symbolisch bedeutsame Handlung vollzieht sich
anderswo. Männer sind also ehrlich, wenn sie behaupten, es habe nichts zu bedeuten. Für sie
ist Promiskuität eine Bestätigung ihrer Männlichkeit. Sie haben nicht das Gefühl, ihre Frauen
oder Geliebten zu berauben. Es ist ja nicht ihr Körper, der erobert wird. Vielmehr erobert er
selbst. Und der Mann braucht hin und wieder dieses Invasionsgefühl. Das Empfinden, daß
ihm ein Privileg zuerkannt wird. Seine eigene Gattin hat das symbolische Kapital der
Exklusivität längst ausgegeben. Ihr Portemonnaie ist leer. Sie muß Verständnis dafür haben,
daß er eine kleine Erfrischung braucht. Natürlich liebt er sie weiterhin. Das versteht sich ja
von selbst. Aber so eine kleine, winzige Prise Testosteron wird ja noch erlaubt sein.
Sie aber glaubt, er begehre sie nicht mehr. Sie rechnet sich die Unattraktivität als
Eigenschaft zu. Sie bezieht das auf ihr Aussehen, auf die zu breiten Hüften, den schlaffen
Bauch und die hängenden Brüste. Und damit rennt sie in die Falle des Irrtums. Mit ihrem
Aussehen hat das alles nichts zu tun. Sie könnte sich die Diäten und Kuren und
Abmagerungstorturen, all die Fitness- und Muskelaufbauprogramme sparen. Die Vorstellung,
daß Männer sich vor Fettmassen ekeln, ist eine weibliche Zwangsidee: sie selbst ekeln sich
wahrscheinlich davor. Männer dagegen lieben alles Schwabbelige. Schließlich ist es ein
Geschlechtsmerkmal.
Die Erklärung für die Affairen der Männer findet man nicht im Aussehen der Frauen, sondern
in einem dramaturgischen Muster: Ein Mann wird durch den sexuellen Kontakt mit einer Frau
nicht befleckt und besudelt. Auf seinem Körper bleibt keine Spur zurück. Und er
verschleudert auch nichts, was eigentlich seiner Frau gehört. Wo diese Schätze herkommen,
so denkt er, ist noch mehr. Das ist wahrhaftig kein knappes Gut. Das Ovum einer Frau ist
vergleichsweise selten. Die Spermatozoen des Mannes zählen in die Millionen. Was macht es
da aus, wenn er von dem Reichtum etwas verschenkt? Die gute Luise, soll man ihr nicht
auch etwas gönnen? Er ist ein Samariter, ein Schenkender und Wohltäter. Und er erwartet
von seiner Frau, daß sie das auch so sieht.
In der Symbolik des erotischen Szenarios ist der Körper der Frau dramatisch so viel
bedeutender, daß der Zugang zu ihm sehr viel mehr zählt als der zum Körper des Mannes.
Und deshalb geht er leichter und mit gutem Gewissen fremd.
Enthemmte Verklemmte
Die Überblendung der mechanischen und symbolischen Ordnung in der Sexualität kann im
Einzelfall mißlingen. Dann kommt es bei dem Betreffenden zur Spaltung des Frauenbildes in
die Heilige und die Hure. Als kontrastierende Bilder sind sie aufeinander angewiesen: Um die
Sexualität sozial zu integrieren, wurde die Frau zur Madonna erhöht und ihr Leib durch
Schönheit heiliggesprochen. So wurde das Gewalttätige an der Sexualität für die Zivilisation
erträglich gemacht. Aber es beschwor auch die beständige Gefahr herauf, Sexualität nur als
Schändung zu erleben. Hieraus sind zwei pathologische männliche Typen erwachsen: der
Verklemmte und der Vergewaltiger
Beim Verklemmten lösen die Phantasien einer hemmungslosen Inbesitznahme intensive
Schuldgefühle aus. Um seine Visionen wüster Schändungen ins Unterbewußtsein abzudrängen,
würgt er in sich die Vorstellungen edelster Unberührbarkeit und platonischer Reinheit hervor.
Die Kulturgeschichte kennt alle diese Gestalten der Prüderie und der Sexualverdrängung: den
asexuellen Engel im Hause der Viktorianer, die Madonna, die schmerzensvolle Heilige, die
engelsgleiche Kindfrau, die Tugend in Not usw. In diesen Figuren stilisiert der Verklemmte
seine Angebetete, und wenn sie, ungeduldig, ihm das Bein reicht, damit er das Strumpfband
löse, hält er ihr Vorträge über Moral. Dieser Typ hat Angst vor ihrer Sexualität.
Die Angst kann aber auch weniger den Schuldgefühlen als der Vision der eigenen Impotenz
entspringen. Allerdings ist das Ergebnis das gleiche: Impotenz infolge Verklemmtheit. In der
Phantasie sieht sich der Verklemmte vielleicht als Mitglied einer Kosakenhorde, die ganze
Dörfer vergewaltigt. Aber eben, um diese Phantasie zu unterdrücken, erhebt sich das
Schuldgefühl und sorgt für Impotenz.
Auch dem Vergewaltiger mißlingt die Integration von dinglicher und symbolischer Ordnung in
der Sexualität. Aber im Gegensatz zum Verklemmten macht er die Frau für seine Ängste
verantwortlich. Er haßt sie dafür, daß sie ihn sexuell erregt, Schuldgefühle auslöst und ihn
auf das Niveau eines Tieres herabzieht. Deshalb fühlen sich Vergewaltiger und Frauenmörder
häufig als Auftragstäter im Dienste der Moral, ausgesandt, die Frauen für ihre Sexualität zu
bestrafen. Auch diese Einstellung, die sich mit Formen des Irrsinns deckt, hat geschichtliche
Folgen. Ganze Zerstörungsorgien wie die Hexenverfolgung wurden von derartigen Haltungen
mit motiviert.
Wer die Zeichen des Moralapostels sieht oder etwas von der Überspanntheit des
Vergewaltigers spürt, sollte sofort die Flucht ergreifen. Man hat gar nicht genug Finger, um
sie von solchen Typen zu lassen. Ihnen ist die Integration der Sexualität in ihr Leben
mißlungen. Sie vernichten die Person, indem sie den Körper verletzen. An ihnen ist die
Zivilisation gescheitert. Und von grundsätzlich Gestörten sollte man sich fernhalten. Sie sind
etwas für den Therapeuten. Es ist gefährlich, sich selbst für eine Therapeutin zu halten. Oder
den Gestörten durch Liebe erlösen zu wollen. Das kann so lebensgefährlich werden wie in
jenem berühmtesten aller Limericks:
There was a young Lady from Riga
Who smiled when she rode an a tiger.
They came back from the ride
With the Lady inside
And a smile - on the face of the tiger.
Die voyeuristische Erotik des Mannes
Sexualität ist also etwas grundsätzlich anderes für den Mann als für die Frau. Zwar singen
sie, wenn es klappt, ein Duett, aber die Stimmen sind grundverschieden. Und dieser
Unterschied wird durch die selbstverständliche, aber unvertraute Überlegung veranschaulicht,
daß Männer es nur mit Frauen und Frauen es nur mit Männern zu tun haben.
Die Folklore der Welt ist tief gesättigt mit den Erfahrungen der Generationen. Jedes Kind
kennt inzwischen die unterschiedlichen Erregungskurven: dramatischer Anlauf, schneller
Höhenrausch und plötzlicher Absturz beim Mann, längere Vorbereitung und längerer
Höhenkamm sowie langes Ausschwingen bei der Frau. Die Künste des Liebhabers sind also
die Künste der Verlängerung. Es zählt das Hinausschieben der Hauptspeise durch amuse-
gueules, Aperitifs und Vorspeisen und köstliche Zwischenmahlzeiten. Alles das ist so bekannt
wie die post-koitale Traurigkeit des Mannes.
Weniger verbreitet dürften die Erkenntnisse hinsichtlich der unterschiedlichen
Körperbefindlichkeit der Geschlechter sein. Wir haben gesagt, wir haben einen Körper und
wir sind dieser Körper. Das eine bezeichnet eine eher instrumentelle Einstellung zum Körper.
Und sie kennzeichnet den Mann. Dazu gehört, daß er den Körper als äußerlich erlebt. Er
ignoriert seine Innenzustände. Er verbeißt sich den Schmerz. Er übersieht die hinderlichen
Gebresten, solange es geht. Statt dessen versucht er, seinen Körper zu kontrollieren. Für ihn
ist der Körper ein Ding unter Dingen. Das bindet den Mann auch stärker an die Kindheit
zurück, in der ihm sein eigener Körper als fremdes Objekt gegenübertrat. Er mußte erst
lernen, ihn zu beherrschen und ihn sich auf diese Weise anzueignen. Diese Beherrschung
entspricht der Beherrschung des Raums. Im selben Maße, in dem Körper mobil wurden,
wurde auch der Raum erobert.
Das rüstete den Urhordenmann mit der Befähigung zur Jagd aus. In der Jagd mußte er sich
auf das Beutetier konzentrieren. Dabei hatte er die Distanz abzuschätzen, sich selbst mit
Bezug auf die Beute überlegt im Raum zu bewegen und alles Störende auszublenden. Der
Mann wurde so zu einem Intensivbeobachter. Und sofern die Frauen seine Beute wurden,
wurde er ein Voyeur und ein Pornograph. Die Sexualität des Mannes ist tendentiell
pornographisch. Die Besichtigung des ungeschützten Beuteobjekts erregt seine Begierde. Die
Augen ermöglichen die Antizipation des Vollzugs. Die Phantasie eilt in der visuellen
Erfassung voraus, und dazu braucht man Distanz. Für die Frauen, deren Sensibilität hier
anders ist, ist das gleichbedeutend mit dem Vollzug der Verdinglichung. Zahlreich sind die
feministischen Bücher über den »männlichen Blick« als phallokratische Herrschaftsgeste: Er
unterwerfe die Frauen, distanziere sie und erniedrige sie zum erotischen Präparat.
Das Körpergefühl der Frau
Im Gegensatz dazu ist das Körpergefühl der Frauen weniger instrumentell. Sie erleben den
Körper nicht nur von außen, sondern von innen und außen. Das heißt, sie sind eher im
Körper, als daß sie ihn haben. Sie sind stärker mit ihrem Körper identisch. Daraus ist die
Vorstellung von der »Rätselhaftigkeit« der Frau hervorgegangen. Da für Männer die Erfahrung
eines weiblichen Körpers jenseits des Artikulierbaren zu sein schien, wurde sie mystifiziert.
Im rätselhaften Gesicht der Mona Lisa spiegelte sich auch die Unzugänglichkeit des
weiblichen Körpergefühls. Dazu gehören auch die femininen Vorgänge im Inneren des Leibes,
die dem Manne rätselhaft bleiben: der Eisprung, die Periode, die Schwangerschaft und das
Stillen, das er mit Staunen sieht. Das alles züchtete im Laufe der Evolution auf seiten der
Frauen eine größere Befähigung zur Selbstwahrnehmung. So wird auch die weibliche Erotik
stärker am eigenen Körper erlebt als am anderen. Das Terrain der sexuellen Begegnung ist
für beide der Körper der Frau.
Anders als der instrumentalisierte Körper des Mannes ist er eher allseitig aufnahmefähig. Die
erogenen Zonen sind überall verteilt und nicht, wie beim Mann, hochkonzentriert. Sie ist auf
Nahwahrnehmung spezialisiert. Das heißt: die Haut, der Körper, die Temperatur, das Ohr -
alles ist an der Wahrnehmung beteiligt. Vielleicht hat das einmal der automatischen Kontrolle
einer krabbelnden Brut in einem dunklen Nest gedient. Auf jeden Fall stehen sich Mann und
Frau in der Erotik mit verschiedenen Sinneswahrnehmungen gegenüber: mit dem
pornographischen Blick der Mann und der ganzheitlichen Berührungssensibilität die Frau, die
auf Nähe, Hautkontakt und allgemeine Schmuserei spezialisiert ist.
Dem entspricht die Rollenverteilung im Drama der Werbung und der Selbstdarstellung: Dabei
bietet sich die Frau dem Blick des Mannes dar. Sie sieht sich als gesehen. Zum Ersatz des
männlichen Blickes wird der Spiegel. Mit ihm unterhält sie ein intimes Verhältnis ab ihrer
Pubertät. Das verwandelt einen Teil der weiblichen Erotik in Selbstgenuß. Sie wird zur
Autoerotik. Über den Umweg der Identifikation mit dem Mann genießt die Frau seinen Genuß
an sich selbst. Entsprechend wirken entblößte Frauen zuweilen auf Frauen erregender als
nackte Männer. Auch hier bleibt die Frau bei sich und genießt sich als in sich ruhenden
Körper.
Anders der Mann. Er empfindet sich als Wirkung im Körper der Frauen. Er geht aus sich
heraus und spürt sich dann erst über seine Außenwirkung. Ihn erregt die Erregung, die er
verursacht. Seine Erotik findet Erfüllung in der Erfahrung des Unterschieds. Die
Andersartigkeit dieses Körpers bringt ihn in Wallung. Deshalb ist gerade die Weichheit des
weiblichen Körpers so aufregend.
Das instrumentelle Verhältnis des Mannes zu seinem Körper konzentriert sich besonders auf
den Phallus. Er wirkt in seiner Exterritorialität selbst wie ein Werkzeug. Und so wird er auf
englisch auch genannt: tool. Als solches fordert er den Vergleich mit den Werkzeugen der
Rivalen heraus. Und dieser Vergleich nach Maßen und Umfang verewigt den Wettbewerb und
mit ihm die Unsicherheit des Mannes.
So ist gerade das Organ, das den Mann zum Mann macht, auch die Quelle seines dauernden
Selbstzweifels. Sein Verhältnis zu ihm ist widersprüchlich. Gerade weil er ihn nicht
kontrollieren kann, sagt der Phallus über ihn die Wahrheit. Obwohl er nicht für ihn
verantwortlich ist, fühlt er sich von ihm beschämt. Versagt der Phallus den Dienst, fühlt er
sich selbst als Versager. Und ist der Mann auch noch so potent, die Frau hat es in der Hand,
dieses Gefühl des Versagens auch bei ihm nach Belieben hervorzurufen: Sie braucht nur ihre
Forderungen über seine Kapazitätsgrenzen hinauszutreiben, und schon fühlt er sich beschämt.
Das Urteil über den Mann spricht so der Körper der Frau. In ihm liegt das Geheimnis, das
über sein Selbstbewußtsein entscheidet. Hier sucht er nach dem heiligen Gral. Der Körper der
Frau ist deshalb der Gegenstand, an dem männliche Neugier und aller männlicher
Forscherdrang seinen Ausgang nehmen. Das bringt einen eigenen Typus hervor, den wir nun
in der Porträtgalerie besichtigen.
Neunter Abstecher in die Porträtgalerie der Männertypen: Der Forscher
Der Forscher ist ein Triebtäter. Ihn treibt sein Drang, über die Grenzen in unwegsames
Gelände vorzustoßen und neue Kontinente zu entdecken. Er ist der Forschungsreisende, den es
zu neuen Ufern zieht. Er wird von allem Unbekannten gefesselt. Er will entdecken und
enthüllen. Ihn reizt das Verborgene. Und weil dieser Reiz zuerst den pubertierenden Knaben
heimsucht, dessen Entdeckungsdrang sich auf den weiblichen Körper richtet, wird der
Forscher im Alter zwischen zwölf und sechzehn Jahren geprägt. Um sich von ihm ein Bild zu
machen, muß frau sich etwas ganz und gar Drangvolles vorstellen. Denn von sich aus haben
Frauen von der schrillen Intensität dieser Neugier keinen Begriff. Sie kennen nicht diesen
gierigen Voyeurismus einer knäbischen Phantasie, die immer wieder neue Nahrung aus dem
Verborgenen zieht. Woher auch? Sie sind ja selbst Objekte dieser Enthüllungssucht. Und
überhaupt mag es schwerfallen, sich den genialen Forscher als pubertierenden Knaben zu
denken. Aber nicht erst Freud war der Meinung, aller wissenschaftlicher Forscherdrang
beginne mit sexueller Neugier. Schon lange vorher gebrauchte man in beiden
Zusammenhängen dieselben Begriffe. Und bis heute spricht man von »Enthüllungen« und
»Entschleierungen«, von der »nackten Wahrheit« und von »Aufklärung«, von »Erforschung«
und »Entdeckung«.
Für diese Neugier gibt es bei Frauen keine Entsprechung. Für sie ist der männliche Körper
nicht besonders rätselhaft. Seine Formen sind weitgehend überraschungsarm. Und seine
Oberflächenbeschaffenheit ist fast überall gleich. Der Mann besteht aus einem rechteckigen
Kasten mit Beinen, Armen und Kopf. Es gibt keine interessanten Schwellungen des Geländes.
Keine Täler und Hügel, keinen Wechsel der Oberflächenbeschaffenheit, keine kunstvollen
Übergänge und lieblichen Aussichten. Es fehlt jede Reliefierung, die bewirkt, daß der
weibliche Körper aus jeder Perspektive wieder anders aussieht. Seine Oberfläche läßt keine
Geheimnisse zu: sie besteht nur aus einem flachen, verkarsteten Boden von öder Monotonie;
einer struppigen Steppe, bewachsen mit schütterem Trockengras, ohne Sehenswürdigkeiten.
Die einzige Ausnahme ist jene bekannte monströse Wucherung, die in offener Schamlosigkeit
aus dem Gehölz ragt, von eigenartiger Färbung, von unklarer Konsistenz im schlaffen Zustand
und von starrer Monumentalität wie ein Kriegerdenkmal aus der Megalith-Zeit, wenn
erigiert. Beim männlichen Körper liegt alles offen da.
Aber wie anders ergeht es dem pubertierenden Knaben, dem künftigen Forscher: Unstillbar ist
für ihn der Reiz, der vom weiblichen Körper ausgeht. Seine Ausbuchtungen und Rundungen
drücken sich so unter der Kleidung ab, daß sie die ständige Erinnerung daran wachhalten,
daß sie verhüllt sind. Sie bilden einen Dauerauftrag für die Forschung. Das Leben unter der
Oberfläche stimuliert mit jeder Bewegung die Neugier. Jede Verschiebung weckt das
Verlangen, unter die Kleider zu schauen. Aus dem Rauschen im Kopf des Knaben steigen
Visionen von süßen Zauberlandschaften auf. Es plagt ihn die Sehnsucht des Wanderers. Allzu
gern möchte er wissen, wie diese interessanten Reliefs wirklich aussehen. Da sind zum
Beispiel die Brüste: ein Doppelgebirge von so merkwürdig weicher Beschaffenheit, daß sie ein
einziges Rätsel darstellen. An sich selbst findet er nichts, was ihnen im entferntesten gleicht.
Ihr Zustand scheint ein einziges Paradox. Einerseits weich wie Pudding, andererseits aber
durchaus formfest wie Götterspeise, die auch nach erheblichen Erschütterungen in ihren
Ursprungszustand zurückkehrt. Ihre Form scheint dabei durch die Gravitation bestimmt. Und
wie ein Flügel ein Abbild der Aerodynamik ist, ist eine Brust ein Abbild der Schwerkraft.
Fast unwiderstehlich ist es, ihr Gewicht zu prüfen.
Und dann die Plazierung der Brustwarzen! Im Vergleich zu seinen eigenen, welch luxuriöse
Expansivität! Wie eine Krone gegenüber einem Hosenknopf. Das alles ahnt der künftige
Forscher mehr, als er es weiß. Er sieht nur den geheimnisvollen Mittelgraben im Ansatz des
Dekolletés. Diese in Eierschnee geschnittene Spalte, die zwei glatte, rosige Globen teilt wie
die zwei Kugelhälften im platonischen Mythos vom perfekten Menschen. Zwei aneinander
geschmiegte Zwillinge, die, so schließt er mit wachsender Kühnheit, selbst wieder den
Halbkugeln des Pos gleichen! Sein Hirn beginnt bei dieser Vision zu kochen: Als ob der liebe
Gott mit dem aufrechten Gang den Po auch nach vorne geholt hätte! Und die Dublette der
Halbkugel gedoubelt! Eine Harmonie aus Entsprechungen und Komplementärrundungen. Eine
Komposition aus Schwellungen und Bögen und Kurven. Alle Grenzen verschwinden dabei in
Falten. Und die laufen auf die Mutter aller Geheimnisse zu: den Ort des heiligen Grals, den
Schrein mit dem Heiligtum, das Arkanum par excellence, die Abwesenheit einer versteckten
Anwesenheit, ein unbekanntes Wesen, von dem es noch nicht einmal Abbildungen gibt und
von dem niemand jemals erzählt. Von ihm gehen gleichermaßen süße Versprechungen und
furchteinflößende Schrecken aus. Es ist wie das Monster von Loch Ness. Er ist überzeugt,
daß es da ist, aber er hat es noch nie gesehen. Seine Erkundung wurde ein lebenslanges
Projekt. Es hat ihn zum Forscher gemacht. Die ungelöste Spannung zwischen Neugier und
endlosem Aufschub der Forschung hat ihn geprägt. Er kann nicht mehr ohne sie leben. Er ist
ein Süchtiger geworden, ein Besessener. Er nimmt jetzt jede Frist in Kauf. Vierzig Jahre lang
ist Moses durch die trockene Wüste gezogen. Und erst dann ließ ihn der Herr das Land
sehen, wo Milch und Honig floß. Solange der Forscher sein eigenes Gelobtes Land nicht
erkundet hat, wird er von der Unruhe des Entdeckers getrieben. Er giert geradezu nach
Wissen. Nach dem Wissen, das ihn zum Mann macht.
Das hat eine merkwürdige Konsequenz, auf die Frauen von allein niemals verfallen würden.
Weil sie ihren Körper ja schon kennen - besser als je ein Mann ihn kennen wird -,
werden sie unbewußt für intelligent gehalten. Sie verfügen ja über ein Wissen, das das jedes
Philosophen in den Schatten stellt. Das gilt selbst für die schlichteste Frau. Das erklärt
etwas, dem Frauen normalerweise mit fassungslosem Unverständnis gegenüberstehen -
warum intelligente Männer sich manchmal mit strohdummmen (anders begabten) Frauen
verbinden. Ja, warum sie es manchmal sogar darauf anlegen, diesen Kontrast zu
akzentuieren, indem sie Sexbomben eher untrainierten Geistes den Vorzug geben. So wie
Arthur Miller, als er Marilyn Monroe heiratete.
Die Antwort ist: Für sie ist Sex bei Frauen das gleiche wie ein Wissensvorsprung. Der Besitz
eines Busens entspricht einer Diplomprüfung in Philosophie. Er enthält ebenso viele
Geheimnisse wie Kants Theorie vom Ding an sich. Je drastischer und reiner der Sex zur
Geltung kommt, desto deutlicher diese Äquivalenz. Eine Frau, die selbst schlau ist, bringt
diese Gleichsetzung durcheinander. Die durch keine Intelligenz getrübte Sexness bringt viel
drastischer zur Geltung, daß eine Frau im Besitz von Geheimnissen ist, die jeden Philosophen
vor Neid erblassen lassen. Daß sie über Wissensschätze verfügt, an die Theorie nicht
heranreicht. Daß sie um in der Philosophie Kants zu bleiben - über A-priori-Kenntnisse
verfügt, die weder Begriff noch Anschauung einholen können. Wenn sie auch seine Erkenntnis
bestätigen mögen, daß Anschauung ohne Begriffe zwar blind sein mag, ein Begriff ohne
Anschauung aber leer ist.
Diese Neugier des Forschers macht es den Frauen leicht, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Hat er seine Enthüllungssucht schon auf die Wissenschaft übertragen, wird er durch die Frau
auf das ursprüngliche Objekt seiner sexuellen Neugier zurückgelenkt. Vor allem dann, wenn
die Forschung mit dem Bruch von Tabus verbunden ist. Schließlich waren für den
pubertierenden Knaben die Zonen hinter der sexuellen Bannmeile nicht nur unbekannt,
sondern auch mit Verboten umstellt. Die Grenze zu überschreiten war gefährlich. Vor der
entscheidenden Stelle stand eine Aufschrift wie früher auf den alten Landkarten an den
Säulen des Herkules bei Gibraltar: Ne plus ultra - hier geht's nicht weiter! Und auch die
zentrale Gründungslegende der Forschung in unserer Kultur bringt sexuelle Neugier,
Wissensdurst und Tabus zusammen: der Sündenfall. So wurde dem Wissensdrang von seinem
sexuellen Hintergrund der Beigeschmack des Verbotenen aufgeprägt, und der Archetyp des
Forschers, Dr. Faustus, macht zuerst erotische Entdeckungen.
Natürlich hat die Spannung mit der sexuellen Revolution nachgelassen. Seitdem die Sexualität
nicht mehr so radikal von Verboten und Tabus umstellt ist, seitdem die Schamschwellen
rapide nach unten gesackt sind und das Gefälle von männlicher Exploration und weiblicher
Zurückhaltung eingeebnet wurde, ist auch der Forscherdrang nicht mehr in solche Höhen
getrieben worden. Aber die Popularität der Enthüllungsmedien und der Pornographie zeigt ja,
daß die voyeuristische Neugier nach wie vor unersättlich ist: und daß sie noch nach wie vor
männlich ist. Konnte vor hundert Jahren noch eine nackte Wade das Blut in den Kopf
treiben, braucht man dazu heute krassere Einblicke. Aber auch die Wade war damals schon
nur eine Station auf einer Strecke, die zum gleichen Ziel führte.
Nach Freud wird die ganze Rätselhaftigkeit der Frau für den Knaben in der Verborgenheit
des weiblichen Sexualorgans zur Anschauung gebracht. Was für die Frauen normal ist, ist für
ihn ein Wunder, über das er schwer hinwegkommt: daß da, wo bei ihm jenes fast
unabhängige, demonstrative, selbständige Wesen hervortritt, ein Nichts ist. Der automatische
Vergleich mit dem Phallus macht aus dem weiblichen Schambereich eine aufdringliche
Abwesenheit. Und schon fragt sich der zukünftige Wissenschaftler: Es muß doch statt dessen
etwas da sein!? Aber eben das liegt im Verborgenen. Eine dunkle Erdspalte, ein versteckter
Grabenbruch, ein unheimlicher Eingang ins Innere.
Die besessene Beschäftigung mit dieser Mutter aller Geheimnisse hat sich in der kulturellen
Symbolik niedergeschlagen, mit der die Forschungsideale bezeichnet wurden: zuallererst der
heilige Gral, auf den die Artusritter so scharf waren. Hier liegt der Bezug zum Füllhorn, aus
dem sich der Reichtum der Welt ergießt. Es ist der Ursprung der Welt, aus dem auch die
Männer einst hervorgegangen sind, um dann ihre Herkunft aus allem Weiblichen durch die
künstliche Abgrenzung zu leugnen. Nur in der Verkleidung als Forscher ist es ihnen möglich,
sich diesem Ursprung wieder zuzuwenden, ohne in eine ödipale Krise zu verfallen. Als der
Philosoph Martin Heidegger seiner Geliebten Hannah Arendt schrieb, taucht im Postskriptum
immer wieder die merkwürdige Formel auf. »Ich freue mich auf Deine Mutter.« Die
Herausgeberin der Briefe glaubte, es handle sich um Hannahs wirkliche Mutter. Wohl kaum!
Warum sollte Heidegger sich auf sie freuen? Er benutzte einen Code und fand eine
Umschreibung für das, was er wirklich suchte: den Sinn des Seins, dem es in seinem Sein
um dieses Sein selbst geht. Es war die Mutter aller Geheimnisse.
Hier, in dieser konzentrierten Andersartigkeit, liegt nicht nur für den pubertierenden
Hysteriker der Ursprung aller Daseinsrätsel. Schon die Scheu, diesen Ort zu benennen, zeugt
von der dämonischen oder göttlichen Qualität. Der Phallus ist von seiner dramatischen
Wirkung her ein Komödiant, ein Kobold und Jack in the Box. Er gehört in die Komödie,
zusammen mit all den anderen Angebern, Prahlhänsen und Großsprechern. Der Phallus ist wie
sie: mal unglaublich aufgeblasen und dann wieder auf der Flucht. Eben ein Komiker! Kein
Wunder, daß von den Phallusfiguren der Griechen unsere Gartenzwerge abstammen: die
Leuchtfeuer des Penis sind zu roten Zipfelmützen geworden. Dagegen ist der dunkle Schlund
der Vagina eine rätselhafte Abwesenheit. Sie entzieht sich selbst der Darstellung. Wie von
Gott darf man sich von ihr kein Bild machen. Man kann sie sich nur als Hintergrund eines
Mysterienkults vorstellen, als Symbol eines der Erde geweihten Ritus von unklarer Bedeutung,
die nie versiegende Quelle einer gefährlichen Neugier. Selbst der Teufel, heißt es, sei beim
Anblick eines weiblichen Geschlechtsteils zutiefst erschrocken. Das weibliche Sexualorgan
gehört nicht auf das Theater der Repräsentation, sondern in den Mythos.
Es ist ein ursprüngliches Paradox: die Beobachtung eines Geheimnisses bringt es zum
Verschwinden. Ein Geheimnis ist als Geheimnis nicht beobachtbar. Es zeigt sich nur in der
Ahnung, in dem Versprechen der unmittelbar bevorstehenden Enthüllung. Der Sex-Appeal
wird deshalb immer als Striptease, als Übergang zwischen Enthüllung und Verhüllung
dramatisiert. Und genau dies ist auch die Dralnaturgie der Wissenschaft: sie wirkt durch
Sex-Appeal. Umgekehrt findet sich in der Liebe auch die Verhaltensweise des
Wissenschaftlers. Don Juan etwa ist ein typischer Sammler. Er möchte ein enzyklopädisches
Wissen über die Frauen gewinnen. Er sammelt von jeder Art ein Exemplar. Er beschafft sich
einen Überblick. Er hat den Wahn der Vollständigkeit. Er möchte die ganze Gattung
inventarisieren. Und seine wissenschaftliche Hilfskraft Leporello führt die Liste.
Von anderer Art wiederum ist der Psychologe. Ihn interessiert, wie sich die Weiblichkeit in
der Psyche ausdrückt. Er erforscht die Erotik des Seelischen. Er dringt in die Geheimnisse der
weiblichen Erlebnisverarbeitung ein. Diese Exploration ist für ihn eine Penetration, eine Fahrt
ins Innere eines Dschungels. Hier läßt er sich von einem Schattenreich gefangennehmen,
dessen Faszination für ihn niemals abnimmt. Das läuft auf ein merkwürdiges Paradox hinaus:
Der Psychologe überquert die Abgrenzung gegenüber der Frau, die ihn zum Mann macht. Er
spielt also mit seiner männlichen Identität, indem er ihre Grenzen überschreitet. Darin gleicht
er wieder den wirklichen Forschungsreisenden, die in der Wildnis sich selber finden wollen.
Auch sie sprechen stets von der Erfahrung der Grenzüberschreitung. Und so gleicht die
Erkundung der weiblichen Psyche einer Forschungsreise zu den Grenzen zwischen Mann und
Frau. Da es für die männliche Neugier und ihre hysterische Inensität auf weiblicher Seite
keine Entsprechung gibt, muß jede Frau dieses ganze Explorationstheater befremdlich finden.
Sie selbst ist sich ja kein Geheimnis. Und den, der sie dazu macht, wird sie für reichlich
albern halten. Sie wird die Expeditionsvorbereitungen mit leisem Erstaunen beobachten und
die fachmännischen Erörterungen von Routen und das Brüten über Landkarten mit Spott
verfolgen. Sie weiß ja, daß die Männer eine Fahrt nach Utopia planen. Und da sie die
Gegend so gut kennt wie sich selbst, weiß sie auch, daß sie einer Fata Morgana folgen.
Einem Irrlicht, das sie selbst entzündet haben. Der Ursprung des Geheimnisses liegt in den
Männern.
Aber sie weiß auch, daß sie das ausnutzen kann. Sie kann sich selbst zum Irrlicht machen
und damit den Forscher im Manne wecken: Sie mimt die Geheimnisvolle. Sie verleiht ihrem
Wesen den Anstrich des Rätselhaften. Sie widerspricht sich selbst und lächelt dann
abgründig. Sie erscheint und entzieht sich. Sie redet in Andeutungen und Hinweisen. Und so
führt sie ihn an der Nase herum.
Hier gibt es zwei gegensätzliche Varianten: Es gibt Frauen, die die Rolle der Rätselhaften
gern spielen. Sie inszenieren sich dann als Femme fatale, als Vamp oder als gefährliche
Medusa. Sie genießen es, sich ständig entziehen zu können. Hier kann dann der ewige Flirt
oder die Frigide oder die Prüde oder Kokette ihre Rolle finden, die ihr gestattet, sich nicht
ausliefern zu müssen. Im entscheidenden Moment kann sie immer verschwinden. Auch die
Sadistin, die es liebt, ihrem Verehrer Tantalusqualen zu bereiten, kann sich hier als Teaser
betätigen. Und durch die Inszenierung des Geheimnisvollen kann sie ihre Macht über die
Männer ausüben. All diese Figuren kontrollieren die Männer, um sich an ihrer Hilflosigkeit zu
weiden.
Ganz entgegengesetzt empfinden diejenigen, die diese Dramen nur aus Notwendigkeit
mitmachen, um den Männern zu bieten, was diese erwarten. Sie finden die Inszenierungen
eher lächerlich und hegen eine gewisse Verachtung für die Männer, die da Geheimnisse sehen
wollen, wo keine sind: in ihnen selbst. Sie hassen es eher, daß sie sich als lebendige
Menschen nicht zur Geltung bringen können, weil sie durch mythische Bilder verdrängt
werden.
Der Hohn über die Inszenierungen wird noch dadurch gesteigert, daß es außerordentlich
leicht ist, rätselhaft zu erscheinen. Man braucht sich bloß völlig sinnlos aufzuführen. Das
wird schnell erreicht. Man widerspricht sich selbst, aber verweigert eine Erklärung. Auf die
Nachfragen antwortet man mit einem Blick, der bedeuten soll: »Wer die höhere Bedeutung
dieses Widerspruchs nicht erkennt, ist meiner nicht wert.« Dabei verschweigt man, daß es
diese höhere Bedeutung nicht gibt. Oder man verhält sich launisch und wankelmütig, überläßt
aber auch hier die Erklärung dem anderen. Das Prinzip ist immer das gleiche. Man verhält
sich grundlos widersprüchlich, gibt aber dem anderen die Schuld, daß er nichts versteht -
mit der Nebenbedeutung, daß es ihm an Sensibilität mangele.
Da Frauen sich auf der Hinterbühne über diese Tricks informieren, bilden sie eine virtuelle
Freimaurerloge gegenüber allen Männern. Darin verständigen sie sich über deren
Schlüsselreize und spotten über ihre Manipulierbarkeit: Der Schlüsselreiz des Forschers aber
sorgt dafür, daß er und die Frau sich nie treffen. Denn für ihn muß sie ein Geheimnis sein,
und ein Geheimnis verschwindet, wenn man es löst.