Die ägyptische Revolution und plündernde Polizei
Nach Berichten von Beobachtern, die seit langer Zeit mit den Verhaeltnissen im Land vertraut sind, ist es angemessen, das gegenwaertige Geschehen in Aegypten als eine Revolution zu bezeichnen. Selbst wenn es noch nicht zum angestrebten Ruecktritt des Diktators gekommen ist, hat sich die Lage doch in einer Form gewandelt, dass Mubarak keine Zukunft mehr bleibt. Entscheidend waren offenbar die Ereignisse vom Freitag, als die Bevoelkerung die verhasste Polizei des Despoten im Verlauf massiver Auseinandersetzungen in die Flucht schlug. Der Erfolg wird nun gemeinsam mit der Armee gefeiert.
Auch eine Depesche der US-Botschaft, die durch Wikileaks bekannt wurde, belegte die hoffnungslose Situation in Aegypten insoweit es um den Schutz der Menschenrechte ging. Folter und Brutalitaet waren an der Tagesordnung und jeder musste damit rechnen, schwere Misshandlungen durch die Polizei zu erfahren. Dass die Auseinandersetzung mit diesen Schergen des Regimes zur wichtigsten Schlacht der aegyptischen Revolution wurde, war deshalb nicht zufaellig. Von den Menschen wird das Verschwinden der Polizei von den Strassen der Hauptstadt als Befreiung betrachtet.
Mit den Truppen der Armee hingegen fanden vielfach Verbruederungen statt. Zumindest in den unteren Raengen scheint Mubarak keinen Rueckhalt mehr zu genießen. Es kam offenbar auch dazu, dass Truppen der Armee Demonstranten vor Angriffen der Polizei schuetzten. Auch gab es von ihrer Seite keine ernsthaften Versuche, die Ausgangssperre durchzusetzen, die von vielen durchbrochen wurde.
Die beobachteten Pluenderungen wurden mindestens in einigen Faellen von der Polizei durchgefuehrt: Al Jazeera gab Hinweise darauf und auch die ZEIT erwaehnte in einem Bericht, dass die Armee pluendernde Polizisten in Gewahrsam nahm.
Auch in einer Reihe anderer Faelle fiel auf, dass die Pluenderer Polizeimarken trugen.
Darueberhinaus wurden Berichten zufolge von der Polizei auch kriminelle Gefaengnisinsassen freigelassen, die sich an den Pluenderungen beteiligte, nachdem sie durch die Polizei daran nicht gehindert wurden.
Es sollte der Bevoelkerung anscheinend das Signal gegeben werden, dass sie, wenn sie nicht die Dominanz der Polizei im oeffentlichen Raum respektierte von ihr auch keinen Schutz mehr zu erwarten habe.
Als wesentliches Ereignis der Veraenderung wird von Beobachtern und Kennern der aegyptischen Verhaeltnisse berichtet, dass die Furcht vor dem bisher nahezu allmaechtigen Sicherheitsapparat Mubaraks gebrochen wurde; dass die Bevoelkerung aus unterschiedlichsten Schichten, Arme wie Reiche und Geschaeftsleute sich gemeinsam zur Wehr setzten und damit erfolgreich waren.
Nun wird bezweifelt, dass Mubarak noch ueber eine Macht verfuegt, die ueber seinen eigenen Amtssitz hinaus reicht.
Saemtliche verhaengten Ausgangssperren wurden von von der Bevoelkerung ignoriert. Der Regierung fehlte offensichtlich die Macht zur Durchsetzung. Die verhasste Polizei vermied es, noch in Erscheinung zu treten.
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