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14 Februar 2007

Mit offenen Karten - video download

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Privat Herrschaft in Muenchen Feb 07

Macht und Raum auf der Sicherheitskonferenz

Rudolf Stumberger 12.02.2007

Ein soziologischer Nachtrag über die räumlichen Ein- und
Ausschließungsprinzipien der privaten "Teltschik-Festspiele" in München

Wer in Zeiten der Digitalisierung von Welt glaubt, der Ort und mit ihm der
Raum schrumpfe zu einer irrelevanten, untergeordneten Kategorie, der irrt.
Zu besichtigen und zu erleben war dies bei der 43. Konferenz für
Sicherheitspolitik vergangenes Wochenende in der weißblauen
Landeshauptstadt München. Diese alljährliche Versammlung von
Regierungschefs, Ministern, Generälen und Rüstungslobbyisten im Nobelhotel
Bayerischer Hof inmitten des Stadtzentrums gab erneut ein anschauliches
Beispiel, wie Macht den Raum braucht, um zu wesen.

Das alljährliche Spektakel dieser "Teltschik-Festspiele" - so benannt nach
dem privaten Organisator des Auftriebes, Horst Teltschik, vormals
Vize-Kanzleramtschef unter Kohl und später unter anderem Deutschlandchef
des Luft- und Rüstungskonzerns Boeing – funktioniert macht- und raummäßig
nach dem Prinzipien der Ausschließung und der Einschließung. Ersteres
entfaltet sich so, dass quasi auf naturwüchsige Weise rund um das
Tagungshotel Bayerischer Hof zunächst eine Sicherheitszone wächst. Das
Kreisverwaltungsreferat (zuständig für das Wachstum) genehmigt dabei
lediglich die von der Polizei beantragten Sicherheitsmaßnahmen, die dann
als "Allgemeinverfügung" im Amtsblatt veröffentlicht werden: "In der Zeit
vom 09.02.2007, 06.00 Uhr, bis einschließlich 11.02.2007, 15.00 Uhr, wird
im Umgriff des Hotels Bayerischer Hof, Promenadeplatz, ein
Sicherheitsbereich eingerichtet." Die Münchner Polizei begründet dies mit
"Staatsmännern" (keine "Staatsgäste", weil alles privat!), die es zu
schützen gebe ("sehr personalintensiv"), und tätig wird sie ("wir stehen
in regelmäßigem Kontakt") auf Veranlassung des Privatmannes Horst
Teltschik.

Auch auf der Website macht Horst Teltschik, der Diktaturen für ihren
Umgang mit der Meinungsfreiheit schätzt, jedem klar, wer die wichtigste
Person der Sicherheitskonferenz ist

Weil die Festspiele also so privat sind (obwohl sie von der
Bundesregierung mit 323.000 Euro an Steuergeldern und mit unbekannten
Kosten der das Hausrecht ausübenden Bundeswehr getragen werden) kann Herr
Teltschik einladen, wenn er will. Oder eben nicht will, wie zum Beispiel
den parteilosen Europaabgeordneten und Konferenzkritiker Tobias Pflüger
("aus Kapazitätsgründen ist eine Einladung nicht möglich"). Gleiches gilt
für die Presse, so mancher Journalist scheitert aus "Kapazitätsgründen" an
der Akkreditierung. Wer aber doch "eingeladen" wird, sieht sich mit feinen
Abstufungen der Nähe zu den Mächtigen konfrontiert.

Der erste spatiale Verteidigungsring der Sicherheitskonferenz dient der
Ausschließung des normalen Volkes durch polizeibewehrte Absperrgitter in
einer weiträumigen Zone um das Nobelhotel. Wer diese passieren durfte,
gelangte zunächst über Sicherheitsschleusen in den Vorhof der Macht, das
Foyer des Hotels Bayerischer Hof. Drei derartige Schleusen standen bereit,
wobei die dritte sinnigerweise mit einem Schild: "Waffenträger" versehen
war – was soll man sich von einer Sicherheitskonferenz auch anderes
erwarten. Eine Balustrade umringt dieses Foyer, und wer diese betreten
will, erfährt: Es gibt zwei Klassen von Journalisten. Die eine darf hinauf
– zum Beispiel der alte TV-Haudegen Dieter Kronzucker –, die andere nicht.
Damit nicht genug – der Normaljournalist (also der journalistische Plebs)
darf grad mal zwischen Foyer und Klo hin und herpendeln, die Reden kann er
sich über Monitore in zwei Presserräumen ansehen.

In den Konferenzsälen der Konferenz aber, dort wo die Sonne der Mächtigen
über Teltschik erstrahlt, gibt es eine dritte Kategorie von Journalisten.
Was soll sie angesichts der Bedeutungsschwere der Veranstaltung anderes
sein als – das Exzellenzcluster der deutschen Publizistik, mit
Leistungsträgern aus den Redaktionsstuben der "Süddeutschen" oder der
"Zeit". Diese weitere Klasse, zu der gerade mal vier oder fünf Auserwählte
zählen, sozusagen das "Premiumsegment" der Journalisten, dürfen so nahe an
das Zentrum der Macht, dass sie sogar Fragen stellen können, auch launige
Fragen - und dann sind sie einen Moment so, wie die Geschöpfe rings umher,
all die Außenminister und Innenminister und Verteidigungsminister- und
vielleicht sogar mehr. Eben sehr wichtige, kritisch und launisch fragende,
über den Dingen stehende – Journalisten.

Man spürt, mit jedem Schritt, der einem vorbei an den verkabelten jungen
drahtigen Männern im sprintbereiten Alter um die 30 Jahre bringt und mit
dem man sich dem Zentrum nähert, ergreift einen gleichsam ein Prozess der
Erhöhung und die eigene Bedeutung wächst mit jedem Meter an rotem Läufer.
Die Konferenz ist ein gigantisches Fest der gegenseitigen
Wichtigkeits-Beteuerung, freilich räumlich unterteilt, wie die Jahresringe
der Bäume legen sich die spatial untergliederten Bedeutungszonen um die
Akteure, in deren Zentrum trunken von den Auren der Mächtigen "der Horst",
wie der neue US-Verteidigungsminister Robert Gates in seiner Rede
Teltschik zu nennen pflegte, sitzt oder steht. "Der Horst" sagt dann – mit
Blick auf die Gegendemonstrationen - in diesem Zustand schon mal so
Sachen, wie dass es eben die "Tragik" der Demokratie sei, dass bei uns
"jeder seine Meinung öffentlich vertreten darf", in Diktaturen würde so
etwas halt nicht passieren (in einem Interview mit dem Bayerischen
Rundfunk).

An den Gegendemonstranten, die mit der "Nato-Kriegskonferenz", wie sie die
Teltschik-Festspiele nennen, nichts am Hut haben und die
Sicherheitskonferenz als eine Veranstaltung von Militaristen und
Kriegstreibern kritisieren, an ihnen wird das Macht-Raum-Prinzip der
Einschließung praktiziert. Dient das Sperrgitter rund um das Hotel
Bayerischer Hof der Ausschließung zum Beispiel von "aus Kapazitätsgründen"
Unwichtigen, dient das gleiche Sperrgitter rund um die Menge der
Demonstranten der Einzäunung. Und weil man nicht die ganze Demo-Strecke
wie die Nürnberger-Autobahn bei Freimann einmauern kann, übernehmen die
Funktion der Einschließung während des Vollzugs des Protestes flexible
Polizeitruppen in Grün oder Schwarz, die gerne ein sogenanntes wanderndes
Spalier bilden oder sich gelegentlich im Kesseln üben.

Ausschließen und Einschließen, das sind die zwei räumlichen Arten der
Machtausübung. Nähe und Distanz, Kontrolle von Zugang und Weggang, 400
Body-Guards und 4000 Polizisten – das Leben ist konkret. Und die
Pendellinie zwischen Foyer und Klo für die Normaljournalisten, die
Akkreditierungsformulare mit unscharfem Passfoto, die Sperrgitter, die
Funk-Stöpsel in den Ohren der CIA-Agenten, das Mineralwasser für vier
Euro, die Schusswaffen in den Holstern der "Waffenträger" und die
Fußschritte, die einen näher an die Mächtigen bringen – sie sind die
räumlich-materiellen Bedingungen, die sich um die virtuelle
Berichterstattung zum Beispiel der Fernsehübertragung ranken wie der Efeu
um den Laubbaum und stellen doch deren unmittelbare Voraussetzung dar.

Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24632/1.html

01 Februar 2007

Braunes Mossad Maerchen

Mossad Moellemann, Michel Friedman ... Das erstaunliche ist natuerlich, dass SYNTHETISCHER TERROR der Geheimdienste (Siehe Daniele Ganser: Gladio) tatsaechlich Realitaet ist!!

Der Anschlag oder die verdeckte Sichtweise der Dinge

Schon mein Leben begann mit meiner Geburt am 9.11.1953 in Singapur, auf der südlichen Erdhalbkugel, für einen Europäer seitenverkehrt: als "Sommerskorpion".

Bis zu meinem 12.Lebensjahr wuchs ich bedingt durch die Tätigkeit meines Vaters als Auslandsbaudirektor einer großen Baufirma in der Nähe von großen Bauvorhaben im malaysischen Dschungel auf.

Das Gefühl der Angst ist mir aus dieser Zeit bis heute unbekannt geblieben Wilde, giftige und gefährliche Tiere des Dschungel ,vor denen sich der normale Europäer fürchtet und fernhält, waren mir vertrauter als die abendländische Kultur. Mein "bester Freund" war in meiner Kindheit ein freilebender malaysischer Bär. Dinge die von anderen Menschen als gefährlich angesehen wurden, waren für mich von Kindesbeinen an erst recht eine Herausforderung.

Gerade diese scheinbare Grenzenlosigkeit des Dschungels, die eben ganz anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, wie unsere hochtechnisierte Kultur, prägte mein späteres Leben und die Sichtweise der Dinge in ganz besonderem Maße.

Stundenlanges sich Zeitnehmen für die Beobachtung von Abläufen und Geschehnissen in meiner Umgebung, standen im krassen Gegensatz zu der gehetzten europäischen Oberflächlichkeit und Unfähigkeit des sich Zeitnehmen Wollens. Entsprechend hart war der Kulturschock bei meiner Ankunft in Deutschland 1965.

Mit den Sitten und Gebräuchen des Landes nur dem Hören und Sagen nach vertraut, Englisch und Malaysisch besser sprechend als Deutsch, musste ich mich in dieser mir fremden Umgebung zurechtfinden.

Wegen meiner sensiblen Beobachtungsgabe fielen mir von Anfang an und mit zunehmendem Alter immer stärker, eine Reihe von Missständen auf, die jedoch entweder niemanden zu stören schienen oder die niemand sah oder sehen wollte.

Lakkeienhaftes Untertanendenken in bezug auf meines Erachtens fundamentale nationale Interessen Deutschlands, politische Orientierungslosigkeit bei der deutschen Frage ,sowie eine allgemeine Polarisierung der Politik auf sowjetische Interessen einerseits und amerikanische Belange andererseits führten sehr schnell dazu, dass ich mich dem rechtsnationalen Lager der NPD zuwandte. 1972 trat ich meinen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr an. Als Zeitsoldat wurde ich zu den Fallschirmjägern abkommandiert, wo ich neben der normalen Ausbildung noch zum Einzelkämpfer, Scharfschützen und Sprengstoffmeister ausgebildet wurde. In Hamburg lernte ich bei einem dieser Lehrgänge den Leutnant Michael Kühnen kennen, der damals an der Bundeswehruniversität sein Studium zum Stabsoffizier absolvierte.

Wie ich kam auch er aus dem rechtsnationalen Spektrum und war wie ich, auch wenn wir vom Typ her vollkommen unterschiedlich waren, auf seine Wiese ein unkonventioneller Typ, der sich in keine Schablone pressen ließ. Wahrscheinlich war dies auch der Grund dafür, dass man sich trotz aller Divergenzen, gut verstand und respektierte. Bewundernswert war für mich damals, mit welcher Leichtigkeit der rede - und sprachgewandte Kühnen es verstand politische Gegner an die Wand zu diskutieren und politische Freunde zu motivieren und mitzureißen.

Auch ich ließ mich von seinem Sendungsbewusstsein begeistern und baute daher mit Kühnen zusammen die NSDAPAO auf, wobei das AO für "Aufbauorganisation" stand. Wir waren damals beide felsenfest davon überzeugt, dass es nur mit Hilfe einer solchen Organisation möglich sein werde, dass von den ehemaligen Siegermächten geknechtete Deutschland durch den bewaffneten politischen Kampf aus seiner Knechtschaft zu befreien und zu einer eigenverantwortlichen politischen Größe werden zu lassen. Für die dafür erforderliche paramilitärische Ausbildung der einzelnen Mitglieder dieser Organisation kam mir schon damals meine militärische Spezialausbildung sehr zu gute. Mit den von mir ausgebildeten Mitgliedern wurden dann in der Folgezeit politisch motivierte bewaffnete Aktionen durchgeführt.

Diese Aktionen führten dann dazu, dass ich zusammen mit Michael Kühnen und anderen Mitgliedern 1977 verhaftet wurde und im Jahre 1979 vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Celle im sogenannten "Bückeburger Wehrwolfprozess" als Rädelsführer einer rechtsterroristischen Vereinigung gem. § 129a StGB zu 11 ,5 Jahren Haft verurteilt wurde.

Meine Haftzeit verbrachte ich im Hochsicherheitstrakt der JVA Celle.

Hier wurde mir eigentlich zum erstenmal richtig bewusst, dass es in der Bundesrepublik eine scheinbare und doppelbödige Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde gibt. Bezeichnenderweise beschäftigte sich mit meinen Haftbedingungen nicht nur emnesty international, sondern auch der niedersächsische Landtag .Das was der Staat uns vorwarf, praktizierte er nun mit Kühnen, mir und den anderen selbst: eine unmenschliche und damit menschenunwürdige Haltung. Nach Hungerstreik und vielen anderen Erlebnissen wurde ich schließlich nach fast 9 Jahren Haft 1986 vorzeitig, aber nicht nach der sonst üblichen 2/3 Verbüßung mit Bewährungsauflagen entlassen. Wenn ich eins aus meiner Verurteilung und anschließenden Haft an Lehren gezogen habe, so war es die, dass der bewaffnete politische Kampf nicht führenswert ist, da er in der Bevölkerung keinen Rückhalt gefunden hat und auch nicht finden wird. Übrigens eine Erkenntnis die viele der zur gleichen Zeit inhaftierte Mitglieder der linken RAF ebenfalls gemacht haben.

Allein die politische Sachorientierung kann ein politisches Umdenken und damit eine grundlegende und durchgreifende Veränderung bewirken.

Aus diesem Grund habe ich mich aus innerer Überzeugung von meiner früheren Auffassung eines bewaffneten politischen Kampfes entschieden abgewandt.

Seltsamerweise liefen mir seit meiner Haftentlassung jedoch immer wieder mit der Regelmäßigkeit einer ungeliebten Jahreszeit irgendwelche merkwürdigen Figuren über den Weg, die mich mit der einen oder anderen abenteuerlichen Aktion in mein früheres Fahrwasser zu drängen versuchten. In besonderen Maße galt dies in dem von mir seit 1988 betriebenen Sportstudio in der Kölner Süd-Stadt. Hier trainierten zwar auch jede Menge überzeugte Rechte, doch war schon damals auffallend, das auf einen wirklichen Rechten ein getürkter Rechter kam. Bemerkenswert war dies in sofern, als keine dieser dubiosen Gestalten bei näherem nachhaken auch nur im entferntesten tatsächlich dem rechtsextremen Spektrum angehörte oder in sonstiger Weise zuzuordnen war. So sie sich tatsächlich einmal zu erkennen gaben, dass war einmal bei einem Stasi-Mann der Fall, konnte man nur raten, um welchen Geheimdienst es sich wohl handeln mochte. Man kann es auch so ausdrücken : die Glaubwürdigkeit dieser Leute in Bezug auf ihr Ansinnen war so gering, als wenn Mutter Teresa mit einem Mordauftrag auf mich zugekommen wäre. Ich fragte mich damals schon und dies in besonderem Maße nach der Wiedervereinigung, was mein Sportstudio und meine Person für alle möglichen Geheimdienste und Organisationen so interessant machte. Spektakulärster Fall aus dieser Sammlung war ein Mann, der Anfang der 90 er Jahre, übrigens fast zeitgleich mit dem Kölner NPD Funktionär Denis Lindenberg, in meinem Sportstudio auftauchte, um bei mir zu trainieren. Er gab sich als angeblicher Waffenlieferant der rechten Szene zu erkennen und bot mir 6 Stinger Boden- Luft-Raketen an, die ihm angeblich in Bielefeld angeboten worden wären. Damit könnte ich doch ohne weiteres eine vom Flughafen Köln-Bonn startende EL-AL Maschine abschießen.

Die Frage nach dem Sinn oder Unsinn dieser Aktion stellte ich mir erst gar nicht. Viel mehr interessierte mich die Frage, was diese Figur mit mir bezweckte und für was ich hier herhalten sollte. Es muss wohl nicht erst gesagt werden, dass Stinger Boden-Luft Raketen und dazu noch 6 Stück auf dem Schwarzmarkt praktisch nicht zu bekommen waren.

Ich meldete den Sachverhalt deswegen umgehend der Kölner Polizei und sieh da, ich hörte von dem ganzen Vorfall auf wundersame Weise nichts mehr. Mit nichts meine ich, dass eine normalerweise zu erfolgende verantwortliche Vernehmung als Zeuge oder Anzeigenerstatter gerade nicht erfolgte. Bei dem im Raume stehenden Vorwurf ein nicht recht nachvollziehbares Verhalten der Ermittlungsbehörden.

Ein nicht untypischer Verfahrensablauf jedoch dann, wenn es sich bei dem Anstifter um den Mitarbeiter eines deutschen Geheimdienstes oder eines sogenannten befreundeten Dienstes (wie etwa Mossad oder CIA) handelte.

Es wird dann von den Ermittlungsbehörden offensichtlich alles getan, die Mitarbeiter solcher Dienste in Ausübung ihrer Tätigkeit nicht zu stören. Als ob man von der Strafbarkeit eines agent provocateur noch nie etwas gehört hätte. Allem Anschein nach wird hier mit zweierlei Maß gemessen oder vielleicht besser mit zweierlei Maß weggeschaut. Interessant ist an dieser Stelle eigentlich nur, was mit mir passiert wäre, wenn ich mich auf diesen deal eingelassen hätte und wessen Interessen die Durchführung einer solchen Aktion genützt hätte .Mit größter Wahrscheinlichkeit wäre ich, so ich die Aktion überlebt hätte, als einschlägig Vorbestrafter und unbelehrbar Gestriger für den Rest meines Lebens als hochgefährlicher Straftäter mit Sicherungsverwahrung weggeschlossen worden.

Mit Sicherheit genützt hätte diese Aktion all denen, denen eine Bedrohungslage durch gewalttätige Rechtsextremisten gerade recht gekommen wäre: den zahlreichen Geheimdiensten, die nach dem Wegfall der Ost-West Konfliktsituation und damit auch dem Ende der RAF Ära eine Daseinsberechtigung für ihr Vorhandensein suchten. Man denke nur an das Schlagwort einer "Braunen RAF" ,das zu jener Zeit kursierte . Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass es eine solche Gruppierung in Wirklichkeit nie gegeben hat. Man sah sich offenbar mit dem Problem einer " zu brav gewordenen Gesellschaft" konfrontiert, in der die überdimensionierten Geheimdienstapparate wie prähistorische Überbleibsel aus einer längst überkommenen Zeit wirkten.Was lag also im Grunde genommen näher als die eigene Daseinsberechtigung durch den Aufbau von eben solchen Gruppierungen und das Anschieben von Straftaten abzusichern? Der Geheimdienst sozusagen als Selbstzweck. Diese These wird leider durch folgenden Sachverhalt mehr als erhärtet. Etwa Anfang Dezember 1999, mich hatte es zwischenzeitlich nach einem geschäftlichen Rückschlag an den Niederrhein verschlagen, meldete sich der oben bereits erwähnte NPD Funktionär Denis Lindenberg aus Köln telefonisch in dem Fußballvereinslokal Victoria Goch, in dem ich damals arbeitete. Ich wunderte mich damals schon, woher Denis Lindenberg, von dem ich jahrelang nichts mehr gehört oder gesehen habe, wusste, dass ich dort arbeitete und noch mehr, woher er die Telefonnummer, die weder in der Auskunft stand, noch dazu auf einen Norbert Claasen lief und auch in meinem Freundes und Verwandtenkreis niemandem bekannt war, hatte. Allerdings muss ich sagen, dass Lindenberg merkwürdigerweise immer schon über andere jede Menge wusste, während von ihm eigentlich recht wenig bekannt war.

Er lud mich zur NPD Weihnachtsfeier nach Köln ein, um sich mit mir über eine Sache zu unterhalten, die er telefonisch nicht besprechen wollte. Auf der Weihnachtsfeier, die in einem Lokal in Köln Kalk abgehalten wurde, eröffnete mir Denis Lindenberg erstaunliches: er finanziere und unterhalte in der Kreisstadt Wurzen bei Leipzig für den Befreiungskampf eine Skinhead Truppe.

Ich konnte es zunächst überhaupt nicht glauben: da soll ein frühpensionierter ,angeblich schwerkranker, ehemaliger Rechnungsbeamter einer Berufsgenossenschaft, eine Buchhalterseele schlechthin, einen Haufen von hirnlosen, saufenden und randalierenden Glatzköpfen unterhalten? Ich hatte bis dahin in meinem Leben ja schon von vielen Kuriositäten gehört, aber diese schlug allem den Boden aus.

Bemerkenswert war ja für sich schon, das ein Landesbeamter, immerhin Amtmann, so ohne weiteres als NPD Funktionär in Köln agieren konnte. Sollte dieser Mann für eine vordergründig vollkommen blödsinnige Sache tatsächlich seine Beamtenpension riskieren? Ich konnte es mir bei dem Sicherheitsdenken und der Versorgungsmentalität von Denis Lindenberg nicht vorstellen. Die Krönung vom ganzen war jedoch, das er mir nunmehr eröffnete, er habe mich auf Grund meiner Vergangenheit dazu auserwählt, diesen wirren Haufen einer straffen militärischen Ausbildung zu unterziehen. Kosten spielten dabei keine rolle. Abenteuerlich !

Wollte mir dieser biedere Rechnungsbeamte tatsächlich weis machen, dass er nicht nur zu einem hochkriminellen Akt anstiften wollte, sondern darüber hinaus noch über anscheinend unbegrenzte Finanzmittel verfügte, um die ganze Sache in die Realität umzusetzen? Kaum zu glauben. Wohnt Lindenberg doch mit seiner Frau Angela in einer recht schlichten Eigentumswohnung im unterdurchschnittlichen Kölner Vorort Höhenberg. Weder hatte er geerbt, noch kommt er aus einer wohlhabenden Familie und erst recht nicht hat er mit seiner Beamtenpension des gehobenen Dienstes ein Einkommen, welches die Finanzierung eines solchen Vorhabens rechtfertigen könnte. Irgendwie muss Lindenberg gespürt haben, dass ich ihm das ganze nicht abnehmen wollte. Er schlug mir deshalb vor, mit ihm zusammen irgendwann Anfang Januar 2000 nach Wurzen zu fahren ,um mir selbst ein Bild zu machen. Als ich die Weihnachtsfeier verließ, ging ich ehrlich gesagt nicht davon aus, dass es zu der gemeinsamen Fahrt nach Wurzen kommen sollte ; zu unwahrscheinlich erschien mir das ganze. Ich hatte die Angelegenheit schon fast wieder vergessen, als Denis Lindenberg mich zu meiner Überraschung tatsächlich Anfang Januar anrief und wir für das kommende Wochenende eine Fahrt nach Wurzen vereinbarten. Sollte doch etwas an der Sache dran sein? Wir verabredeten uns dahingehend, dass ich mit meinem Wagen am Freitagabend vom Niederrhein nach Köln zu Lindenbergs Domizil fahren und dort übernachten sollte, um am nächsten Morgen gemeinsam mit Angela und Denis Lindenberg die Reise nach Wurzen zu unternehmen. Die erste Überraschung kam auf mich zu, als ich bei Lindenbergs Wohnadresse, einem sechsstöckigen Wohnhaus in der Gleiwitzer Str. 17 in Köln -- Höhenberg, am Freitagabend vor der Tür stand und den Namen Lindenberg auf der Klingeltafel nirgends ausfindig machen konnte. Ich rief Denis Lindenberg daher über mein Handy an und fragte ihn, ob ich die Adresse vielleicht falsch verstanden haben könnte. Er lachte und antwortete mir dann lapidar, ich solle nur bei " Fischer " klingeln. Tatsächlich existierte ein " Fischer " im fünfte Stock des Hauses.

Dort klingelte ich und zu meiner Verwunderung meldete sich über die Gegensprechanlage tatsächlich Denis Lindenberg und drückte mir die Eingangstür auf. Ich wunderte mich schon, wieso ein Mann wie Lindenberg sich derart konspirativ verhält, wo man sich nach außen doch über alle Maßen spießig gibt. Es passte einfach wieder nicht zu der gesamten Erscheinung dieses Mannes sich so zu verhalten. Ob Lindenberg tatsächlich unter dieser Adresse wohnen sollte? Mir kamen da erhebliche Bedenken. An der Wohnungstür zu Lindenbergs Wohnung - oder wessen Wohnung auch immer - kam die nächste Überraschung. Die Wohnung wurde durch eine teure und für die Wohngegend auffallende einbruchshemmende Tür inklusive einer von außen über Code zu bedienenden Alarm- und Sicherungsanlage geschützt.

Ich fragte mich sofort, was mich in der Wohnung an derartig schützenwertem erwarten sollte. Um es vorweg zusagen: ich konnte vordergründig nichts in der Wohnung feststellen, was diesen Aufwand rechtfertigen sollte. Es handelte sich um eine spießig eingerichtete Wohnung, die von ihrem Ambiente ohne weiteres zu Lindenbergs Gesamterscheinungsbild passte . Nach der Begrüßung fragte ich Denis Lindenberg natürlich sofort, was diese ganzen konspirativen Vorkehrungen für einen Sinn haben sollten.

Er begründete dies mit einer Gefährdung seiner Person durch Aktionen der Antifa Leute (Anm. linkes Bündnis gegen Rechts ) Ich musste schmunzeln. Total unglaubwürdig erschien mir diese Antwort. Ich habe bis dahin keinen NPD Funktionär und erst recht nicht der zweiten Garnitur wie Lindenberg, kennen gelernt, der sich derartig verhält. Nach einem kurzen allgemeinen Gespräch legte man sich schließlich schlafen, um am nächsten Morgen in aller Frühe die Reise nach Wurzen anzutreten. Ich verfiel in einen unruhigen Schlaf. Ein Gedanke ging mir einfach nicht aus dem Kopf: was sollte hier kaschiert und geschützt werden? Sollte Lindenberg vielleicht jemand anderer sein, als er zu sein vorgab? Es wäre jedenfalls eine plausible Erklärung gewesen für die Ungereimtheiten.

Mit diesen bohrenden Gedanken im Kopf machte ich mich dann zusammen mit Angela und Denis Lindenberg gegen 7 Uhr auf den Weg nach Wurzen. Es folgte vor Fahrtbeginn eine weitere Überraschung, die meine Zweifel nur noch verstärkte: Man fuhr mit einem nagelneuen dunkelblauen 3 er BMW mit Kölner Kennzeichen. Denis erklärte mir wiederum nur lapidar, sein Wagen wäre zur Inspektion in der Werkstatt und er habe daher einen Mietwagen genommen. Merkwürdig daran war für mich, dass Lindenberg, der als Pfennigfuchser bekannt ist, diese Mehrkosten nicht scheute, wo man die Inspektion seines eigenen Wagens doch so hätte legen können, das dieser für die Fahrt zur Verfügung gestanden hätte.

Ich hatte einfach nur den Eindruck, das Lindenberg nicht mit einem auf seinen Namen zugelassenen Auto nach Wurzen fahren wollte, um seine Anwesenheit in Wurzen zu verschleiern. Auf der Fahrt nach Wurzen schwankte ich abwechselnd zwischen latentem Misstrauen und Mitleid Lindenberg gegenüber.Lindenberg erzählte mir nämlich, er könne wegen einer schweren Nervenerkrankung ,die auch zu seiner Frühpensionierung geführt habe, nicht mehr Auto fahren, da diese Krankheit in Schüben unkontrolliert auftreten würde. Aus diesem Grund wurde der Wagen auch von Angela Lindenberg gefahren .Denis erzählte mir weiterhin, dass seine Krankheit bereits soweit fortgeschritten wäre, dass er nicht mehr lange zu leben hätte. Merkwürdig ! Das ganze stand in einem inneren Widerspruch. Auf der einen Seite nicht in der Lage ein Fahrzeug zu führen und auf der anderen Seite aber doch so vital um eine so nervenaufreibende Aktion durchzuziehen. Ich fragte ihn daher ob die Sache in wurzen für ihn nervlich denn nicht viel zu aufreibend wäre.

Lindenberg antwortete mir zu meinem Erstaunen, dass die Wurzener Sache für ihn geradezu ein Sendungsauftrag sei, der ihn allein noch am Leben hielte. In Wurzen sei er seinem Ziel bereits sehr nahe gekommen, was es in ganz Deutschland aufzubauen gelte: eine befreite nationale Zone. Ich konnte die Ankunft in Wurzen eigentlich kaum noch abwarten, um selbst zu sehen ,was Lindenberg dort wirklich bewirkt hatte.

Mich überraschte jedenfalls schon jetzt die Radikalität seiner Äußerungen, die weder ich noch sonst jemand aus der Kölner NPD Szene bei ihm bislang wahrgenommen hat. Mir schien es so, als ob sich in der Person Lindenberg mit Fortschreiten der Fahrt eine sukzessive Wandlung vollziehen würde, an deren Ende eine vollkommen andere Persönlichkeit stehen sollte: vom Biedermann zum Werwolf. Ich stellte mir nun mehr die Frage, wer ist der wahre Lindenberg, welches ist sein wahres Gesicht. Der Biedermann, der Kranke, der Aggressive oder mehr noch ? Nach langer Fahrt erreicht man schließlich die Kreisstadt Wurzen, ein auf den ersten Blick malerisches und verträumt wirkendes Städtchen an der östlichen Peripherie von Leipzig. Lindenberg eröffnete mir, das sein Mann in Wurzen der NPD Stadtrat und Kreisvorsitzende der NPD im Muldentalkreis Markus Müller sei. Markus Müller sei eine Art Stellvertreter von ihm, der seinen Weisungen wortgetreu Folge leiste und das ganze vor Ort in seinem Sinne koordiniere. Bei mir entstand der Eindruck, dass es sich bei Markus Müller um einen Vasallen handeln musste, der vollkommen von Lindenberg abhängig war und auch gesteuert wurde . Bevor mir Markus Müller vorgestellt werden konnte, bezogen wir zunächst im Haus von Müllers Stiefvater und seiner Mutter Quartier, um uns dann in das von Müller bewohnte Haus zu begeben. Müller bewohnte zusammen mit seiner Freundin die gesamte erste Etage einer großen, aber heruntergekommenen Stadtvilla, welche bis vor kurzem, die Werbetafeln deuteten darauf hin, noch als China Restaurant gedient haben musste. Markus Müller, ein Mann Ende 20 machte auf mich einen lebendigen und redegewandten Eindruck. Durch sein gesamtes Outfit ,wie Springerstiefel, Tarnjacke, Kurzhaarschnitt und Kampfhund war er unschwer der Skinhead Szene zuzuordnen. Lindenberg übergab ihm nach der Begrüßung ein Geldbündel mit schätzungsweise DM 5.000,-, um die Szene zu finanzieren . Merkwürdigerweise ließ sich Lindenberg die Summe, die ja offensichtlich einem vollkommen subversiven Zweck dienen sollte, von Markus Müller quittieren. Lindenbergs Buchhaltermentalität stand hier wieder im krassen Gegensatz zu der Situation. Wofür alles in der Welt brauchte Lindenberg hier eine Quittung? Wohl kaum, um die Summe steuerlich abzuschreiben. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass Lindenberg sich nur deshalb eine Quittung geben ließ, weil er sich seinerseits anderen gegenüber für den Verbleib des Geldes rechtfertigen musste, es sich also nicht um sein eigenes Geld handeln konnte.

Auf Anweisung von Denis Lindenberg zeigte mir Markus Müller dann das gesamte Anwesen einschließlich der für mich im 2.Stock reservierten Wohnung. So schnell hatte man also eine neue Bleibe! Ich wurde das Gefühl nicht los, dass etwas über meinen Kopf hinweg entschieden zu werden schien . Bei mir blieb jedenfalls ein fader Geschmack zurück.

Lindenberg eröffnete mir dann, dass man sich gleich mit dem Eigentümer der Immobilie treffen werde, um über deren Ankauf zu verhandeln, allerdings nur dann ,wenn ich nach Wurzen ziehen würde um den Sauhaufen um Müller paramilitärisch auszubilden. Müllers Part sollte die politische Ausrichtung des Haufens sein. Mich erinnerte die ganze Situation in paradoxer Weise an Michael Kühnen, nur mit dem Unterschied, dass wir damals keinen generösen Spender wie Lindenberg hatten. Mir ging das ganze auf eine gefährliche Weise zu schnell. Ich hatte das Gefühl, als ob ich in eine vorbereitete Situation eingebaut werden sollte, die nicht ich ,sondern mir unbekannte Kräfte kontrollierten. Mein Unterbewusstsein sagte mir, dass hier irgendetwas nicht stimmte und ich von der Situation überfahren werden sollte. Wie konnte Lindenberg nur annehmen, dass ich mich einfach so auf eine riskante Geschichte einlassen würde? Wen kannte ich denn von den Figuren? Lindenberg konnte ich wegen der vielen Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten immer schwerer einordnen und Müller habe ich vor 15 Minuten das erste Mal gesehen. Ich wurde den Eindruck nicht los, das die gesamte Situation von Kräften, die im dunklen lagen, fremdmanipuliert wurde.

In der Kölner NPD wusste offenbar niemand etwas von Lindenbergs Aktivitäten in Wurzen. Wer waren dann aber die Leute hinter Lindenberg, denen er offenbar durch Vorlage von Quittungen Rechenschaft ablegen musste? Woher sollte bitte schön das Geld für die geplante Anschaffung der Immobilie hier in Wurzen stammen? Immerhin reden wir hier nicht über kleine Geldbeträge, sondern über zig hunderttausende Mark. Am liebsten wäre mir zum jetzigen Zeitpunkt bereits gewesen, ich hätte nie etwas von dem gesamten Vorhaben gehört. Ich überlegte nur noch, wie man nunmehr am elegantesten den Ausstieg aus diesem unkalkulierbaren Abenteuer finden konnte, ohne das Gesicht zu verlieren. Ich entschloss mich daher, Lindenbergs Vorhaben wo es nur ging kaputt zu reden.

Auf gut Deutsch: alles Scheiße!

Die erste Möglichkeit die sich dazu bot, waren die Verkaufsverhandlungen mit dem Eigentümer, der gleich eintreffen sollte. Wie kann man denn eine solche heruntergekommene Bruchbude nur kaufen, sollte meine Generallinie sein. Der Eigentümer war, wie mir Lindenberg erzählte, ein DVU (Anm. Deutsch Volks Union) oder DSU (Deutsche Sozial Union) Mann aus dem Muldentalkreis. Lindenberg sagte mir, dass der Mann sich finanziell vollkommen übernommen habe und daher zu großen preislichen Zugeständnissen bereit wäre. Mist! dachte ich bei mir. Das erschwerte ja nur meine Absicht den Kauf der Immobilie madig zu reden. Gott sei Dank gab mir dann Lindenberg doch noch eine Steilvorlage für den Einstieg in den Ausstieg: der untere Teil der Immobilie und ein Anbau sollten als Unterkünfte für die von mir auszubildenden Skinheads dienen. Sagenhaft! Lag doch diese Immobilie mitten in Wurzen. Wollte Lindenberg mir tatsächlich weis machen, dass man die paramilitärische Ausbildung zum Teil mitten in der Öffentlichkeit durchführen sollte? Warum nicht gleich gegenüber der Polizeistation? Ich sagte ihm daher, dass ich den Standort für den Zweck als denkbar ungeeignet hielte. Lindenberg meinte daraufhin allen Ernstes, "man habe in der Stadt alles fest im Griff .Dies gelte auch und insbesondere für die Polizei, zu der man einen sehr guten Draht habe. Ich könne mir hiervon heute Abend noch einen bleibenden Eindruck verschaffen. Ich konnte mir zwar nicht recht vorstellen wie dieser bleibende Eindruck aussehen sollte, meine Neugierde war aber geweckt. Entweder war Lindenberg ein Großmaul oder aber...... ja was nur? Die Person wurde für mich immer mehr zu einem Buch mit sieben Siegeln. Als der Eigentümer eintraf, unterhielten wir uns ca. 1 Stunde über die Vor- und Nachteile der Immobilie und vertagten uns dann schließlich auf ein weiteres Treffen. Wir verabschiedeten uns dann von Markus Müller und gingen zu

Fuß zu Müllers Eltern zurück, wo wir zu Abend aßen. Auf dem Fußweg zurück eröffnete er mir dann, dass ich nach dem Abendessen von Kameraden abgeholt werden würde, die mir einige interessante Dinge zeigen würden. Er würde gerne selbst mitkommen, müsste sich jedoch wegen seiner Krankheit ausruhen Lass dich überraschen dachte ich nur bei mir. Nach 20 Uhr wurde ich von 2 Männer, schätzungsweise Mitte 20, ihrem äußeren Habitus nach zu urteilen Skinheads, in einem dunklen VW Golf älterer Bauart an einem vorher festgelegten Treffpunkt auf der Straße abgeholt. Ich wurde zu meinem Erstaunen als der große Zampano und Urgestein der Bewegung begrüßt. Die Leute wussten also offenbar über meine Vergangenheit bestens Bescheid, während ich von ihnen nichts wusste, außer irgendwelchen nichtssagenden Vornamen, die man nach 10 Minuten sowieso wieder vergessen hatte. Wieder beschlich mich das ungute Gefühl, dass ich in eine bereits vorfabrizierte Situation eingebaut werden sollte, von der ich immer noch so gut wie keinen Überblick hatte. Mit einem Affenzahn und laut dröhnender Skin Musik rasten wir aus der Stadt und fuhren über kleine Landstraßen und Feldwege schließlich in ein Waldstück, wo ein zweiter Wagen mit aufgeblendetem Licht, geöffneter Heckklappe und gleichfalls laut dröhnender Musik auf einer kleinen Lichtung stand. Wir stiegen aus und gingen auf das zweite Fahrzeug zu wo wir deren Insassen mit dem Deutschen Gruß grüßten. Im hinteren Teil des zweiten Fahrzeugs, dessen Rücksitzbank umgeklappt war, konnte ich erkennen warum ich hierhin gekarrt worden war: eine illustere Auswahl an Kriegswaffen aller Art: russische AK --M Sturmgewehre ,tschechische Skorpion VZ 61 Maschinenpistolen, Tokarew Selbstladepistolen, Handgranaten, Sprengstoff und Munition Die russischen Bestände hätte man beim Abzug der russischen Streitkräfte günstig erworben, während man die Skorpion Maschinenpistolen aus stasi- Beständen von einem ehemaligen Stasi --Mitarbeiter, der nunmehr zur Bewegung gehöre, erhalten habe. Ganz in der Nähe habe man noch mehr Material gebunkert, dass ausreichend sein sollte für die kriegsmäßige Bewaffnung eines ganzen Zuges von 30 Mann. Könnte die Waffen gerne mal Testschiessen. Super! Jetzt sollte ich schon mitten in einem Wald in Gegenwart von mir vollkommen unbekannten Leuten mit Kriegswaffen rumballern, auf denen sich dann zu allem Überfluss auch noch meine Fingerabdrücke befunden hätten. Man bot mir aus dem Waffenbestand auch noch Waffen zum Kauf an, was ich jedoch dankend ablehnte, mit der Zusage später auf dieses Angebot zurückzukommen .

Für wie blöd hielt man mich eigentlich oder war es im Muldentalkreis etwa üblich, nachts mit Kriegswaffen rumzuballern? Die Antwort kam, ohne das ich eine Frage gestellt hatte: wir haben hier schon alles im Griff! Markus Müllers leiblicher Vater sorgt schon dafür. Ja wie denn? Der ist bei der Wurzener Polizei und hält schon seine Hand über uns. Das kann doch einfach nicht wahr sein! Den übergeordneten Behörden muss doch seit Jahren bekannt sein, dass hier eine Interessenkollision besteht. Wieso wurde dieser Mann nicht schon längst zu einer anderen Dienststelle versetzt? Will man mir allen Ernstes Glauben machen, dass ein Landesbeamter im Polizeidienst jahrelang seine schützende Hand über seinen Sohn und dessen marodierende Hilfstruppen legt, ohne dass dies zumindest die stillschweigende Billigung der übergeordneten Stellen hat?

In Wurzen ist noch keinem von uns was passiert. Wir können hier Randale machen wie wir wollen. Wie soll das gehen, fragte ich mich.

Jeder in der rechten Szene weiß doch, dass einem die geballte Staatsmacht auf die Pelle rückt, sobald man nur irgendwo ein NS-Symbol auf eine Wand pinselt. Ich bekam allmählich den Eindruck, dass Lindenberg mit seiner Behauptung, dass Wurzen einer national befreiten Zone sehr nahe kommt, recht haben könnte. Allerdings bekam ich immer mehr den Eindruck, dass dieser Zustand nicht das eigenständige Werk einiger Glatzköpfe war, sondern auf eine Weise ,die ich zum damaligen Zeitpunkt schwer beschreiben konnte, hoheitlich gewollt war. Irgendwie schienen die Uhren hier anders zu ticken. Die gesamte Situation kam mir total surrealistisch vor. Nicht wie im richtigen Leben . Ich dachte nur , nichts wie weg hier, eh die Polizei dich hier mit dem ganzen Plunder und deiner Vergangenheit erwischt. Wie hätte ich das meiner kleinen Tochter erklären können? Etwa damit: dein Papa war schon immer blöd! Endlich gab es nichts mehr anzuschauen und ich wurde von den zwei Männern mit rasendem Tempo und grölender Skin-Musik zum alten Treffpunkt zurückgebracht. Lindenberg öffnete mir die Haustür und fragte mich direkt nach meinem Eindruck. Ich wollte eigentlich nur von ihm wissen, ob die ganzen Waffen Bestandteil der paramilitärischen Ausbildung sein sollten.

Darüber wollte er am nächsten Tag mit mir sprechen, da ich in einigen Minuten von Markus Müller abgeholt würde, um den Rest des Haufens kennen zu lernen. Lindenberg konnte nicht mitkommen, da ihm angeblich immer noch nicht gut war. Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass er nur einen Grund vorschob, um nicht mitkommen zu müssen. Markus Müller kam dann tatsächlich kurz drauf mit seinem Wagen, um mich abzuholen. Es ging nach Oschatz, einer kleinen Nachbarstadt von Wurzen, wo wir den Rest treffen sollten. Unterwegs stieß bereits ein Teil der Truppe mit ihren Autos an einer Tankstelle, die offensichtlich als Treff diente, zu uns ,so dass wir im Pulk von 4 Wagen weiter fuhren . Treffpunkt in Oschatz war das Szenelokal "Bierklause", wo fast alle Gäste an diesem Abend ihrer äußeren Erscheinung nach der Skin Szene zu zuordnen waren. Obschon das Lokal brechend voll war, war für uns ein großer runder Tisch für 10 Personen freigehalten worden, so dass ich mit Markus Müller und einigen Auserwählten sofort platz fand. Obwohl die Anwesenden wussten wer ich war, wurde ich der Runde durch Markus Müller vorgestellt. Als erstes habe ich für die Truppe eine Doppelrunde(Anm. großes Bier mit Korn ) bestellt. Mein Gott 120,- DM für eine Runde! Ich war überrascht wie hoch die Bierpreise in diesem Lokal waren. Vollkommenes Westniveau.! Mir stellte sich direkt die Frage, wo diese Glatzköpfe an das Geld kamen, um hier ihren angestauten Frust( fast alle langzeitarbeitslos) im Alkohol zu ertränken. Um es vorweg zu sagen: an diesem Abend war ich für 5 Runden sage und schreibe fast 600,- DM los.! Müller zahlte dann später die Zeche für den Rest . Jetzt war mir klar, dass Müller von Lindenberg die 5.000.- DM tatsächlich für die Unterhaltung der Szene erhalten hat. Doch zurück zum Beginn des Saufgelages. Ich bin den Männern allem Anschein nach als der große Meister der Bewegung, als der "große Lothar Schulte" avisiert worden. Anders konnte ich es mir jedenfalls nicht erklären, dass ich in dem Lokal laufend Autogramme geben musste.

Zum wiederholten Male fragte ich mich, als was ich hier bitte schön aufgebaut werden sollte. Für was und für wen sollte ich die Galionsfigur spielen? Ich als der einschlägig vorbestrafte Anführer eines schwerbewaffneten Haufens tumber Hohlköpfe? Wem sollte das dienen?

Zum damalige Zeitpunkt konnte ich mir die Frage noch nicht beantworten.

Bemerkenswert war an diesem Abend noch der Umstand, das bei uns am Tisch ein Mann saß, der mir als Polizeibeamter vorgestellt wurde und angeblich vom Dienst suspendiert war, weil er der Bewegung angehörte. Ich habe jedenfalls bis dahin noch keinen Polizisten kennen gelernt, der sich öffentlich zur rechten Szene bekannt hätte. Selbstverständlich mag es den ein oder anderen Polizeibeamten geben, der im stillen mit der rechten Szene sympathisiert. Aber so ? Was man alles glauben sollte! Neben Müllers Vater noch ein Polizist! Einfach zu viel der guten Dinge! Erstaunlich war des weiteren an diesem Abend, dass von den Leuten in der Tischrunde, bis auf Markus Müller, niemand wusste, wer Denis Lindenberg ist. Man sprach von ihm nur als "dem großen Geldonkel aus Köln" . Denis Lindenberg war also weder namentlich bekannt, noch kannte ihn jemand von Angesicht. Seltsam! Mir wurde jetzt klar, warum Lindenberg nicht mit seinem eigenen Wagen nach Wurzen gefahren war und warum er bei den Treffen vorhin und jetzt nicht anwesend sein wollte. Er wollte offensichtlich die graue Eminenz im Hintergrund bleiben, die niemand kennt .

Das war wieder der Lindenberg wie wir ihn seit Jahren kannten: nicht in der ersten Reihe stehen, nur nicht auffallen, lieber machen lassen. Konspiratives Verhalten zum Schutze seiner Person um jeden Preis! Ein Hasenfuß wie er im Buche steht. Selbst nicht das geringste Risiko tragen, dafür sind andere gut. Für mich stellte sich jetzt erneut die Frage, warum Lindenberg als pensionierter Landesbeamter trotz allem konspirativem Verhalten das Restrisiko eingeht, seine Bezüge aufs Spiel zu setzen? Vielleicht war es ja so, dass für Lindenberg überhaupt kein Restrisiko bestand, weil er keine Konsequenzen zu befürchten hatte. Aber wie sollte man sich das vorstellen? Möglicherweise so, dass Lindenberg die ganze Aktion im Auftrag einer staatlichen Stelle ausführte oder besser gesagt ausführen ließ. Irgendwie zwar auch ein pervertierter Gedanke, da dass, was Lindenberg hier anleierte, auch staatlichen Stellen nach unseren Gesetzen untersagt wäre. Ja aber eben nur "wäre".

Wie wäre es nämlich, wenn man sich faktisch einfach darüber hinwegsetzt? Die Zielrichtung des ganzen konspirativen Verhaltens von Lindenberg ließe sich damit jedenfalls erklären: irgendwelche Spuren zu einem Dienst gerade nicht offenbar werden zu lassen. Undenkbar? Keinesfalls wenn man etwa an den spektakulären Fall des Atomphysikers Traube in den 70 er Jahren denkt. Auch hier wurden von deutschen Diensten aktiv schwere Straftaten begangen, um eine real nicht bestehende Gefährdungslage künstlich aufzubauen. Vor dem Hintergrund des eingangs bereits erwähnten Problems der Daseinsberechtigung von 16 Landesämtern und 1 Bundesamt für Verfassungsschutz kein vollkommen abwegiger Gedanke. Insbesondere vor dem Hintergrund der weitgehend stabilen innenpolitischen Situation im Vergleich zu den 70 er und 80 er Jahren.

Ist die Mitarbeiterzahl der Dienste deswegen geringer geworden? Nein, sie hat im Gegenteil sogar noch zugenommen.

Das wäre aber insgesamt nur dann zu rechtfertigen, wenn gleichzeitig auch das Gefahrenpotential gewachsen wäre. Ist es aber gerade nicht, wie oben festgestellt wurde . Vor welchen zusätzlichen Gefahren soll uns dann aber dieses mehr an Mitarbeitern schützen? Vielleicht vor der selbst angeschobenen und maßlos aufgeblasenen Gefahr durch marodierende Skinheads in den neuen Bundesländern? Sollen diese hohlen Glatzköpfe wirklich aus sich heraus in der Lage sein, irgendetwas in Eigenregie zu veranlassen? Wie denn und vor allem von welchem Geld? Für mich war am Ende dieses durchzechten Abends jedenfalls eins klar: ein wirrer und hohler Haufen nützlicher Idioten mit eingebauter Fernsteuerung, die eigentlich nur als negatives Vorzeigeobjekt dem politischem Gegner dienten.

Überschrift: wollt ihr die??

Auf der Heimfahrt nach Wurzen interessierte mich jetzt nur noch die Frage, wo Lindenberg meinen Platz in dem ganzen Puzzle sah .

Am nächsten Morgen nach den Frühstück unternahm Lindenberg mit mir einen langen Spaziergang, um eben diese Frage zu klären. Ob er bei seiner Schilderung der wurzener Verhältnisse in Köln übertrieben habe, begann er das Gespräch. Nein antwortete ich. Mir wäre nach wie vor aber immer noch nicht klar , welche Rolle mir in dem ganzen zukommen sollte. Diese Glatzköpfe zu Willfähigen militärischen Werkzeugen auszubilden könnte es doch wohl allein nicht sein. Er gab mir recht und kam jetzt mit dem eigentlichen Ansinnen heraus: Ich sollte mit der Truppe nach erfolgreicher militärischer Ausbildung einen Anschlag auf Michel Friedmann durchführen. Der muss komplett übergeschnappt sein, war mein erster Gedanke. Ich fragte ihn vorsichtshalber direkt, ob wir auch die gleiche Person meinten: Michel Friedmann vom Zentralrat der Juden in Deutschland ? Ja , genau diese abartige, schmierige Drecksau, antwortete mir Lindenberg. Es folgte eine Hasstirade auf die Juden im allgemeinen und Friedmann im besonderen, wie ich sie bisher noch von niemanden aus dem rechten Lager gehört habe . Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Lindenberg es wirklich ernst meinte. Lindenberg schien mein ungläubiges Staunen bemerkt zu haben. Ich bin nicht verrückt wie du vielleicht denkst. Ich habe mir das bereits genau durch den Kopf gehen lassen und weiß, wo bei Friedmann im Personenschutz Sicherheitslücken bestehen und wo man zuschlagen muss. Wahnsinn! Woher wollte dieses Männlein neben mir diese Erkenntnisse haben? Wiederum schien Lindenberg meine Gedanken zu erraten. Er habe von Kameraden aus USA erfahren , dass der Personenschutz von Friedmann bei dessen häufigen Besuchen in New York deutlich geringer sei, als in Deutschland. Außerdem würde dort niemand mit einem Attentat rechnen. Lindenberg wartete noch mit einigen fundierten Insiderkenntnissen über Friedmann auf, die sehr schnell meine Zweifel an der Ernsthaftigkeit des eben Gehörten zerstreuten. Friedmann verkehre in New York in abartigen Sado- Maso Kreisen und sei dort am leichtesten verwundbar. Woher bekommt man alles in der Welt solche Informationen, fragte ich mich. Von amerikanischen Kameraden bestimmt nicht. Welches Interesse sollten die an Michel Friedmann haben, der in den USA vollkommen unbekannt ist? Welche Verbindungen hatte Lindenberg überhaupt in die USA ? Soviel war sicher: Lindenberg meinte es offensichtlich tot ernst mit dem Attentat und ich sollte für ihn der richtige Mann oder besser Idiot sein, der dies verwirklichen sollte.

Der finanzielle Aspekt der Durchführung spiele keine Rolle. Er habe Geld satt um alles zu bewerkstelligen. War der Mann sich eigentlich im klaren darüber, was eine solche Operation kosten würde? Wie um meinen Gedankengängen vorzugreifen sagte Lindenberg: Wenn du es machst, wird finanziell für dich und deine Familie gesorgt werden. Dafür stehe ich mit meinem Ehrenwort gerade. Wie um dies zu untermauern holte er ein Geldbündel mit 50.000,- DM hervor und sagte, hier nimm, für den aller ersten Anfang. Mein lieber Mann war mein erster Gedanke, nimm das Geld und lass Lindenberg Lindenberg sein. Wie gut hätte ich das Geld nach meinem geschäftlichen Desaster mit zwei Jahrhunderthochwassern gebrauchen können. Damals hat mir ja auch niemand geholfen, als mein Vermögen buchstäblich den Rhein runterfloss. Leider stand damals keine Publicity trächtige Wahl an. Ein letzter Funken von Verstand hielt mich jedoch davor zurück, dass Geld nicht einfach so zu nehmen. Wahrscheinlich lag dies daran ,dass mir Lindenberg irgendwie unheimlich geworden war Mir kam es vor, als ob Lindenberg, der bereits vom Schaaf zum Wolf mutiert war, nunmehr zum Megawolf mutierte. Wer um Gottes Willen war dieser Lindenberg wirklich?

Ich konnte mich des Eindrucks nicht mehr erwehren, dass bei diesem Mann alles nur tarnende Fassade war, um den wahren Kern zu kaschieren. Bis auf den Umstand, dass die Person die neben mir ging physisch existent war, wusste ich eigentlich, wenn ich ehrlich sein sollte, nichts mit Sicherheit. Für mich war eins klar: nicht mit mir. Ich musste Lindenberg diese Entscheidung jetzt nur noch mit der entsprechenden Verpackung verkaufen. Ich bat daher um Bedenkzeit.

Lindenberg war ungehalten und sagte ,er habe wegen seiner Krankheit nicht mehr viel Zeit . Die Jungs würden auch schon nur noch auf mich warten. Wenn er nicht so krank wäre, würde er die ganze Sache ja selbst in die Hand nehmen. Quatsch dachte ich bei mir. Was hätte der denn selbst in die Hand nehmen wollen, selbst wenn er gesund gewesen wäre ? Lindenberg fehlten doch alle Voraussetzungen für diese Operation. Im übrigen hatte ich meine Zweifel an dieser obskuren Krankheit, die Lindenberg anscheinend immer dann befiehl, wenn es ihm passend erschien.

Ich sagte Lindenberg deshalb, ich müsse meinen Umzug nach Wurzen vorher erst noch mit meiner Lebensgefährtin absprechen, mit der ich ja immerhin unsere gemeinsame Tochter Victoria hätte. Ich hatte natürlich niemals vor meiner Lebensgefährtin irgendetwas von diesem verrückten Ansinnen zu erzählen. Die hätte mich, zu Recht, glatt weg für verrückt erklärt.

Lindenberg akzeptierte dies, bat aber um schnelle Antwort.

Ich begab mich mit Lindenberg zurück zu dem Haus von Müllers Eltern. Gegen Mittag fuhren wir dann nach Köln zurück und ich fragte mich, ob Lindenbergs Frau Angela, die wieder am Steuer saß, wirklich wusste wer ihr Mann war? Ich hatte die wurzener Geschichte innerlich bereits vollkommen abgehakt ,als wir in Köln ankamen. Für mich war eigentlich vollkommen klar, dass ich für irgendwelche im dunklen liegende Interessen missbraucht werden sollte. Bemerkenswert an der ganzen Angelegenheit war für mich, dass wiederum , wie bei der Operation mit den Stinger Raketen, israelische Belange das Ziel eines Angriffs sein sollten. Selbst zu meiner aktiven Zeit in den 70 er Jahren haben wir um jüdische und israelische Einrichtungen immer einen weiten Bogen gemacht. Sie galten damals für uns als die Dose der Pandora, die man am besten ungeöffnet links liegen lässt, auch und gerade, um dem politischen Gegner diesbezüglich keinerlei Angriffsfläche zu bieten.

Politisch waren antiisraelische Aktionen deswegen ausdrücklich ausgespart, da man sich durch sie anderenfalls im ewig gestrigen verfangen hätte, ohne das sie irgendeinen politischen Nutzen gebracht hätten.

Selbst Zweckbündnisse mit palästinensischen Gruppierungen gegen die völkerrechtswidrige Okkupationspolitik Israels gingen wir nicht ein und überließen dieses Feld anderen politischen Gruppierungen. Unser Kampf richtete sich damals ausschließlich auf die Befreiung Deutschlands und die Rückerlangung der vollen Souveränität. Israelische Interessen standen bei dieser Zielsetzung gerade nicht im Weg. Sollte sich an dieser Zielsetzung der politischen Rechten heut zu Tage etwas geändert haben? Ich jedenfalls habe davon nichts wahrnehmen können, so dass für mich Anschläge auf jüdisch-israelische Einrichtungen auch heute von vorne herein suspekt erscheinen. Ein ganz anderes Licht fällt freilich auf die ganze Sache, wenn man sie vor dem Hintergrund des Anfang 2000 in der politischen Öffentlichkeit diskutierten Frage nach einem Parteiverbotsverfahren gegen die NPD sieht. Der Mordanschlag gegen Friedmann wäre einer Selbstauflösung der NPD gleichgekommen und hätte gleichzeitig alle ihre Mitglieder in ein kriminelles Licht getaucht. Lindenbergs Vorhaben als Kamikaze der NPD? Wem hätte der Anschlag also letzten Endes genutzt? Mit Sicherheit nicht denen, die ihn vordergründig ausführen sollten! Ich sagte Lindenberg dann einige Tage später telefonisch ab und ging davon aus, nie wieder etwas von ihm zu hören. Mit letzterem sollte ich mich jedoch tierisch geirrt haben. Um allen Kalamitäten zu entgehen, entschloss ich mich deswegen, den gesamten Vorgang zum Selbstschutz der Polizei mitzuteilen. Der Kreispolizeibehörde Kleve machte ich dann auch bei meiner Rückkehr am nächsten Tag sofort Mitteilung von meinen Erkenntnissen. Einige Tage später suchten mich dann drei Polizeibeamte auf, zwei vom zuständigen Staatsschutz beim Polizeipräsidenten Krefeld und einer von der Kripo Kleve, um mich über die Vorkommnisse in Wurzen zu befragen.

In einer fast dreistündigen Vernehmung wurde ich zu dem gesamten Komplex befragt. Kurioserweise wurde jedoch kein Protokoll angefertigt und von mir unterschrieben. Es handelte sich somit lediglich um eine informatorische und damit nicht gerichtsverwertbare Befragung. Bei der Mitteilung über einen geplanten Mordanschlag ein kaum nachvollziehbares Verhalten der Ermittlungsbehörden. Zwei bis drei Wochen nach dieser Befragung teilte mir der zuständige Polizeibeamte der Kreispolizeibehörde Kleve auf meine Anfrage mit, dass an der ganzen Sache nichts dran sei. Sollte ich das ganze nur geträumt haben? Was soll`s dachte ich nur. Ich habe mich jedenfalls für alle Fälle abgesichert und ich vergaß das ganze bis, ja bis..... sich Lindenberg im Mai 2000 wieder bei mir telefonisch meldetet und mitteilte, dass man sich morgen treffen könne, um eine wichtige Angelegenheit zu besprechen, da er gerade am Niederrhein etwas zu erledigen habe. Nicht schon wieder, war mein erster Gedanke, den bekommst du einfach nicht mehr von der Backe! Was soll`s dachte ich mir: Die Ermittlungen der Polizei hatten ja nichts ergeben und zu verlieren hatte ich ja somit nichts. Sollte er ruhig kommen. Ich sagte ihm, er solle nach Kleve -- Rindern kommen, wo ich damals bei der Mutter meiner Lebensgefährtin Unterschlupf gefunden hatte. Denis Lindenberg wollte dann am nächsten Tag um 14 Uhr mit Angela dort erscheinen. Der Rattenfänger oder wie man Abhängigkeiten schafft

Pünktlich um 14 Uhr erschienen Angela und Denis Lindenberg am nächsten Tag in Kleve. Angela hatte Kuchen mitgebracht. Lieber Himmel, wer soll denn den ganzen Kuchen essen? Kommen etwa noch mehr Leute ,war mein erster Gedanke. Es kam niemand sonst und wir blieben unter uns. Small Talk war angesagt. Grässlich, wo mich doch nur interessierte was Denis mir an wichtigen Neuigkeiten mitteilen wollte. Fast zwei Stunden wurde ich auf die Folter gespannt, dann wollte Lindenberg einen Spaziergang durchs Dorf mit mir unternehmen .Endlich ,dachte ich erleichtert nach dem ganzen nichtssagenden Blabla. Lindenberg kam dann auch recht schnell auf den Punkt: ob ich mich nicht wieder selbstständig machen möchte? Wie er das meinte, wollte ich wissen. Er hätte momentan einige hunderttausend Mark, die er anlegen wolle. An was er denn da konkret gedacht hätte? An ein Gastronomieobjekt, am besten mit Hotel, antwortete er mir. Wieso mit Hotel, dachte ich mir. Ein Hotel hatte ich nämlich noch nie in meinem Leben betrieben.

Die Antwort ließ nicht auf sich warten: Angela betreibe ja in Köln ein eigenes Reiseunternehmen und da wäre ein eigenes Hotel doch die ideale Ergänzung. Das war mir zwar alles neu, was ich da vernahm, aber

hörte sich nicht schlecht an, jedenfalls nicht so eine abgedrehte Sache wie das letzte Mal. Mein Misstrauen Lindenberg gegenüber wandelte sich allmählich in eine rein kaufmännische Neugier. Zumal ich mich nach den katastrophalen Jahrhunderthochwassern 1993/94 und 1995 in Köln, bei denen ich innerhalb von 14 Monaten zweimal meinen Betrieb in der Altstadt als nicht versicherbaren Totalschaden abschreiben konnte, wirtschaftlich immer noch nicht erholt hatte.

Ich sagte Denis daher, dass ich aus meiner Kölner Hochwassersache noch eine offene eidesstattliche Versicherung hätte. Das wüsste er und sei für ihn bedeutungslos. Wichtig sei für ihn nur, ob ich den Willen hätte, wieder auf eigenen Füßen stehen zu wollen. Den Willen hätte, mein Gott Lieber jetzt als gleich, dachte ich nur. Kein Problem antwortete ich ihm sofort. In Köln oder Spanien wüsste ich sogar schon einige interessante Objekte. Nein, nein sagte Lindenberg, das Objekt muss schon hier in Kleve sein, am besten nahe der niederländischen Grenze.

Schade, aber was soll’s, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Besser hier als nirgendwo, war meine Devise. Warum ausgerechnet hier, fragte ich dennoch. Weil der Niederrhein als Tourismusziel noch unterentwickelt sei und in den nächsten Jahren beträchtliche Zuwachsraten verspreche. Stimmt! Dem konnte man nicht widersprechen, dachte ich. Hat Lindenberg vorab das Terrain gründlich sondiert. Ob denn hier in Kleve -- Rindern kein Objekt in Betracht komme? Das kann doch nicht wahr sein, wir standen gerade vor der ehemaligen Dorfgaststätte Jansen, die von einer Erbengemeinschaft seit bald zwei Jahren wie Sauerbier zum Verkauf angeboten wurde. Wenn du mich so fragst, wir stehen gerade davor, sagte ich. Großes Grundstück, Anbau mit Kegelbahn, der ohne weiteres in einen Hotelbereich umfunktioniert werden konnte, ja eigentlich alles vorhanden, bis auf.... ja bis auf den miserablen Zustand des Objektes, der bislang potentielle Käufer wahrscheinlich abgeschreckt haben dürfte. So ein glücklicher Zufall sagte Lindenberg, dass nehmen wir. Ja aber man muss doch erst mal schauen, ob sich das ganze vom erforderlichen Aufwand überhaupt rechnet, warf ich nur noch ein. Das rechnet sich schon, sagte Lindenberg.

Merkwürdig dachte ich nur bei mir, woher will er das denn überhaupt wissen. Weder wusste man etwas über den Zustand der Bausubstanz, noch wusste man, welche Auflagen für eine Konzessionierung erfüllt werden mussten und und.... Ist ja nicht mein Geld, sagte ich mir. Lindenberg war auf einmal nicht mehr von diesem Objekt weg zukriegen . Ich sollte doch schnellst möglich herausfinden wer die Eigentümer sind, um mit denen direkt in Kaufverhandlungen treten zu können. Du lieber Himmel legt dieser Mann auf ein mal eine Hast an den Tag. Lindenberg wechselte auf einmal das Gesprächsthema: Was ist eigentlich mit deiner NPD Parteizugehörigkeit? Ruht die nicht? Mein Misstrauen flammte wieder auf. Kommt jetzt am Ende doch noch der Pferdefuß, fragte ich mich. Ja das stimmt so in etwa, sagte ich ihm. Seit ich 1972 wegen meiner Bundeswehrzugehörigkeit auf Druck des MAD(Anm. Militärischer Abschirmdienst der Bundeswehr) auf Distanz zur NPD gehen musste. Ob meine Parteimitgliedschaft nur ruhte, wie Lindenberg behauptete, oder ob ich komplett ausgetreten war, wusste ich selbst noch nicht einmal. Über die eigenen Belange mehr zu wissen als man selbst, war bei Lindenberg aber bekanntlich nichts sonderbares. Ob ich nicht wieder voll aktives Mitglied sein möchte wie er? Wofür das denn wichtig sei, wollte ich nur wissen. Lindenberg antwortete mir, um meine Solidarität zur Partei und zur Bewegung, wie er, zu zeigen. Schließlich brauche Deutschland jeden national gesinnten Kämpfer, um dieses Schweinesystem, das nur von Verrätern und Juden beherrscht werde, in die Knie zu zwingen .

Welcher Heldenpathos unter vier Augen !

Er sei sogar bereit meine ausstehenden Mitgliedsbeiträge seit 1972 bis jetzt nachzuzahlen .Was!? Jetzt will der noch einige tausend Mark ausgeben, nur damit ich als kontinuierliches Mitglied der NPD ausgegeben werden konnte. Das zu einem Zeitpunkt, wo dass NPD Verbotsverfahren beim Bundesverfassungsgericht lief und nicht absehbar war, wie lang die Partei überhaupt noch Bestand haben sollte.

Was für ein Quatsch!

Ob das Bedingung für die von ihm angebotene Unterstützung wäre, wollte ich wissen. Nein, natürlich nicht, aber er würde sich sehr darüber freuen, wenn ich mich dazu durchringen könnte. Ich würde es mir überlegen, antwortete ich ihm .Wir begaben uns dann wieder zurück nach Hause zu den anderen. Ich verblieb mit Lindenberg so, dass ich ihn sofort benachrichtigen wollte, sobald ich mit der Gaststätte Jansen

näheres in Erfahrung gebracht hätte. Lindenbergs verabschiedeten sich und ich blieb mit dem angenehmen Gefühl zurück, von der Vorsehung noch mal eine Chance erhalten zu haben. Wie ich mich freute! Ich Thor ahnte damals ja noch nicht, welches pervertierte Schauspiel auf mich zukommen sollte. Aber zurück zu meiner damaligen Hochstimmung. Ich ermittelte am nächsten Tag sofort die Mitglieder der Erbengemeinschaft. Es handelte sich um drei Schwestern der Familie Jansen, die zu meinem Glück auch noch alle in Rindern lebten, so dass ich sie direkt wegen des zum Verkauf stehenden Gastronomieobjektes ansprechen konnte. Um es vorwegzunehmen: alle drei Schwestern waren sich darin einig, zu verkaufen. Wunderbar dachte ich nur und rief Lindenberg in Köln an, um ihm diese Neuigkeit zu berichten. Er sagte mir ,ich sollte mit den drei Schwestern für das Wochenende einen Besichtigungstermin vereinbaren, zu dem er dann kommen würde.

Ich habe dann für kommenden Samstag Nachmittag einen Besichtigungstermin fest gemacht. Angela und Denis Lindenberg erschienen pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt. Die Besichtigung der recht großen und geräumigen Immobilie vollzog sich in sagenhaften 20 Minuten. Ich merkte, dass Lindenberg die Immobilie auf jeden Fall kaufen wollte. Auf meinen Einwand, wegen des schlechten Zustandes doch vielleicht besser erst einen Sachverständigen hinzuzuziehen, antwortete er mir nur lapidar: ist nicht erforderlich, ich werde das Objekt so wie besichtigt für dich kaufen, damit du so schnell wie möglich eine Existenz hast. Für mich kaufen? Wie sollte ich das denn verstehen? Meinte er etwa schenken? Ich fragte ihn, aber er sagte nur, dass besprechen wir später noch eingehend, erst mal eins nach dem anderen. Der Kaufpreis sollte 320.000,- DM betragen, wobei Lindenberg bemerkenswerter weise noch nicht ein mal den Versuch unternahm ,diesen zu drücken. Im Gegenteil: er kam den Verkäufern sogar noch soweit entgegen, dass der offizielle Kaufpreis 260.000,- DM betragen sollte und der Rest von 60.000,- DM unter der Hand "schwarz" gezahlt werden sollte. Merkwürdig dachte ich nur bei mir: wenn der den Käufern 60.000,- DM "schwarz" zukommen ließ, durfte der Betrag bei Lindenberg ja auch nirgendwo in Erscheinung treten. Im Umkehrschluss hieß das, Lindenberg musste selbst Schwarzgeld in dieser Höhe besitzen. Wie kann aber ein pensionierter Beamter des gehobenen Dienstes einfach so 60.000,-DM in einem "Reptilienfond" haben. Die alten Zweifel kamen in mir wieder hoch, wie dieser Mann sich finanzierte. Als ob Lindenberg meine Gedanken gelesen hätte, sagte er mir, er habe in den letzten Jahren mit einigen Immobiliengeschäften seinerseits beträchtliche Schwarzgelder angehäuft, die er nun zum Teil ohne Schwierigkeiten weitergeben könne. Na ja dachte ich bei mir, kann ja sein. Lindenberg verblieb mit den Verkäufern dahingehend, dass er sich in Kleve bei einem Notar um einen kurzfristigen Termin bemühen werde .Man verabschiedete sich in bester Laune und ich begab mich mit den Lindenbergs wieder nach Hause . Lindenbergs hatten es offenbar nicht eilig nach Köln zurückzufahren . Wir setzten uns daher alle in den Garten .Ich dachte nur: jetzt beginnt wieder Small Talk und blabla. Diesmal sollte ich mich jedoch geirrt haben. Lindenberg eröffnete nämlich allen Anwesenden, wie sehr er mich wegen meines politischen Befreiungskampfes und meiner bewundernswert durchgestandenen Gesinnungshaft bewundere und wie stolz er darauf sei, mir und meiner Familie in einer schweren Stunde mit einer neuen Existenz auf die Beine helfen zu können. Ich konnte es erst nicht glauben.

Was kam jetzt auf mich zu? Auf Antwort brauchte ich nicht lange zu warten: Bedingt durch seine schwere Krankheit, die ihm nicht mehr viel Zeit zum Leben lasse, beabsichtige er, mich neben seiner Frau Angela zum Erben zu machen. Wir waren alle tief gerührt und ich wusste das erste mal seit langem nicht ,was ich sagen sollte. Meine Schwiegermutter brach das allgemeine Schweigen und sagte, soviel gute Absicht müsse begossen werden und holte eine Flasche Sekt. Wir stießen dann auf das Gelingen des zukünftigen Geschäftsvorhabens an. Mein Gott, ich sollte mich schämen, vor einigen Monaten hast du dem Mann noch der schlimmsten Verbrechen bezichtigt und nun kommt diese Lichtgestalt auf dich zu und reicht dir die Hand für einen Neuanfang ohne jegliche Sorgen.

Was hast du nur für ein unbegreifliches Glück!! Ende der Woche hatte Lindenberg dann bereits bei dem Klever Notar Kühnen zusammen mit der Verkäufergemeinschaft einen Termin vereinbart.

Geht das alles schnell, dachte ich.

Von Kopfschmerzen zu sorgenfrei innerhalb weniger Tage.

Traumhaft, aber trotzdem wahr!! Als der Notartermin über die Bühne gegangen war, sagte Lindenberg zu mir, dass wir nunmehr keine Zeit verlieren dürften, das heruntergekommene Objekt in ein Schmuckstück umzuwandeln, welches ich dann als Pächter und Miteigentümer betreiben sollte. Nach Beendigung der Baumaßnahme käme ich als Entlohnung für meine während der Bauphase geleistete Arbeit als Miteigentümer mit einem drittel ins Grundbuch. Mein Part bestünde bis zur Fertigstellung des Betriebes in der Überwachung und Ausführung des Bauvorhabens, während sein Part darin bestünde, die erforderlichen Finanzmittel bereitzustellen. Ob man nicht besser noch einen Architekten einschalten sollte, den man ja ohnehin für die erforderlichen baurechtlichen Genehmigungen benötigen würde, fragte ich vorsichtshalber. Unnötige Kosten antwortete er mir. Wegen des Baugenehmigungsverfahrens sollte ich mir keine Gedanken machen, dass würde er schon erledigen.

Was mich zum damaligen Zeitpunkt wunderte, war der Umstand ,dass zu keinem Zeitpunkt des gesamten Bauvorhabens ein Kostenplan oder eine vergleichbare betriebswirtschaftliche Berechnung erstellt wurde, die Beauftragung eines Architekten angeblich aus Kostengründen als unnötig betrachtet wurde. Nun dachte ich wieder nur, es ist ja nicht dein Geld. Lindenberg übergab mir die ersten 20.000,- DM, die er sich quittieren ließ ,um zunächst mit der erforderlichen Kernsanierung des gesamten Objekts anzufangen. Welches Unternehmen soll ich mit den erforderlichen Abbrucharbeiten beauftragen, fragte ich. Unternehmen, antwortete Lindenberg. Viel zu teuer. Das musst du schwarz machen lassen. Merkwürdig dachte ich, wie bei Müller damals: man macht etwas verbotenes und lässt es sich dann auch noch dokumentieren.

Die erforderlichen Abbrucharbeiten wurden daher im Einvernehmen mit Lindenberg durch billige polnische Schwarzarbeiter durchgeführt, die ich in der Gegend anheuerte. Mich störte dabei eigentlich nur, dass die nationale Gesinnung aus Kostengründen sprichwörtlich baden ging. Auf einmal sollte man die verhassten Polen aus Opportunität heraus finanzieren, während deutsche Bauarbeiter Däumchen drehen. Als mir Lindenberg die nächsten 20.000,- DM gab, meinte er, nächste Woche gehe ich mit dir zur Sparkasse Kleve und wir eröffnen ein Konto auf deinen Namen, über welches wir dann die ganzen Materiallieferungen und sonstigen Arbeitsleistungen, die nicht schwarz erbracht werden können, abwickeln . Sollte mir recht sein, dachte ich. Ich fragte ihn allerdings, wie er das bewerkstelligen wollte Vor einigen Monaten hatte mir nämlich die Sparkasse Kleve die Eröffnung eines normalen Girokontos wegen meiner offenen EV abgelehnt. Kein Problem, antwortete Lindenberg vielsagend, ich habe da einen guten Mann bei der Sparkasse. Na ja dann, dachte ich, wird es diesmal wohl klappen. Was diesbezüglich alles klappen sollte, wurden meine kühnsten Vorstellungen bei weitem in den Schatten gestellt.

Die Eröffnung des Girokontos als Geschäftskonto war nicht einmal der Rede wert erwähnt zu werden, so schnell war dies eingerichtet.

Wobei eigentlich auch hier schon bemerkenswert war, dass ich zu dem Zeitpunkt ja noch überhaupt kein Geschäft betrieb. Dies war ja frühestens erst nach Fertigstellung der Baumaßnahme und Konzessionierung des Betriebes möglich . Zum Zeitpunkt, als ich mit Lindenberg bei der Sparkasse Kleve erschien, um das Konto zu eröffnen, bestand noch nicht mal eine wie auch immer geartete vertraglich Bindung mit Lindenberg. Offensichtlich reichte es jedoch bei der Sparkasse aus, dass Lindenberg vortrug, ich sollte nach Beendigung der Baumaßnahme der Pächter und Betreiber der zukünftigen Hotelgastronomie werden. Geradezu phantastisch wurde es jedoch ,als man mir zu diesem Girokonto einen Kontokorrent über sage und schreibe 320.000,- DM einräumte und das, obschon man von meiner offenen EV Kenntnis hatte, ein Kostenplan nicht existierte, ganz zu schweigen von einem geschäftlichem Konzept. Es versteht sich fast schon von selbst, dass Lindenberg dafür auch keinerlei Sicherheiten begeben musste Ehrlich gesagt wurde ich von der gesamten Situation total überrollt und fragte mich daher zunächst auch nicht, wofür mir dieser Kontokorrentkredit überhaupt eingeräumt wurde. Erst als wir die Sparkasse wieder verließen, stellte ich Lindenberg diese Frage. Ja zum Ausbau des Hotels natürlich, für was denn sonst ,

antwortete er mir. Erst langsam wurde mir klar, das ich dann der Schuldner der Sparkasse sein würde und nicht Lindenberg. Als könnte Lindenberg meine Gedanken lesen, sagte er lächelnd, du hast ja als Erbe mein volles Vertrauen und kommst ja auch als Miteigentümer ins Grundbuch. Ich kam mir wieder schäbig und kleinkariert vor, Lindenberg misstraut zu haben. Mein Gott der Mann tut wirklich alles für dich und du machst dir Gedanken warum der Kredit auf deinen Namen läuft. Sieht so deine Dankbarkeit aus? Meine Zweifel waren damit zerstreut und ich ging wieder zu meinem Part der Vereinbarung über ,nämlich das Bauvorhaben zu überwachen. Die nächsten Monate wurden alle anfallenden Materialrechnungen und sonstige Handwerkerrechnungen über dieses Konto beglichen, so dass ungefähr Anfang November 2000 der vorgegebene Kreditrahmen fast aufgebraucht war. Lindenberg gab mir in diesem Zeitraum lediglich das Geld, um die polnischen Schwarzarbeiter zu bezahlen. Als der Kredit bei der Sparkasse schließlich ausgeschöpft war, sagte Lindenberg ,jetzt besorge ich dir noch zusätzliche Gelder über einen Getränkegroßhandel, der dich nachher mit Getränken beliefert. Über die Firma Bacher aus Krefeld besorgte er mir weitere 150.000,-DM an Kreditmitteln, die dem Sparkassenkonto gutgeschrieben wurden, so dass auf diesem Konto wieder ein operativer Spielraum von 150.000,-DM vorhanden war. Um es klar zustellen: Lindenberg vermittelte mir ein Darlehen, bei dem ich alleiniger Darlehensnehmer war. Da die Firma Bacher jedoch, im Gegensatz zur Sparkasse ,einen bestehenden Pachtvertrag verlangte, musste Lindenberg im November 2000 mit mir einen Pachtvertrag über die faktisch noch nicht verpachtbare Hotelgastronomie abschließen. Ich wollte nunmehr aber von Lindenberg auch die mir versprochene grundbuchliche Absicherung bekommen, da ich zwischenzeitlich bereits weit mehr in die Immobilie investiert hatte, als diese ursprünglich gekostet hat. Lindenberg sicherte mir die grundbuchliche Absicherung bis spätestens Ende Dezember 2000 zu.

Ich gab mich mit dieser Antwort zufrieden und verbaute munter weiter das auf meinen Namen gezogene Geld in die Immobilie . Schließlich stand Weihnachten 2000 vor der Tür und ich hatte meine grundbuchliche Absicherung als Miteigentümer immer noch nicht. Ich wurde angesichts der von mir in das Objekt verbauten Mittel in Höhe von gut 400.000,- DM nachdenklich und wollte mich nicht weiter vertrösten lassen. Das alte Misstrauen gegen Lindenberg kam wieder in mir hoch . Ich machte ihm nunmehr klar, dass ohne Grundbucheintragung nichts mehr laufen würde. Lindenberg sagte daraufhin nur lakonisch, was willst du denn überhaupt machen? Du weißt ja welchen Zweck das ganze hier haben soll. Was läuft denn jetzt für ein Programm ab, sagte ich mir. Wovon spricht der überhaupt? Wie um mich aus meiner Unwissenheit zu befreien sagte er dann: du glaubst doch nicht, das dir das ein Mensch abnimmt, dass du hier das ganze Bauvorhaben so konspirativ durchgezogen hättest, wenn du lediglich nur eine Hotelgastronomie betreiben wolltest. Kein normaler Mensch macht so etwas doch ohne die erforderlichen Bauanträge. Ich werde dann einfach nur sagen: ich wusste von dem ganzen nichts und habe mich darauf verlassen ,dass du die beantragst, was du leider ja nicht gemacht hast. Beweis mir mal das Gegenteil !Mich hat hier während der gesamten Bauphase so gut wie kein Mensch gesehen, während du für alle hier im Dorf der Hauptakteur bist. Ich sage dann einfach, dass ich von dir auf schändliche weise hintergangen und betrogen wurde. Gleiches gilt auch für die polnischen Schwarzarbeiter. Wenn man in einem so dünnwandigen Glashaus sitzt wie du, wäre ich an deiner Stelle und mit deiner Vergangenheit, die hier in Kleve bislang niemand kennt, ganz ruhig.

Ich konnte einfach nicht fassen, was sich für ein Wandel in dem Menschen vollzog. Mit einem letzten Funken an Verstand vergaß ich aber Gott sei Dank nicht, Lindenberg zu fragen ,welchen Zweck das ganze Bauvorhaben seiner Vorstellung nach haben sollte . Jetzt kam Lindenberg mit seinem wahren Vorhaben heraus: er wollte das Objekt dazu missbrauchen, um gesuchten Kameraden Unterschlupf zu gewähren und ich sollte diese dann mit Hilfe niederländischer Kameraden aus Nimwegen über die Grenze in Sicherheit bringen. Des weiteren sollten die Räumlichkeiten als Agitations- und Tagungsstätte für rechte Veranstaltungen herhalten. Weswegen meinst du denn, das ich die unmittelbare Nähe zur niederländischen Grenze gesucht habe? Wusstest du denn nicht, dass jenseits der Grenze, in Arnheim und Nimwegen ,der Schwerpunkt der niederländischen Bewegung liegt? Heller Wahnsinn, dachte ich nur, du wieder mittendrin im ganzen Schlamassel und Lindenberg sitzt in Köln und hat dich vollkommen in der Hand. Ich Volltrottel! Wie kommst du da nur wieder raus?

Nicht nur, dass meine Schulden nunmehr um 500.000,- DM gewachsen waren, hing ich jetzt auch noch wegen Steuerhinterziehung und weiß der Himmel was sonst in der ganzen Sache drin. Ich kam mir vor, wie gerade in eine vorfabrizierte Situation eingebaut. Der Kerl hat dich tatsächlich an den Eiern. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass ich komplett über den Tisch gezogen wurde. Lindenberg ,der meine Gedanken offensichtlich erraten konnte, sagte nur: du siehst, es gibt für dich kein Entrinnen aus der Situation, wenn du nicht das machst, was ich dir vorschreibe. Damit konnte sich meine irische Seele nicht mit abfinden. Es musste noch eine andere Lösung des Problems geben. In meiner Not fiel mir der Name eine Bekannten aus Köln ein: der Jurist Dr. Ralph Wollbrink.

Diesen Mann, der als Repetitor Jura- und BWL Studenten auf ihr Examen trimmt, hatte ich nach meinem Hochwasserdesaster 1995 leider viel zu spät kennen gelernt. Er machte mich damals auf eine Reihe von prozessualen Versäumnisse meines Rechtsanwaltes aufmerksam, die damals mit für meinen finanziellen Ruin verantwortlich waren. Hätte ich den früher kennen gelernt ,wäre mir das ganze Desaster in Köln mit Sicherheit erspart geblieben und ich wäre nunmehr nicht in dem ganzen Schlammassel, dachte ich bei mir. Mit ihm hatte ich auch nach meinem Wegzug aus Köln einen losen Kontakt aufrechterhalten. Den musst du anrufen! Der weiß bestimmt eine Möglichkeit, hier wieder raus zukommen. Ich rief ihn an und wir verabredeten uns in Köln.

Ich suchte ihn in seiner Wohnung in der Kölner Südstadt auf und berichtete ihm in kurzen Zügen, in welchen Schwierigkeiten ich mich momentan befand. Da bist du aber einem Betrüger voll auf den Leim gegangen, sagte er. Er riet mir, den gesamten Sachverhalt vorsichtshalber der Polizei mitzuteilen, um nicht noch tiefer in irgendwelche nicht erkennbare Verstrickungen zu geraten.

Wieder zurück in Kleve, begab ich mich sofort zu dem Polizeibeamten, dem ich vor einigen Monaten die Wurzener Geschichte berichtet hatte und erzählte ihm den aktuellen Sachverhalt. Dieser wurde neugierig und ließ sich die Baustelle in Rindern von mir zeigen. Er riet mir dann, zur Absicherung meiner Forderungen, auf Lindenberg wegen der Grundbucheintragung Druck auszuüben. Als Lindenberg kurz vor Weihnachten wieder nach Kleve- Rindern kam, sagte ich ihm, dass ich ohne die von ihm zugesicherte Eintragung im Grundbuch nichts mehr machen werde. Lindenberg antwortete mir nur, du wirst schon sehen, was du davon hast und wünschte mir, scheinheilig wie er war, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Er begab sich danach in Winterurlaub. Scheiße, dachte ich nur, der lässt sich so einfach mit nichts beeindrucken. Wie um alles in der Welt bekomme ich diese Kuh nur vom Eis? Über die Feiertage ruhte die Bautätigkeit ohnehin bis Anfang Januar, Zeit für mich, sich auf die kommende Auseinandersetzung mit Lindenberg mental vorzubereiten, dachte ich jedenfalls. Leider hatte ich die Rechnung ohne Lindenberg gemacht. Am 24.Dezember abends gegen 22 Uhr wollte ich mich nach einer Inspektion der Baustelle zu meinem im vollkommen unbeleuchteten Hinterhof abgestellten Wagen begeben, da ich von dort Geräusche vernahm. Als ich den stockfinsteren Anbau der ehemaligen Kegelbahn, der über keinerlei Beleuchtung verfügte, betrat, wurde ich von mehreren unbekannten Personen überfallen und mit Baseball Schlägern oder ähnlichen Schlagwerkzeugen gezielt so zusammengeschlagen ,das an freiliegenden Körperstellen wie Gesicht und Händen keinerlei Verletzungen sichtbar waren. Diese Art des Zusammenschlagens war mir selbst nicht unbekannt. Damit du jetzt etwas zum Nachdenken hast ,denk an deine Frau und deine kleine Tochter, sagte mir eine männliche Stimme und die Figuren verließen den Anbau. Ich war wegen der erlittenen Verletzungen nicht in der Lagen, ihnen nachzusetzen. Die Aktion war für mich unmissverständlich ein Denkzettel, den mir Lindenberg verpassen ließ, um mich mit dem Wohlergehen meiner Familie gefügig zu halten. Als meine Lebensgefährtin die Verletzungen mit Erschrecken sah, erzählte ich ihr zur Beruhigung, ich sei die ungesicherte Bautreppe vom ersten Stock heruntergefallen und alles sähe schlimmer aus, als es in Wirklichkeit sei.

Verdammt, dass lasse ich mir von niemanden und erst recht nicht von so einem Arsch wie Lindenberg gefallen ,sagte ich zu mir. In dieser Hinsicht kann ich die Mentalität eines indischen Arbeitselefanten an den Tag legen: ich ertrage es, vergesse jedoch nichts........! Da ich mit dem Wohlergehen meiner Familie bedroht wurde, sah ich von einer Strafanzeige gegen Unbekannt zunächst einmal ab. Dieses Erlebnis hat mir entgültig die Augen geöffnet. Hätte ich nicht bereits soviel Geld in diese Immobilie verbaut, hätte man sich wesentlich leichter aus der ganzen Kloake verabschieden können. Aber so.... musste ich, ob ich wollte oder nicht, in den sauren Apfel beißen und auf die nächste sich bietende Möglichkeit zum Absprung warten .Ich musste Lindenberg in Sicherheit wiegen und ihn glauben lassen, er habe meinen Widerstand gebrochen und alles unter Kontrolle.

Als Lindenberg Anfang Januar aus dem Winterurlaub zurückkam und kurz darauf in Kleve-Rindern erschien, gingen wir beide stillschweigend zur Tagesordnung über, als sei nichts passiert. Kein Wort fiel über den Vorfall. Der Ausbau ging weiter wie gehabt. Eine mir zustehende Umsatzsteuerrückvergütung über 40.000,- DM wurde gleichfalls in die Immobilie verbaut. Zusätzlich beteiligte sich Lindenberg im April, mit der Eröffnung der Schankwirtschaft, an meinem gerade erst entstandenen Geschäftsbetrieb über eine stille Gesellschaft mit 100.000,- DM, die er sich zu dem noch über eine auf meine Person laufende Lebensversicherung mit ihm als Begünstigten absichern ließ, obwohl es nichts abzusichern gab, da auch diese Gelder in den weiteren Ausbau zum Hotelbetrieb verbaut wurden. Der Sinn oder Unsinn dieser Lebensversicherung führte mir ganz klar vor Augen

1.Ich wurde immer ärmer, Lindenberg immer reicher.

2.Meine Abhängigkeit von Lindenberg wuchs mit jedem Tag.

3.Über die Lebensversicherung hätte er sogar über meinen Tod hinaus einen Profit gemacht.

So konnte es einfach nicht weitergehen. Ich wurde immer tiefer in eine morastige Sache verstrickt, deren Ende für mich nicht absehbar war. Intuitiv wurde ich das Gefühl einfach nicht los, dass am Ende eine Neuauflage des wurzener Abenteuers stehen sollte. Mir war mit einem Mal klar, wenn ich den Ausstieg jetzt nicht schaffte, würde ich ihn niemals mehr schaffen. Jetzt oder nie lautete daher meine Devise. Im Juni war die Gelegenheit so günstig wie lange nicht mehr. Die Gelder, die Lindenberg über mich in seine Immobilie verbauen ließ, kamen ins stocken, weil der Finanzrahmen ausgeschöpft war und Lindenberg selbst konnte oder wollte kein eigenes Geld aufbringen, da er sich angeblich an der Börse verspekuliert hatte. Mir kam es jedoch unter Abwägung aller bisherigen Ereignisse so vor, dass er nur einen Vorwand suchte, mich in der halbfertigen Hotelimmobilie hochverschuldet und ohne jegliche Perspektive sitzen zu haben, um mich dann um so leichter in eine vorbereitete Schweinerei rein zu pressen, aus der es dann kein Entkommen mehr gäbe. Ich nutzte daher den finanziell bedingten Stillstand der Bauarbeiten Ende Juni dazu, erneut mit Dr. Wollbrink Kontakt aufzunehmen. Er sah als einzig gangbare Lösung den Kauf der Immobilie von Lindenberg durch mich ,verbunden mit einer kompletten Umfinanzierung über eine andere Bank. Geradezu genial dachte ich, wenn nicht..., ja wenn da nicht meine alten Verbindlichkeiten aus der Hochwassergeschichte einer positiven Schufaauskunft im Weg gestanden hätten. Ob deine Schufaauskunft wirklich negativ ist müssen wir zunächst mal feststellen, meinte Ralph. Bei der Häufung an Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der bisherigen Finanzierung über meine Person, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht automatisch von einer negativen Auskunft ausgehen, meinte er.

Eine am nächsten Tag bei der Schufa Duisburg gezogenen Selbstauskunft förderte dann erstaunliches zu Tage: meine Auskunft wies keinen Eintrag aus. Noch nicht einmal die Existenz des Kontos bei der Sparkasse Kleve, ganz zu schweigen von dem in Anspruch genommenen Kontokorrentkredit oder dem Darlehen der Firma Bacher waren verzeichnet . Ich konnte es einfach nicht glauben: meine Auskunft war auf unerfindliche Weise blütenweiß. Kauf und Umfinanzierung erschienen somit zumindest aus diesem Grund nicht unmöglich. Klasse dachte ich, endlich wieder Licht am Ende des Tunnels und eine Perspektive auf die sich hinzuarbeiten lohnte. Wir besprachen dann, wie man taktisch am klügsten vorgehen sollte. Eins ist die klar ,meinte Ralph, wenn Lindenberg nicht verkaufen will, läuft überhaupt nichts . Lindenberg musste also in jedem fall bei Laune

gehalten werden. Als Lindenberg das nächste mal nach Kleve kam, erzählte ich ihm zunächst nichts von meiner Absicht. Statt dessen eröffnete er mir, dass er auf absehbare Zeit den weiteren Ausbau der Immobilie nicht wird finanzieren können. Das sei aber momentan auch nicht so wichtig, meinte er. Es kam wie ich es vorausgeahnt hatte, dachte ich bei mir. Der lässt dich am ausgestreckten Arm verhungern und kommt dann kurz vor dem Exitus mit der scheinbar rettenden Idee. Ohne mich, soll der Idiot doch zu Teufel gehen. Nur freundlich bleiben und bei Laune halten, war meine Devise.

Er könne die Immobilie doch verkaufen, meinte ich. Er möchte lieber heute als morgen verkaufen ,aber wer kaufe schon eine halbfertige Hotelgastronomie? Ich meinte darauf nur, ich kann mich ja mal umhören. Ja tu dass, bringt aber nichts, wirst du schon sehen, meinte er. Da hast du dich richtig geirrt du Arsch, dachte ich. Jetzt hatte ich ihn das erste mal an der Angel. Er wollte verkaufen. Hurra! Er wusste nur noch nicht, dass ich der Käufer sein sollte. Es war mein kleiner Reichsparteitag.

Jetzt konnte ich ihn endlich mal vorführen. Was für ein erhebendes Gefühl! Zusammen mit Ralph baute ich für den Kauf der Hotelimmobilie eine Finanzierung auf, von der Lindenberg vorerst auch nichts erfahren sollte. Nachdem ein tragfähiges Geschäftskonzept inklusive einer bindenden Option auf Abschluss eines mehrjährigen Hotelbelegungsvertrags mit einer weltweit agierenden Klever Firma bestand, erhielt ich von einer Regionalbank am Niederrhein grundsätzlich grünes Licht für eine Finanzierung . Nunmehr galt es ,die Katze aus dem Sack zu lassen, sprich Lindenberg mit der Finanzierung zu konfrontieren. Um es vorweg zu nehmen: Lindenberg wurde von meinem Vorbringen, das Objekt von ihm abzukaufen und weiter auszubauen vollkommen überrollt. Wie willst du denn an das Geld kommen, sagte er geringschätzig. Offensichtlich hatte er dabei vergessen, dass meine Schufaauskunft durch einem geheimnisvollen Geist auf wundersame Weise blütenweiß dastand. Vollends aus dem Gleichgewicht brachte ich ihn aber erst, nachdem ich ihm eröffnete, bereits eine Finanzierungszusage einer Bank zu haben und nunmehr eigentlich nur noch über die Modalitäten des Kaufes verhandelt werden müsse. Was für ein säuerliches Gesicht er jetzt machte, wo er doch eigentlich hätte froh sein müssen, die finanzielle Belastung los zu werden. Ich merkte allzu deutlich, dass sein Gerede von einer finanziellen Schieflage nur vorgeschoben war und ich mit meiner Vorahnung genau ins schwarze getroffen hatte.

Ohne Verkauf konnte er sich jetzt eigentlich nicht mehr aus der Affäre ziehen ohne vollkommen unglaubwürdig zu erscheinen

Er wolle sich das alles in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und wir könnten dann ja nächste Woche weiteres besprechen. Schau ihn dir an, dachte ich, jetzt geht nur noch alles bedächtig und ohne jede Eile. Lindenberg rief mich dann nach reiflicher Überlegungszeit von zwei Wochen an und wir vereinbarten einen Termin um das weitere Procedere des Kaufs zu besprechen. Lindenberg kam in guter Laune zu diesem Termin und nannte mir als Kaufpreis 860.000,-DM. Ein Kaufpreis der so hoch war, als ob ich die bisherigen Leistungen meinerseits nie in den Bau investiert hätte. Ich sollte danach also sage und Schreibe den gleichen Betrag, den ich bis dahin bereits in die Immobilie gesteckt hatte, über den Kaufpreis nochmals zahlen. Das hatte er sich ja schön ausgedacht. Du musst ja nicht kaufen, wenn dir der Preis zu hoch ist, sagte er mit einem süffisanten Lächeln. Am Abend telefonierte ich mit Ralph.

Dieser sagte, er wolle bei dem nächsten Treffen mit Lindenberg zugegen sein und ich solle Lindenberg erst mal mitteilen, dass die Höhe des Kaufpreises grundsätzlich kein unüberwindliches Problem darstelle. Ich sollte nur daran denken, Lindenberg so schnell als möglich los zu werden. Das rechtfertige auch einen weit überhöhten Kaufpreis, wobei dann immer noch die Möglichkeit bestünde, Lindenberg nach dem Verkauf auf Aufwendungs- und Schadenersatz zu verklagen.

Als ich Lindenberg telefonisch mitteilte, dass der Kaufpreis kein Problem darstelle, merkte ich, wie er am Telefon nach Fassung rang. Damit hatte er nicht gerechnet, dass die Finanzierung selbst bei einem vollkommen überzogenen Kaufpreis immer noch stand. Noch mehr um Fassung ringen musste er, als ich ihm bei dem nächsten Treffen Dr. Wollbrink als den Architekten der Finanzierung vorstellte. Ich merkte, dass Lindenberg die ganze Sache aus der Hand zu gleiten schien. Damit hatte er nicht gerechnet

Die Anwesenheit einer ihm fremden Person brachte in merklich aus dem Gleichgewicht. Ihm war jetzt wohl auch klar, das er den Kauf der Immobilie mit normalen Mitteln nicht mehr verhindern konnte. Ich triumphierte innerlich . Ich bin ihn los, dachte ich. Da hatte ich mich allerdings zu früh gefreut und die Rechnung wieder ohne Lindenberg gemacht. Genau in dem Zeitpunkt, in dem der Darlehensvertrag mit der finanzierenden Bank geschlossen werden sollte, tauchte auf einmal wieder eine alte Forderung aus der Hochwasserzeit in meiner Schufaauskunft auf. Schlimmer noch: es Bestand plötzlich noch ein zivilrechtlicher Haftbefehl wegen dieser Forderung. Die Finanzierung platzte damit natürlich. Kann es doch gar nicht geben, war die Reaktion von Ralph. War aber leider so, wie sich herausstellte. Allem Anschein nach war die erste Auskunft manipuliert worden, um den Kredit bei Sparkasse und der Firma Bacher zu bekommen und auch zu rechtfertigen. Lindenberg war also offensichtlich in der Lage, meine Bankauskunft nach Belieben zu verändern. Kaum zu glauben, wenn Lindenberg lediglich ein Privatmann sein sollte. Der arbeitet mit ziemlicher Sicherheit für irgendeinen Dienst, meinte Wollbrink. Anders seien auch die bisherigen Vorkommnisse nicht zu erklären. Zum damaligen Zeitpunkt konnten wir den hieb und stichfesten Beweis leider noch nicht erbringen.

Tatsache war nunmehr aber, dass ich Lindenberg immer noch nicht los war und nach wie vor in einer schier ausweglosen Situation zu stecken schien.

Wollbrink machte mir wieder Mut, indem er sagte, jetzt gehen wir in die Offensive und nehmen uns diesen Lindenberg mal richtig zur Brust. Wie er das meinte, wollte ich wissen. Ganz einfach: wir gehen jetzt auf allen rechtlichen Ebenen gegen ihn vor. Ich schreibe die Schriftsätze und eine befreundete Rechtsanwältin tritt vor Gericht auf. Das einzige was du dann irgendwie aufbringen musst, sind die Gerichtsgebühren, die bei dem Streitwert allerdings auch schon beträchtlich sind. Er wollte als erstes meine gesamten Geschäftsunterlagen sehen, um sich einen detaillierten Überblick über die bisherigen Abläufe zu verschaffen.

Die habe ich nicht, sagte ich. Wie, wo sind die denn, wollte er wissen. Bei Lindenberg antwortete ich. Dann bist du ja überhaupt nicht in der Lage, dir ein genaues Bild über deinen eigenen Geschäftsbetrieb zu machen. Wie kommt das denn, das Lindenberg die hat? Der hat die vor einigen Monaten einfach ohne mein Wissen mitgenommen und mir später gesagt, seine Frau Angela werde von Köln aus die Buchhaltung machen . Der Kerl erpresst mich doch schon seit der Jahreswende mit dem Wohlergehen meiner Familie. Das ist sicherlich alles sehr schlimm, nur kommen wir ohne Unterlagen nicht weiter , antwortete mir Ralph. Wie soll denn ein Prozess geführt werden, wenn die beweiskräftigen Unterlagen komplett fehlen? Ich war nunmehr entschlossen, meine Unterlagen von Lindenberg um jeden Preis zurückzuholen . Ich schöpfte wieder Hoffnung, ahnte aber noch nicht, dass es nunmehr lebensgefährlich für alle Beteiligten werden würde. Die Enttarnung oder wie gefährlich die Wahrheit ist Ich rief Lindenberg noch am gleichen Tag an und sagte ihm, dass ich meine gesamten Geschäftsunterlagen bei ihm abholen wollte. Lindenberg der auf dumm mimte und offensichtlich Zeit gewinnen wollte, sagte mir, er wisse nicht wo seine Frau die Unterlagen momentan habe und müsse sie daher erst fragen. Dann stell fest, wo deine Frau die Unterlagen hat, ich rufe dich dann in zwei Stunden nochmals an, antwortete ich.

Als ich zwei Stunden später anrief, erzählte mir Lindenberg, die Unterlagen befänden sich wegen des Jahresabschlusses bei meinem Steuerberater Koch in Köln. Ich hatte intuitiv das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte und rief meinen Steuerberater an. Was ich nun gewahr wurde, zeigte ,dass ich mit meiner Vermutung recht haben sollte: Lindenberg habe gerade vor einigen Minuten sein Büro mit allen meinen Unterlagen verlassen, da seine Frau diese dringend benötige. Lindenberg hatte meinem Steuerberater erzählt, meine gesamten Geschäftsunterlagen seien durch unglückliche Umstände abhanden gekommen und er brauche deswegen die in Kopie bei ihm vorhandenen Unterlagen. Ich fragte Koch nur, waren die Originalunterlagen wegen des Jahresabschlusses bei dir? Nein , Frau Lindenberg wollte den Abschluss ja selber machen. Wieso ist irgendetwas nicht in Ordnung, fragte er. Nicht in Ordnung? Wie kannst du denn einfach alle Unterlagen, die du von mir hast, an einen Fremden herausgeben. Das kann doch einfach nicht wahr sein. Bin ich dein Mandant oder der Lindenberg und wieso hast du mich nicht zumindest vorher angerufen? Scheiße war im Anmarsch!

Mit Koch musste ich mich später noch beschäftigen. Ich durfte jetzt keine weitere Zeit mehr verlieren . Lindenberg wollte allem Anschein nach die kompletten Geschäftsunterlagen verschwinden lassen, um Spuren zu verwischen. Nicht mit mir, du raffiniertes Arschloch. Ich kochte innerlich vor Wut. Ich rief Ralph an und erzählte ihm von der Hiobsbotschaft. Sofort zu Lindenberg antwortete dieser. Hol mich vorher ab, ich komme mit und erzähl Lindenberg um Gottes Willen nicht, dass du mit Koch gesprochen hast. Der soll ruhig denken, du wüsstest von allem noch nichts. Ich begab mich mit Wollbrink zu Lindenbergs Wohnung und schellte bei Fischer. Lindenberg meldete sich und war von meinem plötzlichen Auftauchen vollkommen überrascht. Er habe keine Zeit und müsse gleich noch weg, versuchte er mich abzuwimmeln. Ich macht auf total freundlich und unwissend, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Aber nur kurz, sagte er schließlich und ließ uns rein. Habe auch nicht vor, bei dir Arschloch lange zu verweilen, sagte ich mir.

Als Lindenberg die Wohnungstür hinter uns geschlossen hatte, packte ich ihn mir und sagte: gib mir sofort meine Unterlagen raus. Ich weiß von Koch, das du die gesamten Kopien bei ihm abgeholt hast. Ich will jetzt auf der Stelle Originale und Kopien haben. Ehr gehe ich hier nicht raus. Lindenberg bibberte vor Angst. Schau dir diesen Feigling an, sagte ich zu Ralph, wenn er seine Mutantentruppe nicht hat, ist er ein Garnichts, nur noch ein mieser betrügerischer Lump. Ich weiß schon lange ,das du vom VS (Anm. Verfassungsschutz) bist und mich fertig machen sollst, ich habe hier keine Unterlagen, kam es aus ihm hervor. VS, du bist ja nicht mehr ganz gescheit, antwortete ich. Hast du vergessen ,dass du auf mich zugekommen bist und mich buchstäblich ausgraben musstest, um mich zu finden? Ich schob Lindenberg vor mir her in sein Büro und dort sah ich meine gesamten Unterlagen in Kartons verpackt, die offenbar gerade weggeschafft werden sollten. Du verdammter Scheißkerl! Wenn Ralph mich nicht im allerletzten Moment Zurück gehalten hätte, weiß ich nicht was passiert wäre. Lindenberg kreischte mit hoch erregter Stimme, verlass sofort meine Wohnung, sonst hetze ich dir die Truppe aus Wurzen wieder auf den Hals. Ach ne dachte ich nur, so schnell verplappert man sich in der Aufregung. Schnappte mir die drei Kartons und verließ mit Wollbrink wieder die Wohnung. Hast du das eben gehört, meinte ich zu Ralph ? Sagt der doch tatsächlich vor Zeugen, dass er mir die Truppe aus Wurzen schon einmal auf den Hals gehetzt hat. Ja, ja, antwortete er, der war für einen Moment vollkommen durcheinander und hat etwas gesagt, was er sonst nie gesagt hätte. Hauptsache ich hatte meine Geschäftsunterlagen, dachte ich mir. Als wir die Unterlagen sondierten, wurde uns schnell klar, warum Lindenberg sie verschwinden lassen wollte: wir hatten eine komplette doppelte Buchführung vor uns. Warum aber in alles in der Welt führt jemand minutiös Buch über illegale Transaktionen? Um sich selbst den Überblick zu bewahren und zu beweisen wie toll man ist? Wohl kaum. Welchen Sinn sollte es machen, sich dem unnötigen Risiko eines Zugriffs der Steuerfahndung auszusetzen?

Plausibel wäre das ganze Verhalten, wenn man sich gegenüber einem tatsächlichen Geldgeber rechtfertigen muss, ihm gegenüber also zu "Offenlegung "verpflichtet ist und im übrigen staatlicherseits kein Risiko eines Zugriffs zu befürchten hat. Beides traf auf Lindenberg, wie sich später erweisen sollte, in vollem Umfange zu.

Erstaunlich war für uns zunächst, in welchem Umfange sich dieser Mann über nicht nachvollziehbare Finanztransaktionen zu finanzieren schien. So wurden die gesamten Kosten für die polnischen Arbeiter in Höhe von 200.000,-DM durch Bargeldtransaktionen an Lindenberg seitens nicht identifizierbarer Geldgeber abgewickelt und quittungsmüßig dokumentiert. Es ließ sich somit bis zu mir eine Kette von Schwarzgeldempfängern nachweisen. Viel bemerkenswerter war allerdings der Umstand, dass Lindenberg die gesamten Materialrechnungen, welche ich mit den auf meinen Namen gezogenen Darlehen bereist bezahlt hatte, steuerlich in Ansatz brachte. Das ist doch der Gipfel der Dreistigkeit, sagte Ralph .Hinterzieht einerseits Steuern und macht andererseits die nicht von ihm bezahlten Belege steuerlich geltend. Und wo sind die Lohnkosten der Arbeitskräfte? Durch diese Konstellation musste beim Finanzamt doch zwangsläufig der Eindruck entstehen, dass sich Baumaterial für über 500.000,- DM wie von Geisterhand selbst zusammenbaute. Das konnte dem zuständigen Sachbearbeiter doch gar nicht entgangen sein. Wie ist es überhaupt möglich, dass die gesamten Materialbelege nicht auf deinen Namen lauten, wollte Ralph wissen. Das Material wurde doch von dir bestellt und auch bezahlt, als müssten die Rechnungsbelege auch auf deinen Namen lauten. Haben sie auch ursprünglich, sagte ich. Lindenberg wollte sie dann jedoch auf seinen Namen umgeschrieben haben, weil nur er als Eigentümer die Möglichkeit hätte, diese steuerlich in Ansatz zu bringen. So ein Blödsinn, sagte Ralph.

Die Konstellation, dass der zukünftige Pächter in diesem Umfange in die Immobilie des Verpächters verbaut ,ist zwar zugegebenermaßen atypisch, hat aber keinesfalls zur Folge, das diese Kosten nicht hätten abgesetzt werden können. Mein Gott, der Mann hat dich wirklich unter allen Aspekten über den Tisch gezogen, ohne selbst irgendein Risiko tragen zu müssen. Ist die eigentlich bewusst, dass Lindenberg pro von dir verbaute 100,- DM erstens diese Wertsteigerung in seiner Immobilie hat, zweitens durch Verlustvortrag ca. 40,- DM vom Finanzamt zurück bekommt und drittens noch 16,- DM an Umsatzsteuerrückerstattung, zusammen also 156,- DM, erhält? Und was hast du davon, sagte er. Ich sage es dir: Verdacht der Steuerhinterziehung bezüglich der polnischen Arbeiter und Verdacht der Beihilfe zur Steuerhinterziehung des Lindenbergs, wobei die Steuerhinterziehung des Lindenbergs noch nicht einmal zu beweisen gewesen wäre, wenn wir die Unterlagen nicht hätten. Super, dachte ich, der Kerl hat tatsächlich keine Möglichkeit ausgelassen, um dich in die tiefste Scheiße zu reiten. Zu allem Überfluss kündigte mir die Sparkasse Kleve wenige Tage später die Kontoverbindung und stellte den Betrag von EUR 154.000,- bis Ende Februar zum Ausgleich fällig. Wie sollte ich die denn bezahlen, wo doch alles in der Immobilie hing? Die größte Überraschung kam jedoch drei Wochen nach der Kündigung. Am Ende eines 16 seitigen Kontoauszuges wies mein Kontostand sage und schreibe ein Guthaben von über EUR 600,- auf. Wenn ich dem Kontoauszug Glauben schenken sollte, hätte ich demnach am 16.Februar 2002 EUR154.600,- bar auf mein Konto eingezahlt. Ich war damit anscheinende meine Verbindlichkeiten gegenüber der Sparkasse Kleve auf genauso geheimnisvolle Weise los, wie sie ursprünglich entstanden waren: aus dem Nirwana kommend, im Nirwana verschwunden. Mir soll es nur recht sein, bin ich die Schulden eben los, war mein erster Gedanke. Bist du verrückt, sagte Wollbrink. Das ist doch genau das, worauf die hoffen: das du den Kontoauszug stillschweigend akzeptierst und somit als richtig anerkennst. Wie willst du denn dann später erklären, wo die Gelder dieser angeblichen Bargeldeinzahlung herkommen? Da entsteht doch zwangsläufig der Eindruck, das du das Konto mit Schwarzgeldern ausgeglichen hast .

Im Zusammenhang mit den Vorkommnissen während der Bauarbeiten eine brandgefährliche Sache. Und was sollen wir jetzt machen, fragte ich. Als erstes schriftlich die Richtigkeit des Kontostandes gegenüber der Sparkasse Kleve beanstanden und zweitens Selbstanzeige bei der Steuerfahndung, um dich strafrechtlich aus der Verantwortung zu nehmen, antwortete Ralph.

Zum Glück können wir mit diesen Unterlagen den ganz Sachverhalt zu deinen Gunsten aufklären, so dass Lindenberg den schwarzen Peter hat und sich mit Sicherheit nicht mehr aus der Affäre ziehen kann. Im übrigen werden die sich bei der Steuerfahndung natürlich brennend dafür interessieren, wo Lindenberg das ganze Geld herkriegt.

Ich unterschrieb die von Ralph gefertigte Selbstanzeige an das Steuerfahndungssamt Düsseldorf und die Staatsanwaltschaft Kleve.

Wir waren jetzt der felsenfesten Überzeugung, dass Lindenberg innerhalb kürzester Zeit mit unangenehmen Maß- nahmen zu rechnen hatte.

Wie wir uns täuschen sollten.

Bis auf die Eingangsbestätigungen tat sich zunächst nichts. Außer, ja außer, dass die Sparkasse sich den Kontostand nicht erklären konnte. Es handele sich wohl um eine Fehlbuchung, die einem Mitarbeiter irrtümlich unterlaufen sei. Wieso brauchte man aber für diese plausibel klingende Erklärung über drei Wochen? Entweder handelt es sich um einen Irrtum, dann ist das innerhalb von einigen Tagen aufgeklärt oder aber es steckte wesentlich mehr hinter dem vermeintlichen Buchungsfehler, als zu nächst ersichtlich war. Mit letzterem sollte ich, wie sich später herausstellte, goldrichtig liegen. Peinlich für die Sparkasse Kleve, dass man jetzt immer noch nicht in der Lage war, mir den tatsächlichen Kontostand mitzuteilen. Noch dubioser war, dass ich über 2 Monate nach Erlöschen meines Kontos immer noch Auszüge für nicht ausgeführte Lastschriften bekam, die eigentlich gar nicht mehr kommen konnten, weil das Konto ja gerade nicht mehr bestand. Das erloschene Konto schien ein Eigenleben zu führen. Die Sparkasse war ratlos und konnte sich das alles nicht erklären. Für meinen ehemaligen Kontosachbearbeiter waren diese Buchungen über die EDV sogar noch nicht einmal ersichtlich. Ein riesiger Durcheinander deutete sich damals bereits an, der bis zum heutigen Tage von der Sparkasse nicht ausgeräumt werden konnte. Dazu aber später noch mehr. Die nächste Hiobsbotschaft stand schon vor der Tür. Lindenberg kündigte mir im Februar 2002 den Pachtvertrag fristlos wegen angeblicher Pachtzinsrückstände. Das kann doch einfach nicht wahr sein. Da hatte ich über 500.000,- DM in Lindenbergs Immobilie verbaut und auf Zusagen seinerseits vertraut, die dieser offensichtlich niemals einhalten wollte, saß deshalb in einem halbfertigen Objekt, dass sich wirtschaftlich so nicht betreiben ließ und da macht der jetzt auch noch den vollen Pachtzins geltend. Wenn einer Forderungen hatte, dann war ich das: wegen Aufwendungsersatz, wegen ungerechtfertigter Bereicherung, wegen Schadenersatz, wegen, wegen, wegen...... . Damit kann der niemals durch kommen, sagte Ralph. Nicht nur, das ein Pachtzins bei deinem halbfertigen Gewerbebetrieb überhaupt nicht geschuldet wird, da der Pachtvertrag von einem im Endzustand fertigen Objekt ausgeht, Lindenberg hat diesen Zustand auch noch in treuwidriger Weise herbeigeführt .Soll er dich doch auf Räumung verklagen. Bei der Rechtslage vollkommen aussichtslos und herausgeworfenes Geld.

Diese Einschätzung mag sicherlich bei jedem anderen zugetroffen haben, nicht aber, wie sich noch zeigen wird, bei Lindenberg. Bei ihm schienen die normalen Abläufe und Gesetzmäßigkeiten außer Kraft getreten zu sein. Ende März traf dann zu unserer aller Überraschung tatsächlich Lindenbergs Räumungsklage beim Landgericht Kleve ein.

Die Klageerwiderung wurde Mitte April von Ralph gefertigt und unter dem Briefkopf der Kölner Rechtsanwältin Wiltrud Schulte per Brief und Fax an das Gericht übersandt. Daraufhin wurde vom Gericht für den 10. Juli Termin zur mündlichen Hauptverhandlung bestimmt. Wunderbar gelaufen, dachten wir alle und sollten noch eine ganz böse Überraschung erleben. Irgendwie verstand Lindenberg es damals schon ,alle Beteiligten in trügerische Sicherheit zu wiegen. Nach dem die aktuellen laufenden Probleme zunächst gelöst zu sein schienen, begab sich Dr. Wollbrink an die Erstellung der recht umfangreichen Klageschrift für den eigentlichen Hauptprozess gegen Lindenberg : die Geltendmachung all meiner Zivilansprüche gegen ihn. Diese Klage hatte schon zum damaligen

Zeitpunkt einen Streitwert von über EUR 350.000,- . Mir bereitete damals schon die Klärung der Frage enorme Kopfschmerzen, wie ich nur die Gerichtsgebühren in Höhe von über EUR 7.000,- zusammen kriegen sollte. Bei dem Gedanken daran stieg jedes Mal eine enorme Wut in mir auf: verdammt noch mal, dieser Arsch hat dir wirklich die letzte Liquidität abgesaugt und dich wie eine ausgepresste Zitrone liegen lassen .Du musst das Geld für die Klage um jeden Preis zusammenbekommen, sagte ich mir, dafür ist die Klage einfach viel zu wichtig Neben dem finanziellen Aspekt der Klage war uns nämlich auch noch die Öffentlichkeit der Hauptverhandlung wichtig, die mit zu Lindenbergs Enttarnung beitragen sollte . Überhaupt trat die Klärung der Frage, wer Lindenberg eigentlich wirklich war, aus mehreren Gründen immer mehr in den Vordergrund . Zum einen um die Person Lindenberg als unglaubwürdig hinzustellen und den zivilrechtlichen Ansprüchen Vorschub zu geben und zum anderen auch, um sich einen Schutz vor seinen Machenschaften zu verschaffen. Denn: erst ein enttarnter Lindenberg ist ein ungefährlicher Lindenberg. Für die Erreichung beider Ziele war aber unabdingbare Voraussetzung, das ich mir, wie auch immer, irgendwie liquide Mittel verschaffen musste. Schon damals war mir klar: gelänge mir das nicht, hätte Lindenberg so gut wie gewonnen. Die Frage nach Sieg oder Niederlage war daher, wie so oft im Leben, eine rein finanzielle . Aus diesem Grund baute Ralph über seinen Schulfreund Alfred Weinzierl, der Leiter der Sportredaktion beim Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in Hamburg ist, einen Kontakt zur Lokalredaktion des Spiegels in Düsseldorf auf.

Auch für eine Veröffentlichung gibt es bekanntlich Geld! Der Leiter der Lokalredaktion Georg Bönisch setzte sich darauf hin mit uns in Verbindung. Nachdem wir ihm die Geschichte erzählt hatten, war er richtig heiß auf die Story. Da lässt sich mit Sicherheit was mit machen, meinte er. Genauso plötzlich wie sein Interesse jedoch entflammt war, erlosch es aus für uns zum damaligen Zeitpunkt nicht nachvollziehbaren Gründen wieder. Aufhänger des plötzlichen Desinteresses war offensichtlich ein Treffen, dass Bönisch mit einem Herrn Ahorn oder Aron, jedenfalls, wie er sagte, der rechten Hand von Paul Spiegel, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, hatte. Von diesem Treffen verspräche er sich eine ganze Menge. Uns sagte der Name dieses Mannes überhaupt nichts. Wie um uns aus dieser Unwissenheit zu befreien, erklärte er, das dieser Mann der Verbindungsmann zum israelischen Geheimdienst Mossad sei.

Na ja, dachten wir, die Interessen der Israelis waren ja durch den von Lindenberg geplanten Anschlag auf Friedmann tatsächlich in erheblichem Umfange tangiert. Nach diesem Treffen trat für uns das absolut Unerklärliche ein: wir hörten von Bönisch zunächst gar nichts mehr, geradeso, als ob wir ihn niemals kennengelernt hätten. Erst nach mehreren Wochen gelang es Ralph, Bönisch zur Rede zu stellen. Er meinte daraufhin zu ihm allen Ernstes, an der Geschichte sei sowieso nichts dran und das hätte ich mir doch alles nur zurechtgesponnen.

Abgesehen davon, dass ich froh gewesen wäre, wenn ich tatsächlich die Fähigkeiten gehabt hätte, dies alles zu bewerkstelligen, stellte sich für mich eigentlich nur die Frage, womit dieser dubiose Ahorn in Bönisch einen solchen nicht recht nachvollziehbaren Sinneswandel herbeigeführt hatte. Normalerweise hätte der israelische Geheimdienst an der ganzen Sache doch ein fundamentales Interesse an einer Veröffentlichung haben müssen. Wieso war dies aber offensichtlich nicht der Fall? Im Gegenteil: man war allem Anschein nach noch nicht einmal daran interessiert, dass dieser Sachverhalt publik wird, ja unternimmt sogar aktiv noch alles, um dies zu verhindern. Für uns war das zum damaligen Zeitpunkt in Ermangelung der wahren Tatsachen und Hintergründe nicht nachvollziehbar. Jedenfalls blieb ein Eindruck von der Spiegel Episode bei mir zurück: Scheißblatt ! Was die Aussicht auf eine Besserung meiner finanziellen Situation angeht, so zeigte sich überraschend Mitte Mai ein Lichtschimmer am Horizont. Über einen kurdischen Bekannten aus Kleve und über Bekannte von Ralph aus Köln bestand die Möglichkeit, als Warenmakler für türkische Lebensmittel tätig zu werden.

Hintergrund war der Umstand, dass die Rewe AG Köln zum damaligen Zeitpunkt beabsichtigte, in Deutschland eine Supermarktkette für türkische Lebensmittel aufzuziehen. Für dieses Vorhaben war es zunächst erforderlich sich exklusiv die Vertriebswege unbemerkt von der Konkurrenz zu sichern. Ralph hatte deshalb über ein Vorstandsmitglied das Angebot erhalten, in dieser Richtung als Vertragsmakler für die Rewe tätig zu werden.

Durch meinen kurdischen Bekannten, mit dem wir eine Makler GbR gründeten, hatten wir Zugang zu einem großen Importeur türkischer Lebensmittel in Rotterdam. Dieser war auch in der Lage, die erforderlichen großen Mengen mit der erforderlichen Zuverlässigkeit zu besorgen. Bei dem im Raume stehenden Vertragvolumen von ca. EUR 35.000.000,- und 4% Maklercourtage, d.h. EUR1.400.000,- für die GbR, wäre ich meine finanziellen Probleme mit einem Schlag losgewesen. Wir drei waren in Höchststimmung. Wenn wir dieses Geschäft mit solchen einmaligen Steilvorlagen nicht hinbekommen würden, wären wir einfach nur blöd. Die Diagnose lautete, um es vorwegzunehmen: wir müssen blöd sein. Aus scheinbar nicht nachvollziehbaren Gründen tauchten urplötzlich Schwierigkeiten und Probleme auf , mit denen normalerweise nicht zu rechnen war. Normalerweise, aber was war bei mir in letzter Zeit schon normal, eigentlich nichts. Das Normale wurde bei mir zum Ausnahmefall und das Absonderliche zum Regelfall. So sollte es auch bei der Rewe Sache sein.

Zuerst bekamen die Leute, mit deren Hilfe wir das Geschäft vermittelt bekamen, plötzlich ungeahnte Schwierigkeiten. Wie aus heiterem Himmel tauchte bei zweien zeitlich sehr nah beieinanderliegend die Steuerfahndung auf und blockierte nebenher alle Bankkonten. Bei dem einen von beiden wurde sogar ein Haftbefehl erlassen. Erst nach mehrwöchiger Untersuchungshaft kam er gegen Stellung einer hohen Kaution wieder auf freien Fuß. Bemerkenswert war für uns damals, von wem die sehr gezielten Informationen der Steuerfahndung zugespielt wurden. Wir dachten zunächst an einen reinen Zufall. Denn was sollte dieser Vorfall mit unseren Schwierigkeiten zu tun haben ? Es gab doch keinerlei Verbindungen , dachten wir. Irrtum, wie sich später rausstellte. Die Informationen wurden zeitlich so gekonnt zugespielt, das die für das Geschäft maßgeblichen Leute genau im für uns falschen Zeitpunkt Schach matt gesetzt wurden. Es ging im Grunde genommen nur darum, das Geschäft und damit die Einnahmequelle zu sabotieren . Nun wird man sich natürlich fragen, wie Lindenberg denn erstens so schnell von dem Geschäft Kenntnis erhalten haben soll und zweitens, wie er denn dann des weiteren in der Lage gewesen sein soll, die erforderlichen Informationen über diese Leute zu erhalten.

Eben weil wir zum damaligen Zeitpunkt schon komplett observiert wurden .Davon betroffen waren dann naturgemäß auch die Leute aus unserem Umfeld, die als observierungswert eingestuft wurden. Spätestens hier wird deutlich, dass Lindenberg keinesfalls allein oder mit einer kleinen Gruppe operierte, sondern eine komplette Organisation hinter sich haben musste, die von ihrer Logistik her zur Ausführung solcher Tätigkeiten eingerichtet war. Da kommt bei objektiver Betrachtung nur ein Geheimdienst in Betracht. Des weiteren wurden damals bereits offensichtlich belastende Unterlagen auf scheinbar nicht nachvollziehbare Weise manipuliert . Die Sparkasse Kleve lässt grüßen. Genau wie dort war auch nunmehr bei den beschlagnahmten Beweismitteln, übrigens auch Bankunterlagen, nicht klar ersichtlich, wie sie entstanden waren . Wie soll man sich das aber vorstellen? Nun, eigentlich nur so, dass sichergestellte Dokumente zwar mit Computerdaten identisch waren, aber letztlich vom angeblichen Aussteller nie willentlich verfasst wurden, d.h. ein Dritter die für den Druck der Unterlagen maßgeblichen EDV -- Daten verändert hatte. Das ist aber gerade nur dann denkbar, wenn dieser Dritte in der Lage war, in fremde EDV Systeme einzudringen und den Datenbestand zu manipulieren. Bekanntlich bieten Banken, was die Absicherung ihrer Daten durch sogenannte Hackerangriffe angeht, noch einen relativ hohen Grad an Sicherheit. Solche Sicherheitsstandards zu umgehen, erfordert daher auch hochqualifizierte Spezialisten. Wer solche Spezialisten bereithält, braucht wohl nicht gesagt zu werden: Geheimdienste. Diese brauchen solches Fachpersonal bereits zur allgemeinen Informationsbeschaffung aus fremden EDV Systemen. Ob man lediglich Daten "stiehlt" oder vorhandene Daten in irgendeiner Weise verändert oder nicht bestehende Daten hinzufügt, ist lediglich ein gradueller Unterschied und erfordert in allen Fällen zunächst das Eindringen in ein fremdes System. Informationsbeschaffung bedeutet heut zu Tage für einen Geheimdienst Abschöpfen der Datenverbindungen.

Wer weiß schon, dass der amerikanische Geheimdienst über 90 % der Telefonate, Faxe und Datenverbindungen in der Bundesrepublik durch das sagenumwobene Abhörsystem Echelon bei München abgreifen kann?

Wieso wird eine solche Institution auf deutschem Territorium über 12 Jahre nach Ende des Kalten Krieges immer noch in amerikanischer Regie betrieben? Welchen Sinn, außer Wirtschaftsspionage, macht eine solche Einrichtung zur heutigen Zeit überhaupt noch?

Wie kann es überhaupt sein, dass in Deutschland Kommunikationsverbindungen abgefasst werden, ohne dass die hierfür erforderliche richterliche Genehmigung vorliegt? Liegt dies vielleicht daran, dass unsere Gesetze für Inlandsaktivitäten sogenannter befreundeter Geheimdienste faktisch keine Anwendung finden? Das würde aber bedeuten, das die Bundesrepublik kein vollsouveräner Staat ist. Fragen über Fragen.

Tatsache ist jedenfalls, dass diese Zustände von der offiziellen deutschen Politik bis heute widerspruchslos hingenommen werden. Tatsache ist des weiteren, dass es ein leichtes ist, in bestehende EDV Systeme einzudringen und dort nach belieben zu verfahren.

In letzter Konsequenz bedeutet das: es gibt in der Bundesrepublik rechtsfreie, nicht justiziable Freiräume, in denen sich fremde Mächte sanktionslos tummeln können. Für die Geschädigten solcher Aktionen ein unakzeptabler Zustand.

Die enormen Beweisschwierigkeiten, die auf einen von einer derartigen Manipulation Betroffenen zukommen, brauchen wohl nicht erst näher erläutert werden. Wie soll man etwas beweisen, was so jedenfalls nicht da ist und vor allen Dingen: wer soll es einem überhaupt glauben ? Stereotype Antwort: kann es bei unserem Sicherheitssystem nicht geben. Bei der Sparkasse Kleve, nunmehr erneut und zum wiederholten Male später noch zeigte sich eins: die trügerische Sicherheit der EDV Systeme als Dorado für jedwede Manipulation. Ein Gottvertrauen in eine Sicherheit, die so jedenfalls nicht besteht und nur vorgegaukelt wird. Um wieder auf die REWE Transaktion zurückzukommen: es lief eigentlich alles schief, was nur schief laufen konnte. Allein nach dem Gesetz der Serie konnte dies in der Häufung überhaupt nicht möglich sein.

War es aber leider.

Und damit starb auch dass Geschäft und die Möglichkeit mich gegen Lindenberg zur Wehr setzen zu können langsam aber sicher, bevor es Ende August 2002 entgültig tot war . Mein kurdischer Bekannter, der die Hintergründe des Scheiterns nicht kannte, verstand die Welt nicht mehr. Verdammte Scheiße, jetzt war aber Schluss mit lustig, sagte ich zu Ralph. Der Kerl kann doch nicht jenseits von allem stehen.

Während wir noch über die Ursachen der Schwierigkeiten nachdachten, zog sich bereits das nächste von Lindenberg initiierte Unwetter über uns zusammen. Man sollte einfach nicht zur Ruhe kommen. In dem Rechtsstreit um die Räumung des Landhauses war bereits vor Monaten Termin zur mündlichen Hauptverhandlung auf den 10.7.2002 angesetzt worden. Dieser Termin rückte jetzt allmählich näher. Hier bestand nun das erstemal die Möglichkeit, die ganzen Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit Lindenberg in einer öffentlichen Hauptverhandlung offen zu legen. Soll er doch nur kommen, sagten wir uns. Wir bereiteten uns auf diesen großen Showdown intensiv vor. Schließlich hatte ich ja nichts zu verbergen, sondern Lindenberg.

Am 7.8.2002 erhielt ich ein Schreiben des Gerichts, dass der Termin vom 10.7. aufgehoben worden sei und neuer Termin von Amts wegen erfolgen würde. Ein Vorgang, wie er in der Gerichtspraxis, insbesondere während der Ferienzeit, immer wieder vorkommen kann .Mist dachten wir nur, wegen der neuerlichen Verzögerung. Was soll’s, sagte ich mir, aufgeschoben ist bekanntlich ja nicht aufgehoben, muss man sich eben noch etwas in Geduld fassen.

Ein böses Erwachen sollte es in den nächsten Tagen geben.

Durch Zufall bekam Wollbrink in einer Klever Gaststätte ein Gespräch mit, in dem offenbar ein Justizbediensteter einem Bekannten erzählte, dass gegen den Schulte vom Landhaus Rindern vor einigen Tagen ein Versäumnisurteil erlassen worden sei. Kann es doch einfach nicht geben, sagten wir uns noch am gleichen Abend. Ein Versäumnisurteil hätte doch nur dann ergehen können, wenn der Termin vom 10.7. stattgefunden hätte und für die Beklagtenseite niemand erschienen wäre. Aber der Termin wurde ja vertagt und somit kann ja auch kein Versäumnisurteil ergangen sein! Falsch, wie sich am nächsten Tag herausstellen sollte.

Um allen Eventualitäten vorzubeugen, rief Ralph am nächsten Tag die Geschäftsstelle des Gerichts an, um sich nach dem neuen Termin zur Hauptverhandlung zu erkundigen. Hier wurde uns zu unserer Überraschung mitgeteilt, dass es eine Terminsabberaumung nie gegeben habe und am 10.7.2002 wegen Ausbleiben der Beklagtenseite antragsgemäß ein Versäumnisurteil erlassen worden sei.

Ja was zum Kuckuck war denn dann das Schreiben des Gerichts vom 7.8.2003? Ganz einfach: eine Fälschung. Allerdings in einer Perfektion, die bereits Bände sprach. Nicht nur das Anschreiben war auf einem bei der Justiz gebräuchlichen Formularvordruck gefertigt, mit der Unterschrift einer real existierenden Geschäftsstellenbeamtin versehen, sondern auf dem Umschlag befand sich auch der Frankieraufdruck des Zustelldienstes, dessen sich die Klever Justiz bei ihren Zustellungen bediente. Selbst der vorsitzende Richter musste sich das Falsifikat intensiv anschauen, um zu dem Schluss zu gelangen, dass es nicht vom Gericht stamme. Kommentar des Vorsitzenden: das habe ich in meiner dreißig jährigen Dienstzeit noch nicht erlebt. Sind sie froh, dass die Rechtsmittelfrist erst in vier Tagen abläuft. Das stimmte! Wenigstens hatte man durch eine glückliche Fügung gerade noch die schlimmste Schweinerei verhindert. Bei der Staatsanwaltschaft Kleve erstattete ich sofort hinsichtlich aller in Betracht kommender Aspekte Strafanzeige gegen unbekannt.

Gleichzeitig fertigte Rechtsanwältin Schulte aus Köln die Einspruchsschrift gegen das Versäumnisurteil und übersandte diese mit Brief und Fax an das Landgericht Kleve. Pech gehabt Lindenberg, dachten wir , da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen. Lindenberg ließ sich etwas noch Besseres einfallen. Die Einspruchsschrift von Rechtsanwältin Schulte traf sowohl brieflich als auch per Fax nicht bei Gericht ein. Das kann doch nicht wahr sein! War aber leider schon wieder wahr.

Einziges Indiz, dass für eine Unkorrektheit sprach, war der Umstand, dass das Faxprotokoll des Amts- und Landgerichts Kleve zur besagten Zeit offensichtlich eine nicht erklärbare Lücke aufwies. Hierfür muss man wissen, das bei der Faxstelle des Gerichtes alle eingehenden Faxsendungen mit Absenderangaben und Sendezeit festgehalten werden Von dem über vierseitigen Protokoll des in Frage kommenden Tages fehlte ausgerechnet die für den Tagesabschnitt in Betracht kommende dritte Seite. So ein Zufall aber auch! Es muss wohl nicht erst extra erwähnt werden, das der Vorsitzende auch einen solchen Vorgang in seiner bisherigen Praxis noch nicht erlebt hatte. Was jetzt? Die Rechtsmittelfrist gegen das Versäumnisurteil war abgelaufen und dieses somit rechtskräftig

. Es kam deswegen nur noch eine Widereinsetzung in den vorigen Stand in Betracht. Allerdings konnte eine Widereinsetzung nur durch Rechtsanwältin Schulte beantragt werden, da diese versichern musste, die Sendungen per Post und per Fax an das Gericht geschickt zu haben. Zu allem Überfluss hatte diese jedoch gerade ihren dreiwöchigen Auslandsurlaub angetreten und war somit nicht erreichbar. Ohne deren Versicherung war der vorsitzende Richter jedoch nicht gewillt, die Vollstreckung aus dem Versäumnisurteil vorläufig auszusetzen.

Mir kam es zum wiederholten Male in meinem Leben so vor, als ob sich alle nur denkbaren Umstände gleichzeitig gegen mich verschworen zu haben schienen. Es klang ja auch alles zugegebener Massen allzu abenteuerlich, als das es wahr sein konnte. Gerade diesen Umstand aber hatte sich Lindenberg oder wer immer hinter ihm stand, ganz bewusst ins Kalkül gezogen: wer sollte einem diese Anhäufung an Abstrusitäten und Zufälligkeiten noch abkaufen? Man musste zwangsläufig als unglaubwürdig erscheinen. Wenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich einem anderen die Geschichte nicht abgekauft.

Lindenberg setzte jetzt alles daran, so schnell wie möglich aus dem Urteil zu vollstrecken, jedenfalls aber, bevor Rechtsanwältin Schulte aus dem Urlaub zurückkam und ein Vollstreckungsaufschub drohte. Na ja, sagte Ralph, bei der Überlastung der Gerichtsvollzieher bekommt der vor Mitte Oktober keinen Räumungstermin und bis dahin ist Wiltrud Schulte dreimal aus dem Urlaub zurück . Normalerweise wäre das auch so gewesen. Für jeden Räumungsschuldner hätte es in der zur Verfügung stehenden kurzen Zeit ein absolut unmögliches Unterfangen dargestellt, einen Vollstreckungstermin zu erhalten, nur, ja nur nicht für Lindenberg.

Der schaffte es tatsächlich bei dem Klever Obergerichtsvollzieher Wolfgang Wingels für den 15.8.2002 einen Räumungstermin zu bekommen. Zwischen Rechtskraft und Räumung vergingen gerade mal knapp drei Wochen! Sagenhaft! Einfach nur rekordverdächtig!

Allein diese Schnelligkeit sprach bereits dagegen, das hier alles mit rechten Dingen zuging. Ausgerechnet auch noch bei Wingels, der bei mir als Gast verkehrte und mit dem ich per du war, dachte ich mir. Wingels war vollkommen aus dem Häuschen! Aber nicht wegen der eigentlichen Räumung, sondern wegen einer ganz anderen Merkwürdigkeit. Übermorgen kämen in der Angelegenheit zwei Leute vom Verfassungsschutz zu ihm. So etwas habe er noch nie erlebt. Aha, wusste ich’s doch, dass etwas nicht stimmte. Deswegen auch diese Eile!

Was um alles in der Welt hat der Verfassungsschutz mit der Räumung einer Gewerbeimmobilie zu tun und was haben diese Figuren mit dem Gerichtsvollzieher zu bequatschen? Kamen jetzt vielleicht endlich die Querverbindungen ans Tageslicht, die bislang im Verborgenen lagen? In welchem Umfange hing der Verfassungsschutz in dieser kriminellen Kiste selbst mit drin oder sollte er nur den Wegbereiter für einen anderen Dienst spielen?

Wenn wir darauf gehofft haben, es von Wingels zu erfahren, so wurden wir enttäuscht. Wingels machte nach dem dubiosen Treffen auf vollkommen zugeschnürt: er dürfe nichts sagen; dienstliche Verschwiegenheit und so. Ach du lieber Himmel, dachte ich nur, womit haben die den denn geimpft. Wenn mich mein Eindruck nicht vollkommen täuschte, ging Wingels mächtig die Düse. Man hatte offenbar den Untertanengeist in ihm mehr als geweckt: vorauseilender Gehorsam schien angesagt.

Er hielt sich von diesem Moment an von mir fern, als ob ich die Krätze hätte. Wahrscheinlich muss ich in seinen Augen noch etwas viel schlimmeres an mir gehabt haben. Tatsache war nunmehr aber, dass Lindenberg es unter Aufbietung aller krimineller Tricks geschafft hatte, eine Zwangsräumung zu bewirken, ohne das zuvor eine öffentliche Hauptverhandlung stattgefunden hatte. Ich konnte es einfach noch nicht glauben. Irgendwie überstieg dieser ganze Schlammmassel mittlerweile unseren Vorstellungshorizont.

Es konnte doch einfach nicht sein, dass dieses Arschloch in einer Grenzenlosigkeit ohne Gleichen agierte, während man selber sehenden Auges immer mehr Schach matt gesetzt wurde. Da stand ich nun und musste mich jetzt auch noch damit abfinden, dass ich aus dem Haus, dass mir in Wirklichkeit zu zwei Drittel gehörte, zu verschwinden hatte. Was sollte mir noch alles zugemutet werden? Um es vorwegzunehmen: noch eine ganze Menge mehr. Lindenberg verstand es auf fatale Weise immer wieder, seine eigenen Aktionen zu toppen. Jetzt musste ich mich jedenfalls ob ich wollte oder nicht, darauf einstellen, dass ich am 15.8.2002 das Landhaus Rindern zu verlassen hatte.

Ralph meinte, es bestünde bei der Rückkehr von Wiltrud Schulte in der nächsten Woche immer noch die realistische Möglichkeit, das dass Gericht wegen der kriminellen Titelerschleichung durch Lindenbergs seine Entscheidung revidieren müsse.

Irgendwie hatte ich aber jetzt bereits das untrügliche Gefühl, dass Lindenberg auch diese Klippe sicher umgehen sollte. Zuviel war bereits vorgefallen, wo mit normalen Maßstäben nicht zu rechnen gewesen wäre. Warum sollte es dann nach der Rückkehr von Wiltrud Schulte anders sein. Irgendetwas mit dem niemand rechnete würde dem ausgekochten Schweinhund schon einfallen, dachte ich. Was wird es diesmal wohl sein? Wir wären alle nicht drauf gekommen. Zunächst inszenierte Lindenberg jedoch noch eine Aktion, um am 14.8.2002 meine Vernehmung durch Beamte des Steuerfahndungssamtes Düsseldorf zu verhindern. Am Nachmittag des 13.8. tauchte Lindenberg in Begleitung von Markus Müller und drei weiteren Skinheads aus Wurzen auf dem Grundstück des Landhauses auf. Er quartierte sich mit diesen Schlägertypen in dem offenen Baustellenbereich des Anbaus ein, um mir dort auf zu lauern. Nur dem Umstand, dass ich Lindenberg, Müller und die anderen durch Zufall rechtzeitig entdeckte, verhinderte Schlimmeres. Zu allem Überfluss hatte man den Vordereingang des Landhauses von außen mit einem Fahrradvorhängeschloss unpassierbar gemacht, so das ich gezwungen war, das Objekt über den Hinterausgang im Hof zu verlassen

Mir war sofort klar, dass es um den morgigen Termin bei der Steuerfahndung ging, an dessen Wahrnehmung mich Lindenberg offensichtlich mit aller Gewalt hindern wollte. Woher zum Teufel wusste Lindenberg überhaupt von diesem Termin? Die Klärung dieser Frage war nunmehr allerdings zweitrangig. Erstrangig war die Beseitigung der Gefahr, die durch die Anwesenheit von Lindenbergs Schlägern ausging. Ich verständigte daher über den Polizeinotruf die Streife und verließ den Hintereingang erst, als ich den Streifenwagen auf der Straße kommen sah. Lindenberg und die anderen, die den Streifenwagen noch nicht sehen konnten, stürmten sofort mit Vierkanthölzern bewaffnet auf mich los und wollten mich zu fünft gerade zusammenschlagen, als der erste Polizeiwagen in den Hof einfuhr. Sofort ließen die Feiglinge ihr Knüppel fallen. Ich forderte Lindenberg und die anderen in Anwesenheit der eingetroffenen Polizeibeamten auf, nach Feststellung der Personalien, dass Grundstück unverzüglich zu verlassen. Ich erstattete bei den Beamten vor Ort Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch, Nötigung und Bedrohung. Selbst in Anwesenheit der Beamten sagte Lindenberg noch, er werde in jedem Fall verhindern, dass ich morgen den Termin bei der Steuerfahndung wahrnehmen würde. Wegen dieser Bedrohung nahm ich diesen Termin am nächsten Tag unter Polizeischutz von zwei Beamten des Staatsschutzes Krefeld erfolgreich war. Nunmehr stand die Räumung des Objektes an Sie lief ohne meine Anwesenheit ab, da ich mich sonst glaube ich vergessen hätte und den Scheißkerl plattgehauen hätte. Ralph wurde von Lindenbergs privatem Zoo d.h. seinem Skinhead Haufen, der Zutritt zum Grundstück verweigert.

Obergerichtsvollzieher Wingels ließ sich während der Räumung von Lindenberg noch Gott weiß was für gefälschte Dokumente vorlegen, aus denen sich angeblich ergab, dass Lindenberg nicht nur Eigentümer des gesamten Gewerbeinventar sein sollte, sondern auch meiner gesamten privaten Habe, ohne dies jedoch näher prüfen zu können. Für einen Gerichtsvollzieher auch schon eine bemerkenswerte Pflichtvergessenheit, die eigentlich nur noch mit Wingels vorauseilendem Gehorsam erklärt werden konnte. Tatsache ist jedenfalls, dass mir durch Wingels merkwürdiges Verhalten ein zusätzlicher Schaden

in nicht unbeträchtlicher Höhe entstanden war. Denn anstatt mein Eigentum aus dem Objekt abtransportieren und einlagern zu lassen, wie es üblich gewesen wäre, beließ er es allzu bereitwillig in Lindenbergs gierigen Klauen, wo es dann auch auf nimmer Wiedersehen verschwand. Meine Schadenersatzforderung gegen Lindenberg erhöhte sich somit auch noch um den Wert dieser Gegenstände. Mit Vollzug der Räumung war ich mit einem Schlag auch noch ohne festen Wohnsitz: auf gut Deutsch obdachlos und damit ein allgemeiner Pflegefall. Am 19.8.2002 war Wiltrud Schulte schließlich aus dem Urlaub zurück. Selbstverständlich hatte sie das Faxprotokoll an das Landgericht Kleve und selbstverständlich könnte sie auch anwaltlich versichern, die Schreiben per Post und Fax an das Gericht abgeschickt zu haben. Prima dachten wir, dann geht es ja weiter und Lindenberg ist schneller als er glaubt seine widerrechtlich erlangte Rechtsposition wieder los. Mit dem Landgerichtspräsidenten Kleve wurde für den 21.8.2002 ein gemeinsamer Termin mit Wiltrud Schulte in Kleve vereinbart. Zu diesem Termin sollte merkwürdigerweise noch ein Ministerialbeamter des Justizministeriums aus Düsseldorf zu gegen sein. Was hatte das Justizministerium Düsseldorf mit einem vordergründig ganz normalen Fall von Prozessbetrug zu tun? Gab es da etwas, was auf keinen Fall das Licht der Öffentlichkeit erblicken sollte? Beim Gerichtsvollzieher der Verfassungsschutz, beim Landgerichtspräsidenten jetzt das Justizministerium. Versuchte man da vielleicht die verfassungsmäßig garantierte richterliche Unabhängigkeit in irgendeiner Weise zu manipulieren? Für uns war jedenfalls kein sachlicher Grund ersichtlich, der nunmehr das Auftauchen eines Ministerialbeamten aus Düsseldorf rechtfertigen konnte, außer, ja außer es musste etwas hingebogen werden.

Am Tag vor diesem Treffen haben wir uns mit Wiltrud Schulte in Köln für den frühen Abend verabredet, um die Einzelheiten des nächsten Tages zu besprechen und von ihr EUR 1.000,- geliehen zu bekommen, da wir zwischenzeitlich auch finanziell vollkommen Schach matt gesetzt worden waren. Sie wollte sich an diesem Tag gegen 16 Uhr bei uns melden, da sie noch nicht genau abschätzen konnte, wann sie von einem Besuch bei ihren Eltern in Hamm wieder in Köln eintreffen würde. Als wir bis gegen 16.30 Uhr immer noch keine Nachricht von ihr erhalten hatten, schwante uns bereits nichts gutes. Um es vorwegzunehmen: Wiltrud Schulte war auf der Rückfahrt nach Köln auf der Autobahn bei Hagen das Opfer eines " Verkehrsunfalls " mit Fahrerflucht geworden und lag mit einer schweren Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Verkehrsunfall mit Fahrerflucht, fragten wir uns. Ausgerechnet jetzt? So ein Zufall!

Wir glaubten von Anfang an nicht recht an die These eines Verkehrsunfalls. Das was wir dann unmittelbar danach von der Autobahnpolizei erfuhren, stützte unsere Vermutung mehr als genug. Danach wurde Wiltrud Schulte von einem Kleintransporter von der Autobahn abgedrängt .Dessen Fahrer konnte nur durch einen Zufall, nämlich dadurch, das ein anderer Verkehrsteilnehmer der gerade in der Nähe pattroulierenden Autobahnpolizei das Kennzeichen durchgeben konnte, gestellt werden. Was sich hierbei rausstellte, ließ aufhorchen: angeblich war der Fahrer alkoholisiert und hatte zuvor eine familiäre Auseinandersetzung. Kann ja alles sein. Bemerkenswert nur: der gesamte Vorgang schien einige Zeit später überhaupt nicht stattgefunden zu haben, soll heißen, Ermittlungsakten waren scheinbar verschwunden.

Fakt war nunmehr aber, dass erstens das Treffen am nächsten Tag auf unbestimmte zeit verschoben werden musste und zweitens die Geldübergabe nicht stattfinden konnte. Nutznießer von allem war damit Lindenberg. Er hatte kostbare Zeit gewonnen, um Spuren entgültig zu beseitigen und damit meine Rechtsverfolgung maßgeblich zu erschweren bzw. unmöglich zu machen. Zum wiederholten Male hatte das Schicksal Lindenberg scheinbar privilegiert. Oder anders ausgedrückt : etwas was wie schicksalhaft aussehen sollte, in Wirklichkeit aber ganz ordinäre menschliche Handlung darstellte, hatte ihm zum wiederholten Mal Luft verschafft und uns in die Ecke manövriert. Meine Rechtsanwältin also im Krankenhaus, wir Schach matt gesetzt, meine Rechtsverfolgung in weite Ferne gerückt und Lindenberg unangefochten obenauf als Sieger vom ganzen. Irgendwie musste an der Lebensweisheit etwas dran sein, das sich nur Schlechtigkeit in dieser Welt auszahlte. Zu allem Überfluss bekamen wir als kostenlose Dreingabe noch anonyme Morddrohungen über Mobiltelefon. Um es auf einen Punkt zu bringen: nach dem Vorfall mit Wiltrud Schulte zeigte sich immer deutlicher: mit Lindenberg und den Figuren hinter ihm war nicht zu spaßen und keinesfalls durfte man in den Fehler verfallen, sie in irgendeiner Weise zu unterschätzen. Für Ralph wurde es ab diesem Moment immer gefährlicher sich in aller Öffentlichkeit in der Universität zu zeigen. Eine weitere Tätigkeit als Repetitor schied daher für ihn auf absehbare Zeit aus .Na ja, sagte Ralph, einige Zeit können wir von meinen Rücklagen leben, die Situation wird ja nicht ewig andauern.

Wichtig war für uns zum damaligen Zeitpunkt, dass wir irgendwo sicher vor Lindenbergs Greifarmen unterkommen konnten, um dann in Ruhe und ohne Diktat von außen, unsere Kräfte neu zu sammeln. Hierzu bot sich das einsam, unmittelbar am Wald gelegene Haus meiner Schwester Ingrid in der Nähe von Engelskirchen im Oberbergischen, ungefähr 40 km östlich von Köln entfernt, geradezu an. Hier werden die uns erst mal nicht so schnell aufspüren, sagten wir uns. Wie sehr wir uns mit dieser Einschätzung getäuscht haben sollten, erfuhren wir später. Um es vorwegzunehmen: es sollte nur so aussehen, als ob es sich bei dieser Entscheidung um unseren ureigenen Entschluss handeln sollte. In Wirklichkeit war die Verlagerung unseres Lebensmittelpunktes dorthin, ein von langer (fremder) Hand geplanter Akt, den wir zur damaligen Zeit leider noch nicht als solchen erkennen konnten.

Was wir dort in den nächsten Monaten erleben sollten, überforderte unsere Vorstellungskraft in vieler Hinsicht und brachte uns im wahrsten Sinne des Wortes an den Rand des Wahnsinns. Man versuchte dort mit psychologisch subtilen Methoden, die nicht von vorneherein als solche zu erkennen waren, unseren gesunden Menschenverstand, ja unsere gesamte Wahrnehmung, aus dem Gleichgewicht zu bringen, um uns dann in die Ecke der psychisch labilen Persönlichkeiten zu drängen und damit letzten Endes unsere Glaubwürdigkeit gegen null herunterzufahren.

Wenn der Regen von unten nach oben gefallen wäre, hätten wir auch das glauben sollen. Fast wären wir an diesem geplanten Punkt auch angelangt, aber eben nur fast. Kaum waren wir in unserem neuen Domizil untergekommen, meldete sich eine alte Bekannte aus Ralphs Studientagen auf dessen Handy: Frau Dr. Susanne Thiemermann.

Nach Ralphs letztem Kenntnisstand hatte es sie nach dem zweiten juristischen Staatsexamen als Staatsanwältin nach Berlin verschlagen. Ralph war zwar über den Anruf zunächst überrascht, freute sich jedoch über die sich unverhofft anbahnende Hilfe. Was Ralph nunmehr nämlich erfuhr, versetzte uns in eine euphorische Stimmung. Susanne Thiemermann war zwischenzeitlich als leitende Ministerialrätin im Bundeskanzleramt die persönliche Justizreferentin des Bundeskanzlers .

Volltreffer!

Mit 018884001670 hatten wir eine direkte Durchwahlnummer ins Zentrum der Macht.

Das Bundeskanzleramt war bekanntlich die oberste Koordinationsstelle der drei deutschen Geheimdienste. Die wird uns mit Sicherheit weiterhelfen können, dachten wir uns. Einen direkten Draht ins Bundeskanzleramt hatte Lindenberg mit Sicherheit nicht. Also erzählte Ralph ihr telefonisch den ganzen bisherigen Ablauf unserer sagenhaften Odyssee. Wie nicht anders zu erwarten war zeigte sie sich von dem ganzen zu tiefst betroffen und versprach Ralph alles in ihrer Macht stehende zu tun, um uns zu helfen.

Es lief darauf raus, dass sie sich beim Bundesminister des Inneren über den gesamten Komplex schlau machen wollte, um dann gezielt das erforderliche zu veranlassen. Das war ein Wort, dachten wir beide. Darauf hatten wir lange gewartet.

Endlich bewegte sich die Front auf Lindenberg zu und wir bestimmten wo es lang ging. Wir schienen am Ende des Tunnels angelangt. Jetzt konnten wir es Lindenberg und Konsorten richtig heimzahlen. Susanne Thiemermann sagte uns dann in den nächsten Tagen auch alle erdenkliche Unterstützung zu.

Tatsächlich liefen nunmehr Materiallieferungen an, wie man sie sich nur wünschen konnte. Nicht nur eine komplette Flüssiggaslieferung zum Heizen mit über 2000 Litern traf ein, eigentlich alles was man für die Einrichtung eines Haushaltes brauchte: Waschmaschine, Staubsauger, Computer, Möbel ,ja sogar Lebensmittel und, und und außer, ja außer Bargeld. Bargeld traf nicht ein. Es bestand somit, obgleich man keine materielle Not litt, von Anfang an ein chronischer Geldmangel. Merkwürdigerweise erreichten uns alle möglichen Sachlieferungen, sollte jedoch einmal Geld transferiert werden, stieß das auf scheinbar unüberwindbare Hindernisse. Mal war die Konto Nr. falsch angegeben, so dass der Geldbetrag wieder zurückging, mal verlief sich die Geldüberweisung einfach im Nirwana von nichts, jedenfalls, es kam nichts an.

Es war wohl auch nie ernsthaft beabsichtigt, uns Bargeldmittel zukommen zu lassen. Damals konnten wir diesen Umstand nicht nachvollziehen. Heute ist uns klar, das man uns alles mögliche und mag es auch noch so teuer gewesen sein, zukommen ließ, aber offensichtlich um jeden Preis die Anhäufung von Barreserven verhindern musste, damit wir in der Wahrnehmung unserer Rechte soweit es irgendwie möglich war, behindert wurden. Das Perfide an der Sache war, das uns dies zunächst nicht auffiel, da ja die Sachlieferungen beträchtliche Werte aufwiesen. Trotzdem hatten diese leider keinen anderen Zweck, als uns lediglich einzulullen, sprich von der Verfolgung unserer primären Ziele abzulenken. Entsprechend lauteten dann auch die Direktiven, die uns von Susanne Thiemermann aus Berlin mitgeteilt wurden: verhaltet euch ruhig, es wird für euch gesorgt. Mag ja alles schön und gut sein ,sagten wir uns dann irgendwann, aber wir waren schließlich noch nicht im Rentenalter und nicht im Altenheim und ein Fortschritt in der Sache Lindenberg zeichnete sich gleichfalls nicht ab. Wem sollte dieses Ruhighalten damit eigentlich dienen? De facto letztlich Lindenberg und Konsorten, sagten wir uns. Jedes mal, wenn wir Susanne Thiemermann persönlich in Berlin treffen wollten, stand dem ihr übervoller Terminkalender entgegen. Na ja sagten wir uns, ist halt so. Je mehr wir uns bemühten, Bargeld aufzutreiben, um so abenteuerlicher wurden die Geschäfte, die man uns zutrug. Das tollste aus diesem Kabinett war ein " Geschäft" das uns Volker Dreisbach, den wir als Prokuristen der weltweit agierenden Klever Firma Spectro kannten, andiente. Volker Dreisbach hatten wir ursprünglich durch den Hotelbelegungsvertrag, den wir seinerzeit für die Umfinazierung brauchten, kennengelernt . Das Ansinnen, mit dem er uns nunmehr begegnete, ließ uns zunächst nur stutzen, da es sogar nicht zu dem Bild des soliden Geschäftsmannes passte, das wir uns von ihm gemacht hatten. Um es kurz zu machen: Ralph sollte als bezahlter " Pufftester" eines Bordells in Bonn fungieren, dass ich dann anschließend für einen guten Freund von Dreisbach als Geschäftsführer leiten sollte. Als "Pufftester"? Ralph? Ist der noch ganz gescheit, dachten wir. Dreisbach wollte die ganze Angelegenheit jedoch unbedingt mit uns persönlich besprechen.

Obwohl uns in keiner weise ersichtlich war, wie Dreisbach in die ganze Sache eingebaut war, vereinbarten wir mit ihm für das kommende Wochenende ein Treffen in unserem oberbergischen Asyl. Nach der allgemeinen Begrüßung kam Dreisbach schnell zur Sache: ich brauchte doch nach der desaströsen Kiste mit dem Landhaus sicherlich unbedingt ein neues Betätigungsfeld. Und überhaupt: die rechtliche Durchsetzung meiner Ansprüche gegen den Lindenberg sollte ich doch vernünftigerweise besser entgültig begraben, da käme ja sowieso nichts bei rum. Merkwürdig ,dachten wir nur, um uns das zu erzählen kommt der extra die 170 Km aus Kleve? Sein guter alter Freund Jürgen Jacobi, den ich ja bereits Anfang des Jahres im Landhaus kennen gelernt hätte, wäre finanziell in beträchtlichem Umfang als stiller Gesellschafter an dem Bonner Bordell "Calygula" beteiligt.

Das Problem bestünde jetzt darin, das Jacobi wahrscheinlich von den faktischen Betreibern des Bordells hintergangen würde. Unsere Aufgabe sah Dreisbach jetzt darin, diesen Nachweis zu führen und dann als Konsequenz daraus mich als Geschäftsführer mit der Option einer späteren Geschäftsbeteiligung einzusetzen. Der große Jürgen Jacobi aus der Düsseldorfer Werbbranche hatte also einen Teil seines Geldes in ein Bordell investiert ; soll es ja geben dachten wir uns. Dreisbachs Funktion bestand angeblich lediglich in einem Freundschaftsdienst Jacobi gegenüber. Warum hat mich dann Jacobi nicht selbst angesprochen, fragten wir uns? Die fadenscheinige Antwort bekamen wir kurz darauf: weil Jürgen Jacobi sich in dieser Angelegenheit lieber bedeckt zeigen wollte, sprich nicht nach außen in Erscheinung treten wollte. Von wegen Berührungsängste mit dem Milieu und so.

Erklärte zwar immer noch nicht, warum Jacobi uns nicht selbst unmittelbar kontaktiert hatte, war aber zunächst auch nicht so wichtig für uns. Das weitere Procedere sollte dann so aussehen, dass wir uns mit Dreisbach und Jacobi in den nächsten Tagen treffen sollten, um die Einzelheiten zu besprechen.

Einige Tage später trafen wir uns dann zu viert in einem Lokal in der Kölner Südstadt. Jürgen Jacobi sah aus, wie ich ihn von damals in Erinnerung behalten hatte: 1,85 groß, leger gekleidet ,fast schulterlanges graumeliertes nach hinten gekämmtes Haar, Panzerglasbrille und auffallend kleinen Händen: ein " Kreativer " wie er im Buche steht. Wie er uns erzählte, musste er vor über 10 Jahren gesundheitsbedingt eine der größten Werbeagenturen Deutschlands verkaufen. Aus der Zeit sei er einer alten Freundin, Conny Brinkmann, an deren Bordell er nunmehr als stiller Gesellschafter mit EUR 500.000,- beteiligt sei, zu tiefstem Dank verpflichtet. Conny Brinkmann stamme auch nicht aus dem Milieu und fungiere nur de jure als Geschäftsführerin einer Betreiber GmbH. De facto würde das Bordell von zwei deutsch- ägyptischen Zwillingsbrüdern geführt, die aus dem Milieu stammten. Diese beiden Brüder schienen angeblich das Problem darzustellen: bei ihnen verschwanden die Gelder auf nicht nachvollziehbare Weise.

Unsere Aufgabe sollte es daher angeblich sein, festzustellen, ob die von den beiden Brüdern genannten Umsatzzahlen mit der Realität übereinstimmten. Aus diesem Grund sollte Ralph zunächst das Bordell als anonymer Pufftester, ausgestattet mit einem Handgeld von mehreren tausend Euro, als spendabler Freier aufsuchen, um festzustellen, wie stark der Betrieb frequentiert wird . Merkwürdig fanden wir: die Frequentierung konnte Conny Brinkmann doch selbst viel billiger überprüfen, wenn sie in dem Laden persönlich anwesend war. Hier läge gerade das Problem, erklärte Jürgen Jacobi: die beiden Zwillingsbrüder würden die Anwesenheit von Conny Brinkmann im Bordell nicht dulden.

Was wollte man uns denn jetzt für ein Märchen auftischen? Der im Handelsregister eingetragenen Geschäftsführerin der Betreiber GmbH wollten diese beiden Figuren den Zutritt zum Geschäftsbetrieb verwehren? Als ob Jürgen Jacobi Frage aus unseren Gesichtern hätte herauslesen können meinte er: die Zwillingsbrüder seien gewalttätig, einer stünde sogar unter Betreuung und man wolle ganz einfach das Risiko eines Blackout nicht eingehen. Wer sollte das alles glauben? Wir jedenfalls nicht.

Wir fragten uns nur, warum man uns eine solchermaßen blödsinnig klingende Geschichte dennoch erzählte. Wir konnten es damals noch nicht genau auf den punkt bringen, aber irgendwie passte diese abenteuerliche Kiste in die lange Reihe von ebenso unglaubwürdig klingenden Sachverhalten aus der Ecke Lindenberg. Wenn einem diese weitere Geschichte nicht von einem Jürgen Jacobi vorgetragen worden wäre, hätte man denken können, sie stammte aus Denis Lindenbergs Märchenkiste. Wahrscheinlich war es diese ähnlich gelagerte Phantasterei, die uns extrem vorsichtig werden ließ und uns mit Sicherheit vor schwerwiegendem Schaden bewahrte. Nach und nach stellten sich dann auch Indizien ein, die darauf hindeuteten, das in dem Bordell osteuropäische Frauen mit kriminellen Methoden und falschen Papieren wie Sklavinnen gehalten wurden. Wahrscheinlich um abartigen Freiern alle Wünsche erfüllen zu können. Für uns zeigte sich die ganze Kiste immer mehr als ein Sumpf des Verbrechens.

Wir fragten uns eigentlich nur noch, wie Dreisbach und Jacobi jemals annehmen konnten, dass wir auf eine derartig kriminelle Sache abfahren würden. Überhaupt stellte sich für uns immer mehr die frage, was Volker Dreisbach als Prokurist einer angesehenen Firma mit solchen morastigen Aktivitäten zu tun hatte . Zwar ließ sich seine Funktion in der ganzen Angelegenheit nie wirklich klären, doch ist dies insofern ohne Belang, als Dreisbach offensichtlich von den kriminellen Handlungen in vollem Umfang Bescheid wusste : das allein reichte.

Wir überlegten uns eigentlich nur noch, wie man sich nunmehr am Besten gegen alle Eventualitäten absichern konnte. Tatsache war, das wir in nicht unerheblichen Umfange von hochkriminellen Handlungen Kenntnis erlangt hatten und man uns allem Anschein nach in diese Aktivitäten, wie auch immer, mit hereinziehen wollte. Haben Dreisbach und Jacobi allen Ernstes gedacht, dass wir uns für Geld auf alles einlassen? Was haben die eigentlich gedacht ,wen sie vor sich haben? Mit ziemlicher Sicherheit wäre die Geschichte für uns zum kriminellen Schleudersitz geworden, der uns vom Regen mit Umgehung der Traufe in die dickste Scheiße gebracht hätte. Wieder die Parallele zu Lindenbergs Aktionen: auch bei ihnen landeten die Betroffenen immer in den größten Schwierigkeiten. Wir kamen daher überein, den gesamten Vorgang dem Schwerpunktdezernat gegen organisierte Kriminalität beim Polizeipräsidenten Köln zu melden. Und siehe da: Conny Brinkmann und ihre beiden Zwillinge waren alles andere als unbekannte Akteure. Wussten wir es doch.

Es kam aber noch dicker: Angeblich wurde Ralph von der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder als Zeuge in einer Strafsache wegen illegalem Grenzübertritt gesucht. Illegaler Grenzübertritt? Frankfurt/Oder? Was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten?

Ralph hatte sich noch nie in seinem leben im Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft Frankfurt /Oder aufgehalten. Zu welchem Sachverhalt sollte er dann aber etwas als Zeuge aussagen können? Uns kam es so vor, als ob man schon wieder in eine vorfabrizierte Kiste eingebaut werden sollte, in der man sich dann verfing.

Merkwürdigerweise schon wieder eine Parallele zu Lindenbergs gebastelten Gangstergruben. Die Krönung vom Ganzen war jedoch eine Frage, die mir vom Dezernatsleiter OK gestellt wurde: Kann es sein, dass sie, gegebenenfalls auch ohne es zu wissen, für einen fremden Geheimdienst arbeiten? Was meinte der ?

Was sollte der ganze von uns zur Anzeige gebrachte Vorgang mit einer geheimdienstlichen Aktivität dazu noch eines ausländischen Dienstes zu tun haben? Was veranlasste den Mann zu einer solchen Frage? Damals konnten wir es noch nicht wissen: der Bezug zum Geheimdienstmetier war größer als wir es in unseren kühnsten Träumen je gedacht hätten und mit Sicherheit für das Fachdezernat OK beim PP Köln bekannt oder doch erkennbar.

Um es vorwegzunehmen: die vielfältigen Parallelen zu den einzelnen Lindenberg Aktionen waren nicht zufällig, sondern Indiz dafür, dass beide Komplexe in Wirklichkeit als ein Ganzes zu betrachten waren. Bei uns blieb zum damaligen Zeitpunkt das Gefühl zurück, gerade noch mal einer gestellten Grube ausgewichen zu sein.

Die Frage die wir uns damals selbstverständlich stellten war: Warum wollte man uns in eine solche kriminelle Ecke drängen ?

Es gab dafür eigentlich nur eine plausible Erklärung: die Glaubwürdigkeit durch Abdriften ins kriminelle Milieu komplett zu demontieren und uns als vollkommen unglaubwürdige Elemente darzustellen. Susanne Thiemermann vom Bundeskanzleramt, die uns auf viele drängende Fragen Antwort hätte geben können, war seit mehreren Tagen weder über ihre Büro-, noch über ihre Handynummer erreichbar. Na ja dachten wir, hatten aber keine Zeit uns weitere Gedanken zu machen, da die nächsten Ereignisse ins Haus standen: Die Sparkasse Kleve hatte sich nach über 10 Monaten im Dezember 2002 dazu durchgerungen, mich auf Glattstellung meines Kontokorrent zu verklagen. Normalerweise ein Vorgang zu dem die Sparkasse Kleve höchstens einen Monat gebraucht hätte Bei mir musste jedoch erst über die Steuerfahndung Düsseldorf Druck in der Hinsicht auf die Sparkasse aufgebaut werden, zu erklären, warum sie als öffentlichrechtliches Institut auf die zügige gerichtliche Durchsetzung und damit auch auf die steuerliche Abschreibung ihrer Forderung als uneinbringlich verzichten wollte. Hätte die Steuerfahndung die Klärung dieser Frage nicht in den Raum gestellt, hätte die Sparkasse Kleve ihre Forderung gegen mich mit absoluter Sicherheit bis zum heutigen Tage nicht gerichtlich geltend gemacht. Um Peinlichkeiten zu vermeiden und unangenehmen Fragen bezüglich der Kreditgewährung aus dem Wege zu gehen aus der Sicht der Sparkasse ein nachvollziehbarer Schritt. Es gab schließlich zu viel zu verbergen! Aus meiner Sicht, der ich an der Offenlegung aller Ungereimtheiten im Zusammenhang mit Lindenberg interessiert war und hierzu gehörte in besonderem Maße auch der gesamte Komplex Sparkasse Kleve, war dies jedoch gerade kein schützenswertes Interesse.

Im Gegenteil: für mich erfüllte die Art und Weise der Kreditierung bereits den Tatbestand der Veruntreuung von Fremdgeldern. Man muss sich nochmals in Erinnerung rufen, dass die gesamte Finanzierung des Landhauses, soweit es die Sparkrasse Kleve anging, ausschließlich über einen Kontokorrent, also nicht anderes als einen Überziehungskredit lief. Jeder Bauherr wird den Kopf schütteln, wie eine Baufinanzierung auf so unwirtschaftliche Art und Weise, dazu noch von einem öffentlich rechtlichen Kreditinstitut, durchgezogen wurde. Heute ist mir natürlich klar, das die Beteiligten bei der Sparkasse diesen wirtschaftlich unsinnigen Weg nur deshalb gewählt haben, um den eigenen Kreditvergabeausschuss zu umgehen. Man muss nämlich wissen, dass die Einrichtung eines Dispokredits über DM 320.000,- im Gegensatz zu Gewährung eines Baudarlehens gleicher Höhe nicht der internen Genehmigung des Kreditvergabeausschusses bedurfte. Die Sparkasse hat demnach ein gesetzlich vorgeschriebenes Regulativ der Kreditierung bewusst umgangen.

Zu diesen Kalamitäten kam nunmehr bei der gerichtlich geltend gemachten Forderung eine weitere Ungereimtheit hinzu: der Betrag hatte sich auf nicht nachvollziehbare Weise von ursprünglich EUR 600,- plus über EUR 152.000,- Soll auf nunmehr EUR 90.000,- Soll eingependelt. Wie die Sparkasse rechnerisch zu diesem Betrag kam, wird wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben, zeigt aber eigentlich nur die Hilflosigkeit überhaupt irgendeinen nachvollziehbaren Betrag zu dokumentieren. Um es vorwegzunehmen: auch dieser Betrag änderte sich nochmals, allerdings erfuhr ich hiervon nur, man kann es kaum glauben, nur vom hören und sagen. Im Zuge der Vorbereitung der Klageerwiderung stießen wir auf die nächsten Merkwürdigkeiten: eine bei der Schufa gezogene Selbstauskunft ließ keine Rückschlüsse auf die Existenz des Kontos bei der Sparkasse zu, noch über den eingeräumten Kontokorrentkredit und erst recht nicht über die erfolgte Kündigung. Bemerkenswert zwar für ein Unternehmen, welches der Schufa angeschlossen ist, aber nach den bereits oben gemachten Erfahrungen mit sich ständig verändernden Schufaauskünften, keine wirkliche Überraschung mehr.

Wichtig war für die Klageerwiderung eigentlich nur, den Nachweis zu erbringen, das die Sparkasse zum Zeitpunkt der Aufnahme der Geschäftsverbindung von meiner Überschuldung wusste. Indiz hierfür war unter anderem meine Anfang 1999 vor dem Amtgericht Kleve abgegebene eidesstattliche Versicherung. Kein Problem dachten wir, steht ja alles im Schuldnerverzeichnis des Amtsgerichtes. Normalerweise schon.... nur nicht bei mir. Um es kurz zu machen: beim Amtsgericht Kleve ließ sich weder der Umstand, dass mich der Gerichtsvollzieher mit zivilrechtlichem Haftbefehl zum Amtsgericht bringen musste, noch der Umstand, dass ich anschließend die eidesstattliche Versicherung abgelegt hatte feststellen. Soll heißen eine Akte war nicht mehr vorhanden, also wohl im Gerichtsnirwana untergegangen, als auch, was noch viel interessanter war, aus dem handschriftlich und chronologisch geführten Eingangsbuch des Vollstreckungsgerichts für 1999 nicht mehr ersichtlich.

Das deutete darauf hin, dass nicht nur die Akte beseitigt worden ist, sondern auch das in Leinen gebundene Eingangsbuch manipuliert worden sein muss. Letzteres ist jedoch nur denkbar, wenn mindestens zwei Seiten in diesem Buch ausgetauscht wurden. Das hieße aber, das man das Buch aufgeschnitten und wieder neu gebunden haben muss.

Oh Gott wer sollte einem das wieder alles glauben wenn, ja wenn da nicht noch die Dokumente des Klever Gerichtsvollziehers Koenen gewesen wären, die belegten, dass ein zivilrechtlicher Haftbefehl gegen mich bestanden haben muss .

Und wenn die Vollstreckungsakte mit meinem Wohnsitzwechsel seinerzeit nicht vom Amtsgericht Köln zum Amtsgericht Kleve nachgesendet worden wäre. Da wir das ursprüngliche Kölner Aktenzeichen noch hatten, konnten wir über einen ehemaligen Referendarausbilder von Ralph, der in Köln Amtsrichter ist, feststellen, dass diese Akte nach Kleve gegangen ist und auch dort angekommen sein muss, da der Gerichtsvollzieher ja offensichtlich einen Vollstreckungsauftrag zu meiner Verhaftung erhalten haben musste. Was für ein Aufwand, nur um zu verschleiern, das ich damals als kreditunwürdig gelten musste. Ja, die Sparkasse in einer kleinen Stadt am Niederrhein hatte es schon in sich.

Im Zusammenhang mit den Merkwürdigkeiten bei der Sparkasse Kleve erinnerten wir uns an einen Vorgang, der vor einigen Jahren für Schlagzeilen gesorgt hatte und in den die Sparkasse mit nicht nachvollziehbaren Geldtransaktionen gleichfalls verstrickt war: die Affäre um den CDU Bundestagsabgeordneten Profalla, die damals mit der Entlassung des Generalstaatsanwaltes Düsseldorf, Walter Selter ,endete.

Neben der Parallele mit der Sparkasse gab es bei diesem Sachverhalt noch weitere Parallelen mit unserem Fall: Gerichts- und Ermittlungsakten verschwanden oder wurden auf dubiose Weise manipuliert. Wir setzten uns deswegen mit dem ehemaligen Generalstaatsanwalt Walter Selter zusammen und legten ihm unseren bisherigen Sachstand dar. Mit analytischen Verstand und dem Erfahrungsfundus von über 25 Jahren staatsanwaltlicher Ermittlungstätigkeit gab dieser uns den Rat: gehen sie zum Ursprung zurück. Dann werden sie erkennen : der komplette Sachverhalt fällt wegen der terroristischen und geheimdienstlichen Verdachtsmomente in den Zuständigkeitsbereich des Generalbundesanwalts. Bringen sie ihn dort zur Anzeige.

Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof ? Die Ermittlungsbehörde, die bei mir vor über 25 Jahren die Anklage vertreten hatte? Mir kam die ganze Situation seltsam vor: damals als Angeklagter, heute als Anzeigenerstatter .

Welcher normale Mensch hatte mit der obersten Anklagebehörde schon zweimal in seinem Leben und dann auch noch mit umgekehrten Vorzeichen zu tun? Aber was uns Walter Selter sagte, klang in sich schlüssig und logisch. Ralph fertigte dann in meinem Namen die Anzeige zum Generalbundesanwalt. Vorab wollte er sich diesbezüglich noch mit Susanne Thiemermann vom Bundeskanzleramt besprechen. Er rief sie daher unter ihrer Büronummer an und, ja und..... erlebte eine große Überraschung. Eine Susanne Thiemermann war nach Dutzenden geführter Telefongespräche im Bundeskanzleramt nicht mehr zu erreichen und schlimmer noch: dort vollkommen unbekannt! Wie??? Was war das denn? Mit wem hatte Ralph denn dann bitte schön in den letzten Monaten gesprochen?

Woher sollten wir denn die real existierende Durchwahlnummer ins Bundeskanzleramt haben? Und vor allen Dingen: Wie sollte es schließlich möglich sein, dass uns, wer auch immer, unter dieser Nummer über mehrere Monate an der Nase herumführte? Tatsache war, dass wir sowohl über unseren Festnetz-, als auch Mobilanschluss mit einer Person gesprochen hatten, die sich als Susanne Thiemermann ausgegeben hatte. Einfach phantastisch! Ebenso phantastischer war auch der Umstand, dass Ralph sich absolut sicher war, am anderen Ende der Leitung die Stimme von Susanne Thiemermann gehört zu haben. Schließlich musste die Person, die sich am anderen Ende der Leitung befand, fundierte juristische Kenntnisse haben und, was am erstaunlichsten war, über private gemeinsame Erlebnisse bestens Bescheid wissen. Es klang alles wie von jemandem, der in die Psychiatrie eingeliefert werden musste.

Mittlerweile wissen wir, dass es technisch mit einem sogenannten Sprachsynthesizer möglich ist, den typischen Klang einer bestimmten Stimme zu erzeugen. Wir sollten noch allzu oft von dieser phonetischen Fata Morgana getäuscht werden. Private Erlebnisse ließen sich zum größten Teil durch Observation und sonstige Recherche zusammenstellen. Jedenfalls ist es für einen Menschen, der von solchen Möglichkeiten der Manipulation keinerlei Kenntnisse hat, also arglos ist, schwerer als man denkt, ein derartig getürktes Telefongespräch als solches zu entlarven. Kaum zu glauben aber gerade deswegen wahr!

Eins hat dieses Erlebnis in jedem Fall bewirkt: letzte Zweifel wurden beseitigt, dass es sich bei der ganzen "Lindenberg Kiste" um etwas anderes als eine Geheimdienstangelegenheit handeln konnte. Nur Dienste waren sowohl materiell als auch personell zu solchen Aktionen in der Lage.

Die Frage, ob die Anzeige beim Generalbundesanwalt der richtige Weg war, hatte sich damit eigentlich von selbst geklärt: die einzige sinnvolle Reaktion auf die Geschehnisse. An dem Tag, an dem wir die Anzeige an den Generalbundesanwalt abschickten, lasen wir durch Zufall in einer Ausgabe des Nachrichten Magazins " Focus" einen Bericht aus einer dort gerade erscheinenden Reihe zum Thema " Rechtsextremismus und seine Erscheinungsformen". Die könnten wir mit unserer Sache auch noch kontaktieren, sagten wir uns. Noch von unterwegs riefen wir die Redaktion des Focus in München an. Etwa eine Stunde später meldete sich der Journalist Thomas van Zütphen von der Düsseldorfer Regionalredaktion des Magazins telefonisch und vereinbarte mit uns noch für den gleichen Abend 19 Uhr ein Treffen im Entree des Kölner Dom Hotels. Sie erkennen mich an meinen naturblonden Haaren.

Wir erkannten ihn auf Anhieb: mit seinem kurzen Winter Trench und Blue Jeans machte er auf uns den Eindruck wie Nick Nolte, der die Rolle eines Journalisten spielte. Hallo Leute, gibt es hier irgendwo eine Möglichkeit während des Gesprächs noch etwas zu Essen? Seine spontane Art machte ihn auf Anhieb sympathisch. Wir begaben uns mit ihm ins nahegelegene " Früh am Dom", wo wir von ihm zum Essen eingeladen wurden. Als wir nach 43 Kölsch (02 l !) und dem gegenseitigen "du" gegen 1.30 Uhr das " Früh " verließen, meinte Thomas: am Anfang dachte ich erst, die beiden wollen einem Journalisten für ein Essen nur eine Story verhökern. Aber die Geschichte ist so unwahrscheinlich, dass sie einfach nur wahr sein kann. Das kann sich keiner nur so ausdenken. Rrrrrichtig! Thomas van Zütphen sollte im Laufe seiner journalistischen Recherchen aus dem Staunen nicht mehr raus kommen. So etwas habe ich in meinen über 20 Jahren als Journalist noch nicht erlebt. Klasse ! Um es wiederum vorwegzunehmen :Thomas sollte schließlich im Laufe seiner Recherchen die Enttarnung Lindenbergs herbeiführen. Dazu jedoch unten mehr. Anfang März bekamen wir zunächst Nachricht vom Generalbundesanwalt aus Karlsruhe. Für den 20. März 10 Uhr war meine Vernehmung als Zeuge in Karlsruhe angesetzt. Endlich! Jetzt konnte es losgehen.

Am 20. März verließen wir unser oberbergisches Asyl in aller Herrgottsfrühe gegen 3 Uhr, um uns auf den Weg nach Karlsruhe zu begeben. Der festungsähnliche Bau des Generalbundesanwalts in der Brauer Straße täuschte Sicherheit nicht lediglich vor. Sicherheit war hier allgegenwärtig und oberste Maxime. Elektrische Panzerglastüren ,Panzerglasfenster, Sicherheitskontrollen, Sicherheitsschleusen, bewaffnete Posten an allen Enden, ja man hatte den Eindruck: hier kommt nichts rein, was hier nicht rein soll. Bevor ich in den Vernehmungsraum geführt wurde, musste ich meine gesamten Utensilien wie Uhr, Hausschlüssel, Handy, Aktenkoffer u.ä. in einem Schließfach zurücklassen. Außerdem wurde ich auf versteckte Wanzen untersucht. Routineuntersuchung, wie man mir versicherte. Man wollte hier offensichtlich alle nur denkbaren unliebsamen Überraschungen von vornherein ausschließen.

Nach unseren Erlebnissen der besonderen Art in den letzten Monaten hatte ich für solche Vorkehrungen mehr als nur Verständnis. Sie vermittelten mir zum erstenmal ein Gefühl der Professionalität, wie ich es bislang bei den anderen Ermittlungsbehörden leider offengestanden vermisst hatte. Ich wurde von zwei Staatsanwälten des Generalbundesanwalts und einem Beamten des Landeskriminalamtes Sachsen aus Dresden zur Sache vernommen. Der Generalbundesanwalt hatte gegen Lindenberg u.a. Ermittlungen wegen der Gründung einer terroristischen Vereinigung gem. § 129 a StGB eingeleitet.

Ich wurde nunmehr zu meinen gesamten Wahrnehmungen verantwortlich, d.h. mit Belehrung über die Wahrheitspflicht, vernommen.

Die eingehende Vernehmung dauerte über 8 Stunden. Was mich ehrlich gesagt direkt wunderte, war der Umstand, das der Generalbundesanwalt offensichtlich das Landeskriminalamt Sachsen mit den weiteren Ermittlungen betraut hatte. Aus eigener leidvoller Erfahrung wusste ich ja, das der Generalbundesanwalt bei Ermittlungen nach § 129a StGB das Bundeskriminalamt mit den Ermittlungen betraut. Wieso wurde nunmehr von diesem Grundsatz abgewichen? Der Sachverhalt hatte sicherlich einen Schwerpunkt in Sachsen. Lindenberg wohnte aber in Köln, das Landhaus befand sich am Niederrhein . Der Schwerpunkt lag meines Erachtens in Nordrhein-Westfalen , jedenfalls keinesfalls in Sachsen. Alleine damit war der Zuständigkeitsbereich eines LKA bereits räumlich überschritten. Man denke nur an die Schwerfälligkeit bei der Genehmigung von Dienstreisen in andere Bundesländer.

Des weiteren muss auch nicht erst dargelegt werden, das ein Landeskriminalamt mit Ermittlungen, die ins Geheimdienstmilieu gehen, sowohl personell als auch materiell überfordert wird. Ermittlungen in diesem Bereich sind personell und materiell den besonders dafür vorgesehenen Abteilungen des Bundeskriminalamtes vorbehalten. Wie um mich aus meiner Unwissenheit zu befreien erklärten mir die beiden Staatsanwälte des GBA, das die Sachverhalte aus Köln und Kleve nicht in den gesetzlichen Zuständigkeitsbereich der Bundesanwaltschaft fielen und es diesbezüglich bei der üblichen Zuständigkeit der jeweiligen Landesstaatsanwaltschaft bliebe. Super ! Ineffektiver konnte eine Ermittlung gar nicht geführt werden, wenn man sich nicht gleich dem Verdacht der Strafvereitlung aussetzen wollte. Der Sinn oder Unsinn einer solchen Entscheidung wurde auch mir als Nichtjuristen sofort klar: man teilte den gesamten einheitlichen Komplex von vorneherein in mehrere scheinbar selbstständige Handlungsabschnitte auf und hatte damit wieder das alte Problem, dass eine Behörde nicht wusste, was die andere gerade machte.

Dabei war der einzige Sinn, der die Zuständigkeit des Generalbundesanwaltes als Ermittlungsbehörde in erster Instanz rechtfertigte ,die Zentralisierung der Zuständigkeit. Gerade dieser Zweck wurde aber durch die Beauftragung einer dezentralen Polizeibehörde konterkariert . Man hatte sich mithin von Anfang an ohne sachlich nachvollziehbaren Grund gegen die ermittlungstechnischen Vorteile einer zentral geführten Ermittlung des BKA entschieden. Planloses Dahinwurschteln war offensichtlich nicht unerwünscht. Überhaupt fiel mir schon Eingangs der Vernehmung auf, dass man sich offensichtlich mehr für die hohlen Skinheads interessierte, als für die Leute, die hinter diesen tumben Figuren standen und diese finanziell steuerten. Für mich war auch nicht nachvollziehbar, welchen Wert die Ermittlungen in Sachsen über drei Jahren nach den Vorfällen noch haben sollten. Wollte man dort allen Ernstes jetzt noch nach Waffen suchen? Jeder Ermittler kennt doch die Probleme, die eine nicht mehr zeitnahe Ermittlung gerade mit sich führt: eine Beweissicherung ist erheblich erschwert oder gar unmöglich und ohne Beweissicherung kann ein Ermittlungsverfahren nicht zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden.

Zur Erinnerung: ich hatte damals die Vorgänge zeitnah den Ermittlungsbehörden gemeldet, ohne das etwas unternommen worden wäre. Um so wichtiger wären daher zum jetzigen Zeitpunkt die übrigen Schauplätze mit ihrer Anhäufung an Ungereimtheiten gewesen.

Zumal sich bei den Staatsanwaltschaften Kleve und Krefeld die Merkwürdigkeiten bei der Führung der Ermittlungen häuften. So war zum Beispiel auf wundersame Weise meine Anzeige samt Ermittlungsakte gegen Lindenberg und Müller wegen des Vorfalls am 13.8. 2002 verschwunden.

Die Akte mit dem Geschäftszeichen 300 Js 485 / 02 die sich auf eben diese Anzeige bezog, war und ist bis zum heutigen Tag nicht auffindbar. Offensichtlich scheint der Aktenbestand der Staatsanwaltschaft Kleve unter einer besonderen Art von Aktenparodontose zu leiden.

Zeitnahe Ermittlungen wurden durch das Abhandenkommen der Ermittlungsakte jedenfalls wiederum verhindert. Es lief darauf hinaus, das ich nach einer Dienstaufsichtsbeschwerde beim Leitenden Oberstaatsanwalt Kleve meine Anzeige im April 2003, also über 8 Monate nach dem Vorfall, erneut erstatten musste. Kommentar des ermittlungsführenden Staatsanwalts beim Generalbundesanwalt: wenn eine Staatsanwaltschaft Probleme mit ihrer Aktenführung hat, ist das kein Umstand der den Generalbundesanwalt zu interessieren hat. Akten können immer schon mal abhanden kommen. Wahnsinn!

Wollen die einem doch glatt weismachen, dass es in Deutschland ein normaler Vorgang ist, wenn Justizakten sich einfach so auflösen. Ralph konnte sich weder aus eigener Wahrnehmung, noch aus seinem gesamten Bekanntenkreis, an einen Fall erinnern, bei dem eine Akte komplett verschwunden war. Absolute Rarität! Warum gehen aber gerade bei mir laufend irgendwelche Justizakten auf geheimnisvolle Weise unter? Der Frage wollte man aber allem Anschein nach ganz bewusst nicht nachgehen. Die Staatsanwaltschaft Krefeld kam schließlich bei ihren Ermittlungen gegen Beamte des Staatsschutzes Krefeld wegen der damals unterlassenen Ermittlungen zu dem Ergebnis: Eine Strafvereitlung im Amt liegt nicht vor, die Beamten haben sich ordnungsgemäß verhalten, ein Anfangsverdacht einer strafbaren Handlung hat niemals bestanden, Einstellung nach § 170 II StPO . Kaum zu glauben!

Das bedeutete nichts anderes als: Beamte des Polizeidienstes können von schwersten Straftaten Kenntnis erhalten und wären dann kraft des Amtermittlungsgrundsatzes nicht gehalten, der zuständigen Staatsanwaltschaft als der Herrin des Ermittlungsverfahrens hiervon unverzüglich Mitteilung zu machen. Tatsache war jedenfalls, das seinerzeit ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Krefeld oder einer anderen Staatsanwaltschaft zu keinem Zeitpunkt eingeleitet wurde. Auch dieser Umstand schien für den Ermittlungsführer beim Generalbundesanwalt normal zu sein. Mir wurden immer deutlicher bewusst: man wollte gegen Lindenberg und die Leute, die hinter ihm standen offensichtlich entgegen aller Fakten nichts unternehmen. Bald sollte uns auch endlich klar werden warum. Thomas van Zütphen war bei seinen Recherchen über die Person Lindenberg ein absoluter Volltreffer gelungen: Denis Lindenberg war Jude.

Wie bitte? NPD Funktionär in Köln ,Förderer der Neonaziszene in Sachsen, Anstifter zum Mord an Michel Friedmann und dann selbst Jude?

Das kann einfach nicht stimmen, sagten wir uns.

So unwahrscheinlich wie es klingen mag, stellte es sich dennoch als die Wahrheit heraus. Thomas hatte in mühevoller Arbeit folgendes recherchiert . Denis Lindenberg kam am 25.7.1946 in Aachen als nicht eheliches Kind einer Anna Lindenberg zur Welt. Der Vater, der in der Geburtsurkunde nicht benannt wurde, soll ein amerikanischer oder englischer Besatzungssoldat gewesen sein. Näheres ließ sich hierzu leider nicht mehr feststellen. Tatsache war allerdings, das in der bereits 1946 wieder neu gegründeten jüdischen Gemeinde Aachens eine Anna Lindenberg bekannt war. Ob es sich bei dieser Anna Lindenberg um die Mutter von Denis Lindenberg handelte, ließ sich gleichfalls nicht mit absoluter Sicherheit feststellen. Die überwiegende Wahrscheinlichkeit spricht jedoch dafür.

Letztlich konnte die Beantwortung dieser Frage jedoch dahingestellt bleiben, da sich die Religionszugehörigkeit von Denis Lindenberg zweifelsfrei aus einer alten Meldedatenkarte der Stadt Köln ergab.

Dort war unter dem Kürzel Religionszugehörigkeit " 8 vd " vermerkt. Dieses Kürzel bedeutete in den Meldekartenunterlagen des Landes Nordrhein-Westfalen bis etwa 1997: jüdische Kultusgemeinde bzw. für Köln Synagogengemeinde Köln ausgetreten.

Denis Lindenberg muss demzufolge gebürtiger Jude gewesen sein, da nach den jüdischen Religionsriten Jude nur sein kann, wer von einer Jüdin zur Welt gebracht wird. Um die ursprüngliche jüdische Glaubenszugehörigkeit noch mehr zu verschleiern, wechselte Denis Lindenberg in der Folgezeit noch insgesamt dreimal seine Konfession . Wir hatten noch nie von einem Menschen gehört, der so häufig seine Religionszugehörigkeit gewechselt hatte. Schon wieder eine Merkwürdigkeit . Offenbar sollte aus der ursprünglich jüdischen Religionszugehörigkeit ein gut gehütetes Geheimnis gemacht werden.

Klasse, sagte Thomas wieder, das ist die Story. Fanden wir überhaupt nicht.

Aufgrund der jüngsten deutschen Vergangenheit gehörte Lindenberg demzufolge einer Minderheit an, der wir Deutschen gegenüber moralisch in besonderem Maße verpflichtet waren und sind. Dieser Umstand erschwerte eine Durchsetzung meiner Ansprüche gegen Lindenberg nur in unnötiger Weise. Wie wirkte es denn nach außen: da war einerseits ich, der verurteilte ehemalige Rechtsterrorist, ein Raubein von Gottes Gnaden, und da war auf der anderen Seite Denis Lindenberg, der Angehörige einer religiösen Minderheit. Das hatte mir zu meinem ganzen bisherigen Unglück noch gefehlt. Für uns wurde nunmehr auch plausibel, welche Leute hinter Lindenberg stehen mussten: Angehörige seiner ursprünglichen Religionsgemeinschaft. Das Lindenberg für einen Geheimdienst arbeiten musste, stand für uns nach den bisherigen Vorkommnissen mit ziemlicher Sicherheit fest. Für uns stellte sich eigentlich nur noch die Frage, ob es sich hierbei um einen deutschen oder ausländischen Dienst handelte. Gegen einen deutschen Geheimdienst sprach der Umstand, das es sehr schwer vorstellbar war, das ein deutscher Dienst ein Attentat auf einen Spitzenrepräsentanten der jüdischen Gemeinde in Deutschland finanzieren und darüber hinaus auch noch aktiv anschieben sollte. Um es vorweg zu nehmen, was wir letzten Endes erfuhren: Denis Lindenberg arbeitete für den israelischen Geheimdienst " Mossad " . Du lieber Himmel auf was waren wir da nur gestoßen?

Was sollte das ganze denn überhaupt für einen Sinn machen? Der israelische Mossad plant doch keine Attentate auf seine eigenen Leute. Nein das konnte doch einfach nicht sein? Oder doch? Wir hatten folgende Theorie: fast 60 Jahre nach Ende des Holocaust verblasste bei den meisten Deutschen , insbesondere bei den Jüngeren, die Vorstellung darüber, was damals passiert ist. Viele der 20 jährigen wissen heute nicht mal mehr wann der zweite Weltkrieg war, meinte Ralph, wie sollen die dann wissen, für was der Holocaust steht. Der schlimmste aller denkbaren Fälle: Ignoranz durch Unwissenheit Es geht eigentlich nur darum, die geschichtliche Verantwortung von uns Deutschen am Leben zu erhalten. Was wäre dafür besser geeignet gewesen, als ein Attentat auf einen jüdischen Repräsentanten in Deutschland, ausgeführt von einem wirren Haufen schwerbewaffneter Neonazis unter Führung eines einschlägig vorbestraften rechtsradikalen Schwerkriminellen .

Es wäre mit absoluter Sicherheit der Knaller schlechthin gewesen. Die Initialzündung, die man brauchte. Uns war jetzt auch klar, warum alle deutschen Dienststellen in eine Art Paralyse verfallen zu sein schienen. Denen ist doch bekannt, das Lindenberg und Konsorten für den israelischen Mossad arbeiten, sagte Ralph. Du glaubst doch nicht etwa, das der Generalbundesanwalt irgendwelche Zwangsmaßnahmen gegen den israelischen Geheimdienst einleiten würde? Wäre politisch nicht opportun. So einfach war das! Erklärte aber jedenfalls das ganze scheinbar dilettantische Vorgehen der deutschen Ermittlungsbehörden: devote Haltung gegenüber dem israelischen Geheimdienst.

Da hätten wir noch bis zum Sankt Nimmerleinstag weiter gegen vorgehen können und es hätte nichts gebracht. Was war das doch gleich mit Möllemann und seinem " Flyer " :auch so eine merkwürdige Kiste, wo keiner richtig durchzuschauen schien. Ich werde den Möllemann einfach kontaktieren, sagte Ralph. Zu verlieren haben wir schließlich nichts mehr außer unserem Leben und auch das ist mit unserem Wissen nicht mehr viel wert, wenn wir uns keine Allianzen aufbauen.

Ralph baute den Kontakt zu Möllemann über dessen Düsseldorfer Büroleiter Kuhl auf .Nachdem zu nächst kein Interesse zu bestehen schien, meldete sich Kuhl im Auftrage von Möllemann erneut und bat um Übersendung einiger aussagekräftiger Dokumente, die wir ihm umgehend per Email zukommen ließen. Möllemann meldete sich einige Tage später persönlich bei Ralph und teilte ihm mit, dass er die Absicht hätte, in unserer Angelegenheit eine kleine Anfrage im Bundestag zu stellen: Ist der Bundesregierung etwas darüber bekannt, dass ausländische Dienste die rechtsradikale Szene in den neuen Bundesländern finanzieren und aktiv rechtsradikale Straftaten anschieben?

Er wollte sich diesbezüglich nur noch mit seinem Freund Kubicki besprechen. Wahnsinn dachten wir. Das ganze bekommt eine politische Dimension, die in diesem Ausmaße keiner vorhersehen konnte. Was sollte die Bundesregierung darauf antworten? Das sie nichts davon weiß und wenig später dann das genaue Gegenteil herauskommt?

Dann wäre die Einsetzung eines Bundestagsuntersuchungsausschuss nicht mehr weit und ein mittleres politisches Erdbeben die Folge gewesen.

Im Zusammenhang mit Möllemanns Plänen einer bereits recht weit fortgeschrittenen Parteineugründung im Herbst 2003 hätte dies die politische Landschaft in der Bundesrepublik nachhaltig verändern können. Leider kam Jürgen W. Möllemann einige Tage später auf tragische Weise ums Leben. Unfall oder Mord? Auch wenn wir es nicht beweisen konnten, stand für uns letzteres wegen der aktuellen Ereignisse zu unserer Überzeugung fest.

Das letzte was Ralph dann noch von den an Möllemann übersandten Unterlagen von einem ehemaligen Referendarkollegen, der nunmehr bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf tätig ist, erfuhr, war, das sich aus den handschriftlichen Randnotizen der beschlagnahmten Dokumente ergab, das Möllemann tatsächlich in den nächsten Tagen seine kleine Anfrage im Bundestag stellen wollte. Eins wurde uns mit aller Klarheit bewusst: gelänge es uns nicht in kürzester Zeit, den gesamten Vorgang publik zu machen, wäre unser Leben nur noch von sehr begrenzter Dauer. Die Offenlegung der Fakten hatte somit oberste Priorität. Thomas van Zütphen konnte die Sache im "Focus" nicht bringen, da sein Vorgesetzter Huvel-Schulte sie aus opportunen Erwägungen heraus nicht bringen wollte. Thomas verstand die Welt nicht mehr: da habe ich die Story meines Lebens und der Huvel Schulte hält mich mit fadenscheinigen Vorwänden auf der Endlosschleife.

Uns erinnerte das ganze in fataler Weise an die Sache mit dem " Spiegel" . Auch dort war die Veröffentlichung offenbar nicht opportun gewesen, weil israelische Interessen nachhaltig tangiert wurden. Es war allem Anschein nach so, das innerhalb der Presse ein stillschweigendes Übereinkommen bestand, über kriminelle Aktivitäten des israelischen Mossad in Deutschland nichts verlautbaren zu lassen. Dann bringen wir das ganze eben selbst als Buch heraus, meinte Ralph, daran kann uns ja keiner hindern und fing an, dass Manuskript zu unserem Buch zu schreiben. Von wegen nicht daran hindern.

Einige Tage später wurden wir auf einem unserer zahlreichen Waldspaziergänge im Oberbergischen vollkommen unvorbereitet von einer Person überrascht, die wir bereits so gut wie vergessen hatten : Jürgen Jacobi.

Wir hätten den schwarzmetallicfarbenen Mercedes Geländewagen, der abseits des Waldweges auf einem Wirtschaftsweg stand wegen der tiefstehenden Sonne und dem Unterholz wohl gar nicht wahrgenommen, wenn nicht jemand " hallo Ralph " gerufen hätte.

Wir drehten uns um und sahen eine männliche Person, ca. 1,85 groß, kurzes nach hinten gebürstetes dunkelblondes Haar, dunkelblonder Vollbart, ungefähr Mitte 50. Wir waren vollkommen irritiert, da wir die Person, die uns plötzlich gegenüberstand, nicht erkannten. Wie um uns aus der Unwissenheit zu befreien sagte der Mann" ihr kennt mich unter Jürgen Jacobi" . Was ? Jürgen Jacobi ?

Der Mann sah aus wie David Sutherland.

Bis auf .... ja bis auf die auffallend kleinen Hände, das war das einzige an dem wir Jürgen Jacobi erkannten. Jetzt erst fielen uns zwei weitere Männer vorne am Wagen auf: mediterrane Typen, ca. 1,80 groß, gepflegt, mit dunklem Jackett und darunter.... Uzi Maschinenpistolen im Hohlster. Wie im Kino und dazu noch mit 3 D Ton, dachten wir. Was läuft jetzt für ein Film ab. Ralph ich muss dich mal eben unter vier Augen sprechen. Du hast doch nichts dagegen Lothar? Blöde Frage mit der überzeugenden Armierung, sagte ich mir.

Ralph begab sich zögernd zu ihm und die beiden gingen den Waldweg hinunter. Die beiden Gorillas behielten mich fest im Blick. Jetzt erst fiel mir auf, dass die Heckklappe des Mercedes geöffnet war und das Autokennzeichen nicht erkennbar war.

Wie von Geisterhand befohlen sprintete einer der beiden Gorillas plötzlich mit einer roten Akte unter dem Arm in Richtung Jürgen Jacobi und Ralph . Ungefähr 10 Minuten später kamen Ralph und Jürgen Jacobi oder wie immer der Kerl hieß, zum Wagen zurück. Ralph machte einen nachdenklichen Eindruck. Denk daran was ich dir gesagt habe Ralph, meinte Jacobi, setzte sich mit den beiden anderen Figuren in den Wagen und fuhr mit offener Heckklappe weg. Einen Teil des Kennzeichens konnte ich gerade noch erkennen: NE-PS 4....

Scheiße !

Was Ralph mir jetzt zu berichten hatte, verdiente auch keine andere Bezeichnung. Jürgen Jacobi sei vom Mossad und so etwas wie ein Vorgesetzter von Denis Lindenberg. Mit der Buchveröffentlichung sollten wir uns abschminken. Im übrigen hätte er Ralph, falls es sich als nötig erweisen sollte, mit einer gefälschten Ermittlungsakte für einige Zeit aus dem Verkehr gezogen. Was für eine gefälschte Ermittlungsakte? Das hätte man schon einige male erfolgreich praktiziert und würde letztlich nichts anderes bedeuten, als das jemand mit getürkten Justizakten in haft genommen würde. Der Kerl hat eine komplett zurecht gestrickte Justizakte gegen mich, mit der ich, ob du es glaubst oder nicht, für eine ganze Zeit weg bin, sagte Ralph.

Zum Beweis präsentierte er mir einen auf seinen Namen ausgestellten Haftbefehl des Amtsgerichtes Köln. Das kann es doch gar nicht geben. Doch, doch, das ist schon denkbar ,sagte Ralph. Angeblich wurde Ralph danach bereits 1996 zu einer zwei jährigen Haftstrafe verurteilt, ausgesetzt auf 7,5 Jahre zur Bewährung. Diese Bewährung wird nun widerrufen und, da seinein momentaner Aufenthaltsort nicht bekannt ist, öffentlich zugestellt, so dass er von dem Erlass eines Vorführhaftbefehls keine Kenntnis erhalten konnte und sofort zur Fahndung ausgeschrieben werde. So einfach scheint das für diese Leute in unserem Land zu sein. Man musste sich die Situation nochmals auf der Zunge zergehen lassen: der Mitarbeiter eines ausländischen Geheimdienstes droht die Festsetzung eines unbescholtenen Bürgers dieses Landes mit kriminellen Mitteln unter Zuhilfenahme ahnungsloser deutscher Justizdienststellen an. Wo sind wir in Deutschland eigentlich hingekommen, wenn der tatsächlich glaubt, das er damit durchkommt? Aber das muss doch feststellbar sei, dass die Gerichtsakteakte gefälscht ist, warf ich ein. Meinst du wirklich, sagte Ralph. Gerichtsakten sind doch keine Dokumente mit einem besonders hohem Grad an Fälschungssicherheit, wie etwa Banknoten. Solange das Aussehen echt ist, Papier, Tinte und Druckerschwärze das entsprechende Alter aufweisen, ist auch mit einem Computerspektografen die Echtheit nur sehr schwer feststellbar.

Natürlich sich von den angeblich beteiligten Amtspersonen keiner an den nicht stattgefundenen Vorgang erinnern. Nur wird man das zum jetzigen Zeitpunkt auf den Umstand zurückführen, dass man sich nach über 7 Jahren einfach nicht mehr erinnern kann. Klingt zunächst plausibel . Bis sich die ganzen Fälschungen und Irrtümer herausgestellt haben, ist mir dann längst in der Haft ein "Unfall" zugestoßen oder ich habe mir, weil ich angeblich mit den Haftbedingungen nicht klar gekommen bin, das Leben genommen.

Nach der ersten Aufregung sah Ralph die ganze Angelegenheit dann aber wesentlich gelassener Ralph meinte :warum erzählt der mir denn etwas von einem Haftbefehl, den er gegen mich einsetzen würde, wenn er dies viel effektiver aus dem Verborgenen heraus bewerkstelligen könnte? Sinnvoll wäre es doch aus Jacobis Sicht gewesen, mich über das ganze im Ungewissen zu lassen. Wäre er so stark, wie er sich darstellt, würde er einfach nur handeln und nicht nur drohen. Ich will dir sagen warum er mir das alles erzählt hat, meinte Ralph :weil er das, was er mir androht , momentan gerade nicht bewerkstelligen kann. Der wollte mich lediglich mit den angeblichen Möglichkeiten die er hat einschüchtern.

Zu uns gekommen ist der eigentlich nur, weil die vor einer wie auch immer gearteten Veröffentlichung des Sachverhaltes tierische Angst haben müssen. Das ganze Auftauchen von diesem Jürgen Jacobi ist doch bei nüchterner Betrachtung nichts anderes, als das Eingeständnis von Schwäche.

Die Veröffentlichung des Buches soll verhindert werden!

Den Gefallen werden wir denen aber gerade nicht tun. Deswegen: wer schreibt der bleibt und überlebt!

Niedergeschrieben wurden die Erlebnisse des Lothar Harold Schulte die auf wahren und beweisbaren Tatsachen beruhen.

Wegen der bestehenden Gefährdungssituation für mich und andere ,ist es mir zur Zeit nicht möglich , meinen Aufenthaltsort zu nennen.

Kontakt: 0179 / 95 29 148 Lothar Harold Schulte

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